Dienstag, 31. Dezember 2013

Alles Gute für 2014!


Es wird kein neues Jahr geben, wenn wir immer wieder die Fehler der vergangenen Jahre wiederholen.
(Camões)

Mit diesen Worten des grossen portugiesischen Nationaldichters Luis Vaz de Camões möchte ich allen Leser/innen meines Blogs für das neue Jahr 2014 alles Gute und Liebe wünschen, recht viel Glück, Erfolg, Zufriedenheit und vor allem Gesundheit für die kommenden 365 Tage.
Wir sehen uns hier im Planet Portugal!


Jamais haverá ano novo se continuarmos a copiar os erros dos anos velhos“.
(Camões)

Com estas palavras do grande poeta português Luís Vaz de Camões quero desejar a todos os leitores e leitoras do meu Blog um Ano Novo de 2014 cheio de sorte e amor, com muito sucesso, satisfação e, sobretudo, saúde para os próximos 365 dias.
Encontramo-nos aqui no Planet Portugal!


Freitag, 27. Dezember 2013

Adeste fideles


Weihnachten ist nun vorbei und ich hoffe, jeder von Euch hatte Gelegenheit, diese besondere Zeit, so wie ich, im Kreise seiner Liebsten besinnlich und harmonisch zu verbringen.
Dieses Jahr habe ich Weihnachten in Deutschland verbracht, um genauer zu sein, in Nordhein-Westfalen.
Und wäre das Wetter nicht so furchtbar schmuddelig und regnerisch gewesen, dann wären das bestimmt perfekte Weihnachtstage in Rees gewesen – so aber war es „nur“ ein 99,99 % perfektes Weihnachtsfest am Niederrhein.

Wie dem auch sei, als meine Familie an Heilig Abend nach Wesel fuhr, um am Weihnachtsgottesdienst teilzunehmen, wurde sie über 2500 km vom heimatlichen Lissabon entfernt, mit einem portugiesischen Element im Gottesdienst überrascht.
Eines der Lieder, die an diesem Abend während des Festgottesdienstes nämlich gespielt und gesungen wurde, war das Weihnachtslied „Herbei, o ihr Gläubigen“, das in Deutschland auch unter dem lateinischen Namen „Adeste fideles“ bekannt ist.

Dieses bekannte Weihnachtslied geht auf eine alte portugiesische Weise zurück.
Diese Weise wurde einstmals vom portugiesischen König João IV vertont und mit einem lateinischen Text versehen, welches er den Namen „Adeste fideles“ gab. João IV war ein begnadigter Musiker, der verschiedene Musikinstrumente spielte und mehrere Kompositionen schrieb. Eines dieser Kompositionen war besagtes „Adeste fideles“.
Zwei Manuskripte die heute in der Bibliothek des Königpalastes von Vila Viçosa aufbewahrt werden, das eine aus dem Jahre 1640 und das andere aus dem Jahre 1649, belegen João IV als Autor dieses Liedes. In der Originalversion von König João IV, d.h. auf Latein, lautet der Text wie folgt:

Adeste fideles

Adeste fideles laeti triumphantes,
Venite, venite in Bethlehem.
Natum videte Regem angelorum.
Venite adoremus, venite adoremus
Dominum.

Deum de Deo, lumen de lumine,
Gestant puellae viscera.
Deum verum, genitum non factum.
Venite adoremus, venite adoremus
Dominum.

Cantet nunc 'Io', chorus angelorum;
Cantet nunc aula caelestium,
Gloria! Soli Deo Gloria!
Venite adoremus, venite adoremus
Dominum.

Ergo qui natus die hodierna.
Jesu, tibi sit gloria,
Patris aeterni Verbum caro factum.
Venite adoremus, venite adoremus

Dominum



Oftmals wird aber der Engländer John Francis Wade als Komponist von „Adeste fideles“ angegeben, was aber insofern nicht sein kann, da Wade das Lied erst 1751 in seinem Liederwerk „Cantus diversi“ veröffentlichte. Wahrscheinlicher ist es da eher, das Wade das Lied um 1750 lediglich ins Englische übersetzt hat.


