Montag, 31. Dezember 2012

Guten Rutsch ins neue Jahr 2013!



Ein sehr schwieriges, aufopferungsvolles und für viele leider auch sehr entbehrungsreiches Jahr 2012 geht hier in Portugal nun zu Ende, und ein neues Jahr steht vor der Tür.

Ich möchte allen Freunden und Lesern von „Planet Portugal“ ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2013 mit hoffentlich viel Ruhe, Gelassenheit, Glück, guten Vorsätzen und einer Menge positiver Eindrücke und Erfahrungen wünschen, auch wenn viele ein noch schwierigeres Jahr vorhersagen, als es das jetzt zu Ende gehende 2012 schon war.

Guten Rutsch ins Neue Jahr 2013!


Um muito difícil Ano 2012, para muitos cheio de sacrifícios e privações, chegou aqui em Portugal ao fim, e um Novo Ano bate-nos agora à porta.

Quero desejar a todos os amigos e leitores do „Planet Portugal“ um próspero e saudável Ano 2013, com muito descanso, serenidade, sorte e muitissimas impressções e experiências positivas, apesar de muitos acharem que o ano que aí vem, será mais duro que o actual 2012.

Boas entradas e feliz Ano Novo 2013!

Dienstag, 25. Dezember 2012

Fröhliche Weihnachten, Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!



Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern meines Blogs „Planet Portugal“ und Ihren Familien und Freunden frohe und gesegnete Weihnachten, verbunden mit den besten Wünschen für Glückseeligkeit, Erfolg und Liebe.
Mögen alle Eure Erwartungen und Hoffnungen in Erfüllung gehen.
Fröhliche Weihnachten, Frieden auf Erden und den Manschen ein Wohlgefallen!

Ângelo Paulo


Desejo a todos os leitores do meu Blog „Planet Portugal“ e às suas familias e amigos um feliz e santo Natal, repleto de felicidades, êxitos e amor.
Que todas as vossas expectativas e esperanças se tornem realidades.
Feliz Natal e Paz na Terra, aos homens de boa-vontade!

Ângelo Paulo

Montag, 24. Dezember 2012

„Tauziehen um die Heilige Nacht“



Wer heute in der Deutschen Evangelischen Kirche zu Lissabon am Familiengottesdienst mit Pfarrer Stefan Stalling teilnahm, wurde durch das aufgeführte Krippenspiel, das den Namen „Tauziehen um die Heilige Nacht“ trug, auf das angenehmste überrascht.

Während in den letzten Jahren eigentlich nur Kinder das traditionelle Krippenspiel aufführten, waren dieses Jahr sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen die Hauptakteure der Aufführung.
In einer wunderschönen Interpretation des traditionellen Krippenspiels, machten sich die kleinen und großen Schauspieler daran der Gemeinde vorzutragen, wie es ist, wenn das „Gute“ und das „Böse“, dargestellt in Person des Teufels, um die Geburt Jesu „Tauziehen“, wobei natürlich am Ende das „Gute“ siegt.

Neben dem Krippenspiel, hatte auch die Musik ein großes Gewicht beim diesjährigen Familiengottesdienst.
Zu Anfang sang die Gemeinde mit Carina Lasch Lind das Weihnachtslied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“.
Weitere Musikstücke die gemeinsam gesunden wurden waren „Alle Jahre wieder“ von Wilhelm Hey, „Kommet, ihr Hirten“ von Carl Riedel und „Seht am Himmel“ von Hans-Jürgen Netz.
Zum Schluss stimmte die ganze Gemeinde mein persönlich liebstes Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“, in einer deutsch-portugiesischen Version, an.

Alles in allem war der diesjährige Familiengottesdienst, der einmal wieder sehr gut besucht war, besonders schön und originell.
Und das Krippenspiel „Tauziehen um die Heilige Nacht“ war zweifellos die Krönung einer gelungenen Aufführung mit Happy End!

Sonntag, 23. Dezember 2012

Wie der Weihnachtsbaum nach Portugal kam



Diese Woche hatte ich während der Mittagspause ein interessantes Gespräch mit meinen Arbeitskolleginnen Lili und Sabine, welches über Weihnachtstraditionen in Portugal handelte.
Sabine, die aus Österreich kommt, und nun dieses Jahr zum ersten Mal Weihnachten hier in Portugal feiert, fragte mich während des Gesprächs welches denn eigentlich das Weihnachtssymbol in Portugal schlechthin sei.

