Mittwoch, 30. September 2009

„Wer Bücher verbrennt, verbrennt Menschen!“


„Wer Bücher verbrennt, verbrennt Menschen!“ (port.: „Quem queima livros, queima homens!“ – dies sagte einmal der deutsche Schriftsteller Heinrich Heine.
Das waren prophetische Worte!

Denn als die Nazis 1933 an die Macht kamen, verbrannten sie zuerst die Bücher der „entarteten“ jüdischen Künstler und dann massakrierten sie später die Millionen Juden selbst in den Gaskammern der Konzentrationslager.

Daher lobe ich mir den Mut des portugiesischen UNESCO-Botschafters Manuel Carrilho, der sich diese Woche in New York geweigert hat, den Anordnungen der portugiesischen Regierung folge zu leisten, und den Ägypter Farouk Hosni, einen bekennenden Antisemiten, zum Generalsekretär der Weltkulturorganisation UNESCO zu wählen.

Die Wahl Farouk Hosnis, der öffentlich bekennt schon selber jüdische Bücher verbrannt zu haben, zum Chef einer solch Prestigetragenden Organisation wie die UNESCO zu ermöglichen, wäre ohne Zweifel eine Schande.

Da ist es wirklich nur lobenswert, das sich ein portugiesischer Diplomat, allen politischen und wirtschaftlichen Vereinbarungen die zwischen Portugal und Ägypten herrschen, entgegenstellt, und sich öffentlich weigert aus rein wirtschaftlichen Gründen einer Wahl zuzustimmen, die gegen seine Prinzipien sind.

Ich bin gespannt, was in den nächsten Tagen Manuel Carrilho von der portugiesischen Regierung zu erwarten hat.
Höchstwahrscheinlich wird er als UNESCO-Botschafter entlassen.

Aber selbst diese Entlassung, wird ihm nicht den Mut und den Respekt absprechen können, den dieser Diplomat von uns allen verdient.

Senhor Carrilho, sie haben meinen höchsten Respekt!

Der Star auf Portugals Flohmärkten: Magalhães


Der vom portugiesischen Kultusministerium letztes Schuljahr an alle Schüler der dritten und vierten Grundschulklassen verteilte Computer „Magalhães“ entwickelt sich, nach den Sommerschulferien in diesem Jahr, zum Star auf den hiesigen Flohmärkten und in den Pfandleihen.

Wie die Wochenzeitung „Expresso“ in ihrer gestrigen Ausgabe berichtet, gehen in Zeiten wirtschaftlicher Krise und leerer Haushaltskassen Eltern dazu über, die Laptops ihrer Kinder jetzt nach den Sommerferien zu verkaufen oder zu verpfänden.

50 Euro war der Preis, den die Eltern maximal für den „Magalhães"“ zahlen mussten, als letztes Schuljahr die Computer an 320.000 Kinder verteilt wurden.
Immerhin ca. 100.000 Schulkinder bekamen, wegen geringer Einkommen ihrer Eltern, sogar den Computer von den Schulen umsonst gestellt.

Auf dem wohl bekanntesten Flohmarkt in Lissabon, der „Feira da Ladra“, werden die Computer jetzt für sage und schreibe 120 bis 140 Euro angeboten, und dies sogar im Originalzustand, wie die „Expresso“ berichtet.
So gesehen, ein gutes Geschäft für die Eltern, aber mit katastrophalen Folgen für die Kinder, die nun ohne Computer dastehen, und somit ihren Klassenkammeraden im Unterricht nur noch schwer folgen können.

Im Pfandhaus bekommen Eltern 100 bis 150 Euro, die sie verwenden, um am Ende des Monats über die Runden zu kommen.
Ausgelöst wird das Computer-Pfandstück dann mit 20% Aufschlag.

Das Kultusministerium behauptet von diesen Zuständen nichts zu wissen.
Die Schulbehörde und die Polizei greifen nicht ein und dürfen dies auch gar nicht. Schließlich sind die Computer ja nicht gestohlen.

Man überlegt jetzt aber, die Computer an die nächste Generation von Schülern nicht mehr zu verkaufen, sondern nur noch auszuleihen.
Dies wiederum ruft die Computerhersteller auf den Plan:
Die sehen nämlich ihre Umsätze schwinden.
Denn werden die Computer nicht an die Schüler verkauft, sondern nur verliehen, brechen logischerweise die Umsätze ein.

Von Dichtern und ihrem Glauben


Lesen sie gerne Prosa?

Ich muss gestehen, ich nicht!
Aber dieser Tage habe ich mir das Buch „Viagens na minha terra“ (port.: Reisen durch mein Vaterland), des Dichters und Dramaturgen João Baptista da Silva Leitão de Almeida Garrett, hier in Portugal auch einfach nur Almeia Garrett genannt, endlich aus meinem Bücherregal genommen, und angefangen es zu lesen.

Eigentlich steht das Werk Almeida Garretts bestimmt schon drei oder vier Jahren in meinem Bücherregal, aber wie es nun einmal so ist:
schwere Lektüre, hebt man sich gewöhnlich „für später“ auf.

Aber diesmal, auf der Suche nach etwas lesbarem in meinem Bücherschrank, geriet mir besagtes Buch in die Hand, und ich habe beschlossen es zu lesen.

Bei „Viagens na minha terra“ handelt es sich einerseits um einen Liebesroman und andererseits um einem romantischen Reisebericht über Portugal, beides in Verbindung mit vielen politischen Kommentaren, welches Almeida Garrett 1846 schrieb.
Denn Almeida Garrett war nicht nur Poet, sondern auch Politiker, und für einige Zeit sogar portugiesischer Außenminister.

In einem Kapitel von „Viagens na minha terra“ schreibt Garrett folgende Worte, die ich heute mit großem Interesse las, und die ich hier gerne übersetzen möchte:

Übersetzung:
„Seit dem ich denken und lesen kann, bewundere ich die „Lusíadas“, die mich bewegen, zum weinen bringen und die mich stolz machen, dieses Werk das auf dieser Welt das Größte ist, nach „Der Göttlichen Komödie“ und dem „Faust“.

(Original: „Desde que entendo, que leio, que admiro Os Lusíadas, enterneço-me, choro, ensoberbeço-me com a maior obra de engenho que apareceu no mundo, desde a Divina Comédia até ao Fausto.“)

Weiter schreibt er:

Übersetzung:
„Der Italiener (Dante) besaß den Glauben an Gott, der Deutsche (Goethe) glaubte an den Zweifel, der Portugiese (Camões) aber glaubte an sein Vaterland.
Man muss an etwas glauben, um groß zu sein – nicht nur der Poet – jeder von uns kann etwas großes hervorbringen.“

(Original: „O italiano tinha a fé em Deus, o alemão no cepticismo, o português na sua pátria. É preciso crer em alguma coisa para ser grande - não só poeta - grande seja no que for.“)

Zu Almeida Garrett sei noch zu sagen, das er am 04. Februar 1799 in der Stadt Porto geboren wurde. Er verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend auf der Azoreninsel Terceira, auf die seine Eltern mit ihm und seinen vier Geschwistern geflohen waren, als die napoleonischen Truppen seine Heimatstadt 1807 besetzten.

Almeida Garrett war das, was man heute wohl einen Allroundtalent nennt.

Er schrieb Romane („Helena“, „O Arco de Santana“), Gedichtbände („Dona Branca“, „Folhas caídas“), Tragödien („Catão“, „Mérope“), Dramen („Frei Luis de Sousa“, „Um Auto de Gil Vicente“), Komödien („Filipa de Vilhena“, „A sobrinha do Marquês“), verfasste politische Reden („Manifesto das Cortes Constituintes à Nação“) und schrieb eben auch Reiseberichte, wie das schon erwähnte „Viagens na minha terra“.

Almeida Garrett verstarb am 09. Dezember 1854 in Lissabon, nach einem schweren Krebsleiden.
Seine Werke aber sind bis heute unsterblich.
Sein Einfluss auf die portugiesische Literatur war und ist noch immer sehr beachtlich.
Von allen großen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts ist er derjenige, der heute, vor allem auch von der jüngeren Generation, am meisten gelesen, studiert und geachtet wird.

Gott sprach zum Menschen…


Heute, auf dem Heimweg von der Arbeit nach Hause, bin ich im Stadtteil São Paulo, an der gleichnamigen Kirche vorbeigekommen.

An der großen Kirchentür, wo die üblichen Kirchenveranstaltungen aushängen und die obligatorischen Kirchentermine bekannt gegeben werden, sah ich ein Blatt Papier, mit einem Handy darauf.

Neugierig geworden, sah ich mir dieses ausgehängte DIN-A4 Blatt genauer an, auf dem übersetzt, folgendes zu lesen ist:

„Gott sprach zum Menschen auf verschiedenster Art und Weise.
Aber niemals benutzte er dabei ein HANDY

Bitte schalten sie ihr Handy aus, bevor sie in die Kirche betreten“

In meinen Augen, ein origineller „Kirchenschatz“!

„Hook ’em, horns“


George W. Bush hat dieser Tage eine Universitätsbibliothek im texanischen Austin eingeweiht.
Eigentlich hatte sich Bush ja fest vorgenommen, nie wieder eine Universität zu betreten, nachdem amerikanische Universitätsprofessoren im Jahre 2005 einen ganz besonderen stinkenden Käfer nach ihm benannt hatten.
Damals wurde, der kurz zuvor neu entdeckte Schwammkugelkäfer, der sich von Schleimpilzen ernährt, nach George W. Bush, mit dem lateinischen Namen „Agathidium bushi“, benannt.

Doch Bush entschied sich diese Woche, da die Bibliothek ja seinen Namen erhalten sollte, an deren Eröffnung als Gastredner teilzunehmen.
Was anderes blieb ihm ehrlich gesagt, ja auch nicht übrig.

Am Ende der Rede, verabschiedete er sich vom anwesenden Publikum, dem Lehrerkollegium und den Studenten mit einem besonderen Gruß.
Er erhob seinen Arm, spreizte seinen Daumen und seinen kleinen Finger nach außen und ballte die anderen drei Finger zur Faust.

Es handelt sich bei dieser besonderen Geste um den so genannten traditionellen texanischen Gruß „hook ’em, horns“, der am selben Abend nicht nur von ihm, sondern auch von seiner Frau Laura mehrmals wiedergegeben wurde, und der in Texas in etwa so viel bedeutet wie „Viel Glück“.

„Hook ’em, horns“ machen alle Texaner nicht nur als selbstverständliche Geste, sondern man findet dieses Handzeichen überall in Texas verteilt, sei es an Wänden gemalt, als Aufkleber auf Autos oder auch Mal als Abdruck auf einem T-Shirt.

