Dienstag, 28. September 2010

III. HerbstKultur-Tage der DEKL


Im Oktober finden hier in Lissabon die III. Herbstkulturtage der DEKL (port.: III. Dias da Cultura na DEKL) statt.

Vom 01. bis zum 21. Oktober werden junge und preisgekrönte Musiker aus Deutschland und Portugal Konzerte in der DEKL (Deutschen Evangelischen Kirche zu Lissabon) geben und sowohl Kammermusik, Orgelmusik als auch Jazzkonzerte zum Besten geben.

Den Anfang macht am 01. Oktober das „Ensemble Divers“ aus Köln mit Kammermusik (port.: Música de Câmara).
Dem Ensemble gehören an:
- Roxana Niesemann, Violine (port.: violino)
- Nastassja Zalica, Flöte (port.. flauta)
- Thea Grützner, Bratsche (port.: viola)
- Tobias Haunhorst, Klavier (port.: piano)
- Johanna Bäß, Cello (port.: violoncello)
Gemeinsam werden sie Stücke von Mozart, Beethoven, Schumann, Taffanel, Blacher und Halvorsen vortragen.

Die Woche drauf, am 08. Oktober, werden die jungen Musiker Johannes Lang, Orgel (port.: orgão) und Julian Fahrner, Violine (port.: violino), beide aus Deutschland, und Christopher Koppitz, Oboe (port.: oboé) aus Lissabon, Werke von Bach und Rheinberger spielen.

Die III. Herbstkulturtage der DEKL werden dann am 21. Oktober ihren Abschluss, mit einem Jazzkonzert der Vierer-Gruppe „Flaura & Phona“, haben.
Die Gruppe „Flaura & Phona, die 2007 den Wettbewerb Jugend jazzt gewonnen hat, besteht aus den Mitgliedern
- Samuel Dobernecker, Saxophon (port.: saxofone)
- Sebastian Skobel, Klavier (port. : piano)
- Robert Lucaciu, Kontrabaß (port. : contrabaixo)
- Philipp Scholz, Schlagzeug (port.. bateria)
Diese vier jungen Künstler werden hauptsächlich eigene Werke spielen.

Alle drei Konzerte der III. Herbstkulturtage der DEKL sind kostenlos!

Sie werden alle in der Deutschen Evangelischen Kirche zu Lissabon, an der Avenida Columbano Bordalo Pinheiro, nahe der Praça de Espanha (Metrostation: Praça de Espanha) stattfinden.

Weitere Infos können unter www.musica-dekl.com bei Carina Lasch eingeholt werden.

I´m a proud socialist


Wie im vorherigen post „Portugals Wahlkampf um einen Sitz im UN-Sicherheitsrat“ von mir beschrieben, verweilt unser Premierminister José Socrátes im Augenblick in den USA, wo er an der UN-Vollversammlung in New York teilnimmt.

Am Wochenende traf er mit Präsident Obama zusammen. Einerseits um der Weltöffentlichkeit zu zeigen das Portugal und die USA, was die Sicherheits- und Außenpolitik beider Länder angeht, an einem Strang ziehen, und andererseits um den bevorstehenden NATO-Gipfel im November, hier in Lissabon, zu besprechen.

Nach seinem Gespräch mit Obama hatte Socrátes ein Treffen mit Politikstudenten und Professoren der altehrwürdigen Columbia-Universität.
Ihnen versuchte er seine politischen Positionen und die seiner Regierung in einer Diskussionsrunde näher zu bringen.
Aber er kam nicht weit mit seinen Ausführungen.
Denn ganz zu beginn seiner Rede sagte er den verhängnisvollen Satz: „I´m a proud socialist“.

Man konnte später, im Fernsehen, das Entsetzen in den Gesichtern der einzelnen Studenten und Professoren sehen.
Ein portugiesischer Premierminister, der sich als „socialist“ outet!
Warum dieses Entsetzen?
Ganz einfach, in den USA ist „socialist“ das synonym für „Kommunist“, und solch einen Politiker will man als Amerikaner keinesfalls als politischen Partner für seinen Präsidenten haben.

Erst nachdem ein paar Studenten ihren Unmut durch Pfiffe bekundeten, und nachdem einer der Professoren José Socrátes etwas ins Ohr flüsterte, korrigierte der Premierminister augenblicklich seinen politischen Standpunkt, jedenfalls was den englischen Begriff anging.
Er stellte sofort fest, das in Europa ein Sozialist das ist, was in den USA ein „democrat“ ist.
Das beruhigte die Studenten augenblicklich, denn schließlich ist ja Präsident Obama selbst ein „democrat“.

Nach diesem kleinen „Zwischenfall“ weiß ich aber persönlich nicht, was mich mehr schockiert:

Ein Premierminister der nach so vielen Jahren im Amt immer noch nicht weiß, das er ins Fettnapfchen tritt, wenn er in den USA den Begriff „socialist“ benutzt, oder eine Gruppe ausgewählter Politikstudenten der renommierten Columbia-Universität, die nicht weiß das in die Kommunisten in Portugal (noch) nicht regieren?

Portugals Wahlkampf um einen Sitz im UN-Sicherheitsrat


In New York (port.: Nova Iorque) tagt diesen Monat, wie jedes Jahr im September, die UN-Vollversammlung (port.: Assembleia das Nações Unidas).
Politiker aller Herren Länder geben sich hier mal wieder die Klinke in die Hand, und halten wichtige und weniger wichtige Reden.
Andere, wie der iranische Staatspräsident Ahmadineschad, halten sogar beleidigende, kranke Reden.

Portugals Premierminister José Sócrates hat sich, mit einer politisch sehr positiven Rede, vor den Vereinigten Nationen (port.: Nações Unidas) für einen portugiesischen Sitz im UN-Sicherheitsrat (port.: Conselho de Segurança), dem wichtigsten UN-Gremium, für die nächsten beiden Jahren beworben.

„Portugal ist bereit, globale Verantwortung zu übernehmen, und wir bewerben uns um einen Sitz in diesem Gremium, weil wir nur hier gemeinsam mit den anderen Völkern der Erde in ganz besonderer Weise für den Frieden und die Entwicklung auf der Welt arbeiten können“, sagte Sócrates vor der UN-Vollversammlung in New York.
Ausdrücklich bemühte er sich dabei um die vielen südamerikanischen und afrikanischen Nationen.

Die Entscheidung über einen nichtständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat fällt bei einer geheimen Wahl am kommenden 12. Oktober.
Direkte Gegenkandidaten Portugals sind Kanada und Deutschland.
Ob Portugal bei dieser außenpolitisch so wichtigen Wahl eine Chance haben wird, ist völlig offen.
Immerhin handelt es sich bei Kanada und Deutschland um zwei ernst zu nehmende politische Konkurrenten.

Spätestens am 12. Oktober werden wir sehen, wer sich neben den USA, China, Russland, Frankreich und Großbritannien an den Runden Tisch setzen darf.

Ich tippe mal auf Deutschland!...

