Mittwoch, 30. Juni 2010

Sardinhada






Vor ein paar Tagen war ich zu einer „sardinhada“, in der Nähe von Abrantes, eingeladen.
Waltraut, eine liebe Freundin, hatte auf ihrer Quinta ein paar Leute um sich versammelt.

Was dem Amerikaner sein „Barbecue“, dem Brasilianer sein „churrasco“ und dem Deutschen seine „Grillparty“ ist, das ist für uns Portugiesen die „sardinhada“.
Aber im Gegensatz zum Barbecue, zum churrasco und zur Grillparty, wo überwiegend gegrilltes Fleisch oder Würstchen auf dem Grillrost liegen, spielt bei der sardinhada ein einziger Fisch die Hauptrolle.

Wie der Name schon erahnen lässt, handelt es sich hierbei um die Sardine. Sardinhada heißt nichts anderes als „gegrillte Sardinen“.
Nur mit Salz gewürzt, werden die Sardinen, ohne ausgenommen worden zu sein, fein säuberlich nebeneinander auf den Grillrost gelegt und dann von beiden Seiten leicht bräunlich gegrillt.

Man kann sie dann direkt vom Grill auf ein Stück Brot (Brot – kein Brötchen!) legen und verspeisen, oder man serviert die Sardinen mit Pellkartoffeln und einem Salat.
Mit einem guten Rotwein wird dann das ganze „runtergespült“.
Was früher ein Arme-Leute-Essen war, ist heute teilweise ein teurer Spaß.
Denn die Sardinenschwärme werden, durch die weltweit starke Überfischung, von Jahr zu Jahr immer weniger, und treiben so den Preis dieses Fisches in die Höhe.

Zum Lissabonner Stadtfest, dem Sankt Antonius Fest (port.: Festas de Santo António) z.B., kann es vorkommen, dass die Sardinen in den Gassen der Altstadt mal zu einem Stückpreis von zwei Euro verkauft werden, was für einen Sterblichen absoluter Wucher ist.
Denn normalerweise kostet ein Kilo Sardinen nicht mehr als drei oder vier Euro, und das sind gut ein Dutzend Sardinen.

Nichtsdestotrotz, handelt es sich bei einer sardinhada um eines der typischsten portugiesischen kulinarischen Erlebnisse.
Sollten sie jemals zu einer sardinhada eingeladen werden, lassen sie sich diesen Schmaus und dieses Gemeinschaftsgefühl nicht entgehen!

Dienstag, 29. Juni 2010

Den Pasteis de Nata total verfallen


Wie schon in meinem post „EXPO 2010“, vom 11. Mai dieses Jahres, berichtet, findet die diesjährige Weltausstellung EXPO 2010 in der chinesischen Handelsmetropole Shanghai (port.: Xangai) statt.
Der portugiesische Pavillon gehört, wenn man nach den stundenlangen Warteschlangen und den hohen Besucherzahlen geht, zu den beliebtesten der internationalen Pavillons auf dem Expogelände.

Man mag es aber kaum glauben, welches die größte Aktration des portugiesischen Pavillons in Shanghai ist?
Ich jedenfalls wollte es nicht glauben, als ich es heute in den Abendnachrichten hörte.
Die größte Aktration des Portugalpavillons sind die hierzulande ebenso beliebten „Pasteis de Nata“, die in Shanghai tausendfach jeden Tag in der eigenen Pavillonkonditorei hergestellt werden.

So berichtet Rolando Borges Martins, der Generalkommissar (port.: Comissário-Geral) des portugiesischen Pavillons, das seit dem 01. Mai 2010, dem Tag an dem die EXPO ihre Tore öffnete, bis heute, über 150.000 dieser kleinen Blätterteigcremetörtchen verkauft wurden, vor allem an die chinesischen Besucher. Um dem Ansturm Herr zu werden, wurde sogar ein Pasteis de Nata-Automat vor dem Eingang des Portugalpavillons aufgestellt, um so die langen Warteschlangen zu verkürzen.
Laut des Generalkommissars, ist dies „zweifellos“ ein Erfolg.

