Sonntag, 23. Februar 2014

Origineller Liebesbeweis oder einfach nur Schmiererei?


Viele betrachten Graffitis als Schmierereien, andere finden sie seien eine Form der modernen, urbanen Kunst.
Nun, man kann zu Graffitis stehen wie man will, wichtig ist nur, dass sie nicht illegal sind.
Alles andere ist, auch in meinen Augen, purer Vandalismus!

Nichtsdestotrotz, so muss ich zugeben, gibt es ab und zu so mach eine moderne „Wandmalerei“ und die eine oder andere Parole die einfach so an Schul- und Hauswänden, Busse und Bahnen, Schallschutzwänden von Autobahnen oder Bahnhöfen gesprayt werden, die es an einer gewissen Originalität nicht missen lassen.

Eine dieser sinnreichen Parolen habe ich dieser Tage an einer Kirche gesehen.
Also, abgesehen davon das der Pfarrer und ein großer Teil seiner katholischen Kirchengemeinde die Schmiererei an ihrer Kirche sicherlich nicht besonders originell fanden, so muss ich zugeben, das ich sie persönlich sehr kreativ fand!

An der Kirche Santa Maria stand folgender Satz am Glockenturm geschrieben:

„Não me casei pela igreja porque não acredito que a morte nos separe”
(dt.: Ich habe nicht kirchlich geheiratet, weil ich nicht daran glaube das der Tod uns scheidet“

Ich weiß nicht welche Baut oder welcher Bräutigam hier den Drang verspürt hat ihrer/seiner Umwelt mitzuteilen, warum sie/er ohne den kirchlichen Segen in die Ehe gegangen ist.
Fakt ist, das diese einfachen Worte, in meinen Augen, ein absoluter Liebesbeweis an dem jeweiligen Partner sind.
Ich meine, seien wir doch einmal ehrlich:
Wer möchte denn von seinem Partner nicht gerne hören, dass er an eine gemeinsame Liebe glaubt, die bis über den Tod hinaus geht?

Wenn Schmierereien in solch schönen Liebeserklärungen enden, dann drückt die Kirche von Papst Franziskus auch vor einer Anzeige wegen Sachbeschädigung (den um eine solche handelt es sich ja juristisch) sicherlich gerne Auge zu…

Freitag, 21. Februar 2014

Internationaler Tag der Muttersprache

A minha pátria é a língua portuguesa
(dt.: Meine Heimat ist die portugisische Sprache)

(Fernando Pessoa)


Heute ist der 21. Februar, der Internationale Tag der Muttersprache (port.: Dia Internacional da Língua Materna).
Dieser Tag wurde im Jahre 2000 von der UNESCO ausgerufen, und soll die „sprachliche und kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit“ auf der ganzen Welt fördern.
Schätzungsweise 6.000 verschiedene Sprachen gibt es auf der Welt.
Eine von ihnen ist Portugiesisch (port.: português).

Hier einpaar Fakten über die portugiesische Sprache:

In neun Ländern der Erde ist Portugiesisch die offizielle Landessprache.
Außer in Portugal wird es auch in Angola, Äquatorialguinea, Brasilien, Guinea-Bissau, den Kapverdischen Inseln, Moçambique, Ost-Timor und São Tomé und Principe gesprochen.

In der Sonderverwaltungszone Macau der Volksrepublik China (port.: Região Administrative Especial de Macau da República Popular da China) ist Portugiesisch neben Kantonesisch und Mandarin eine der offiziellen Amtssprachen.
In vielen Ländern der Welt, hauptsächlich auf dem amerikanischen Kontinent (Uruguay, Venezuela, Bermuda), in Afrika (Südafrika, Namibia, Sambia) und in Asien (Indien, Malaysia, Sri Lanka), in denen portugiesisch nicht die Muttersprache ist, beherrschen noch heute, bedingt durch die Kolonialgeschichte Portugals und die großen Auswanderungswellen vergangener Zeiten, vielen Menschen die portugiesische Sprache.

Heute sprechen schätzungsweise 250 Millionen Menschen weltweit Portugiesisch.
Nach Mandarin (port.: mandarim), Englisch (port.: inglês), Spanisch (port.: espanhol), Hindu (port.: hindustâni) und Arabisch (árabe) steht Portugiesisch auf der Rankingliste der meistgesprochenen Sprachen der Welt auf Platz 6.
Nach Englisch und Spanisch ist es die dritthäufigste gesprochene Sprache der westlichen Welt.
Auf der südlichen Erdhalbkugel wird keine andere Sprache häufiger gesprochen wie Portugiesisch!

Nach Schätzungen der UNESCO ist Portugiesisch, nach Englisch, die europäische Sprache mit dem größten Zuwachs.
Wissenschaftler gehen davon aus, das ihm Jahre 2050 etwa 340 Millionen Menschen weltweit die portugiesische Sprache sprechen werden.

Wann werden sie, werte Leserin und werter Leser dieses Blogs, ihren Portugiesischkurs beginnen?