Die Tatsache dass Georg W. Bush jetzt Bibliotheken eröffnet und nicht mehr als Präsident der USA den Finger am Atomknopf hat, ist eigentlich beruhigend und ist dementsprechend auch eine Nachricht wert.

Aber nicht die Bibliothekseröffnung durch den Ex-Präsidenten der USA war den hiesigen Tageszeitungen eine Nachricht wert, sondern die besagte Handbewegung, die er am Ende dieser Eröffnung machte.

Denn hier in Portugal ist diese Geste eher eine von der Sorte, wie man sie seinem Gegner mit auf den Weg gibt, wenn man ihn auf die wüsteste Art und Weise beschimpfen will.

Wenn hier in Portugal einer dem anderen diese Handbewegung zeigt, dann bedeutet das nämlich so viel wie:
„Deine Frau hat dir die Hörner aufgesetzt, Du Waschlappen“, oder „Deine Alte betrügt Dich nach Strich und Faden, Du Depp“.
Diese Geste, vor allem bei primitiven Autofahrern sehr beliebt, ist unter uns Südländer wohl eine der schlimmsten Beschimpfungen die man von sich geben kann.

Die Tageszeitung „Diário de Noticias“ nahm sich daher drei ganze Spalten um die Geste von Mr. Bush, im fernen Texas, zu erklären.
Die Tatsache, dass Bush eine Bibliothek eingeweiht hatte, war der Zeitung allerdings nur zwei Sätze wert!

Eine andere portugiesische Tageszeitung, der „Jornal da Madeira“, der auf der Insel Madeira erscheint, dort wo die Bevölkerung mehrheitlich streng katholisch und religiös ist, sah sich am Tag nach dem Abdrucken der Nachricht von der Bibliothekseröffnung sogar dazu genötigt, ihren Lesern mitzuteilen, das Bush und seine Frau keinen satanischen Gruß von sich gaben, als sie fotografiert wurden.
Viele der Leser hatten nämlich, als sie das Foto in der Zeitung sahen, diesen als solchen interpretiert, und heftige Protestschreiben an die Zeitung gesendet.

Diese stellte, wie gesagt, in ihrer Ausgabe am nächsten Tag dann klar, das es sich bei der von Bush gezeigten Geste, um eine ganz normale texanische Grußform handele, mit der man jemanden einfach nur viel Glück wünscht.

In diesem Sinne: „hook ’em, horns“

Freitag, 25. September 2009

Wählen ist eine Bürgerpflicht



Zufälligerweise finden am kommenden Sonntag, dem 27. September 2009, sowohl in Portugal als auch in Deutschland am gleichen Tag Parlamentswahlen statt.

Hier in Portugal finden Wahlen zur „Assembleia Nacional“ (dt.: Nationalversammlung) und in Deutschland finden die Wahlen zum „Bundestag“ (port.: Congresso Federal) statt.

Mit Absicht habe ich hier in meinem Blog weder den portugiesischen, noch den deutschen Wahlkampf thematisiert.
Nicht das ich kein politischer Mensch wäre, oder nicht an Politik interessiert wäre.

Im Gegenteil!

Nur bin ich der felsenfesten Meinung das, genauso wie meine politische Überzeugung nicht zur Diskussion steht, es mir auch nicht zusteht die politische Meinung anderer in Frage zu stellen, auch wenn sie weiß Gott nicht immer mit meinen Überzeugungen übereinstimmen.

Aber den demokratischen, politischen Gegner zu respektieren ist eine meiner Maximen.
Außerdem ist dieser Blog nicht dazu da, um zu missionieren!

Aber eines möchte ich den Lesern meines Blogs auf jeden Fall mit auf den Weg geben:

Denken sie daran, das Wählen eine Bürgerpflicht ist!
(port.: Votar é um dever cívico!)

Gehen sie bitte am kommenden Sonntag wählen!

Donnerstag, 24. September 2009

Das Haus der Geschichten von Paula Rego




Am letzten Freitag, dem 18. September 2009, wurde in Cascais, im Beisein von Staatspräsident Anibal Cavaco Silva und seiner Ehefrau, ein bemerkenswertes neues Museum eröffnet, das voll und ganz dem Werk der portugiesischen Malerin Paula Figueiroa Rego gewidmet ist.

Der in den Farben rotbraun gehaltene Neubau "Casa das Histórias Paula Rego" (dt.: Haus der Geschichten von Paula Rego) wurde von dem Architekten Eduardo Souto de Moura entworfen.
Mit zwei Türmen in Pyramidenform und ganz schlichten Mauern ist das Museum im Stil historischer Gebäude gebaut.

Im Inneren kann man die einzigartigen Bilder der seit Jahrzehnten in London lebenden und international anerkannten 73jährigen Künstlerin bewundern.
Paula Rego hat dem Museum mehr als 500 ihrer Werke überlassen. Hinzu kommen noch einige Bilder ihres verstorbenen englischen Ehemannes Victor Willing.

Das Museum heißt nicht umsonst „Haus der Geschichten von Paula Rego“.
Denn wer sich jemals die Bilder von Paula Rego angeschaut hat, weiß wie ausdrucksstark ihre Kunst ist.
Jedes Bild erzählt eine eigene Geschichte, mit seinen überwiegend grotesken, aggressiven, dominanten und geschundenen Figuren.

Ich war gestern in Cascais und habe mir das Museum und die Werke von Paula Rego angeschaut.
Abgesehen davon, das das Museum eines der wenigen, wenn nicht gar das einzige, in Cascais ist das keinen Eintritt verlangt, lohnt sich ein Besuch in der „Casa das Histórias Paula Rego“ alleine schon wegen der Einzigartigkeit der Bilder dieser renommierten Künstlerin.

“Dag Poortugaal”




Das Internet ist, wie es jeder wohl weiß, der dieses Kommunikationsmittel benutzt, eine Welt für sich.
Eine interessante, kuriose, lehrreiche und nützliche Welt.
Aber leider auch zu oft eine brutale, schändliche und perverse Welt.

Mich kann im Netz eigentlich nur noch weniges angenehm überraschen, dafür aber leider vieles erschrecken und abstoßen.
Aber, wie ich schon erwähnte, kann ich durch das Internet an manchen Tagen auch viel Neues erfahren und dazulernen.

Heute war solch ein Tag.
Ich surfte bei Google nach den Partnerstädten meiner Heimatstadt Lissabon, und gab die Begriffe „Lisboa – Portugal – geminização – cidades“ ein, als ich nach einiger Zeit auf den Namen „Poortugaal“ stieß.

Zu erst dachte ich, es würde sich um eine ausländische Schreibweise meines Heimatlandes Portugal handeln, und weil ich nun einmal ein wissbegieriger Mensch bin wollte ich unbedingt wissen um welche Sprache es sich wohl handelt, in der mein Heimatland mit einem doppelten „O“ und einem doppelten „A“ geschrieben wird.

Schnell stellte ich fest, es handelte sich dabei um die niederländische Sprache.
Aber obwohl mein niederländisch nicht gerade das Beste ist, (um ehrlich zu sein verstehe ich auf niederländisch noch nicht einmal Bahnhof) stellte ich fest, das es bei „Poortugaal“ nicht um das Land Portugal geht, sondern um eine Ortschaft oder Stadt.

Natürlich bin ich dann sofort bei Wikipedia eingestiegen und musste feststellen dass es tatsächlich einen kleinen Eintrag über „Poortugaal“ gab – auf niederländisch!
Auch gab es eine kleine portugiesische Version des Wikipediaeintrages, aber nicht so ausführlich wie das niederländische.

Ich fand folgendes heraus:

Poortugaal ist eine kleine Gemeinde aus dem 15. Jahrhundert mit knapp 10.000 Einwohnern, in der Nähe von Rotterdam, die sich im Jahre 1985 mit dem Ort Rhoon zusammengeschlossen hat, und seitdem die Kleinstadt Albrandswaard, in der Provinz Süd-Holland, bildet.

Zweifelsohne stammt der Name „Poortugaal“ von Portugal ab, wie der Stadtwappen deutlich zeigt, der wirklich dem portugiesischen Staatswappen, bis auf die Farben, gravierend ähnelt.

Weiterhin habe ich herausgefunden das es in „Poortugaal“ einen Aldi und einen Plus gibt (die sind doch auch überall, oder?!?), das das beste Restaurant der Stadt Wapen van poortugaal heißt, das „Poortugaal“ einen erfolgreichen Fußballverein hat und das es dort eine Psychiatrische Klinik gibt (natürlich!).

Warum „Poortugaal“ allerdings „Poortugaal heißt, und über die Geschichte dieses Ortes konnte ich aber leider nichts herausfinden. Vielleicht liest ja ein niederländischer Leser diesen post, und kann mir dann mehr Informationen geben!

Ich wäre jedenfalls über mehr Infos über „Poortugaal“ sehr dankbar!

Fahrrad vs. Porsche


In meinem post „Esel vs. Ferrari“, vom 05. Juni 2009 berichte ich von dem „Rennen“ eines Esels gegen ein Ferrari, das vor gut 16 Jahren von einem Fernsehsender gesponsert wurde.

Damals, im Lissabonner Vorort Queluz startend, traten der graue Vierbeiner und der rote Sportwagen an, um zu sehen welcher von Beiden wohl als erster am Lissabonner Rossio ankäme.
Der Esel ging damals haushoch als Sieger durchs Ziel, denn der Ferrari hatte, aufgrund des starken Berufsverkehrs, keinerlei Chance durch die Innenstadt zu kommen.

Gestern, am Europäischen Autofreien Tag, wurde wieder solch ein originelles Rennen veranstaltet, diesmal vom Lissabonner Rathaus organisiert.
An den Start gingen ein Radfahrer, ein Porsche, ein Taxi und der Lissabonner Bürgermeister höchstpersönlich, in einer U-Bahn (Metro).

Gestartet wurde im Campo Grande um genau 09.33 Uhr.
Der Radfahrer Rui Sousa, der die Strecke vom Campo Grande, wo er wohnhaft ist, zum Rossio fast täglich fährt, da er in der Lissabonner Unterstadt Baixa in einer Bank arbeitet, brauchte für die 7 km lange Strecke ganze 13 Minuten.
Er war es auch, der als Sieger durch die Ziellinie am Rossio ging, und am „Café Nicola“ auf seine Mitstreiter wartete.

Vier Minuten nach dem Radfahrer, kam Lissabons Bürgermeister António Costa mit der U-Bahn an der Metrostation Rossio an.
Vier weitere Minuten später hielt der Taxifahrer Pedro Rosa vor dem „Café Nicola“ an, und gesellte sich zu den anderen zwei.
Als letzter, nämlich 23 Minuten nach dem Radfahrer, kam der Porschefahrer am Rossio an, wo sich die anderen drei schon an einem kräftigenden Frühstück stärkten.

