Samstag, 28. Juni 2014

Die Portugiesen in… Natal


Portugal ist bei der Fußball-WM 2014 (port.: Mundial de futebol 2014) in Brasilien bereits in der Vorrunde ausgeschieden.
Nichtsdestotrotz wird in Brasilien weiter Fußball gespielt.
Ich werde hier im „Planet Portugal“ versuchen in nächster Zeit noch den einen oder anderen Austragungsort dieser Fußball-WM in Brasilien vorzustellen. Fast all diese Städte haben eine portugiesische Entstehungsgeschichte und noch heute einen starken portugiesischen Einfluss, so auch Natal.

Der Küstenstreifen an dem heute die Stadt Natal liegt wurde im Jahre 1535 zum ersten Mal von den Portugiesen besucht.
Es war der portugiesische Kapitän Aires da Cunha der damals auf Befehl König João III eine Expeditionsflotte in die erst kürzlich neuentdeckte Welt führte.
An der Mündung eines großen Flusses, den die Portugiesen zuerst einfach Rio Grande nannten – erst später wurde dieser Fluss auch von den Portugiesen mit seinem indigenen Namen „Potenji“ benannt – gingen sie zum ersten Mal an Land, und gründeten ein neues Verwaltungsgebiet auf brasilianischem Boden, die kleine Capitania do Rio Grande.

Die Capitania do Rio Grande wurde in den ersten Jahrzehnten nachdem sie gegründet und von den Portugiesen in Besitz genommen war, nur sporadisch besucht.
Erst als der französische Pirat Jacques Riffault um 1595 anfing mit seinen Männern erfolgreich mit den eingeborenen Indios Handel zu treiben und Riffault die Tupi-Indianer immer mehr gegen die Portugiesen aufgewiegelte, konnte der spanische König Philipp II, der als Felipe I seit 1580 auch über Portugal herrschte, die Geschehnisse nicht mehr tolerieren.

Im Dezember 1597 entsandte der Gouverneur von Rio Grande, Francisco de Sousa, die beiden Militärverwalter Manuel Mascarenhas Homem und Jeronimo de Albuquerque Maranhão mit einer Militärflotte an den Rio Potenji, wo sie am 25. Dezember 1597, dem Weihnachtstag (port.: natal), ankamen.
Die Kriegsflotte brauchte nur 12 Tage um die französischen Seeräuber aus der Kolonie zu vertreiben.
Schon am 06. Januar 1598 fing Jeronimo de Albuquerque Maranhão mit dem Bau einer Festung am rechten Ufer der Mündung des Potenji an, dem Forte dos Três Reis Magos (dt.: Festung der Heiligen drei Könige).
Diese Festung, die am 24. Juni des gleichen Jahres fertig gestellt wurde und die noch heute sehr gut erhalten ist, sollte die Portugiesen zukünftig vor den feindlich gesinnten Tupi-Indianern schützen und auch eine etwaige Rückkehr der Piraten erschweren.

Kaum war die Festung erbaut, siedelten sich die ersten portugiesischen Händler an.
Sie wollten es den französischen Piraten nachmachen, und mit den Indios das begehrte rote Brasilholz (port.: pau-brasil / lat.: Caesalpinia echinnata) handeln, das es in dieser Gegend damals zuhauf gab.
Am 25. Dezember 1599, dem Weihnachtstag, wurde auf einem Platz, außerhalb der Festungsmauer, dort wo sich heute die Alte Kathedrale an dem belebten Platz Praça André de Albuquerque befindet, zum ersten Mal eine Messe abgehalten.
Dieses Datum und diese Messe gelten als die Geburtstunde der Stadt Natal.

1633 wurde Natal von Mitgliedern der niederländischen Westindien-Kompanie überfallen, besetzt und mit dem Namen „Neu Amsterdam“ (port.: Nova Amsterdão) versehen.
Da sich das mit Spanien in einer Personalunion befindliche Portugal damals keine funktionierende Armee mehr hatte, blieben die Holländer in den nächsten 21 Jahren in der Stadt.
Erst als Portugal die Unabhängigkeit von Spanien im Jahre 1640 wiedererlangte, kam Natal im Jahre 1654, nach großen Anstrengungen, wieder in portugiesischen Besitz.

Aber selbst nach der Rückeroberung des viel umkämpften Gebietes war das Interesse der Portugiesen an Natal fortan eher gering. Sie zogen damals die verhältnismäßig nahen und sicheren Kolonialstädte Recife, Olinda und Fortaleza vor.
Denn da man sich in Rio Grande damals aufgrund der wirtschaftlichen Lage keine schwarzen Sklaven leisten konnte, wurden die ortsansässigen Tupi-Indianer weiterhin zur Sklavenarbeit gezwungen, was zur Folge hatte, das das Verhältnis zwischen den Portugiesen und den Eingeborenen weiterhin sehr angespannt blieb.

Dies ging soweit, das sich das Tupi-Volk der „Cariri“ im Jahre 1683 in einer Widerstandsbewegung (port.: „Confederação dos Cariris”) zusammentaten und offen gegen die Kolonialherren Krieg führten.
Dieser blutige Guerillakrieg, der auf beiden Seiten viele Opfer forderte, wurde erst 1713 von portugiesischen Expeditionsmitgliedern und Abenteurern, den Bandeirantes, niedergeschlagen.

Bis zur Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal im Jahre 1822 hatte Natal mit seinen etwa 16.000 Einwohnern aber ansonsten ein ruhiges Dasein.
Erst nach der Beendung der portugiesischen Souveränität erwachte das koloniale Natal langsam aus seinem Dornröschenschlaf.