Samstag, 25. September 2010

O zapft is…


Nicht nur in München hat das diesjährige Oktoberfest begonnen. Nein auch hier in Lissabon hat an diesem Donnerstag das wohl typischste deutsche Volksfest angefangen.

Vom 23. – 26. September wird es auf dem Campo Mártires da Pátria, im Lissabonner Stadtteil Pena (port.: Freguesia da Pena), genau vor der Deutschen Botschaft und dem Goethe-Institut, wieder nach leckerer Bratwurst riechen und frisch angezapftes Bier ausgeschenkt werden.
Das diesjährige Motto des Oktoberfestes lautet: „München in Lissabon 2010“ (port.: „Munique em Lisboa 2010“.

Dies ist bereits das vierte Jahr, das die Deutsch-Portugiesische Industrie- und Handelskammer, das Goethe-Institut und das Lissabonner Rathaus, gemeinsam dieses Event veranstalten.
In den letzten drei Jahren fand das Oktoberfest in den Gärten des Goethe-Instituts statt.
Doch von Jahr zu Jahr wurden die Besucher mehr, und so entschloss man sich, mit tatkräftiger Unterstützung des Rathauses von Lissabon, das diesjährige Fest auf dem Park vor der Botschaft stattfinden zu lassen.

Zwar steckt das Lissabonner Oktoberfest mit vier Jahren noch in den Kinderschuhen, aber von Jahr zu Jahr wird das Volksfest geselliger.

Seit dem ersten Fest vor vier Jahren, wird auf dem Oktoberfest für die SOS-Kinderdörfer in Portugal gesammelt.
Und so wird es auch dieses Jahr sein.
Der Erlös der Einnahmen wird, fast ausschließlich, den SOS-Kinderdörfern und ihren kleinen Bewohnern zu gute kommen.

Ein anderes Ziel der Veranstalter dieses Volksfestes ist es, Deutsche, Portugiesen und Touristen aus aller Welt, hier in Lissabon zusammen zu bringen.
Die deutschen Traditionen, die deutsche Volksmusik, das leckere deutsche Bier, das gute deutsche Essen und die deutsche „Gemütlichkeit“ sollen den Portugiesen und den anderen Völkern, die in Portugal leben, näher gebracht werden.

Laut des Goethe-Instituts wird das Festprogramm wie folgt lauten:

Donnerstag, 23. September / von 19 Uhr bis 24 Uhr

- „O zapft is“ Anstich des ersten Bierfasses durch den Bürgermeister des Stadtteils Pena, Senhor Joaquim Lopes Ramos, in Anwesenheit von Vertretern der Stadtverwaltungen von Lissabon und München, sowie Vertretern der Deutschen Botschaft.
- Deutsche Volksmusik wird gespielt und Deutsches Essen und Bier werden gereicht
- Tombola (port.: sorteio)

Freitag, 24. September / von 17 Uhr bis 24 Uhr

- Zu deutscher Volks- und Blasmusik kann man frisch gezapftes Bier trinken und bayrische Spezialitäten zu sich nehmen
- Tombola

Samstag, 25. September / von 11 Uhr bis 24 Uhr

- Familientag auf dem Oktoberfest. Verschiedene Spiele und Veranstaltungen für die Kleinen und die Großen. Großes Familienprogramm
- Deutsches Essen und Trinken
- Tombola

Sonntag, 26. September / von 11 Uhr bis 16 Uhr

- Zum letzten Mal hat man heute die Gelegenheit ein Maß Bier zu trinken und seine Bratwurst oder sein Leberkäs mit Sauerkraut zu genießen
- Abschlusszeremonie und Beendigung des diesjährigen Oktoberfestes
- Tombola

Wer noch mehr Informationen über das Oktoberfest haben will, hier noch zwei Adressen an die man sich wenden kann:

Jovens Empresários e Gestores da
Câmara de Comércio e Indústria Luso-Alemã
Herr Martin Stadter
TM: 917 871 571
E-Mail: martin.stadter@spacecreation.biz
Offizielle Seite im Internet: www.oktoberfest-lisboa.com

Câmara de Comércio e Indústria Luso-Alemã
Deutsch-Portugiesische Industrie- und Handelskammer
Herr Guido Radel
Tel.: 213 211 200
E-Mail: guido-radel@ccila-portugal.com
Offizielle Seite im Internet: www.ccila-portugal.com

Donnerstag, 23. September 2010

Bunte Gesellen im Jardim do Torel



Ein altes chinesisches Sprichwort sagt:

„Die schönsten Gärten sind nicht die mit den schönsten Blumen, sondern die, die Überraschungen vorzuweisen haben“,
oder so ähnlich.

Welche Überraschung kann ein Garten, ein Park uns wohl heutzutage vorweisen?
Vielleicht fliegende Elfen oder bezaubernde Feen?
Vielleicht freche Kobolde oder Gartenzwerge, die tagsüber regungslos da stehen und in der Nacht dann ihr Unwesen treiben?
Oder ist eher ein bunter Schmetterling im Winter eine Überraschung oder vielleicht doch ein bunter Vogel im Sommer?

Also bunter Vogel klingt schon mal gar nicht so schlecht!

Man stelle sich vor in einem ganz normalen Lissabonner Park würde es frei fliegende, bunte Papageien geben.
Wäre das nicht eine Überraschung?

Man braucht sich das gar nicht vorzustellen, denn es gibt sie wirklich.
Im Lissabonner Jardim do Torel (dt.: Torel-Park), unweit der Deutschen Botschaft und des Goethe-Instituts, gibt es frei lebende Papageien (port.: papagaio).
Also um ehrlich zu sein sind es keine Papageien, sondern Großsittiche.
Aber für einen Portugiesen ist jeder Vogel, der bunt ist, kreischt und einen gekrümmten Schnabel hat, automatisch ein Papagei.

Letztes Jahr, nach einem Besuch im Goethe-Institut, nahm ich eine Abkürzung über den Jardim do Torel, um schneller in der Unterstadt (port.: Baixa) zu sein.
Als ich so durch den Park ging, hörte ich ein freches, ich möchte schon fast sagen, spöttisches Kreischen und pfeifen.
Als ich zu einem der Bäume hinaufschaute sah ich zwei Großsittiche auf ihm sitzen, die beide einen ganz zufriedenen Eindruck machten.
Ich blieb stehen fotografierte sie ganz stolz und konnte mein Glück kaum fassen solch originelle Fotos gemacht zu haben.
Schließlich kannte ich frei fliegende Papageien und Sittiche in Stadtparks, bis dahin nur aus meinen diversen Urlauben in Brasilien.

Erst Wochen später erfuhr ich durch einen Gärtner des Parks, dass es an die 10 Großsittiche sein sollen, die sich im Torel-Park tummeln.
Man sieht sie sich sogar paaren, doch man hat nie ein Nest von ihnen gefunden; wahrscheinlich weil die entsprechenden Nistkisten fehlen.

Als ich dieser Tage wieder durch den Jardim do Torel ging, da sah ich sie wieder, diesmal fünf von ihnen.
Sie haben es doch tatsächlich geschafft im Park zu überwintern, und sind dieser kleinen Oase, mitten in Lissabon, treu geblieben. Vielleicht wegen den vielen Obstbäumen, die ihnen Nahrung geben.

