Samstag, 2. Januar 2016

Allen ein gutes neues Jahr 2016


Krankheitsbedingt habe ich mich in letzter Zeit mal wieder hier im Blog rar gemacht.
Ich bin noch nicht einmal dazu gekommen all meinen Lesern und Freunden des „PlanetPortugal“ schöne Weihnachten zu wünschen. Ich hoffe aber, alle hatten ein mehr oder weniger besinnliches und reich beschenktes Weihnachtsfest.

Nichtsdestotrotz möchte ich jetzt die Gelegenheit wahrnehmen, und allen ein glückliches, gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2016 zu wünschen.

Als ich vorgestern, am Silvesterabend, gen Himmel geschaut habe, habe ich versucht das ganze vergangene Jahr in meinen Gedanken Revue passieren lassen. Ich habe an das ganze Leid gedacht das ich 2015 mitmachen musste, an die Freuden, an die Tränen, an die Geschichten, an die Freunde die ich in diesem Jahr dazu gewonnen aber auch verloren habe und an die guten und schlechten Momente die ich erleben durfte und oftmals auch erleben musste.
Und ich bin bei diesem Revuepassieren lassen zu einem klaren Ergebnis gekommen:
Ich bereue nichts, rein gar nichts!
Nicht das ich ein Held bin oder das ich schon gelernt habe gut mit dieser verdammten Krankheit zurechtzukommen.
Ich weiß aber, dass das vergangene Jahr niemals so einschneidend in meinem Leben gewesen wäre, wie wenn alles seinen normalen und routinierten Weg gegangen wäre.

Trotz allem, bin ich dem lieben Herrgott dankbar das ich noch unter den Lebenden bin und ich freue mich nach dem vergangenen, schweren Jahr erst recht auf das kommende Jahr 2016.

Allen ein gutes neues Jahr 2016!

Dienstag, 15. Dezember 2015

Spektakuläre Inszenierung aus Licht und Ton im vorweihnachtlichen Lissabon





Eine spektakuläre Inszenierung aus Licht und Ton an der Fassade des Triumphbogens (port.: Arco de Triunfo), welches die berühmte Rua Augusta mit dem zentralen Platz Terreiro do Paço in der Lissabonner Unterstadt Baixa verbindet, gehört dieses Jahr zum vielfältigen Angebot des Weihnachtsprogramms der portugiesischen Hauptstadt.

Bis zum 20. Dezember kann ein Jedermann kostenlos jeden Abend auf diesem wunderschönen Platz eine faszinierende Videomapping-Show, voller ineinander verflochtener Bilder, Geräuschen, Musik und Lichtspielen bewundern.
Für etwas mehr als eine viertel Stunde können hier alle bei dieser projektierten Aufführung innehalten und wirklich alles um sich herum vergessen.
Jeden Abend gibt es drei Videomapping-Shows, und zwar immer um 19 Uhr, um 20 Uhr und dann noch einmal um 21 Uhr.

Ein besinnlicher und vorweihnachtlicher Genuss für Jung und Alt, der unzählige Menschen auf diesen wunderschönen Platz im Herzen Lissabons anlockt!
Ich kann wirklich nur jedem empfehlen hinzugehen, hinzuschauen, hinzuhören und einfach nur zu genießen.

Sonntag, 13. Dezember 2015

Dritter Advent 2015


Sich selbst eine Freude zu machen, macht mit der Zeit keine Freude.
Freude macht nur Freude, wenn sie geteilt wird.

(Graffiti an einer Wand in Almada)

Ich wünsche allen Lesern meines Blogs einen schönen dritten Adventsonntag

Montag, 7. Dezember 2015

Portugal erneut auf der Liste des Weltkulturerbes


Letzte Woche, um genauer zu sein am 01. Dezember, wurde im namibischen Windhoek die in Portugal noch existierende kulturelle und handwerkliche Herstellung von Tierglocken (port.: chocalhos) – gemeint sind hier Kuh-, Schafs- und Ziegenglocken – in die Liste des Immateriellen Weltkulturerbes (port.: Património Cultural Imaterial da Humanidade) aufgenommen.
Vor allem im Alentejo, in Südportugal, wird diese traditionelle Kunst der Glockenmacherei in reinster Handarbeit und in einem komplizierten Herstellungsprozess noch praktiziert, auch wenn dieses Kunsthandwerk immer seltener wird.

Einerseits gibt es immer weniger Hirten hierzulande. Früher verwendeten die Hirten die Glocken hauptsächlich zur Lokalisierung ihrer Tiere auf der Weide. Da heute immer mehr neue Weidemethoden und Weideumzäunungen genutzt werden, werden die Glocken nicht mehr gebraucht.
Andererseits ist die heutige industrielle Herstellung von Tierglocken, hauptsächlich aus Fernost, so billig, dass das inländische Produkt immer mehr der Konkurrenz aus China oder Taiwan weichen muss.

Die jetzt in die Weltkulturerbeliste aufgenommene Tierglockenherstellung existiert auf portugiesischem Territorium wohl schon seit gut 2.000 Jahren.
Wie schon erwähnt, wird die Tierglockenherstellung in reinster Handarbeit angefertigt und die die Kunstfertigkeit wird traditionell von Generation zu Generation weitergegeben; so stellt jede Familie ihre Glocken auch heute noch mit ihren eigenen technischen Kunstfertigkeiten her.
Aber dieses Handwerk stirbt langsam leider aus.

So gibt es z. B. in dem kleinen Ort Alcáçovas, das im Herzen des Alentejo liegt und so etwas wie eine „Hochburg“ der Glockenherstellung ist, momentan lediglich 13 Glockenmacher, von denen aber neun schon weit über 70 Jahre alt sind!
Deshalb ist die universelle Anerkennung dieses Handwerks so wichtig und die Tatsache, dass die „chocalhos“ in die immaterielle Liste des Weltkulturerbes gesetzt wurden, hilft vielleicht dabei diese Kunst zu schützen und zweifellos auch bekannter zu machen.
Wer weiß ob sich nicht auch die Jugend bald mehr für dieses Handwerk interessiert und das Aussterben noch verhindert werden kann…

Sonntag, 6. Dezember 2015

Nikolaustag und Zweiter Advent 2015


Der Zweite Advent, der dieses Jahr auf den 06. Dezember fällt, ist somit auch der Tag des Heiligen Nikolaus.
Der Nikolaustag (port.: Dia de São Nicolau), der vor allem in Deutschland von unzähligen Kindern und Junggebliebenen sehnsüchtig erwartet wird und von dem sie hoffen, wenn sie ihre sauberen Stiefel vor die Haustür stellen, er würde diese mit Schokolade, Nüssen, Orangen, Äpfel oder gar einem kleinen Geschenk füllen, wird hier in Portugal in keinster Weise vom Nachwuchs gefeiert und so zelebriert wie in Deutschland.