Mittwoch, 19. Februar 2014

Brief von João Tordo an seinen Vater Fernando Tordo


In seinem Blog www.joaotordo.blogs.sapo.pt hat der portugiesische Schriftsteller João Tordo heute einen Brief veröffentlicht, welches er über seinen Vater, den Liedermacher und Sänger Fernando Tordo geschrieben hat.
In diesem offenen Brief an seinen Vater Fernando, der gestern im Alter von 65 Jahren nach Brasilien ausgewandert ist weil er als Künstler hier in Portugal keine Möglichkeit mehr sah um zu überleben, schreibt João Tordo in sehr bewegenden Worten über den Entschluss seines Vaters auszuwandern und seinen Abschied von Portugal.

Dieser Brief hat mich persönlich sehr bewegt, weil er mit sehr einfachen Worten das Leid und den Schmerz beschreibt, welches viele Menschen in den letzten Monaten und Jahren hier in Portugal mitmachen müssen.

Anbei eine Übersetzung des Briefes von Tordo Junior an seinen Vater Fernando. Leider war mir eine wortwörtliche Übersetzung des Textes nicht möglich, da viele Ausdrücke ins Deutsche einfach nicht zu übersetzen wären.
Ich habe aber den Inhalt des Briefes sehr wohl sinngemäß übersetzen können.


Brief von João Tordo an seinen Vater Fernando Tordo:

Gestern ging mein Vater fort. Er ist gegangen um nicht wiederzukommen; er ist nach Recife ausgewandert und hat das Land verlassen wo er geboren wurde und wo er 65 Jahre lang lebte.

Er bezog hier eine staatliche Rente von etwas mehr als 200 Euro, und zuzüglich noch eine kleine Rente von der portugiesischen Autorengesellschaft. Beide mickrigen Renten ermöglichten es ihm das Auto zu unterhalten, mit dem er in Lissabon und im ganzen Land unterwegs war um Konzerte zu geben.
Er spielte vor vollen Konzertsälen, vor halbvollen, und manchmal waren die Säle auch fast leer; aber er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen, war stets gut gelaunt (schließlich ist Gitarrespielen sein Job) und ließ sich erst jetzt zum Schluss von den Kasseneinnahmen beeinflussen.

Als ich mich gestern zum schlafen hinlegte, war ich traurig.
Und doch fühlte ich mich, zur gleichen Zeit, glücklich.
Traurig war ich, weil es eigentlich die Kinder normalerweise sind die auswandern und nicht ihre Eltern (aber leider hat sich hier in Portugal in den letzten Jahren das ganze System gewandelt).
Glücklich war ich, weil ich seinen Mut bewundere nochmals in einem Land das er kaum kennt (und wo ihn kaum einer kennt) von vorne anfangen zu wollen, voller Neugier auf die vielen neuen Dinge die ihn dort erwarten.

Dies alles sind persönliche Dinge, die kaum einen interessieren, ausgenommen uns, die Familie des Senhor Tordo.
Ob man seine Musik mag oder nicht, Fakt ist, das mein Vater hierzulande mit den Jahren eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, und deshalb hat er über facebook, wo er regelmäßig Kontakt zu seinen Freunden und Fans hat, seine Abreise hier aus Portugal angekündigt.
Die Kommentare auf diese seine Ankündigung auf facebook, die ich eigentlich gar nicht lesen wollte, sind der eigentliche Grund weshalb ich nun diesen Brief schreibe.

Viele haben sich mit ermutigenden Worten von meinem (kommunistischen) Vater verabschiedet. Andere wiederum haben ihn geraten nach Cuba zu ziehen. Oder nach Nordkorea. Wieder andere meinten, er hätte schon längst auswandern sollen. Sie haben ihn auf das Übelste beleidigt. Sie machen ihn für eine Politik verantwortlich, von der er sich schon seit vielen Jahrzehnten distanziert hat (als er noch politisch aktiv war, hat er lediglich auf seine bescheidene Art mit anderen Musikern, Autoren, Filmemachern und Künstlern, für die Befreiung des Volkes (vom Faschismus) gekämpft).
Auf facebook fragen sie ihn nun was er in Brasilien machen wird:
ob er zukünftig Toiletten und Küchen sauber machen wird? Ob er nun vorhat seinen goldenen Ruhestand zu genießen? Ob er sich nun ins gemachte Nest legen wird, dem ihm seine (kommunistischen) Freunde bereitet haben. Einer bat ihn sogar, vielleicht ironisch, „seine Rente dazulassen“, die schon erwähnten erbärmlichen 200 Euro.

Ich verstehe die menschliche Wut. Ich habe sie immer verstanden; sie ist natürlich, erst recht wenn wir leben so wie wir leben, wo wir leben und mit welchen Schwierigkeiten wir leben. Was ich allerdings nicht verstehe ist der Hass. Mein Vater, der sicherlich auch seine Fehler hat, so wie jeder von uns – und die Verfasser dieser ganzen Hasstiraden haben sie sicherlich auch – hat lediglich das getan, was er seiner Meinung hat tun müssen.