Da ich kein Ornithologe bin, weiß ich nicht genau welcher Gattung diese Großsittiche angehören. Man hat mir aber gesagt es handelt sich bei diesen Tieren um Blaukopfsittiche (port.: periquitões-de-cabeça-azul / lat.: Aratinga acuticaudata).
Ob dem so ist, weiß mich nicht.
Aber ich weiß das es wohl eines der außergewöhnlichsten Erfahrungen ist, einer Gruppe frei lebender Papageien (Entschuldigung, ich bin Portugiese. Ich meine natürlich Großsittiche!) mitten in Europa, wo man doch eher Amsel, Fink und Star erwartet, zu begegnen.

Wenn sie diese bunten Gesellen auch einmal sehen wollen:
der Jardim do Torel ist, wie schon beschrieben, unweit der Deutschen Botschaft, am Campo Mártires da Pátria.
Er befindet sich im Stadtteil São José, auf der Anhöhe einer der sieben Hügel der Stadt.
Von dort hat man einen wunderschönen Panoramablick auf die Avenida da Liberdade und auf São Pedro de Alcântara.
Der Haupteingang ist an der Rua Júlio de Andrade, neben dem Aufzug Lavra (port.: Elevador da Lavra).
Dieser 1 h große Park ist nicht nur einer der schönsten Aussichtspunkte der Stadt und nicht nur das Zuhause frei lebender Papageien, sondern er ist vor allem eine Oase für jeden der gerne Mal dem Trubel der Großstadt entfliehen will.

Wie heißt es doch gleich im chinesischen Sprichwort noch einmal?

„Die schönsten Gärten sind nicht die mit den schönsten Blumen, sondern die, die Überraschungen vorzuweisen haben“

Wie wahr, wie wahr, wie wahr…

Mittwoch, 22. September 2010

Schmutzig, verfallen und verlassen


Vor etwas über einem Jahr, im August 2009, eröffnete die Lissabonner Metro, nach jahrelangen Bauarbeiten und Straßensperrungen, die neuen U-Bahnstationen Saldanha II und São Sebastião II.
Vor allem die Avenida Duque de Ávila, eine der Hauptarterien der Stadt unter der die U-Bahnlinie führt, war über Jahre hinweg nicht befahrbar.

Genau einen Monat vor den Kommunalwahlen, wurden die Bauarbeiten dann für beendet erklärt und die U-Bahnstationen, am 29. August 2009 vom amtierenden und zur Wiederwahl stehenden Oberbürgermeister António Costa, feierlich eröffnet.

Aber sind die Bauarbeiten wirklich beendet?
Als ich heute die Avenida Duque de Ávila entlang gefahren bin, sah das nämlich nicht so aus.
Ein Jahr nach dem Ende der Bauarbeiten und den Kommunalwahlen ist die Avenida weiterhin größtenteils nur einseitig befahrbar, ist sie voller Schlaglöcher und alle paar Meter stehen leere Bauwagen und Container auf ihr.
Eine der Hauptstraßen der Stadt ist somit seit Jahren dem Verfall preisgegeben und kein Mensch in der Stadtverwaltung kümmert sich darum.

Das ist eine Schande.
Anstatt die Straße wieder für den Verkehr befahrbar zu machen, lässt man sie lieber weiterhin verrotten.

Oberbürgermeister Costa könnte nicht auf deutlichere Art und Weise die Missachtung zeigen, die er gegen die Einwohner dieser Straße hat, wie wenig ihm der Handel in dieser Gegend bedeutet und wie gleichgültig ihm die Bürger seiner Stadt im Allgemeinen sind!

In Lissabon gab es mal eine Zeit, da wurden die ganzen Straßen, Plätze, Parks und Bürgersteige jede Nacht mit Wasser abgespritzt und sauber gemacht.
Jede Nacht!
Davon ist heute nichts übrig geblieben.
Ich zweifle sogar, das Lissabon überhaupt noch eine Stadtreinigung hat, obwohl es diese angeblich geben soll.

Als vor einigen Tagen ein paar Tropfen Regen vom Himmel fielen, verwandelten sich die Bürgersteige und die Straßen der Stadt in reine Rutschbahnen.
Die Kombination von Wasser und schmierigem Dreck, der sich auf den Bürgerteigen und Straßen über Monate hinweg angesammelt hatte, sorgte unweigerlich dazu dass alles glitschig war.

Eigentlich sollten die Lissabonner Bürgersteige weiß-schwarz sein. In der Zwischenzeit sind sie eher grau-schwarz, denn sie werden einfach nicht gepflegt, gekehrt, gewaschen und sauber gemacht.

Ich glaube Lissabon war noch nie so schmutzig, so verfallen und so verlassen wie heute.
Leider sind erst in vier Jahren wieder Kommunalwahlen.
Ich würde gerne schon heute mit meiner Stimme so manchem Politiker zeigen, was ich von seiner armseligen Stadtpolitik halte.

Dienstag, 21. September 2010

Giant of the American Revolution


Heute vor genau 245 Jahren, an einem verregneten Mittag des Jahres 1765, wurde ein kleiner, etwa fünfjähriger Junge im Hafen von City Point, dem heutigen Hopewell, im US-Bundesstaat Virginia, unter mysteriösen Umständen, weinend zwischen Frachtkisten und Weinfässern, entdeckt.

Das Kleinkind wurde zur Hafenmeisterei gebracht, und nachdem sich das Kind beruhigt hatte, stellte man fest dass er eine fremde Sprache sprach. Zuerst dachte man, das Kind würde spanisch sprechen. Doch ein spanischer Hafenarbeiter meinte, das Kind würde portugiesisch sprechen.
Also wurde ein portugiesischer Matrose herbeigeholt, und der erfuhr von dem Kind, das er Pedro Francisco heißen würde.
Auf die Frage hin, wie alt er sei, zeigte der kleine Junge all die Finger einer Hand, so wie es Kleinkinder immer tun, wenn sie einem zeigen wollen, das sie fünf Jahre alt sind.
Der Matrose meinte, dem Dialekt nach, sei das Kind wohl von den Azoren.
Das Junge war außergewöhnlich gut angezogen, und er erzählte den Männern, die sich nun um ihn in der Hafenmeisterei gruppiert hatten folgende abenteuerliche Geschichte:

Er sei beim spielen mit seiner älteren Schwester gewesen, an einem Ort mit vielen großen Palmen, als beide plötzlich von zwei großen, starken Männern festgehalten worden seien.
Seine Schwester hätte dem einen Mann entfliehen können.
Er selber aber wäre von den Männern auf ein Schiff gebracht worden und hätte viele Tage auf See verbracht. Als sie dann an Land gegangen seien, konnte er seinen Entführern entfliehen und sich im Hafen, zwischen den vielen Kisten und Waren verstecken.

