Dienstag, 29. März 2011

Linie 28


Ich hatte die letzten zwei Tage liebe Freunde aus Deutschland hier in Portugal zu Besuch.
In zwei Tagen lässt sich Portugal, bzw. Lissabon natürlich nicht entdecken.
Aber zwei Tage reichen gerade Mal so aus, einem Besucher die wichtigsten Highlights der Hauptstadt näher zu bringen

Mein Freund Thomas wollte unbedingt einmal mit der berühmten Straßenbahnlinie 28 fahren, denn, so stand es in seinem Reiseführer, mit einer Fahrt in der 28 ließe sich die Stadt am besten erkunden.

Dies mag sehr wohl im Reiseführer stehen, aber in Wirklichkeit ist die Linie 28 total überfüllt und voller Taschendiebe, die versuchen die ahnungslosen Touristen um ihre Geldbörsen, Filmkameras, Fotoapparate und andere Habseeligkeiten zu erleichtern.

Nichtsdestotrotz stellte ich mich heute, mit meinen Freunden aus Deutschland, brav in die Schlange am Largo Martim Moniz an, zahlte 2,50 Euro für den Fahrschein und setzte mich mit ihnen ans geöffnete Fenster, und schon rumpelte diese gelbe Blechdose los.

Obwohl im besagten Reiseführer meiner Freunde steht, die legendäre Linie 28 fahre manchmal sehr dicht an den Altstadthäusern vorbei, wird dieser Hinweis nur selten ernst genommen.
In der Rua das Escolas Gerais, kurz vor dem Kloster São Vicente de Fora (port.: Mosteiro de São Vicente de Fora) hätte eine brasilianische Touristin beinahe ihren teuren Fotoapparat in 1000 Einzelteile zerlegt, weil sie mit diesem arg an einer Hauswand geschrammt ist. Der Fotoapparat hat denn auch einige Kratzer abbekommen, aber wenigstens ist er ihr nicht aus der Hand gefallen, so wie es schon manch anderem Touristen passiert ist.

Wie er denn so dicht an der Hauswand vorbeifahren konnte, wollte die Brasilianerin vom Straßenbahnfahrer wissen. Er gab ihr noch nicht einmal antwort. Wozu auch?!?
Nach diesem kleinen Zwischenfall fuhren wir weiter.

Zehn Minuten später, am Largo de São Vicente, mussten wir erneut anhalten. Ein Clio und ein Taxi waren vor uns zusammengestoßen. Mit einem leichten Blechschaden standen sie etwa 30 cm auf den Straßenbahngleisen. In kurzer Zeit stauten sich vier andere Straßenbahnen hinter uns. Wir konnten zwar nicht viel von Lissabon sehen, außer dem imposanten Kloster der genau vor uns stand, aber immerhin konnten wir das treiben in der Metzgerei beobachten, welche nebenan war und wir konnten in das Esszimmer einer Frau sehen, die gerade ihrem Ehemann das Essen auf den Tisch brachte.
Ein Stockwerk höher wurden Blumen gegossen, und das Wasser tropfte auf den Bürgersteig und auf die die gerade vorbeiliefen. Typisch lissabonnerisch halt!
Nach gut einer halben Stunde kam ein Polizeiwagen und befahl den Unfallwagen, 30 cm zur Seite zu fahren, schließlich würden sie ja den ganzen Verkehr aufhalten. In wenigen Sekunden wurden die Gleise freigemacht.
Hier bestätigt sich wieder einmal meine Vermutung, dass der Portugiese an sich gerne Autorität behandelt werden will.

Nach einem kurzen hin und her ging die Fahrt weiter.

Im Stadtteil Graça angekommen mussten wir erneut eine Zwangspause einlegen. Dieses Mal lag das Problem nicht vor uns, sondern neben uns: ein Mercedes war trotz eines Halteverbotsschild, in eine Lücke eingeparkt, mit dem Heck schräg auf die Fahrbahn herausragend und lediglich geschätzte zwei Zentimeter hinderten unsere Linie 28 am weiterfahren.

Da half alles bimmeln des Straßenbahnfahrers nicht und auch die sonst so ruhigen Lissabonner hätten am liebsten den Mercedes mit der Straßenbahn und mit Gewalt zu Seite gerammt.
In der Zwischenzeit bildete sich eine Schlange von insgesamt sechs Straßenbahnen der Linie 28 in der Rua da Voz do Operário.
Ich bin zu gut erzogen, um hier wiederzugeben was die Fahrgäste und die anderen Autofahrer von sich gaben, was den Mercedesfahrer anging.
Nach gut 15 Minuten tauchte ein junger Mann auf, mit einem Kind auf dem Arm, stieg in den Mercedes ein, ohne auch nur ein Wort zu sagen, und fuhr mit quietschenden Reifen davon.

Und wir?
Wir schauten die Straße hinunter, in der nach gut einer halben Stunde ohne Straßenbahnen etliche Autos sich wirklich nicht sauber eingeparkt hatten.
Das würde bedeuten, dass wir nach ein paar Metern wieder vor der gleichen Situation stehen würden, wie wir sie soeben erlebt hatten.
Also beschlossen wir auszusteigen und zu Fuß weiterzugehen. So ein Spaziergang ins Hotel dauert zu Fuß schon etwas länger, aber es ist eine angenehme und wunderbare Möglichkeit die Stadt gut kennen zu lernen!

