Dienstag, 26. Januar 2010

Die Hemerothek von Lissabon






Wissen sie was eine „Hemerothek“ ist?
Also ich wusste es bis vor ein paar Tagen noch nicht!
Noch nicht einmal ansatzweise.

Aber seit dem letzten Freitag, als ich mit meinen Kollegen Yves und Miguel in Lissabon unterwegs war (bitte lesen sie hierzu auch den vorhergehenden post „Igreja de São Roque“), ist mein Wortschatz um ein Fremdwort reicher.

Eigentlich wollten Miguel, Yves und ich im Bairro Alto einen trinken gehen.
Aber als wir kurz vor der Kneipe, in der Rua São Pedro de Alcântara, an besagter „Hemerothek“ vorbeikamen, und mit dem Begriff, der an einem Schild an der Tür befestigt war, nichts anfangen konnten, trieb uns die Neugierde in das Gebäude rein.

Als wir durch die Eingangstür gingen, kamen wir in eine Empfangshalle an deren Ende ein großes Treppenhaus in die oberen Stockwerke führte.
Was mir auf den ersten Blick auffiel, war das Treppengeländer.
Ich glaube ich habe noch nie so ein ausgefallenes und künstlerisch wertvolles Treppengeländer gesehen, wie diesen in der „Hemerothek“.

Schließlich fragte ich die Dame am Empfang, was denn eine „Hemerothek“ sei, und wo wir uns denn eigentlich befinden würden.
Ohne zu zögern gab uns die junge Frau augenblicklich eine Lehrstunde in Griechisch.
Denn „Hemerothek“ (port.: „Hemeroteca“), so meinte sie, käme aus dem griechischen, und würde sich aus den zwei Wörtern „heméra“ (dt.: Tag oder täglich) und „théke“ (dt.: Depot oder Sammlung) zusammensetzen.

Eine Hemerothek ist also nichts weiter als eine Sammlung von Tageszeitungen oder Zeitschiften, im Gegensatz zu einer Bibliothek, in der wir doch eher eine Sammlung von Büchern vorfinden.

Ohne es zu wissen, befanden wir uns also im Archiv der Tageszeitungen und Zeitschriften der Stadt Lissabon (port.: Hemeroteca Municipal de Lisboa), in dem seit 1973 alle Tageszeitungen und Zeitschriften die in Portugal publiziert wurden, gesammelt und archiviert werden.

Obwohl erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gegründet, besitzt die Hemerothek Zeitungen und Zeitschriften die bis ins 18. Jahrhundert zurückgehen.
Insgesamt befinden sich im Archiv der Hemerothek über 500.000 verschiedene Publikationen, die meisten auf Mikrofilm festgehalten, da die Originale aus Sicherheitsgründen dem Publikum nicht mehr zugänglich sind.

Ich fand unseren kurzen Besuch in der Hemerothek sehr interessant.
Und ich habe mir fest vorgenommen demnächst wieder vorbeizuschauen, denn ich konnte, aus Zeitgründen, leider nicht so in den Publikationen rumstöbern wie ich es gerne getan hätte.
Schließlich hatten Miguel, Yves und ich noch ein paar Bierchen auf uns warten…

Igreja de São Roque






Am letzten Freitag ging ich mit meinen Arbeitskollegen Yves und Miguel im Bairro Alto einen trinken.
Auf dem Weg zur Kneipe, die in der Rua de São Pedro de Alcântara liegt, steht auch die Igreja de São Roque (dt.: Sankt Rochuskirche), eines der reich geschmücktesten Kirchen der Hauptstadt.
Spontan beschlossen wir die Kirche zu besuchen, denn im Gegensatz zu mir, hatten Yves und Miguel noch nie die Kirche von innen gesehen, obwohl sie, wie sie selber meinten, schon tausende Male an ihr vorbeigelaufen waren.

Wer so vor der nüchternen, und gradlinigen Fassade der Igreja de São Roque steht, kann sich kaum vorstellen wie opulent und reich die Kirche von innen dekoriert und ausgestattet ist.

Die ursprüngliche Fassade dieser Jesuitenkirche, aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, war aber durchaus nicht so schlicht wie die heutige.
Sie war ein Werk des italienischen Architekten Fillipo Terzi, und wurde beim großen Erdbeben von 1755 leider zerstört.
Nicht so aber die wertvolle Innenausrichtung.
Die blieb der Nachwelt glücklicherweise bis heute erhalten.

Das Innere der Igreja de São Roque ist ein Überschwank aus purem Gold, Gemälden, Elfenbein, Marmor, Azulejos und barocken, vergoldeten Holzschnitzereien (port.: telha dourada).
Glanzvoller Höhepunkt dieser Innenausstattung ist die letzte Seitenkapelle, auf der linken Seite, die dem Heiligen Johannes dem Täufer (port.: Capela de São João Baptista) gewidmet ist.

Diese Kapelle, die zu den wertvollsten auf der Welt zählt, hat eine außergewöhnliche Geschichte.
Im Jahre 1742 gab König João V, dem italienischen Künstler und Architekten Luigi Vanvitelli in Rom den Auftrag, eine Kapelle zu bauen, „die alle bis dahin gebauten in den Schatten stellen sollte“.

So baute Vanvitelli in fünf Jahren in Rom die außergewöhnliche Kapelle zusammen.
Nachdem sie zusammengebaut war, wurde sie dann feierlich vom Papst geweiht, um dann wieder in ihre Bestandteile zerlegt zu werden, damit sie dann 1747 auf drei Schiffen nach Lissabon gebracht werden konnte.
Kaum war die wertvolle Fracht in Lissabon angekommen setzte man die Kapelle, wie ein Puzzle, Teil für Teil wieder zusammen, bis sie 1750 fertig gestellt war.
Diese einzigartige Kapelle ist ein barockes Kunstwerk in Gold, Edelsteinen, Silber, Elfenbein und Bronze.
Die Säulen sind aus reinem Lapislazuli, der Altar aus seltenem blauem Marmor und die Engel und Johannes der Täufer sind aus Carraramarmor und Elfenbein.

Überhaupt ist die ganze Kirche Igreja de São Roque ein einziges Wunderwerk an Pracht, Kunst und Reichtum.

Wer also von euch jemals an der schlichten Igreja de São Roque vorbeigehen sollte, der sollte sich wirklich die Zeit nehmen reinzuschauen.
Glaubt mir, es wird sich lohnen!

Warum „Sagres III“?




Ich schreibe den Blog „Planet Portugal“ in erster Linie für mich, als Ausgleich für den Stress den ich im Alltag habe, und dann natürlich für all die Menschen, die meine Berichte, Geschichten und Erlebnisse gerne lesen.

Umso mehr freut es mich, wenn ich dann Kommentare, Anregungen und Kritiken, seien sie schriftlicher oder mündlicher Art, von all diesen Lesern bekomme.

