Montag, 27. Januar 2014

Lissabon ist so cool


Die bekannte und erfolgreiche amerikanische Reisejournalistin und Buchautorin Fiona Dunlop hat am gestrigen Sonntag auf der Internetseite des US-Fernsehsenders CNN einen Artikel über Lissabon geschrieben, den sie „7 reasons Lisbon could be Europe’s coolest city“ tituliert hat.
In diesem Artikel führt Fiona Dunlop ihre persönlichen sieben Argumente auf, warum sie meint, das Lissabon die coolste Stadt Europas sein könnte:

7 reasons Lisbon could be Europe’s coolest city:

1. Das Nachtleben
Fiona Dunlop lobt die vielen guten Szene-Locations der Hauptstadt, verweist auf die über 250 ausgefallenen Bars und verrückten Kneipen die zwischen dem Bairro Alto und dem Cais do Sodré liegen hin und empfiehlt außerdem sie die schicken Clubs der Stadt, wie z.B. das LUX, wo jeden Abend das Nachtleben pulsiert.

„If you think Madrid stays out late, try a night out in Lisbon”
(Fiona Dunlop)
„Wenn Sie denken Madrid bleibt lange auf, dann versuchen sie erst einmal eine Nacht in Lissabon“

2. Die experimentelle Küche
Mit experimenteller Küche meint die Autorin die perfekte Kombination zwischen der modernen, anspruchsvollen und dennoch erschwinglichen Küche die sich in den letzten Jahren neben der traditionellen portugiesischen Küche behauptet hat, und die man überall in der Hauptstadt genießen kann.

„No traveler to Lisbon should miss the famed egg tarts pasties de nata“
(Fiona Dunlop)
„Kein Besucher Lissabons sollte sich die berühmten Pasteis de Nata entgehen lassen“

3. Die Ironie
Fiona Dunlop führt als drittes Argument für die Coolness Lissabons Ironie an.
Nun, Tatsache ist, dass Ironie eines der Sachen ist, die uns Lissabonner überhaupt nur wenige zutrauen oder zugestehen wollen. Die meisten halten uns Portugiesen ja doch eher für übertrieben melancholisch und fatalistisch.
Aber wir Lissabonner sind von Natur aus wirklich humorvoll und neigen sogar zur Selbstironie, auch wenn das Leben hierzulande im Augenblick alles andere als spaßig ist.
Wie dem auch sei:
es scheint so, als ob unsere Ironie auch von unseren internationalen Gästen positiv aufgenommen wird.

4. Strände und Burgen
Die vielen schönen Strände und Burgen die sich im Großraum Lissabons befinden werden von der Autorin als hervorragende Ausflugsziele angegeben.
Sowohl Estoril mit seinem Casino und Badestränden, Cascais mit seiner Gastronomie und auch das romantisch-verträumte Sintra mit seinen einzigartigen Burgen, Schlössern und Herrenhäuser sind für sie erwähnungswert.

„Lisbon is a place to inhale salty Atlantic air, sunbathe and hit the waves“
(Fiona Dunlop)
„Lissabon ist ein Ort an dem man salzige Atlantikluft einatmet, sonnenbadet und die Wellen schlagen hört“

5. Das großartiges Design
Sei es die stilvolle und zugleich aufregende Mode, die ausgefallene Kunst in den Museen und Galerien oder die preisgekrönte Architektur – Lissabon strotzt nur so vor Moderne, Lifestyle und Design.
Lissabon ist fashion!
…und das nicht zur Fashionweek

„This is a city that loves to look good“
(Fiona Dunlop)
„Das ist eine Stadt, die es liebt gut auszusehen“

6. Die Kunst
Ob ein Ausflug in die private Gulbenkian-Stiftung an der Praça de Espanha, ein Besuch im modernen Museu Berardo in Belém, einpaar Stunden im bedeutenden Museum für Alte Kunst mit seiner wertvollen Kunstsammlung alter portugiesischer Künstler oder eine Visite im exklusiven Museu do Oriente mit all seinen wertvollen asiatischen Exponaten – Lissabons Museen, Stiftungen und Kunstgalerien sind immer einen Besuch wert, so die Autorin.