John Francis Wade war eng mit dem anglo-italienischen Musiker Vincent Novello befreundet. Novello war Mitte des 18. Jahrh. Organist der Kapelle der damaigen portugiesischen Botschaft am englischen Hof, wo „Adeste fideles“ oftmals, und nicht nur zur Weihnachtszeit, gespielt wurde.
Das Lied war damals in England sogar unter dem Namen „The Portuguese Hymn“ (port.: „Hino português“ / dt.: Portugiesische Hymne) bekannt.
Bei einem Besuch bei seinem Freund Novello in der Kapelle der portugiesischen Botschaft muss Wade das Lied dann zum ersten Mal gehört haben, und dieses dannn wohl übersetzt haben.

In der englischen Version von John Francis Wade lautet der Text:


O come, all ye faithful

 

O come, all ye faithful, joyful and triumphant!
O come ye, O come ye to Bethlehem;
Come and behold him
Born the King of Angels:
O come, let us adore Him, Christ the Lord.

God of God, light of light,
Lo, he abhors not the Virgin's womb;
Very God, begotten, not created:
O come, let us adore Him, Christ the Lord.

Sing, choirs of angels, sing in exultation,
Sing, all ye citizens of Heaven above!
Glory to God, glory in the highest:
O come, let us adore Him, Christ the Lord.

Yea, Lord, we greet thee, born this happy morning;
Jesus, to thee be glory given!
Word of the Father, now in flesh appearing!
O come, let us adore Him, Christ the Lord.



Im Jahre 1823 übersetzte der Theologe Friedrich Heinrich Ranke das Weihnachtslied ins Deutsche.

Der Text hier lautet wie folgt:

Herbei, o ihr Gläubigen

Herbei, o ihr Gläubigen, fröhlich triumphierend,
O kommet, o kommet nach Bethlehem!
Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren!
O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten,
O lasset uns anbeten den König, den Herrn!

Du König der Ehren, Herrscher der Heerscharen,
Verschmähst nicht, zu ruhn in Marien Schoß,
Du wahrer Gott von Ewigkeit geboren.
O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten,
O lasset uns anbeten den König, den Herrn!

Kommt, singet dem Herren, singt ihm, Engelchöre!
Frohlocket, frohlocket, ihr Seligen:
Ehre sei Gott im Himmel und auf Erden!
O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten,
O lasset uns anbeten den König, den Herrn!

Ja, dir, der du heute Mensch für uns geboren,
Herr Jesu, sei Ehre und Preis und Ruhm,
Dir, fleischgewordnes Wort des ewgen Vaters!
O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten,
O lasset uns anbeten den König, den Herrn!


In der heutigen portugiesischen Version lautet der Text folgendermaßen:

Ó vindes adorar o salvador

Cristãos, vinde todos, com alegres cantos.
Ó vindes, ó vindes até Belém.
Vede nascido, vosso rei eterno.
Ó vindes adorar, Ó vindes adorar,
Ó vindes adorar o salvador!

Humildes pastores deixam seu rebanho
e alegres acorrem ao rei do céu.
Nós, igualmente, cheios de alegria.
Ó vindes adorar, Ó vindes adorar,
Ó vindes adorar o salvador!

O Deus invisível de eterna grandeza,
sob véus de humildade, podemos ver.
Deus pequenino, Deus envolto em faixas!
Ó vindes adorar, Ó vindes adorar,
Ó vindes adorar o salvador!

Nasceu em pobreza, repousando em palhas.
O nosso afecto lhe vamos dar. Tanto amou-nos!
Quem não há-de amá-lo?
Ó vindes adorar, Ó vindes adorar,
Ó vindes adorar o salvador!


„Adeste fideles“ drückt auf simple Art und Weise die echten und wahren Werte des christlichen Weihnachtsfestes, w.z.B. die Solidarität oder die gemeinsame Freude, aus.
Es ist aufgrund seiner einfachen Melodie und seines einfachen Textes überall auf der Welt sehr beliebt, sei es am Niederrhein, in London oder in Lissabon.

Montag, 23. Dezember 2013

Frohe Weihnachten / Feliz Natal 2013


Ich möchte die kommenden Festtage nutzen, um allen Leser/innen und Besucher/innen meines Blogs „Planet Portugal“, sowie ihren Familien und Freunden, ein friedliches, erinnerungsvolles und von Gott gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen.

Frohe Weihnachten / Feliz Natal


Quero aproveitar esta época festiva para desejar a todos os leitores e visitantes do meu Blog „Planet Portugal“, assim como também ás suas famílias e amigos, um Natal abençoado, cheio de boas memorias e paz.