Heute ist Natal die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Norte, hat 800.000 Einwohner und Dank seiner über 300 Sonnentage im Jahr, einem ausgeglichenen Klima, seiner spektakulären Lage am Strand und seinen weltberühmten Sanddünen ein touristischer Anziehungspunkt Brasiliens – ein Anziehungspunkt mit portugiesischen Wurzeln.

Mittwoch, 25. Juni 2014

Staatsbesuch von Bundespräsident Gauck in Portugal


Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt weilten vom 23. Juni bis zum heutigen 25. Juni für zwei Tage zu einem offiziellen Staatsbesuch hier in Portugal.

Die erste Visite von Bundespräsident Gauck hier in Portugal begann am gestrigen Dienstag mit einem Besuch im weltberühmten Hieronymoskloster (port.: Mosteiro dos Jerónimos) im Lissabonner Stadtteil Belém.
Hier legte der Bundespräsident am Sarkophag des Nationaldichters Luis Vaz de Camões einen Kranz nieder, bevor er im nahen Palácio de Belém, dem Sitz des portugiesischen Staatspräsidenten, von seinem Amtskollegen Anibal Cavaco Silva zu einem Arbeitstreffen empfangen wurde.

Danach traf der Bundespräsident mit dem portugiesischen Prämierminister Pedro Passos Coelho zusammen, der seinen deutschen Gästen zu Ehren ein Mittagessen gab.

Nach dem Treffen mit dem Prämierminister kam Bundespräsident Gauck mit verschiedenen Abgeordneten des im portugiesischen Parlament vertretenen Parteien und der Präsidentin des Hohen Hauses, Maria da Assunção Esteves, zusammen um mit ihnen Gespräche zu führen.

Aus Anlass der 1954 in Lissabon gegründeten Deutsch-Portugiesischen Industrie- und Handelskammer (port.: Câmara de Comércio e Indústria Luso-Alemã) kamen dann deutscher Bundespräsident und portugiesischer Staatspräsident am späten Nachmittag wieder zusammen, um den 60. Geburtstag der DPIHK mit zwei wichtigen Reden vor verschiedenen Wirtschaftsvertretern gebührend zu würdigen.

Die Lebensgefährtin von Bundespräsident Gauck, Daniela Schadt, besuchte zur gleichen Zeit die weltberühmte Kirche Igreja de São Roque im Lissabonner Stadtteil Bairro Alto, die sie sehr beeindruckt haben soll.

Der erste Tag des Staatsbesuchs von Bundespräsident Gauck und Frau Schadt endete mit einem feierlichen Abendessen, den Cavaco Silva und seine Gattin für seine deutschen Gäste im ehemaligen königlichen Palácio da Ajuda gab.

Am heutigen Mittwoch besuchte der Bundespräsident, als erstes ausländisches Staatsoberhaupt überhaupt, der katholischen Wohlfahrtseinrichtung Santa Casa da Misericórdia de Lisboa.

Danach begaben sich die beiden Präsidenten in das deutsch-portugiesische Automobilwerk „AutoEuropa“ in Palmela, wo sie die Fabrikationsanlagen und Produktionsprozesse eines der größten Arbeitsgeber im Lissabonner Großraum kennen lernten.

Nach dem Besuch bei „AutoEuropa“ beendeten Bundespräsident Gauck und Daniela Schadt ihren zweitägigen Besuch in Portugal.

Sonntag, 22. Juni 2014

Die Portugiesen in… Manaus


Im Rahmen der Vorrundenspiele der Fußball-WM 2014 (port.: Mundial de futebol 2014) in Brasilien, spielt die Portugiesische Seleção am heutigen Sonntag gegen die USA.
Spielort des zweiten Gruppenspiels beider Mannschaften ist die brasilianische Stadt Manaus, mitten im Regenwald, im Bundesstaat Amazonien.
Ich werde hier im „Planet Portugal“ versuchen in nächster Zeit einige Städte vorzustellen, in denen bei der WM in Brasilien gespielt wird. Fast all diese Städte haben eine portugiesische Entstehungsgeschichte und noch heute einen starken portugiesischen Einfluss, so auch Manaus.

Als der portugiesische Seefahrer Pedro Álvares Cabral am 22. April 1500 Brasilien entdeckte, wurde das Land schon vor tausenden von Jahren von einer Urbevölkerung bewohnt, die wir heute als Indios kennen.
Einige dieser Indios machten auch gleich nach der Ankunft Bekanntschaft mit den Portugiesen, doch noch viele Hunderttausende von ihnen lebten damals über das ganze Land verteilt.

Da die Portugiesen sich der Dimensionen des Landes nicht bewusst waren, und da sie doch eher Seefahrer als Eroberer waren, führten sie in den ersten Jahrzehnten eine Kolonialpolitik, die sich lediglich auf die riesige Küste Brasiliens beschränkte.
Und so wurde das riesige Urwaldgebiet Amazoniens nicht etwa von den Portugiesen, von der Küste her entdeckt und erobert, sondern nach der Umschiffung des amerikanischen Kontinents durch den Portugiesen Fernão de Magalhães (dt.: Ferdinand Magellan), von dem von Spanien neu entdeckten Peru her.

Es war der spanische General Francisco de Orellana, der sich im Jahre 1541 mit 4.000 Mann von Peru aus gen Osten auf den Weg machte, um die sagenumwobene goldene Hauptstadt der Inkas, das „El Dorado“, zu entdecken.
„El Dorado“ fanden Francisco de Orellana und seine Mannen während ihrer zweijährigen Expedition nicht, aber sie entdeckten dafür einen riesigen Wasserstrom – den Amazonas!