Sócrates, die Witzblattfigur


Ich habe heute einen Witz erzählt bekommen, über den ich mich noch vor einer Woche totgelacht hätte, der mich aber heute lediglich zum schmunzeln gebracht hat.
Nichtsdestotrotz will ich ihn hier noch einmal erzählen:

Der von vielen Portugiesen schon fast gehasste Premierminister José Sócrates steht vor seinem Bürofenster und meint zu seinem Staatssekretär:
„Ich werde jetzt einen 500-Euro-Schein aus dem Fenster werfen, und einen Portugiesen glücklich machen!“
Daraufhin meint sein Staatssekretär:
„Aber Herr Premierminister, werfen sie doch fünf 100-Euro-Scheine aus dem Fenster und machen sie gleich fünf Portugiesen glücklich!“
Daraufhin meint eine Bürodame zu Sócrates:
„Aber Herr Premierminister, werfen sie doch zehn 50-Euro-Scheine aus dem Fenster, dann sind gleich 10 Portugiesen glücklich!“
Sócrates erwidert daraufhin:
„Nein, ich werde 20-Euro-Scheine aus dem Fenster werfen, dann mache ich gleich 25 Portugiesen glücklich!“
Daraufhin meint der Papagei, der bei Sócrates im Büro im Käfig sitzt:
„Mensch Sócrates, wirf dich doch selber aus dem Fenster und du wirst sehen, du machst sofort 10 Millionen Portugiesen glücklich!...“

Wie gesagt, noch vor einer Woche wäre dieser Witz der Brüller gewesen.
Aber heute, nachdem Sócrates vor einpaar Tagen mit seinem vierten Sparpaket (port.: PEC IV) im Parlament gescheitert ist und er seinen Rücktritt bei Staatspräsident Cavaco Silva eingereicht hat, ist er nur halb so witzig.

Das Portugal jetzt, inmitten der schwersten wirtschaftlichen Krise der vergangenen 30 Jahre sich auf Neuwahlen einstellen muss ist bedauernswert, ließ sich aber nicht verhindern.
Nachdem José Sócrates und seine Minderheitsregierung das vierte Sparpaket innerhalb von 11 Monaten durchbringen wollte, verweigerte das Parlament ihm und seiner Partei die Gefolgschaft, mit all seinen Konsequenzen.

Das Sparprogramm sah massive Steuererhöhungen und weitere Kürzungen im Gesundheits- und Bildungswesen, bei den Renten und auch bei den Sozialleistungen vor.
Sócrates hat schon angedroht bei den Ende Mai oder Anfang Juni stattfindenden Neuwahlen erneut für die Sozialistische Partei anzutreten.
Das klingt nicht nur wie eine Drohung, das ist auch eine!
Wer José Sócrates kennt, weiß dass er seine Drohungen für gewöhnlich wahr macht.

Portugal stehen politisch sehr turbulente Zeiten bevor!

Freitag, 25. März 2011

Surfing in Ericeira


Bisher gab es weltweit nur drei ausgewiesene Surf-Reservate, nämlich die Strände von Malibu und Santa Cruz, beide im US-Bundesstaat Kalifornien gelegen und den Strand Manly Beach in Australien.
Seit dieser Woche gibt es ein Surf-Reservat mehr, wo sich Liebhaber dieser Wassersportart austoben können!

Die Weltsurferorganisation „World Surfing Reserves“ hat nämlich die portugiesische Kleinstadt Ericeira und ihre Strände offiziell zum ersten Surf-Reservat Europas erklärt.

Mit ihrer Wahl zeichnet die WSR-Organisation vor allem die Qualität und Beständigkeit der Wellen entlang der Küste Ericeiras aus, so wie die einzigartigen Surfspots.
Diese müssen wirklich einzigartig sein, denn in Ericeira findet seit dem Jahre 1985, alljährlich, die Surfweltmeisterschaft statt, und das wohl nicht grundlos.

Einladung zum Osterbasar 2011


Es ist wieder soweit:

am 03. April 2011, einem Sonntag, findet im Lissabonner Stadtteil Campo de Ourique, im Hof der Schule der Salesianer (port.: Escola dos Salesianos) der alljährliche ökumenische Osterbasar der Katholischen Gemeinde Deutscher Sprache in Lissabon (port.: Igreja católica alemã de Lisboa) und der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde zu Lissabon (Igreja evangélica alemã de Lisboa) statt.

Ab 12:00 Uhr können traditioneller, handgefertigter Osterschmuck und deutsche Lebensmittel, sowie handgemachter Schmuck und wunderbare Bücher erworben werden.

Verschiedene Spezialitäten der deutschen Küche, eine reichhaltige Kuchentheke und selbst gemachte Bowle werden an diesem Tag für das leibliche Wohl sorgen.

Ein Flohmarkt und eine Tombola mit tollen Gewinnen werden den Osterbasar bereichern und hoffentlich viele Gäste anziehen.