Feliz Natal / Frohe Weihnachten

Sonntag, 22. Dezember 2013

Lorenas Weihnachtsbäckerei




Lorena hat letzte Woche mit ihrer Mama und ihrem Bruder Nélson gebacken.
Mit Mehl, Mich, Butter, Eiern und ein wenig Schokolade backten sie nach einem alten Rezept Weihnachtsplätzchen.
Und obwohl Nélson ganz schön viel vom Teig genascht hat, sind hinterher doch noch ein paar leckere Plätzchen übrig geblieben.
Hier sind ein paar Exemplare aus Lorenas Weihnachtsbäckerei :-)

Dienstag, 17. Dezember 2013

Lissabons weihnachtliche Beleuchtung 2013





Nachdem es letztes Jahr, dank der Krise, so gut wie keine weihnachtliche Beleuchtung  (port.: ilmuninação natalícia) in den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen der Hauptstadt gegeben hat, hat sich dieses Jahr Lissabons Stadtverwaltung erbarmt, und seinen Bürgern und den Touristen ein paar bunte und festliche Lichter spendiert.

An die schätzungsweise 300.000 Euro wird Lissabon dieses Jahr ausgeben, um die wichtigsten Arterien und Knotenpunkte der Stadt zum leuchten zu bringen und so hoffentlich etwas wie eine stimmungsvolle Atmosphäre in der Vorweihnachtszeit zu verbreiten.

Dies ist auch annähernd gelungen, denn letztes Jahr sah die Sache noch ganz anders aus.
Da sah Lissabon nämlich so richtig kahl, trostlos und traurig aus.
Das war kein schöner Anblick!
Dieses Jahr haben wir nun hier zwar keine überragende Leuchtdekoration, aber immerhin glitzert und funkelt es an den wichtigsten zentralen und touristischen Stellen der Hauptstadt – und das macht ganz schön viel aus!

Folgende Straßen und Plätze sind dieses Jahr in Lissabon weihnachtlich beleuchtet:

- Avenida de Roma
- Avenida da Igreja
- Avenida Guerra Junqueiro
- Avenida da Liberdade
- Baixa pombalina
- Chiado
- Estrada de Benfica
- Marques de Pombal
- Parque Eduardo VII
- Praça do Comercio
- Praça do Chile
- Praça da Figueira
- Restauradores
- Rossio
- Rua Castilho
- Rua Ferreira Borges

Und selbst der Largo do Intendente, ein Platz im Stadtteil Anjos, hat dieses Jahr ein Anrecht auf eine Weihnachtsbeleuchtung!
Aber das auch nur, weil Oberbürgermeister António Costa dort sein Büro hat…

Sonntag, 15. Dezember 2013

500 Jahre Bairro Alto


Jede größere Stadt auf der Welt hat ihr klassisches Vergnügungsviertel oder ihre Vergnügungsmeile, wo an jedem Abend und vor allem an den Wochenenden,  das Leben pulsiert und die meisten Nachtschwärmer auf ihre Kosten kommen.

Auch Lissabon hat solch ein Viertel – den  Bairro Alto (dt.: oberes Viertel).
Dieses Viertel hat tagsüber eine recht ruhige und idyllische Atmosphäre, wo eine nachbarschaftliche Gemeinschaft großgeschrieben wird.
Aber jede Nacht verwandelt sich das Bairro Alto, mit all seinen urigen Bars, schicken Clubs, flippigen Szenelokalen, traditionellen Restaurants und hippen Diskotheken in ein El Dorado für Nachtschwärmer.

Am heutigen 15. Dezember feiert dieses, auch im Ausland, berühmte Lissabonner Stadtviertel, seinen 500. Geburtstag!

Wer heute durch die engen Gassen des Bairro Alto geht, der kann sich nur schwer vorstellen, wie es hier vor 500 Jahren ausgesehen hat, bzw. wie sehr sich diese Gegend hier in den letzten fünf Jahrhunderten verändert hat.

Vor 500 Jahren gab es hier auf dieser Anhöhe über der Altstadt von Lissabon nur Felder und Wiesen. Hier wurde Landwirtschaft betrieben und vor allem Weingärten, Weideflächen und Olivenhaine breiteten sich hinter der fernandinischen Stadtmauer aus.
Noch heute erinnern Straßennamen wie Rua da Vinha (dt.: Weinbergstraße), Rua do Loreiro (dt.: Lorbeerstraße), Rua do Carvalho (dt.: Eichenstraße) oder Rua da Horta (dt.: Gemüsegartenstraße) an diese Vergangenheit.