Ob es einem passt oder nicht, mein Vater ist ein Teil der Musikgeschichte Portugals. Alleine oder mit dem Liedertexter Ary dos Santos, schrieb er für einige der berühmtesten Stimmen Portugals – Carminho, Carlos do Carmo, Mariza und noch viele andere mehr – viele berühmte Titel der portugiesischen Volksmusik.

Egal was viele von ihm als Menschen halten, nur wenige kennen seine Persönlichkeit wirklich.
Ich kenne ihn: er ist ein sympathischer, humorvoller Typ, der mit sich im Reinen ist, und der gestern einfach die Koffer gepackt hat, seine Gitarre genommen hat, und mit 65 Jahren, weggegangen ist.
Früher oder später werden alle die, die ihn nach Kuba oder Nordkorea schicken wollten, die ihm tatsächlich empfohlen haben Toiletten oder Küchen saubermachen, alle die werden eines Tages sehen das sie die eigentlichen Verlierer sind, weil sie nicht wie er den Mut hatten zu gehen und in diesem Land geblieben sind: in diesem Land wo es nichts mehr außer Reality Shows, Telenovelas und Scham gibt.

Unsere Regierung behauptet jetzt andauernd die Krise wäre vorbei, vergisst aber gleichzeitig zu erwähnen, was alles andere verloren gegangen ist.
Das erste was verloren ging ist unsere Kultur, das Erbe unserer Nation.
Das zweite was verloren ging ist das Glück, das in den Gesichtern der Menschen auf der Straße nicht mehr zu finden ist – es gibt keine glücklichen Menschen mehr hier in Portugal.
Das dritte was wir verloren haben ist die Hoffnung.
Und das vierte was dieses Land verloren hat, sind die tausenden Menschen, wie meinen Vater, die sich weigern weiterhin in einem Land zu leben das von Politikern regiert wird, die alles daran setzen es zu Grunde zu richten – einem Land das er und tausende Menschen wie er versucht haben aufzubauen: ein Land das einmal besser für ihre Kinder und Enkelkinder sein sollte.
Sie sind Gescheitert; sie haben wirklich gedacht sie könnten etwas ändern.

Aber vielleicht wollen wir ja keine Änderung. Vielleicht wollen wir dieses Elend, lassen das ganze zu, lassen es uns einfach gefallen.
Soweit ist es schon gekommen, dass einige von ihrem gemütlichen Sofa aus einen beleidigen, nur weil er hier keine Arbeit findet, – und weil er mit 65 nicht als Geist oder als Bettler enden wollte – den Koffer und die Gitarre genommen hat und einfach gegangen ist.

Als ich mich gestern hingelegt habe, habe ich mir meinen Vater im Flugzeug vorgestellt, alleine, wie er von der Zukunft geträumt hat; gut gelaunt, mit einem Lächeln auf den Lippen.
Ich werde ihn sehr vermissen, ich gebe es zu.
Es tut mir weh zu wissen, dass mein Vater mich gestern verlassen hat.


Hier der Originaltext der Abschiedsbriefes den João Tordo über seinen Vater Fernando geschrieben hat:

Ontem, o meu pai foi-se embora. Não vem e já volta; emigrou para o Recife e deixou este país, onde nasceu e onde viveu durante 65 anos.

A sua reforma seria, por cá, de duzentos e poucos euros, mais uma pequena reforma da Sociedade Portuguesa de Autores que tem servido, durante os últimos anos, para pagar o carro onde se deslocava por Lisboa e para os concertos que foi dando pelo país. Nesses concertos teve salas cheias, meio cheias e, por vezes, quase vazias; fê-lo sempre (era o seu trabalho) com um sorriso nos lábios e boa disposição, ganhando à bilheteira.

Ontem, quando me deitei, senti-me triste. E, ao mesmo tempo, senti-me feliz. Triste, porque o mais normal é que os filhos emigrem e não os pais (mas talvez Portugal tenha sido capaz, nos últimos anos, de conseguiu baralhar essa tendência). Feliz, porque admiro-lhe a coragem de começar outra vez num país que quase desconhece (e onde quase o desconhecem), partindo animado pelas coisas novas que irá encontrar.

Tudo isto são coisas pessoais que não interessam a ninguém, excepto à família do senhor Tordo. Acontece que o meu pai, quer se goste ou não da música que fez, foi uma figura conhecida desde muito novo e, portanto, a sua partida, que ele se limitou a anunciar no Facebook, onde mantinha contacto regular com os amigos e admiradores, acabou por se tornar mediática. E é essa a razão pela qual escrevo: porque, quase sem o querer, li alguns dos comentários à sua partida.

Muita gente se despediu com palavras de encorajamento. Outros, contudo, mandaram-no para Cuba. Ou para a Coreia do Norte. Ou disseram que já devia ter emigrado há muito. Que só faz falta quem cá está. Chamam-lhe palavrões dos duros. Associam-no à política, de que se dissociou activamente há décadas (enquanto lá esteve contribuiu, à sua modesta maneira, com outros músicos, escritores, cineastas e artistas, para a libertação de um povo). E perguntaram o que iria fazer: limpar WC e cozinhas? Usufruir da reforma dourada? Agarrar um "tacho" proporcionado pelos "amiguinhos"? Houve até um que, com ironia insuspeita, lhe pediu que "deixasse cá a reforma". Os duzentos e tal euros.