Was an dieser Kindererzählung war ist oder nicht, wird wohl immer ein Geheimnis der Geschichte bleiben.
Tatsache ist aber, das Pedro Francisco (oder Peter Francisco, wie er von nun an von den Amerikanern genant wurde) Glück haben sollte in seinem jungen Leben, denn bereits vier Tage nach seinem Auffinden im Hafen von City Point, wurde er von dem ehrenwerten Richter Anthony Winston adoptiert.
Bei diesem und seiner Familie verbrachte er eine behütete Kindheit und sorgenlose Jugend.
Als er 16 Jahre alt war, trat er der Revolutionsarmee bei, und beteiligte sich nun unter amerikanischer Flagge am Unabhängigkeitskrieg der Vereinigten Staaten gegen das englische Mutterland.
Er war mit vollem Herz Soldat und nahm an zahlreichen Schlachten teil, um die Unabhängigkeit der USA zu ermöglichen.
Er diente sich bis zum General hoch und war das, was man wohl heute einen Kriegshelden nennen würde.

Noch heute ist Peter Francisco in ganz Amerika als „Virginia Giant“ (port.: „O Gigante de Virgina“ / dt.: „Der Riese von Virginia“) bekannt.
Auch unter dem Beinamen „Giant of the American Revolution“ (port.: „O Gigante da Revolução Americana“ / dt.: „Der Gigant der amerikanischen Revolution“) ist er bekannt.
Und auch als „Virginia Hercules“ (port.: „O Hercules da Virginia“ / dt.: „Herkules aus Virginia“) ist er in Amerika ein Begriff.

Georg Washington selbst, nannte Peter Francisco einmal Amerikas größten Soldaten.
Denn hätte Francisco seine Männer in der Schlacht von Yorktown nicht erfolgreich zum Sieg geführt, der amerikanische Unabhängigkeitskrieg und auch Georg Washington, wären wohl verloren gewesen.

Am 16. Januar 1831, etwa 66-jährig, verstarb Peter Francisco in seiner Wahlheimat Richmont / Virginia.
Genauso spektakulär wie sein Leben in Amerika begann und über viele Jahre hinweg auch war, so unspektakulär war sein Tod.
Er hätte auf dem Schlachtfeld sterben können, aber Gott wollte, dass er an einem simplen Blinddarmdurchbruch starb.

Am 18. Januar 1831 wurde dieser wohl berühmteste Amerikaner portugiesischer Abstammung auf dem Friedhof von Shockoe Hill (eng.: Shockoe Hill Cemetery) in Richmond, mit allen militärischen Ehren beigesetzt.

1973 erklärte der amerikanische Senat, den 15. März zum „Peter Francisco Day“.

Wir Portugiesen sind sozial und psychologisch sehr ausgeglichen


Heute Mittag, nachdem ich aus dem Büro kam, begegnete mir im Cais do Sodré ein älteres Touristenpaar aus Österreich, welches mich nach dem Weg nach Belém fragte.
Nachdem ich sie bis an die Straßenbahnhaltestelle gebracht, und ihnen grob die Richtung erklärt hatte, bedankte sich das Paar aus Linz freundlich, und die ältere Dame fügte noch hinzu, sie sei von Lissabon begeistert.
Von allen Städten auf der Spanischen Halbinsel (sie meinte wohl die Iberische Halbinsel), sei Lissabon wohl eine der schönsten.
Noch schöner als Madrid!

Nun, gut erzogen wie ich bin, habe ich mich für das Kompliment bedankt, mich auf den Absatz umgedreht und bin gegangen.

Aber liebe Österreicher, genauso wenig wie ein Kanadier für ein US-Amerikaner gehalten werden will, genauso wenig wie es ein Argentinier toll findet, wenn er mit einem Brasilianer verglichen wird und genauso wenig wie ihr Österreicher gerne als Süddeutsche tituliert werdet, genauso wenig mögen wir Portugiesen es, wenn wir mit den Spaniern in einen und den selben Topf geworfen werden!

Das hat nichts mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun, denn wir Portugiesen sind an sich sozial und psychologisch sehr ausgeglichen, und dementsprechend sehr schwer zu beleidigen.

Doch was den ständigen Vergleich mit Spanien angeht, so sind wir doch etwas empfindlich.
Wir sind zwei verschiedene Völker, haben zwei verschiedene Sprachen, gehören zwei verschiedenen Nationen an und haben zwei verschiedene Kulturen.

Ihr Österreicher müsstet es doch wohl am besten wissen was ich meine…

Das Walfangmuseum von New Bedford


Im weltberühmten Walfangmuseum (port.: Museu da Baleação de New Bedford / eng.: The Whaling Museum of New Bedford) im amerikanischen New Bedford, Massachusetts, gibt es eine Liste der Matrosen, die 1841 auf dem amerikanischen Walfänger „Acushnet“ anheuerten, um im südlichen Atlantik auf Walfang zu gehen.

Es handelt sich hierbei um eine zweiseitige, vergilbte Liste, mit 78 Namen, deren Mehrzahl portugiesischen Ursprungs sind, die aber bereits damals amerikanisiert waren, wie etwa George Galvan (port.: Jorge Galvão), Joseph Luis (port.: José Luis), John Adams (port.: João Adão), Ennis Leeshandry (port.: Inácio Alexandre), und viele mehr.

Ein anderer Matrose, der zur Mannschaft gehörte, aber kein Portugiese war, war der Amerikaner Herman Melville.
Melville wird auf dieser Reise, im Jahre 1841, inspiriert werden, später seinen weltberühmten Roman „Moby Dick“ zu schreiben.
Seine portugiesischen Kameraden erwähnt Melville aber mit keinem einzigen Wort in seinem Werk.
Das ist nicht verwunderlich, denn genauso wie es die amerikanische Gesellschaft der damaligen Zeit es vermied, die portugiesischen „Gastarbeiter“ zu erwähnen oder gar zu beachten, so scheint es auch für einen Schriftsteller der damaligen Zeit normal gewesen zu sein, die Kameraden zu ignorieren, die eigentlich ein Teil seines weltberühmtesten Werk sein sollten.

So viel Ignoranz, totschweigen und nicht Beachtung ist, wie selbst renommierte Wissenschaftler heute sagen, ein grober Fehler der Geschichte.
Denn ohne die vielen portugiesischen Matrosen wäre der Walfang in Amerika niemals in den Ausmaßen möglich gewesen, wie er dann schließlich stattfand.

New Bedford, das über Jahrzehnte hinweg die Hauptstadt der Walfänger war, verdankte seine Vormachtstellung in der Welt vor allem den jungen Männern, die aus den Azoren, Madeira und São Vicente nach Amerika kamen, um hier die erste amerikanische Industriealisierung, der der Walfang war, zu ermöglichen.
Nur Dank dieser jungen, mutigen Männer konnte New Bedford, und der ganze Staat Massachusetts, florieren.

Außer den einen oder anderen Namen auf einer Liste, wie der der „Acushnet“ hatte bis jetzt selbst das renommierte Walfangmuseum von New Bedford nichts vorzuweisen, was die Portugiesen dieser Zeit in Amerika, anging.
Aber dies wird sich ab jetzt ändern!