Und wenn mich dann einer dieser aufmerksamen Leser, auf den einen oder anderen Fehler, bzw. Versäumnis hinweist, dann nehme ich das demjenigen nicht übel, sondern im Gegenteil, ich nehme dies als eine Art Verbesserungsvorschlag an.

Am 19. Januar 2010 veröffentlichte ich hier im Blog den post „Sagres III“, in dem ich über das aktuelle Segelschulschiff der Portugiesischen Marine und seine laufende Weltreise berichtete.

Ich habe eigentlich ziemlich ausführlich über die Geschichte des Schulsegelschiffs „Sagres III“ geschrieben.
Doch einen Tag nach dem Veröffentlichen des posts über die „Sagres III“ fragte mich meine liebe Freundin Rita, die mein Blog sehr aufmerksam verfolgt, eine sehr interessante und berechtigte Frage, nämlich:
„Warum heißt die „Sagres III“ eigentlich „Sagres III“?
Das heißt, warum kommt nach dem Schiffsamen Sagres, eine römische drei?
Warum heißt der Segler „Sagres III“ und nicht etwa „Sagres II“ oder „Sagres IV“?

Nun, die „Sagres III“ heißt so, weil sie das dritte Segelschulschiff mit diesem Namen ist!
So einfach ist das!

Aber wer mich genau kennt, weiß dass ich es mir nie so einfach mache.
Also habe ich ein paar Bücher gewälzt, und nun hier, sozusagen als Nachtrag, ein paar interessante Informationen über die „Sagres I“ und die „Sagres II“ zusammengebracht.

Die „Sagres I“ wurde in der Werft Messrs. Young, Son and Magnay, im britischen Limehouse gebaut. Sie war eine 79 m lange Korvette, mit 137 Mann Besatzung, die zwischen 1858 und 1898, im Dienste der Portugiesischen Marine stand.
Die „Sagres I“ unternahm mehrere diplomatische Missionen und Reisen in die alten Kolonien, bevor sie 1976 als Schulschiff in Dienst genommen wurde.
Als Schulschiff der Portugiesischen Marine verbrachte die „Sagres I“, die letzten Jahre ihres Daseins angeleint am Ufer des Douro, in Porto.
Nach ihrer Ausmusterung im Jahre 1898, wurde das Schiff demontiert und außer ein paar Bilder und ein paar nautischen Geräten, die heute im Lissabonner Marinemuseum (port.: Museu da Marinha) gezeigt werden, ist nichts von diesem Segelschiff übrig geblieben.

Die „Sagres II“ wurde 1896 in der Werft der Rickmers Reismühlen, Reederei und Schiffsbau AG, in Bremerhaven, als Dreimaster vom Stapel gelassen.
Ihr erster Name war „Rickmer Rickmers“, nach dem damaligen Reeder Willi Rickmer Rickmers. Das Segelschiff machte mehrere Reisen von Deutschland nach Asien und Afrika.
1912 wechselte die „Rickmer Rickmers“ die Reederei, und der neue Besitzer taufte sie auf den Namen „Max“ um.
1914, von einer Reise aus Chile kommend, ging die „Max“ auf der Azoreninsel Horta vor Anker.
Obwohl sich Deutschland damals noch nicht im Krieg mit Portugal befand, konfiszierten die Portugiesen auf Drängen Englands, da dringend Frachtschiffe benötigt wurden, nach Seerecht widerrechtlich die „Max" und nannten sie fortan „Flores“.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Segler umgebaut und umbenannt.
Aus einem Kriegstransporter wurde ein Segelschulschiff und aus der „Flores wurde die „Sagres II“.
Bis 1962 wurde die „Sagres II“ als Segelschulschiff eingesetzt.
Dann wurde sie, nach dem Kauf der „Sagres III“, ausgemustert und verbrachte ihre letzten Jahre in Portugal als Depotschiff auf dem Marinestützpunkt Alfeite in Almada, jetzt mit dem Namen „Santo André“.
1983 kaufte der Hamburger Verein „Windjammer für Hamburg“ das schon stark heruntergekommene Segelschiff der portugiesischen Marine ab, und nach einer mehrjährigen Restaurierung, ging der Segler mit seinem ersten Namen „Rickmer Rickmers“ in seinem alten Heimathafen Hamburg als Museumsschiff vor Anker.
Dort findet man ihn bis heute, bei den St. Pauli Landungsbrücken, an.

Ich hoffe nun, liebe Rita, dir alle ungeklärten Fragen über die „Sagres I“ und die „Sagres II“ beantwortet zu haben.
Danke für deine Anregung, und Dank auch an all diejenigen, die mit ihren Anregungen, Kommentaren und Fragen diesen Blog erst möglich machen!

Donnerstag, 21. Januar 2010

„Es war das Ende der Welt...“


„Gegen zehn Uhr morgens spürte ich ein leichtes Zittern, begleitet von einem Rumoren, wie von zehn zu schnell gefahrenen Karren, die in der Gasse näher kommen. (...)
Das Zittern wurde stärker, ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, das Haus schien sich zu drehen, ich sah Risse in den Wänden, die tiefer und tiefer wurden. Verriegelte Türen sprangen aus den Angeln, ich hörte draußen Menschen schreien (...)
Ich hörte wie alle das Haus verließen. Ich zog mir eilig eine Jacke über. Während ich herunter gefallene Bücher aufhob, begann das Zittern und Rumoren erneut, diesmal um einiges stärker.
Ich ließ von meinem Vorhaben ab, griff nach meinem Hut und lief hinaus. Ich hatte viel Glück, denn das Haus hätte mich begraben können. Jetzt erst sah ich nämlich, wie sich unser Haus vor und zurück beugte, wie ein Schiffsmast im Sturm. Es war gespenstig (...)
Später sah ich, dass in der ganzen bemitleidenswerten Nachbarschaft keiner außer mir etwas Anständiges am Leibe trug (…).“

„Das Volk war durchdrungen von dem Gedanken, dies sei der Jüngste Tag. So taten sie in den Momenten zwischen den Erdstößen Frommes. Sie beteten und bekreuzigten sich mitten auf den Straßen. Männer wie Frauen murmelten Litaneien und riefen schreiend die Toten an. Bei jedem neuen Erdstoß sanken sie auf die Knie und flehten um Gnade (...).“

„Jetzt erst, wo ich umherirrte merkte ich, dass mein Bein verletzt war und ich aus den Augen blutete. Ich ging zurück in den Hof, wo meine Brüder waren. Gott sei Dank, sie lebten (…)! Andere liefen zum Fluss, ein Schiff zu erreichen. Sie wollten fort, fort aus dieser toten Stadt, doch dort sollte sie bald ein noch schlimmeres Schicksal treffen, denn das Meer kam in riesigen Wellen in die Stadt. Es war das Ende der Welt (…).“



Dies ist nicht etwa der Bericht eines Überlebenden des schrecklichen Erdbebens von Haiti, vom 12. Januar dieses Jahres.
Nein, es ist der Auszug aus einem Brief des englischen Kaufmanns und Handelsgesandten Thomas Chase, der im heutigen Stadtteil Lapa lebte, und der über das große Erdbeben vom 01. November 1755, hier in Lissabon berichtet.
Er schrieb diese Zeilen an seinen Bruder, der in London weilte, am 13. November 1755.