Eu entendo o desamor. Sempre o entendi; é natural, ainda mais natural quando vivemos como vivemos e onde vivemos e com as dificuldades por que passamos. O que eu não entendo é o ódio. O meu pai, que é uma pessoa cheia de defeitos como todos nós – e como todos os autores destes singelos insultos –, fez aquilo que lhe restava fazer.

Quer se queira, quer não, ele faz parte da história da música em Portugal. Sozinho, ou com Ary dos Santos, ou para algumas das vozes mais apreciadas do público de hoje – Carminho, Carlos do Carmo, Mariza, são incontáveis –, fez alguns dos temas que irão perdurar enquanto nos for permitido ouvir música.

Pouco importa quem é o homem; isso fica reservado para a intimidade de quem o conhece. Eu conheço-o: é um tipo simpático e cheio de humor, que está bem com a vida e que, ontem, partiu com uma mala às costas e uma guitarra na mão, aos 65 anos, cansado deste país onde, mais cedo do que tarde, aqueles que o mandam para Cuba, a Coreia do Norte ou limpar WC e cozinhas encontrarão, finalmente, a terra prometida: um lugar onde nada restará senão os reality shows da televisão, as telenovelas e a vergonha.

Os nossos governantes têm-se preparado para anunciar, contentíssimos, que a crise acabou, esquecendo-se de dizer tudo o que acabou com ela. A primeira coisa foi a cultura, que é o património de um país. A segunda foi a felicidade, que está ausente dos rostos de quem anda na rua todos os dias. A terceira foi a esperança. E a quarta foi o meu pai, e outros como ele, que se recusam a ser governados por gente que fez tudo para dar cabo deste país – do país que ele, e milhões de pessoas como ele, cheias de defeitos, quiseram construir: um país melhor para os filhos e para os netos. Fracassaram nesse propósito; enganaram-se ao pensarem que podíamos mudar.

Não queremos mudar. Queremos esta miséria, admitimo-la, deixamos passar. E alguns de nós até aí estão para insultar, do conforto dos seus sofás, quem, por não ter trabalho aqui – e precisar de trabalhar para, aos 65 anos, não se transformar num fantasma ou num pedinte –, pegou nas malas e numa guitarra e se foi embora.

Ontem, ao deitar-me, imaginei-o dentro do avião, sozinho, a sonhar com o futuro; bem-disposto, com um sorriso nos lábios. Eu vou ter muitas saudades dele, mas sou suspeito. Dói-me saber que, ontem, o meu pai se foi embora.

Sonntag, 16. Februar 2014

Santinho


Es ist Winterzeit, und somit Erkältungszeit.
Wenn die Temperaturen sinken und das Wetter so nasskalt ist wie im Moment hier in Portugal, dann steigen die Erkältungserkrankungen rapide.
Und so ist es nicht verwunderlich, das im Augenblick so ziemlich jeder von uns schniefend und hüstelnd herumläuft und Taschentücher und Hustenbonbons in dieser Jahreszeit Hochkonjunktur haben.

Auch an meinem Arbeitsplatz wird in letzter Zeit kollektiv genießt und in unserem Büro wird geschnäuzt was das Zeug hält.
Als dieser Tage meine erkältete Kollegin Silvia Carina, die genau neben mir sitzt, niesen musste, sagte ich, für mich selbstverständlich, „Santinho“ zu ihr, was mit dem deutschen „Gesundheit“ vergleichbar ist, aber eher mit „Alle Heiligen mögen Dich beschützen“ übersetzt werden kann.

Soll man aber zu Jemand der niest „Santinho“, also „Gesundheit“, sagen oder nicht?
Soweit mir bekannt ist, gibt es ja in Deutschland so etwas wie eine Nies-Etikette, und da ich mit vielen Deutschen zusammenarbeite, will ich ja keinem zu Nahe treten.
Der deutsche Knigge sagt hierzu unmissverständlich:

„Muss man selbst, oder aber eine andere Person in einem Raum niesen, ignoriert man dies als einen unerheblichen Zwischenfall. Dieser sollte nicht durch ein schallendes „Gesundheit“ zu einem Drama gesundheitlichen Verfalls verfremdet werden.“
(aus knigge.de)

Während es also in Deutschland heutzutage anscheinend nicht mehr üblich ist Jemand nach dem niesen „Gesundheit“ zu wünschen, gilt es hier in Portugal als äußerst unhöflich, wenn man einer Person, die gerade genießt hat, nicht ein „Santinho“ zuruft.
Andere Länder – andere Sitten – andere Benimmregeln!