Der Heilige Nikolaus, der oftmals mit dem Weihnachtsmann verwechselt wird, wurde im 4. Jahrhundert im Gebiet der heutigen Türkei geboren, wo er als Bischof von Myra wirkte und wo er zahlreiche Wunder bewirkt haben soll.
Eines dieser Wunder besagt das einmal, bei einem Seesturm in Not geratene Seeleute, den heiligen Nikolaus um Hilfe riefen und dieser dann plötzlich auf dem Schiff erschien, das Schiff rettete und die Seemänner sicher an Land brachte.
Seitdem, also dem 4. Jahrhundert, gilt der Heilige Nikolaus als Schutzpatron (port.: padroeiro) der Seefahrt.
Und hier in Portugal, wo die Seefahrt seit jeher eine wichtige Rolle gespielt hat, wurde und wird der Nikolaus eher von Matrosen, Schiffseignern oder Seefahrern gefeiert.

In Nordportugal, in der Stadt Guimarães, werden, so ist es urkundlich belegt, seit dem Jahr 1664 um den Nikolaustag herum, von den männlichen Studenten der Stadt – anscheinend scheint die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau bei den Studenten von Guimarães noch nicht vorgedrungen zu sein! – die „Festas Nicolinas“ (dt.: Nikolausfeiern oder Nikolausfestlichkeiten) gefeiert. Bei diesen jahrhundertealten Festlichkeiten feiern die Studenten ihren Schutzpatron mit Musik und Gesang.
Sie ziehen durch die zahlreichen Gassen und Gässchen der Stadt, stimmen die „Toques Nicolinos“ (dt.: Nikolausklänge) mit ihren Trommeln und Blasinstrumenten an und nehmen dann alle an den traditionellen und animierten Abendessen der Studentenvereinigungen (port.: Ceias Nicolinas) in den zahlreichen Restaurants der Altstadt teil.

Aber, ob nun Nikolaustag oder Zweiter Advent, ich hoffe alle meine Leser und Freunde, haben heute einen geruhsamen, besinnlichen und schokosüßen Tag.

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Weihnachten 2015 kann kommen


Es ist wieder soweit:
Die Adventszeit ist da und Weihnachten steht vor der Tür!
Wieder einmal hat sich die portugiesische Hauptstadt ein festliches Lichterkleid übergezogen und so strahlen zahlreiche Arterien und Plätze Lissabons seit gestern Abend wieder in festlichem Licht.

Nach vielen Jahren der Krise hat die Stadtverwaltung beschlossen dieses Jahr an die 320.000 Euro für eine ansehnliche Weihnachtsbeleuchtung auszugeben.
Bis zum 06. Januar 2016, dem Tag der Heiligen Drei Könige, werden an die 2,1 Millionen Leuchtioden und Glühlampen insgesamt 34 Straßen und öffentlichen Plätze der Stadt weihnachtlich erleuchten.

Unter anderem kann die diesjährige Lichtdekoration an folgenden Straßen und Plätzen bewundert werden:

- Terreiro do Paço
- Praça Luis de Camões
- Chiado
- Baixa (u. a. die Straßen Rua Augusta, Rua da Prata, Rua Áurea, Rua de Santa Justa, Rua de São Nicolau)
- Praça dos Restauradaores
- Avenida da Liberade
- Avenida de Roma
- Rossio (hier steht der diesjährige Weihnachtsbaum)

Außer der Weihnachtsbeleuchtung gehören zum diesjährigen Weihnachtsprogramm u. a.:

- bis zum 06. Januar 2016 allabendliche Video Mapping-Projektionen auf dem Terreiro do Paço
- vom 08. Dezember bis 24. Dezember ein Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz (port.: Praça do Município)
- mehrere Weihnachtkonzerte und Choraufführungen in verschiedenen Kirchen der Stadt
- vom 11. Dezember bis 10. Januar 2016 eine Eiskunstlaufbahn auf dem zentralen Platz Terreiro do Paço

Wer in den nächsten Wochen Lissabon besuchen wird, der wird also mit vielen Weihnachtseindrücken und festlichen Momenten konfrontiert werden.
Oder wie meine Freundin Christina aus Frankfurt einmal sagte:
„Lissabon ist wahrlich eine schöne Metropole, aber um die Weihnachtszeit ist die Stadt einfach besonders schön!“

Sonntag, 29. November 2015

Zum Ersten Advent 2015


Die Kerze wird entzündet,
hell erstrahlt ihr warmer Schein.
Von Herz zu Herz in Liebe kündet,
Frieden auf Erden möge es sein.

Diesen Wunsch gar viele hegen,
in besinnlicher Vorweihnachtszeit.
Im Jahreslauf dies auch zu pflegen,
ein Segen – wären alle dazu bereit.

Hoffnungsvoll und mit Zuversicht
dass wir Menschen daran denken.
Schau ich hin in das flackernde Licht,
so sollten wir uns beschenken.

(Karin Thießen)


Mit diesem Gedicht der Hobbypoetin Karin Thießen und einem Gemälde meiner Lieblingsmalerin Josefa de Óbidos, das den Titel „São Francisco de Assis e Santa Clara adorando o menino Jesus“ (dt.: Der heilige Franz von Assisi und die heilige Clara bewundern das Jesuskind) trägt, möchte ich allen meinen Bloglesern einen schönen Ersten Advent wünschen.