Aber auch wenn diese Zeilen schon über 254 Jahre alt sind, so sind sie so doch so erschreckend aktuell, als ob sie wirklich erst heute geschrieben worden wären.

Dienstag, 19. Januar 2010

Sagres III


Heute Morgen startete von Lissabon aus das Segelschulschiff „Sagres III“ zu seiner dritten Weltumseglung.
Diese Weltumseglung wird ca. 11 Monate dauern und an Bord werden 203 Mann Besatzung sein.
Diese 203 Mann unterteilen sich in 63 Kadetten, 114 Matrosen, 16 Unteroffizieren und neun Offizieren.
Sie alle bilden die Besatzung des wichtigsten Segelschulschiffes der Portugiesischen Marine.
Gemeinsam werden sie bei dieser Weltumseglung drei Ozeane durchqueren und über 35.800 Seemeilen zurücklegen.

Die Hauptaufgaben der „Sagres“ sind die Ausbildung der Marinekadetten zu zukünftigen Matrosen und Offizieren und die Repräsentation Portugals im Ausland.

Und Portugal repräsentieren wird die „Sagres“ auch dieses Mal, wenn sie nun die Welt umreist.
Sie wird Häfen in Brasilien, Uruguay, Argentinien, Chile, Peru, Ecuador, USA, Japan, China, Macau, Indonesien, Ost-Timor, Singapur, Thailand, Indien, Ägypten und Algerien anlaufen.

Ihren ursprünglichen Heimathafen Hamburg, wird die „Sagres“ auf dieser Weltumrundung nicht anlaufen.
Die „Sagres“ ging nämlich 1937 bei „Blohm & Voss“ in Hamburg vom Stapel.
Damals hieß sie noch „Albert Leo Schlageter“ und diente den Nazis unter anderem als Büroschiff.
Nach Kriegsende wurde das Segelschiff dann von den Amerikanern an Brasilien verkauft, und es wurde auf den Namen „Guanabara“ getauft.
1961 verkauften wiederum die Brasilianer das Schiff.
Diesmal an Portugal.
Am 08. Februar 1962 wurde das Segelschiff mit dem Namen „Sagres III“ („Sagres III“, weil es schon vorher zwei andere Segelschiffe mit dem Namen Sagres gab) von der portugiesischen Marine in Dienst genommen.
Eines der Schwesternschiffe der „Sagres“ ist die „Gorch Fock“, der Deutschen Bundesmarine.

Auf dieser nun heute beginnenden, nach 1978/79 und 1983/84, dritten Weltreise wird die „Sagres III“ an verschiedenen wichtigen Events teilnehmen, wie z.B. am Portugal-Tag (port.: Dia de Camões, de Portugal e das Comunidades Portuguesas) im US-amerikanischen San Diego, an den Feierlichkeiten zu der 150-Jahr-Feier des Freundschaftsvertrags zwischen Japan und Portugal und an der EXPO 2010 in Shanghai.

Dem Schiff und der Mannschaft allzeit eine gute Fahrt und „Schiff Ahoi!“

Entweder man mag sie nicht oder man mag sie überhaupt nicht


Am Samstag, als ich mit meiner Arbeitskollegin Bea zur BTL (port.: Bolsa de Turismo de Lisboa / dt.: Lissabonner Tourismusbörse) gefahren bin, haben wir im Bus mehrere Themen angeschnitten.
Bea und ich können nämlich wunderbar über die unterschiedlichsten Themen reden.
Unter anderem fragte mich Bea wie ich, bzw. wir Portugiesen zu unseren spanischen Nachbarn stehen.

Also versuchte ich Bea schonend beizubringen, das die portugiesische Welt (ja, es gibt sie tatsächlich, die portugiesische Welt!) sich, ganz vereinfacht gesagt, in eine Gruppe aufteilt die die Spanier nicht mag und in eine Gruppe die sie überhaupt nicht mag.
Man muss aber fairer Weise sagen das die erste Gruppe leicht im Vorteil ist.

Heutzutage haben wir uns hier in Portugal an unseren iberischen Nachbarn einigermaßen gewöhnt, vielleicht weil uns das „gemeinsame Europa“ das aufzwingt.

Das war aber nicht immer so!
Es gab eine Zeit, besonders die zwischen 1580 und 1640, da herrschte Spanien über Portugal, mit all seiner Macht, Strenge, Gewalt und Brutalität.
Diese Jahre eines „gemeinsamen Königreiches von Spanien und Portugal“ waren wohl die schwärzesten in der Geschichte Portugals.
Das haben wir den Spaniern nicht vergessen!

Für Spanien waren wir hier in Portugal nichts weiter als eine ihrer Kolonien, so wie Peru, Bolivien oder Mexiko.
Sie wollten, mit aller Macht, dass wir intellektuell und gesellschaftlich zu Musterspaniern werden. Wir wurden gezwungen spanisch zu sprechen, spanisch zu schreiben und sogar spanisch zu denken!
Aber da hatten die Spanier wenig Erfolg.
Denn wir Portugiesen waren schon immer ein Volk das nach dem Motto lebt: „Die Gedanken sind frei!“

Heute hat sich das Verhältnis zwischen uns Portugiesen und unseren Nachbarn sehr verändert.
Natürlich gibt es heute nicht mehr diese Hispanofobie wie noch vor ein paar Jahrzehnten.
Aber wir sind noch meilenweit von einer Hispanoeuphorie entfernt.

Wie weit unsere zwei Nationen eigentlich auseinander sind, obwohl wir so nahe bei einander leben, zeigt sich z.B. daran, das man an fast jedem Lissabonner Kiosk die „Financial Times“ kaufen kann, während man nach dem spanischen „El Mundo“ lange suchen muss.
Auch werden im portugiesischen Fernsehen jeden Tag amerikanische, englische und sogar deutsche Filme gezeigt, während spanischen TV-Beiträge vielleicht nur zwei oder drei Mal im Monagt laufen.
Die Welt kommt für uns, genauso wie z.B. in Deutschland, auf Englisch daher, und nicht auf Spanisch!