Damals gehörten die Ländereien dem jüdischen Chirurgen und Astrologen Abraão Guedelha Palaçano, der im 15. Jahrh. im Dienste der portugiesischen Könige Duarte I und Afonso V stand.
Als unter König Manuel I die Judenverfolgungen einsetzten, verkaufte die Witwe Guedelhas den außerhalb der Stadtmauern liegenden Besitz an die zwei Edelleute Filipe Gonçalves und Luis Atouguia, deren Erben 1513 mit seiner Erschließung und Parzellierung der Gegend begannen.
Diese Parzellierung erfolgte, dies ist urkundlich belegt, am 15. Dezember 1513!
So wurde das Bairro Alto, deren erster Name eigentlich Vila Nova de Andrade war, mit seinen fast rechtwinkeligen Gassen und Straßen zum ersten Beispiel einer planmäßigen Urbanisierung in der Geschichte Lissabons.
Einem zeitgenössischen Bericht aus dem Jahre 1527 nach, standen in dem neuen Viertel, gerade mal 14 Jahre nach seiner Gründung, schon bereits 408 Gebäude und ca. 1000 Menschen lebten hier.

Als sich im Jahre 1553 die Jesuiten am Rande des Viertels niederließen und mit dem Bau ihrer Prunkkirche São Roque (port.: Igreja de São Roque) begannen, kam das Bairro Alto so richtig in Mode.
In unmittelbarer Nähe der Kirche ließen sich damals viele adelige Familien und reiche Kaufleute ihre Stadtpalais und eleganten Häuser errichten.

Mit den Entdeckungsreisen der portugiesischen Seefahrer flossen ab dem 16. Jahrh. aus Indien, Afrika und Brasilien ungeahnte Reichtümer nach Portugal und ließen so das Handwerk und den Handel in Lissabon florieren.
Dafür brauchte man in der Stadt unbedingt neue Geschäftsviertel, zumal Lissabon nach zwei großen Erdbeben so schwer beschädigt worden war, das man zusätzlich neunen Wohnraum benötigte.
Also ließen sich damals wie heute im Bairro Alto viele kleine Handwerker, Sattler, Möbeltischler, Schuster, Barbiere, Bader und Kupferschmiede nieder und auch Bäcker, Metzger, Trödler, Krämer Drucker und Gemüsehändler eröffneten hier ihre Läden.

Das Bairro Alto wurde mit den Jahren zu dem geschäftigsten Stadtteile Lissabons und sein Auftrieb war so bedeutend, das im Jahre 1742 König João V dem Viertel sogar einen autonomen Status einräumte.
Mit diesem autonomen Status sollte die Wirtschaft weiter gestärkt werden, aber auch die steigende Kriminalität und die Prostitution im Viertel sollten leichter kontrolliert und bekämpft werden.

Im Bairro Alto wurde 1759 die erste „grüne“ Verordnung Portugals erlassen. Damals war das Viertel so dicht bevölkert, das es zunehmend Probleme mit der Müllbeseitigung gab. Und so wurde damals per Gesetz erlassen, dass die Bewohner des Viertels keine Esel und Pferde mehr halten durften und auch das Beschmutzen der Straßen mit Unrat und Abfällen wurde ihnen bei Strafe verboten.
Verboten wurde ihnen auch der Bau von Holzhütten, da diese das Bild des Bairro Alto „störten“, wie es damals hieß.

Ende des 18. Jahrh., das Bairro Alto hatte das große Lissabonner Erdbeben vom 01. November 1755 ziemlich unbeschadet überstanden, siedelten sich hier viele Druckereien, Verlage und
Zeitungshäuser an.
Die beiden Straßennamen Rua do Século, benannt nach der nicht mehr existierenden Zeitung „O Século“, und Rua do Diário de Noticias, benannt nach der heute noch erscheinenden Tageszeitung „Diário de Noticias“, zeugen davon.
Die Zeitungsverlage mussten dann, in Folge der Industrialisierung, mit den Jahren aus dem Viertel wegziehen.