Sonntag, 22. November 2015

Verão de São Martinho – Altweibersommer in Portugal






Wir hatten hier in Portugal – zumindest hier auf dem Festland – in den letzten drei Wochen traumhaft schönes Wetter.
Es war sehr sonnig, die Temperaturen tagsüber sehr angenehm und wer nicht arbeiten musste, verbrachte den Tag am Strand, machte lange Spaziergänge, setzte sich in einen Park oder aß, typisch für diese Jahreszeit, ein paar geröstete Kastanien und trank dabei „vinho abafado“ oder „jeropiga“ (beides Süßweine).

Im deutschsprachigen Raum kennt man dieses nachsommerliche warme Wetter unter den Begriffen „Altweibersommer“ oder aber auch „Goldenen Oktober“.
Nun, hier in Portugal ist es eher ein „Goldenen November“, obwohl er hier nicht unter diesem Begriff bekannt ist. Hierzulande bezeichnet man diese warme meteorologische Wetterlage im Herbst mit dem Namen Verão de São Martinho (dt.: Sankt Martin-Sommer) – so genannt weil dieses Wetterphänomen meistens um den Tag des Heiligen Sankt Martin, dem 11. November, vorkommt.

Als Sankt Martins-Sommer (port.: Verão de São Martinho) bezeichnet man hier in Portugal eine ungewöhnlich trockene und warme Wetterperiode im späten Herbst, die von einem strahlend blauen Himmel begleitet wird.
Die typische Herbstwetterlage, die einen schönen Verão de São Martinho auslöst, ist ein ausgedehntes Azorenhoch entlang der iberischen Westküste in Kombination mit Kaltwetterfronten aus dem Norden Europas, die beide für kalte Nächte und warme Tage sorgen.
Bevor der regenreiche und kalte Winter kommt, zeigt sich im November noch einmal von seiner besten Zeit. Deshalb werden diese Tage hierzulande so sehr geliebt und geschätzt.

In den meisten Jahren – und so ein Jahr hatten wir heuer – bleibt eine solche Wetterlage für zwei oder drei Wochen stabil, bis ein Tiefdruckgebiet mit einer begleitenden Kaltfront für einen Wetterumschwung sorgt.
Im gebirgigen Nordportugal, in den Provinzen Minho, Trás-os-Montes, Alto Douro bis hinunter zur Serra da Estrela, wo die Temperaturen nachtsüber im November recht niedrig sein können, fällt der Verão de São Martinho meistens kürzer aus als in den Tiefebenen des Alentejo und in der südlichen Algarve.

Der Ausdruck Verão de São Martinho liegt in Portugal eine jahrhundertelange Tradition zu Grunde. Es lässt sich nachweisen, dass die Bezeichnung Verão de São Martinho bereits vor mehreren Hundert Jahren Anwendung gefunden hat, wobei das exakte Datum des Aufkommens nicht gesichert ist. Jedenfalls wird z.B. in Schriften aus den Klöstern Batalha und Alcobaça der Begriff „verão de São Martinho“ schon im 16. Jahrh. erwähnt.

Heute hat es schon etwas genieselt und es war empfindlich kalt draussen. Glaubt man den Meteorologen, dann ist der Verão de São Martinho für dieses Jahr wohl schon vorbei.
Aber er war fantastisch und ich habe ihn sehr, sehr genossen!

Montag, 16. November 2015

Coretos – die kulturellen Mittelpunkte einer jeden portugiesischen Gemeinde






Meine lieben Freunde Anika und Christian aus Pforzheim, die diesen Herbst zum ersten Mal gemeinsam Lissabon, den Alentejo und die Algarve entdeckten, haben mich vor einpaar Tagen gefragt, warum in so vielen portugiesischen Dörfern und Städte Gartenpavillons stehen.
Nun, ich habe nicht lange überlegen müssen um zu wissen was sie mit den „Gartenpavillons“ meinten.

Die Bauwerke die Anika und Christian hier auf ihrer Reise durch das südliche Portugal entdeckt haben und die sie als Gartenpavillons bezeichnen, heißen auf portugiesisch „coretos“ (sing. coreto / plural coretos) und sind, obwohl man sie oftmals in Parkanlagen oder anderen Grünflächen vorfindet, doch eigentlich eher Musikpavillons als Gartenpavillons.

Es wird wohl in ganz Portugal mehr als Tausend dieser leichten und freistehenden Bauwerke geben – keiner hat sich jemals die Mühe gemacht diese urbanen architektonischen Schätze zu zählen.
Lediglich 44 von ihnen stehen heute unter Denkmalschutz!
Auf unzähligen Briefmarken und alten Postkarten verewigt stehen die meisten Coretos hierzulande in öffentlichen Parks oder auf zentralen Plätzen, wie z.B. dem Marktplatz oder vor der Dorfkirche.
Charakteristisch für einen Coreto ist das er immer überdacht, nach allen Seiten rundherum offen und im Grundriss entweder rund, vier-, sechs- oder achteckig ist.

Obwohl schon zu Zeiten der Römer – und später der Mauren – im früheren Portugal solche Pavillons anscheinend schon existierten und obwohl den Portugiesen durch ihre vielen Seereisen nach China und Japan die Architektur des Pavillons sehr wohl bekannt war, sind die Coretos, so wie wir sie heute kennen, erst in der Epoche des Barock in Portugal populär geworden.
In dieser Zeit, so Ende des 18. Jahrhunderts herum, fingen die Musikkapellen an, die bis dahin zumeist nur kirchenmusikalischen Stücke spielten, auch weltliche Aufführungen zu geben.
Um diese Auftritte vor Publikum aufzuführen, wurden dementsprechend – in einer Zeit in der es kein Radio, keine Schallplatte, kein Fernseher und kein Internet gab – die Coretos gebaut, damit eine breite Öffentlichkeit den Musikaufführungen lauschen konnte.

Kein Coreto aus dieser Zeit, die reine verschnörkelte und mit Ornamente verzierte und bemalte Kunstobjekte aus Holz waren und die eher an überdimensionale Spieldosen erinnerten, existiert heute noch.
Sie sind alle ein Opfer der „Moderne“ geworden und wurden aufgegeben, vandalisiert, dann abgerissen oder an einem anderen Ort neu aufgebaut.
Die Coretos, die im 19. Jahrhundert dann überall im Land aus Eisen errichtet wurden, wurden fast alle während des Ersten Weltkrieges demoliert und zu Kriegswerkzeug verarbeitet.