Nur eines bringen wir hier in Portugal nicht fertig:
Wir schaffen es nicht, Obama in der Beliebtheitsskala vor den spanischen König Juan Carlos zu platzieren.
Juan Carlos ist hier in Portugal so beliebt, das er sogar vielen portugiesischen Politikern den Rang abläuft.

Die Welt, sowohl die portugiesische als auch die spanische (denn ja, genauso wie es eine portugiesische Welt gibt, so gibt es auch eine spanische!), hat sich in den letzten Jahren verändert.
Auch wenn viele es hier auf der Iberischen Halbinsel nicht wahr haben wollen:
Wir sind auf dem Weg, zwar langsam aber sicher, uns näher zu kommen!

BTL


Dieses Wochenende ging hier in Lissabon eine weitere BTL (port.: Bolsa de Turismo de Lisboa / dt.: Lissabonner Tourismusbörse) zu Ende.
Auf der FIL, dem Internationalen Messegelände von Lissabon (port.: Feira International de Lisboa) präsentierten sich vom 13.01.2010 bis zum 17.01.2010, in vier Pavillons, über 400 nationale und internationale Aussteller der Tourismus- und Hotelbranche.

Die BTL ist die größte internationale Messe Portugals.
Länder wie Brasilien, Spanien, China, Andorra, Südafrika, Frankreich, Argentinien, Cuba und Japan präsentierten sich hier genauso von ihrer besten Seite, wie die einzelnen Provinzen und Regionen Portugals, wie unter anderem die Inseln Madeira und Azoren, der Alentejo, die Algarve, der Ribatejo und das Dourotal.

Ich habe dieses Jahr zum sechsten Mal die BTL besucht.
Das die Tourismusbörse mit den Jahren gewachsen ist, ist nicht zu bestreiten.
Das diese Messe aber in den letzten zwei, drei Jahren auch nicht gerade vor Neuigkeiten strotzt ist leider ebenso nicht von der Hand zu weisen.
Mit der BTL kann es also zukünftig nur aufwärts gehen!

Ach ja, Deutschland hat zum wiederholsteten Male nicht an der BTL teilgenommen.
Das zeigt, das das Deutsche Touristikamt es wohl nicht nötig hat, an einer „kleinen Messe am Rande Europas“ teil zu nehmen.
Da soll mir doch noch mal einer kommen, und sagen, der deutschen Tourismusbranche würde es nicht gut gehen!...

Der 62-Tage-Prinzgemahl


Fast auf den Tag genau, vor 175 Jahren, nämlich am 25. Januar des Jahres 1835, landete mit der Korvette „Nauenburg“, aus London kommend, ein junger Prinz im Tejo an, der dazu bestimmt war durch die Heirat mit Königin Maria II, Prinzgemahl von Portugal zu werden.

Dieser junge Prinz war August, Herzog von Leuchtenberg (port.: Augusto, Duque de Leuchtenberg).
August war ein stattlicher, gut aussehender und hoch intelligenter junger Prinz, der sowohl der Kunst und der Literatur, als auch dem Militärhandwerk zugeneigt war.
Er hätte eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des portugiesischen Königshauses werden können.
Doch das Schicksal wollte es anders, und so wurde aus Augusto de Leuchtenberg nur eine der tragischsten Figuren der Monarchie.

Als Sohn des Generals Eugen de Beauharnais und Leuchtenberg und der bayerischen Prinzessin Auguste Amelie, wurde er am 09. Dezember 1835, als August Karl Eugen Napoleon de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg (port.: Augusto Carlos Eugénio Napoleão de Beauharnais, Duque de Leuchtenberg), in München geboren.

August war ein Nachfahre von Kaiserin Josefine, der Gemahlin Napoleon Bonapartes und er war ein Bruder der brasilianischen Kaiserin Maria Amélia, die Kaiser Pedro I geehelicht hatte.

Als 1828, die damals 12jährige Kronprinzessin Maria von Portugal in London als Gast von Queen Victoria weilt, trifft sie zum ersten Mal, auf einem Ball, auf August von Leuchtenberg.
Es soll Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, so berichten die Chronisten. Und da muss auch etwas Wahres dran sein, denn über sieben Jahre lang, bis zu ihrer Heirat, sollen die Kronprinzessin und der Prinz sich mehrere hundert Briefe geschrieben haben.

Kaiser Pedro I von Brasilien, selbst ein hoffnungsloser Romantiker, der zugunsten seiner Tochter Maria auf den portugiesischen Thron verzichtet hatte, steht damals einer Liebesheirat seiner Tochter mit dem deutschen Prinzen nicht im Wege.

Und so gehen Augusto de Leuchtenberg, wie er fortan in Portugal heißen wird, und die gerade erst 19jährige Königin Maria II, am 26. Januar 1835, den Bund der Ehe ein.

Die Hochzeit wurde in der Kathedrale von Lissabon (port.: Sé de Lisboa) zelebriert und laut den Chroniken sollen auf den Straßen der Hauptstadt tausende von Menschen dem jungen Paar begeistert zugejubelt haben.
Als Hochzeitsgeschenk bekam der Prinz den Titel eines Grafen von Santa Cruz.

Die Heirat zwischen Augusto und Maria II war, wie schon erwähnt, eine Liebeshochzeit, was zur damaligen Zeit, als es noch ganz normal war eine königliche Ehe rein aus politischen Gründen zu arrangieren, äußerst selten war.
Um so tragischer ist dann aber die Tatsache, das die Ehe zwischen Königin Maria II und ihrem Prinzgemahl gerade mal nur zwei Monate hielt.

Augusto de Leuchtenberg übernimmt als königlicher Prinzgemahl am 20. März 1835 das Amt des Oberbefehlshabers der Portugiesischen Truppen (port.: Comandante-chefe do Exército das Tropas Portuguêsas). An diesem Tag nimmt er in Almeirim, bei strömendem Regen, eine Ehrenparade ab.
Hier fängt er sich eine so schwere Grippe ein, von der er sich nicht mehr erholen wird.
Am 28. März 1835 stirbt Augusto de Leuchtenberg, nach nur 62 Tagen in Portugal, im Palácio das Necessidades, in Lissabon.

Barbados


Heute hat der Veranstalter des Mega-Events „Rock in Rio“, welches diesen Frühsommer wieder hier in Lissabon stattfinden wird, bekannt gegeben, das die R&B-Sängerin Rihanna hier in Lissabon auftreten wird.

Sie freue sich außerordentlich endlich einmal nach Lissabon zu kommen, um hier am größten Konzert der Welt teilzunehmen, ließ Rihanna, die im Moment in ihrer Heimat Barbados weilt, verlauten.
Außerdem freue sie sich darauf Portugal zu entdecken, das Land, dem ihre kleine Insel den Namen verdankt!