Ich gab ihr zur Antwort, dass hier in Portugal, genauso wie in ganz Südeuropa, eigentlich immer die Weihnachtskrippe traditionell im Mittelpunkt stand.
Erst im letzten Jahrhundert setzte sich dann der Weihnachtsbaum in den portugiesischen Wohnzimmern gegen die Krippe durch.

Wie es dazu kam?
Nun, ein Deutscher ist dafür verantwortlich!

Es war nämlich Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha-Koháry, der Prinzgemahl von Königin Maria II, der im 19. Jahrhundert den Weihnachtsbaum in Portugal einführte.

In einem Brief an Königin Victoria von England, die mit Albert von Sachsen-Coburg-Gotha verheiratet war, einem Cousin von Ferdinand, beschreibt die portugiesische Königin Maria II, wie ihr Gemahl Ferdinand II (port.: Fernando II) an Weihnachten 1844 ihre sieben Kinder zum ersten Mal mit einem Weihnachtsbaum überraschte.

In einer Radierung aus dem Jahre 1848, die der künstlerisch sehr begabte Fernando II selbst zeichnete, kann man sehen, wie er als Weihnachtsmann verkleidet, mit einem Sack voller Geschenke und mit einer Rute in der Hand, seine Kinder beschert.
Vor ihm, auf einem Tisch, steht ein kerzengeschmückter Weihnachtsbaum, den er zur Überraschung seiner Kinder hatte aufstellen lassen.
Über Fernando II ist bekannt, dass er seine Kinder sehr liebte und er einen ausgesprochenen Familiensinn hatte.
Da ist es nicht mehr als natürlich, das er versuchte, fernab seiner Heimat, deutsche Traditionen und Bräuche in seiner neuen portugiesischen Familie einzubringen.

Abgesehen von ihren Kindern muss auch Königin Maria II von der Tradition des Weihnachtsbaumes sehr angetan gewesen sein, und so wird berichtet, das der Weihnachtsbaum im Königspalast mit den Jahren immer größer wurde.
In einem Hofbericht aus dem Jahre 1851 wird über den Weihnachtsabend 1850 berichtet, das inmitten des Saals des Staatsrates im Palácio das Necessidades, dem damaligen königlichen Palast, am Weihnachtsabend eine riesige beleuchtete Tanne voller Geschenke stand
(port.: „…no meio da sala do Conselho de Estado do Palácio das Necessidades viu-se naquela noite um enorme pinheiro iluminado e cheio de presentes“).

Seit dieser Zeit war der Weihnachtsbaum fester Bestandteil der Weihnachtsfeiern der königlichen Familie.
Aus dem rein religiösen Weihnachtsfest wurde, Dank Fernando II, mit den Jahren ein Familien- und Kinderfest.
König Pedro V und König Luis I führten die Tradition ihres Vaters Fernando II fort und auch König Carlos I übernahm diesen deutschen Weihnachtsbrauch.
Auch außerhalb der königlichen Paläste wurde es mit der Zeit populär, sich zur Weihnachtszeit eine geschmückte Tanne ins Haus zu holen – bis zum heutigen Tag!

Prinzgemahl Fernando II hat mit dem Weihnachtsbaum auch versucht den Adventskranz in Portugal einzuführen, womit er weitaus weniger Erfolg hatte.
Denn während der Baum heute zweifellos zur portugiesischen Weihnacht gehört, ist der Adventskranz leider noch immer den meisten Portugiesen unbekannt.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Viel Glück Cristina, Boa sorte Cristina!



Cristina Nunes ist eine ganz liebe Freundin von mir.
Ich kenne Cristina seit einigen Jahren, um genauer zu sein seit 2004, als sie nämlich in dem Café „Pastelaria Sabores do Tejo“ in Cacilhas eine Anstellung als Bedienung angenommen hat.

Die „Pastelaria Sabores do Tejo“ ist, seitdem ich wieder hier in Portugal lebe, so etwas wie mein zweites Zuhause geworden.
In diesem Café pflege ich fast jeden Tag zu frühstücken und hier esse ich in meiner Freizeit auch manchmal zu Mittag oder zu Abend, hier treffe ich mich oftmals mit Freunden, wenn wir eine Tour durch Lisboa vorhaben und hier lese ich gerne meine Tageszeitung oder schreibe ich, ab und zu, an diesem Blog.
Ich fühle mich in diesem Café einfach nur wohl!

