Um in diesen, für
Portugal, sehr schwierigen Zeiten an Geld zu kommen, scheut Premierminister
Pedro Passos Coelho auch vor außergewöhnlichen Aktionen nicht zurück.
Eine dieser Aktionen
war der für den heutigen Tag vorgesehene Verkauf von 84 wertvollen Gemälden und
einer Skulptur des katalanischen Malers und Bildhauers Joan Miró, die das
renommierte britische Auktionshaus Christie´s für die portugiesische Regierung heute
hätte versteigern sollen.
Diese 85 Kunstobjekte
von Miró gelten vielleicht nicht als die wertvollsten des Künstlers, sicherlich
aber als eine der bedeutendsten und größten Sammlung seiner Werke außerhalb
seines Heimatlandes Spanien.
Der portugiesische
Staat war in den Besitz dieser modernen Kunstsammlung gekommen, nachdem im Jahre
2008 die Privatbank BPN (port.: Banco Português de Negócios / dt.:
Portugiesische Handelsbank), der ehemalige Besitzer der Kunstsammlung, wegen
hoher Geldverluste und dubioser Geldwäsche bankrott gegangen war und dann
anschließend im Zuge der nationalen Bankrettung verstaatlicht wurde.
Nach der
Verstaatlichung der BPN-Bank verschwanden die Gemälde von Miró, die ab diesem Moment offiziell als
Konkursmasse galten, in einem Safe und waren der breiten Öffentlichkeit nicht
mehr zugänglich – und ehrlich gesagt, kaum einer dachte noch an die Bilder von
Miró.
Bis
sich jetzt, wie gesagt, die portugiesische Regierung daran machte, die
Kunstwerke zu veräußern, denn „die Sammlung von Miró hätte für den
portugiesischen Staat keine Priorität“, so Premierminister Pedro Passos Coelho
vor wenigen Tagen im Parlament.
Doch
da hat der Premierminister seine Rechnung ohne den Wirt gemacht, oder in diesem
Fall, ohne die zahlreichen Kultur- und Bürgerbewegungen die sich mit
verschiedenen Unterschriftsaktionen und Internetpetitionen nun gegen diesen
massiven kulturellen Ausverkauf gebildet haben, seitdem die geplante Auktion
bei Christie´s bekannt geworden ist.
Unterstützung
erhalten die Gegner des Verkaufs der Werke von Miró auch von den
sozialistischen und kommunistischen Abgeordneten, die den Verkauf in letzter
Minute noch im Parlament verhindern wollten.
Mit
einem gestern eingereichten Eilantrag vor dem Lissabonner Verwaltungsgericht (port.:
Tribunal Administrativo do Circulo de Lisboa) wollten die Gegner die heutige
Auktion mit einer einstweiligen Verfügung noch verhindern.
Das
scheint ihnen auch geglückt zu sein, denn das britische Auktionshaus Christie´s
hat die heutige Auktion erst einmal abgesagt.
Dem
Londoner Auktionshaus sei die rechtliche Lage, was das Eigentumsrecht für die
Bilder angeht, „zu unsicher“!
Willkommen
im harten, realen, portugiesischen Alltag Christie´s!
Wenn
man bedenkt, das der Auktionsstartpreis für die ganze Miró-Sammlung heute von
Christie´s mit lächerlichen 35 Millionen Euro angegeben war, obwohl das
Auktionshaus noch vor fünf Jahren selber die Sammlung mit einen Wert von über
150 Millionen Euro beziffert hat, dann wird einem erst einmal klar, auf welches
„Schnäppchen“ Christie´s heute erst einmal hat verzichten müssen.
Portugal
hat schon immer die portugiesische Kunst und die portugiesischen Künstler sehr
stiefmütterlich behandelt.
Daher
ist es nicht sehr verwunderlich, dass ein portugiesischer Premierminister sich nicht
ziert die Werke eines ausländischen Künstlers, zumal eines spanischen, zu
verhökern.
Egal
wie die Geschichte um die Werke von Miró auch ausgehen wird – die Politik hier
in Portugal muss endlich eines kapieren:
Mit
Staatskunst – und in diesem Fall handelt es sich um eine solche – handelt man
nicht!
Punkt! Aus! Schluss!
Auch auf Telepolis | Heise wird über diesen Skandal berichtet http://www.heise.de/tp/blogs/6/155798 .
AntwortenLöschenDas Londoner Auktionshaus Christie's hat nun erst mal von sich aus - aus Angst vor "juristischen Unsicherheiten" - die Auktion abgesagt.
Wie sagt einer der dortigen Leserbrief-Schreiber so treffend? "Die spinnen, die Lusitanier ...!" Da ist was dran!