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Mittwoch, 2. März 2011

Dokumentierte Geschichte in der Torre do Tombo






In meinem post „Torre do Tombo“ schreibe ich über das älteste Schriftstück welches in dem Nationalarchiv der Torre do Tombo (port.: Arquivo Nacional da Torre do Tombo) lagert, nämlich eine Urkunde aus dem Jahre 882, in der ein lusitanischer Kaufmann den damaligen Kalifen von Córdoba, zu dem das heutige Gebiet Portugals gehörte, um Erlaubnis bittet, in dem kleinen Ort Lardosa bei Penafiel, eine katholische Kirche errichten zu dürfen.
Dieser Bitte wurde auch entsprochen, und so stand wenige Zeit später in Lardosa die älteste Kirche auf lusitanischem Boden, und das zur Maurenzeit!

Weitere wertvolle Dokumente, Urkunde und Akten die im Nationalarchiv lagern, sind unter anderem:

- die päpstliche Bulle „Manifestis probatum“, die vom 23. Mai 1179 datiert ist, und in der Papst Alexander III (port.: Alexandre III) dem portugiesischen König Afonso Henriques die Unabhängigkeit Portugals „Für immer und unwiderruflich“ anerkennt und bestätigt.

- Der Vertrag von Tordesilhas (port.: Tratado de Tordesilhas / esp.: Tratado de Tordesillas), der am 07. Juni 1494 zwischen Portugal und Spanien abgeschlossen wurde, und in dem die damalige „noch zu entdeckende Welt“ in eine portugiesische und eine spanische Hälfte aufgeteilt wurde

- Der Beitrittsvertrag Portugals in die EU, aus dem Jahre 1985

- Die Originale der Lissabonner Verträge (port.: Tratado de Lisboa)

- Briefe verschiedener Könige an Seefahrer, wie Vasco da Gama, Diogo Cão, Bartolomeo Dias, Tristan da Cunha, Pedro Álvares Cabral, und viele mehr, die es ihnen erlaubten „neue Welten für die Welt zu entdecken“ und diese für die portugiesische Krone in Besitz zu nehmen

- Unzählige Prozessakten aus den Zeiten der Inquisition aber auch Akten aus der Zeit der Salazar-Diktatur

Da viele der Originalakten, -urkunden und -dokumente in der Zwischenzeit digitalisiert oder auf Mikrofilm festgehalten sind, können viele dieser einzigartigen Schätze von jedem Besucher des Nationalarchivs bewundert und bestaunt werden.

Ich empfehle jedem, der einmal in der Nähe des Campus von Lissabon etwas zu erledigen hat, einmal im Torre do Tombo vorbeizuschauen, und sich die vielen geschichtlich wertvollen Schätze anzuschauen.
Sie werden einem für immer positiv im Gedächtnis bleiben!

Die Obersten Hüter des Nationalarchivs Torre do Tombo






In meinem post „Torre do Tombo“, in dem ich ausführlich über das nationale Archiv Portugals schreibe, erwähne ich, unter anderem, das das Nationalarchiv der Torre do Tombo (port.: Arquivo Nacional da Torre do Tombo), mit seinen 600 Jahren zu einem der ältesten portugiesischen Institutionen gehört.

Die Aufsicht über diese alte Institution hatte und hat seit dem Mittelalter der „guarda-mor“ inne, was sich leicht mit „Oberster Hüter“ oder „Oberster Wächter“ übersetzen lässt.
Der „guarda-mor“ wurde direkt vom jeweiligen König ernannt, und er hatte, wie der Name schon sagt, die Aufgabe die wichtigsten Dokumente, Urkunden und Akten des Staates, die in seine Obhut gegeben wurden, zu „behüten“ und zu „bewachen“.
Heutzutage nennt man den obersten Dienstherren des Nationalarchivs auch einfach nur Direktor (port.: Director do Arquivo Nacional da Torre do Tombo).

Nach meinen Nachforschungen hat es, seit der Gründung des Nationalarchivs der Torre do Tombo im Jahre 1387, bis heute, insgesamt 59 „guarda-mores“ gegeben.
Es sind, von 1387 als der erste guarda-mor durch seine Majestät König João I ernannt wurde, bis heute, der Reihe nach:

- 1387-1403 João Anes
- 1403-1411 Gonçalo Esteves
- 1414-1418 Gonçalo Gonçalves
- 1418-1454 Fernão Lopes
- 1454-1475 Gomes Eanes de Zurara
- 1475-1482 Afonso Eanes de Óbidos
- 1483-1484 Fernão Lourenço
- 1486-1496 Vasco Fernandes de Lucena
- 1497-1523 Rui de Pina
- 1523-1548 Fernão de Pina
- 1548-1571 Damião de Góis
- 1571-1591 António de Castilho
- 1591-1606 Rodrigo Homem
- 1606-1612 Luís Ferreira de Azevedo
- 1612-1632 Diogo de Castilho Coutinho
- 1632-1634 Manuel Jácome Bravo
- 1634-1640 Gregório Mascarenhas Homem
- 1640-1641 Cristóvão Cogominho
- 1641-1644 Cristóvão de Matos de Lucena
- 1644-1650 João Pinto Ribeiro
- 1650-1656 António de Carvalho de Parada
- 1656-1666 Aires Falcão Pereira
- 1666-1667 José Carneiro de Morais
- 1667-1678 João Duarte de Resende
- 1678-1690 D. António Alves da Cunha, Senhor da Tábua
- 1690-1695 António da Cunha Pinheiro
- 1695-1703 José de Faria
- 1703-1713 Luís do Couto Félix
- 1713-1742 José Couceiro de Abreu e Castro
- 1742-1745 Manuel de Mendonça Pina e Proença
- 1745-1768 Eng.º Manuel da Maia
- 1768-1774 José de Seabra da Silva
- 1774-1799 José Pereira Ramos de Azevedo Coutinho
- 1799-1802 José de Seabra da Silva
- 1802-1806 Luís Pinto de Sousa Coutinho, 1.º Visconde de Balsemão
- 1806-1813 Francisco Velho da Costa Mesquita Castelo Branco
- 1813 Francisco José da Horta Machado
- 1813-1821 António Salter de Mendonça, Visconde de Azurara
- 1821-1834 Manuel Francisco de Barros e Sousa de Mesquita de Macedo Leitão e Carvalhosa, 2.º Visconde de Santarém
- 1834-1836 D. Frei Francisco de São Luís Saraiva,
- 1836-1838 António Nunes de Carvalho
- 1838-1842 António Manuel Lopes Vieira de Castro
- 1842-1856 Manuel Francisco de Barros e Sousa de Mesquita de Macedo Leitão e Carvalhosa, 2.º Visconde de Santarém
- 1856-1861 Joaquim José da Costa Macedo
- 1861-1887 António de Oliveira Marreca
- 1887-1902 José Manuel da Costa Basto
- 1902-1908 Roberto Augusto da Costa Campos
- 1908-1949 António Eduardo Simões Baião
- 1949-1951 Alfredo Augusto Lopes Pimenta
- 1951-1966 João Martins da Silva Marques
- 1966-1988 José Pereira da Costa
- 1988-1990 Humberto Carlos Baquero Moreno
- 1990 Martim Corte-Real de Albuquerque
- 1990-1996 Jorge Borges de Macedo
- 1996-1998 José Mattoso
- 1998-2001 Bernardo de Vasconcelos e Sousa
- 2001-2004 Miriam Halpern Pereira
- 2004-2005 Pedro Dias
- 2005-bis mind. 2011 Silvestre Lacerda

Zu sehen sind hier auf den Bildern die Unterschriften von fünf bedeutenden guarda-mores, nämlich Damião de Góis, Manuel da Maia, Gomes Eanes de Zurara, Fernão Lopes und Rui de Pina.

Torre do Tombo






Am letzten Samstag fuhr ich durch den Campus der Lissabonner Universität (port.: Universidade de Lisboa), im Stadtteil Campo Grande, und ich kam an einem Gebäude vorbei, der imposant aus allen anderen hervorragt, dem Torre do Tombo.

Der Torre do Tombo (dt.: Tomboturm) ist ein öffentliches Archiv das als Zentralarchiv der portugiesischen Nation fungiert, und in dem seit über 600 Jahren alle wichtigen und staatsrelevanten Urkunden, Akten, Dokumente und Schriftstücke Portugals aufbewahrt werden.
Aus dem Mittelalter stammend, und mit über 600 Jahren Geschichte, ist der Torre do Tombo, bzw. das Nationalarchiv, eines der ältesten bestehenden Institutionen der portugiesischen Nation.
Der Titel eines „guarda-mor“ (dt.: Oberster Wächter / Hauptwächter), für den Direktor des Nationalarchivs, ist somit eines der ältesten Titel den der portugiesische Staat zu vergeben hat.
Berühmte guarda-mores waren z.B. Damião de Góis, Fernão Lopes, Gomes Eanes de Zurara und Manuel da Maia.

Seinen Ursprung hat das Nationalarchiv im Jahre 1378, als damals im Hauptturm der Lissabonner Burg Castelo de São Jorge, der so genanten Torre do Tombo, alle wichtigen staatsrelevanten Urkunden und Verträge des Königreiches, gesammelt wurden.
Da sich das Archiv auf der königlichen Burg befand, war das Archiv zu aller erst ein königliches Archiv, bevor er mit der Zeit zum Nationalarchiv wurde.
Diesen Turm gibt es heute leider nicht mehr, da er beim großen Erdbeben im Jahre 1755 völlig zerstört wurde.
Da damals beim Erdbeben aber kein Feuer in der Burg ausbrach, konnten viele geschichtlich-wertvollen Dokumente gerettet werden und bis in die heutige Zeit überdauern.
Die Tatsache, das die Akten und Dokumente des Nationalarchiv beim großen Erdbeben von 1755 so gut wie keinen Schaden nahmen, bedeutet nicht, das das Nationalarchiv über die Jahrhunderte hinweg nicht schwere Krisen überstehen musste.

Die drei verlustreichsten Episoden des Nationalarchivs waren ohne Zweifel die „Filippinische Zeit“ von 1580 – 1640, als die spanischen Könige Filipp II, Filipp III und Filipp IV über Portugal mit absoluter Macht herrschten, und viele Dokumente, vor allem die der Seefahrt- und Entdeckungszeit, in dieser Zeit ins spanische Nationalarchiv von Madrid verschwanden.
Dann war, wie ich schon erwähnte, das Erdbeben vom 01. November 1755, sehr verlustreich für das Archiv, weil es vollkommen zerstört wurde.
Und als dritte, sehr verlustreiche Episode für das Nationalarchiv, gilt die Flucht der portugiesischen Königsfamilie vor den Truppen Napoleons nach Brasilien, im Jahre 1808.
Damals wurde die portugiesische Hauptstadt von Lissabon nach Rio de Janeiro verlegt, und wie alle anderen politischen und kulturellen Institutionen, so musste auch das Nationalarchiv von Portugal nach Brasilien ziehen. Bei diesem Umzug gingen natürlich immens viele Dokumente und Akten der portugiesischen Geschichte unwiederbringlich verloren.

1755 wurde das Nationalarchiv in die Calçada da Estrela verlegt, in das durch das Erdbeben damals nicht zerstörte Benediktinermünster der Gesundheit (port.: Mosteiro de São Bento da Saúde), dem heutigen Benediktinerpalast (port.: Palácio de São Bento), wo es bis 1990 auch blieb.
Obwohl das Nationalarchiv sich nun in einem anderen Gebäude befand, behielt es den Namen „Torre do Tombo“ bei.

Erst 1991 kam das Nationalarchiv der Torre do Tombo (port.: Arquivo Nacional da Torre do Tombo) auf den Campus der Lissabonner Universität.
Dort verteilt er sich auf drei Gebäude und 55.000 m².
In dem einen Gebäude befindet sich die Verwaltung des Nationalarchivs, in einem anderen befindet sich ein Museum, in dem auch kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden, und im dritten Gebäude befindet sich das eigentliche Nationalarchiv, in dem auf über 100 Regalkilometern wichtige und geschichtliche Schriftstücke aufbewahrt werden, darunter ein Dokument aus dem Jahre 882, aus der Maurenzeit also, welches das älteste Schriftstück der Torre do Tombo ist, weiterhin über 400 Papsturkunden, über 40.000 Dokumente aus der Zeit der Seefahrten und Entdeckungen und über 36.000 Akten aus den Zeiten der Inquisition.
Das für einen Portugiesen aber wohl wichtigste Schriftstück, das im Archiv der Torre do Tombo lagert, ist wohl die Päpstliche Bulle „Manifestis probatum“, datiert vom 23. Mai 1179, in der Papst Alexander III (port.: Alexandre III), die Unabhängigkeit Portugals „für immer und unwiderruflich“ anerkennt und bestätigt.