Mittwoch, 16. März 2011
Telegramme aus Lissabon
Die renommierte portugiesische Wochenzeitung „Expresso“ hat diese Tage angefangen einige Geheimdokumente in ihrem Blatt zu übersetzen und publik zu machen, die WikiLeaks vor einiger Zeit veröffentlicht hat, und die zeigen das die USA nicht gerade sehr viel von Nationen und Politiker hält, die offiziell als ihre Partner und Verbündeten gelten.
Von den ca. 250.000 Geheimdokumenten, die WikiLeaks der Weltöffentlichkeit präsentiert, haben insgesamt 722 Dokumente, die meisten in Telegrammform, ihren Ursprung in der US-amerikanischen Botschaft (port.: Embaixada dos Estados Unidos da America / engl.: Embassy of the United States of America) in Lissabon.
In diesen 722 Geheimtelegrammen, die jetzt zum ersten Mal in Portugal veröffentlicht werden, wird gnadenlos über den amtierenden Premierminister José Sócrates, Staatspräsidenten Cavaco Silva und anderen portugiesischen Politikern nach Washington berichtet.
Der einzige Politiker der bei diesen US-amerikanischen Bewertungen gut weg kommt, ist Außenminister Luis Amado, der als „absolut amerikafreundlich einzustufen ist“, so ein Telegramm von der US-amerikanischen Botschaft in Lissabon nach Washington vom 24. September 2010.
Was Luis Amado als besonderen Freund Amerikas auszeichnet ist, unter anderem, die Tatsache das er letztes Jahr im portugiesischen Parlament bewiesener Maßen gelogen hat, als er behauptete, über den portugiesischen Luftraum wären niemals Gefangene aus Guantanamo transportiert worden.
Heute weiß man, die Gefangenen aus Afghanistan und dem Irak sind damals nicht nur über den portugiesischen Luftraum geflogen, sondern sie sind, auf dem Weg nach Guantanamo, mit ausdrücklichem Einverständnis von Luis Amado, sogar auf den Azoren zwischengelandet!
Der älteste Geheimbericht stammt vom 24. Mai 2006 und der letzte ist mit dem 25. Februar 2010 datiert.
Insgesamt 105 Geheimtelegramme sind aus dem Jahre 2006, 202 sind aus dem Jahre 2007, 184 stammen aus dem Jahre 2008, 202 aus dem Jahre 2009 und 29 Geheimtelegramme sind aus dem Jahre 2010.
Alle haben sie den ehemaligen US-Botschafter oder den ehemaligen Militärattache als Verfasser, und alle wurden sie in der US-Botschaft (oder sollte man lieber CIA-Zweigstelle sagen) in Lissabon geschrieben.
In wie vielen von den über 250.000 Geheimdokumenten noch über Portugal und portugiesische Politiker berichtet wird, ist bis dato nicht bekannt.
Fakt ist, das nach dem Benutzen einer Suchmaschine (port.: motor de busca) nach Schlagwörtern, ähnlich wie die von „Google“, insgesamt 463 Mal der Begriff „Portugal“, 215 Mal der Begriff „portugiesisch“ und 92 Mal der Begriff „Lissabon“ vorkommt.
Da bleibt viel Raum für Spekulationen…
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