In Lissabon gibt es heutzutage in den verschiedenen Stadtteilen 22 Coretos und alle werden sie heute noch genutzt.
Der älteste steht im Zoologischen Garten und wurde um das Jahr 1830 errichtet.
Der Coreto der heute im Park Jardim da Estrela steht, ist um 1840 erbaut worden und stand ehemals auf dem „Passeio Publico“, der heutigen Avenida da Liberdade.

Auf dem Land bilden die Coretos weiterhin das kulturelle Zentrum einer jeden portugiesischen Gemeinde.
In allen Dörfern in denen diese Pavillons stehen, sind sie praktisch der Mittelpunkt eines jeden Volksfestes, eines jeden Freiluftkonzerts und einer jeden kirchlichen Walfahrt. Coretos sind hier, wie ehedem, die kleine aber besondere Bühne für die lokalen Musikkapellen, für Chöre, für Folkloregruppen, für Dichterlesungen und manchmal sogar für kleine politische Veranstaltungen.

Über viele Jahrzehnte vernachlässigt und dem Verfall preisgegeben, fangen in unserer Zeit Coretos wieder an das zu sein, was sie traditionell immer waren:
Orte der Musik, der Kultur, der Fröhlichkeit, des Feierns und des Beisammenseins.

Freitag, 13. November 2015

Wim Wenders fotografiert Lissabon


Im Lissabonner Stadtteil Amoreiras, im alten Hauptwasserwerk der Stadt (port.:Reservatório da Mãe de Água), ist das kleine aber sehr informative Museu da Água (dt.: Wassermuseum) untergebracht, das sich der Geschichte bzw. der Entwicklung der Lissabonner Wasserversorgung von der Römerzeit bis heute widmet, sowie dem riesigen Wasseraquädukt (port.: Aqueduto das Águas Livres) der das Tal von Alcântara durchquert und dessen Erbauer, dem Ingenieur Manuel da Maia.

Im Rundgang der großen Zisterne, der oftmals für Konzerte oder Gemäldeausstellungen genutzt wird, ist seit Anfang dieses Monats die temporäre Fotoausstellung „Á luz do dia até os sons brilham“ (dt.: „Bei Tageslicht leuchten sogar die Töne“) untergebracht, die einzigartige Fotografien des Düsseldorfer Fotografen, Autors und Regisseurs Wim Wenders zeigt.

Wim Wenders, der Lissabon durch seine verschiedenen privaten Aufenthalte und diversen Filmarbeiten zu schätzen und zu lieben gelernt hat und der mit der Zeit völlig dem Charme dieser Stadt erlegen ist, stellt hier 28 seiner fotografischen Werke aus, die er hauptsächlich während den Dreharbeiten zu den drei Filmen
„Stand der Dinge“ (port.: O Estado das Coisas) 1982,
„Bis ans Ende der Welt“ (port.: Até ao Fim do Mundo) 1991 und
„Lisbon Story“ (port.: Viagem a Lisboa) 1994
gemacht hat.

Diese Fotoausstellung, die unter der Schirmherrschaft der Wim Wenders Stiftung steht und die von den zwei Kuratorinnen Laura Schmidt und Anna Duque y González organisiert wird, kann noch bis zum 02. April 2016 besichtigt werden.
Sehr empfehlenswert!

Freitag, 6. November 2015

João Glama Stroeberle – der portugiesische Maler mit deutschem Nachnamen



Wer dem sehenswerten Lissabonner Nationalmuseum für Alte Kunst (port.: Museu Nacional de Arte Antiga), eines der bedeutendsten Kunstmuseen Portugals, einen Besuch abstattet, der kann in der Gemäldegalerie ein Bild mit dem Namen „Alegoria ao Terramoto de 1755“ (dt.: „Allegorie des Erdbebens von 1755“) an der Wand hängen sehen.
Dieses Gemälde zeigt eine Momentaufnahme des Tages, an dem eine verheerende Erdbebenkatastrophe die Stadt Lissabon und weite Teile des Landes in Schutt und Asche legte.
Der Maler dieses Werkes, João Glama Stroeberle, der am Tag des Bebens selbst in Lissabon weilte, hat mit seinem Pinselstrich perfekt das apokalyptische Inferno, die gewaltige Zerstörungskraft und das Leiden der Menschen an diesem so tragischen Tag sehr ästhetisch und eindrucksvoll auffangen und wiedergeben können.

„João Glama Stroeberle??? Der Nachname klingt irgendwie deutsch…“ – werden jetzt einige wohl denken
Und das ist sehr richtig!
João Glama Stroeberle war ein portugiesischer Maler mit deutschen Wurzeln, der eigentlich nur per Zufall in Lissabon im Dezember 1708 – das genaue Datum ist leider nicht bekannt – geboren wurde.

Sein aus Passau stammender Vater, Johann Hermann Ströberle – der später den verportugisierten Namen João Armando Stroeberle annahm –, war mit seiner hochschwangeren Gemahlin erst Ende Oktober 1708 in Lissabon angekommen.
Die Eheleute Ströberle reisten damals im Gefolge der Erzherzogin Maria Anna von Österreich (port.: D. Mariana de Austria), für die sie Beide schon in Wien tätig waren, nach Portugal.
Maria Anna kam 1708 mit einer Eskorte von elf Schiffen über Italien nach Lissabon, um hier den damaligen König João V zu ehelichen.

Da der Vater von João Glama Stroeberle am königlichen Hof in Lissabon eine Beschäftigung fand, konnte er seinem Sohn später eine recht gute Schulbildung ermöglichen.
Stroeberle Junior entdeckte schon sehr früh seine Liebe zur Kunst und mit knapp 20 Jahren bekam er eine Anstellung im Atelier des Malers und Illustrators Francisco Vieira Lusitano, der unter anderem auch Hofmaler war.