Bei einer Fahrt durch das immense Amazonasbecken entdeckte Orellana dann am 03. Juni 1542, eher zufällig, eine größere Siedlung eingeborener Indios das am linken Ufer des Rio Negro lag, unweit dessen Mündung in den Amazonas.
Diese Siedlung wurde von den einheimischen Indianern „Manao“ genannt, und war wohl die Keimzelle des heutigen Manaus.
Francisco de Orellana versuchte zwar, nach damaliger Eroberungsmanier, sich der Siedlung „Manao“ zu bemächtigen, wurde aber von den Indios vehement daran gehindert.
Orellana fuhr den Amazonasstrom nach Osten weiter, und am 26. August 1542 erreichte er das riesige Mündungsdelta des Amazonas und den Atlantik.

Der Regenwald Amazoniens hatte sich eher als „undurchdringliche Hölle“ herausgestellt, als ein goldenes „El Dorado“.
Vom eroberungspolitischen Standpunkt ausgesehen, war Amazonien wertlos!
Also ließen sich die Portugiesen sehr viel Zeit, bis auch sie sich mit der „grünen Hölle“ beschäftigten und sich langsam in sie hineinwagten.
Die ersten Portugiesen die sich intensiv mit dem Amazonasgebiet beschäftigten, waren Händler und Missionare des Jesuiten- und des Carmeliterordens – die einen missionierten die Indios, die anderen trieben alsbald mit ihnen Handel.
Und der artenreiche Regenwald gab viel her um zu Handeln.
Die portugiesischen Kolonialherren waren vor allem an den vielen Edelhölzern, wie Rosenholz, Palisander und dem roten Brasilholz, der letztendlich dem neu entdeckten Land seinen Namen gab, interessiert.

Im Jahre 1660 gründeten Soldaten, Händler und Missionare an dem Ort an dem sich das Indiodorf „Manao“ befand, die Siedlung Barra do Rio Negro.
Fünf Jahre später, 1665, erbauten die Jesuiten die erste Missionskirche, die heutige Kathedrale Nossa Senhora da Conceição.
Im Jahre 1669 ließ der damalige Gouverneur der Capiania São José do Rio Negro, Kapitän António Albuquerque de Carvalho, die Festung „Forte de São José da Barra do Rio Negro“ erbauen, die fortan die Aufgabe hatte, den Ort zu beschützen.
Die Gründung des Forts am 24. Oktober 1669 gilt seitdem als der Gründungstag der Stadt Manaus.

Das Fort blieb die ersten Jahrzehnte immer sehr übersichtlich.
In einem Bericht aus dem Jahre 1784 an den portugiesischen Hof wurde bekannt, dass das Fort damals an die 300 Bewohner beherbergte – davon waren nur weiße 40 Portugiesen.
1791 wurde das kleine São José da Barra do Rio Negro vom damaligen Gouverneur Manuel da Gama Lobo d´Almada zur Provinzhauptstadt ernannt, und das obwohl der Ort noch nicht einmal den Status einer Stadt hatte.

Erst nach der Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal wurde die Siedlung 1856 als Stadt anerkannt und zu Ehren der Indianer und zum Andenken an ihre alte Siedlung „Manao“, in Manaus umbenannt.

Manaus ist heute die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Amazonas und hat gut 2 Millionen Einwohner. Sie ist eine moderne, pulsierende in voller Entwicklung befindliche Stadt, mitten im Regenwald, die von ihrer abenteuerlichen Geschichte geprägt ist.

Donnerstag, 19. Juni 2014

Die Freibäder, die es in Lissabon (leider) nicht gibt


Die Stadt Lissabon hat den Ruf, eine Großstadt ohne Freibäder zu sein.
Leider hat sie nicht nur den Ruf, sondern es handelt sich hierbei um eine traurige Realität – die portugiesische Hauptstadt hat heute keine funktionierenden Freibäder (port.: piscinas ao ár livre) mehr.

Das war nicht immer so.
So gab es z.B. noch vor einigen Jahren im Stadtteil Olivais ein prächtiges Freibad (port.: piscina dos Olivais), mit vier Schwimmbecken, Sprungturm- und -brettern, einer großen Liegewiese usw.
Aber alle Freibäder wurden irgendwann im Laufe der letzten Jahre, weil sie alle kein Gewinn mehr brachten und so für die Stadt zur Belastung wurden, einfach geschlossen.
Heute vergammeln sie vor sich hin und eine Besserung ist, Dank der Krise die Portugal immer noch durchlebt, auch nicht in Sicht.
Im Rathaus denkt man wohl, das bei so viel Meeresküste und bei so vielen Stränden in Stadtnähe es sich einfach nicht lohnt öffentliche Gelder in Freibädern zu stecken.

Bei einem meiner letzten Spaziergänge durch den Stadtteil Bica, unweit der Haltestelle des Aufzuges von Bica (port.: Elevador da Bica), habe ich dieses kleine Planschbecken entdeckt, das glatt als Freibad durchgehen könnte.
Ich bin mir sicher, hier mitten in der Lissabonner Altstadt, gäbe es Freibadfeeling garantiert…

Anbei, auch wenn es wie gesagt keine Freibäder in Lissabon gibt, hier einpaar Adressen von städtischen Hallenbädern (piscinas cobertas) die ich jedem nur empfehlen kann – und sei es dann nur für den Winter:

Piscina Municipal de Alfama
Calçada do Cascão n° 39
Alfama 1100-122 Lisboa

Piscina Municipal do Alvito
Rua Professor Vieira Natividade
Alvito 1300-542 Lisboa

Piscina Municipal de Ameixoeira
Rua Professor Adelino da Palma Carlos
Ameixoeira 1750-123 Lisboa