Ironie der Zeitgeschichte: noch vor Jahrhunderten reisten wir Portugiesen nach Barbados, um die Insel zu entdecken.
Heute kommt eine aus Barbados nach Europa um Portugal zu entdecken…

Barbados ist eine Insel der Kleinen Antillen im Atlantischen Ozean, in der Karibik.
Den Namen Barbados erhielt die Insel im Jahre 1536 von dem portugiesischen Seefahrer und Entdecker Pedro Campos.
Als der nämlich die Insel betrat, und die frei herabhängenden Wurzeln der dort häufig vorkommenden Feigenbäume sah, erinnerten ihn diese an riesige Bärte und so nannte er die Insel dem entsprechend „Barbados“, was auf Deutsch so viel heißt wie „die Bärtige“.

Bis 1625 gehörte Barbados zur portugiesischen Krone.
Dann wurde die Karibikinsel an England abgetreten.
Außer dem Namen ist uns von dieser Karibikinsel nichts übrig geblieben.
Oder vielleicht doch: eine Rihanna die sich darauf freut endlich mal nach Portugal zu kommen…

Donnerstag, 14. Januar 2010

Jardim Botânico Tropical: Die Kunst






Mitten im „Tropischen Botanischen Garten“ (port.: „Jardim Botânico Tropical“) im Lissabonner Stadtteil Belém, zwischen all den Zypressen, den Mammutbäumen, Palmen und anderen exotischen Bäumen und Blumen befinden sich mehrere Statuen, portugiesischer Künstler, zumeist aus der Kolonialzeit.

Vor allem die „Negerbüsten“ (port.: „Bustos dos negros“), die schwarze Ureinwohner der ehemaligen portugiesischen Kolonien darstellen, fallen einem ins Auge.
Sie sind sehr originalgetreu und stammen alle aus den 30iger und 40iger Jahren des letzten Jahrhunderts, als der Diktator António de Oliveira Salazar sie extra für den Jardim Botânico Tropical hat anfertigen lassen.

Diese Büsten sind die einzigen Kolonialkunstwerke, außer natürlich die, die in Museen ausgestellt werden, die heute noch öffentlich in Lissabon zu besichtigen sind!
Schon alleine ihretwegen lohnt sich ein Besuch im Tropischen Botanischen Garten zu Belém.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Jardim Botanico Tropicál: Palacio dos Condes de Calheta






Mitten im Tropischen Botanischen Garten (port.: Jardim Botânico Tropical) von Lissabon, im Stadtteil Belém, liegt der „Palacio dos Condes de Calheta“, ein altes Palastgebäude in dem das „Tropisch-Landwirtschaftliche Museum“ (port.: Jardim Museu Agrícola Tropical (JMAT) untergebracht ist.
Am 25. Januar 1906, vor nunmehr auf den Tag genau 104 Jahren, wurde das Museum gegründet.
Dieses Museum hat die Aufgabe seinen Besuchern die Pflanzen- und Tierwelt der Tropen und Subtropen, nahe zu bringen.
So sollen die Besucher die landwirtschaftliche Nutzung der Früchte und Samen der verschiedensten Bäume und Pflanzen, wie den Kaffee, den Kakao, den Kautschuk, usw. kennen lernen.

Im Palacio dos Condes de Calheta befindet sich nicht nur die Verwaltung des Parks, sondern auch eine der größten Blumen- und Baumsamensammlungen Europas.
Berühmt ist der Palast auch für seine einzigartigen Azulejos, die zu den schönsten in Lissabon gehören.
An den Palast grenzen mehrere alte Gewächshäuser an, die schon wesentlich bessere Zeiten gesehen haben, und die heute leider sehr heruntergekommen sind.

Vergessen sie aber die Gewächshäuser, und nehmen sie sich dafür Zeit für die schönen Azulejos.
Sie werden es garantiert nicht bereuen!

Jardim Botânico Tropical: Der Park






Letzte Woche besuchte ich den „Tropischen Botanischen Garten“ (port.: „Jardim Botânico Tropical“) im Stadtteil Belém, nicht zu verwechseln mit dem „Botanischen Garten“ (port.: „Jardim Tropical“) im Stadtteil Rato.

Der Tropische Botanische Garten, der, wie der Name schon sagt, hauptsächlich tropische und exotische Bäume, Blumen und Pflanzen aus den ehemaligen Kolonien Portugals und der ganzen Welt beherbergt, erstreckt sich über ein etwa 8 Hektar großes Areal, und beherbergt, unter anderem, ein altes Gewächshaus, ein Kakteenhaus, wunderschöne Statuen aus der Kolonialzeit und den alten Palast der Grafen von Calheta (port.: Palacio dos Condes de Calheta), dessen Außenwände mit wunderschönen Azulejos (dt.: Kacheln) ausgeschmückt ist.

Im „Palacio dos Condes de Calheta“ ist das „Tropisch-Landwirtschaftliche Museum“ (port.: Jardim Museu Agrícola Tropical (JMAT) untergebracht. Er wurde am 25. Januar 1906 in Anwesenheit seiner Majestät, König Carlos I, eingeweiht.

Seit seiner Gründung, soll es Aufgabe des Tropisch-Botanischen Gartens sein, die Pflanzen- und Tierwelt der Tropen, seinen Gästen nahe bringen.
Hier sollen die Besucher die landwirtschaftliche Nutzung der verschiedensten Bäume und Pflanzen aus den tropischen und subtropischen Gebieten der ehemaligen Kolonien Portugals kennen lernen.

Insgesamt wachsen in diesem Park über 430 verschiedene Bäume, Blumen und Pflanzen, wie

- riesige Zedern (dt.: Zeder / port.: cedro / lat.: Cedrus) aus dem heutigen Libanon
- mächtige Zypressen (dt.: Zypresse / port.: cipreste / lat.: Cupressus) aus Mexiko
- Gummibäume (dt.: Gummibaum / port.: árvore da borracha / lat.: Ficus elastica) aus Indien
- Drachenbäume (dt.: Drachenbaum / port.: dragoeiro / lat.: Dracaena draco) aus China
- uralte Ginkobäume (dt.: Ginkobaum / port.: gincgo / lat.: Ginkgo biloba) aus Japan
- Pfefferbäume (dt.: Pfefferbaum / port.: pimenteiro / lat.: Piper nigrum) aus Timor und
- Jakarandabäume (dt.: Palisanderbaum / port.: jacarandá / lat.: Jacaranda mimosifolia) aus Brasilien.

Außerdem leben hier, in freier Wildbahn, zusätzlich zu den vielen einheimischen Vögeln, 8 verschiedene exotische Vogelarten, die alle einmal aus Käfigen entflogen sind, und nun hier eine zweite Heimat gefunden haben, wie Papageien, Pfaue und die in Europa größte in Freiheit lebende Gruppe von Nymphensittichen.