„Large European capitals such as London, Paris, Berlin and Madrid may have blockbuster art collections, but Lisbon’s half million inhabitants have access to their own rare panoply“
(Fiona Dunlop)
„Große europäische Hauptstädte wie London, Paris, Berlin oder Madrid mögen vielleicht bedeutende Kunstsammlungen haben, aber nur eine halbe Million Lissabonner haben Zugriff auf ihre eigene seltene Kunstpalette“

7. Die faszinierenden Straßen
Als siebten und letzten Grund für die Coolness der portugiesischen Hauptstadt gibt Fiona Dunlop die Straßen Lissabons an, mit all ihren farbigen Kacheln an den Wänden und den kunstvoll schwarz-weißen Pflastermustern unter den Füßen.


Fiona Dunlop hat hier einen, wie ich finde, sehr informativen, interessanten und humorvollen Artikel geschrieben, der aber eigentlich nur das bestätigt, was wir Lissabonner selber schon seit langem wissen:
Lissabon ist so cool!

Wer den Originalartikel von Fiona Dunlop bei CNN lesen will, der findet hier den link:


Sonntag, 26. Januar 2014

Leben die das Meer nahm

Es ist jetzt genau sechs Wochen her, da wurden sieben junge Menschen – vier Frauen und drei Männer – von einer riesigen Welle in der Nähe der Stadt Setúbal erfasst, umgerissen und ins Meer gespült.
Dieses Unglück ereignete sich in den ersten Morgenstunden des 15. Dezember 2013, einer stürmischen Winternacht, am einsamen Strand der Praia do Meco.
Alle sieben ins Meer gerissenen Opfer waren Studenten der Lissabonner Privatuniversität „Universidade Lusófona“.
Sechs von ihnen – Andreia Revez, Carina Sanchez, Catarina Soares, Joana Barbosa, Pedro Tito Negrão, Tiago André Campos – starben bei dem Unglück und nur einer der Studenten - João Miguel Goveia – überlebte die Tragödie.

Seitdem versuchen die Polizei und die Familien der Opfer herauszufinden, was sich genau in dieser kalten und stürmischen Nacht an dem abgelegenen Strand von Meco ereignet hat.
Der einzige Überlebende Student hat bis heute, sowohl der Polizei als auch den Angehörigen seiner Mitkommilitonen, keine genauen Auskünfte über die Ereignisse dieser Nacht gegeben.
In einem gestern von seiner Familie veröffentlichen Brief lässt der überlebende Student lediglich mitteilen das er sich „zu gegebener Zeit, Ort und Stelle“ zu den Ereignissen dieser tragischen Nacht äußern wird.

Die Behörden gehen davon aus, dass sich die sieben Studenten, die einer Studentenvereinigung angehörten, und dessen Vorsitzender der überlebende Student war, sich an diesem Wochenende kurz vor Weihnachten trafen, um gemeinsam in einem „Komitee für Initiationsriten“ (port.: „comissão de praxes“), die Aufnahmerituale für die neuen Studenten der Universität zu planen und wohl auch zu testen.
Dabei muss, wahrscheinlich bei einem „Selbstversuch“, ganz gehörig was schief gelaufen sein, was letztendlich zum Tod von sechs jungen Menschen geführt hat.

Wie dem auch sei:
Portugiesische Studentenvereinigungen begründen hierzulande ihre jeweiligen Aufnahmerituale, „praxes“ genannt, stereotyp immer damit, dass sie den Gruppenzusammenhalt unter den einzelnen Studenten fördern wollen.
Nun, das wäre zu verstehen und akzeptabel, wenn diese Initiationen nur lautstarke Späße wären.
Aber die Realität sieht leider anders aus!
Wer den Alltag an portugiesischen Universitäten kennt – und vor allem an den Privaten – weiß das solche Aufnahmerituale oftmals brutale, äußerst erniedrigende Prüfungen sind, die junge Studenten über sich ergehen lassen müssen, um von den anderen Studenten der Universität akzeptiert zu werden.