Was heißt aber nun „Santinho“ genau?
Also, „Santinho“ ist die portugiesische Diminutivform von „Santo“ (dt.: Heiliger).
Das mag für deutsche Ohren etwas skurril klingen, aber mit dieser frommen Ausspruchsform beim Niesen, die hierzulande ihren Ursprung im Mittelalter hat, wünschte man sich früher ursprünglich vereinfacht gesagt, dass Gott und alle „Heiligen“ des Himmels einem vor einer Krankheit schützen mögen.

Heute sagt man hier in Portugal „Santinho“ zu einem Kranken.
Aber damals im Mittelalter, zu einer Zeit in der Pest, Cholera und Pocken überall wüteten, sagte man „Santinho“ nur aus reinem Egoismus, d.h. man wünschte sich selber „Gesundheit“ und nicht etwa dem Kranken!
Früher war der Ausspruch „Santinho“ nichts weiter als ein frommer Abwehrwunsch für denjenigen selbst der ihn aussprach, weil man damals dachte, wenn man den „Santinho-Segen“ aussprechen würde, dann könne man sich der Unterstützung aller „Santinhos“ (dt. „Heiligen“) sicher sein.
Außerdem, so war man sich damals in dieser unaufgeklärten Zeit sicher, hielt das simple Wort „Santinho“ den Teufel und alle bösen Geister von einem fern.

Auch die Tatsache, dass man sich heute die Hand vor Nase und Mund hält wenn man niest oder hustet, ist ebenso ein Relikt aus dem Mittelalter. Schon damals bedeckte man sich Mund und Nase, aber nicht aus hygienischen Gründen, wie man vielleicht denken mag – nein!
Früher nahmen kranke Menschen einfach nur an, dass sie beim Niesen und Husten schutzlos dem Satan ausgeliefert waren, denn der konnte, ihrer Meinung nach, so leichter durch den offenen Mund in ihren Körper eindringen, und dann wären sie wohl endgültig erledigt gewesen.

Andere übliche Wunschformel, die man hier in Portugal beim Niesen verwendet, sind „saúde“ (dt.: Gesundheit) und „Deus te ajude“ (dt.: Gott beschütze dich / engl.: bless you).

Wie dem auch sei, ich werde weiterhin meinen verschnupften Mitmenschen „Santinho“ oder „Gesundheit“ zurufen, wenn diese in meiner Anwesenheit niesen.
Ich finde das gehört sich einfach so! – Knigge hin oder her!

Mittwoch, 12. Februar 2014

Ich habe den Besuch sehr genossen, aber nichts Bemerkenswertes vorgefunden


In irgendeiner portugiesischen Tageszeitung – ich glaube es war im „Publico“ – las ich, das Charles Darwin, der berühmte britische Naturforscher, heute seinen 205. Geburtstag feiert – oder besser, er würde ihn feiern, wenn er noch leben würde.
Darwin ist überall auf der Welt, und natürlich auch hier in Portugal, als Zoologe, Geologe, Naturwissenschaftler und vor allem als Evolutionstheoretiker bekannt und anerkannt.
Aber nur wenige wissen, dass Charles Darwin einmal auch hier in Portugal, besser gesagt auf den Azoren, sein Glück als Naturforscher versucht hat.

Es war am 20. September 1836, Darwin kehrte damals von einer fünfjährigen Forschungsweltreise zurück die er 1831 begonnen hatte, als der berühmte Wissenschaftler als Passagier der HMS Beagle, einem Vermessungsschiff der Royal Navy, auf der Azoreninsel Terceira ankam.

Er verbrachte nur vier Tage auf Terceira und sein Urteil über die Flora und Fauna der Insel war hinterher, gelinde gesagt, ernüchternd.
Er versuchte zwar in der kurzen Zeit die er auf der Insel war, einpaar endemische Pflanzen, Insekten und Vögel zu finden, aber ohne Erfolg.
Und so schrieb er später in einem Brief an einen Freund über seinen Besuch auf Terceira die resignierenden Worte:

„Ich habe den Besuch sehr genossen, aber nichts Bemerkenswertes vorgefunden“
(engl.: „I enjoyed the visit, but I don’t found nothing noteworthy“)
(port.: „Gostei muito da visita, mas não encontrei nada digno de registo“)

Um es ganz klar zu sagen:
Charles Darwin fand die Insel Terceira einfach nur langweilig!
Er fand den Azorenarchipel so nichts sagend, das er, als die HMS Beagle am 24. September 1836 die Segeln setzte und in Richtung der Azoreninsel São Miguel fuhr, er Kapitän Robert Fitzroy antrieb, die Reise ins heimatliche England so schnell wie möglich fortzusetzen.

Auf den ersten Blick hatten die Azoreninseln dem verwöhnten Forscher, der durch die ganze Welt gesegelt war, damals wohl einfach nichts zu bieten.
Darwin konnte nicht erahnen welcher naturwissenschaftlicher Schatz und welche unglaubliche Artenvielfalt sich, damals wie heute, unter den Wassern der Azoren verbargen.

In seinem 1839 erschienenen Reisetagebuch „Darwin´s Beagle diary“, in dem er detailliert über seine Weltreise von 1831 bis 1836, seine Erforschungen und die vielen Naturgeschichten schreibt, erwähnt er die Azoren nur vier kurze Male.