Eines der Gründe weshalb ich mich im „Sabores do Tejo“ so gerne aufhalte ist bis dato sicherlich Cristina gewesen, mit ihrem offenen, netten und charmanten Wesen und ihrer humorvollen und liebenswerten Art.

Ich schreibe hier „gewesen“, denn gestern hat Cristina, nach acht Jahren Betriebszugehörigkeit, der „Pastelaria Sabores do Tejo“ den Rücken gekehrt.
Ihr wurde zwar nicht gekündigt, wie so vielen Arbeitsnehmern im Augenblick hier in Portugal, sondern sie selber hat sich dazu entschlossen zu kündigen, Portugal zu verlassen und ihr Glück im Ausland zu probieren.

Wer Cristina kennt, weiß dass ihr dieser Schritt alles andere als einfach gefallen ist, aber sie musste so etwas wie eine Notbremse ziehen.
Als allein erziehende Mutter hat sie nur den portugiesischen Mindestlohn verdient, hat jeden Tag bis zu 10 Stunden hinter dem Cafétresen gestanden und sechs Tage die Woche gearbeitet.
Hinzu kam noch, dass ihre monatlichen Ausgaben, wie Miete, Strom, Gas, Wasser usw., immer mehr und mehr anstiegen, so dass sie jetzt zum Ende hin von ihrem Gehalt nicht mehr lebte, sondern nur noch überlebte.
Bevor sie anfing Schulden zu machen, entschloss sie sich auszuwandern.
Nicht jeder ist so konsequent!

Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage konnte man ihr momentan im „Sabores do Tejo“, wo man ihre Arbeit sehr wohl schätzte und wo man sie als Mensch und Kollegin sehr liebte, finanziell nicht mehr entgegenkommen.
Und so hat Cristina spontan entschlossen ihr Glück außerhalb ihres geliebten Portugals zu suchen.

Cristina ist heute Morgen nach Deutschland gereist.
Dort wird sie in Mainz schon nächste Woche in einem spanischen Restaurant zu arbeiten anfangen.
Es gibt zwei Gründe warum sich Cristina für Deutschland entschieden hat:
Einerseits hat man ihr eine, für momentane portugiesische Verhältnisse, gut bezahlte Arbeit versprochen und andererseits hat Cristina schon einmal als Kind, als ihre Eltern als Gastarbeiter in Baden-Württemberg gearbeitet haben, in Deutschland gelebt und beherrscht somit die deutsche Sprache fast perfekt.

Über die Jahre hinweg hat mir Cristina immer erzählt, wie gerne sie doch einmal wieder nach Deutschland reisen würde, um dort Urlaub zu machen und um „ihr Schwaben“ wieder zu sehen.
Keiner von uns, erst recht nicht Cristina, hätte sich noch vor einem Monat vorstellen können, dass sie nun schon heute ihren Weg nach Deutschland antreten würde – und das nicht als Touristin sondern als Arbeitnehmerin.

Ob Cristina die richtige Entscheidung für sich und ihre Tochter Sara getroffen hat, wird die Zukunft zeigen.
Aber ich finde es sehr mutig und richtig von ihr, dass sie es noch einmal probieren will.

Viel Glück Cristina!
Boa sorte Cristina!

Sonntag, 9. Dezember 2012

Die Tragödie der Ponte das Barcas




In meinem Blogeintrag „Luisa Todi – die Sängerin aller Jahrhunderte“ vom vergangenen 25. November 2012, erwähne ich die große Tragödie die einstmals Ende März 1809 über die Stadt Porto hereinbrach, als tausende Menschen, bei dem Versuch die Stadt vor französischen Invasionstruppen fluchtartig zu verlassen, im Douro ertranken.

Ich wurde nun diese Woche gefragt wie es damals zu dieser Tragödie kam, bei der so viele Menschen starben.

Der Douro ist, und war schon immer, ein Fluss mit einer sehr starken, reißenden Strömung und vielen Untiefen, dessen Überquerung sehr schwierig war und ist.
Bis in das 19. Jahrhundert hinein gab es keine Brücken, die beide Ufern des Douro im Großraum Porto miteinander verbanden.
Wollte man daher vor gut 200 Jahren von Porto auf die andere Flussseite, in die Stadt Vila Nova de Gaia, so konnte man dies damals nur mit Hilfe von Booten, Barken oder Flößen bewerkstelligen.