1734 reiste Stroeberle nach Rom, um in der Ewigen Stadt bei verschiedenen Künstlern seine Malkunst zu perfektionieren.
Er wurde gleich nach seiner Ankunft an der renommierten Accademia di San Luca, einer Kunstakademie die unter der Obhut von Papst Gregor XIII stand und der auch z.B. die Maler Domenico Guidi und Pietro da Cortona angehörten, aufgenommen.
Im Jahre 1739 gewann er den ersten Preis eines Wettbewerbes an der Akademie und zur gleichen Zeit lernte er den Bischof von Porto und damaligen Botschafter Portugals am Heiligen Stuhl, Frei José Maria da Fonseca e Évora, kennen.
Dieser wurde mit der Zeit ein sehr guter Freund von Stroeberle und Dank der Position die er innehatte, verschaffte ihm Bischof Frei José später verschiedene Aufträge beim Papst.

Im Jahr darauf, 1740, wurde João Glama Stroeberle in die berühmte Accademia dell’Arcadia eingeführt.
Dieser römische Dichterzirkel, zu dem einmal später auch Johann Wolfgang von Goethe gehören sollte, war die wichtigste Vereinigung von Philosophen, Dichtern, Schriftstellern und Wissenschaftlern in jener Zeit. 

20 Jahre bleib Stroeberle in Italien, bevor er 1754 nach Portugal zurückkehrte.
Er sollte in Lissabon, auch hier hatte sein Freund der Bischof von Porto wieder seine Beziehungen spielen lassen, die Innenräume der neu erbauten königlichen Oper bemalen und dekorieren.
Diese Arbeit ging er auch mit Elan an, doch leider konnte er sein Werk nicht beenden, denn am 01. November 1755 ereignete sich das große Erdbeben, der nicht nur die neue Oper dem Erdboden gleich machte, sondern die ganze Stadt verwüstete.
Dieses Beben prägte João Glama Stroeberle so sehr, das er daraufhin das am Anfang dieses Textes erwähnte Gemälde „Alegoria ao Terramoto de 1755“ (dt.: „Allegorie des Erdbebens von 1755“) malte.
In diesem Bild, unten auf der rechten Seite, hat sich Stroeberle selbst gemalt und somit für die Nachwelt verewigt, denn es handelt sich bei diesem Selbstbildnis um die einzig bekannte Abbildung des Malers.

Nach dem Erdbeben fand Stroeberle keine neue Anstellung in der Hauptstadt.
Obwohl für den Wiederaufbau von Lissabon zahlreiche Architekten, Künstler, Bildhauer usw. gesucht wurden, scheinen sowohl König José I als auch sein absolutistisch-regierender Premierminister Marques de Pombal keine Verwendung für Stroeberle gehabt zu haben. Man sagt, König José I sei damals mit der Arbeit Stroeberles im neuen Opernhaus nicht so ganz zufrieden gewesen.
Ob das der Wahrheit entspricht, kann heute nicht mehr nachvollzogen werde. Fakt ist aber das João Stroeberle bereits 1756 nach Porto, in die Nähe seines Freundes Bischof José Maria da Fonseca e Évora, zog.

In Porto lebte sich Stroeberle schnell ein.
Vor allem in der dort vorhandenen großen englischen Gemeinde fand er mit der Zeit Gönner und Liebhaber, die seine Bilder zu schätzen wussten.
Und so kommt es, dass es vor allem in den Kirchen und Klöstern in und um Porto heute die meisten Werke von Stroeberle gibt, so z.B. im Kloster São Francisco in Porto oder in den Kathedralen von Viana do Castelo und Braga.

In Porto, der Stadt die ihn einmal mit offenen Armen empfing und dessen Bürger seine Kunst zu schätzen wusste, in dieser Stadt ist er nach einem langen und erfüllten Leben dann auch verstorben.
Am 13. Januar 1782 schloss der portugiesische Maler mit dem deutschen Nachnamen für immer die Augen.
Er wurde 84 Jahre alt.

Dienstag, 3. November 2015

Das Ballett der Lusitanos – Die Hohe Portugiesische Reitkunst


Wer als Tourist in Lissabon weilt, der landete früher oder später immer im geschichtsträchtigen Stadtteil Belém, der am westlichen Stadtrand liegt und dem Tejo zugewandt ist.
Belém ist die Heimat der bekanntesten Postkartenmotive der portugiesischen Hauptstadt:
der Turm von Belem (port.: Torre de Belém) steht hier, ebenso das imposante Hieronymitenkloster (port.: Mosteiro dos Jerónimos), sowie der Palast von Belem (port.: Palacio de Belém), auch das alte und neue Kutschenmuseum (port.: Museu Nacional dos Coches), sowie das Denkmal der Entdeckungen (port.: Padrão dos Descobrimentos) oder die altmodische und labyrinthreiche Konditorei in der man die beliebten Pasteis de Belém (port.: Confeitaria dos Pasteis de Belém) schlemmen kann liegen hier in diesem sehr belebten Stadtteil.

Seit einiger Zeit nun, kann man eine neue Attraktion in Belém aufsuchen, nämlich die von der Stadt Queluz in die Hauptstadt gewechselte Portugiesische Reitkunstschule (port.: Escola Portuguesa de Arte Equestre), die unweit des Kutschenmuseums ihren Platz in der Reithalle Picadeiro Henrique Calado gefunden hat.

Die Portugiesische Reitkunstschule gibt es seit dem Jahre 1979, hat ihren Vorläufer aber in der Portugiesischen Hofreitschule, die einstmals von König João V im Jahre 1748 gegründet wurde.
Damals wie heute ist es das Ziel dieser staatlichen Reitkunstschule in erster Linie die Pflege der klassischen Reitkunst auf höchstem Niveau mit Hengsten der portugiesischen Pferderasse Lusitano (port.: cavalo puro-sangue lusitano).
Diese Pferde werden seit Jahrhunderten ausschließlich im Gestüt Alter do Chão im Alentejo gezüchtet und für die Hohe Reitkunst verwendet.