Nur die Antiquitätengeschäfte, die Boutiquen, die Restaurants, die Fadolokale und die vielen Bars sind dem Bairro Alto geblieben.
Sie geben noch heute diesem Lissabonner Stadtviertel, das jeden Einwohner und Besucher die verschiedenen Facetten seiner Welt im Kleinen spüren lässt, etwas ganz besonderes.
Und auch die Probleme mit denen sich das Bairro Alto und die Lisabonner Stadtverwaltung heute herumschlagen müssen, wie die steigende Prostitution, die Drogen, das verbotene Glücksspiel oder die bedenkenlose Ausbeutung der Untermieter, werden daran nichts ändern.
Das Bairro Alto wird sich immer wieder neu erfinden und überleben – bestimmt noch die nächsten 500 Jahre.

Happy Birthday Bairro Alto!

Samstag, 14. Dezember 2013

Denkmal für den portugiesischen Auswanderer




Bei einem Gespräch in dieser Woche mit meiner Arbeitskollegin Lili, erwähnte ich eher bei läufig, dass sich das Denkmal für den portugiesischen Auswanderer vor dem Lissabonner Hauptbahnhof Santa Apolónia (port.: Estação de Caminhos de Ferro de Santa Apolónia) in einem verwahrlosten Zustand befindet.
Lili schaute mich überrascht an, und fragte mich dann so etwas wie:
„Was? – Es gibt in Lissabon ein Auswandererdenkmal?“

Ich muss sie wohl ungewollt ziemlich vorwurfsvoll angeschaut haben, denn sie meinte daraufhin, schon fast entschuldigend, sie sei ja „so ignorant…“
Natürlich ist Lili das nicht – im Gegenteil, sie ist eine hochintelligente und sehr kompetente Persönlichkeit, die einfach die wunderbare Gabe besitzt, unnutzes von nützlichem Wissen zu unterscheiden.
Und diese Fähigkeit zu haben finde ich keineswegs verwerflich, sondern eher durchaus beneidenswert – zumal ich sie selber nicht besitze!

Also beschrieb ich Lili, wo sich das Denkmal genau befindet, und sie versprach das nächste Mal, wenn sie am Hauptbahnhof vorbei fahren würde, aufmerksamer danach zu schauen, denn es wäre ihr nie aufgefallen.
Aber seien wir einmal ehrlich, obwohl das Denkmal nicht gerade klein ist, so steht es doch, zugegebenermaßen, eher schlicht und unscheinbar auf dem großen Bahnhofvorplatz, der voller parkender Taxis, hektischem Autoverkehr und ruhelosen Menschen ist, die zu ihren Zügen eilen.

Das Denkmal trägt den offiziellen Namen „Homenagem ao emigrante Português“ (dt.: „Ehrung für den portugiesischen Auswanderer“) und ist ein Werk der zeitgenössischen Künstlerin Dorita de Castel-Branco, eine der angesehensten modernen Bildhauerinnen Portugals.

Dorita Castel-Branco, die am 13. September 1936 in Lissabon geboren wurde, studierte moderne Kunst, zuerst an der Lissabonner Hochschule der Schönen Künste (port.: Escola Superior de Belas Artes de Lisboa) und später an der renommierten Pariser Kunsthochschule „École Supérieure de Beaux Arts“ und an der ebenfalls in Paris ansässigen Kunstakademie „Académie de Feu de Paris“.

Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts trat die Lissabonner Tageszeitung „O Tempo“ an Dorita Castel-Branco heran, und bat die Bildhauerin ein Denkmal zu erschaffen, welches sie sponsern wollten, und das die vielen portugiesischen Auswanderer des letzten Jahrhunderts symbolisieren sollte.
Anfang 1981 übergab Castel-Branco ihr Werk, das sie „Homenagem ao emigrante Português“ nannte, an die Lissabonner Stadtverwaltung, die die Skulptur von der Tageszeitung „O Tempo“ geschenkt bekommen hatte.

Am 10. Juni 1981, dem portugiesischen Nationalfeiertag „Dia de Camões“, weihte der damalige Oberbürgermeister Nuno Krus Abecassisvor das Denkmal vor dem Platz des Bahnhofs Santa Apolónia feierlich ein.
Von diesem Platz und diesem Bahnhof aus waren über Jahrzehnte hinweg tausende Portugiesen nach Spanien, Frankreich, Luxemburg und auch nach Deutschland aufgebrochen. Über viele, viele Jahre hinweg war dies der Ort an dem für viele Portugiesen die Reise in eine ungewisse Zukunft in der weiten Ferne begann.