Piscina Municipal dos Anjos
Rua Damasceno Monteiro n° 69
Anjos 1170-110 Lisboa

Piscina Municipal do Bairro da Boavista
Rua das Azaleas
Bairro da Boavista 1500-535 Lisboa

Piscina Municipal de Campo de Ourique
Rua Correia Teles 103 A
Campo de Ourique 1350-105 Lisboa

Piscina Municipal do Oriente – EXPO
Rua Câmara Reis
Oriente 1800-046 Lisboa

Piscina Municipal do Rego
Rua Cardeal Mercier
Rego 1600-467 Lisboa

Piscina Municipal do Restelo
Rua Antão Gonçalves
Restelo 1400-015 Lisboa

Piscina Municipal do Vale do Fundão
Rua Félix Bermudas
1950-292 Lisboa

Montag, 16. Juni 2014

Die Portugiesen in... Salvador da Bahia


Im Rahmen der Vorrundenspiele der Fußball-WM 2014 (port.: Mundial de futebol 2014) in Brasilien, spielt die Portugiesische Seleção am heutigen Montag gegen die Deutsche Fußballnationalmannschaft.
Spielort des ersten Gruppenspiels beider Mannschaften ist die brasilianische Hafenstadt Salvador da Bahia.
Ich werde hier im „Planet Portugal“ versuchen in nächster Zeit einige Städte vorzustellen, in denen bei der WM in Brasilien gespielt wird. Fast all diese Städte haben eine portugiesische Entstehungsgeschichte und noch heute einen starken portugiesischen Einfluss, so auch Salvador da Bahia.

Die Küste Bahias war das erste Land, das der Portugiese Pedro Álvares Cabral sichtete, als er am 22. April des Jahres 1500 Brasilien entdeckte.
Nach der Entdeckung dieses neuen riesigen Landes, entsendete der portugiesische König Manuel I verschiedene Expeditionsfahrten in Richtung der Neuen Welt, um diesen Kontinent, dessen Menschen und seine Pflanzen- und Tierwelt zu erforschen.
Eine dieser ersten Expeditionen fand im Herbst 1501 statt und stand unter dem gemeinsamen Kommando von Kapitän Gaspar de Lemos, der im Jahr zuvor der Flotte Cabrals angehört hatte als dieser das Land entdeckte, und des italienischen Seefahrers und Kartographen Amerigo Vespucci, der im Auftrag der portugiesischen Krone das neue Land auf Karten aufzeichnen sollte.

Am 01. November 1501, dem Allerheiligentag, entdeckten Lemos und Vespucci gemeinsam eine riesige, reizvolle Bucht mit einigen vorgelagerten Inseln, der sie, des Datums wegen, den Namen „Bahia de Todos os Santos“ (dt.: „Allerheiligenbucht“) gaben.

1511, 10 Jahre nach der Entdeckung der Meeresbucht, erlitt ein französisches Schiff am Eingang der Bucht Schiffbruch, und einige Mitglieder der Besatzung konnten sich an Land retten.
Unter den Schiffsbrüchigen die sich retteten war auch der Portugiese Diego Álvares, der schnell Freundschaft mit den ortsansässigen Tupinambá-Indios schloss.
Er wurde von den Indios in ihr Dorf aufgenommen, heiratete später die Häuptlingstochter Paraguaçu und lernte von den Tupinambás sogar, unter anderem, wie man Zuckerrohr anbaute.

Es dauerte nicht lange, und nach Diego Álvares kamen die ersten Abenteurer, die ersten Händler und die ersten Missionare in das Dorf und aus Bahia wurde mit der Zeit eine „Capitania“.
Eine „Capitania“ war damals eine Verwaltungszone, die vom König in Portugal an Adlige und Kapitäne – daher der Name „Capitania“ – als Lehensitz vergeben wurde.

Den jesuitischen Missionaren ist es zu verdanken, das die ortsansässigen Tupinambá-Indianer missioniert und so daher nicht versklavt wurden.
Da aber der Anbau und Handel mit Zuckerrohr damals anfing zu florieren und dringend Feldarbeiter für die Zuckerohrplantagen gebraucht wurden, verschleppten die Portugiesen einfach Afrikaner aus Angola und brachten diese als Sklaven nach Brasilien.
So legten damals die Portugiesen, auf perverse Weise, den Grundstein für ein bis heute sehr afrikanisch geprägtes Salvador.

Im Jahre 1536 machte der Nachfolger König Manuels, König João III, den Adligen Francisco Pereira Coutinho zum Verwalter der Capitania Bahia, und dieser gründete eine Siedlung unweit des Indiodorfes dem er seinen Namen gab.
Das Dorf „Pereira“ wurde zum neuen Verwaltungssitz der Capitania Bahia und somit schnell zum Geschäftszentrum der neuen Kolonie.
Die Erhebung „Pereiras“ vom einfachen Dorf zum wichtigen Handelszentrum ist wohl das einzig Positive womit Francisco Pereira Coutinho im Nachhinein in Verbindung gebracht werden kann. Denn Coutinho soll ein ungerechter, rüpelhafter, sadistischer und sehr grausamer Mann gewesen sein, vor allem den eingeborenen Indios gegenüber.
Er war von den Ureinwohnern so verhasst, das die Indios, die jahrelang mühevoll von den Missionaren im christlichen Glauben und Nächstenliebe erzogen worden waren, ihn, als sie ihn Ende 1547 zu fassen bekamen, töteten und aufaßen!