Mittwoch, 23. März 2011

Titus Müller liest vor


Am 31. März 2011, einem Donnerstag, gegen 20 Uhr, wird der junge Nachwuchsautor Titus Müller aus seinem letzten Roman „Die Jesuitin von Lissabon“ (port.: „A Jesuita de Lisboa“) vorlesen.

Die Lesung findet im Rahmen der 250-Jahr-Feierlichkeiten zum Bestehen der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde zu Lissabon (DEKL) in der Evangelischen Kirche, an der Praça de Espanha, statt.

Titus Müller, der am 15. Oktober 1977 in Leipzig geboren wurde, ist in Deutschland bekannt für seine historischen Romane, wie „Der Kaligraph des Bischofs“, „Die Todgeweihte“ und „Das Mysterium“.
„Die Jesuitin von Lissabon“ reiht sich an diese spannenden historischen Romane an. Die Handlung spielt im Jahre 1755 statt, dem Jahr als das große Erdbeben vom 01. November die Stadt Lissabon in Schutt und Asche legte.

Ich selber habe das Buch noch nicht gelesen.
Aber „Die Jesuitin von Lissabon" soll ein kurzweiliger Roman, rund um das Erdbeben sein, welches eine Zeitenwende, nicht nur in Portugal sondern in ganz Europa, herbeiführte.
Für Menschen, die mit Geschichtsbüchern normalerweise nichts anfangen können, aber trotzdem Spaß an Hintergründlichem aus vergangenen Zeiten haben, soll „Die Jesuitin von Lissabon“ die gelungene Lektüre sein.

Ich werde versuchen, mich von Titus Müller überraschen zu lassen.

Musikalisch umrahmt wird die Lesung durch die „Capella sacra“ unter der Leitung von Carina Lasch.

Der Eintritt ist frei!

Mittwoch, 16. März 2011

Al-Qantarah


Wer heute die Nachrichten im portugiesischen Fernsehen gesehen hat, hat erfahren, dass die Rebellen in Libyen, nach mehrtätigen Kämpfen gegen die Soldaten des libyschen Staatschefs Gaddafi, die Ortschaft Al-Qantarah eingenommen haben.

Natürlich ist jeder Sieg gegen den Despoten Gaddafi eine Nachricht wert, denn seine Truppen scheinen leider immer mehr die Kontrolle über das Land wiederzuerlangen.
Aber nicht der Sieg der Rebellen bringt mich dazu diesen post zu schreiben.
Nein, die Tatsache dass von Al-Qantarah die Rede ist, hat meine Aufmerksamkeit geweckt.
Denn obwohl ich noch nie von einem libyschen Al-Qantarah gehört habe, ist mir der Name gleich sehr vertraut vorgekommen.

Al-Qantarah ist arabisch und bedeutet „die Brücke“, ist aber ein geographischer Name der nicht nur im arabischen Raum, sondern auch auf der Iberischen Halbinsel, der Neuen Welt und in Asien vorkommt.

Der Grund warum mir Al-Qantarah so vertraut vorkommt ist der, dass es hier in Lissabon einen Stadtteil mit dem Namen Alcântara gibt.
Und der führt seinen namentlichen Ursprung auf das arabische Al-Qantarah zurück.

Alcântara ist der Name vieler Orte und Städte weltweit.
So gibt es in Algerien, eine Stadt mit dem Namen El-Kantara und in unserem Nachbarland Spanien gibt es eine Kleinstadt in der Extremadura mit dem Namen Alcántara.
In Italien liegt der Ort Mojo Alcantara und in Brasilien, im Bundesstaat Maranhão, liegt die Stadt Alcântara, Sitz des brasilianischen Weltraumbahnhofs.
Auf den Philippinen gibt es eine Stadt Alcantara auf der Insel Cebu und eine Stadt Alcantara auf der Insel Mindoro.

Diese Liste ließe sich noch beliebig fortführen, denn „Alcântara“ gibt es über 30 Mal weltweit.
Aber das würde diesen post nur unnötig verlängern und würde immer wieder nur auf eines hinauslaufen: „Alcântara, Al-Qantarah oder Alcántara“.

Der Vertrag von Tordesilhas


In meinen posts „Torre do Tombo“ und „Dokumentierte Geschichte in der Torre do Tombo“ vom 02. März dieses Jahres erwähne ich den Vertrag von Tordesilhas.
Heute wurde ich gefragt, was denn der Vertrag von Tordesilhas sei und was ihn den so besonders mache, dass er im Nationalarchiv Torre do Tombo, in Lissabon, aufbewahrt wird.

Nun, man kann wirklich behaupten, der Vertrag von Tordesilhas (port.: Tratado de Tordesilhas / esp.: Tratado de Tordesillas) ist der erste „Nichtangriffspakt“ den es zwischen den zwei Seemächten Portugal und Spanien gab.
Am 07. Juni 1494 wurde der Vertrag in der kastilischen Kleinstadt Tordesillas, zwischen diesen zwei verfeindeten Kronen abgeschlossen, um eine zukünftige militärische Auseinandersetzung zwischen dem Königreich Portugal und dem erst vor kurzem gegründeten Königreich Spanien zu verhindern, in dem Moment da sich beide Nationen aufmachten, „neue Welten für die Welt zu entdecken“, wie es ihm Vertrag heißt.