Der Sinn dieses Rennens war es, so der amtierende Bürgermeister, dem Normalbürger zu zeigen, dass es sich auf alle Fälle lohnt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, zumal in einer Großstadt wie Lissabon.

Befänden wir uns nicht gerade vor Parlaments- und Kommunalwahlen, so wäre wahrscheinlich kein Mensch auf die Idee gekommen, dieses Rennen zu veranstalten.
Aber in Wahlkampfzeiten zeigen solche Aktionen ihre Wirkungen, und sei es auch nur für eins oder zwei Tage.

Jedenfalls beteuerten die meisten Bürger, die am Rossio spontan befragt wurden, was sie von der ganzen Aktion halten würden, sie würden am nächsten Tag „auf alle Fälle“ mit den Öffentlichen zur Arbeit fahren!

Wer es glaubt, wird selig!

Mittwoch, 23. September 2009

Ein Denkmal als Taubenschreck


Im Zentrum eines der schönsten und harmonischsten Plätze der portugiesischen Hauptstadt, wenn nicht gar dem schönsten Platz, steht ein bronzenes Reiterdenkmal, der dem Platz etwas Majestätisches und Erhabenes gibt.

Es handelt sich bei dem Platz um den „Terreiro do Paço“ (dt.: Palastterrasse), wie die Lissabonner ihn heute noch nennen, obwohl er seit über 200 Jahren offiziell den Namen „Praça do Comercio“ (dt.. Handelsplatz) trägt.
Und bei der Statue handelt es sich um das Reiterstandbild aus Bronze für König José I, der auf seinem Lieblingspferd „Gentil“ reitet.

Das Reiterdenkmal für José I ist die erste Bronzestatue überhaupt, die in der Stadt aufgestellt wurde.
Nach den Notizen des Baumeisters Machado de Castro wurden insgesamt 38.564 kg reinste Bronze in 28 Stunden verschmolzen, um die Statue herzustellen.

83 Männer waren damals nötig um die Statue, in einem für den Bau des Denkmals extra errichteten Hochofens, zu gießen.
Der Hochofen stand im Heeresarsenal, dort wo heute das Militärmuseum (port.: Museu Militar) steht.

Es wird berichtet, das nach dem Bau des Denkmals, man vier ganz Tage brauchte, um Selbiges vom Heeresarsenal bis zur Praça do Comercio zu ziehen.
Insgesamt zogen 1000 Männer und 400 Ochsen die Statue, auf einen speziell dafür entworfenen Wagen, die knappen 2 km bis an ihren Standort.
Alles was unterwegs ein Hindernis darstellen konnte, wurde auf Anweisung des Königs demoliert.
Im Terreiro do Trigo, der auf halbem Weg zwischen dem Hochofen und der Praça do Comercio lag, wurden ganze Häuserzeilen abgerissen.
Und auch die Bögen der Rua das Portas da Cruz wurden ohne Erbarmen niedergerissen, da sie zu niedrig waren, um die Statue ungehindert durchlassen zu können.

Am 06. Juni 1775, dem 61. Geburtstag seiner Majestät des Königs, wurde mit einem unvergleichlichen Pomp das Denkmal feierlich eingeweiht.
Die ganze königliche Familie war anwesend, ebenso der ganze Hochadel und der Klerus.
Es fanden Kutschencorsos statt, an der der ganze Adel und das diplomatische Corps teilnahmen, Banketts und Bälle wurden arrangiert, Militärparaden abgehalten, es fanden Feuerwerke statt und die Bevölkerung der ganzen Stadt feierte das Ereignis drei Tage lang mit Freibier und 400 Ochsen am Spieß (die 400 Ochsen, die vorher das Denkmal an seinen Platz gezogen hatten!).

Den größten Ruhm aber, heimste damals nicht etwa der Bildhauer ein, sondern der Gießer.
Nachdem sich Machado de Castro mit dem König verworfen hatte, da dieser immer mehr Extrawünsche an den Künstler hatte, die dieser nicht verwirklichen konnte oder wollte, gestand der König dem Gießer eine siebenfach höhere Pension zu, als die, die er dem Bildhauer gewährte.

Heute thront das Reiterdenkmal für José I auf einem Marmorsockel des Künstlers Pêro Pinheiro, mitten auf der Praça do Comercio, und schmückt sie ungemein.
Und wenn man genau hinschaut, dann wird man feststellen dass dieses Denkmal eines der wenigen der Stadt ist, das nicht von Taubendreck beschmutzt ist.

Woran das liegt?
Nun, der Bildhauer Machado de Castro hat, als er das Denkmal erschuf, es so dargestellt, als ob das Pferd über Schlangen reitet, und sie so optisch zertritt. Die Schlangen sollten symbolisch die Feinde des Königs darstellen.

Die heutigen Tauben, die sich für gewöhnlich auf alles niederlassen was nicht mit Dornen oder Elektrodrähten geschützt wird, halten die bronzenen Schlangen von damals tatsächlich für echt und lebend, und halten sich deshalb von dem Denkmal fern.
So hat der Bildhauer, als er die Schlangen erschuf, ohne es zu ahnen, dafür gesorgt, das noch heute, sein Denkmal strahlt, während andere Denkmäler der Stadt zunehmend im Taubenkot versinken.

Gründungsort: Parkbank


Portugals Hauptstadt hat mit den Fußballmannschaften von Benfica Lissabon (port.: Sport Lisboa e Benfica) und Sporting Lissabon (port.: Sporting Clube de Portugal) zwei Fußballclubs, die im nationalen und im internationalen Weltfußball immer wieder eine große Rolle spielen.

Zu diesen zwei Mannschaften, die sich sportlich nichts schenken, und immer eine gesunde Rivalität pflegen, gesellt sich eine dritte Stadtmannschaft, nämlich der im Stadtteil Restelo-Belém beheimatete Fußballclub Belenenses (port.: Clube de Futebol Os Belenenses).

Obwohl die Belenenses den Adlern aus Benfica und den Löwen aus Alvalade heute leider sportlich nicht mehr das Wasser reichen können, so waren sie einmal doch eine sehr erfolgreiche Mannschaft. Sie gewannen mehrmals die portugiesische Meisterschaft und waren auch mehrere Male UEFA-Teilnehmer.

Doch was den Fußballclub Belenenses so besonders macht, und ihn von allen anderen portugiesischen und auch vielen europäischen Mannschaften unterscheidet, ist die Art seiner Gründung.

Während andere Mannschaften in einem Clubhaus, auf einem Fußballplatz oder in einem Anwaltsbüro gegründet wurden, hat der Fußballclub Belenenses, so außergewöhnlich das auch klingen mag, auf einer Parkbank im Stadtteil Belém das Licht der Welt erblickt.

Heute vor genau 90 Jahren, am 23. September 1919 trafen sich acht junge Männer, alle Hobbyfußballer aus gutem Hause (denn nur wer Geld hat, kann auch einen Fußballverein gründen – das gilt für heute genauso wie für damals!), im Park der Praça Afonso de Albuquerque, genau gegenüber dem Präsidentenpalast, und beschlossen nach einem Spiel auf dem Rasen des Parks, spontan die Gründung eines neuen Vereins.

Feierlich setzten Artur José Pereira, der Initiator des Ganzen, sein Bruder Francisco Pereira und Henrique Costa, Carlos Sobral, Joaquim Dias, Júlio Teixeira Gomes, Manuel Veloso sowie Romualdo Bogalho auf einer Parkbank ihre Unterschriften unter ein einfaches Blatt Papier, auf dem sie sich verpflichteten einen neuen Fußballverein zu gründen, „um sich einen Traum zu erfüllen“, so steht es schwarz auf weiß auf dem Gründungspapier.

Besagte Parkbank steht heute noch in dem Park, und zeugt mit der Gravur „Aqui nasceu o CF Os Belenenses 23-9-1919“ (dt.: Hier wurde der FC Belenenses am 23-9-1919 geboren) von der wohl originellsten Gründung eines Vereins in der portugiesischen Fußballgeschichte.

Anhänger eines Fußballvereins zu sein, hat hier in Portugal noch sehr viel mit Familientradition zu tun, d.h. wenn z.B. der Großvater Benfica-Fan war, der Vater Benfica-Fan ist und eventuell vorhandene Brüder auch Benfica-Fans sind, dann ist man automatisch von Geburt an Benfica-Fan.
Die Möglichkeit Anhänger eines anderen Vereins zu werden sind von vornherein gar nicht gegeben, außer man möchte von seinen Brüdern verprügelt werden…

Wäre ich also von Haus aus nicht Benfica-Fan, dann kann ich mir sehr gut vorstellen Belenenses-Fan geworden zu sein.
Denn seit meinen Kindestagen hat mich die Art und Weise der Gründung dieses Vereins fasziniert.

Dienstag, 22. September 2009

Was ist wirklich typisch deutsch?


Die Deutschen sind fleißig, organisiert, akkurat, leicht pedantisch und immer am jammern!

Das ist im groben das Ergebnis einer Umfrage der Tageszeitung „O Público“, an der rund 12.000 Bürger teilnahmen, und in dem die Portugiesen gefragt wurden, was sie von ihren Partnern in der Europäischen Union halten, und was für sie typisch deutsch, typisch spanisch, typisch französisch, usw. ist.
Demnach halten wir Portugiesen, nach dieser Umfrage, die Deutschen auch für äußerst zuverlässig, umgänglich aber leider auch für wenig gesellig und absolut humorlos.

Jeder fünfte Portugiese findet die Deutschen nett und freundlich, und jeder vierte findet sogar, die Deutschen wären die besten Partner Portugals in der EU.
Dagegen halten 9% der Portugiesen die Deutschen für arrogant und überheblich.
Immerhin verbinden 82% der Portugiesen die Deutschen nicht mehr mit Hitler und den Nazis.

Fragt man die in Portugal lebenden Ausländer nach den Deutschen, so kommt Verwunderliches zu Tage.
Demnach halten die in Portugal lebenden Brasilianer die Deutschen für sehr freizügig, die Chinesen halten sie für langsam und die Inder finden die Deutschen sehr offen und sehr umgänglich.

Aber eines halten über 90% der Befragten für unbedingt typisch deutsch:
Die Deutschen trinken Bier bis zum Umfallen, haben ihren Garten voller Gartenzwerge und sie lieben ihre Autos mehr wie ihre Kinder…

Die etwas andere Slip-Ausstellung


Möchten sie gerne einmal wissen was Elvis Presley, Pablo Picasso oder Woody Allen früher so drunter trugen?
Nun, wenn sie demnächst hier in Lissabon ins Kaufhaus „El Corte Ingles“ zum shoppen gehen, können sie es herausfinden.

Denn im El Corte Ingles findet bis zum 04. Oktober dieses Jahres eine Ausstellung zum „75. Geburtstag des Slips“ (port.: Exposição comemorativa do 75° aniversário da criação das cuecas slip“) statt.
In dieser Ausstellung werden verschiedene Slips von berühmten und weniger berühmten Persönlichkeiten gezeigt.