Ich habe den Botanischen Garten jetzt im Winter besucht, und war begeistert, von der Vielfalt der Vegetation.
Aber man sagte mir, dass ein Besuch im Frühling oder Sommer besonders reizvoll sein soll.
Ich werde also wieder kommen, in ein paar Monaten!

Mittwoch, 6. Januar 2010

Nichts ist unmöglich: Kork


Anfang dieser Woche besuchte ich mit meiner Schwester und meinen Schwager in Lissabon den Laden eines Korkfabrikanten aus São Brás de Alportel.

Portugal ist der größte Korkproduzent auf Erden, und die Region um São Brás de Alportel, an der Algarve, rühmt sich, Herkunftsgebiet des „besten Korks der Welt zu sein“.
Die Stadt São Brás de Alportel liegt etwa 20 km nördlich der Provinzhauptstadt Faro und hat etwa 14.000 Einwohner, die alle, mehr oder weniger, von der Korkindustrie leben.
Schon immer war hier ein wichtiges Zentrum der portugiesischen Korkindustrie, denn in den angrenzenden Bergen der Serra do Caldeirão wird, wie gesagt, der qualitativ „beste Kork der Welt“ gewonnen.

Kork wird aus der Korkeiche (port.: sobreiro / lat.: Quercus suber) gewonnen.
Dieser immergrüne Laubbaum, mit ledrigen Blättern, kommt im ganzen westlichen Mittelmeerraum und Portugal, meistens in großen Korkeichenwäldern (port.: montados) vor und kann bis zu 400 Jahre alt werden.
Die Frucht der Korkeiche nennt man Eichel (port.: bolota).

Ihren Namen verdankt die Korkeiche den großen Korkschichten des Stammes, aus denen der Kork gewonnen wird.
Ein einzelner Baum kann während seines ganzen Lebens bis zu 250 kg Kork liefern.
Kork ist eigentlich nichts weiter als mit Luft gefüllte abgestorbene Rinde.
Kork ist sehr wärme- und schalldämmend und extrem wasserdicht.
Daher wird Kork nicht nur zur Herstellung von Flaschenkorken, sondern auch zur Herstellung von Wärme- und Schallisolierungen und Boden- und Wandverkleidungen verwendet.

Aber es werden auch Taschen, Geldbörsen, Lesezeichen, Krawatten, Mützen, Gürtel, Schreibmaterial, Schuhe, Stiefeln, Kissen und sogar Regenschirme und Schmuck hergestellt.
Eigentlich gibt es kaum etwas was sich nicht aus Kork produzieren lässt.
Selbst eine Briefmarken aus Kork, die die Portugiesische Post (port.: Correios de Portugal) in Umlauf gebracht, gibt es.

Kork, eigentlich ein uraltes Produkt, wird erst jetzt langsam wieder wertgeschätzt, nachdem, über Jahrzehnte hinweg, dieser Stoff nur zur Flaschenkorkenherstellung verwendet wurde.
Aber jetzt, da hier in Portugal, und auch im Ausland, die Liebe zum Kork wiederentdeckt wurde, steht diesem Produkt, so bin ich mir sicher, eine glänzende Zukunft bevor.

Das Kutschenmuseum in Belém






An der Praça Afonso de Albuquerque, im Lissabonner Stadtteil Belém, liegt Portugals meist besuchtestes Museum, das „Nationale Kutschenmuseum“ (port.: „Museu Nacional dos Coches“.
Erst diese Woche war ich dort, und habe somit mit meinem Besuch dafür gesorgt, dass das Kutschenmuseum auch weiterhin das beliebteste des Landes ist.

Befinden tut sich das Kutschenmuseum in der ehemaligen alten königlichen Hofreitschule (port.: Picadeiro Real do Palácio de Belém), das vom italienischen Architekten Giacomo Azzolini im Jahre 1726 erbaut wurde.
Bereits im Jahre 1905 gründete Königin Maria Amélia, die Ehefrau von König Carlos I, das Königliche Kutschenmuseum.
Das Museum feiert somit dieses Jahr seinen 105 Geburtstag.

Das Nationale Kutschenmuseum in Lissabon beherbergt die weltgrößte Sammlung, einmalig in ihrer Art, an königlichen Fuhrwerken, darunter Kutschen, Kaleschen, Sänften, Cabrioletts und Kinderwägen, wie sie an den Höfen Europas zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert benutzt wurden.

Außerdem werden eine Reihe von Pferdegeschirren, Waffen, Sätteln und Gala-Uniformen ausgestellt.
Ein besonderes Highlight ist die Ölgemäldegalerie im Ersten Stock mit den Portraits der Monarchen der Dynastie Bragança.

Die schönsten Kutschen die in diesem Museum ausgestellt sind, sind unter anderem die Reisekutsche von Phillip II von Spanien, der als Filipe I seinerzeit über Portugal herrschte, dann die drei imposanten Kutschen von Rodrigo Almeida e Menezes, dem Marquês de Abrantes, die er als Botschafter im Vatikan benutzte und die jede über unglaubliche fünf Tonnen wiegt.
Und dann die Staatskutsche von João VI, die er sich nach seiner Rückkehr aus Brasilien bauen lies, und die noch 1957, beim Staatsbesuch der britischen Königin Elisabeth II, benutzt wurde.

Außerdem kann man zur Zeit im Museum, als Leihgabe, die Kutsche besichtigen, in der die königliche Familie am 01. Februar 1908 einem Anschlag zum Opfer fiel, bei dem König Carlos I und sein Sohn Infante D. Luis Filipe, der Thronfolger, ums leben kamen.
Normalerweise wird diese Kutsche im königlichen Schloss von Vila Viçosa, im Alentejo, ausgestellt.

Heute, am 06. Januar 2010, beginnen, schräg gegenüber vom jetzigen Museum, die Bauarbeiten an dem neuen Kutschenmuseum. Die Bauarbeiten sollen in etwa zwei Jahre dauern.
Dann sollen die Kutschen ins neue Gebäude einziehen.
Aus dem alten Gebäude wird dann das, was es ursprünglich einmal war: eine Hofreitschule.

Die Heiligen Drei Königinnen


Nach der Meinung einer sehr guten Freundin von mir, ist die Bibel das wohl frauenfeindlichste Schriftwerk der Menschheit.
Nun, das mag ein jeder so sehen wie er will, und sicherlich hat sie ansatzweise auch Recht.
Nur darf sie, und alle die, die vehement auf die Gleichberechtigung der Frauen pochen, nicht vergessen, das die Bibel in einer Zeit geschrieben wurde, als Frauen leider generell wenig Meinungsfreiheiten hatten.
Schließlich ist die Bibel ja nicht eine Erfindung von heute, sondern ein zweitausend Jahre altes Schriftstück!