So gesehen war der Aufenthalt Darwins auf den Azoren für die Forschungsarbeit des Naturwissenschaftlers und seine Evolutionstheorie in keinster Weise relevant.
Aber hätte er auch nur im Geringsten davon geträumt, was er über und unter dem Wasserspiegel dieser Eilande mitten im Atlantik hätte vorfinden können, er wäre wohl, als der Naturforscher der er war, zu dem Entschluss gekommen, das die Inseln sehr wohl Bemerkenswertes vorzuweisen gehabt hätten!

Freitag, 7. Februar 2014

Portugal bei der Winterolympiade in Sotschi


Wintersportler aus aller Welt haben sich in den letzten Tagen auf den Weg nach Sotschi (port.: Sochi) in Russland gemacht.
Dort beginnen heute, in einer Gegend die eigentlich für ihr subtropisches Klima bekannt ist und die den Beinamen „Riviera des Schwarzen Meeres“ trägt, die XXII. Olympischen Winterspiele (port.: XXII. Jogos Olimpicos de Inverno).

An der Winterolympiade in Sotschi, die vom heutigen 07. Februar bis zum kommenden 23. Februar 2014 stattfindet, werden an die 2900 Athleten aus 88 Ländern in 98 Wettbewerben teilnehmen.

Russland hat der Welt zwar sichere, erfolgreiche, diskriminierungsfreie und unvergessliche Spiele versprochen, aber die Wahrheit ist, dass eine Menge Sicherheitsbedenken, Korruptionen, Umweltskandale und extreme Menschenrechtsverletzungen dieses Olympia von Putins Gnaden vorab schwer belasten.

Portugal ist eines der 88 Nationen, die an diesem sportlichen Event teilnehmen.
Getreu dem olympischen Gedanken „Dabei sein ist alles!“ werden ein Skifahrer und eine Skifahrerin im Slalom und im Riesenslalom für Portugal an den Start gehen.

Diese zwei Olympioniken die Portugal in Sotschi vertreten werden, sind „lusodescendentes“ (dt.: „portugiesischstämmige“), beide im Ausland geboren und beide kennen Portugal eigentlich nur von ihren Urlauben.

Der eine von ihnen, Arthur Hanse, ist 1993 in Frankreich als Sohn und Enkel portugiesischer Emigranten geboren.
Er wird am 19. Februar beim Riesenslalom starten und drei Tage später, am 22. Februar, beim Slalom ins Wettkampfgeschehen eingreifen.
Arthur Hanse ist auch derjenige, der vom Portugiesischen Olympischen Komitee (port.: Comité Olímpico de Portugal) auserkoren wurde, am heutigen Abend, bei der Eröffnungsfeier in Sotschi, die portugiesische Fahne zu tragen.

Die zweite Sportlerin ist Camille Dias.
Sie ist 1996 in der Schweiz als Tochter einer Schweizerin und eines Franzosen, beide portugiesischstämmig, geboren.
Camille Dias wird am 18. Februar am Riesenslalom teilnehmen und am 21. Februar im Slalomwettbewerb ihr Glück versuchen.

Arthur Hanse und Camille Dias wissen das sie keinerlei Chance in Sotschi haben werden Gold, Silber oder Bronze zu gewinnen.
Sie sind beide von einer olympischen Medaille so entfernt, wie Russland von einer funktionierenden Demokratie und fundamentalen Menschenrechten entfernt ist.
Das Hansen und Dias bei Olympia für Portugal starten dürfen, ist in Zeiten knapper Kassen für die beiden schon ein Erfolg.

Bleibt den beiden jungen Sportlern nur noch zu wünschen, dass sie wirklich unvergessliche Tage in Sotschi erleben dürfen.
Ob positiv oder negativ unvergesslich, das werden die nächsten Tage zeigen.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Miley Cyrus made in Portugal


Der Norden Portugals ist für seine reichhaltige Gastronomie, seine ausgezeichneten Weine und die offene Gastfreundschaft seiner Bewohner nicht nur hierzulande bekannt.
Vor allem die vielen qualitativ hochwertigen und frischen regionalen Produkte sind es, die seine schmackhafte regionale Küche so beliebt machen.
Da das nördliche Portugal naturgegeben viel Weideland besitzt, werden hier viele Rinder, Ziegen, Schafe und Schweine gehalten und gezüchtet, um dann irgendwann auch zu leckeren Steaks, Koteletts, Schinken und Würsten verarbeitet zu werden.
Die regionale Vielfalt an Innereien- und Räucherwurstspezialitäten sowie an Grieben- und Blutwurstgerichten ist in dieser Region schier unerschöpflich!

Ein Ort an dem man viele dieser Spezialitäten mal probieren kann, ist die seit 1980 existierende alljährliche Gastronomiemesse „Feira do Fumeiro“ (dt.: „Räucherwurstmesse), die in der nordportugiesischen Kleinstadt Vinhais, unweit von Bragança, in der Provinz Trás-os-Montes, immer Anfang des Jahres stattfindet.
Diese Messe, auf der man die originellsten und traditionellsten Wurstspezialitäten Nordportugals vorfinden und genießen kann, erfreut sich jedes Jahr großer Besucherzahlen und ist eigentlich ein Event, der heutzutage ohne viel Werbung auskommt.