Das wertvollste „Stück“ ist eine Originalunterhose von Andy Warhol, von ihm selbst designet und bemalt.
Ich selbst habe mir die Exponate gestern angesehen, und mir persönlich gefielen die Unterhosen der US-Astronauten, die diese bei ihren Missionen im Weltraum tragen, am interessantesten.

Wenn man bei gebrauchten Herrenslips überhaupt von „interessant“ sprechen kann…

Casa dos Bicos


An der Rua dos Bacalhoeiros (dt.: Straße der Stockfischhändler), unweit des Campo das Cebolas (dt.: Zwiebelfeld), dort wo sich die Straße platzartig zum Tejo hin weitet, steht eines der originellsten und sehenswertesten Lissabonner Häuser, die Casa dos Bicos (dt.: Haus der Spitzen).

Es war der Chronist Brás de Albuquerque, ein uneheliche Sohn des bedeutenden Vizekönigs von Indien und Eroberers von Ormuz, Afonso de Albuquerque, der sich im Jahre 1523 dieses Haus, für sich und seine Familie, nach neuesten Renaissance-Modellen, erbauen lies.
Dom Brás de Albuquerque bereiste im Jahre 1521 Italien, als Begleiter der Infantin Dona Beatriz, die dort Karl III, den Herzog von Savoyen, am 26. März 1521 heiratete. Bei dieser Gelegenheit besuchte Albuquerque mehrere Orte, unter anderem auch die Städte Ferrara und Bologna.

In Ferrara war er von dem „Palazzo di Diamanti“ (port.: Palacio dos Diamantes / dt.: Diamantenpalast) und in Bologna von dem „Palazzo Bevilacqua“ so begeistert, das er sie als Modelle für seine spätere Casa dos Bicos nahm.

Die Casa dos Bicos, das „Haus der Spitzen“, dessen Fassade mit Quadersteinen in Pyramidenform besetzt ist, soll der Legende nach, bei ihrem Bau mit echten Diamanten an den Spitzen besetzt gewesen sein.
Natürlich handelt es sich hierbei nur um ein Märchen, aber finanziell wäre das durchaus denkbar gewesen, denn die Albuquerques gehörten damals, als Vizekönige von Indien, zu den reichsten und extravagantesten Familien Portugals.

Eigentlich sieht dieser vierstöckige Renaissancepalast, mit seinen Stacheln wenig gastfreundlich aus. Aber von Nahem hat die Casa dos Bicos ihren eigenen Charme.
Beim großen Erdbeben von 1755 wurden die beiden oberen Stockwerke vollkommen zerstört, während die unteren Beiden Etagen unversehrt blieben.
Sie wurden nach dem Beben sofort von den benachbarten Stockfischhändlern in Besitz genommen und von diesen als Lagerraum benutzt.

Nach einer alten Azulejo-Vorlage wurde die Fassade nun in den letzten Jahren von der Stadt Lissabon wieder rekonstruiert.
Der Innenraum wurde „entkernt“ und vollkommen neu gestaltet.

Heute wird die Casa dos Bicos kulturell genutzt.
In ihr befindet sich heute die Bibliothek der Stiftung José Saramago (port.: Bibliotéca da Fundação José Saramago), dem portugiesischen Literaturnobelpreisträger.

Der „portugiesische“ Maler, der in Auschwitz seinen Tod fand




Die Niederlande sind berühmt für ihre Zeichner und Maler.
Wer kennt nicht die Werke eines Rembrandts, eines Van Dijcks, eines Rubens oder eines Van Gochs? Alle haben sie in ihrer Zeit, und über diese hinaus, Werke erschaffen, die in der Kunstgeschichte ihresgleichen suchen.

Als einer bedeutendsten holländischen Porträtmaler des ausgehenden 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, wurde am 16. Februar 1864 Baruch Lopes Leão de Laguna, als Sohn eines portugiesischen Sefardisten, in Amsterdam geboren.

Sein Leben begann, so wie es enden sollte – tragisch!
Als Sohn jüdischer Einwanderer aus Portugal hatte er von Geburt an gegen Antisemitismus und Rassismus zu kämpfen.
Mit nur zehn Jahren verlor er seine Eltern - Salomão Lopes de Leão Laguna und Sara Kroese - bei einem tragischen Schiffsunglück, und landet nach deren Tod im portugiesischen Kinderheim von Amsterdam.

Dort erlebt er zum ersten Mal in seinem Leben so etwas wie Unterstützung und Förderung. Seine Lehrer und Erzieher, die sofort seine Begabung zur malerischen Kunst entdecken, ermöglichen ihm den Eintritt in die renommierte Amsterdamer Kunstschule Quellinus und später bekommt er sogar ein Stipendium für die weltberühmte Akademie der Schönen Künste Hollands.

Zuerst arbeitet Leão de Laguna als Assistent für den Maler Jacob Meijer de Haan, kann aber schon bald sein eigenes Atellier eröffnen, und widmet sich voll und ganz, mit Erfolg, der Porträtmalerei.
Im Jahre 1885 hat Leão de Laguna, in der Galerie Arti et Amicitiae in Amsterdam, seine erste Ausstellung, die ein voller Erfolg wird, und ihm sowohl von seinen Kollegen als auch vom Publikum aus, sehr positive Kritiken einbringt.

In diesem Jahr heiratet er dann auch Rose Ascher, Tochter eines Diamantenhändlers.
Baruch Lopes Leão de Laguna führte mit Rose eine glückliche Ehe und man kann sagen, beide hatten ein gutes, erfülltes Leben.
Bis zu dem Tag als die Nazis die Niederlande überfielen.
Als Jude und als Sohn jüdischer Sefardisten blieb Leão de Laguna nur die Flucht nach Portugal übrig.
Aber da seine Frau schwer erkrankte, und er sie nicht alleine zurücklassen wollte, versteckte er sich zuerst mit ihr in Amsterdam und danach in Laren, im Norden Hollands.

Dort, auf dem Hof einer einfachen Bauernfamilie kann er sich drei Jahre lang versteckt halten. In dieser Zeit der Flucht und des Versteckens hat Leão de Laguna seine produktivste Phase.
Unter anderem malt er in dieser Zeit, um 1940, auch sein berühmtes Selbstporträt, welches er seiner Gastfamilie schenkt, bevor er von den deutschen Nazis entdeckt wird, und ins Konzentrationslager Auschwitz abtransportiert wird.

Die portugiesische Regierung, die neutral war, und mit Deutschland relativ gute Beziehungen hatte, versuchte Leão de Laguna aus dem Konzentrationslager freizukaufen.
Die deutsche Regierung ging am 23. November 1943 auf den Deal ein und sicherte Portugal die Freilassung des Malers zu.

Doch zu spät.
Bereits vier Tage zuvor, am 19. November 1943 war Baruch Lopes Leão de Laguna in Auschwitz, im Alter von 79 Jahren, in einer Gaskammer, so wie viele Millionen anderer, vergast worden.

1001 Buildings you must see before you die


In dem im Juni, von den Autoren Mark Irving und Peter St. John, herausgegebenen Buch „1001 Buildings you must see before you die“, wird Portugal mit 17 Bauwerken aufgeführt, die man gesehen haben muss, bevor einen das Zeitliche segnet.

Das ist mal gar nicht so schlecht, denn immerhin repräsentiert Portugal damit 1,6% aller im Buch aufgeführten Bauwerke.
Das klingt zwar nicht nach viel, ist aber immerhin mehr, als z.B. die Nationen Brasilien, Belgien, Kanada, Griechenland, Ungarn, Dänemark, Indonesien oder Polen vorweisen können.

Und hier nun die 17 portugiesischen Bauwerke, die in dem Buch aufgeführt werden:

- Die „Casa da Musica“ (dt.: Musikhaus) in der Stadt Porto. 2005 von dem niederländischen Architekten Rem Koolhaas erbaut

- Die „Casa de Chá“ (dt.: Teehaus), von dem Stararchitekten Álvaro Siza Vieira in der Stadt Matosinhos, erbaut 1963

- Das im Jahre 2003 in der Stadt Coimbra von dem Architekten João Mendes Ribeiro erbaute „Centro de Artes Visuais“ (dt.: Zentrum für Visuelle Kunst)

- Das für die Fußball-EM 2004 in Portugal erbaute Fußballstadion von Braga „Estádio Municipal de Braga“, von Eduardo Souto de Moura

- Das vom Architektenbüro ARX Portugal 2002 erbaute Marinemuseum von Ilhavo „Museu Marítimo de Ilhavo“

- Das von den Architekten und Bildhauern Diogo Boitac, João de Castilho und Diogo Torralva im 16. Jahrhundert in Lissabon erbaute und weltberühmte Hieronymuskloster „Mosteiro dos Jerónimos“

- Der Kindergarten „Jardim de Infância João de Deus“ (1991) von Álvaro Siza Vieira in der Stadt Penafiel

- Die „Piscinas de Leça“ (dt.: Schwimmbäder von Leça) in Matosinhos, aus dem Jahre 1966, ebenfalls von dem Stararchitekten Siza Vieira

- Das Hauptverwaltungsgebäude der Lissabonner U-Bahn aus dem Jahre 1914, „Sede do Metro“, von Manuel Norte Junior

- Die „Estação do Oriente“ (Lissabonner Hauptbahnhof), des spanischen Architekten Santiago Calatrava, aus dem Jahre 1998

- Der 1885 fertig gestellte Palast „Palácio da Pena“ in Sintra, erbaut von dem deutschen Baron von Eschwege, auf Geheiß von Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha, dem Prinzgemahl von Königin Maria II

- Die „Garagem Passos Manuel“ (dt.: Parkhaus Passos Manuel) in Porto, aus dem Jahre 1938, von Mário de Abreu

- Der „Pavilhão de Portugal“ (dt.: Portugalpavillon), von Álvaro Siza Vieira, anläßlich der Weltausstellung EXPO 1998 in Lissabon erbaut

- Die „Quinta da Malagueira“, ein Gutshof in Évora, aus dem Jahre 1977, ebenfalls von Siza Vieira

- Der „Convento de Mafra“ (dt.: Klosterpalast von Mafra), in der Stadt Mafra, von dem luso-deutschen Johann Friedrich Ludovice im 18. Jahrhundert erbaut

- Der Aufzug „Elevador de Santa Justa“ in Lissabon, 1902 von Raul Mesnier de Ponsard, einem Schüler von Gustave Eifel, dem Erbauer des Eifelturms, konstruiert

- Das im 15. Jahrhundert von den Baumeistern David Huguet und Afonso Domingues erbaute Kloster „Mosteiro da Batalha“, in der Kleinstadt Batalha.

Bridget Peixotto, eine Kämpferin für die Frauenrechte



Zwischen 1913 und 1915 fand in den USA eine juristische “Schlacht” statt, die Nachhaltig, bis heute, radikal die Stellung der Frauen in der Arbeitswelt verändert hat.
Und nicht nur in den USA, sondern in der ganzen zivilisierten Welt!

Am 22. April 1913 wurde einer New Yorker Lehrerin, von der Schulleitung ihrer Schule, fristlos gekündigt, nur weil sie es gewagt hatte schwanger zu werden.
Die Lehrerin weigerte sich, die Kündigung anzunehmen, und ging vor Gericht. Für die damalige Zeit, eine Ungeheuerlichkeit!

Zwei Jahre lang, kämpfte sich die Lehrerin durch alle Instanzen vor den höchsten Gerichten Amerikas durch, bis sie endlich 1915 einen Sieg gegen die Schulbehörde errang.
Dieser Sieg gab zukünftig allen Frauen das Recht, nicht nur während ihres Arbeitsverhältnisses schwanger zu werden, sondern er gab ihnen auch ein Anrecht darauf einen so genannten Schwangerschaftsurlaub (port.: Licença de parto) in Anspruch zu nehmen!

Diese Lehrerin, die eine Vorreiterin der amerikanischen Frauenrechte war, hieß Bridget Peixotto und war die Tochter portugiesischer Einwanderer.

Bridget, oder Brigida, wie in ihrer Geburtsurkunde steht, heiratete am 12. Februar 1912 den 20 Jahre älteren Versicherungskaufmann Francis Raphael Maduro Peixotto, auch er ein Sohn portugiesischer Einwanderer.
Als Bridget ihren Francis heiratete, war sie bereits 18 Jahre Lehrerin an einer öffentlichen Schule der New Yorker Bronx.
Sie galt als äußerst intelligent, fähig und war sowohl bei den Schülern als auch bei ihren Kollegen äußerst beliebt.

Als sie schwanger wurde, wurde sie, wie schon erwähnt, augenblicklich von der Schulbehörde entlassen.
Der Grund ihrer Entlassung war einfach der, dass die damalige Gesellschaft es nicht gerne sah, wenn eine verheiratete Frau, zumal eine Mutter, auch berufstätig war.

Nach der Geburt ihrer Tochter Helen Esther Peixotto, ging sie vor Gericht, und forderte die Schulbehörde, und damit ein ganzes System, heraus.

In einem Zeitungsinterview in der New York Times, vom 29. Mai 1913, welches ich hier übersetze, sagt sie:

„Ich werde bis zum Äußersten für mein Recht kämpfen.
Einer Frau zu verbieten, Mutter zu werden, und somit eine fundamentale Grundvoraussetzung einer jeden guten Ehe zu erfüllen, ist nicht nur illegal sondern auch menschenunwürdig.
Es ist unmoralisch und kein Gericht der Welt kann diese Unmoral unterstützen.
Wie kann es sein, das es mir als Frau gestattet ist Kinder zu unterrichten, mir aber verboten wird, selber welche auf die Welt zu bringen?“

Am 27. Januar 1915 spricht das Oberste Gericht der USA ein historisches Urteil:
Er gibt Bridget Peixotto in allen Punkten Recht, und ordnet die Schulbehörde an, sie wieder einzustellen.
Das Gericht ordnet weiterhin den amerikanischen Kongress an, die Verfassung dahingehend zu ändern, das es allen berufstätigen Frauen erlaubt ist, schwanger zu werden, und nach dem Genuss eines Schwangerschaftsurlaubs auch weiterhin berufstätig zu bleiben!

Sieben Jahre nach dem Erfolg Bridget Peixottos in den USA, wurde auch hier in Portugal, als zweitem Land der Welt, der Mutterschutz (port.: Protecção de maternidade) eingeführt.

Bridget Peixotto starb am 10. April 1972, 92jährig, in New York.
Dieser mutigen Frau haben es heute alle Frauen in der zivilisierten Welt zu verdanken, das es eine Normalität ist, das sie in ihrem Berufsleben schwanger werden können, sie einen Schwangerschaftsurlaub genießen dürfen und sie nach ihrer Schwangerschaft ohne Probleme wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können.

Glückliches Neues Jahr 5770 - Feliz Ano 5770!


Shalom!

Verspätet, aber deswegen nicht weniger herzlich, möchte ich allen meinen hebräischen Freunden und Lesern auf diesem Wege ein glückliches und gesegnetes neues jüdisches Jahr wünschen.
Am letzten Freitag, dem ersten Tag des jüdischen Monats Tishri, begrüßten die Menschen jüdischen Glaubens, überall auf der Welt, das neue Jahr 5770 mit dem Fest Rosh Hashaná.
Mögen wir alle, ob Juden oder Nichtjuden, unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen in Erfüllung gehen sehen und gebe uns Gott ein friedvolles neues Jahr.
Ein glückliches neues 5770!

*******

Shalom!

Atrazado, mas por isso não vindo menos do coração, quero desejar a todos os meus amigos e leitores hebraicos um feliz e próspero Ano Novo.
Na passada sexta-feira, ao chegar o primeiro dia do mês hebraico de Tishri, celebrou-se o Ano Novo Judaico 5770, com a festa do Rosh Hashaná.
Que nós todos, judeus ou não-judeus, veja-mos os nóssos desejos, sonhos, e esperanças tornarem-se puras realidades e que Deus nos dê um Ano cheio de páz.
Votos de um bom e feliz ano 5770!

Samstag, 19. September 2009

Der Bahnhof Rossio


Wenn ich ausländische Freunde zu besuch habe, und mit ihnen durch Lissabon laufe, dann kommen wir irgendwann auch am Lissabonner Hauptplatz Rossio vorbei.

Dort stelle ich mich dann mit ihnen vor einem großen neomanuelinischen Gebäude hin, und frage sie, was sich wohl hinter dessen Mauern befindet.
Ich bekomme dann meistens als Antwort, es handele sich bei dem Gebäude, am Largo de Dom João da Câmara, zwischen dem Rossio und der Praça dos Restauradores, um ein Theater oder um ein Hotel. Manche meinen auch, dahinter verberge sich vielleicht ein imposantes Stadtschloss oder ein interessantes Museum.

Wenn ich meinen Freunden dann aber sage, dass es sich bei dem Gebäude um den ersten Lissabonner Hauptbahnhof handelt, stehen sie meistens mit offenem Mund da, und können es kaum glauben.
„Denn“, so meinen die meisten, „er ist einfach zu schön, um nur ein Bahnhof zu sein!“
Aber dem ist wirklich so.
Hinter der aufgeputzten Fassade befindet sich der noch heute funktionstüchtige Kopfbahnhof Rossio (port.: Estação de Caminhos de Ferro do Rossio).

Er wurde zwischen den Jahren 1886 und 1890, im Auftrag der Real Companhia dos Caminhos de Ferro Portugueses (deutsch: Königliche Eisenbahngesellschaft Portugals) nach Plänen des Architekten José Luís Monteiro errichtet, und am 23. November 1890, unter dem Namen „Estação da Avenida“ feierlich eröffnet. Schnell wurde aber aus der Estação da Avenida die Estação do Rossio.

José Luís Monteiro ist auch verantwortlich für den Bau des Nebengebäudes des Bahnhofes, das Hotel International. Das Hotel stand den Mitarbeitern der Eisenbahngesellschaft bis 1892 zur Verfügung.
Das Hotel heißt heute Avenida Palace und ist eines der exklusivsten Adressen der Stadt. In den ersten Jahren gab es sogar eine direkte Verbindung zwischen dem Bahnhof und dem Hotel. Diese existiert aber heute leider nicht mehr.

Will man einen Zug nehmen, muss man – bedingt durch den steilen Hügel an dem der Bahnhof liegt – in die dritte Etage hinauf. In den unteren Stockwerken liegen Geschäfte und Cafés. Erst im dritten Stockwerk stößt man auf die Bahnsteige.
Von hier aus verlassen heute, durch den 2.613 m langen und 8 m breiten zweigleisigen Tunnel, der unter dem Stadtteil Campolide führt, nur noch die Vorortzüge nach Sintra die Stadt.

Der Bahnhof am Rossio, auf dessen Vorplatz am 14. Dezember 1918 das Attentat auf den damaligen Staatspräsidenten und Diktator Sidónio Pais verübt wurde, war, bevor der Bahnhof Santa Apolonia gebaut wurde, der Hauptbahnhof der Stadt.
Hier kamen auch die Fernzüge aus Spanien und Frankreich an.
Heute, zumal nach dem Bau des Bahnhofes Garre do Oriente, hat der Bahnhof Rossio nur noch eine Rolle als Vorortsbahnhof.

Die mangelnde Funktionalität des Baus war Gegenstand von Kritik, schon kurz nach seiner Fertigstellung.
Doch das der Bahnhof mit seiner originellen Fassade, mit seinen Steintauen als gliedernde Elemente, mit den Türen und Fenstern in Form von Hufeisen, mit seinen maurischen und gotischen Zitaten und der fast schwebenden Eisendachkonstruktion, auf dem Niveau europäischer Architektur gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist, kann man heute noch bestaunen.

Freitag, 18. September 2009

Die Taubenhäuser der Terra Fria


Über Jahrhunderte hinweg gehörten kleine, weiß gekalkte Taubenhäuschen fest zum Landschaftsbild von Portugals äußerstem Nordosten, der Terra Fria, in der Provinz Trás-os-Montes. Doch dieses Stück portugiesischer Kulturgeschichte befindet sich heute in akuter Gefahr: Landflucht und EU-Agrarpolitik ließen viele der so charakteristischen Taubenschläge mit den Jahren verfallen. Doch in der Region setzt ein Umdenken ein: Immer mehr Taubenhäuser werden wieder restauriert.

Terra Fria nennen die Portugiesen den Landstrich rund um die Städte Bragança, Vimioso und Miranda do Douro im äußersten Nordosten Portugals. Diese Gegend ist kalt, karg und mühsam zu bewirtschaften - wie schon der Name “Kaltes Land” besagt. Über Jahrhunderte hinweg mussten sich die Bauern der Terra Fria mit einer mühevollen Selbstversorger-Wirtschaft über Wasser halten. Und so war die Taubenhaltung für viele Menschen ein willkommenes Zubrot, die nicht nur den Speisezettel mit zartem Vogelfleisch bereicherte: Ganz nebenbei produzierten die Tauben noch wertvollen Dünger.

Die Ursprünge der Taubenhaltung liegen weit zurück. Vermutlich vor über 5.000 Jahren fingen Menschen im Mittleren Osten an, die Vögel in Taubenschlägen zu halten. In Europa entdeckte man allerdings sehr spät, etwa ab Einsetzen der Renaissance, die Vorzüge von Taubenhäusern. So breiteten sich auch im Nordosten Portugals erst ab dem 19. Jahrhundert die heute als typisch geltenden Taubenhäuschen aus - dann aber in großer Zahl. Heute gibt es in der dünn besiedelten Nordost-Provinz Trás-os-Montes rund 3.500 Taubenschläge aus der Zeit des 19. Jahrhunderts. Anders als in Spanien oder auch in anderen Regionen Portugals sind sich die Taubenhäuser in der Terra Fria in ihrer Baustruktur meistens sehr ähnlich. Von außen sind sie weiß gekalkt, haben meistens eine halbrunde Hufeisenform oder sind quadratisch. Die Häuser, befinden sich zumeist am Dorfrand oder auf Feldern in der Nähe von Siedlungen, und sind größtenteils schmucklos.

Die Funktionsweise ist denkbar einfach. Denn anders als in der normalen Käfighaltung von Vögeln erfordern die Taubenschläge nur wenig Pflege von den Bauern. Die Tauben, die normalerweise in den zerklüfteten Felshöhlen von Trás-os-Montes nisten, werden durch das Futter in den Häuschen angelockt - und bleiben dort. Denn die „Pombais“ (deutsch: Taubenschläge) bieten nicht nur sichere Nahrung, sondern auch Schutz vor natürlichen Feinden der Tauben.

Meist wurden die Taubenhäuser auf felsigem Grund errichtet, so dass sie dem Bauern noch nicht einmal Ackerland wegnahmen. Der Nutzen war dagegen groß, denn die hier gehaltenen Felsentauben (port.: pombo-das-rochas) und Hohltauben (port.: pombo-bravo) eigneten sich nicht nur zum Verzehr. Auf dem Boden der Taubenhäuser sammelte sich der Vogelkot zu einem mineralstoffreichen Dünger, dem „Pombinho“ (deutsch: Täubchen), an.

Die große Zeit der Taubenhaltung währte im Terra Fria nur ein gutes Jahrhundert lang. Seit den 1950er Jahren sank die Zahl der bewirtschafteten Taubenhäuser rapide. Landflucht, künstlicher Dünger und seit Mitte der 80er Jahre auch die neu verteilten Fördermittel der EU-Agrarpolitik sorgten für den Niedergang der Taubenzucht im Nordosten Portugals. Die meisten Häuschen verfielen: Ein Stück Kultur- und Landschaftsgeschichte drohte zu verschwinden.

Doch seit ein paar Jahren wächst wieder das Bewusstsein für die alten Taubenhäuser: Sie sind nicht nur ein Anziehungspunkt für Touristen, sondern auch wichtig für die Bewahrung der Landschaftsgeschichte der Region. Und so ist es ein Glücksfall, dass viele der Taubenhäuser nun wieder liebevoll restauriert werden.

Blinde Kuh in Lissabon


In dem post „GoCar´s“, welches ich am 12. September in dieses Blog eingepostet habe, mache ich darauf aufmerksam das es seit kurzem hier in Lissabon eine neue Art und Weise gibt, die Hauptstadt zu erkunden, nämlich mit kleinen, gelben Cabriolets, den so genannten GoCar´s, die via GPS die Touristen durch die Stadtviertel führen, und ihnen dabei viele interessante Informationen über die einzelnen Sehenswürdigkeiten geben.

Heute möchte ich gerne über eine andere, neue Idee berichten, wie man meine Heimatstadt neuerdings erkunden kann.
Die Idee ist so einfach wie genial: Die Teilnehmer dieser etwas anderen Stadtführung spazieren mit verbundenen Augen durch Lissabons Altstadt, der Alfama. Gestützt durch noch „sehende“ Begleiter beginnt ein neues Lissabon-Erlebnis: Lauschend, tastend, erspürend, riechend.

An vielen Orten der Welt gibt es ein ähnliches Konzept in Form von Dunkel-Restaurants, in denen einem das Essen im Dunkeln serviert wird, wie z.B. im Restaurant „unsicht-bar“ in Berlin oder im Restaurant „Bem Me Quer“ hier in Lissabon, mit seinem „Jantar Sensorial“ (deutsch: Sinnliches Abendessen). Neu ist die Übertragung der Idee vom Lokal hinaus auf die Straße.

Gestützt auf Hör-, Tast- und Riechsinn erschließt sich die Stadt einem ganz neu. Man hört das Zwitschern der Vögel, das tropfende Wasser oder wie eine Wäscherin bei ihrer Arbeit einen Fado singt und viele andere Kleinigkeiten, die wir in der Hektik niemals wahrnehmen.

Und was würde sich besser für eine Stadtführung mit den anderen Sinnen eignen als die Alfama, Lissabons Altstadt, deren Häusermauern noch so viele unerzählte Begebenheiten mitteilen möchten? Deren Geräusche, hier in den autofreien Gassen, vielleicht noch die gleichen sind, wie sie schon vor Jahrhunderten erklangen?

Ein tieferes Erspüren Lissabons ist sicherlich eines der Ziele, die die Macher der „Lisboa Sensorial“-Touren erreichen möchten. Ein anderes ist jedoch viel ernsterer Art: Denn „Lisboa Sensorial“ (deutsch: Sinnliches Lissabon) will über den Weg direkter Erfahrung auch mehr Verständnis für das Leben von Blinden wecken. Blinde und Sehbehinderte haben es hier in Portugal oft nicht einfach: Der Straßenverkehr ist immer wieder rücksichtslos und die Gehwege nicht klar abgegrenzt. Zudem ist die finanzielle Situation von Behinderten in diesem Land sehr prekär: Noch immer ziehen blinde Männer und Frauen durch Lissabons Metro (U-Bahnzüge), um hier um ein Almosen zu bitten.

Jede Tour wird deshalb von einem blinden Stadtführer des Verbands Associação dos Cégos e Amblíopes de Portugal, ACAPO (deutsch: Verband der Blinden und Sehbehinderten Portugals) geleitet. Die Einnahmen aus den Führungen - die Kosten liegen bei etwa 20 Euro pro Person - fließen komplett in die Arbeit von ACAPO.
Das Konzept, entwickelt von der jungen Ideenschmiede „Cabracega“ (deutsch: Blinde Kuh), scheint aufzugehen, denn die angebotenen Touren sind vollkommen ausgebucht.

Obwohl ich in naher Zukunft sicherlich einmal die „GoCar“-Tour ausprobieren werde, kann ich mich für eine „Lisboa Sensorial“-Tour nicht erwärmen.
Nicht das solch eine Tour nicht interessant wäre (sonst würde ich sicherlich hier nicht über sie schreiben!). Aber für mich hat Lissabon sehr viel mit Licht, Sonne und Farben zu tun. Ich persönlich finde das Lissabon ist eine Stadt fürs Auge ist.

Aber wie es schon in dem alten Lissabonner Volkslied „Cheira bem, cheira a Lisboa (deutsch: „Es riecht gut, es riecht nach Lissabon“) heißt, hat Lissabon seine eigene „Duftnote“ und riecht wirklich nach Blumen, Seeluft und gerösteten Kastanien. Und vielleicht kann man diese Gerüche wirklich nur dann intensiv erleben, wenn man mit verbundenen Augen durch die Gassen läuft.

Probieren sie einmal solch eine Stadtführung aus, und schreiben sie mir dann, wie es ihnen gefallen hat.

Donnerstag, 17. September 2009

Das Lissabonner Puppenkrankenhaus





Auf dem zentralen Platz Praça da Figueira, mitten im Herzen der Lissabonner Unterstadt Baixa, ist in dem Gebäude mit der Hausnummer 7, auf der Nordseite des Platzes, ein kleiner, unscheinbarer Laden untergebracht.

In diesem Laden gibt es kleine Polstersessel, akribisch mit Plüsch bezogen und mit Ziernägeln beschlagen. Daneben gibt es Stühlchen mit gedrechselten Stuhlbeinen und geschwungenen
Lehnen, dazu passende Tischchen und andere Möbel.
In verschiedenen Schubladen türmen sich daumengroße Stiefelchen und winzige Kleidchen.
Und in weiteren dutzenden Schubladen finden sich Puppenköpfe, Beinchen, Ärmchen, Puppenaugen und noch viel mehr Zubehör.

In diesem Laden begibt sich der Besucher auf eine Zeitreise durch ein Spielzeugland ohne iPods, Playstations und Computerspiele.
Aber hier, in diesem außergewöhnlichen Geschäft, Mitten in der Altstadt, werden nicht nur Puppenmöbel und Puppenkleider angeboten.
Nein, hier in diesem kleinen Laden befindet sich der „Hospital das bonecas“ (deutsch: Puppenkrankenhaus) und in seinen vier Wänden praktiziert Portugals einziger Puppendoktor.

Vor Jahren habe ich mit meiner Schwester eine ihrer alten Puppen zum reparieren dorthin gebracht.
Ich korrigiere mich: wir haben die Puppe zum Onkel Doktor gebracht.
Denn die Puppe bekam, wie jeder andere Spielzeugpatient auch, eine eigene Krankenakte ausgestellt, in der alle Wehwehchen des Patienten notiert wurden, wie in einem richtigen Krankenhaus.
Die Beschwerden reichen generell von abgerissenen Wimpern oder einem eingedrückten Auge, über zerbrochene
Gliedmaßen und einem Loch im Kopf, bis hin zur Bitte um eine neue Füllung für den alten Teddy.
Die Puppenklinik verfügt über einen Raum für ambulante Behandlungen, eine Notaufnahme und einen Operationssaal.

Hier im Puppenkrankenhaus wird alles behandelt; das neunzig Jahre alte Sammlerstück aus Zelluloid oder Porzellan, wie auch das neue Lieblingsspielzeug aus Plastik oder Stoff.

Angefangen hat alles im Jahr 1830, mit einer gewissen Dona Carlota, die Stoffpuppen für Kinder bastelte und sie in diesem kleinen Laden verkaufte.
Sie hinterließ das Puppen-Atelier ihrer Tochter.
Die lernte später, schon als alte Dame, die kleine Manuela Cutileiro kennen, die nach weiteren Dekaden die Puppenklinik übernahm. Seit fünfzehn Jahren leiten Manuela Cutileiro, gelernte Kindergärtnerin, und ihre Tochter Catarina nun den Laden und die Werkstatt.

Aber der Laden musste sein Angebot erweitern, denn es reicht heute leider nicht mehr aus, alte Steifbären und Käthe-Kruse-Puppen zu reparieren.
Deshalb hat sich das „Hospital das bonecas“, unter anderem, daraufhin spezialisiert Kleidungsstücke für frühgeborene Babys, so genannte Frühchen, herzustellen.
Das Schneidern von Karnevalskostümen und das restaurieren von sakralen Figuren gehören ebenso zu dem neuen Betätigungsfeld des Puppenkrankenhauses, wie das reparieren von Schaufensterpuppen und Werbefiguren.

Und sollten auch die Barbie ihrer Tochter oder der Batman ihres Sohnes eine Grundüberholung brauchen, so sind sie zweifelsohne hier in diesem Laden bestens aufgehoben!

Dienstag, 15. September 2009

Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht…


In Lissabon hat, in der Nähe der Praça de Espanha, ein neues Restaurant eröffnet, das sich auf deutsche Küche spezialisiert hat, und dementsprechend Gerichte wie Ente mit Rotkohl und Klößen, Nierenspießchen, Schaschlik und Bratwürste mit Kartoffelsalat verkauft.

Als ich davon einem portugiesischen Freund erzählte, meinte er nur abschätzig:
„Deutsche Bratwürste in Portugal anzubieten! Das ist ja wie Eisbein mit Sauerkraut auf Mallorca verkaufen. Warum bieten die nicht auch portugiesisches Essen an?!?“

Diese, wie ich meine abwertende Haltung, spiegelt in keinster Weise meine persönlichen Meinung.
Im Gegenteil!
Ich finde solch eine Einstellung absurd und nur schwer nachvollziehbar!

Schließlich regt sich in Deutschland auch keiner darüber auf wenn er beim Italiener eine Pizza essen kann, weder die Deutschen noch die Ausländer.
Kein Mensch käme auf die Idee, dem armen Pizzabäcker einen Vortrag zu halten, dass er doch lieber in Italien bleiben solle, wenn er ausschließlich italienische und keine regionale, landesübliche Küche anbiete.
Es regt sich auch kein einziger in Deutschland lebender Italiener auf, wenn er selber zum Italiener zum Essen geht. Im Gegenteil, er ist stolz darauf, dass seine ihm vertraute Küche, internationale Anerkennung findet.

Leider kann diese normale Sichtweise auf manche meiner Landsleute im Umkehrschluss nicht übertragen werden, besonders dann nicht, wenn sie sich einbilden die portugiesische Küche wäre das non plus ultra.
Sie ist zwar gut, aber sicherlich nicht die beste der Welt!

Ein Restaurant in dem nur „fremdländisches“ Essen angeboten wird, ohne das auch nur ein landesüblicher Teller angeboten wird, ist für viele meiner portugiesischen Landsleute (ich meine die Portugiesen, die stets darauf bedacht sind, möglichst weltoffen zu wirken, ohne es wirklich jemals annähernd gewesen zu sein) eine Kriegserklärung gegen die Esskultur im Allgemeinen und ihrer Meinung nach eine respektlose Missachtung, Demütigung und Verletzung der Gastfreundschaft.

Aber warum soll ich als Portugiese, in meinem eigenen Land, nicht die Möglichkeit haben, internationale und damit selbstverständlich auch deutsche Küche, zu probieren und zu genießen?
Wäre ja noch schöner!

Die portugiesische Küche ist eine einfache, schmackhafte und „ehrliche“ Küche.
Man sieht sofort was im Topf drinnen ist.
Normalerweise werden nämlich alle Fleisch-, Fisch- oder Gemüsezutaten, die es saisonal gibt, in einem großen Topf, ohne viel Tamtam, gar gekocht.
Die portugiesische Küche ist so „ehrlich“, das einem beim öffnen des Topfdeckels Hühnerfüße, ganze Fischköpfe oder grinsende Kaninchenschädel ins verwunderte Antlitz blicken können.
Auch kann es z.B. passieren, dass einem beim Tintenfischessen die ganze Tinte auf das Hemd spritzt, denn der Tintenfisch wird bei uns keineswegs ausgenommen.
Das sind Details, die selbst mir nicht schmecken.
Da lobe ich mir doch manchmal lieber die gute deutsche Hausmannskost.

Ich werde einmal, jetzt wo wir in den Monat Oktober reinkommen, mit meinem portugiesischen Freund das neu eröffnete deutsche Restaurant besuchen, und vielleicht kann ich ihn ja dann für ein paar Weißwürstchen mit süßem Senf und einer Brezel erwärmen.

Und einen Donnerkeil führ ich im Munde


Es gibt hier in Portugal eine Unart, die meistens von Männern aller Altersgruppen, sehr selten von Frauen, praktiziert wird.
Diese Unart ist selbst für mich sehr gewöhnungsbedürftig, obwohl ich ehrlich gestehen muss, dass auch ich schon mehrmals diesem „Laster“ verfallen bin.

Ich rede von dem Benutzen eines Zahnstochers in aller Öffentlichkeit, so wie man es in Deutschland niemals wagen würde.
Ein Zahnstocher (port.: palito) ist hier in Portugal so etwas wie ein Attribut männlicher Macht und Würde, den man bei allen Gelegenheiten im Munde führt.

Nach einem leckeren Mahl, ragt er angriffslustig, wie der Zahn eines Vampirs, aus dem Mundwinkel oder hängt schlaff und traurig wie eine erloschene Zigarette von den Lippen herunter, je nach seelischer Befindlichkeit des Trägers.
Im Restaurant wird nach dem üppigen Mahl vom Ober erwartet das er ohne Aufforderung die Zahnstocher serviert. Tut er dies nicht, so wird er regelrecht angeherrscht, es gefälligst zu tun.
Er bringt sie dann eilfertig, und schon kann man(n) sich hinter vorgehaltener Hand, ohne das Gespräch zu unterbrechen, der Lust des Zahnstocherns hingeben.

Wie ich bereits zugegeben habe, pflege auch ich manchmal ein leckeres Mahl in einem Restaurant mit einem Zahnstocher zu beenden. Aber ich könnte niemals, so wie manche meiner Landsleute, sogar auf die Tanzfläche mit einem Zahnstocher gehen, obwohl ich zugeben muss, dass dann beim Tanzen ansatzweise die nötige Distanz gewahrt wird und eine hoheitsvolle Kopfhaltung gegeben ist.
Ich könnte auch Niemals, wie viele, nach der Mittagspause die Firma mit dem Zahnstocher im Mund betreten.
Für mich undenkbar, aber für viele meiner Landsleute absolut normal.

Bei Friedrich Schiller, in seinem Werk "Johanna von Orleans" heißt es an einer Stelle:

„...und einen Donnerkeil führ ich im Munde."

Hier in Portugal handelt es sich bei diesem Donnerkeil wohl ohne Zweifel um einen Zahnstocher!

Schuhputzer, ein Relikt aus vergangener Zeit


„Schusters Rappen“ ist eine scherzhafte Beschreibung, von anno dazumal, für die Schuhe und das Zu-Fuß-Gehen im generellen.
Die Bezeichnung „Schusters Rappen“ ist ein Hinweis auf den sehr begrenzten Besitz von Schuhen, denn Rappen, also schwarze Pferde, waren früher ein Zeichen von Reichtum.
Wer aber Schusters Rappen bemühte, also zu Fuß ging, hatte nichts dergleichen aufzuweisen. Er war einfach arm!

Fußbekleidung hatte früher folglich auch nicht mit Mode zu tun, so wie heute.
Schuhe mussten früher robust, zweckmäßig, langlebig und – schwarz sein.
Der normale Bürger hatte selten mehr als ein Paar daheim.
Und dieses Paar wollte gepflegt sein.

Schuhputzer hatten daher Konjunktur als Spezialisten, die ramponiertes Schuhwerk wieder aufmöbelten, ihm eine lange Lebensdauer garantierten und Glanz polierten, der dem ordentlich gekleideten Städter den letzten Schliff gab.
Das galt in Deutschland, genauso wie hier in Portugal.

Heute haben nur wenige Menschen ein paar schwarze Lederschuhe zuhause, denn die sind meistens out.
Meistens hat man heute Flipflops, Turnschuhe, Riemchensandalen und Stoffschuhe im Schuhschrank stehen.

Aber Schuhputzer gibt es heute trotzdem noch hier in Portugal, obwohl sie eher eine aussterbende Berufsspezies sind.
In ganz Portugal gibt es heute nämlich schätzungsweise nur an die 100 Schuhputzer (port.: engraxadores), davon in Lissabon gut zwei Dutzend.
Der offizielle Berufstitel lautet zwar „polidor de calçado“ (deutsch: Schuhpolierer), aber jedes Kind kennt sie als die „engraxadores“.

Die Schuhputzer der Hauptstadt arbeiten vorwiegend in der Lissabonner Unterstadt Baixa, dem Rossio, der Avenida da Liberdade und ihren Querstraßen, dort wo es viele Banken und Büros gibt.
Viele Börsenleute und Banker lassen sich heute noch regelmäßig ihre Schuhe bei „ihrem“ Schuhputzer für zwei Euro auf Vordermann bringen. Wenn sie dann nicht gerade durch Pfützen laufen, hält die fachmännische Schuhpflege gut eine Woche an.

Leider sind Schuhputzer ein Relikt aus vergangener Zeit.
Trotzdem möchte ich sie nicht aus dem Lissabonner Stadtbild missen.
Die Kundschaft beschränkt sich heute hauptsächlich auf Herren über Vierzig, die überdurchschnittlich verdienen und die genau wissen, dass ungepflegte Schuhe schlimmer sind, als ein Fleck auf ihrer Krawatte.

Auch viele Touristen nehmen heutzutage die Dienste eines Schuhputzers an, obwohl meistens nur, um ein originelles Foto schießen zu können.
Manche Touristen finden aber auch, es schadet ihrem Image, wenn sie sich von einem Schuhputzer bedienen lassen. Dabei vergessen sie, dass alleine die Tatsache, dass sie den Dienst des Schuhputzers in Anspruch nehmen, diesen Berufszweig am Leben erhält.

Deshalb, wenn sie das nächste Mal nach Lissabon kommen, lassen sie sich von einem dieser älteren Herren ihre Schuhe putzen.
Sie haben danach nicht nur Schuhe, in denen sie sich spiegeln können, sondern haben teilweise auch ein Lissabonner Original vor dem Aussterben bewart!

Portugals Big Apple






















Bislang war die Stadt Alcobaça vor allem für ihre historische Klosteranlage aus dem 12. Jahrhundert bekannt. Doch nun wollen sich die 50.000 Einwohner der Stadt mit einem weiteren Kulturgut profilieren: Den Äpfeln von Alcobaça. Beide Berühmtheiten stehen ohnehin in einer engen Beziehung: Es waren Zisterzienser-Mönche, die vor rund 800 Jahren den Apfelanbau in dieser Region kultiviert haben.

Seit Jahrzehnten ist New York weltweit als „The Big Apple“ bekannt - obwohl heute noch darüber gerätselt wird, wie die US-Megacity eigentlich zu ihrem Beinamen gekommen ist. Wie viel passender wäre da die Bezeichnung “Big Apple” für Alcobaça, die bedeutende Klosterstadt, etwa 70 Kilometer nördlich von Lissabon entfernt gelegen? Die hier angebauten Äpfel sind in ganz Portugal für ihre positiven Geschmacks- und Gesundheitsqualitäten bekannt. So ist es in diesem Fall, leicht zu erklären warum Alcobaça den Beinamen „Cidade da maçã“, (deutsch: Stadt des Apfels) trägt.

Der Apfelanbau spielt für die Entwicklung der Region eine wichtige Rolle: Allein rund um die Stadt Alcobaça betreiben rund 300 Landwirte Apfelplantagen. Mit etwa 10.000 Angestellten erwirtschaftet die Branche einen Jahresumsatz von Rund 100 Millionen Euro.

Die Anfänge des Apfelanbaus in der Gegend waren hingegen ungleich bescheidener. Die Geschichte begann im Jahr 1154, als der portugiesische König Afonso Henriques einigen Zisterzienser-Mönchen von Clairvaux, in Frankreich, das Recht einräumte, im frisch von den Mauren zurückeroberten Alcobaça ein Kloster zu gründen. In den folgenden Jahrzehnten, vor allem dann im frühen 13. Jahrhundert, entwickelte sich Alcobaça zu einer der größten Klosteranlagen Portugals. Die beeindruckenden Gebäude stehen heute unter dem Schutz der UNESCO, und stehen auf der Weltkulturerbeliste.

Die Mönche von damals waren es auch, die mit dem Apfelanbau in Alcobaça begannen - sie schienen rasch gemerkt zu haben, dass die hier herrschenden klimatischen Bedingungen beste Voraussetzungen für die Aufzucht von Obstbäumen boten. Hier, nur wenige Kilometer vom Atlantik entfernt, herrschte ein dauerhaft mildes und feuchtes Klima, das für eine dauerhaft reiche Apfelernte sorgte.

Mit Hingabe und Mühe widmeten sich die Zisterzienserbrüder der Aufgabe, ihre Züchtungen immer weiter zu verbessern. Und das mit großem Erfolg: Bald schon avancierten die Äpfel von Alcobaça zur beliebten Süßspeise am Hofe der portugiesischen Könige. Die heute angebauten Sorten unterscheiden sich freilich von den Ursprungssorten. Dennoch gilt gestern wie heute: Äpfel aus Alcobaça zeichnen sich durch strahlende Farben und einen intensiven, fruchtigen Geschmack aus.

Doch das allein zählt heute nicht mehr auf dem Markt. Seit dem Eintritt Portugals in die Europäische Gemeinschaft kämpfen Portugals Obstanbauer mit billiger Importware, vor allem aus Spanien und Marokko. Aber es scheint ein Kampf zu sein, den die portugiesischen Obstbauern gewinnen, denn die Umsätze steigen von Jahr zu Jahr.

Die „Maçã de Alcobaça“ ist ein Produkt, das heute nach den Regeln der EU, in einem begrenzten und geschützten Ursprungsgebiet angebaut wird.

Äpfel aus Alcobaça sind nicht nur lecker, sondern sie sind heute auch ein fester Bestandteil der Kulturlandschaft. Im Frühjahr tauchen die Blüten der Apfelbäume das Tal der Flüsse Alcoa und Baçã in ein weißes Farbenmeer, im Herbst strahlen dann die knallroten Früchte an den Bäumen um die Wette. Wer dieses prächtige Farbschauspiel sieht, der kann erahnen, wie stolz schon die Mönche von Alcobaça auf die Früchte ihrer Arbeit gewesen sein müssen.

Ein Park im Dornröschenschlaf


Überwuchert von Pflanzen und zerfressen vom Verfall, so fristet, Mitten in Lissabon, das einstige Anwesen des Barons Frederico Daupiás, ein beklagenswertes Dasein. Eine Gruppe engagierter Lissabonner Bürger will nun aus dem zerfallenden Dornröschenschloss mit seiner großen Parkanlage wieder das machen, was es einmal war: Ein Zentrum der portugiesischen Gartenkultur, offen für jedermann.

Frederico Romão Daupiás, vierter Baron von Alcochete (Barão de Alcochete), im Jahre 1839 geboren, war nicht nur ein weit gereister und wohlhabender Geschäftsmann, sondern er pflegte auch eine besondere Leidenschaft für Pflanzen, von denen er sich aus allen Ecken der Welt Setzlinge und Samen mitbrachte. Und als sich Frederico Daupiás im Jahr 1896 entschloss, ein großes Grundstück an der Rua do Arco a São Mamede in Lissabon zu erwerben, so tat er dies nicht nur, um sich hier ein schmuckes Wohnhaus zu errichten - sondern auch, um sich und den Bürgern der Stadt eine einzigartige Gartenanlage zu schenken.

Innerhalb kürzester Zeit schaffte es der Baron, das Areal vom wild wuchernden Gestrüpp zu befreien und in eine wahrhaftige Parkanlage zu verwandeln. Bereits zum Jahresende von 1896 sorgte Baron Daupiás mit einer viel besuchten Chrysanthemen-Ausstellung für Aufsehen. Und das nicht nur, weil die ausgestellten Blumen so hübsch waren. Nein, nie zuvor hatte in Portugal ein Adliger seinen privaten Garten der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Laufe der folgenden Jahre entwickelte sich der Park der Casa Daupiás zu einem kleinen Paradies inmitten der Stadt, der in Ausstattung und wissenschaftlichem Anspruch durchaus mit dem nahe gelegenen und nur wenige Jahre vorher gegründeten Botanischen Garten (Jardim Botanico) mithalten konnte. Begünstigt von der hügeligen Topographie des Geländes am Rücken des Bairro Alto konnte Daupiás den Garten in mehrere Ebenen mit unterschiedlichen Bepflanzungen unterteilen. Zedern, Palmen, Araukarien, Magnolien und mehr - alles hatte in diesem so einzigartigen wie großzügigen Stadtgarten seinen Platz. Unten, im ebenen Teil hinter dem im Jahr 1906 errichteten Wohnhaus von Daupiás, errichtete der Baron verschiedene Gewächshäuser zur Aufzucht weiterer Pflanzenarten.

Mit seinem Werk, mitten in Lissabon, setzte der Baron Daupiás Maßstäbe. Basierend auf seinen Experimenten und Untersuchungen verfasste er zum Beispiel das Fachbuch Guia de Horticultura Práctica (deutsch: Handbuch des praktischen Gartenbaus), das für viele weitere Generationen von Pflanzenfreunden zur Referenz wurde. In seinem Haus richtete Frederico Daupiás zudem eine Samenhandlung ein, damit auch andere Gärten von seiner Arbeit profitieren konnten.

Nach Fredericos Tod im Jahr 1928 führte seine Tochter das Anwesen und die Pflege der Gartenanlagen fort. Doch im Laufe der Jahre verwilderte der Garten zunehmend. Heute befindet sich das Anwesen in einem beklagenswerten und erbärmlichen Zustand.

Wer heute ein paar Schritte vom portugiesischen Nationalparlament (Assembleia da República) die Rua de São Bento hinauf läuft, trifft bald auf die Rua do Arco de São Mamede, wo sich, versteckt hinter den Hausnummern 6 bis 8, die Casa Daupiás befindet. Hier, geschützt durch eine hohe Mauer, beginnen die Parkanlagen, die sich - versteckt von Häuserzeilen - bis hinunter zur Rua da Imprensa Nacional ziehen.

Im Augenblick stehen die Chancen recht gut, dass sich die Stadtverwaltung dieser verwilderten Parkanlage annimmt. Das steht der Stadtverwaltung, so kurz vor den Kommunalwahlen, nur gut. Ziel ist es, mit der zukünftigen Wiedereröffnung der Gärten des Daupiás, Lissabon einen attraktiven neuen Park zu geben, der ein reizvolles Dreieck mit dem Botanischen Garten und dem Park am Principé Real, bilden wird.

Até amanhã


„Até amanhã“ ist portugiesisch und bedeutet wörtlich übersetzt „bis morgen“. Wenn Deutsche „morgen“ sagen, dann ist dieser Begriff für sie genau definiert: Morgen ist immer am nächsten Tag in der Zeit zwischen 08.00 Uhr und 11.59 Uhr, weil 12.00 Uhr ja schon wieder mittags ist und vor 08.00 Uhr ist demnach früh am morgen, also „morgen früh“.

Für uns Portugiesen gilt eine andere Zeitrechnung, die auch funktioniert, aber nicht so wie die deutsche. Denn für uns bedeutet „amanhã“ nicht nur morgen zwischen 08.00 Uhr und 11.59 Uhr, sondern auch: eines Tages morgens, oder irgendwann mal morgens, vielleicht nächste Woche morgen oder eventuell nächstes Jahr an irgendeinem Morgen. Das muss man als Nichtportugiese so akzeptieren und vielleicht erst am eigenen Körper und Nervenkostüm leidvoll spüren.

Oft bringen wir Portugiesen, wenn wir „amanhã“ sagen, nur zum Ausdruck, dass wir uns im Moment nicht mit einem bestimmten Thema oder Problem beschäftigen wollen. Aber Ausländer verstehen: „amanhã“, also „morgen“ - also zwischen 08.00 Uhr und 11.59 Uhr.

Und wenn dann z.B. der deutsche Geschäftsmann am anderen Morgen um 12 Uhr sauer ist, weil der Portugiese nicht gekommen ist und er 2 Stunden auf ihn gewartet hat, dann ist garantiert immer der Geschäftsmann schuld, nicht sein portugiesischer Geschäftspartner. Denn der hat ja klar und deutlich gesagt: „amanhã“.

Portugiesisch ist nicht schwerer zu erlernen, als andere Fremdsprachen. Es ist nur ungleich schwieriger, sie auch zu begreifen. Die portugiesische Sprache, so würde ich sagen, ist ein unvollendetes Lebenswerk. Und das macht die Sprache meiner Vorväter so faszinierend und lebendig. Sie besteht im Alltag nicht aus perfekter Wortwahl und reinster Grammatik, sondern aus einem momentanen Lebensgefühl. Wir Portugiesen sind nämlich nicht dumm, wie unsere spanischen Nachbarn immer von uns behaupten; wir denken nur anders!

Wir Portugiesen besitzen die Gabe unheimlich viel zu sprechen und trotzdem dabei nichts zu sagen. Wir denken weder Vor noch denken wir Nach. Wir denken im Jetzt.

Das macht uns Portugiesen, für die Menschen die uns seit acht Jahrhunderten umgeben, sympathisch und interessant, oder aber zum Dampfplauderer, auf den man sich nicht verlassen kann. Das ist immer eine Sache der Sichtweise.

Wenn ihnen also einmal ein Portugiese ein freundliches „Até amanhã" zuwirft, dann will er sie nicht unbedingt am nächsten Tag auch sehen. Im Gegenteil, er wollte sich wahrscheinlich einfach nur freundlich von ihnen verabschieden.