Und so diskutiert wieder einmal die portugiesische Gesellschaft darüber, wie geschmacklos und brutal viele der Universitätsbräuche sind, denen jedes Jahr hunderte von jungen Menschen physisch und psychisch zum Opfer fallen.
Aber da kann man diskutieren so viel man will – ändern wird sich dadurch nichts.

Die einzigen die etwas ändern können sind die Studenten, ihre Vereinigungen und die Universitäten selbst.
Die Studentenverbindungen müssen zukünftig freiwillig auf ihre teilweise schon fast kranken Bräuche verzichten und der Gesetzgeber muss den jeweiligen Bildungsanstalten solche Rituale einfach gesetzlich verbieten!

Wer mich kennt, weiß was ich von Studentenvereinigungen und ihren skurrilen, grausamen Aufnahmeritualen halte und wie sehr mich diese anwidern!

Und natürlich stelle auch ich mir jetzt viele Frage:
Was haben die Studenten in dieser kalten, stürmischen Winternacht um zwei, drei Uhr morgens an einem einsamen Strand gesucht?
Warum hatten alle ihre Universitätsuniformen an?
Warum hatte keiner von ihnen ein Handy bei sich?
Waren sie in dieser Nacht alkoholisiert oder hatten sie gar Drogen genommen?
Warum schweigt der einzige Überlebende dieser tragischen Nacht bis heute?
Welche Schuld haben letztendlich die Studenten selbst an ihrem eigenen Tod?

Diese und andere Fragen werden die Polizei und die Staatsanwaltschaft jetzt zu beantworten versuchen.
Auf die freiwillige Mithilfe des überlebenden Studenten werden sie nur schwerlich zählen können, denn normalerweise ist alles was sich hinter den Türen der Studentenverbindungen abspielt absolut geheim und interne Informationen werden nicht weitergegeben. Wer dies doch tut, der wird gemobbt und braucht sich danach auf dem Campus nicht mehr sehen zu lassen.
So ein krankes System ist das!

Aber es wäre auch zu einfach, die Schuld nur bei den Studenten zu suchen.
Meiner Meinung nach sind die Rektoren und Hochschullehrer dieser so genanten privaten Universitäten – die sich ja rühmen die Elite unseres Landes auszubilden – die Hauptschuldigen für die demütigenden und skurrilen Exzesse die sich an ihren Lehranstalten ausbreiten wie Krebsgeschwüre!

Solange die Studentenvereinigungen nicht freiwillig Änderungen zulassen werden und solange die Privatuniversitäten Änderungen nicht gesetzlich durchsetzen wollen, solange werden solche Tragödien, wie die von der Praia do Meco, leider vorprogrammiert sein!

Sonntag, 19. Januar 2014

Die Hüter der portugiesischen Verfassung


Die portugiesische Regierung von Premierminister Pedro Passos Coelho hat diese Woche beschlossen, in einem baldigen Referendum das Volk darüber entscheiden zu lassen ob gleichgeschlechtliche Paare zukünftig das Recht haben sollen Kinder zu adoptieren, oder ob ihnen dieses Recht weiterhin verwehrt bleibt. Zwar dürfen homosexuelle Paare hierzulande schon seit 2010 heiraten, eine Adoption von Kindern ist ihnen aber gesetzlich nicht erlaubt.
Da in Portugal aber Referenden – seien sie konfirmativ, obligatorisch oder konsultativ – normalerweise verfassungspolitisch nur ausnahmsweise vorgesehen sind, wird jetzt wohl das Portugiesische Verfassungsgericht (port.: Tribunal constitucional) darüber entscheiden müssen, ob die geplante Volksbefragung überhaupt stattfinden wird.

Das Oberste Gericht Portugals wurde in den letzten Monaten schon mehrmals von der Opposition zu Hilfe gerufen, um bei parteipolitischen Konflikten zu helfen und über die politischen Entscheidungen des Parlaments verfassungspolitisch urteilen zu lassen.
Kaum eine rigorose Sparmaßnahme von Pedro Passos Coelho die nicht vom Verfassungsgericht einkassiert wurde, kaum eine geplante Kürzung die nicht umgekippt oder eine Einsparung die die Richter am Obersten Gerichtshofs Portugals nicht zu stoppen versuchte.