Heute sind in den Ställen der Portugiesischen Reitkunstschule insgesamt 49 Lusitano-Hengste untergebracht, die fast ausnahmslos immer eine braune oder schwarze Fellfarbe haben. Neben den Braunen und Rappen werden aber auch immer ein oder zwei Schimmel an der Schule ausgebildet. Sie sind sozusagen die „Glücksbringer“ der Reitschule.
Aktuell werden die Hengste der Schule von 14 ausgewählten und erfahrenen Bereitern beritten, die alle intern ausgebildet werden.
Alle Lektionen und Choreografien die Hengste und Bereiter trainieren und dann vor Publikum vorführen, wie z.B. Passagen, Piaffen, Levaden oder Kapriolen, stammen aus einem Buch mit dem Namen „Luz da Liberal e Nobre Arte da Cavallaria“ (dt.: Die edle Kunst des Reitens) aus dem Jahre 1790.
Dieses Buch wurde einstmals von Manoel Carlos de Andrade geschrieben, seinerzeit Rittmeister am portugiesischen Hof, und gilt heute noch als das wichtigste Werk der portugiesischen Reitkunst.

An der Portugiesischen Reitkunstschule kann man drei verschiedene Vorführungen besuchen:
einmal die täglichen Trainingseinheiten, dann die wöchentlichen Vorstellungen und zuletzt die sog. Galas, die nur vier bis sechs Mal im Jahr stattfinden.
Alle Vorstellungen kosten Eintritt, wobei eine Trainingsvorführung natürlich preislich erschwinglicher ist als z.B. eine Gala.

Die Adresse der Portugiesischen Schule für Reitkunst ist:
Picadeiro Henrique Calado
Calçada da Ajuda, n° 23
1300-006 Belém / Lisboa

Die Internetseite (port. und engl.) auf der man sich über Vorführtermine und Preise informieren kann lautet:


Sonntag, 1. November 2015

01. November 1755 – 260 Jahre nach der Katastrophe


Heute, vor genau 260 Jahren, am Allerheiligentag des Jahres 1755, ereignete sich eine der schlimmsten Naturkatastrophen, die Europa jemals erlebt hat.
Ein verheerendes Erbeben – nach heutigen Berechnungen wohl mit einer Stärke von über 9,0 auf der Richterskala – zerstörte die portugiesische Hauptstadt und einen großen Teil des Landes.
In ganz Lissabon stürzten damals am 01. November 1755 zahlreiche Häuser, Paläste und Kirchen ein.
Da in den ganzen Gotteshäusern, wegen des Allerheiligenfeiertages zahlreiche Kerzen brannten, brachen riesige Brände in der ganzen Stadt aus.
Aber damit noch nicht genug:
als durch das Erdbeben verursachte riesige Flutwellen auf die Lissabonner Küste trafen, zerstörten sie den Rest der Stadt. Etwa 80.000 Menschen, gut ein Drittel der damaligen Stadtbevölkerung Lissabons, fanden an diesem Tag den Tod!

Um diesem Tag zu gedenken und um die heutigen Bürger für dieses geschichtliche Ereignis von damals zu sensibilisieren, hat die portugiesisch-katholische Wohlfahrts- und Sozialdienstorganisation Santa Casa da Misericórdia (dt.: Heiliges Haus der Barmherzigkeit), die ihren Hauptsitz in Lissabon hat, sich von Wissenschaftlern und Ingeneuren einen Erdbebensimulator entwickeln und konstruieren lassen, und diesen heute vor ihrem Stammhaus am Platz Largo Trinidade Coelho, an dem auch die sehr berühmte Kirche Igreja de São Roque liegt, aufgestellt.

Mit diesem Erdbebensimulator, eine schwere Platte auf der bis zu zehn Personen gleichzeitig Platz haben, lassen sich die Bodenbewegungen bis zu einer Stärke von 8,5 nachahmen und so kann jeder selbst ein „Erdbeben“ gefahrlos miterleben.
Dieses Simulationsexperiment soll jedem Einzelnen nicht nur das Bewusstsein dafür schaffen, das Lissabon bzw. Portugal, jederzeit erneut durch solch eine seismische Katastrophe heimgesucht werden kann, sondern vor allem die Bevölkerung darauf aufmerksam machen, wie sie sich bei einem eventuellen Erdbebenausbruch verhalten sollte.

Die Wohlfahrtsorganisation der Santa Casa da Misericórdia, dessen Hauptgebäude beim großen Erdbeben 1755 ebenfalls ein Opfer des Bebens und der Flammen wurde, wurde im Jahre 1498 von Königin D. Leonor, der Gemahlin von João II und Schwester von Manuel I, als Not- und Hilfswerk gegründet.
Seit ihrem Gründungstag hat die Institution der Santa Casa da Misericórdia es sich zur Aufgabe gemacht benachteiligte Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Arme, Waisenkinder, Alte, Kranke und Behinderte zu ernähren und zu helfen.
Und so kam es das die Santa Casa 1755, obwohl damals selbst durch das Erdbeben schwer in Mitleidenschaft gezogen, nach der Katastrophe die wichtigste Hilfsorganisation des damals völlig zerstörten Landes wurde.

Der Erdbebensimulator wird, nachdem er heute auf dem Platz Largo Trinidade Coelho gestanden hat, vom 02. bis 07. November, für eine ganze Woche in der kirchlichen Sozialeinrichtung „Mitra“ für Besucher aufgebaut werden.
Wer einmal ein „Erdbeben“ hautnah erleben will, der kann dies dort die ganze kommende Woche über, von 9.00 Uhr bis 17.30 Uhr, ausprobieren!

Die Adresse der Sozialeinrichtung lautet:

Polo de Inovação Social da Mitra
Rua do Açucar, n° 64
1950-006 Lisboa

Dienstag, 20. Oktober 2015

Die Künstlerfamilie Bordalo Pinheiro


Vor einpaar Tagen fragte mich eine deutsche Urlauberin, ob ich ihr die Adresse der Deutschen Evangelischen Kirche in Lissabon nennen könne. Sie wollte gerne am sonntäglichen Gottesdienst teilnehmen.
Also habe ich ihr die Adresse aufgeschrieben:

Deutsche Evangelische Kirche Lissabon – DEKL
Avenida Columbano Bordalo Pinheiro n° 48
1070-064 Lisboa

Sie schaute sich die Adresse an und fragte mich dann ob Columbano vielleicht die portugiesische Version des Namens Kolumbus sei.
Ich erklärte ihr daraufhin das, obwohl die Namen ähnlich klingen, sie wahrlich nichts, aber auch gar nichts, miteinander zu tun haben.
Der eine – Columbano – war ein portugiesischer Maler des Realismus, der von 1857 bis 1929 gelebt hat, und der einer der größten und talentiertesten bildenden Künstler Portugals des frühen 20. Jahrh. war.
Der andere – Kolumbus (port.: Colombo) – hat angeblich Amerika entdeckt.