Und machen wir uns nicht vor, wie sehe die Welt wohl heute aus, wenn in gewissen Stellen der Bibel die Frauen die Hauptrolle spielen würden und nicht die Männer.

Heute, am 06. Januar, feiern wir den Tag der „Heiligen Drei Könige“.
Was wäre z.B., wenn es anstatt der drei heiligen Könige, „Drei Heilige Königinnen“ gewesen wären, die das Christkind in Bethlehem aufgesucht hätten?

Nun, im Gegensatz zu ihren männlichen Vorbildern wären sie bestimmt nicht zwei Wochen unterwegs gewesen, denn sie hätten garantiert zwischendurch mal nach dem Weg gefragt.
Dann hätten sie garantiert den Stall durchgefegt, aufgeräumt und auf Vordermann gebracht.
Anstatt Weihrauch und Myrrhe hätten sie dem Christkind wohl nützlichere Geschenke gebracht, wie Windeln, Hipp-Gläser und einen Schnuller.
Und sie hätten bestimmt für alle Anwesenden etwas zum Essen mitgenommen.

Aber was hätten diese „Drei Königinnen“ wohl gesagt, wenn sie dann den Heimweg angetreten wären?
Bestimmt hätten sie, wenn sie dem Stall den Rücken zugekehrt hätten, solche Dinge von sich gegeben wie:

- habt ihr die Schuhe von Maria gesehen? Die passen überhaupt nicht zum Kleid!
- Das Christkind sieht dem Josef überhaupt nicht ähnlich, meint ihr nicht auch?
- Wie können die sich nur die ganzen Tiere zuhause halten? Dieser Gestank!
- Und Josef, der ist doch bestimmt Arbeitslos!...

So gesehen ist mir die von der Bibel überlieferte Variation der Geschichte Tausend mal lieber…

Dienstag, 5. Januar 2010

Weg da!


Beim lesen eines Buches über König Dom Carlos I lass ich auch einige Worte über seinen Bruder Dom Afonso, Duque do Porto (dt.: Alfons, Herzog von Porto), die ich sehr amüsant fand.

Dom Afonso wurde am 31. Januar 1865 in Lissabon als zweiter Sohn von König Luis I und der Königin Maria Pia von Savoyen (port.: Maria Pia de Sabóia) geboren.

Als Zweitgeborener hatte er bei weitem nicht die Aufgaben und Verantwortungen, die sein Bruder Carlos I als König hatte.
Afonso war weder an der Politik interessiert, noch machte er sich viel aus Kultur, im Gegensatz zu seinem Vater und seinem Bruder.
Dafür war Afonso allerdings das, was man heute wohl eine „Sportskanone“ nennen würde.

Er praktizierte mehrere Sportarten und er war es auch, der als erster Autorennen in Portugal veranstaltete.
Er war dem Automobilsport regelrecht verfallen.
Und es war auch die Liebe zur Geschwindigkeit, die ihm seinen Spitznamen ein brachte.
Er wurde vom Volk liebevoll „Arreda“ genannt, was auf Deutsch so viel heißt wie „zurück!“ oder „Weg da!“

Er hatte nämlich die Angewohnheit, so wird berichtet, durch die Straßen der Hauptstadt mit hoher Geschwindigkeit zu fahren.
Und anstatt abzubremsen, wenn ihm jemand vor das Auto erschien, rief er lieber: „arreda! arreda“, was also so viel heißt wie „Weg da! Weg da!“

Afonso starb am 20. Februar 1920 im Exil in dem kleinen Ort Posillipo, in Italien, an den Folgen eines Unfalls, das er Tage zuvor bei einem Autorennen erlitten hatte.

Süße Medizin


Ich habe schon immer gehört, dass der - maßvolle - Genuss von Rotwein lebensverlängernd sein soll:
Das möchte ich als Weinfreund nur zu gerne glauben.

Aber auch dem portugiesischen Portwein werden medizinische Heilkräfte nachgesagt.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein durfte Portwein hier in Portugal seine segensreiche Wirkung als Medikament entfalten: Ein guter Portwein diente der Erholung und Stärkung geschwächter Menschen.

Früher lieferten viele Winzer sogar spezielle medizinische Portweine an Apotheken. Diese waren speziell mit tierischen Proteinen angereicherte.
Zur Herstellung dieser meistens über Apotheken vertriebenen Portweine wurden Viehknochen in die Mostbottiche fertig hergestellten Weins gelegt, um so eine proteinreiche Wein-Arznei herzustellen. Diese Medizinal-Weine kamen meist zur Stärkung und zur Rekonvaleszenz geschwächter Menschen zum Einsatz.
Noch heute hat der Portwein-Hersteller Sandeman in seinem Sortiment einen „Old Invalid Porto“ und das Portwein-Haus Ferreira bietet einen „Recuperator Port“ an.

Aber nicht nur angereichert, auch pur haben Portweine in der Medizin in der Vergangenheit hier in Portugal, und nicht nur hier, oft segensreiche Wirkung gezeigt.
Glaubt man etwa der „Enciclopédia Portuguêsa da Medicina Popular“ (dt.: „Portugiesische Enzyklopädie der Volksmedizin“) von 1843, dann wurde normaler Portwein etwa im britischen Glasgow sogar gegen Typhus eingesetzt:

„Jeder Typhuskranke hat im dortigen Hospitale seine Flasche starken Portwein neben sich stehen“,

heißt es dort.

Selbst bis nach Deutschland hat es das portugiesische Nationalgetränk als Arzneimittel gebracht.
In Oldenburg z.B. importierte im 19. Jahrhundert der bekannte Weinhändler Wille mehrere Dutzend Fässer Portwein als „Levante Doktor“.

Als José Ramos-Horta, der amtierende Präsident von Ost-Timor, bei einem Attentat im Februar letzten Jahres schwer verletzt wurde, reagierte Portugals Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva schnell:
Er sandte seinem ost-timorensischen Amtskollegen zur Genesung eine gute Flasche Portwein, sowie frische Pastéis de Belém.

Ramos Horta soll sich über diesen kulinarischen Gruß sehr gefreut haben - und laut seiner Ärzte sollen sowohl der Portwein als auch die süßen Teilchen den Gesundungsprozess des Patienten sehr gefördert haben.
Und das hat auch einen guten Grund, wie daraufhin Wein-Experten meinten. Portwein hat eine Menge Proteinen, so meinen sie.

Die medizinischen Wirkungen des Portweins sind heute leider ein wenig in Vergessenheit geraten.
Zu Unrecht.
Es kann nie an guten Gründen mangeln, immer mal wieder einen Portwein zu trinken.

In diesem Sinne: Gute Besserung!