Das sich die 13 Richter des Verfassungsgerichtshofs in letzter Zeit so vehement gegen Premierminister Passos Coelho und seine bürgerlich-konservative Regierung gestellt haben, hat sie hierzulande für manche zu so etwas wie „gesetzestreuen Helden Portugals“ werden lassen.
Das ist natürlich absoluter quatsch, denn die Richter tun nichts mehr oder weniger als ihre Arbeit!
Das die obersten Hüter der portugiesischen Verfassung dabei heutzutage anscheinend etwas rigoroser auf die Finger der Regierung schauen als früher, liegt einzig und alleine an der Tatsache, das die 13 Richter des aktuellen Verfassungsgerichts mehrheitlich noch von den oppositionellen Sozialisten eingesetzt wurden und nicht von den regierenden Konservativen.
Nicht mehr und nicht weniger.

Ich bin schon mehrmals von meinen deutschen Freunden gefragt worden, wie sich denn nun dieses Verfassungsgerichts zusammensetzt und wie seine Kompetenzen, Aufgaben und Pflichten vereinfacht lauten.

Nun, das Tribunal constitucional (dt.: Verfassungsgericht) ist das höchste Gerichtsorgan der portugiesischen Republik.
Seine Aufgabe besteht darin neue Gesetze nach ihrer Verfassungsmäßigkeit zu beurteilen, die vorhandene Verfassung zu wahren und zu schützen, die Daten für Wahlen und Referenden anzusetzen und Parteien zu erlauben oder zu verbieten.
Das Verfassungsgericht setzt sich aus 13 Richtern zusammen, die für einmalige neun Jahre gewählt werden.
Zehn dieser Richter werden von den Abgeordneten der im portugiesischen Parlament sitzenden Parteien mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit ins Verfassungsgericht gewählt.
Die restlichen drei Richter werden von den anderen, schon gewählten, Richtern ernannt.
Sechs der 13 Richter müssen vor ihrem Einzug ins Verfassungsgericht Richter an einem portugiesischen Gericht gewesen sein und die anderen sieben müssen ein abgeschlossenes Jurastudium vorweisen.
Obwohl mehrheitlich von den Abgeordneten des Portugiesischen Parlaments gewählt, ist jeder der Verfassungsrichter parteipolitisch und finanziell unabhängig. Sie sind in all ihren Urteilen und Entscheidungen einzig und allein ihrem Gewissen verantwortlich!

Das Tribunal constitucional, oftmals hier in Portugal mit „TC“ abgekürzt, hat seinen Sitz in einem Stadtpalast in der Rua de O Século n° 111, im Lissabonner Stadtteil Mercês.
Dieser altehrwürdige Stadtpalast trägt den Namen Palácio Ratton und wurde einstmals von dem französischen Großindustriellen Jácome Ratton erbaut, der Mitte des 18. Jahrh. mit seinen Eltern nach Portugal ausgewandert war.
Die Rattons galten unter dem Marques de Pombal als einer der angesehensten und wichtigsten Industriellenfamilien ihrer Zeit in Portugal.

Das portugiesische Verfassungsgericht setzt sich momentan aus folgendem Richtergremium zusammen:

- Prof. Dr. Joaquim José Coelho de Sousa Ribeiro, Präsident des Verfassungsgerichts
- Prof. Dr. Maria Lucia Amaral, Vizepräsidentin des Verfassungsgerichts
- Dr. Lino José Baptista Rodrigues Ribeiro
- Dr. José da Cunha Barbosa
- Prof. Dr. João Eduardo Cura Mariano Esteves
- Dr. Carlos Alberto Fernandes Cadilha
- Prof. Dr. Ana Maria Guerra Martins
- Dr. Maria de Fátima Mata-Mouros de Aragão Soares Homem
- Prof. Dr. Pedro Manuel Pena Chancerelle de Machete
- Prof. Dr. Maria José Reis Rangel de Mesquita
- Prof. Dr. Catarina Teresa Rola Sarmento e Castro
- Prof. Dr. Maria João da Silva Baila Madeira Antunes
- Dr. Fernando Vaz Ventura