Noch vor seinem Tod hatte Francisco Pereira Coutinho den portugiesischen Seefahrer und Adligen Tomé de Sousa damit beauftragt unweit des Dorfes eine Festung zu bauen, um die Siedlung und das Umland vor feindlichen Angriffen zu schützen.
Diese Festung erhielt den klangvollen Namen „São Salvador da Bahia de Todos os Santos“ (dt.: „Heiliger Retter der Bucht von Allerheiligen“).

Nachdem Portugal sich 49 Jahre lang nicht um die Kolonialisierung des neu entdeckten Brasiliens gekümmert hatte – das Land wurde lediglich mancherorts verwaltet – machte König João III im Jahre 1549 Tomé de Sousa zum ersten Generalgouverneur der Kolonie.
Das Dorf „Pereira“ und die Festung wurden in Salvador da Bahia umbenannt und am 21. März 1549 zur Hauptstadt von Portugiesisch Amerika, dem heutigen Brasilien, erklärt.

Nach der Ernennung Salvadors zur Hauptstadt wurde die Stadt zum Verwaltungs- und Geschäftszentrum, sowie zum religiösen Mittelpunkt Südamerikas.
Noch heute zeugen viele alte Bauten und wunderschöne Kirchengebäude aus der Kolonialzeit Salvadors – einige von ihnen sind heute UNESCO-Weltkulturerbe – vom unübersehbaren portugiesischen Einfluss in der Stadt.
Dies sind z.B. in der Oberstadt (port.: Cidade Alta):

- Kathedrale Sé Primacial São Salvador
- Kloster Nossa Senhora do Carmo
- Kirche Santa Casa da Misericordia
- Kirche und Kloster São Francisco
- Kirche und Kloster Santa Teresa
- Kloster São Bento

In der Unterstadt (port.: Cidade Baixa) z.B.:

- Kirche Nossa Senhora da Conceição da Praia
- Kirche Senhor Bom Jesus do Bonfim

Salvador wurde Ende im 17. Jahrhundert zu der wichtigsten portugiesischen Kolonialstadt, und auch andere fanden die Stadt anscheinend sehr attraktiv, denn in den Jahren 1598, 1624, 1625 und 1638 überfielen und besetzten Holländer die Stadt, wurden aber alle vier Mal erfolgreich vertrieben.
Um 1640 war Salvador die größte Stadt Portugals und die größte Metropole der südlichen Welthalbkugel – einen Rang, den heute die brasilianische Metropole São Paulo hat.
Im Jahre 1763 wurde das südlicher gelegene Rio de Janeiro die neue Hauptstadt Brasiliens und Salvador lediglich zur Provinzhauptstadt.

Als die portugiesische Königsfamilie im Jahre 1807 vor den Truppen Napoleons aus Portugal fliehen musste, begab sie sich auf den Weg nach Brasilien.
Der erste Hafen den sie in Südamerika anliefen war der von Salvador da Bahia. Die riesige Flotte von Königin Maria I und ihrem Sohn, Prinzregent João, kam am 23. Januar 1808 in Salvador an. Die königliche Familie blieb aber nicht so lange in der Stadt, denn bereits 35 Tage nach der Ankunft segelten sie weiter in die Hauptstadt Rio de Janeiro, wo sie dann bis 1820 blieben.

Am 07. September 1822 erlangte Brasilien, nach 322 Jahren Kolonialzeit, die Souveränität von Portugal.
Mit der Unabhängigkeit Brasiliens endete die portugiesische Hoheit auch über Salvador da Bahia.
Der portugiesische Einfluss aber, der lebt bis heute in dieser Stadt und er wird hier wohl zweifellos auch in Zukunft sichtbar und zu spüren sein.

Mittwoch, 11. Juni 2014

Mit Übergepäck zur WM nach Brasilien


Wir schreiben den 22. April 1500, da entdeckte der portugiesische Seefahrer Pedro Álvares Cabral, wohl eher zufällig, Brasilien und nahm das Land für die portugiesische Krone in Besitz.
Heute, 514 Jahren nach dieser bedeutsamen Entdeckung, landete ein Flugzeug mit 23 jungen Männern in der Stadt Campinas, im brasilianischen Bundesstaat São Paulo, deren Aufgabe es in den nächsten Wochen sein wird, Brasilien noch einmal zu erobern – diesmal bitte im Fußball!

Cristiano Ronaldo und seine Mannschaftskollegen reisen aber selbstverständlich nicht alleine zur Fußballweltmeisterschaft nach Brasilien.
Die Seleção (port.:Portugiesische Fußballnationalmannschaft) wird natürlich von ihrem Trainer Paulo Bento begleitet, von einem Trainerstab, verschiedenen Mannschaftsärzten, einem Koch und noch dem einen oder anderen Mitglied des Portugiesischen Fußballbundes FPF (port.: Federação Portuguesa de Futebol).
Und natürlich haben sie alle Gepäck dabei – viel Gepäck!

Wie viel, das hat jetzt der hiesige Fußballbund nach Anfrage der portugiesischen Medien gestern in einer Presseerklärung mitgeteilt.
Ich fand diese Auflistung des FPF teilweise so kurios, dass ich sie hier gerne übersetzt wiedergeben möchte.