In Portugal ticken die Uhren meistens anders


Hier in Portugal ticken die Uhren für gewöhnlich anders, als im restlichen Europa.
Das liegt zum einen daran, das wir hier am Rande Europas nicht, wie Deutschland, die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) haben, sondern die Greenwich Zeit (engl.: Greenwich Time).
Und zum anderen gehen bei uns die Uhren grundsätzlich nach.
So „hinken“ wir hier in Portugal dem restlichen Europa immer zeitlich etwas hinterher…

Die Menschen haben sich hier an die nicht ganz zuverlässige Zeitangabe der Uhren gewöhnt.
Einer dieser Uhren, die mal langsamer ging, mal ganz stehen blieb, ist die große Uhr am Triumphbogen der Rua Augusta, in der Lissabonner Baixa.

Der Triumphbogen der Rua Augusta (port.: Arco da Rua Augusta) gehört zu den wohl am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten Lissabons.
Dieser formenreich geschmückte Torbogen am Ende der Rua Augusta bildet das Eintrittsportal zur majestätischen Praça do Comerçio zum Tejoufer hin.
1941 wurde der fast siebzig Jahre früher errichtete Triumphbogen zur Stadtseite hin um ein weiteres Merkmal ergänzt: Eine weithin sichtbare Uhr, ausgestattet mit einem Glockenwerk zur Angabe der Stunde.
Trotz der erstklassigen Handwerkerarbeit an der Uhr machte sie schon kurze Zeit nach ihrer Errichtung Probleme.
Das feuchte Atlantik-Klima das in Lissabon herrscht, aber auch die unzureichenden Wartungen und die fehlenden Reparaturen, sorgten dafür, dass die Uhr am Triumphbogen der Rua Augusta immer öfter zur „unzuverlässigen Größe“ wurde.
Und das ausgerechnet in der Baixa, die noch immer Portugals
Banken- und Handelszentrum Nummer Eins ist.
„Zeit ist Geld“ - niemand weiß das besser als Geschäfts- und Kaufleute, auch die der Lissabonner Unterstadt.

Einer dieser Geschäftsleute, der in der Baixa seit mehreren Generationen ansässige Uhrmacher Pedro Torres, der gleichzeitig auch einer der erfolgreichsten Uhrmacher des Landes ist, hat sich dieser Uhr angenommen und erfolgreich Geld für ihre Renovierung aufgetrieben.
Trotz des schlechten Zustandes in dem sich das Uhrwerk befand, konnte die Uhr vor Monaten repariert werden.

So kann man nun in der Baixa, seit einigen Monaten, wieder das gewohnte Zeitsignal dieser schönen Uhr hören, so genau und zuverlässig wie bei ihrer Einweihung im Jahre 1941.
Ich selber habe mich, immer wenn ich in der Baixa war, nie auf den Stundenschlag dieser Uhr verlassen.
Aber vielleicht gewöhne ich es mir ja jetzt an, jetzt wo sie ja angeblich richtig laufen soll.

Die letzte Adresse der Könige von Portugal






Heute besuchte ich mit meiner Familie das Museum im „Palácio Nacional da Ajuda“, den ehemaligen Wohnsitz der königlichen Familie Portugals, im Stadtteil Ajuda.
Der „Palácio Real“ (dt.: Königliches Schloss), wie der Palast auch genannt wird, beherbergt nicht nur das wunderschöne Museum, sondern auch das Kultusministerium und eine Bibliothek.

In seiner heutigen Form wurde er im 19. Jahrhunderts im neoklassischen Stil errichtet, nachdem der Originalbau im Jahre 1795, mit all seiner reichen Inneneinrichtung, einem zerstörerischen Feuer zum Opfer gefallen war.
Der Originalbau war eine aus Holz und Zeltstoffen zusammengebaute Baracke (port.: Barraca Real), die sich König José hatte zusammenzimmern lassen, nachdem beim großen Erdbeben vom 01. November 1755 das königliche Schloss „Palácio da Ribeira“, am Tejoufer, zerstört worden war.
Da der König nach dem großen Beben eine regelrechte Phobie in geschlossenen Räumen hatte, lebte er bis an sein Lebensende im Jahre 1777 in dieser luxeriösen Holzhütte mit Zeltdach.

Nach dem großen Brand und nachdem die königliche Familie wegen der Truppen Napoleons ins Exil nach Brasilien musste, wurde der Palast erst 1861, unter König Luis I, wieder ständiger Wohnsitz der königlichen Familie, nachdem er im Jahr 1861 König geworden war.

Die luxuriösen Säle sind mit Seidentapeten, Porzellan, edlen Möbeln und Kristallleuchtern dekoriert.
Die „Sala Saxe“ (dt.: Sächsischer Saal) ist ein besonderes Beispiel des königlichen Luxus. Sie ist ein Geschenk des Königs von Sachsen an Königin Maria Pia, der Ehefrau von Luis I. Alle Möbelstücke dieses Saales sind verschwenderisch mit Meißener Porzellan geschmückt.
Andere wunderschöne Säle sind unter anderem der Wintergarten (port.: Jardim de Inverno), das Anziehzimmer der Königin (port.: Toilette), das Botschafterempfangszimmer (port.: Sala dos Embaixadores), die Kinderzimmer von König Carlos I und seinem Bruder Afonso (port.: Quartos dos Infantes) und der große Thronsaal (port.: Sala do Trono).

Im ersten Stock ist ein riesiger Bankettsaal mit Kristallleuchtern und seidenbespannten Stühlen bestückt. Das Deckenfresko dieses Saales zeigt eine Allegorie der Geburt von König D. João VI.
Dieser Saal wurde nicht nur zu Zeiten der Monarchie als Bankettsaal genutzt, sondern wird auch heute noch, zu Zeiten der Republik, als Bankettsaal für Staatsempfänge benutzt.
Überhaupt werden viele Säle des Palastes als Repräsentative Räume bei Staatsempfängen und Staatsfeierlichkeiten benutzt.

So sind sie halt, unsere republikanischen Freunde:
Erst gaben sie keine Ruhe bis sie den König außer Landes geschafft hatten, und heute schmücken sie sich gerne mit den Räumlichkeiten und den Objekten der Monarchie.
Als Monarchist kann ich über solche Dinge nur schmunzeln!

Türen und Fenster in Arraiolos






In meinen Blogs „Ich denke an dichte Fenster“ und „Da wo Fenster sind, da gehören auch Türen hin“, beide vom 18. Juni 2009, habe ich über die schönen Fenster und Türen berichtet, die man hier in der Hauptstadt, vor allem in der Altstadt, bestaunen kann.
Aber nicht nur in Lissabon gibt es schöne, ausgefallene Türen und Fenster, sondern auch z.B. im tiefsten Alentejo.

Anbei ein paar Beispiele traditioneller Fenster und Türen, von mir dieses Wochenende fotografiert, als ich die kleine Stadt Arraiolos besuchte.