Handelt es sich hierbei aber nicht eher um einen „zweifelhaften“ Erfolg?
Angeblich sollen sich nämlich viele Chinesen nur stundenlang in die Schlange stellen, um dann die viel gepriesenen Törtchen zu probieren, und verzichten dann ganz auf einen Besuch des Pavillons.
Seien wir Portugiesen doch einmal ehrlich:
soll die einzige Erinnerung der Millionen Besucher der EXPO 2010 in Shanghai an den portugiesischen Pavillon nur ein Törtchen sein?

Noch etwas soll die chinesischen Besucher an den Portugalpavillon magisch anziehen: seine Korkfassade!

Da die Chinesen selbst Kork nicht produzieren, und selbst Flaschenkorken bei ihnen fast ausnahmslos aus Plastik bestehen, ist es zum leidigen „Volkssport“ auf dem Expogelände geworden, ganze Stücke von Kork von der Fassade des Portugalpavillons abzureißen.
So musste diese Woche eine Lieferung Korkplatten nach Shanghai geflogen werden, um den schon an manchen Stellen etwas nackten Pavillon, auszubessern.

Man stelle sich vor, der Pavillon wäre, so wie eine Art Knusperhäuschen aus dem Märchen der Gebrüder Grimm, mit Pasteis de Nata verkleidet, und nicht mit Kork.
Die Chinesen hätten diesen Pavillon garantiert zum Fressen gern…

Sommerfest 2010 der DEKL





Wie jedes Jahr, so fand auch dieses Jahr im Garten der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde zu Lissabon (port.: Igreja Evangélica Alemã em Lisboa) ein Sommerfest statt, dem zuvor ein ökumenischer Familiengottesdienst einherging.

Der 27. Juni 2010 war ein Tag mit herrlichem Sommerwetter, einer vollen Kirche, einem gutgelaunten Pastor Stalling mit einer originellen Predigt, schmackhaftem Essen, kühlen Getränken und einem schönen Gartenfest.

Für die musikalische Umrahmung des Tages sorgten Carina Lasch, Rute Martins und der neu gegründete Chor der Kirchengemeinde, dem ich seit seiner Gründung Anfang dieses Jahres, angehöre.
Die musikalische Leitung des Chors liegt in den Händen von Carina Lasch (unserem Hauptfeldwebel, wie ich sie liebevoll nenne).
Wir sangen an diesem Festtag die Lieder „Was Gott tut, das ist wohl getan“ und „Oh happy day!“.

Obwohl mir im Augenblick, wegen eines Todesfalls in der Familie (bitte lesen sie hierzu auch mein post „In memoriam: Raul Rodrigues Pires, vom 07. Juni 2010), wahrlich nicht nach dem singen von „Oh happy day!“ zumute war, so muss ich doch gestehen, das das vortragen dieses Liedes hinterher für mich doch befreiend war.

Auch den anderen Besuchern des Gottesdienstes muss das Lied recht gut gefallen haben, denn das anschließende Fest im Gemeindegarten war ein voller Erfolg.
So schlecht können wir also gar nicht gesungen haben…

Das Sommerfest 2010 ist nun Geschichte.
Jetzt arbeiten wir auf das Fest im kommenden Jahr hin, einem besonderen Fest.
Denn dann wird die Deutsche Evangelische Kirchengemeinde Lissabon ihren 250 Geburtstag feiern.

Samstag, 26. Juni 2010

Tod eines Schriftstellers


Vor genau einer Woche verstarb der portugiesische Schriftsteller José Saramago.
Ich habe noch nie sehr viel von Saramago und seinen Werken gehalten.
Als Schriftsteller fand ich ihn eher Mittelmäßig, um nicht zu sagen schlecht.
Wie Saramago 1998 zu seinem Nobelpreis für Literatur kam, ist mir bis heute ein Rätsel geblieben.
Und als Mensch, obwohl ich ihn nie persönlich kennen gelernt habe, war er mir, was seine politischen und sozialen Einstellungen anging, eher suspekt und peinlich, als vertrauenswürdig.

Aber da man ja über Tote weder schlecht reden noch schlecht schreiben sollte, werde ich versuchen mich mit Kritik an diesem erzkonservativen Kommunisten zurückzuhalten, der für sich in Anspruch nahm, die „Stimme Portugals“ zu sein.
Wo ich mich allerdings nicht zurückhalten kann, ist über die Art und Weise, wie nun hier in Portugal, nach seinem Tod, die Presse und die Politik mit Saramagos Tod umgeht, ihn ja schon fast in den Himmel emporhebt und verehrt.