Hier also eine kleine Auflistung der Dinge, die die Portugiesische Nationalmannschaft, unter anderem, an Sportequipment, Bekleidung, Medizin und Lebensmittel nach Brasilien mitnimmt:

- 1000 Spielertrikots der Seleção
- 100 Spielershorts der Seleção
- 140 Paar Spielerstrümpfe
- 160 Torwarttrikots der Seleção
- 30 Torwartshorts der Seleção
- 30 Paar Torwartstrümpfe
- 60 Sakkos für die Spieler der Seleção
- 150 Trainingsanzüge
- 400 Polohemden
- 200 Sweatshirts
- 200 T-Shirts
- 100 Paar Trainingstrümpfe
- 200 Shorts fürs Training
- 200 Ausgehshorts
- 200 Handtücher
- 100 Regenjacken
- 60 Regenhosen
- 100 Trainingswesten
- 70 Winterjacken
- 100 Lycrahemden
- 60 Lycrahosen (Radlerhosen)
- 100 Flip-Flops
- 90 Paar Fußballschuhe
- 300 Paar Ausgehstrümpfe
- 2 Textildruckmaschinen
- 40 Fußbälle
- 15 Hürden um Freistöße zu trainieren
- 100 Kegel (Hütchen)
- 20 Stangen
- 30 Dehngymnastikmatten
- 30 kleine Hürden
- 4 Dummies zum Torwarttraining
- 2 Drucker
- 2 Kisten mit Büromaterial
- 1 Kiste mit Presseakkreditierungen
- 1 Kiste mit Druckertoner
- 2 Kisten mit Kaffeemaschinen, Kaffeepads, Zucker und Becher
- 7 Koffer mit verschiedenem Verbandmaterial
- 1 Notfall- und Erste-Hilfe-Koffer
- 1 Ultraschallgerät
- 4 Krankentragen
- 7 Transportwägelchen
- 23 Koffer mit verschiedenen Medikamenten
- 200 kg Stockfisch (port.: bacalhau)
- 35 kg Hartwurst (port.: chouriço)
- 12 kg Weichwurst
- 36 Packungen Nudeln
- 20 kg Graupen
- 12 kg Rote Bohnen
- 2 ganze Schinken
- 60 kg Reis
- 48 Flaschen Olivenöl
- 12 Flaschen Rot- und Weißweinessig
- 12 kg Marmelade
- 12 kg Schafsmilchkäse von der Serra da Estrela
- 6 kg Kuhmilchkäse von der Insel São Jorge
- 12 Kugeln Azorenkäse
- 10 kg geräucherte Schweineohren
- 10 kg geräucherter Schweineschinken
- 3 l  frischer Honig
- 80 kg gefrorener Krake

Ebenso mit nach Brasilien wurden 48 Flaschen zehn Jahre alten edlen Tawny Portweines genommen!
Diese aber, so teilte der Portugiesische Fußballbund vorsichtshalber schon einmal mit, seien nicht zur Eigenverköstigung, sondern ausschließlich als Gastgeschenke gedacht!

Soll bloß hinterher keiner behaupten, Portugal wäre nicht Weltmeister geworden weil Alkohol mit im Spiel war!...

Montag, 9. Juni 2014

Setubal


Die an der breiten Mündungsbucht des Flusses Rio Sado gelegene Industrie- und Distrikthauptstadt Setúbal hat den drittgrößten Hafen Portugals und ist Standort bedeutender Fischkonservenfabriken, Werften, Automobilmontagewerken und Salinen.
Die Stadt, die etwa 30 km von der Hauptstadt Lissabon entfernt in der historischen Landschaft Estremadura liegt, entstand vermutlich im 5. Jahrhundert anstelle der weiter südöstlich auf der Halbinsel Troia gelegenen und durch eine Flutkatastrophe vernichtenden römischen Stadt „Cetobriga“. Aber schon Kelten und Phönizier siedelten lange vor den Römern hier an dieser Stelle und lebten vor allem von der damals schon sehr lukrativen Salzgewinnung.

Um 700 n. Chr. siedelten die arabischen Mauren sich in und um Setúbal an, und blieben hier bis ins 13. Jahrhundert hinein.
Erst 1227 eroberte der portugiesische König Afonso II, mit Hilfe von Kreuzrittern die auf dem Weg nach Palästina waren, die Stadt von den Arabern.

Nach der Eroberung durch die Christen wurde Setúbal zunehmend zur wichtigen Hafenstadt, so wichtig, das die Stadt ab 1343 mit einer Stadtmauer befestigt wurde.
Später, zu Zeiten der Eroberungen von Heinrich dem Seefahrer (port.: Henrique o Navegador), wurde Setúbal noch wichtiger und die See- und Kaufleute der Stadt brachten es zu stattlichem Reichtum.
Im 15. Jahrhundert war Setúbal unter König João II sogar vorübergehend königliche Residenzstadt.
Von hier aus stach König Afonso V mit einer 25.000 Mann starken Armee im Jahre 1458 in See, um die strategisch bedeutsame arabische Kleinstadt Alcacer Ceguer (marok.: Ksar es-Seghir) an der Straße von Gibraltar zu erobern – was ihm auch gelang.
Afonso V hatte die Idee von Alcacer Ceguer aus ganz Nordafrika zu erobern, eine Idee, die sich später konkretisierte und Portugal zur ersten Seefahrernation der Welt machte.

Dank seines milden Klimas und seiner reizvollen Umgebung war Setúbal vom 16. bis 18. Jahrhundert ein bevorzugtes Gebiet für den Adel und das vom Salzhandel reich gewordene Bürgertum. Hier ließen sie sich ihre Landhäuser und Wochenendpaläste bauen.
Das große Erdbeben vom 01. November 1755 vernichtete nicht nur Lissabon, sondern zerstörte auch fast völlig Setúbal.
Am 19. April 1860 erhielt Setúbal durch König Pedro V seine Stadtrechte.
Drei Jahre später, 1863, wurde Setúbal mit einer Bahnstrecke an die Stadt Barreiro angeschlossen. Diese Bahnverbindung machte Setúbal zu einem wichtigen industriellen Zentrum Portugals – und dies ist es bis heute geblieben.