Im New Bedford Whaling Museum wurde diese Woche, in einem Extraraum des Museums, die „Azorean Whalemen Gallery“ (port.: Galeria dos Baleeiros Açorianos / dt.: Galerie der Azoreanischen Walfänger), eine permanente Ausstellung eröffnet, die all die Männer ehrt, die über Jahrzehnte hinweg von der amerikanischen Gesellschaft totgeschwiegen wurden und die doch so bedeutend für die amerikanische Geschichte waren.

Dem New Bedford Whaling Museum kann man, nach dem Motto: „lieber spät als nie!“ für diese permanente Ausstellung über portugiesische Walfänger, der ersten überhaupt in Amerika, nur gratulieren!

Gruß vom geliebten Führer


Der bisherige portugiesische Nationaltrainer Carlos Queiroz, die Unfähigkeit in Person, ist sein Amt als Nationaltrainer letzte Woche losgeworden.
„Endlich“ - möchte man nach einem wochenlangen Hick-Hack über seine Person sagen.

Der portugiesische Fußball ist nun also im Augenblick voll und ganz mit der Suche nach einem neuen Nationaltrainer beschäftigt.
Auch wenn man das anderswo, in der zivilisierten Welt nicht glauben mag: es wird eine schmerzhafte, nervenaufreibende und langwierige Suche sein.
Eben portugiesisch!
Und sie wird, wie auch immer, doch wieder die falsche sein.
Eben portugiesisch!
Alles deutet daraufhin, das der ehemalige Sporting Lissabon-Trainer, Paulo Bento, das Rennen machen wird.

Aber wie auch immer die Entscheidung für den Trainer der portugiesischen Nationalmannschaft (port.: Selecção Nacional) ausfallen wird, und wer auch immer dieser Mann sein wird (ein Mann wird es wohl werden!), ihm wird auch bei der schlimmsten sportlichen Niederlage, die er jemals haben wird, niemals das blühen, was seinem ehemaligen nordkoreanischen Amtskollegen Kim, der bei der letzten Fußball-WM in Südafrika kläglich versagte.

Der ist nämlich seit der WM in Südafrika, mitsamt einem Teil seiner Spieler, von der Erdoberfläche verschwunden.
Und daran sind, so die FIFA, auch wir Portugiesen, nicht gerade schuldig, aber unbeabsichtigt beteiligt.
Portugal hat nämlich, im Gruppenspiel gegen Nordkorea, damals in Südafrika, die Mannschaft aus Asien mit 0:7 vom Platz gefegt.

Jetzt untersucht die FIFA, auch mit Hilfe der Portugiesischen Fußballföderation FPF (port.: Federação Portuguesa de Futebol), diesen dramatischen Fall.

Das der nordkoreanische Diktator Kim Jong Il, der „geliebte Führer“, wie er sich nennen läst, immer wieder damit droht, die Welt mit Atombomben zu vernichten, das er sich von seinem Gehirngewaschenem Volk feiern lässt, das er Kaviar kiloweise verspeist, während sein Volk hungert, das wissen wir alle.
Aber das er seine eigene Nationalmannschaft ins Arbeitslager schickt, und sie foltern lässt, das ist selbst der zivilisierten Welt neu.

Zwar handelt es sich hierbei seit Wochen nur um Gerüchte, aber sie werden immer konkreter.
Sie sind so konkret, das sich jetzt sogar der Weltfußballverband FIFA mit Nachdruck eingeschaltet hat und eine hochoffizielle Untersuchung eingeleitet hat.
Diese Untersuchung wurde eingeleitet, weil der nordkoreanische Trainer Kim, seit Monaten nicht auffindbar ist, weder für die Verantwortlichen der FIFA, noch für die Trainer der anderen Nationalmannschaften.
Fakt ist das alle nordkoreanischen Spieler, nach ihrer Rückkehr aus Südafrika auf einer Bühne vor dem Kulturpalast, mitten in der Hauptstadt Pjöngjang, stundenlang ideologische Kritik von hunderten schreienden und beschimpfenden Funktionären ertragen mussten.

Ob die Untersuchung der FIFA etwas bringen wird, sei mal dahin gestellt.
Aber jeder der sich Hoffnung darauf macht, bald Trainer der portugiesischen Nationalmannschaft zu werden, sollte sich darüber im Klaren sein, welchen Luxusposten er bezieht, wenn er die Selecção trainiert.
Mit anderen Worten, er sollte, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Queiroz, mehr Fein- und Taktgefühl und mehr sportlichen Geist zeigen, wenn er mit seiner (unserer) Mannschaft unterwegs ist.

Lagartagis






Mitten im Botanischen Garten der Lissabonner Universität, an der Rua da Escola Politécnica, steht seit nunmehr fast vier Jahren ein Haus, welches in Europa einzigartig ist, und in dem immer Frühling herrscht.
Es ist ein Schmetterlingshaus (port.: borboletário), in dem der Besucher ganz gewöhnliche Schmetterling in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien bestaunen kann.
In diesem kleinen Haus werden einheimische Schmetterlinge gezüchtet, und der Besucher des Botanischen Gartens kann sie bewundern, vom Stadium als Raupe, bis hin zur Puppe und als fertigen Schmetterling.
Es handelt sich bei all diesen Schmetterlingen um Tiere die man als Erwachsener eher auf dem Land zu sehen bekommt, als in der Stadt; und erst recht als Kind.

Als meine Nichte Lorena und mein Neffe Nelson diesen Sommer dem Schmetterlingshaus einen Besuch abstatteten, waren sie äußerst begeistert.

Der offizielle Name dieses Schmetterlingshauses ist „Lagartagis“, abgeleitet vom portugiesischen „lagarta“ was so viel wie Raupe heißt.
Wenn man das Haus betritt, dann steigen einem sofort die vielen Gerüche in die Nase auf.
Gerüche nach frischen Gewürzen und aromatischen Pflanzen.
In diesem Ambiente fühlen sich die Schmetterlinge, und die die einmal welche werden wollen, äußerst wohl.

Insgesamt 10 verschiedene Schmetterlingsarten fliegen im „Lagartagis“ frei herum, geschützt vor ihren größten Feinden, den Wespen und den Spinnen.
Wenn sie sich erst einmal entpuppt haben, dann leben Schmetterlinge maximal 15 bis 30 Tage. Eine zu kurze Zeit, um gleich den Fressfeinden zum Opfer zu fallen.

Dem Schmetterlingshaus ist ein Forschungslabor angeschlossen, in dem die Schmetterlinge in all ihren Stadien erforscht werden.
Der häufigste Bewohner des Schmetterlingshauses ist der Königsfalter (port.: borboleta laranja monarca), gefolgt vom Schwalbenschwanz (port.: borboleta de cauda de andorinha).
Alles Schmetterlinge die man kennt, die man in der Stadt aber sehr selten zu sehen bekommt, außer aufgespießt im Naturkundemuseum.

Um sich dieses kleine Schmetterlingsparadies anschauen zu können, muss man lediglich 1,- Euro bezahlen.
Ein Betrag der sich auf alle Fälle lohnt!