In der Familie Bordalo Pinheiro waren eigentlich alle künstlerisch begabt.
Der Vater Manuel Maria Bordalo Pinheiro, geboren im Jahre 1815, war mit Maria Augusta do Ó Carvalho Prostes, der Mutter seiner Kinder, verheiratet.
Er war ein kleiner Beamter, der nach den vielen Stunden im Büro zahllose Genrebilder malte, Bücher illustrierte und auch Büsten modellierte. Eines seiner schönsten Werke, eine Camões-Büste, steht heute noch in der ehemaligen portugiesischen Kolonie und heutigen chinesischen Metropole Macau.

Auch die Tochter Maria Augusta Bordalo Pinheiro, die zwischen 1841 und 1915 gelebt hat, malte. Am liebsten verewigte sie farbenfrohe Herbstblumen auf Leinwände.
Außerdem entwickelte sie sich zur Expertin für Spitzenklöppelei, der sie in Peniche, einem Städtchen etwa 100 km nördlich von Lissabon, zu einem neuen Aufschwung verhalf, als sie dort an der Gewerbeschule unterrichtete. Später wurde sie an dieser Schule Direktorin.
Für ihren Bruder Rafael arbeitete Maria Augusta ab und zu als Porzellanmalerin.

Rafael Bordalo Pinheiro war der originellste unter allen Geschwistern. Er war u. a. Zeichner, Aquarellist, Illustrator, Dekorateur, Theaterschauspieler, Journalist, Politiker und Keramiker.
Im Jahre 1846 geboren, begann Rafael Bordalo Pinheiro im Jahre 1870, nach einem Studium an der Lissabonner Kunstakademie, eine berufliche Laufbahn als Karikaturist. 1875 erschuf er die populäre Figur des „Zé Povinho“, des kleinen Mannes, der immer der Dumme ist, und seiner Frau „Maria da Paciência“, der ewig geduldigen Maria.
Im gleichen Jahr ging er nach Brasilien, wo er in Rio de Janeiro bis 1879 bei verschiedenen Zeitungen Karikaturen zeichnete.
Nach seiner Rückkehr nach Portugal fing er an, sich für Keramik zu interessieren.
Nach ersten töpferischen Versuchen gründete er 1884 seine eigene Manufaktur in der Thermalstadt Caldas da Rainha, wo er mit oft überschwänglicher Phantasie Azulejos, Vasen, Tafelaufsätze, Geschirr und Tonfiguren entwarf.
Unbekümmert griff er die verschiedensten Einflüsse auf – von der arabischen Kunst über den Manuelismus, die Renaissance, das Rokoko bis zum Jugendstil – oder er nutzte seine eigene karikaturistische Dynamik.
Das von ihm entworfene Gebrauchsgeschirr fand damals jedoch nicht den rechten Absatz; es sprang zu leicht und nahm Gerüche an, so das Rafaels Firma „Fabrica de Faianças“ um 1890 erstmals in finanziellen Schwierigkeiten geriet – ein Zustand, der sich bis zu seinem Tod im Jahre 1905 nicht mehr änderte.
Heute sind seine Kreationen dafür umso beliebter, ablesbar z. B. an dem auf einen Entwurf Rafaels zurückgehenden Kohlblättergeschirr, das man heute praktisch in jedem portugiesischen Porzellangeschäft käuflich erwerben kann.
Im Museu Rafael Bordalo Pinheiro im Lissabonner Stadtteil Campo Grande, dem ehemaligen Wohnsitz des populären Karikaturisten und Töpfers, kann man etwa 500 Keramiken und zahlreiche Karikaturen des phantasiereichen Gestalters bewundern, die einen Querschnitt seiner Arbeiten zeigen.

Ein weiteres Mitglied der Künstlerfamilie war Tomás Bordalo Pinheiro.
Tomás studierte von 1879 bis 1823 am renommierten Lissabonner Institut für Industrie und Gewerbe (port.: Instituto Industrial e Comercial de Lisboa) und schloss sein Studium als Technischer Zeichner ab.
Nachdem er die ersten Berufsjahre als Technischer Zeichner bei verschiedenen Industrieunternehmen tätig war, u. a. in der damals königlichen staatlichen Kanonengießerei, gründete er im Jahre 1893 sein eigenes Unternehmen, die Firma „Progresso Mecânico“, wo er ziemlich erfolgreich verschiedene Eisen- und Messingaccessoire, w. z. B. Haken, Stifte und Spangen für Haare, Bärte und Damenkorsetts, entwarf und produzierte.
Er schrieb mehrere Bücher und Nachschlagewerke über die Industrie und verschiedene Leitfäden und Lehrbücher über die damals aufkommenden Industrieberufe.
Seine wichtigste literarische Publikation war aber eine Zeichentrickserie mit dem Titel „O gafanhoto“, das Tomás Bordalo Pinheiro mit dem Chronisten und Historiker Henrique de Mendonça herausbrachte.
Die Zeitschrift „O gafanhoto“ erschien von 1903 bis 1910 und war das erste Comic das in Portugal publiziert wurde.

Der vierte und jüngste Bruder war schließlich der schon erwähnte Columbano Bordalo Pinheiro.
Im Jahre 1857 geboren, gilt Columbano, der seinen Vornamen einem irischen Heiligen verdankt und nicht Kolumbus, als bedeutendster portugiesischer Maler des späten 19. Jahrh. und als hervorragender Porträtist.
Er ging zunächst beim Vater in die Lehre, bewarb sich dann zweimal umsonst erfolglos um ein Stipendium an der renommierten Kunsthochschule von Paris, bis ihn schließlich der Witwer von Königin Maria II, Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha, 1881 den Studienaufenthalt in der französischen Hauptstadt aus eigener Tasche finanzierte.
Er vervollkommnte in seiner Zeit in Frankreich seine Maltechnik und vor allem Manet und Edgar Degas beeinflussten ihn künstlerisch sehr.
Von 1900 bis 1924 unterrichtete er an der Lissabonner Kunstakademie und war schließlich bis zu seinem Tod im November des Jahres 1929 Direktor des Museu Nacional de Arte Contemporânia (dt.: Museum für Zeitgenössische Kunst), das wichtige Werke von ihm besitzt.