Mit sieben Männern und sechs Frauen auf dem Richterstuhl ist das Richtergremium des portugiesischen Verfassungsgerichts vorbildlich geschlechtsrepräsentiv.
Sie, die obersten Hüter des Gesetzes, werden auch in Zukunft darüber wachen, das die Wahrheit und das Recht mit der portugiesischen Verfassung konform sind – auch wenn es nicht jedem passt…

Donnerstag, 9. Januar 2014

Das portugiesische Gesundheitswesen kränkelt gewaltig


In meinem erst am letzten Sonntag, den 05. Januar 2014, veröffentlichten Blogeintrag „In memoriam: Eusébio da Silva Ferreira“ schreibe ich gleich zu Anfang folgenden Satz:
„Es gibt Meldungen, die hört man, und die glaubt man zuerst nicht…“

Wenn eine solche Meldung, die kaum zu glauben ist, zusätzlich aber auch noch traurig ist, einen gar wütend macht und einem die Schamesröte ins Gesicht hochtreibt, dann gehört diese Meldung zweifelsohne zu der Art von Mitteilung die einen regelrecht fassungslos macht!
Eine solche fassungslos machende Meldung las ich heute in der hiesigen Presse.

Ich berichte:
Da ist vor mehr als zwei Jahren (ich wiederhole: vor z w e i  Jahren) eine 60 jährige Frau von ihrem Hausarzt ins Krankenhaus Fernando Fonseca (port.: Hospital Fernando Fonseca) in Amadora, unweit von Lissabon, überwiesen worden, um sich dort einer Darmspiegelung (port.: colonoscopia) zu unterziehen.
Diese Darmspiegelung war im Rahmen einer Darmkrebsvoruntersuchung nötig, die der Hausarzt bei der Frau durchführen wollte, um einer etwaigen Krebserkrankung vorzubeugen.
Eigentlich verhielten sich der Hausarzt und die Frau vorbildlich, denn Krebsprävention wird hierzulande leider noch sehr unterschätzt.

Insgesamt zwei Jahre (ich wiederhole noch einmal: z w e i  Jahre) ersuchten der Hausarzt und seine Patientin, unabhängig voneinander, das Krankenhaus um ein Untersuchungsergebnis!
Die ganze Zeit blieb das Krankenhaus dieses Untersuchungsergebnis schuldig.

Jetzt, 24 Monate nach der Koloskopie wurde bei der Frau Darmkrebs diagnostiziert!
Dieser Darmkrebs wird erst nach einer aggressiven Chemotherapie, die die Patientin jetzt über sich ergehen lassen muss, wenn überhaupt, operabel sein.
Wie so etwas möglich ist?
Ich weiß es nicht!

Das Krankenhaus Fernando Fonseca hat als Grund für die zweijährige Wartezeit, auf das Untersuchungsergebnis, finanzielle Gründe angegeben!
Wenn man bedenkt das eine Darmspiegelung mit Anästhesie hierzulande, so erzählte man mir heute, ca. 1000 Euro kostet, dann weiß man ab jetzt, was ein Menschenleben hier in Portugal wert ist, nämlich 1000 Euro!!!

Die traurige Realität ist, dass Dank tiefer Haushaltseinschnitte heutzutage Krankenhäuser hier in Portugal kaum noch die medizinischen und hygienischen Mindeststandards halten können.
Das ist eine zutiefst bedauerliche und unerträgliche Situation, von der im europäischen Ausland, wie z.B. in Deutschland, kaum einer etwas weiß.

Wenn man eine Darmspiegelung für knappe 1000 Euro aus finanziellen Gründen nicht hat durchführen können oder wollen, woher soll jetzt das Geld für eine Chemotherapie und für die nachfolgende Operation kommen?

Das portugiesische Gesundheitssystem kränkelt gewaltig – ist schon fast tot.
Aber bevor es stirbt sind wir, seine Patienten, wohl zum Tode verurteilt!


Dienstag, 7. Januar 2014

Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung


Ich bin heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit klitschenass geworden, denn ein orkanartiger Sturm zieht gegenwärtig über Portugal.

Seit Tagen herrscht eine raue See an der ganzen Küste Portugals und durch das aufgewühlte Meer trauen sich die Fischer seit Tagen nicht mehr auf den Atlantik hinaus.
Mehrere durch den starken Wind und die meterhohe Wellen verursachte Überschwemmungen haben viele Strandrestaurants und Wohnhäuser landesweit zerstört, etliche Dächer abgedeckt und Windböen Fenster eingeschlagen.
Zahlreiche Bäume, Strom- und Telefonmaste knickten um und fielen so den extremen Wetterkapriolen zum Opfer.
Auf den eher gemäßigten Azoreninseln Faial und Pico ist, Dank der polaren Luft die gerade über Nordamerika zieht, sogar schon Schnee gefallen.
Im Norden Portugals, an der Douromündung bei Porto, wurden gestern über 60 Autos durch eine riesige Welle weggeschwemmt und vier Menschen wurden dabei verletzt.
Zum Glück gab es aber keine Toten zu beklagen.
Noch im Dezember sah es anders aus.
Letzten Monat wurden nämlich insgesamt zwölf Menschen hier im Lissabonner Raum durch Riesenwellen ins Meer gerissen und kamen dabei ums Leben.

Für die nächsten Tage ist in ganz Kontinentalportugal weiterhin mit einer dichten Bewölkung zu rechnen, aber der Wind und der Regen werden wohl nachlassen, so das portugiesische Wetteramt.
Wollen wir mal hoffen, das die Herren Meteorologen recht behalten, denn das schlechte Wetter hat mich heute einen Regenschirm gekostet, was zur Konsequenz hatte, das meine Klamotten durchnässt waren, als ich auf Arbeit erschien.
Aber vielleicht hätte ich mich besser gegen den Regen wappnen müssen, getreu dem alten deutschen Sprichwort:

„Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung!“
(port.: „Não há mau tempo, só roupa inadequada!“)

Sonntag, 5. Januar 2014

In memoriam: Eusébio da Silva Ferreira


Es gibt Meldungen, die hört man, und die glaubt man zuerst nicht.
Todesnachrichten sind z.B. solche Meldungen!
Zwar gehört der Tod zu unserem Alltag, auch wenn viele es nicht begreifen können, und natürlich muss man immer mit dem Tod rechnen, ob wir wollen oder nicht, aber Tatsache ist, das das Ableben eines Menschen uns oftmals „überrascht“ und „überfällt“.

Als ich heute Morgen aufwachte und den Fernseher anmachte wurde ich von solch einer Todesmeldung überrascht, und ja, auch regelrecht überfallen.
Während ich mir einen Kaffee machte, hörte ich wie die Nachrichtensprecherin im Hintergrund so was wie „Eusébio – tot – Trauer“ von sich gab.
Da ich gestern erst recht spät aus Deutschland zurückgekommen bin, und da ich von Natur aus, nicht gerade ein Frühaufsteher bin, ich also noch etwas verschlafen war, musste ich erst einmal mental verarbeiten, was die Dame von der Nachrichtensendung da gerade gesagt hatte.
Und erst nach einer Weile begriff ich, das Eusébio, die Fußballlegende Eusébio, in den frühen Morgenstunden des heutigen 05. Januar 2014 an einem Herzstillstand verstorben ist.

Eusébio da Silva Ferreira, wie das Fußballidol mit vollem Namen hieß, wurde um den 25. Januar 1942 herum, in der Hauptstadt der ehemaligen portugiesischen Überseeprovinz Moçambique, in Lourenço Marques, dem heutigen Maputo, geboren.
Sein exakter Geburtstag kann nicht angegeben werden, da die portugiesischen Kolonialverwaltungen es damals, im Gegensatz zu den deutschen Kolonialregierungen, mit einer genauen Erfassung der Geburten und Todesfällen im Einzelnen nicht so genau nahm.
Da aber Eusébio selber immer am 25. Januar seinen Geburtstag feierte, gilt dieser Tag offiziell auch als sein Geburtstag.

Eusébio war das vierte Kind des weißen Bahnarbeiters Laurindo António da Silva Ferreira und dessen farbiger Ehefrau Anissabeni Elisa.
Insgesamt hatte das Paar, das in sehr ärmlichen Verhältnissen lebte, neun Kinder.

Seine sportliche Laufbahn begann Eusébio 1957, als er als 15jähriger dem Fußballclub Sporting Club Lourenço Marques beitrat.
In diesem Verein wurde ihm, dem Naturtalent der als kleines Kind oftmals die Schule geschwänzt hatte um Fußball spielen zu gehen, der letzte Schliff gegeben – und zwar so erfolgreich, das er, obwohl er eigentlich in der Jugendmannschaft spielte, ab und zu auch bei den Senioren eingesetzt wurde!

1960 wurde Benfica Lissabon auf den talentierten jungen Spieler aufmerksam und nahm ihn 1961 unter Vertrag.
Und so kam es, dass der Junge aus dem Elendsviertel von Lourenço Marques nach Portugal kam.
Hier begann seine unvergleichliche sportliche Karriere.
Mit seinem Verein Benfica Lissabon wurde er zehn Mal portugiesischer Fußballmeister, fünf Mal Pokalsieger und einmal Europapokalsieger der Landesmeister.
Insgesamt lief er in 15 Jahren 440 Mal für Benfica Lissabon auf und schoss 474 Tore – das ist bis heute Rekord!
Benfica dankte es ihm später mit der Errichtung einer zwei Meter hohen Bronzestatue vor dem riesigen Estadio da Luz.

Zehn Mal war Eusébio Torschützenkönig der portugiesischen Liga.
64 Mal zog er das Trikot der portugiesischen „Seleção“ an und erzielte 41 Länderspieltore.
Bei der Fußballweltmeisterschaft 1966 in England, wo er Torschützenkönig wurde, schoss er mit seinen neun Toren Portugal auf den dritten Platz, hinter England und Deutschland.
Hier in England verpasste der englische Sportjournalist Desmond Hackett Eusébio, wegen seiner geschmeidigen, raubkatzenartigen Spielweise, den Beinamen „Black panther“ (port.: „Pantera negra“ / „Schwarzer Panther“), einen Beinamen den Eusébio fortan mit Stolz trug.
Er war vor allem für seine Schnelligkeit auf dem Platz, für seine psychische und physische Stärke und seinen starken und fast immer treffsicheren Schuss bekannt.
1965 wurde Eusébio Europas Fußballer des Jahres.

1975 beendete Eusébio seine Zeit bei Benfica.
Von Benfica Lissabon wechselte er in die nordamerikanische Liga NASL (engl.: North American Soccer Leage) und spielte dort bei verschiedenen Clubs, wie den Boston Minutemen und den Toronto Metros-Croatia.
1979 beendete Eusébio, aufgrund chronischer Kniebeschwerden seine spielerische Kariere, blieb aber dem Fußball, u. a. durch die Nachwuchsförderung bei Benfica Lissabon, immer verbunden.

Mit dem Tod Eusébios hat Portugal heute eines seiner größten Sportidole verloren.
Er, und nicht etwa der Weltstar Cristiano Ronaldo – ohne dessen Leistungen schmälern zu wollen – ist Portugals größter Sportheld!
Welchen Stellenwert Eusébio hier in Portugal auch knapp 35 Jahre nach Beendung seiner Profikarriere immer noch besitzt, zeigt sich unter anderem daran, dass die Regierung heute eine dreitägige nationale Staatstrauer ausgerufen hat.

Eusébio war schon zu Lebzeiten eine Legende, eine Legende, die galaktischen Fußball spielte und die keinerlei Starallüren besaß.
Und das hat man leider sehr, sehr selten!