Für eine Industriestadt besitzt Setúbal ein durchaus ansprechendes Ortsbild.
Entlang des Rio Sado ziehen sich der Güter-, der Yacht- und der Fischerhafen – hier geht es jeden Morgen nach dem Einlaufen der Fischerboote und bei der anschließenden Fischauktion sehr lebhaft zu.
Nördlich vom Fischerhafen verläuft in Ost-West-Richtung eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt, die nach der gefeierten Sängerin Luisa Todi benannte Avenida de Luisa Todi.
Jenseits dieser Avenida erstreckt sich die noch recht stimmungsvolle, unter Denkmalschutz stehende Altstadt, in der sich die wenigen vom großen Erbeben des Jahres 1755 verschont gebliebenen Sehenswürdigkeiten befinden.

Mittelpunkt ist hier der Platz Praça do Bocage mit einem Standbild des Satirikers und Literaten Manuel Maria de Barbosa du Bocage, dem bekanntesten Sohn der Stadt, der hier 1775 das Licht der Welt erblickte.
In der nahen Rua de São Domingo steht das Geburtshaus von Bocage, das ein kleines Museum über das Leben und das große Werk dieses portugiesischen Dichters beherbergt.
Das Museu Bocage ist eine der drei Außenstellen des Stadtmuseums von Setúbal (port.: Museu da Cidade de Setúbal), das im altehrwürdigen Kloster Convento de Jesus untergebracht ist.

Das ehemalige Franziskanerkloster sowie die Kirche de Jesus sind die in Portugal ersten im manuelistischen Stil errichteten Sakralbauten.
Mit den Arbeiten an Kirche und Kloster begann man im Jahre 1491 unter der Leitung des französischstämmigen Baumeisters Diogo Boytaca, der später durch den Bau der Klöster Batalha und Belém zu Ruhm kam.
Von außen präsentiert sich die dreischiffige Hallenkirche relativ schmucklos. Doch Innen beeindrucken das imposante Sterngewölbe im Chor sowie die einzigartigen Azulejo-Darstellungen aus dem Leben der Jungfrau Maria.
Wie schon erwähnt ist in den Räumen des an die Kirche grenzenden ehemaligen Klosters, sowie in dem aus Arrábidamarmor errichteten Kreuzgang aus dem 17. Jahrhundert, das Städtische Museum untergebracht. Zu seinen Exponaten gehören Gemälde portugiesischer, flämischer und katalanischer Meister sowie archäologische Funde aus dem Gebiet um Setúbal.

Zwei andere sehr sehenswerte Gotteshäuser in der Altstadt von Setúbal sind zum einen die ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert stammende Kirche São Julião (port.: Igreja de São Julião) mit seinen zwei manuelistischen Portalen, und zum anderen die besuchenswerte Kirche Igreja de Santa Maria da Graça, eine sehr üppig verzierte und reich vergoldete Kirche aus dem 13. Jahrhundert.

Außer dem Stadtmuseum im Jesuitenkloster und dem Museum im Geburtshaus von Bocage gibt es noch das eine oder andere sehr besuchenswerte Museum in der Stadt Setúbal.

Da ist zum einen das Ozeanografische und Fischereimuseum Luiz Saldanha (port.: Museu Oceanográfico e de Pescas Luiz Saldanha) an der Avenida de Luisa Todi, das eine bedeutende Sammlung seltener Schwammarten und sonstiger Meeresbewohner bewahrt, das vor allem von dem portugiesischen Meeresbiologen Luiz Vieira Caldas Saldanha zusammengetragen wurde.

Benachbart ist das Archäologie- und Völkerkundemuseum (port.: Museu de Arqueologia e Etnologia). Ausgestellt werden hier u.a. Geräte und Werkzeuge, die in der Landwirtschaft und in der Fischerei rund um Setúbal eingesetzt wurden, sowie einige alte Bootsmodelle. An das Museum ist eine respektable Fachbibliothek mit über 5.000 Bänden angeschlossen.

Im Geburtshaus der Opernsängerin Luisa Todi in der gleichnamigen Avenida ist ein kleines Museum untergebracht, das sich dem Künstlerleben einer der größten Operndivas ihrer Zeit widmet (bitte lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „Luisa Todi – die Sängerin aller Jahrhunderte“, vom 25. November 2012)

Andere sehenswerte Museen in Setúbal sind:

- das Museu Casa Sebastião da Gama (dt.: Museum Sebastião da Gama), ein kleines Museum das sich dem Leben und Werk des Lyrikers und Pädagogen Sebastião da Gama widmet

- das Museu do Trabalho Michel Giacometti (dt. : Museum der Arbeit Michel Giacometti), das nach dem französischen Ethnologen Michel Giacometti benannt ist und in dem sich eine große Sammlung landwirtschaftlicher Alltagsgegenstände befindet, die Giacometti zu Lebzeiten zusammengetragen hat

- und das Museu do Barroco (dt.: Barrokmuseum) in der Casa do Corpo Santo

Im Westen der Stadt Setúbal erhebt sich an der linken Uferseite des Sado die Festung Castelo de São Filipe.
Die Burganlage wurde Ende des 16. Jahrhunderts von dem italienischen Festungsbaumeister Filippo Terzi auf Anordnung des spanischen Königs Filipe II errichtet, der gleichzeitig als Filipe I über Portugal herrschte. Von hier aus hat man einen grandiosen Blick über die Stadt Setúbal, den Sado und den Atlantik.
In einem Teil der Burganlage ist heute eine Pousada untergebracht.