Im Jahre 1806 wurde der Ingenieur und Architekt Carlos Luis Ferreira da Cruz Amarante von der Stadtverwaltung in Porto beauftragt eine Behelfsbrücke zwischen Porto und Vila Nova de Gaia zu errichten, um endlich dem aufkommenden Personenfluss und Handelsverkehr zwischen den zwei Ufern gerecht zu werden.
Carlos Amarante, der Verantwortlich für solche Bauwerke wie die Kirche Bom Jesus do Monte und die Klosterkirche Igreja do Pópulo in Braga, die Kirche Igreja da Trindade in Porto und die Wiedererrichtung der Stadtmauer in der Stadt Valença do Minho ist, machte sich im Frühjahr 1806 an die Arbeit.

Inspiriert von Brückenbauern aus den Niederlanden, und weil die Stadt Porto von ihm einen schnellmöglichen Brückenbau verlangte, entschied er sich aus Zeit- und Geldmangel, die zwei Ufern des Douro zwischen Porto und Vila Nova de Gaia mit 20 schwimmenden Barken (port.: barcas) zu verbinden.
Auf diese Barken, die mit Stahlseilen fest miteinander verbunden waren. wurden dann Holzbretter verlegt, und so war die Brücke in kürzester Zeit erbaut.
Bereits am 15. August 1806, nur wenige Monate nachdem Carlos Amarante den Auftrag zum Bau einer Fußgängerüberquerung über den Douro erhalten hatte, wurde die „Ponte das Barcas“ (dt.: Barkenbrücke) für die Bevölkerung freigegeben.
Die „Ponte das Barcas“ war die erste Brücke dieses Typs in ganz Portugal.

Im Jahre 1809, knapp zweieinhalb Jahre nach dem Brückenbau, überfielen napoleonischen Truppen in der zweiten französischen Invasion Portugal.
Unter General Nicolas Soult überrannten damals Anfang März französische Soldaten, aus Spanien kommend, die portugiesischen Provinzen Trás-os-Montes und Minho und standen alsbald vor der Stadt Porto, um diese einzunehmen.
Als am 29. März 1809 die französischen Truppen die Stadtgrenze von Porto überschritten, flohen tausende Bürger panisch aus der Stadt.
Viele von ihnen versuchen über die aus zusammengeketteten Barken sehr wackelige Brücke „Ponte das Barcas“ zu fliehen.
Als immer mehr Menschen verzweifelt auf die Brücke stürmten und in Richtung Süden nach Vila Nova de Gaia vor den Bajonetten der Franzosen flohen, konnte die Brücke alsbald das immense Gewicht der tausenden Menschen nicht mehr tragen.

Es kam zu einer Katastrophe:
Die Stahlseile, die die 20 Barken zusammenhielten, rissen und die Brücke, die ja aus schwimmenden Barken bestand, machte sich selbstständig.
Von den schätzungsweise über 10.000 Menschen die sich an diesem Tag auf der Brücke befanden, wurden wohl über 4.000 in den Tod gerissen.

Nach der französischen Invasion wurde die „Ponte das Barcas“ wiedererrichtet und erst im Jahre 1843 durch einen richtigen Brückenbau, der Ponte Pênsil, ersetzt.

Wo einstmals die „Ponte das Barcas“ den Fluss überquerte, steht heute, im Stadtteil Ribeira, am Ufer des Douro, ein Relief des Künstlers António Teixeira Lopes, als Mahnmal für die Opfer dieser Katastrophe vom 29. März 1809.
Noch heute legen dort Menschen regelmäßig Blumen nieder und zünden dort Kerzen an, um an die Toten dieses Unglückes, die „Alminhas da Ponte“ (dt.: „Seelen der Brücke“), zu gedenken.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

In memoriam: Oscar Niemeyer



Als ich vor zehn Jahren, aus São Paulo kommend, meinen Anschlussflug nach Frankfurt/Main verpasste, war ich eigentlich dazu verdammt die Nacht in dem Flughafen der brasilianischen Hauptstadt Brasilia zu verbringen.