Botanischer Garten der Lissabonner Universität






Heute bin ich mal wieder an der Rua da Escola Politécnica, am Botanischen Garten, vorbeigelaufen, eine wahre Grünoase inmitten meiner Heimatstadt.
Der Botanische Garten der Politechnischen Universität von Lissabon (port.: Jardim Botânico da Universidade Politécnica de Lisboa), unweit des Rato gelegen, darf nicht mit dem Tropischen Botanischen Garten (port.: Jardim Botânico Tropical) im Stadtteil Belém verwechselt werden (bitte lesen sie hierfür auch mein post vom 13. Januar 2010 „Jardim Botânico Tropical: Der Park).
Es handelt sich hierbei um verschiedene botanische Gärten.

Das letzte Mal das ich im Botanischen Garten der Lissabonner Universität war, war diesen Sommer, zusammen mit meinem Neffen Nelson, der Hobbybotaniker ist, und meiner Nichte Lorena.
Dort bestaunten wir die seltenen Zedern, Araukarien, Palmen, die riesigen Kakteen und die vielen, vielen Schmetterlinge.

Gegründet wurde der Park im Jahre 1873 von der botanischen Fakultät der Universität um den Studenten die Möglichkeit zu geben, „echte“ Anschauungsobjekte zu haben.
Denn bis dahin besaß die Fakultät für Botanik nur getrocknete und gepresste Blumen, Blätter, Früchte und Blühten als Anschauungsmaterial.

Dank des Lissabonner Klimas gedieh der Garten nach wenigen Jahren überaus üppig, so dass er im Jahre 1878 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Der erste Gärtner, der für die Anpflanzung und die Gestaltung des Botanischen Gartens zuständig war, war der deutsche Landschaftsgärtner (port.: jardineiro-paisagista) Edmund Göze.
Von König Luis I persönlich von Deutschland nach Lissabon geholt, pflanzte Göze eigenhändig die ersten Gummibäume und Palmen des Gartens.
Er gab dem Botanischen Park das Gesicht, welches er heute, nach 150 Jahren, noch hat.

Der Nachfolger von Edmung Göze wurde 1876 der französische Botaniker Jules Daveau. Sein größtes Werk ist die Palmenpromenade am Eingang des Botanischen Gartens, den jeder Besucher heute noch durchschreiten muss.

Auf dem 4 h großen Gelände finden sich Bäume, Sträucher und Pflanzen aus allen Erdteilen der Welt, vor allem aus den ehemaligen portugiesischen Überseegebieten Brasilien, Afrika, Indien und Timor, aber auch aus Neuseeland, Australien, Japan und China.
Zum Botanischen Garten gehört ein großes Gewächshaus, in dem subtropische Pflanzen großgezogen werden, ein Samenhaus, in dessen Regalen und Schubladen die größte Blumen- und Baumsamensammlung Portugals existiert und ein in Europa einzigartiges Schmetterlingshaus (zum Schmetterlingshaus werde ich in einem baldigen post mehr schreiben!).

Die Sammlung der botanischen Fakultät besitzt unvorstellbare Schätze, die leider uns normalsterblichen nicht zugänglich sind.
Ein Besuch des Botanischen Gartens lohnt sich aber allemal.
Auch jetzt im nahenden Herbst!

Dienstag, 14. September 2010

Essig-Kuchen


Letzten Sonntag hatten wir in der Evangelischen Kirche zu Lissabon mal wieder „volles Haus“.
Zwei Reisegruppen aus Deutschland und noch einige andere Gäste, insgesamt an die 50 Personen, sorgten dafür dass der Gottesdienst sehr gut besucht war.
Und da nach jedem Gottesdienst der Pastor oder die Pastorin immer zu Kaffee und Kuchen einladen, galt es am Sonntag diese ganzen Kirchenbesucher zu versorgen, und da reichten nicht wie üblich zwei oder drei Kaffeekannen aus und ein Kuchen.
Nein, da musste eine Kaffeeautomat angeworfen werden, der 100 Kaffeetassen auf einmal kochen kann und mehrere Kuchen mussten gebacken werden.
Fürs Kuchen backen ist, wie fast immer, Frau Prado zuständig gewesen. Frau Prado ist so etwas wie die gemeindeeigene Konditorin. Fakt ist: backen kann die Frau!

Der Besuch aus Deutschland lobte jedenfalls die Kuchen über alle Maßen. Es wurde auch schnell das eine oder andere Rezept ausgetauscht.
Als ich gefragt wurde, ob ich auch mit der Rezeptur einer portugiesische Kuchenspezialität beitragen könnte, fiel mir spontan der Kuchen ein, den meine Mutter, nach einem alten Familienrezept, ab und zu backt, nämlich den „Bolo de vinagre“ (dt.: Essig-Kuchen).
Nun, von den deutschen Gästen konnte sich keiner vorstellen, dass man einen Kuchen mit Essig backen könnte, und erst recht konnte sich keiner vorstellen das der überhaupt schmecken könnte.

Ich konnte den Interessierten leider das Rezept nicht geben (denn eigentlich esse ich für gewöhnlich den Kuchen, und backe ihn nicht!), habe aber versprochen hier in meinem Blog, nach Absprache mit meiner Mutter, das Rezept zu veröffentlichen.

Hier also für alle, die mal einen außergewöhnlichen Kuchen backen wollen, das Rezept für den Essig-Kuchen:


Zutaten:

- 8 Eier
- 500 g Zucker
- 250 Kartoffelstärkemehl
- 2 Teelöffel Hefe
- 2 Suppenlöffel besten weißen Essig

Vorbereitung:

Man verrührt das Eigelb mit dem Zucker. Dann schlägt man das Eiweiß steif und tut es zum Eigelb und dem Zucker hinzu. Dann fügt man das Kartoffelstärkemehl und die Hefe dazu und verrührt alles bis es eine cremige Masse gibt. Zum Schluss gibt man den Essig dazu.
In eine, mit Butter, ausgefettete Kuchenform wird dann die Backasse rein gegeben und für 40 Minuten im Backofen, bei 200°C gebacken.

Das Ergebnis ist ein sehr luftiger Kuchen, der nicht all zu süß schmeckt, und keine Kalorienbombe ist.

In diesem Sinne, gutes Gelingen beim backen!

Mittwoch, 8. September 2010

Calantha


Letzte Woche kam Calantha in der Karibik (port.: caraíbas) an!
Wer ist Calantha, wird sich wohl der aufmerksame Leser nun fragen?!?
Calantha ist eine weibliche Meeresschildkröte, der Art Unechte Karettschildkröte (port.: tartaruga-comum / lat.: Caretta caretta), die knapp 40 Jahre alt ist.
Alleine das ist nichts Besonderes.
Besonders an Calantha ist, das sie 30 Jahre ihres Lebens im Aquarium Vasco da Gama, im Lissabonner Stadtteil Dafundo (port.: Aquário Vasco da Gama em Dafundo), in einem kleinen Wasserbecken in Gefangenschaft gehalten wurde.
30 Jahre lang hatte dieses Meerestier einen Lebensraum der so groß war wie ein Kinderplanschbecken.