Nichtsdestotrotz lassen sich die Veranstalter der „Feira do Fumeiro“ jedes Jahr den einen oder anderen witzigen Spot einfallen, um auf ihre Messe aufmerksam zu machen.
Noch im letzten Jahr hat eine spritzige Gangnamstyle-Persiflage auf die Gastronomieschau aufmerksam gemacht und dieses Jahr sorgt eine Parodie des Musikvideos „Wrecking Ball“, von der US-Popsängerin Miley Cyrus, hierzulande im Netz für Furore.

Während im Originalmusikvideo zu sehen ist, wie Miley Cyrus sich nackig auf einer Abrissbirne räkelt und dabei den Hammer schwingt, zeigen die Macher vom witzigen Clip für die „Feira do Fumeiro“ wie ein gestandener junger Mann in Unterwäsche und mit Dreitagebart auf einer riesigen Wurst hin und her schaukelt und ein „Wurstlied“ singt.
Während der junge Kerl so dahinpendelt, hält er sich lasziv einen gefüllten, geräucherten Schweinemagen an seinen Mund – mit solch einem erotischen Blick, der das ganze prüde Amerika wohl in seinen Grundfesten erschüttern würde…

Ein witziger Genuss!

Die diesjährige Gastronomiemesse „Feira do Fumeiro“ in Vinhais findet vom morgigen Donnerstag, den 06. Februar, bis zum kommenden Sonntag, den 09. Februar 2014, statt.
Mir selber wird es dieses Jahr leider nicht vergönnt sein nach Vinhais zu fahren. Wer aber zu dieser Zeit im Norden Portugals verweilt, dem kann ich einen Besuch der Messe nur empfehlen.

Anbei der Link der originellen Wrecking Ball-Persiflage der Miley Cyrus made in Portugal:




Dienstag, 4. Februar 2014

Moderne Kunst als Konkursmasse


Um in diesen, für Portugal, sehr schwierigen Zeiten an Geld zu kommen, scheut Premierminister Pedro Passos Coelho auch vor außergewöhnlichen Aktionen nicht zurück.
Eine dieser Aktionen war der für den heutigen Tag vorgesehene Verkauf von 84 wertvollen Gemälden und einer Skulptur des katalanischen Malers und Bildhauers Joan Miró, die das renommierte britische Auktionshaus Christie´s für die portugiesische Regierung heute hätte versteigern sollen.

Diese 85 Kunstobjekte von Miró gelten vielleicht nicht als die wertvollsten des Künstlers, sicherlich aber als eine der bedeutendsten und größten Sammlung seiner Werke außerhalb seines Heimatlandes Spanien.

Der portugiesische Staat war in den Besitz dieser modernen Kunstsammlung gekommen, nachdem im Jahre 2008 die Privatbank BPN (port.: Banco Português de Negócios / dt.: Portugiesische Handelsbank), der ehemalige Besitzer der Kunstsammlung, wegen hoher Geldverluste und dubioser Geldwäsche bankrott gegangen war und dann anschließend im Zuge der nationalen Bankrettung verstaatlicht wurde.

Nach der Verstaatlichung der BPN-Bank verschwanden die Gemälde von Miró, die ab diesem Moment offiziell als Konkursmasse galten, in einem Safe und waren der breiten Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich – und ehrlich gesagt, kaum einer dachte noch an die Bilder von Miró.
Bis sich jetzt, wie gesagt, die portugiesische Regierung daran machte, die Kunstwerke zu veräußern, denn „die Sammlung von Miró hätte für den portugiesischen Staat keine Priorität“, so Premierminister Pedro Passos Coelho vor wenigen Tagen im Parlament.

Doch da hat der Premierminister seine Rechnung ohne den Wirt gemacht, oder in diesem Fall, ohne die zahlreichen Kultur- und Bürgerbewegungen die sich mit verschiedenen Unterschriftsaktionen und Internetpetitionen nun gegen diesen massiven kulturellen Ausverkauf gebildet haben, seitdem die geplante Auktion bei Christie´s bekannt geworden ist.
Unterstützung erhalten die Gegner des Verkaufs der Werke von Miró auch von den sozialistischen und kommunistischen Abgeordneten, die den Verkauf in letzter Minute noch im Parlament verhindern wollten.

Mit einem gestern eingereichten Eilantrag vor dem Lissabonner Verwaltungsgericht (port.: Tribunal Administrativo do Circulo de Lisboa) wollten die Gegner die heutige Auktion mit einer einstweiligen Verfügung noch verhindern.
Das scheint ihnen auch geglückt zu sein, denn das britische Auktionshaus Christie´s hat die heutige Auktion erst einmal abgesagt.
Dem Londoner Auktionshaus sei die rechtliche Lage, was das Eigentumsrecht für die Bilder angeht, „zu unsicher“!