Wie ich schon sagte, ich war eigentlich dazu verdammt.
Aber wer mich kennt, weiß das ich nicht so ohne weiteres eine Nacht auf einem fremden Flughafen verbringen würde, zumal ich einen erholsamen Urlaub hinter mich hatte und am nächsten Morgen einen langen entspannten Rückflug nach Deutschland vor mir hatte.
Da ich also mehr als ausgeruht war, und ich noch über sieben Stunden bis zur Rückreise hatte, beschloss ich ein Taxi zu nehmen, und nach Brasilia rein zufahren.

Die Fahrt in die Innenstadt Brasilias, in dieser tropisch schwül-heißen Nacht, ist mir bis heute unvergessen im Gedächtnis geblieben.
Vom Taxi aus blickte ich in eine supermoderne Stadt hinaus, deren Monumente, Regierungsgebäude und Kathedrale hell erleuchtet auf einem Hochplateau mitten im Urwald lagen, und die mir damals so futuristisch erschien, wie keine andere Stadt die ich bis dahin gesehen hatte.
Ich war nie wieder in Brasilia, aber diese nächtliche Fahrt durch die brasilianische Hauptstadt habe ich nie wieder vergessen.

Das mir das futuristische Brasilia so einprägsam im Gedächtnis geblieben ist, habe ich zweifelsohne auch einem Mann zu verdanken, der wie kein anderer, für moderne, inspirierende Architektur steht – dem von mir sehr geschätzten Star-Architekten Oscar Niemeyer!

Oscar Niemeyer wurde am 15. Dezember 1907 als Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho in Rio de Janeiro geboren.
Der Sohn eines deutschstämmigen Schriftsetzers, dessen Vorfahre Jakob Konrad von Niemeyer im Jahre 1807 mit der portugiesischen königlichen Familie vor den französischen Truppen Napoleons nach Brasilien floh, gilt als Wegbereiter der modernen brasilianischen Architektur.

In seiner über 70jährigen Karriere – noch mit über 100 Jahren war er angeblich oftmals in seinem Architekturbüro an der Copacabana anzutreffen – realisierte Oscar Niemeyer über 620 Projekte in aller Welt.
Zu diesen gehören nicht nur die von mir hier schon erwähnten weltberühmten Regierungsgebäude und die Kathedrale von Brasilia, sondern auch, unter anderen, das UNO-Hauptgebäude in New York, das Kulturzentrum von Le Havre in Frankreich, das Lateinamerika-Memorial in São Paulo und das Museum für Zeitgenössische Kunst in Niterói, das eher an ein UFO erinnert als an ein Museum.

Auch in Portugal und Deutschland hat Oscar Niemeyer, von dem oftmals gesagt wurde er könne mit seinen geschwungenen Formen Stahlbeton zum schweben bringen, wunderschöne architektonische Meisterwerke hinterlassen.
In Funchal, auf Madeira, entwarf er 1966 das futuristische Casino Park Hotel, ein Hotel das sowohl ein Casino als auch ein berühmtes Kongresszentrum beherbergt.
In Deutschland errichtete er 1957 im Berliner Hansaviertel das imposante Interbau-Wohnhochhaus.

Am gestrigen Mittwoch, dem 05. Dezember 2012, verstarb Oscar Niemeyer, zehn Tage vor seinem 105. Geburtstag, in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro an akutem Nierenversagen.

Der „Spiegel“ schrieb einmal in einer seiner Ausgaben über Oscar Niemeyer den Satz:
„Nie wieder wird die Zukunft so gut aussehen wie mit den Bauten des Brasilianers.“
Nun, ich weiß nicht wie die Zukunft wirklich aussehen wird.
Aber ich bezweifele stark, das es bald wieder jemanden geben wird, der solche Bauwerke voller Phantasie, Kurven und Träume errichten wird wie einstmals Oscar Niemeyer.

Samstag, 1. Dezember 2012

Ich sage JA zum 01. Dezember!



Er ist ein ganz besonderer Feiertag,
er ist der älteste zivile Feiertag,
er ist der bedeutendste patriotische Feiertag,
er ist zweifelsohne der nationalste aller unserer Feiertage!

Ich sage JA zum 01.Dezember!


(Wer nicht wissen sollte, welche Bedeutung der 01. Dezember hier in Portugal hat und welcher geschichtliche Hintergrund hinter diesem Feiertag steckt, der lese bitte meine Blogeinträge „Bye-bye 01. Dezember“, vom vergangenen 01.12.2011, und „Die Verschwörer“, vom 15.12.2011.)