Die Bronzeskulptur von Dorita Castel-Branco steht auf einem rechteckigen weißen Granitblock und stellt eine Familie von Auswanderern dar, bestehend aus einem Vater, der einen Koffer trägt, eine Mutter und einer Tochter, die alle gemeinsam in Richtung Bahnhof Santa Apolónia gehen, in Richtung Emigration.
Das Denkmal ist 340 cm hoch, 138 cm breit und 217 cm lang.
Dorita Castel-Branco hat ihr Werk sehr einfach und schnörkellos gehalten, aber trotz seiner Simplizität drückt es auf seine künstlerische Art die Symbolik der portugiesischen Auswanderungsgeschichte aus.
Als Dorita Castel-Branco am 23. September 1996, zehn Tage nach ihrem 60. Geburtstag, in Lissabon verstarb, hinterließ sie ihrer Heimatstadt mit diesem Auswandererdenkmal eines ihrer bedeutendsten Werke.

Aber Lissabon ist nicht die einzige portugiesische Stadt, in der sich solch ein Denkmal befindet.
Auch in Vila Verde (Braga), Tondela (Viseu), Meimão (Penamacor), Tarouca (Viseu), Laundos (Póvoa de Varzim), Montalegre (Vila Real), Melgaço (Viana do Castelo) oder in Ponta Delgada auf den Azoren sowie in Funchal auf Madeira stehen solche Monumente anderer zeitgenössischer Künstler. 

Und es werden wohl einstmals in der Zukunft noch weitere solche Denkmäler dazukommen, denn die Geschichte Portugals als Auswanderungsland ist gegenwärtig aktueller denn je.
Genauso wie früher, so sind auch heutzutage viele tausende junge Portugiesen gezwungen ihre Heimat unfreiwillig aus wirtschaftlichen und perspektivlosen Gründen zu verlassen.
Um zu überleben müssen sie emigrieren, so einfach ist das.
Ob sie wollen oder nicht – sie müssen!
Es ist eine Schande!

Sonntag, 8. Dezember 2013

Beziehungskiller Besen


Also man kann mir vieles nachsagen, aber eines ganz bestimmt nicht: nämlich das ich abergläubisch bin!
Ich bin wohl einer der wenigen, die nicht an Unglückstage, Glückszahlen oder Maskottchen glauben, bin mir aber sehr wohl darüber im Klaren, das ich von vielen Menschen umgeben bin, die alltäglich diesem magischen Denken des Aberglaubens verfallen sind.

Ich kann es beim besten Willen nicht nachvollziehen, dass in unserer modernen, gebildeten Gesellschaft von heute es tatsächlich Menschen gibt, auch jüngere Menschen, die oftmals ihr rationales Denken ausschalten und sich dafür lieber dem irrationalen Denken widmen.
Leider, so scheint es mir, ist Aberglaube (port.: superstição) auch hier in Portugal im Alltag sehr weit verbreitet, vielleicht sogar mehr als in Deutschland – jedenfalls kommt es mir so vor.

Eine dieser modernen, gebildeten, jungen Menschen, die um jede schwarze Katze einen Bogen macht und die wegen jeder angelehnten Leiter die Straßenseite wechselt, ist meine liebe Freundin Fátima Rodrigues, die es beruflich bis zur Architektin gebracht hat, die überaus erfolgreich ist und die eigentlich als Mensch sehr unkompliziert ist.

Als ich Fátima dieser Tage traf und mich mit ihr unterhielt, stellte ich ihr die, eigentlich nebensächliche, Frage:
„Mensch Fátima, wann heiratest Du eigentlich?!?“
Denn man muss wissen, dass Fátima nicht nur erfolgreich, intelligent, kreativ, zuverlässig, bescheiden und extrem freundlich ist, sondern dass sie auch eine „Schnitte“ ist.
Und deshalb ist es mir unbegreiflich, weshalb diese Frau keinen Partner findet.

Fátima hatte dann auch prompt, auf die belanglose Frage die ich ihr gestellt habe, eine Antwort parat.
Sie sagte zu mir allen ernstes (und jetzt halte man sich fest):

„Man hat mir schon so oft über die Füße gekehrt. Wahrscheinlich werde ich wohl nie heiraten!“
(port.: „Já me varreram tantas vezes por cima dos pés. Provavelmente nunca hei-de casar!“

Also den kannte ich noch nicht!
Und so habe ich mich durch Fátima aufklären lassen.
Sie erklärte mir, dass einem Aberglauben nach, junge Mädchen oder junge Frauen ihr Leben lang alleine bleiben, wenn mit einem Besen (port.: vassoura) über ihre Füße gefegt wird.
Dabei spielt es anscheinend keine Rolle, ob sich die Frau selbst über die Füße fegt oder ob ein Außenstehender den Fegevorgang vollzieht.
Fegen ist fegen – jedenfalls für einen Abergläubigen!