Spanien ging es in dem Vertrag vor allem darum, den erst kürzlich entdeckten Seeweg nach Amerika vom portugiesischen Einfluss frei zu halten, und den Portugiesen ging es vorrangig darum, den damals noch vermuteten Seeweg nach Indien, um Afrika herum, für sich zu sichern.
Beide Parteien sicherten sich in dem Vertrag zu, dem anderen bei seinen Entdeckungsreisen nicht zu stören, anzugreifen oder zu behindern.

So wurde einfach an diesem Junitag des Jahres 1494, mit Einverständnis von Papst Alexander VI, die Welt zwischen diesen zwei iberischen Königreichen aufgeteilt.
In der päpstlichen Bulle „Inter caetera“ wurde eine Trennlinie festgelegt, die gut 500 km westlich der Insel Santo Antão auf den Kapverdischen Inseln (port.: Cabo Verde) in Nord-Süd-Richtung, vom Nordpol zum Südpol, durch den Atlantik verlief.
Alle Länder die westlich dieser Demarkationslinie in Zukunft entdeckt würden sollten Spanien zugesprochen werden und alle östlich dieser Demarkationslinie zu entdeckenden Länder sollten Portugal gehören.

Die anderen Nationen Europas erkannten den Vertrag von Tordesilhas niemals an, schließlich sahen sie in ihm in keinster Weise ihre Interessen vertreten.
Sie sahen in ihm lediglich ein „Rechtsgeschäft“, das zu Lasten Dritter abgeschlossen worden war.
Man muss aber ehrlicherweise dazu sagen, dass sie alle nur so pikiert reagierten, weil der Vertrag es nicht vorsah, dass auch sie an diesem „Rechtsgeschäft“ teilhaben konnten…

Tripa


Heute Mittag, nach dem Büro, bin ich in den Park „Jardim da Estrela“ gegangen, um ein bisschen zu spazieren und um auf andere Gedanken zu kommen.
Ich ließ es mir nicht nehmen, im dortigen Café „Quiosque do Jardim da Estrela“ einen leckeren Crêpe zu mir zu nehmen.

Ich schätze mal, die meisten Portugiesen, und zu denen gehörte ich noch vor ein paar Wochen auch, wissen nicht, dass wir hier in Portugal eine eigene Crêpesrezeptur haben.
Normalerweise denkt ja jeder, Crêpes stammen aus Frankreich – was eigentlich ja auch stimmt.
Aber diese Crêpes, von denen ich hier berichten will, stammen ursprünglich nicht aus Frankreich, sondern aus der nordportugiesischen Stadt Aveiro und hören auf den Namen „tripa“ (singular: tripa – plural: tripas).
Nun das mag auf Deutsch nett klingen, aber „tripa“ ist das portugiesische Wort für „Darm“.
Keiner, auch die Besitzerin des Cafés, konnte mir bis heute erklären wieso die Crêpes diesen außergewöhnlichen Namen tragen.
Fakt ist: sie schmecken besser als es ihr Name erscheinen lässt!

Wie die Crêpes aber nach Lissabon gekommen sind, dafür gibt es eine einfache Erklärung.
Inês Guerra, die Besitzerin des Cafés und so ziemlich der netteste und freundlichste Mensch, den ich in letzter Zeit im Bereich „Dienstleistung“ kennen gelernt habe, stammt ursprünglich aus Aveiro.
Und als sie letztes Jahr hier in Lissabon einen eigenen Laden aufmachen wollte, hat sie an diese Köstlichkeit aus ihrer Heimatstadt gedacht, und diese zur Attraktion ihres Cafés gemacht.
Die Crêpes aus Aveiro sind dicker als ihre französischen Verwandten, aber nicht so dick wie deutsche Waffeln, obwohl sie genauso stopfen wie diese.
Ein einzelner Crêpe reicht normalerweise aus, um satt zu werden.
Klassisch, mit Zimt, Puderzucker und einem Schlag Eiercreme schmecken sie mir am besten.
Aber man kann sie, wie andere Crêpes auch, mit Schokolade, Sahne oder Marmelade zu sich nehmen.
2,50 Euro kostet dieser Genuss, den es in der Hauptstadt nur hier gibt.
Eigentlich ein Schnäppchen, wenn man bedenkt was eine Fahrt nach Aveiro kostet…

Telegramme aus Lissabon


Die renommierte portugiesische Wochenzeitung „Expresso“ hat diese Tage angefangen einige Geheimdokumente in ihrem Blatt zu übersetzen und publik zu machen, die WikiLeaks vor einiger Zeit veröffentlicht hat, und die zeigen das die USA nicht gerade sehr viel von Nationen und Politiker hält, die offiziell als ihre Partner und Verbündeten gelten.

Von den ca. 250.000 Geheimdokumenten, die WikiLeaks der Weltöffentlichkeit präsentiert, haben insgesamt 722 Dokumente, die meisten in Telegrammform, ihren Ursprung in der US-amerikanischen Botschaft (port.: Embaixada dos Estados Unidos da America / engl.: Embassy of the United States of America) in Lissabon.

In diesen 722 Geheimtelegrammen, die jetzt zum ersten Mal in Portugal veröffentlicht werden, wird gnadenlos über den amtierenden Premierminister José Sócrates, Staatspräsidenten Cavaco Silva und anderen portugiesischen Politikern nach Washington berichtet.
Der einzige Politiker der bei diesen US-amerikanischen Bewertungen gut weg kommt, ist Außenminister Luis Amado, der als „absolut amerikafreundlich einzustufen ist“, so ein Telegramm von der US-amerikanischen Botschaft in Lissabon nach Washington vom 24. September 2010.
Was Luis Amado als besonderen Freund Amerikas auszeichnet ist, unter anderem, die Tatsache das er letztes Jahr im portugiesischen Parlament bewiesener Maßen gelogen hat, als er behauptete, über den portugiesischen Luftraum wären niemals Gefangene aus Guantanamo transportiert worden.
Heute weiß man, die Gefangenen aus Afghanistan und dem Irak sind damals nicht nur über den portugiesischen Luftraum geflogen, sondern sie sind, auf dem Weg nach Guantanamo, mit ausdrücklichem Einverständnis von Luis Amado, sogar auf den Azoren zwischengelandet!

Der älteste Geheimbericht stammt vom 24. Mai 2006 und der letzte ist mit dem 25. Februar 2010 datiert.
Insgesamt 105 Geheimtelegramme sind aus dem Jahre 2006, 202 sind aus dem Jahre 2007, 184 stammen aus dem Jahre 2008, 202 aus dem Jahre 2009 und 29 Geheimtelegramme sind aus dem Jahre 2010.
Alle haben sie den ehemaligen US-Botschafter oder den ehemaligen Militärattache als Verfasser, und alle wurden sie in der US-Botschaft (oder sollte man lieber CIA-Zweigstelle sagen) in Lissabon geschrieben.

In wie vielen von den über 250.000 Geheimdokumenten noch über Portugal und portugiesische Politiker berichtet wird, ist bis dato nicht bekannt.
Fakt ist, das nach dem Benutzen einer Suchmaschine (port.: motor de busca) nach Schlagwörtern, ähnlich wie die von „Google“, insgesamt 463 Mal der Begriff „Portugal“, 215 Mal der Begriff „portugiesisch“ und 92 Mal der Begriff „Lissabon“ vorkommt.

Da bleibt viel Raum für Spekulationen…

Sayonara Nippon


Fünf Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Japan, mit mehr als hundert Nachbeben, der alles mitreißenden Tsunami und dem zu erwarteten möglichen Super-GAU im Kernkraftwerk Fukushima, hat die portugiesische Botschaft in Tokio (port.: Embaixada de Portugal em Tóquio) ihren Bürgern, die in Japan arbeiten und leben, die sofortige Ausreise nahe gelegt.

Die Portugiesen in Nippon werden aufgefordert zu prüfen ob ihre Anwesenheit in Japan derzeit erforderlich ist.
Vor allem Familien mit kleinen Kindern sollten eine Rückreise nach Portugal in Erwägung ziehen, nachdem auch in Tokio erhöhte Radioaktivität gemessen wurde.

Ebenso haben das portugiesische Camões-Institut (port.: Instituto Camões) und das dazugehörende Kulturzentrum (port.: Centro Cultural Português) in Tokio (port.: Tóquio), aus dem schweren Erdbeben und den katastrophalen Ereignissen die ihm folgten, Konsequenzen gezogen und ihre Mitarbeiter und Schüler vorübergehend beurlaubt.
Bis voraussichtlich Ende März werden das Camões-Institut, vergleichbar mit dem deutschen Goethe-Institut, und das Kulturzentrum ihren Betrieb einstellen – das erste Mal seit ihrem bestehen.

Heute kam ein Krisenstab, bestehend aus dem Lehrerkollegium des Institutes, Mitarbeitern des Kulturzentrums und Vertretern der portugiesischen Regierung, die die Leiterin des Instituts ist, überein, aufgrund der sehr schwer einzuschätzenden Informationslage und der damit eingehenden unkalkulierbaren Sicherheitsrisiken für die Schüler und die Mitarbeiter, diese Maßnahme zu treffen.

Mit der offiziellen Schließung wollen die Leitung des Instituts und die des Kulturzentrums allen Schülern und Mitarbeitern die Gelegenheit bieten, vorübergehend das Land zu verlassen ohne noch unter dem zusätzlichen Druck zu stehen, Unterrichtsstoff zu versäumen.

Die Portugiesen und die Bürger anderer westlicher Nationen werden ausgeflogen und können so außer Landes kommen, weit weg von dem Chaos der zurzeit in Japan herrscht und der apokalyptischen Gefahr die dem Land droht.
Aber die Japaner?...
Sie müssen bleiben und mit einer Situation zu Recht kommen, dessen Dimension noch nicht übersehbar ist.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Menschen in Japan die Kraft und den Willen haben werden, diese schwere Prüfung zu bestehen.

Freitag, 4. März 2011

Sócrates Gang nach Canossa


Heute musste Premierminister José Sócrates im portugiesischen Parlament, der Assembleia da República, den Abgeordneten der Opposition Rede und Antwort stehen, über seinen gestrigen Besuch in Berlin, bei der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Zwar kamen Sócrates und Merkel am Mittwoch in der deutschen Hauptstadt zusammen, um die aktuelle wirtschaftliche Lage in Portugal zu erörtern, sowie die von Portugal unternommenen Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung, aber der Gang nach Berlin muss für José Sócrates wirklich wie ein Gang nach Canossa gewesen sein.

Bundeskanzlerin Merkel, die den portugiesischen Spar- und Sanierungsmaßnahmen äußerst kritisch gegenüber steht, hatte bis zu Letzt starke Zweifel daran, dass sich Portugal alleine, ohne fremdes Zutun, aus dem Schuldenloch, in das sich das Land manövriert hat, befreien könnte.

Aber Sócrates scheint die Kanzlerin davon überzeugt zu haben, dass Portugal bei den Bemühungen zur Eindämmung der Neuverschuldung schon sehr erfolgreich war.
Schließlich hat Portugal 2010 das selbstgesteckte Ziel zur Senkung des Staatsdefizits auf 7,3 % des Bruttoinlandsprodukts nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen!
Nach einem Negativ-Rekord von rund 9,4 % im Jahre 2009 und den für 2010 erreichten 7,3 % will Sócrates das Defizit in Portugal nun im Jahre 2011 auf 4,6 % herunterschrauben.

Und da die Kanzlerin sich hat überzeugen lassen (wahrscheinlich wollte sie den Gast aus Portugal einfach nur loswerden, schließlich war an diesem Tag ihr Verteidigungsminister zu Guttenberg zurückgetreten und sie hatte jetzt weiß Gott andere Dinge an die sie denken musste!...), konnte heute Premierminister Sócrates mit seinem süffisanten und zynischen Grinsen der gesamten Opposition gegenüber sitzen und so tun als ob er der beste Staatsmann der Welt wäre.

Aber eines hat ihm Bundeskanzlerin Merkel mit auf dem Weg gegeben: Bei dem für den 11. März 2011 geplanten informellen Treffens der Staats- und Regierungschefs der Eurozone werden Portugal und Deutschland an einem Strang ziehen müssen!
Denn ein für alle Male muss dafür Sorge getragen werden, dass der Euro-Stabilitätsfonds oder eventuelle Nachfolgemechanismen bei der Unterstützung von Ländern in finanziellen Schwierigkeiten eingesetzt werden muss, ohne wenn und aber, um ja den Euro nicht zu gefährden!

Das wirtschaftlich schwer angeschlagene Spanien sagt jetzt schon mal „Danke schön!“…

Mittwoch, 2. März 2011

Dokumentierte Geschichte in der Torre do Tombo






In meinem post „Torre do Tombo“ schreibe ich über das älteste Schriftstück welches in dem Nationalarchiv der Torre do Tombo (port.: Arquivo Nacional da Torre do Tombo) lagert, nämlich eine Urkunde aus dem Jahre 882, in der ein lusitanischer Kaufmann den damaligen Kalifen von Córdoba, zu dem das heutige Gebiet Portugals gehörte, um Erlaubnis bittet, in dem kleinen Ort Lardosa bei Penafiel, eine katholische Kirche errichten zu dürfen.
Dieser Bitte wurde auch entsprochen, und so stand wenige Zeit später in Lardosa die älteste Kirche auf lusitanischem Boden, und das zur Maurenzeit!

Weitere wertvolle Dokumente, Urkunde und Akten die im Nationalarchiv lagern, sind unter anderem:

- die päpstliche Bulle „Manifestis probatum“, die vom 23. Mai 1179 datiert ist, und in der Papst Alexander III (port.: Alexandre III) dem portugiesischen König Afonso Henriques die Unabhängigkeit Portugals „Für immer und unwiderruflich“ anerkennt und bestätigt.

- Der Vertrag von Tordesilhas (port.: Tratado de Tordesilhas / esp.: Tratado de Tordesillas), der am 07. Juni 1494 zwischen Portugal und Spanien abgeschlossen wurde, und in dem die damalige „noch zu entdeckende Welt“ in eine portugiesische und eine spanische Hälfte aufgeteilt wurde

- Der Beitrittsvertrag Portugals in die EU, aus dem Jahre 1985

- Die Originale der Lissabonner Verträge (port.: Tratado de Lisboa)

- Briefe verschiedener Könige an Seefahrer, wie Vasco da Gama, Diogo Cão, Bartolomeo Dias, Tristan da Cunha, Pedro Álvares Cabral, und viele mehr, die es ihnen erlaubten „neue Welten für die Welt zu entdecken“ und diese für die portugiesische Krone in Besitz zu nehmen

- Unzählige Prozessakten aus den Zeiten der Inquisition aber auch Akten aus der Zeit der Salazar-Diktatur

Da viele der Originalakten, -urkunden und -dokumente in der Zwischenzeit digitalisiert oder auf Mikrofilm festgehalten sind, können viele dieser einzigartigen Schätze von jedem Besucher des Nationalarchivs bewundert und bestaunt werden.

Ich empfehle jedem, der einmal in der Nähe des Campus von Lissabon etwas zu erledigen hat, einmal im Torre do Tombo vorbeizuschauen, und sich die vielen geschichtlich wertvollen Schätze anzuschauen.
Sie werden einem für immer positiv im Gedächtnis bleiben!

Die Obersten Hüter des Nationalarchivs Torre do Tombo






In meinem post „Torre do Tombo“, in dem ich ausführlich über das nationale Archiv Portugals schreibe, erwähne ich, unter anderem, das das Nationalarchiv der Torre do Tombo (port.: Arquivo Nacional da Torre do Tombo), mit seinen 600 Jahren zu einem der ältesten portugiesischen Institutionen gehört.

Die Aufsicht über diese alte Institution hatte und hat seit dem Mittelalter der „guarda-mor“ inne, was sich leicht mit „Oberster Hüter“ oder „Oberster Wächter“ übersetzen lässt.
Der „guarda-mor“ wurde direkt vom jeweiligen König ernannt, und er hatte, wie der Name schon sagt, die Aufgabe die wichtigsten Dokumente, Urkunden und Akten des Staates, die in seine Obhut gegeben wurden, zu „behüten“ und zu „bewachen“.
Heutzutage nennt man den obersten Dienstherren des Nationalarchivs auch einfach nur Direktor (port.: Director do Arquivo Nacional da Torre do Tombo).

Nach meinen Nachforschungen hat es, seit der Gründung des Nationalarchivs der Torre do Tombo im Jahre 1387, bis heute, insgesamt 59 „guarda-mores“ gegeben.
Es sind, von 1387 als der erste guarda-mor durch seine Majestät König João I ernannt wurde, bis heute, der Reihe nach:

- 1387-1403 João Anes
- 1403-1411 Gonçalo Esteves
- 1414-1418 Gonçalo Gonçalves
- 1418-1454 Fernão Lopes
- 1454-1475 Gomes Eanes de Zurara
- 1475-1482 Afonso Eanes de Óbidos
- 1483-1484 Fernão Lourenço
- 1486-1496 Vasco Fernandes de Lucena
- 1497-1523 Rui de Pina
- 1523-1548 Fernão de Pina
- 1548-1571 Damião de Góis
- 1571-1591 António de Castilho
- 1591-1606 Rodrigo Homem
- 1606-1612 Luís Ferreira de Azevedo
- 1612-1632 Diogo de Castilho Coutinho
- 1632-1634 Manuel Jácome Bravo
- 1634-1640 Gregório Mascarenhas Homem
- 1640-1641 Cristóvão Cogominho
- 1641-1644 Cristóvão de Matos de Lucena
- 1644-1650 João Pinto Ribeiro
- 1650-1656 António de Carvalho de Parada
- 1656-1666 Aires Falcão Pereira
- 1666-1667 José Carneiro de Morais
- 1667-1678 João Duarte de Resende
- 1678-1690 D. António Alves da Cunha, Senhor da Tábua
- 1690-1695 António da Cunha Pinheiro
- 1695-1703 José de Faria
- 1703-1713 Luís do Couto Félix
- 1713-1742 José Couceiro de Abreu e Castro
- 1742-1745 Manuel de Mendonça Pina e Proença
- 1745-1768 Eng.º Manuel da Maia
- 1768-1774 José de Seabra da Silva
- 1774-1799 José Pereira Ramos de Azevedo Coutinho
- 1799-1802 José de Seabra da Silva
- 1802-1806 Luís Pinto de Sousa Coutinho, 1.º Visconde de Balsemão
- 1806-1813 Francisco Velho da Costa Mesquita Castelo Branco
- 1813 Francisco José da Horta Machado
- 1813-1821 António Salter de Mendonça, Visconde de Azurara
- 1821-1834 Manuel Francisco de Barros e Sousa de Mesquita de Macedo Leitão e Carvalhosa, 2.º Visconde de Santarém
- 1834-1836 D. Frei Francisco de São Luís Saraiva,
- 1836-1838 António Nunes de Carvalho
- 1838-1842 António Manuel Lopes Vieira de Castro
- 1842-1856 Manuel Francisco de Barros e Sousa de Mesquita de Macedo Leitão e Carvalhosa, 2.º Visconde de Santarém
- 1856-1861 Joaquim José da Costa Macedo
- 1861-1887 António de Oliveira Marreca
- 1887-1902 José Manuel da Costa Basto
- 1902-1908 Roberto Augusto da Costa Campos
- 1908-1949 António Eduardo Simões Baião
- 1949-1951 Alfredo Augusto Lopes Pimenta
- 1951-1966 João Martins da Silva Marques
- 1966-1988 José Pereira da Costa
- 1988-1990 Humberto Carlos Baquero Moreno
- 1990 Martim Corte-Real de Albuquerque
- 1990-1996 Jorge Borges de Macedo
- 1996-1998 José Mattoso
- 1998-2001 Bernardo de Vasconcelos e Sousa
- 2001-2004 Miriam Halpern Pereira
- 2004-2005 Pedro Dias
- 2005-bis mind. 2011 Silvestre Lacerda

Zu sehen sind hier auf den Bildern die Unterschriften von fünf bedeutenden guarda-mores, nämlich Damião de Góis, Manuel da Maia, Gomes Eanes de Zurara, Fernão Lopes und Rui de Pina.