Die Umgebung von Setúbal hat vieles zu bieten:
stille Meeresbuchten, ein prächtiges Mittelgebirge und den wunderschönen Naturpark Serra da Arrábida, mit zahlreichen endemischen Arten, die nur hier beheimatet sind.

Aber, das schönste was der Distrikt Setúbal seinen Besuchern zu bieten hat, sind wohl seine sauberen Strände!
Mit der Auto- oder der Personenfähre fährt man z.B. von der Anlegestelle an der Praça da República zur Praia de Troia, einer Halbinsel mit Dünen, Wald und einem herrlichen Sandstrand. Hier ließen sich einst die Phönizier nieder, und die Römer gründeten später an gleicher Stelle einen Ort Namens „Cetobriga“, der später von einem riesigen Tsunami zerstört wurde.
Andere besuchenswerte Strände im Großraum von Setúbal sind:

- Praia do Portinho da Arrábida
- Praia dos Galapos
- Praia da Figueirinha
- Praia de Albarquel
- Praia da Maria Esguelha

Der berühmte dänische Dichter und Märchenerzähler Hans Christian Andersen hat einmal, nachdem er im Jahre 1866 für einige Tage in Setúbal verweilte, geschrieben die Stadt „sei ein irdisches Paradies“ (lesen sie bitte hierzu auch meinen Blogeintrag „Schwer von Freunden fällt der Abschied“, vom 09. Juli 2009).
Nun, ob Andersen das heute noch so sagen würde, bleibt mal dahingestellt, denn Setúbal ist, wie schon erwähnt, heute eine hektische Industrie- und Arbeiterstadt, wie es sie so viele auf der Welt gibt.
Dennoch kann man in gewissen Ecken und manchen verwinkelnden Gassen sicherlich den Charme der vergangenen Tage spüren, den diese Stadt einmal sicherlich gehabt hat.
Man muss diesen Charme in Setúbal nur suchen!...

Montag, 2. Juni 2014

Adiós Juan Carlos


Als ich heute in meiner Mittagspause die Nachricht von der Abdankung von König Juan Carlos I von Spanien  hörte, konnte ich es kaum glauben und ich habe zuerst sogar Zweifel an dieser Nachricht gehabt.
Aber dann bin ich mit meinem Handy im Internet gesurft, und musste lesen, dass es sich bei dieser Nachricht nicht um eine Ente handelt, sondern um eine reale Meldung aus unserem Nachbarland.

Nach fast 39 Jahren auf dem spanischen Thron teilte König Juan Carlos I de Borbón y Borbón heute Ministerpräsident Mariano Rajoy in einem kurzen Schreiben seine Abdankung mit.
Der Wortlaut dieser Abdankung lautet – in einem Satz:

„Der Verfassung entsprechend, teile ich dem Herrn Regierungspräsidenten hiermit meine freie Entscheidung mit, von der spanischen Krone abzudanken.
Der König von Spanien
Don Juan Carlos I de Borbón“

(span.: „A los efectos constitucionales procedentes, adjunto el escrito que leo, firme y entrego al Señor Presidente del Gobierno en este acto, mediante el cual le comunico mi decisión de abdicar la Corona de España.
El Rey de España
Don Juan Carlos I de Borbón“)

Er wolle einer neuen Generation Platz machen, sagte er in einer Rede an sein Volk.
Dieser Schritt ist dem König sicherlich nicht leicht gefallen.
Aber vielleicht bestärkt durch die Abdankungen seiner ehemaligen Amtskollegen Beatrix der Niederlande und Albert II von Belgien, nahm der spanische Monarch sich heute wohl den Mut und entschloss sich zum Thronverzicht.

Der 76 jährige Juan Carlos ist (war) ein respektabler König!
Er war es der Spanien aus dem dunklen Faschismus der Franco-Diktatur in die Moderne führte, der seinem Land Stabilität, Demokratie, Fortschritt und auch Wohlstand brachte.
Er war es der zweifellos seine Vielvölkernation mit Mühe einigte.

Und Juan Carlos war und ist ein großer Freund Portugals!
Kaum ein spanischer König hat Portugal so respektiert, ja geliebt, wie Juan Carlos.
Und kein anderer spanischer Monarch hat die portugiesisch-spanischen Beziehungen so gefördert wie er – auch nicht die drei spanischen Philipps, die zwischen 1580 und 1640 über Portugal herrschten.

Die Familie Juan Carlos verbrachte hier in Portugal viele Jahre im Exil. Seit 1946 bewohnten die Grafen von Barcelona, die Eltern von Juan Carlos, und ihr Kinder die Vila Giralda in Estoril, ein Anwesen das heute noch im Besitz der spanischen Königsfamilie ist.
Hier in Portugal verbrachte Juan Carlos mit seinen Geschwistern seine Kindheit und hier schloss er als Kind Freundschaften die bis heute bestehen.

Juan Carlos liebt Portugal und seine Menschen.
Und Portugal und viele seiner Menschen liebt auch Juan Carlos.
Er kann von sich sagen, dass er hier in Portugal immer willkommen ist – eine Tatsache die vor ihm wohl kaum ein anderer spanischer König behaupten konnte!

Obwohl, wie ich schon erwähnt habe, mich der Thronverzicht Juan Carlos sehr überrascht hat, so muss ich zugeben, dass ich seinen Schritt mutig und vernünftig finde.
Und seien wir doch einmal ehrlich:
wenn sogar ein Papst abdanken kann, warum nicht auch ein König?!?

Bleibt nur zu hoffen das König Juan Carlos, auch wenn er gesundheitlich leider sehr angeschlagen ist, noch viele Jahre vergönnt sein werden, um seinen neuen Lebensabschnitt als „Rentner“ zu genießen!

Adiós Juan Carlos