Im Jahre 2005 beschlossen das Aquarium und Tierschützer Calantha auszuwildern.
Hierzu wurde sie in die Algarve, ins Rehabilitationszentrum für Wassertierarten des Zoomarine (port.: Centro de Reabilitação de Espécies Marinhas do Zoomarine), gebracht.
Dort, im Rehabilitationszentrum, musste Calantha erst einmal wieder lernen auf die Jagd zu gehen, und sie musste vor allem lernen fressbare und nicht fressbare Beutetiere von einander zu unterscheiden.
Und Calantha musste wieder schwimmen lernen, etwas was sie 30 Jahre lang in ihrem kleinen Becken im Aquarium Vasco da Gama, nicht tun konnte.

Am 30. September des letzten Jahres wurde Calantha vom Zoomarine, und mit Hilfe der Portugiesischen Marine (port.: Marinha Portuguesa), in die Freiheit entlassen.
60 Seemeilen von der portugiesischen Küste entfernt, wurde Calantha in den Atlantik freigelassen.
Aber sie ging nicht alleine auf die Reise.
Nein, an ihrem Panzer brachten Biologen des Meeresbiologischen Institus (port.: Instituto da Conservação da Natureza e da Biodiversidade (ICNB) einen Peilsender an, der es ermöglicht die Wasserschildkröte über Satellit zu verfolgen.
So konnten die Wissenschaftler des Meeresbiologischen Instituts die Reise Calanthas bis heute immer haargenau mitverfolgen, denn immer wenn die Schildkröte, mitten im Atlantik, auftauchte um nach Luft zu schnappen, wurde sie vom Satelliten erfasst, und die Daten an den Hauptcomputer des Instituts weitergegeben.

So weiß man heute, das Calantha 322 Tage brauchte, um in die Karibik zu kommen. Sie legte eine Strecke von immerhin 10.600 km zurück, in einem Meer das sie nicht mehr kannte.
Der Atlantik ist riesig, und die Schildkröte, die 30 Jahre in Gefangenschaft gelebt hat, hätte überall hin schwimmen können.
Das sie ausgerechnet dahin geschwommen ist, wo die verschiedensten Meeresschildkrötenarten zusammenkommen um sich zu paaren und zu überwintern, bleibt wohl für Ewig ein Rätsel der Natur.

Ob sich Calantha wohl paaren wird, so wie es sich die Meeresbiologen wünschen, das steht noch in den Sternen. Jedenfalls ist sie in dem besten Alter dafür.
Fakt ist aber, das es weltweit das erste mal ist, das eine Meeresschildkröte nach so langer Zeit in Gefangenschaft, es geschafft hat sich wieder in der Natur zurechtzufinden.

Der Peilsender, den Calantha an ihrem Panzer trägt, soll noch gute drei bis vier Jahre funktionieren.
Mal sehen, in wie weit eine knapp 40 Jahre alte Meeresschildkröte die den größten Teil ihres Lebens in Gefangenschaft gehalten wurde, die Wissenschaft und uns alle noch überraschen wird.

Endlich Regen…


Gestern hat es endlich wieder einmal geregnet.
Zwar nur ein paar Tropfen; aber immerhin es hat geregnet.
Seit Monaten fiel kein Wasser vom Himmel, abgesehen von den paar Tropfen, die mit Saharasand vermischt, Anfang August hier in Zentralportugal herunterkamen, und die eher für verschmutzte Autos und Gartenmöbel sorgten, als für Erfrischung.

Der Regen tut uns, nach dem heißen Sommer den wir hatten, nur gut. Endlich, so scheint es, sind diese brüllendheißen Sommertage vorbei.
Und auch die vielen Waldbrände werden jetzt wohl zurückgehen.
Was hat es diesen Sommer wieder hier in Portugal gebrannt.

Niemand weiß so genau, wie groß die Fläche aller Wälder in Portugal ist, jedenfalls habe ich das nicht rausbekommen.
Aber eines wissen wir alle, die wir hier am Rande Europas leben: diese Fläche wird von Jahr zu Jahr geringer.
Jedes Jahr aufs Neue zeigt man sich hier in Portugal unfähiger und ohnmächtiger, den Wald vor den verheerenden Bränden zu retten.
Es nimmt mehr Zeit in Anspruch die Waldbrände zu analysieren, als diese brauchen um sich immer wieder erneut zu entfachen und alles in Schutt und Asche zu legen was ihnen in den Weg kommt.

Von Anfang Juni bis heute im September, wurden hier in Portugal über 10.000 Waldbrände und Steppenfeuer gezählt.
Der schlimmste Tag war der 08. August 2010.
An diesem Tag brannte es an 501 verschiedenen Orten gleichzeitig!
Das muss man sich einmal vorstellen!

Laut der Nationalen Waldschutzbehörde (port.: Autoridade Florestal Nacional) haben die Feuer dieses Sommers schon über 110.000 Hektar Wald vernichtet.

Laut einer Erhebung, die ich der Tageszeitung „Diário de Noticias“ entnehmen konnte, ernährt der portugiesische Wald 150.000 Familien. Diese werden wohl bald hausieren gehen können.

Den Gesamtwert des Waldes schätzt man auf knappe 1,3 Milliarden Euro.
Rund 300 Millionen Euro gingen davon diesen Sommer verloren.
Aber nicht nur diese materielle Summe ging verloren.
Nein, es ging viel mehr verloren.
Drei Feuerwehrmänner verloren z. B. dieses Jahr ihr Leben in den Flammen.
Und weil wir schon von verlieren sprechen, so muss ich sagen, das ich und viele andere langsam aber sicher die Hoffnung verlieren, dass dieses Grauen in naher Zukunft ein Ende findet, wenn nicht bald massiv und hart gegen die Brandstifter vorgegangen wird, die aus purem Leichtsinn und Egoismus die Existenz von tausenden von Menschen ruinieren.

Samstag, 4. September 2010

Feira da Luz






Wie jedes Jahr, findet diesen Monat im Lissabonner Stadtteil Carnide, die Feira da Luz (dt.: Jahrmarkt des Lichtes) statt.
Dieses Jahr wird die Feira da Luz zum fünfhundertsten Mal stattfinden.
Sie ist somit eine der wenigen Jahrmärkte des Landes, die ein halbes Jahrtausend Geschichte vorweisen können.

Vom heutigen 04. September bis zum 26. September werden im Jardim da Luz, dem Stadtpark des Stadtteiles Carnide, wieder einmal tausende von Menschen zusammenkommen, um diesen, für mich, einzigartigen Jahrmarkt zu besuchen.
Natürlich ist die Feira da Luz nicht mehr das, was sie einmal war. Und ich meine nicht die Feira da Luz vor 500 Jahren. Nein, ich meine die Feira da Luz vor noch gut 35 Jahren.