Willkommen im harten, realen, portugiesischen Alltag Christie´s!

Wenn man bedenkt, das der Auktionsstartpreis für die ganze Miró-Sammlung heute von Christie´s mit lächerlichen 35 Millionen Euro angegeben war, obwohl das Auktionshaus noch vor fünf Jahren selber die Sammlung mit einen Wert von über 150 Millionen Euro beziffert hat, dann wird einem erst einmal klar, auf welches „Schnäppchen“ Christie´s heute erst einmal hat verzichten müssen.

Portugal hat schon immer die portugiesische Kunst und die portugiesischen Künstler sehr stiefmütterlich behandelt.
Daher ist es nicht sehr verwunderlich, dass ein portugiesischer Premierminister sich nicht ziert die Werke eines ausländischen Künstlers, zumal eines spanischen, zu verhökern.

Egal wie die Geschichte um die Werke von Miró auch ausgehen wird – die Politik hier in Portugal muss endlich eines kapieren:
Mit Staatskunst – und in diesem Fall handelt es sich um eine solche – handelt man nicht!

Punkt! Aus! Schluss!

Samstag, 1. Februar 2014

Gedenken an zwei feige Morde







Am heutigen Tag gedenken portugiesische Monarchisten (und nicht nur die) an die feigen Morde, die vor 106 Jahren an dem portugiesischen König Carlos I und seinem Sohn, Kronprinz Infante Luis Filipe, begangen wurden.
Damals, am kalten Spätnachmittag des 01. Februar 1908, wurden König und Kronprinz bei einem Anschlag republikanischer Anarchisten auf dem Terreiro do Paço, Mitten in Lissabon, ums Leben gebracht.

Diese Morde waren der Anfang vom Ende der Monarchie in Portugal, denn nur knapp drei Jahre später, am 05. Oktober 1910, fegte eine republikanische Revolution den letzten König von Portugal, Manuel II, vom Thron.
Nach dem Sturz der Monarchie herrschte eine instabile, chaotische und krisenreiche Zeit in Portugal.
Von 1910 bis 1926, in der so genannten Ersten Republik, gaben sich damals über 40 verschiedene Regierungen die Klinke in die Hand!

Diese ganze Misere begann mit den erwähnten Morden an den König und seinen Thronfolger am 01. Februar 1908.
Die Ereignisse dieses tragischen Tages sind von Zeitzeugen gut dokumentiert und schriftlich überliefert worden, allerdings gibt es von dem Mordanschlag auf König Carlos I keine fotografischen Bilder.
Das hängt damit zusammen, dass die Fotografie damals noch in den Kinderschuhen steckte.
Anfang des 20. Jahrhunderts war das Medium Fotografie weltweit noch nicht sehr verbreitet und die Fototechnik noch nicht sehr gut entwickelt.

Die Nachricht von dem Attentat auf König Carlos I und seinen Sohn verbreitete sich schnell. Sowohl die nationale als auch die internationale Presse berichteten sogleich in den nächsten Tagen von den Ereignissen in Lissabon.
Aber alle Zeitungen und Zeitschriften der damaligen Zeit hatten, wie schon erwähnt, kein Bild von dem Geschehnis und konnten so nur schriftlich ihre Eindrücke und Sachverhalte an ihre Leserschaft weitergeben.
Und da, wie jeder weiß, ein Bild mehr aussagt als tausend Worte, dauerte es nicht lange, bis zahlreiche Zeichnungen, Drucke und kolorierte Postkarten von dem Ereignis publiziert wurden.

In Portugal waren die Illustrationen damals für die mehrheitlich analphabete Bevölkerung unheimlich wichtig, damit diese das Geschehnis überhaupt nachvollziehen konnte. Zwar war die königliche Familie in der Bevölkerung damals nicht sehr beliebt, aber einen Königsmord war damals für die meisten Portugiesen unvorstellbar.
In der ausländischen Presse wurde das Attentat auf König Carlos I das erste große Medienereignis aus Portugal, von dem sie berichten konnten.

All die Darstellungen, die damals in Umlauf gesetzt wurden, wurden von Zeichner und Maler gemacht, die bei dem Attentat nicht persönlich dabei waren. Die Künstler mussten sich bei der Fertigung ihrer Illustrationen alleine vom Hörensagen anderer inspirieren lassen. Die einen erfassten daher eine eher sensible und nüchterne Perspektive des Unglücks, die anderen ließen ihrer Fantasie freien lauf und legten nicht allzu großen Wert auf die Authentizität des Geschehens.
So fertigte z.B. ein anonymer Zeichner in der damals sehr beliebten französischen Zeitung „Le Petit Journal Illusré“ ein Bild, auf dem anstatt der zwei Attentäter sogar vier Mörder abgebildet waren.

Aber, so genau oder ungenau alle Abbildungen der damaligen Zeit auch waren, eines hatten sie allerdings gemeinsam:
Sie gaben und geben auf perverse Art und Weise wieder, welches Drama sich an diesem Tag in Lissabon ereignet hat.