Ich habe mich nun ein bisschen schlau gemacht und herausbekommen, dass dieser Aberglaube seinen Ursprung im Alltag des Mittelalters hat.
Demnach, so der Volksmund damals, hatte eine Frau, die sich selber über ihre eigenen Füße kehrte, keine Ahnung von der Hausarbeit und war somit als Ehe- und Hausfrau komplett ungeeignet.
In Nordportugal, im Minho und Trás-os-Montes, gilt es noch heute als schlechtes Omen vor einer allein stehenden Frau den Besen zu schwingen, denn das bedeutet, dass diese niemals heiraten wird.

Aber, so habe ich rausbekommen, es gibt für eine Frau eine Möglichkeit diesen „Fluch“ des ewigen Single-Daseins zu entkommen:
Sie muss nur einen Besen über Nacht vor ihre Haustür stellen, und dann kann sich die Single-Frau, so der Volksmund, wieder Hoffnung auf einen zukünftigen Ehepartner machen!  

Ach, wenn doch alles im Leben so einfach wäre...

Samstag, 7. Dezember 2013

Weihnachtsfeier 2013



Wenn sich das Jahr seinem Ende neigt
da wird kalendarisch die Weihnachtsfeier angezeigt.
Auch bei uns im Büro stand eine solche diesen Monat an
und so gingen wir alle essen, Chrissy allen voran.
Von der Partie waren diesmal dabei: Maria, Conxi und Ana
in Gesellschaft von Paulo, Marlene und Johanna.
Lecker geschmaust haben wir in einem Alentejo-Restaurant
waren alle gut drauf, vergnügt und tiefenentspannt.
Eine Super-Weihnachtsfeier, doch die ist nun Geschichte
Genauso wie meine Inspiration zu diesem kurzen Gedichte!

(Angelo Paulo)

Ich wünsche allen meinen Kolleginnen und Kollegen, hier in Lissabon und im fernen Berlin, eine schöne, besinnliche und stressfreie Vorweihnachtszeit!

Freitag, 6. Dezember 2013

In memoriam: Nelson Mandela


Am gestrigen Donnerstagabend starb, nach langer Krankheit, im südafrikanischen Johannisburg Nelson Mandela, einer der mutigsten und bewundernswertesten Menschen unserer Zeit.
Mandela, der am 18. Juli 1918 geboren wurde, wurde stolze 95 Jahre alt.

Dieser Mann, den man immer lächeln sah, war zweifelsohne die Stimme und das Gewissen, nicht nur Afrikas, sondern der ganzen Welt.
Er war ein Freiheitskämpfer, Versöhner, beispielhafter Friedensstifter, Demokrat und Vorbild für viele Menschen weltweit – auch für mich!

Viele Menschen – einfache Bürger, Politiker, Wissenschaftler, Kirchenmänner, Künstler – haben heute in Nachrufen ihre Trauer und ihre Bewunderung für diesen beneidenswerten und humanen Mann zum Ausdruck gebracht.

US-Präsident Barack Obama sagte z.B. über den Friedensnobelpreisträger Mandela:
„I am one of the countless millions who drew inspiration from Nelson Mandela´s life.“
(dt.: „Ich bin einer von unzähligen Millionen, die Inspiration aus Nelson Mandelas Leben gezogen haben.“)

Der britische Premierminister David Cameron twitterte über Südafrikas ersten schwarzen Präsidenten:
„A great light has gone out in the world. Nelson Mandela was a hero of our time. I´ve asked for the flag at N°10 to be flown at half mast.“
(dt.: Ein großes Licht ist von dieser Welt gegangen. Nelson Mandela war ein Held unserer Zeit. Ich habe veranlasst, die Flagge vor Nr.10 (Downing Street) auf Halbmast zu setzen.“)

Portugals Staatspräsident Anibal Cavaco Silva schrieb heute auf der Internetseite des Präsidialamtes in Lissabon:
„Nelson Mandela deixa um extraordinário legado de universalidade que perdurará por gerações. O seu exemplo de coragem politica, a sua estatura moral e a confiança que despositiva na capacidade de reconciliação constituem verdadeiras lições de humanidade.“
(dt.: Nelson Mandela hinterlässt ein außergewöhnliches Erbe an Universalität, das für kommende Generationen Bestand haben wird. Sein beispielloser politischer Mut, sein moralisches Gewicht und sein grenzenloses Vertrauen in die Fähigkeit zur Versöhnung sind wahre Lehren für die Menschheit.“).

Was Obama, Cameron und Cavaco Silva aber in ihren jeweiligen Nachrufen nicht erwähnen, ist das ihre drei Nationen noch 1987, zu Zeiten der Apartheid, ganz anders mit Nelson Mandela verfahren sind.
Damals stimmten die USA, Großbritannien und Portugal, bei einer Abstimmung vor den Vereinten Nationen in New York, die seinerzeit das weiße Südafrika aufforderte Nelson Mandela sofort aus seiner damaligen Haft freizulassen, als einzige Länder gegen eine UNO-Resolution zu Gunsten Mandelas.

Diese Abstimmung fand am 20. November 1987 statt.
Die Rsolution trug den Titel „International solidarity with the liberation struggle in South Africa und insgesamt 154 Länder nahmen damals an der UN-Abstimmung teil.
129 Nationen stimmten für eine Freilassung Mandelas, 22 Staaten enthielten sich der Stimme und die USA, Großbritannien und Portugal stimmten, wie schon erwähnt, dagegen.
Der damalige portugiesische UNO-Botschafter José Duarte da Câmara Ramalho Ortigão handelte mit seinem negativen Votum vor der UN auf Anweisungen aus Lissabon.
Und nun darf drei Mal geraten werden, wer damals in Portugal die Regierungsgeschäfte führte und somit Premierminister des Landes war:
Es war Anibal Cavaco Silva, der aktuelle Staatspräsident, der heute so schöne Worte gefunden hat um Nelson Mandela zu würdigen!

Wie dem auch sei:
Nelson Mandela war, so viel ist bekannt, nicht nachtragend.

Und deshalb fällt mir zu dieser ganzen blamablen diplomatischen Geschichte von damals spontan eines der meistzitierten Sätze Mandelas ein, das da lautet:

„Das ist nun einmal so und es lässt sich auch nicht ändern!“


Recht hatte er…

Sonntag, 1. Dezember 2013

Der 01. Dezember – ein Feiertag für die Ewigkeit


Heute ist der 01. Dezember 2013.
Über mehr als 150 Jahre hinweg war der 01. Dezember der älteste politische Feiertag Portugals, bis er letztes Jahr, 2012, als solches abgeschafft wurde.
Dieser symbolträchtige Festtag wurde von der Monarchie Mitte des 18. Jahrhunderts als nationaler Feiertag eingeführt. Er hat dann die republikanische Revolution von 1910 überlebt, hat die knapp 50jährige faschistische Diktatur von Salazar überstanden und auch die Nelkenrevolution von 1974 überdauert.
Doch das 21. Jahrhundert, und die Krisenpolitik der letzten Jahre, hat er leider nicht überlebt.

Der erste Tag im Dezember, der hierzulande „Dia da Restauração da Independência“ genannt wird, erinnert uns Portugiesen an die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Portugals von Spanien im Jahre 1640.
Damals hatten sich, nach einer 60jährigen kastilischen Herrschaft über Portugal, einige portugiesische „Verschwörer“ (port.: conjurados) erfolgreich gegen die spanischen Machthaber erhoben, den achten Herzog von Bragança als João IV auf den Thron gebracht und somit die Unabhängigkeit Portugals wiedererlangt (lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „Die Verschwörer“, vom 15. Dezember 2011).

Ich persönlich bin ja der Meinung, man hätte, anstatt den Feiertag abzuschaffen, diesen Verschwörern ein Denkmal setzen sollen – jedem von ihnen!
Jeder von ihnen hätte für seinen Mut, seine Tapferkeit und seine Freiheitsliebe zweifellos solch ein Denkmal verdient; denn diesen Männer und dem 01. Dezember 1640 haben wir es zu verdanken, dass Portugal heute überhaupt als Nation existiert!

Ob nun Feiertag oder nicht – der 01. Dezember wird für uns Portugiesen immer der Tag sein, an dem wir die Souveränität als freie und unabhängiges Nation symbolisch feiern werden!
Und daran wird auch eine aktuelle politische (Finanz)Krise und ein Troika-Diktat nichts ändern!