Montag, 6. Juli 2009
Wissen sie wo São Sebastião da Pedreira liegt?
Ich bewundere Menschen die stolz sind auf ihre Wurzeln, die Wert legen auf ihre Herkunft und die ihren Ursprung nicht verbergen.
Ich mag Menschen die stolz Flagge zeigen können ohne sich mit Schuldgefühlen rumplagen zu müssen.
Vielleicht denke ich aber auch nur so, weil ich Lissabonner bin, ein „alfacinha“ (bitte lesen sie auch mein post „Alfacinha = Lissabonner“) und ich mir als Portugiese nicht vorstellen kann in einer anderen Stadt geboren worden zu sein.
Ich meine, der liebe Gott hat mich mit einer großen Vorstellungskraft gesegnet; aber diese könnte niemals so groß sein, das ich mir vorstellen könnte, in Porto, Coimbra oder Faro geboren worden zu sein.
Natürlich mögen jetzt viele Denken, wie man auf etwas stolz sein kann, wofür man persönlich nichts kann und was eigentlich per Zufall geschehen ist.
Aber so ist es nun einmal, wenn man Lokalpatriot ist!
Ich selber bin in, wie die meisten Lissabonner heutzutage, in der Geburtsklinik Maternidade Alfredo da Costa, im Stadtteil São Sebastião da Pedreira, geboren worden.
Ich bin schon mehrmals an der Geburtsklinik vorbeigegangen, und ich muss gestehen, dass ich nicht gerade große sentimentale Gefühlsausbrüche hatte.
Ich habe weder Purzelbäume geschlagen, noch sind mir vor lauter Rührung die Tränen in die Augen gestiegen und ich hatte auch nicht das Bedürfnis ganze Gedichtsbände zu diesem Thema zu schreiben.
Mir ist es auch ehrlich gesagt egal, ob die Nichtlissabonner wissen wo überhaupt das Stadtteil São Sebastião da Pedreira liegt, wie viele Einwohner es hat und welche lokalen Traditionen in ihm gepflegt werden.
São Sebastião da Pedreira ist einfach nur ein banaler Ort in Lissabon.
Natürlich ist dieser Ort nichts besonderes, nur weil ich dort geboren bin.
Aber ich selber fühle mich als etwas besonderes, weil ich dort geboren bin!
Der aus Lissabon stammende Schriftsteller und Dichter Fernando Pessoa, hat genau zu diesem Thema einmal geschrieben:
„Der Ort an dem man geboren wird, ist wohl der zufälligste. Egal ob Lissabon, Porto oder Cascais“ („O lugar onde se nasce é o lugar onde mais por acaso se está. Tanto faz ele ser Lisboa, o Porto ou Cascais“).
Nun, für viele Lissabonner gilt dieser Ausspruch von Pessoa schon fast als Verrat an unserer Hauptstadt.
Aber ich sehe die Sache weniger emotional.
Schließlich ist bekannt, dass Fernando Pessoa gerne ab und zu einen über den Durst trank. Und wer weiß ob er nicht gerade einen Gebechert hat, als er diesen Ausspruch zu Papier brachte.
Schließlich wird einem ja nur geraten, wenn man Auto fährt nicht zu trinken; aber über das Trinken beim Schreiben hat noch niemand Regeln aufgestellt, so viel ich weiß.
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