Bereits als Kleinkinder besuchten meine Schwester und ich, in Begleitung unserer Mutter, die Feira da Luz, um dort die beste Zuckerwatte der Welt zu essen, jedenfalls kam sie uns als Kinder so vor.
Die Feira war für uns Kinder auch so etwas wie ein Spielzeugbazar. Denn nie verließen wir die Feira ohne das eine oder andere bunte Holzspielzeug.
1972, als unser Vater bereits als Gastarbeiter in Deutschland weilte, ließ meine Mutter ein Foto von uns Kinder auf der Feira da Luz machen, um dieses Foto dann meinem Vater nach Deutschland zu schicken.
Dieses Foto, auf dem meine Schwester und ich auf zwei schwarz bemalten Holzpferdchen sitzen, gibt es heute noch.
Gemacht wurde dieses Foto, am 03. September 1972, damals von einem Fotografen, der noch diese alten Stehkameras mit einem schwarzen Tuch benutzte, welches er sich über den Kopf zog.

Heute sucht man auf der Feira da Luz vergeblich nach dem alten Fotografen, nach der besten Zuckerwatte der Welt und nach buntem Holzspielzeug.
Wie jedes andere Volksfest der Welt, hat auch die Feira da Luz sich weiter entwickelt.
In welche Richtung auch immer…

Wie es auch sei, die Feira da Luz ist immer einen Besuch wert. Und sie hat einen, wie ich finde, großen Vorteil: da sie noch heute ein Stadtteilfest ist, ist die Feira da Luz vielen im Land unbekannt; was den Vorteil hat, das sie noch, trotz allen Veränderungen, recht ursprünglich geblieben ist.

Ihren Höhepunkt wird die Feira, wie jedes Jahr, am letzten Sonntag des Monats haben.
Dann wenn die Prozession zu Ehren der Jungfrau da Luz (port.: Procissão da Nossa Senhora da Luz) stattfinden wird.
Es ist dieser Prozession zu verdanken, dass es die Feira da Luz überhaupt gibt!
Um diese Prozession herum, die noch heute eine der wichtigsten religiösen Demonstrationen der portugiesischen Hauptstadt ist, bildete sich mit den Jahren der Jahrmarkt.
Und während in den ersten Jahrhunderten die Prozession im Mittelpunkt stand, und die Festbuden, Schwenkbraten, Feuerschlucker und Liedermacher nur Beiwerk waren, so ist es heute genau umgekehrt.
Jeder kennt den Jahrmarkt, aber nur wenige die Prozession.

Der Sage nach, soll ein portugiesischer Ritter, der im 14. Jahrhundert am Feldzug gegen die Mauren, im marokkanischen Ceuta teilnahm, während der Schlacht schwer verletzt worden sein.
Auf dem Schlachtfeld, dem Tode nahe, soll er durch ein Licht gerettet worden sein, welches die Figur einer Jungfrau ausstrahlte (Luz ist das portugiesische Wort für Licht. Also ist die „Nossa Senhora da Luz“, die Jungfrau des Lichtes und die „Feira da Luz“ ist wörtlich übersetzt der Jahrmarkt des Lichtes. Ganz nebenbei, das Benfica-Stadion „Estadio da Luz“, ganz in der Nähe, ist nichts weiter als das Stadion des Lichtes!).
Als er wieder vom Krieg nach hause kam, errichtete er, dort wo sich heute die Kirche Nossa Senhora da Luz befindet, eine Kapelle zu Ehren der Jungfrau, die ihn, der Sage nach, gerettet hatte.

Wie jede Sage und Legende, hat auch diese ihre wahren und unwahren Seiten. Fakt ist, das heute noch eine kleine Madonnenfigur aus dem 14. Jahrhundert zum Kirchenschatz der Kirche Nossa Senhora da Luz gehört.

Wer an der Prozession teilnehmen will, sollte wissen, dass der letzte Sonntag im September, dieses Jahr auf den 26. fällt.
Die Prozession selber, so hat mir das Pfarramt in Carnide mitgeteilt, wird wie jedes Jahr, ihren Anfang an der Kirche, am Largo da Luz, haben, und dann weiter durch die Straßen Rua da Fonte, Rua Neves da Costa, Estrada da Correia, Rua Maria Brown und Estrada do Colégio Militar ziehen, um dann, wieder an der Kirche angekommen, ihr Ende finden.

Allen eine wunderschöne Feira da Luz!

Septembermorgen






Nachdem ich mich über einen Monat hier auf meinem Blog nicht habe blicken lassen, habe ich mir heute den PC gegriffen um fleißig in die Tasten zu hauen (jedenfalls habe ich das, mit „in die Tasten hauen“, vor!).

Ich habe die letzen sechs Wochen so etwas wie eine „Schreibblockade“ gehabt.
Ich kann es schlecht beschreiben, dieses Gefühl, nicht schreiben zu können und zu wollen; also etwas nicht zu tun, was ich sonst für mein Leben gerne tue.
Wie es auch sei, ich fühlte mich in den letzten Wochen alles andere als inspiriert, um mich hier im Blog zu Wort zu melden.

Aber als ich gestern Morgen, auf dem Weg zur Arbeit, mit einen traumhaften Sonnenaufgang über den Tejo belohnt wurde, hatte ich das Gefühl, dies mit der ganzen Welt teilen zu müssen und dies hier im Planet Portugal auch zu zeigen und zu schreiben.

Es ist unglaublich wie die Zeit vergeht, aber wir sind schon im Monat September.
Ich habe das Gefühl, die Zeit rast regelrecht an mir vorbei.
Mein Gott, und wie sie vorbeirast!

Als ich den Sonnenaufgang heute Morgen sah, ist mir spontan das Gedicht „Septembermorgen“ von Eduard Mörike eingefallen.
„Septembermorgen“ ist eines meiner deutschen Lieblingsgedichte, noch aus meiner Schulzeit!

Eduard Mörike, ein sprachbegabter Dichter und Lyriker der Schwäbischen Schule, der 1804 in Ludwigsburg geboren wurde, schrieb das Gedicht „Septembermorgen“ im Jahre 1838, als auch er eine „Schreibblockade“ hinter sich gebracht hatte.

Natürlich würde ich mich niemals mit Mörike auf eine Stufe setzen können und wollen!
Aber wenn es dieser große deutsche Volksdichter geschafft hat, seine Schreibblockade zu überwinden, so werde ich dies sicherlich auch noch hinbekommen.

Ich fange am besten damit an, in dem ich „Septembermorgen“ ins portugiesische übersetze, denn soweit ich mich kundig gemacht habe, gibt es zwar eine englische Version von „Septembermorgen“, eine portugiesische Version aber, existiert bis Dato nicht.

Also sorge ich jetzt dafür, dass dies sich ändert:


Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst Du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

(Eduard Mörike)


Manhã de Setembro

Entre novoeiros ainda descansa o mundo,
Ainda as florestas e os prados sonham:
Não tarda muito, e quando o veu caír,
Poderás ver o céu azul impecável,
O mundo abafado com toda a força do outono
Desauguando em ouro caloroso.

(Eduard Mörike)


Allen meinen Lesern einen wunderschönen September, voll traumhafter Morgen!