So hat gestern António Costa, der Bürgermeister von Lissabon, öffentlich verkündet, dass die Asche von Saramago in Lissabon bleiben soll, und zwar genau vor der Casa dos Bicos, wo sich die Stiftung Saramago befindet, begraben unter einem jahrhundert alten Olivenbaum, welches extra aus seinem Heimatort Azinhaga, herbeigebracht werden soll.
Dies alles gibt mir langsam das Gefühl, dass der Tod Saramagos, einem Mann der sich zu Lebzeiten provokativ von Portugal abwandte, um auf der spanischen Atlantikinsel Lanzerote zu leben, langsam zu so etwas wie einer Heiligsprechung eines Atheisten entwickelt.
Und das ist mir, und vielen meiner Landsleute, zuwider.

Die Zeitungen und Fernsehsender, die noch vor Monaten über Saramago lästerten, seine Bücher teilweise zerrissen und ihn für seine „Portugalfeindlichkeit“ kritisierten, diese selben Zeitungen und Fernsehsender füllen seit einer Woche ganze Seiten und Sendezeiten mit Huldigungen an ihn.

Natürlich ist das alles eine Sache des Geschmacks, so auch Saramagos Werke.
Man liest sie gerne, oder man liest sie eben nicht.
Fakt ist, das Saramago, noch vor Fernando Pessoa und Camões, heute der meistgelesene Schriftsteller Portugals im Ausland ist.
Vor allem in der Dritten Welt, wo er als ein Demokrat und Freiheitskämpfer gilt, wird Saramago wie eine Art Literaturgott verehrt.

Aber trotz aller Verehrungen und trotz all der Huldigungen die über Saramago jetzt nach seinem Tod geschrieben werden, darf man nicht in Versuchung geraten, aus Saramago das zu machen, was er in Wirklichkeit nie war: nämlich ein „Demokrat“ und „Freiheitskämpfer“.
Außer die hier verwendeten Begriffe wie „Demokratie“ und „Freiheitsliebe“ werden auf die marxistisch-leninistische Doktrin reduziert.
Eine Doktrin, die alleine im 20. Jahrhundert Millionen von Menschen Elend, Hunger, Leid, Verfolgung und den Tod gebracht hat.
Eine Doktrin die Saramago, wohlgemerkt, nie kritisiert hat und auf die er ein Leben lang stolz war!

Deshalb, wer Saramago ehren will, der darf nicht nur seine Bücher als Maß aller Dinge nehmen, sondern muss vor allem seine Biografie genau studieren.

Ein Mann, der zu Lebzeiten die Politik Nordkoreas Beispielhaft nannte und der die Festnahe kubanischer Regimegegner als notwendig erachtete, der mag zwar mit ach und krach einen Literaturnobelpreis verdient haben, aber niemals eine letzte Ruhestätte in der portugiesischen Hauptstadt.
Eine Ruhestätte die mit der Zeit dann wohl zum marxistisch-leninistischen Anlaufpunkt mutieren wird.
Auf Lanzerote, der Insel die Saramago so sehr geliebt hat und auf der er die letzten Jahre seines Lebens verbracht hat, wäre noch viel Platz für seine Beisetzung gewesen.

Freitag, 18. Juni 2010

Sommerfestivals für jeden Geschmack


Kaum ist der große Musikevent „Rock in Rio“ hier in Lissabon vorbei, da stehen schon andere Sommerkonzerte und Musikveranstaltungen hier in Portugal vor der Tür.
Von Paredes de Coura im Norden, über Lissabon, Cascais und Sesimbra im Zentrum, bis hin nach Loulé, Sagres und Zambujeira do Mar im Süden, werden in den nächsten Sommerwochen hier in Portugal Megakonzerte stattfinden.

Hier nun ein paar Konzertdatendaten und Eintrittspreise für die Musikveranstaltungen die in den kommenden Wochen stattfinden werden:

- In Loulé, an der Algarve, findet vom 23. - 26. Juni das „MED 2010“ statt, eine Musikveranstaltung mit den unterschiedlichsten Musikrichtungen. Auftreten werden beim MED unter anderen King Khan and the Shrines, Amparo Sanchéz und Goran Bregovic. Die Tageskarte kostet 12,50 €.