Heute ist nach Columbano Bordalho Pinheiro eine wichtige Arterie der portugiesischen Hauptstadt – an der wie gesagt sich u. a. die Deutsche Evangelische Kirche befindet – benannt.

Montag, 5. Oktober 2015

Open House Lisboa 2015


Am kommenden Wochenende, dem 10. und 11. Oktober 2015, findet hier in der portugiesischen Hauptstadt zum vierten Mal die „Open House Lisboa“ statt, die von der Architektenvereinigung „Trienal de Arquitectura“ organisiert wird.

„Open House Lisboa“ ist ein Event bei dem jeder Architekturfreund die Möglichkeit hat bekannte und architektonisch wertvolle Bauwerke in Lissabon zu besuchen und „hinter die Fassade“ zu schauen, die normalerweise das ganze Jahr für die allgemeine Öffentlichkeit geschlossen sind, wie z. B. das beeindruckende Gebäude der portugiesischen Zentralbank (port.: Banco de Portugal), die imposante Tejobrücke Ponte 25 de Abril, das auf der Welt einzigartige Kachelmuseum (port.: Museu Nacional do Azulejo) oder der historische Palácio de Santos, ein Stadtpalast der einstmals von König Manuel I bewohnt wurde und in dem heute die französische Botschaft untergebracht ist.
Vor drei Jahren, beim damaligen „Open House Lisboa“, habe ich u. a. die Möglichkeit wahrgenommen und diesen wunderschönen Palast besucht, der aus Sicherheitsgründen fast immer für die Allgemeinheit geschlossen ist. Ich war begeistert und ich kann jedem nur empfehlen das diesjährige „Open House Lisboa“ dazu zu nutzen es mir gleich zu tun.
Es lohnt sich wirklich!

Dieses Jahr bietet das „Open House Lisboa“ drei Arten von Besuchen in den verschiedenen Objekten an:
Einige Gebäude und Bauwerke können ohne Anmeldung besucht werden, andere werden durch die Mithilfe von Volunteers zu besichtigen sein und in wiederum anderen werden fachkundige Architekten die Führung durch die einzelnen Gebäude führen.
Eines haben aber alle drei Arten von Besuch gemeinsam:
Sie sind alle kostenlos!

Die meisten Gebäude und Bauwerke werden, sobald sich kleine Gruppen zusammengefunden haben, sofort zu besichtigen sein.
Bei anderen wiederum, so weiß ich aus Erfahrung, werden sie eine Wartezeit in Kauf nehmen müssen.
Generell gilt hier das Motto: „first come, first serve“.

Hier eine Liste der über 70 Wohnhäuser, Gebäude und Bauwerke die am kommenden Wochenende beim „Open House Lisboa“ zu besichtigen sein werden:

- Banco de Portugal (dt.: Bank von Portugal)

- Biblioteca Nacional de Portugal (dt.: Portugiesische Nationalbibliothek)

- Centro Cultural de Belém (dt.: Kulturzentrum von Belem)

- Estação do Rossio (dt.: Bahnhof von Rossio)

- Fundação Gulbenkian (dt.: Gulbenkian-Stiftung)

- Museu Nacional do Azulejo (dt.: Nationales Kachelmuseum)

- Padrão dos Descobrimentos (dt.: Entdeckerdenkmal)

- Palácio da Ajuda (dt.: Königspalast Ajuda)

- Palácio de Santos (dt.: Santos-Palast / Botschaft von Frankreich)

- Ponte 25 de Abril (dt.: Tejobrücke Ponte 25 de Abril)

- Supremo Tribunal de Justiça (dt.: Höchste Gericht)

- Teatro Nacional de São Carlos (dt.: Nationaltheater São Carlos / Oper)


Freitag, 11. September 2015

Portugal Night Skies




Der talentierte Paulo Ferreira, von Beruf eigentlich Technischer Zeichner und Informatiker, hat ein neues Time-lapse (dt.: Zeitraffer) produziert und ihn auf „YouTube“ gestellt.
Nach Zeitraffer-Filmen, wie z.B. über seine Geburtsstadt Porto, das romantische Noudar im Alentejo oder die Kleinstadt Marvão, ebenfalls im Alentejo gelegen, hat der begnadete Hobbyfotograph diesmal eine filmische Langzeitaufzeichnung über die Nachthimmel in Portugal gemacht, und dieses Werk dementsprechend mit dem Namen „Portugal Night Skies“ (port.: Céus nocturnos de Portugal / dt.: Nachthimmel über Portugal) tituliert.

Paulo Ferreira hat drei Jahre gebraucht, um den Film „Portugal Night Skies“, der lediglich nur drei Minuten lang ist, zu drehen.
Die wunderschönen Aufnahmen über die vielen astronomischen Sternenkonstellationen, die Milchstraße oder den Perseiden-Sternschnuppenregen wurden u. a. in den National- und Naturparks von Peneda Gerês (port.: Parque Nacional de Peneda Gerês) und Alvão (port.: Parque Natural do Alvão) aufgenommen, sowie in den Gebirgen von Marão, im nördlichen Trás-os-Montes, und  Marvão, im südlichen Alentejo.

Die Aufnahmen, bzw. der Film „Portugal Nights Skies“, war Paulo Ferreira nur möglich, weil man in Portugal, im Gegensatz zum größten Teil Europas, noch zahlreiche Orte findet die noch sehr dünn besiedelt und die nicht durch den immer häufiger auftretenden Lichtersmog „verschmutzt“ sind.
(lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „Sternenhimmel über dem Alentejo“, vom 20. Juni 2015)

Wer sich den eindrucksvollen Film „Portugal Nights Skies“ einmal anschauen will, kann dies auf „YouTube“ unter folgender Adresse tun: