Letzte Woche war ich an der Algarve und habe dort einige Tage Urlaub verbracht.
Da ich absolut kein Freund des Massentourismus bin, ich keine Appartement-Komplexe und große, grölende Menschenansammlungen mag, bin ich von Natur aus kein allzu großer Freund dieser südportugiesischen Region.
Nichtsdestotrotz habe ich im kleinen Carvoeiro, das ich vorher nicht kannte, sehr erholsame Tage verbracht.
Die im äußersten Südwesten Europas gelegene südportugiesische Provinz Algarve umfasst einen etwa 160 km langen und maximal 50 km breiten Landschaftsgürtel an der nach Süden gerichteten Atlantikküste Portugals zwischen dem Cabo de São Vicente, dem südwestlichsten Punkt Festlandeuropas, und dem Mündungsgebiet des Flusses Guadiana an der portugiesisch-spanischen Grenze.
Die Algarve hat eine Fläche von etwa 5.000 km² und ca. 450.000 Einwohner.
Die gegen Norden durch einen von Osten nach Westen mächtiger werdenden Gebirgsriegel geschützte Region hat sich durch ihre extreme und isolierte geographische Lage viel Ursprüngliches bewahrt und unterscheidet sich sowohl in landschaftlicher und klimatischer, als auch in kultureller Hinsicht, ganz wesentlich vom übrigen Portugal. Zudem ist keine andere portugiesische Region so sehr vom Tourismus geprägt, wie die Algarve.
Noch vor der Hauptstadt Lissabon und der Insel Madeira ist die Algarve die wichtigste Ferienregion Portugals.
Die Landschaft der Algarve ist weit ärmer an kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten als andere Teile Portugals.
Ihre Beliebtheit bei, in erster Linie deutschen, britischen und spanischen Besuchern, verdankt sie dem überaus gleichmäßigen Klima, einer überquellenden subtropischen Pflanzen- und Blumenpracht und reizvollen, feinsandigen Stränden.
In den letzten Jahrzehnten hat der Fremdenverkehr einen stürmischen Zuwachs erlebt. Zwar haben die Bausünden generell nicht das Ausmaß erreicht, das entlang der spanischen Mittelmeerküste und den spanischen Inseln zu beklagen ist, dennoch sind leider auch an der Algarve, vor allem an der so genannten Felsalgarve (port.: Algarve rochosa), etliche Landschaftsstriche durch ausufernde Hotel- und Ferienanlagen verschandelt.
Immerhin versucht man mittlerweile, die spezifischen Eigenheiten der Landschaft zu erhalten und die Hotelstädte der Umgebung anzupassen. So sind viele Urbanisationen aufgelockert angelegt und vielfach im maurischen Stil errichtet.
Die Provinz Algarve teilt sich in zwei Teile auf:
Zum einen gibt es im Norden das dünn besiedelte Alto Algarve (dt.: Obere Algarve), mit dem Mittelgebirge der Serra de Monchique, das kaum einer kennt.
Und zum anderen gibt es, weiter im Süden, den Küstenstreifen des Baixo Algarve (dt.: Niedere Algarve), der vor allem wegen seiner feinen Sandstrände mit pittoresken und gelb leuchtenden Felswänden mit Nischen und Grotten weltberühmt ist.
Mit über 3.000 Stunden jährlicher Sonnenscheindauer gehört die Algarve zu den wettersichersten Gebieten der Erde.
Das Klima der Algarveküste entspricht bereits den nordafrikanischen Verhältnissen, d.h. die Sommer sind zumeist trocken und heiß und die Wintertemperaturen sind sehr mild.
Dieses angenehme Klima hat schon immer Menschen angezogen.
Wenngleich nur geringe Reste erhalten sind, so ist doch gesichert, dass an der Algarve bereits die Phönizier und später auch die Griechen Kolonien unterhielten.
Später siedelten sich hier auch die Kelten und die Karthager an. So soll die Stadt Portimão eine Gründung Hannibals sein.
Unter dem Namen Cyneticum war die Algarve in römischer Zeit ein hochkulturell entwickeltes Gebiet.
Nach den Römern folgte die fast dreihundertjährige Herrschaft der Westgoten.
Diese wurden von den Mauren abgelöst, die 500 Jahre blieben und Volk und Kultur sehr nachhaltig beeinflussten.
Noch heute zeugen die architektonische Bauweise und die zahlreichen Trachten unverkennbar maurische Züge. Und auch in vielen Namen und im Dialekt sind zahlreiche Reste aus dem Arabischen erhalten.
Hierzu gehört nicht zuletzt der Name Algarve.
Seinen Namen leitet die Algarve nämlich vom arabischen Wort „al-Garbh“ her, was so viel heißt wie „der Westen“. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Lage dieses Gebietes innerhalb des ehemaligen islamischen Herrschaftsbereiches in Südeuropa.
Im Jahre 1249 leitet der portugiesische König Afonso III durch die Einnahme der Stadt Faro die Rückeroberung (port.: reconquista) der Algarve für das Christentum ein.
Als letztes Glied und selbständiges Königreich wurde die Algarve der portugiesischen Krone in Personalunion unterstellt.
Ab dem 15. Jahrhundert gelangte die Algarve ins Blickfeld weltweiten Interesses, als nämlich Heinrich der Seefahrer (port.: Henrique o Navegador) angeblich in Sagres seine berühmte Marineschule gründete und dort mit seinen systematischen Forschungsarbeiten die technischen Grundlagen für die großen Entdeckungsreisen des folgenden Jahrhunderts schuf.
Heute weiß man, dass es diese Schule wahrscheinlich nicht gab…
Die Algarve lebt heute, wie schon von mir beschrieben, vor allem vom Tourismus. Aber zwei andere Wirtschaftszweige sind für die Region äußerst wichtig.
Zum einen ist die Fischerei, vor allem die auf Thunfisch und Sardinen und deren Verarbeitung vor Ort, ein wichtiger Industriezweig.
Und zum anderen ist die Landwirtschaft, mit dem Anbau von Mandeln, Reis, Johannisbrotfrüchten, Baumwolle, Obst und Wein, ein anderer wichtiger Wirtschaftszweig dieser Provinz, die infolge der günstigen klimatischen Gegebenheiten, bis zu vier Ernten im Jahr einfahren kann.
Die Hauptstadt der Algarve, und gleichzeitig auch die größte Stadt der Region, ist die lebhafte Industrie- und Hafenstadt Faro.
Auch wenn Faro durch seinen Flughafen zum Durchgangsort des Tourismusverkehrs der gesamten Region geworden ist und auch wenn einige gute Strände in der Nähe liegen, ist Faro kein Urlaubsort im eigentlichen Sinne.
Zwar hat die knapp 60.000 Einwohner zählende Stadt eine schöne verwinkelte Altstadt, eine alte Kathedrale, einpaar interessante Museen und einige malerische Plätze, dennoch kann es Faro touristisch nur sehr schwer mit den anderen Städten an der Algarve aufnehmen.
Sehenswerte Orte an der Algarve sind:
- Albufeira – Das reizvoll in einer von der bizarren Felsenklippe Ponta da Baleeira geschützten Bucht ansteigende Albufeira hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten Seebäder der Algarve entwickelt. In den 60er und 70er Jahren war Albufeira das „Saint Tropez der Algarve“, und als solches bevorzugter Aufenthaltsort von vielen Künstlern und denen, die sich dafür hielten. Dieses Flair hat Albufeira heute leider verloren. Ausgeglichen wird dieser Prestigeverlust nur durch das umfangreiche Unterhaltungs- und Sportangebot, wie z.B. Wasserski, Surfen, Tennis, Reiten und vor allem Golf. Von dem miradouro (dt.: Aussichtsterrasse) Bem Parece hat man einen hervorragenden Blick über die Stadt, den Strand und das Meer.
- Carvoeiro – Das ca. 5 km von der Stadt Lagoa gelegene Carvoeiro ist einstmals als gelungenes Beispiel für die Neugestaltung der Küstenlinie gepriesen worden. Mittlerweise haben die exklusiven Ferienzentren, die sich auf dem Felsen oberhalb des alten Ortskerns aufdehnen, aber solch ein Ausmaß erreicht, dass die schöne Steilküste samt Hinterland fast flächendeckend mit Ferienhausanlagen im maurischen Stil überzogen ist. Recht malerisch ist am östlichen Ortsrand die als „Algar Seco“ bezeichnete Felsformation. Die Meeresbrandung hat hier in das weiche Kalkgestein bizarre Formen, Grotten und Höhlen hinein gewaschen. Auf den Klippen von Carvoeiro befindet sich die alte katholische Capela da Nossa Senhora da Encarnação, in der die Deutsche Evangelische Gemeinde an der Algarve regelmäßig ihre Gottesdienste feiert.
- Lagos – Die einstige Hauptstadt der Algarve ist heute eines der vielen Bettenhochburgen der Region, deren meisten Einwohner vom Tourismus leben. Ein Teil der Bevölkerung lebt aber nach wie vor von der Fischerei. Obwohl sich Lagos, wie schon erwähnt, in den letzten Jahrzehnten zu einem typischen Tourismusort entwickelt hat, bittet die Stadt dennoch ein recht geschlossenes Stadtbild.
- Olhão – Das noch sehr orientalisch anmutende Olhão ist eine der wenigen Städte der Algarve, die vom Tourismus noch weitgehend unberührt sind. Die Stadt liegt nur wenige Kilometer östlich der Hauptstadt Faro. Wichtigster Erwerbszweig der Bewohner ist der Fischfang auf Sardinen und Thunfisch, die hier, in einer ortsansässigen Konservenfabrik, auch gleich weiterverarbeitet werden. Ich verbinde mit Olhão viele schöne Erinnerungen, denn als Kind habe ich mehrere Male meine Sommerferien in diesem Ort, bei guten Freunden meiner Eltern, verbracht.
- Portimão – Mit seinen knapp 50.000 Einwohnern ist Portimão nicht gerade das was man „schön“ nennen kann, denn Portimão hat weder ein hübsches Stadtbild, noch interessante Sehenswürdigkeiten. Nichtsdestotrotz hat die Stadt mit dem malerischen und felsgesäumten Strand Praia da Rocha, wohl einen der bekanntesten Strände Portugals. Unweit von Portimão liegt mit dem Fischerort Ferragudo ein anderer berühmter Badeort an der Algarve.
- Silves – Das von Korkreichenwäldern umgebene, unweit von Portimão und Lagoa am Rio Arade gelegene Landstädtchen Silves war einstmals unter dem Namen „Xelb“ die Hauptstadt des maurischen Algarve. Silves ist sicherlich nicht die allerschönste Stadt, hat aber eine sehr sehenswerte alte maurische Burg (port.: Castelo dos Mouros) und eine schöne alte Kathedrale (port.: Sé), die einstmals über eine Moschee erbaut wurde.
- Tavira – Das noch recht maurisch anmutende Städtchen Tavira liegt zu beiden Seiten der Mündung des Rio Gilão. Im Vergleich zu anderen Orten an der Algarve geht es hier noch recht beschaulich zu. Tavira ist ein Zentrum des Thunfischfangs und besitzt im Mündungsbereich des Rio Gilão ausgedehnte Salinen.