- Das „Cool Jazz Fest“ wird vom 01. – 29. Juli in Cascais steigen. Wie der Name schon andeutet ist dieses Musikevent völlig dem Jazz verschrieben. Auftreten werden in Cascais Regina Spektor, Norah Jones, Diana Krall, Elvis Costello und noch viele andere. Preis noch unbekannt.

- Das „Delta Tejo Festival“, gesponsert von einem der größten Kaffeehäuser der Welt, ist Künstlern und Musikern aus Ländern wie Brasilien, Kolumbien, Angola gewidmet, Länder die Kaffeeproduzenten sind. Auftreten werden beim „Delta Tejo Festival“ in Lissabon vom 02. – 04. Juli unter anderem Ana Moura, Shaggy und die Gruppe Puto Prata. Preis noch unbekannt.

- In Estoril steigt vom 02. – 11. Juli der „Estoril Jazz“. „Estoril Jazz“ ist voll und ganz dem Jazz gewidmet. Für 30,00 € kann man unter anderem Renee Rosnes, das Charles Lloyd New Quartet und die Dee Dee Bridgewater singen hören.

- Pearl Jam, La Roux und LCD Soundsystem sind einige der Gruppen, die vom 08. – 10. Juli beim „Optimus Alive“ in Algés ihren Auftritt haben werden. Die Tageskarte wird 50,00 € kosten und die 3-Tageskarte wird für 90,00 € zu haben sein.

- Der diesjährige „Super Rock – Super Bock“, eines der größten Festivals des Sommers, wird dieses Jahr vom 16. – 18. Juli in der Praia do Meco, bei Sesimbra, steigen, mit Stars wie die Pet Shop Boys und Prince. Die Tageskarte kostet hier 40,00 € und für die drei Tage muss man 70,00 € berappen. Aber es lohnt sich allemal.

- Wer alternative Musik mag, der wird im nördlichen Tabuão beim Konzert “Paredes de Coura” voll auf seine Kosten kommen. Vom 28. – 30. Juli treten hier Künstler wie Best Coast, Memory Tapes, Vivian Girls, Peter Hook und The Prodigy auf. Der Eintrittspreis ist mir noch unbekannt.

- Eines der berühmtesten Sommerfestivals des Landes wird vom 04. – 08. August in Zambujeira do Mar stattfinden, das „Sudoeste TMN“. Auf vier Bühnen treten unter anderem die Sänger und Gruppen Sugababes, Diabo na Crúz, Massive Attack, Mica und Jamiroquai auf. Die Tageskarte wird 40,00 € kosten, 80,00 € kostet die 4-Tageskarte.

- In Sagres, in der Praia do Tonel, steigt an zwei Tagen, dem 12. und 13. August der „Super Bock Surf Fest“. Wie der Name schon andeutet dreht sich bei diesem Musikkonzert alles um das Surfen. Und so ist dann die Musik sehr reggae, sehr sommerlich, sehr locker. Für 25,00 € am Tag kann man coole Musik hören und sich mit Beachboys und Surfernixen über Wellen, das Meer und Surfbretter austauschen.

Alle Konzertdaten die ich hier aufgeführt habe, stehen so ziemlich fest.
Was die Eintrittspreise angeht, so sind diese hier leider ohne Gewähr, denn selbst nach mehrmaligen Anfragen bei einigen Veranstaltern, konnten mir viele nicht den genauen Eintrittspreis nennen.
Allen meinen Lesern wünsche ich einen wunderschönen Sommer!

Dienstag, 15. Juni 2010

Nerventötende Vuvuzelas


Als sich vor Tagen Portugals Fußballstar Cristiano Ronaldo, bei einer Pressekonferenz in Magaliesburg, über die südafrikanischen Traditions-Tröten, die Vuvuzelas, erbost ausließ, und meinte ein Spielen bei dem höllischen Lärm dieser Tröten wäre fast unmöglich, hielt ich das zuerst für „Starallüren“ eines verwöhnten Fußballers, der es gewohnt ist, das alle nach seiner Pfeife tanzen, und nicht er nach den Tönen der Vuvuzelas.

Als ich aber vorgestern im Fernsehen, das WM-Spiel Deutschland gegen Australien sah, welches in Durban stattfand und von den Deutschen mit 4 : 0 gewonnen wurde, und heute das Spiel Portugal gegen die Elfenbeinküste, das mit einem entmutigendem 0 : 0 in Port Elizabeth endete, so konnte ich dies nur tun, in dem ich die Lautsstärke des Fernsehers etwas höher stellte als normal.
Denn sonst wären die Kommentatoren der Spiele, überhaupt nicht zu verstehen gewesen.
Die Vuvuzelas übertönten jeden Kommentar, jedes einzelne Wort.
Eigentlich war außer diesem ständigen Tröten so gut wie nichts zu hören und ich muss auch zugeben das das Tröten der Vuvuzelas so durchdringend war, das ich diese Dauerbeschallung auch jetzt, eine Stunde nach dem Portugalspiel, mental gar nicht ignorieren kann.

Und so muss ich ehrlich zugeben, dass wenn ich, als Zuschauer, Schwierigkeiten habe den Kommentaren eines Fußballspieles zu folgen, weil tausende Tröten eine unangenehme Geräuschkulisse schaffen, um wie viel schwerer müssen es da die Spieler auf dem Platz haben, die sich dann ja nicht untereinander verständigen können oder gar den Schiedsrichter nicht hören oder den Trainer?

Laut den Südafrikanern sind die Plastiktröten ein Teil der afrikanischen Fußballkultur, was auch immer sie darunter verstehen mögen.
Nun wir hier in Europa haben die Fan-Gesänge und die La Ola-Welle.
Während aber die Gesänge und die Welle dem jeweiligen Spiel eher Dynamik und positive Impulse geben, überdecken die Vuvuzelas jede spontane, akustische Emotion einer Partie.

Wir werden uns wohl oder übel, falls die Vuvuzelas nicht in den Stadien verboten werden, die nächsten vier Wochen an „90 Minuten-Tröten“ bei jedem Fußballweltmeisterschaftsspiel gewöhnen müssen.

Aber so gesehen, haben Cristiano Ronaldo und die anderen jetzt schon eine Ausrede parat, wenn sie vorzeitig aus dem Turnier ausscheiden.
Sie können es jederzeit auf die Vuvuzelas, die nerventötenden Vuvuzelas, schieben!

Magaliesburg


Die Portugiesische Nationalmannschaft (port.: „selecção“) hat ihr Hauptquartier in der südafrikanischen Kleinstadt Magaliesburg (port.: Magaliesburgo / dt.: Magaliesburg) aufgeschlagen, und dort, in der Nähe von Johannesburg (port.: Joanesburgo) bereiten sich die Nationalspieler Portugals auf ihren ersten Auftritt bei dieser Fußballweltmeisterschaft 2010, in Südafrika, vor.

Obwohl Portugal, vor jeder anderen Nation der Welt, schon vor 600 Jahren im südlichen Afrika präsent war, und Städte wie Kapstadt (port.: Cidade do Cabo / engl.: Cape Town) und das heutige Port Elizabeth (port.: Porto Elisabete) auf eine portugiesische Gründung zurückgehen, ist Magaliesburg für die meisten Portugiesen, auch für mich, bis zu dieser Weltmeisterschaft, kein Begriff gewesen.

Magaliesburg liegt zu Füßen der Magaliesberge, von denen die Stadt auch ihren Namen erhalten hat, in der südafrikanischen Provinz Guateng.
Nördlich der Metropole Jahannesburg gelegen, hat die Kleinstadt nur etwa 5000 Einwohner, davon schätzungsweise nicht mehr als 200 Portugiesen.

Doch seitdem die Portugiesische Nationalmannschaft im luxuriösen Hotel „Valley Lodge“ von Magaliesburg residiert, bevölkern tausende Portugiesen die Kleinstadt und das örtliche Fußballstadion, um die Mannschaft bei ihren täglichen Trainingsspielen moralisch, farblich und akustisch zu unterstützen. Ganz Magaliesburg ist in den Nationalfarben Portugals, grün und rot, getaucht.

Sogar eine kleine Brücke im Stadtzentrum wurde von portugiesischen Fans grün-rot angestrichen, und ist seit kurzem die Attraktion der Stadt.
Die Stadtverwaltung von Magaliesburg war zuerst nicht besonders angetan von diesem „Vandalismus“, hat dann aber beschlossen die Brücke bis zum Ende der Weltmeisterschaft in den portugiesischen Farben zu belassen.

Der Handel ist, so habe ich gelesen, um über 30 % gestiegen, seitdem die Portugiesen in der Stadt sind.
Und welche Stadtverwaltung will sich schon wegen einer angemalten Brücke, dieses Geschäft mit den portugiesischen Fans entgehen lassen?
Schließlich ist auch in Südafrika die Krise angekommen!

Die Portugiesische Fußballföderation hat das Hotel, in dem die Nationalspieler abgestiegen sind, bis zum 11. Juli, dem Tag des Endspiels, reserviert.
Bleibt zu hoffen dass sich die Geschäfte für die Bürger Magaliesburgs bis zu diesem Tag lohnen werden.
Es wäre ein wunderbares Omen!

Montag, 7. Juni 2010

In memoriam: Raul Rodrigues Pires


Ich schaue hinauf zu den Bergen – woher kann ich Hilfe erwarten?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat!
Der Herr wird nicht zulassen dass du fällst; er dein Beschützer schläft nicht.
Ja, der Beschützer Jerusalems schläft und schlummert nicht.
Der Herr gibt auf dich Acht; er steht dir zur Seite und bietet dir Schutz vor drohenden Gefahren.
Tagsüber wird dich die Sonnenglut nicht verbrennen, und in der Nacht wird der Mond dir nicht schaden.
Der Herr schützt dich vor allem Unheil, er bewahrt dein Leben.
Er gibt auf dich Acht, wenn du aus dem Hause gehst und wenn du wieder heimkehrst. Jetzt und für immer steht er dir bei!

(Psalm 121, 1-8)

Zum Gedenken an Raul Rodrigues Pires (geb. in Lissabon, 20. Mai 1942), meinen Onkel, Patenonkel und Freund, der am letzten Freitag, dem 04. Juni 2010, plötzlich und unerwartet, von uns gegangen ist.
Ich werde ihn nie vergessen!


Á memória de Raul Rodrigues Pires

Elevo os meus olhos para os montes; de onde me virá o socorro?
O meu socorro vem do Senhor, que fez o céu e a terra.
Não deixará vacilar o teu pé; aquele que te guarda não tosquenejará.
Eis que não tosquenejará nem dormirá o guarda de Israel.
O Senhor é quem te guarda; o Senhor é a tua sombra e a tua direita.
O sol não te molesterá de dia nem a lua de noite.
O Senhor te guardará de todo o mal, ele guardará a tua alma.
O Senhor guardará a tua entrada e a tua saída, desde agora e para sempre!

(Salmo 121, 1-8)

Á memória de Raul Rodrigues Pires, (nas. Lisbao, 20 de Maio de 1942), meu estimado tio, padrinho e grande amigo, que faleceu nesta última sexta-feira, 04. de Junho 2010, e que deixa um enorme vazio no meu coração!

Mittwoch, 2. Juni 2010

Zum 1. Geburtstag von Planet Portugal


Man nehme ein halbes Pfund der schönsten Strände Europas, ein halbes Pfund weiter Ebenen mit Korkeichen- und Pinienwäldern, und zwei Teelöffel einer Kapitale mit alter Weltstadtatmosphäre.
Das Ganze in einem dreiviertel der besten süßen und roten Weine der Welt langsam quellen lassen und dann reichlich Kulturgewürz hinzugeben.
Je nach Geschmack ein paar Spritzer politisches Bittermandel-Essenz und eine Messerspitze Saudade.
Das Ganze gut durchrühren und auf der von der EU verordneten Sparflamme langsam gar kochen lassen.
Das fertige Gericht garniere man mit locker geschlagenem Optimismus und einer Prise Humor…

Sieht es wirklich so aus, mein Portugal?
Sicherlich, die Zutaten stimmen schon.
Und es gibt noch eine Menge anderer die Appetit machen.
Doch „kochen“ muss sich jeder, so glaube ich, Portugal schon selber.

Als ich vor genau einem Jahr, am 03. Juni 2009, anfing „Planet Portugal“ zu schreiben, wollte ich jedem der Interesse an meinem Heimatland hat, „Rezepte anbieten“, wollte jedem zeigen, was es hier im Land der Entdecker zu entdecken gibt.

Alleine die geschichtlichen und kulturellen Angebote meines Heimatlandes sind so umfangreich, dass auch der längste Urlaub nicht ausreicht, alles zu sehen und zu hören.
Die Gastronomie bietet Vielfältiges für jeden Gaumen und jeden Geldbeutel: von der einfachen „Bifana“ im Stehcafé an der Ecke, über den „Pastel de Nata“ in Belém bis zum Diner im Salon des Ritz-Hotels in Lissabon.
Das Nachtleben, die Feste und regionalen Feierlichkeiten sind auch nicht ohne und die vielen Strände und die historischen Städte alle Mal einen Ausflug wert.

Mir wurde einmal gesagt ich würde sehr kreativ und informativ über Portugal und seine Geschichte, seinen Alltag, seine Bürger, seine Politik und seine Gefühle in diesem Blog schreiben.

Aber diese Kreativität war mir nur möglich, weil ich den Lesern von „Planet Portugal“ immer mit „offenen Augen“ begegnete.
Ihre und Eure Anregungen und vor allem der vorgebrachte Lob, aber auch die Kritik, haben mich immer bestärkt weiter zu schreiben.
Deshalb möchte ich Sie und Euch einladen, mir auch in Zukunft Anregungen, Ideen und Empfehlungen zukommen zu lassen.

Hier in Portugal ist manches anders als anderswo – im Positiven wie im Negativen.
Es zu entdecken lohnt sich alle mal.
Ich hoffe „Planet Portugal“ ist meinen Lesern eine Hilfe dabei.

Danke für Ihre und Eure wunderbare Unterstützung in den letzten zwölf Monaten

Ângelo Paulo

Dienstag, 1. Juni 2010

Viva a Sardinha


Jetzt ist sie endlich da, die Zeit auf die wir Lissabonner ein ganzes Jahr lang gewartet haben.
Die Lissabonner Stadtfeste (port.: Festas de Santo António), zu ehren des Stadtheiligen Antonius, haben begonnen.

Die Feierlichkeiten werden zwar am 13. Juni ihren Höhepunkt erreicht haben, aber schon jetzt, so konnte ich heute mit eigenen Augen sehen, sind die Gassen und Plätze der Altstadt alle mit bunten Fähnchen, Girlanden, Lampions und Papierblumen geschmückt, und hier und da, riecht es auch schon nach gegrillten Sardinen.

Unter dem diesjährigen Motto „Viva a Sardinha“ (dt.: „Es lebe die Sardine“) hat die Zeit der Konzerte, der Partys (port.: „arraiais populares“), der Ausstellungen, der Grillfeste und der Ausgelassenheit begonnen.

Das Fest geht auf die Strasse, und die Stadt wird von uns Feiernden eingenommen!

Hier ein paar wichtige Veranstaltungen die anlässlich des Lissabonner Sankt Antoniusfestes dieses Jahr stattfinden:


- „Lounge Festas de Lisboa“ – bis zum 15. Juli im Kino Cinema de São Jorge, mit Konzerten, Partys und DJ´s

- „Fado nos Eléctricos“ – Fado in der Straßenbahn, an verschiedenen Tagen im Monat Juni

- „Art a bordo“ – vom 23 bis 27. Juni, Theateraufführung in den Zügen der Linie Lisboa/Cascais

- „Jazz às onze“ – Jazzmusik in den historischen Aufzügen der Stadt, an verschiedenen Tagen im Monat Juli, immer um 11 Uhr morgens und um 23 Uhr nachts

- „Noite de Santo António“ – die Nacht des Heiligen Antonius, vom 12. auf den 13. Juni. Diese Nacht ist der Höhepunkt des Lissabonner Stadtfestes

- „Festa do Fado“ – Fadomusik den ganzen Monat Juni, im Fadomuseum (port.: Museu do Fado)

- “Arraial Pride” – GayPride auf der Praça do Comércio am 26. Juni

- “Fado no Castelo” – Fadomusik auf der Georgsburg (port.: Castelo de São Jorge) immer Freitags und Samstags in den Monaten Juni und Juli

- „Marchas Populares“ – In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni stellen sich die einzelnen Lissabonner Stadtteile jeweils mit einem Festzug und Musik dem Publikum und einer Jury vor. Diese küren dann die beste Präsentation, und somit den Stadtsieger

- „Casamentos de Santo António“ – wie jedes Jahr, so werden auch dieses Jahr 16 junge Paare sich das Ja-Wort in der Kathedrale von Lissabon (port.: Sé de Lisboa) geben, zu Ehren des Stadtheiligen, des Heiligen Antonius, der als Schutzpatron der Eheleute gilt. Die Kosten dieser Hochzeiten werden von der Stadt Lissabon getragen, die es somit diesen Paaren ermöglicht, eine Hochzeit zu feiern, die sie sich privat wohl nie leisten könnten

- außerdem werden in den Monaten Juni und Juli die verschiedensten Konferenzen, Debatten, Workshops, Aufführungen, Lesungen und Kinofilme in den einzelnen Lissabonner Theater, Kinos, Bibliotheken, Instituten und Museen stattfinden


Die Lissabonner Stadtfeste werden bis zum 15. Juli dauern.
Fast überall ist der Eintritt frei.
Mitgebracht werden muss, soweit ich aus eigener Erfahrung weiß, nur eine Menge gute Laune und Spaß!

Es gibt halt so Tage


Mit dem Titel „Há dias assim“, was ins Deutsche frei übersetzt so viel heißt wie „Es gibt halt so Tage“, hat am Samstag die junge Sängerin Filipa Azevedo für Portugal am Eurovision Song Contest, das dieses Jahr in der norwegischen Hauptstadt Oslo stattfand, teilgenommen.

Filipa, die mit einem wallenden Kleid, auf der riesigen Bühne etwas verloren, ihr Liedchen trällerte, brachte es auf den 18. Platz der 25 Finalteilnehmer.
Immerhin noch vor Nationen wie Norwegen, dem Vorjahressieger, Island, Irland und sogar Großbritannien, das es nur auf den letzten Platz schaffte.

Siegerin des Abends aber wurde die junge deutsche Lena Meyer-Landrut, die die Sensation perfekt machte, und den Grand Prix souverän gewann.
Mit dem Titel „Satellite“ kam die gerade mal 19 Jahre alte Abiturientin auf den 1. Platz, 28 Jahre nachdem eine gewisse Nicole mit dem Titel „Ein bisschen Frieden“ Europa für sich gewinnen konnte.

Lena war erst durch eine vom Fernsehmoderator Stefan Raab, im Februar, organisierten Casting-Show auf PRO7, entdeckt worden.
Bis dahin war Lena selbst in Deutschland vollkommen unbekannt.
Am Samstag, innerhalb von nur drei Minuten, denn so lange dauerte ihr Auftritt, eroberte sie, mit einem Augenzwinkern und viel Charme, ganz Europa.

Insgesamt bekam Lena 246 Punkte von den anderen Teilnehmernationen, darunter neun Mal die Höchstwertung „twelve points“.
Aus Portugal wurde gerade mal ein Punkt an sie vergeben.
Das zeigt, dass wir hier am Rande Europas, was den musikalischen Geschmack angeht, nicht gerade mit den anderen Nationen harmonieren.
Deshalb wohl auch das schlechte Abschneiden des portugiesischen Beitrags.
Ich werde das dumpfe Gefühl nicht los, das unsere Musik, unsere Balladen, kein Mensch hören will!

Lena dagegen, wird ab jetzt auf einer Sympathiewelle reiten, die gewaltig sein wird.
Hier in Portugal hat man ihr, wie schon geschrieben, nur einen Punkt gegeben. Aber heute habe ich dafür ihren Titel schon vier Mal im Radio gehört.
Ebenso habe ich heute gehört, das Lena nun eine Europatournee plant.
Wenn dem so ist, dann hoffe ich sie wird auch bei uns in Portugal vorbeischauen.

„Es gibt halt so Tage“ – so hieß der portugiesische Titel beim diesjährigen Grand Prix.
Und es ist wahr:
Es gibt halt so Tage, da wird man Sieger der größten Musikshow der Welt und erobert so nebenbei die Herzen Europas.
Und das ganze, ohne auch nur einmal eine Gesangsstunde genommen zu haben!
Ganz toll!!!

Gratulation Lena, Gratulation Deutschland!