Sonntag, 25. November 2012

Luisa Todi – „die Sängerin aller Jahrhunderte“



An der breiten Mündungsbucht des Flusses Sado liegt die Industrie- und Distrikthauptstadt Setúbal, mit ihren bedeutenden Fischkonservenfabriken, Werften und Salinen.
Für eine Industriestadt besitzt Setúbal ein durchaus ansprechendes Ortsbild.
Entlang des Sado ziehen sich der Güter-, der Yacht- und der Fischereihafen.

Parallel zu den Häfen verläuft in Ost-West-Richtung die Hauptverkehrsstraße der Stadt, die Avenida Luisa Todi, an der, unter anderem, die Markthalle (port.: Mercado), das Stadttheater (port.: Teatro Municipal und das Ozeanographische und Fischereimuseum (port.: Museu Oceanográfico e de Pescas) liegen.
In etwa der Mitte der Avenida Luisa Todi befindet sich ein imposantes weißes Denkmal, das der großen Opernsängerin Luisa Todi gewidmet ist, die eine berühmte Tochter der Stadt ist.
Heute kennt kaum noch einer außerhalb Portugals Luisa Todi.
Aber vor 200 Jahren war Luisa Todi die berühmteste und meistgefragte Operndiva ihrer Zeit.

Geboren wurde Luisa Rosa de Aguiar, wie sie mit vollem Taufnamen hieß, am 09. Januar 1753 in der setubalenser Gemeinde Nossa Senhora da Anunciada, als Tochter des Geigers und Musiklehrers Manuel José de Aguiar und dessen Frau Ana Joaquina de Almeida.
Luisa Rosa hatte zwei Schwestern – die sieben Jahre ältere Cecilia Rosa und die drei Jahre ältere Isabel Ifigénia.

Luisa, die in eine wahre Künstlerfamilie hineingeboren wurde, in der es zahlreiche Musiker, Schauspieler und Sänger gab, kam schon in sehr jungen Jahren mit dem Musischen in Berührung.
Sie soll schon sehr früh mit dem Singen angefangen haben.
Als sie 12 Jahre alt war, zog ihre Familie mit ihr in die Hauptstadt Lissabon.

In Lissabon hatte sie dann auch ihren ersten öffentlichen Auftritt.
Im Jahre 1767, trat sie 14jährig, mit ihrer Schwester Cecilia Rosa im Teatro do Conde de Soure im Bairro Alto auf. Sie spielte und sang bei ihrem Debüt die Rolle der Lauriana in der komischen Oper „Tartufo“ (fr.: „Le Tartuffe“) von Moliere.
Leiter des Orchesters des Theaters des Bairro Altos war damals der aus Neapel stammende Geiger Francesco Saverio Todi, der nach ihrem Debütauftritt einer ihrer größten Fans wurde.
Francesco Todi erkannte sofort Luisas musikalisches Talent und begeisterte und unterstützte fortan das junge Mädchen für die klassische Oper.

Luisa und Francesco Todi scheinen sich in dieser Zeit sehr Nahe gekommen zu sein, denn bereits am 28. Juli 1769, Luisa Todi ist gerade einmal 16 Jahre alt, geben sich beide in Lissabon das Jawort.
Von diesem Tag an förderte Francesco seine Luisa wo er nur konnte und bereitete mit aller Kraft systematisch ihre internationale Karriere vor. Eine Karriere, die ihr später einmal Auftritte in ganz Europa ermöglichen sollten.

1770 besorgte Francesco Todi bei seinem Freund, dem aus Neapel stammenden Opernkomponisten David Perez, der Kapellmeister am portugiesischen Hof war, für seine Frau Luisa Gesangsstunden.
Mit Perez, der Autor von Opern wie „Solimano“, „L´Olimpiade“ und „Arminio“ war, arbeitete Luisa Todi die folgenden Jahre eng zusammen, unter anderem an der Nationaloper Teatro Nacional de São Carlos.
Im Sommer desselben Jahres engagierte das Theater im Bairro Alto Luisa Todi.
Dort sang sie in der Oper „Il viaggiatore ridicolo“, des Italieners Giuseppe Scolari, sehr erfolgreich ihre ersten Opernarien.
Im Oktober sang sie im selben Theater die Gianneta in der Oper „L'incognita persiguitata“, des italienischen Opernkomponisten Nlcolau Piccini.
Kronprinzessin Maria, die zukünftige Königin Maria I, hörte von den Erfolgen Luisa Todis und bat daraufhin den königlichen Kapellmeister David Perez, er möge ihr doch einen Privatauftritt im königlichen Schloss organisieren.
Zu diesem Privatkonzert kam es dann im Januar 1771.
Wochen später, sie war weiterhin am Theater im Bairro Alto engagiert, übernahm sie in der Oper „Il beiglierbei di Caramania“, ein weiteres Werk von Giuseppe Scolarri, die Rolle der Zoffira.