Torre do Tombo






Am letzten Samstag fuhr ich durch den Campus der Lissabonner Universität (port.: Universidade de Lisboa), im Stadtteil Campo Grande, und ich kam an einem Gebäude vorbei, der imposant aus allen anderen hervorragt, dem Torre do Tombo.

Der Torre do Tombo (dt.: Tomboturm) ist ein öffentliches Archiv das als Zentralarchiv der portugiesischen Nation fungiert, und in dem seit über 600 Jahren alle wichtigen und staatsrelevanten Urkunden, Akten, Dokumente und Schriftstücke Portugals aufbewahrt werden.
Aus dem Mittelalter stammend, und mit über 600 Jahren Geschichte, ist der Torre do Tombo, bzw. das Nationalarchiv, eines der ältesten bestehenden Institutionen der portugiesischen Nation.
Der Titel eines „guarda-mor“ (dt.: Oberster Wächter / Hauptwächter), für den Direktor des Nationalarchivs, ist somit eines der ältesten Titel den der portugiesische Staat zu vergeben hat.
Berühmte guarda-mores waren z.B. Damião de Góis, Fernão Lopes, Gomes Eanes de Zurara und Manuel da Maia.

Seinen Ursprung hat das Nationalarchiv im Jahre 1378, als damals im Hauptturm der Lissabonner Burg Castelo de São Jorge, der so genanten Torre do Tombo, alle wichtigen staatsrelevanten Urkunden und Verträge des Königreiches, gesammelt wurden.
Da sich das Archiv auf der königlichen Burg befand, war das Archiv zu aller erst ein königliches Archiv, bevor er mit der Zeit zum Nationalarchiv wurde.
Diesen Turm gibt es heute leider nicht mehr, da er beim großen Erdbeben im Jahre 1755 völlig zerstört wurde.
Da damals beim Erdbeben aber kein Feuer in der Burg ausbrach, konnten viele geschichtlich-wertvollen Dokumente gerettet werden und bis in die heutige Zeit überdauern.
Die Tatsache, das die Akten und Dokumente des Nationalarchiv beim großen Erdbeben von 1755 so gut wie keinen Schaden nahmen, bedeutet nicht, das das Nationalarchiv über die Jahrhunderte hinweg nicht schwere Krisen überstehen musste.

Die drei verlustreichsten Episoden des Nationalarchivs waren ohne Zweifel die „Filippinische Zeit“ von 1580 – 1640, als die spanischen Könige Filipp II, Filipp III und Filipp IV über Portugal mit absoluter Macht herrschten, und viele Dokumente, vor allem die der Seefahrt- und Entdeckungszeit, in dieser Zeit ins spanische Nationalarchiv von Madrid verschwanden.
Dann war, wie ich schon erwähnte, das Erdbeben vom 01. November 1755, sehr verlustreich für das Archiv, weil es vollkommen zerstört wurde.
Und als dritte, sehr verlustreiche Episode für das Nationalarchiv, gilt die Flucht der portugiesischen Königsfamilie vor den Truppen Napoleons nach Brasilien, im Jahre 1808.
Damals wurde die portugiesische Hauptstadt von Lissabon nach Rio de Janeiro verlegt, und wie alle anderen politischen und kulturellen Institutionen, so musste auch das Nationalarchiv von Portugal nach Brasilien ziehen. Bei diesem Umzug gingen natürlich immens viele Dokumente und Akten der portugiesischen Geschichte unwiederbringlich verloren.

1755 wurde das Nationalarchiv in die Calçada da Estrela verlegt, in das durch das Erdbeben damals nicht zerstörte Benediktinermünster der Gesundheit (port.: Mosteiro de São Bento da Saúde), dem heutigen Benediktinerpalast (port.: Palácio de São Bento), wo es bis 1990 auch blieb.
Obwohl das Nationalarchiv sich nun in einem anderen Gebäude befand, behielt es den Namen „Torre do Tombo“ bei.

Erst 1991 kam das Nationalarchiv der Torre do Tombo (port.: Arquivo Nacional da Torre do Tombo) auf den Campus der Lissabonner Universität.
Dort verteilt er sich auf drei Gebäude und 55.000 m².
In dem einen Gebäude befindet sich die Verwaltung des Nationalarchivs, in einem anderen befindet sich ein Museum, in dem auch kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden, und im dritten Gebäude befindet sich das eigentliche Nationalarchiv, in dem auf über 100 Regalkilometern wichtige und geschichtliche Schriftstücke aufbewahrt werden, darunter ein Dokument aus dem Jahre 882, aus der Maurenzeit also, welches das älteste Schriftstück der Torre do Tombo ist, weiterhin über 400 Papsturkunden, über 40.000 Dokumente aus der Zeit der Seefahrten und Entdeckungen und über 36.000 Akten aus den Zeiten der Inquisition.
Das für einen Portugiesen aber wohl wichtigste Schriftstück, das im Archiv der Torre do Tombo lagert, ist wohl die Päpstliche Bulle „Manifestis probatum“, datiert vom 23. Mai 1179, in der Papst Alexander III (port.: Alexandre III), die Unabhängigkeit Portugals „für immer und unwiderruflich“ anerkennt und bestätigt.