Ende 1771 zogen die Todis nach Porto, wo Luisa bis 1777 als Sängerin und Privatgesangslehrerin tätig war.
Hier in Porto wurde Luisa auch zum ersten Mal Mutter.
Im April 1772 brachte sie ihr erstes Kind, ihren Sohn João, zur Welt.
Im September 1773 wurde, ebenfalls in Porto, ihre Tochter Ana José geboren.
1775 brachte sie in der Stadt Guimarães ihre zweite Tochter, Maria Clara, zur Welt.
Ihren zweiten Sohn Francisco Xavier brachte Luisa im März 1777 im spanischen Aranjuez, unweit der spanischen Hauptstadt Madrid, zur Welt.

Nach der Geburt ihres Sohnes Francisco Xavier, begab sich Luisa Todi Ende 1777 nach London, wo sie am King´s Theatre ihr erstes Auslandsengagement hatte.
Von London zogen die Todis weiter nach Versailles und Paris, wo Luisa verschiedene Gastspiele hatte.
In Paris schenkte Luisa Todi am 22. November 1778 einer weiteren Tochter, Adelaide, das Leben.

Von Paris reisten die Todis weiter nach Wien, wo Luisa Todi am 28. Dezember 1779 vor der österreichischen kaiserlichen Familie auftrat.
Dann reiste sie weiter nach Italien, wo sie in Turin 1780 ihren ersten Vertrag als Primadonna am Teatro Regio di Torino unterschrieb.
Von Turin zog Luisa Todi nach Preußen und anderen deutschen Staaten weiter, wo sie mehrere Gastspiele hatte.
In Deutschland lernte sie die damals in Europa ebenfalls sehr gefeierte deutsche Opernsängerin Gertrud Elisabeth Mara persönlich kennen und trat mehrere Male in verschiedenen öffentlichen Wettbewerben gegen diese gesanglich auf.
Das musikbegeisterte Europa spaltet sich unweigerlich in zwei Lagern auf:
Einmal in die „Todiisten“ und einmal in die „Maraisten“.
Dank dieser Gesangswettbewerbe mit Gertrud Elisabeth Mara stieg die Beliebtheit von Luisa Todi damals ins unermessliche.

Nach Deutschland reiste Luisa Todi wieder nach Turin wo sie erneut am Teatro Regio di Torino auftrat.
Am 24. November 1782 brachte sie in dieser norditalienischen Metropole ihr sechstes und letztes Kind zur Welt, ihren Sohn Leopoldo Rodrigo Ângelo.

1784 brach Luisa Todi mit ihrem Mann und ihren Kindern, auf ausdrücklichen Wunsch von Zarin Katharina II, zu einem längeren Engagementaufenthalt nach Russland auf, der bis 1788 dauern sollte.
1788, auf dem Weg von Sankt Petersburg nach Paris, machte sie am preußischen Hof in Potsdam halt, wo sie vor König Friedrich II sang.
Sie gastierte noch in anderen deutschen Städten, wie Hannover, Wiesbaden und Mainz. In Bonn trat sie 1789 sogar mit Ludwig van Beethoven auf.
Dann reiste sie weiter nach Italien, wo sie 1790 mehrere triumphale Auftritte in Parma, Genua, Padua, Bergamo, Turin und Venedig hatte.
In Italien bekam sie zum ersten Mal Probleme mit ihrem Augenlicht. Sie fing an unscharf zu sehen und hatte ständig starke Kopfschmerzen. Als Konsequenz unterbrach sie daraufhin für einige Monate ihre Karriere.

Am 25. August 1792 trat Luisa Todi, nach einer knapp zweijährigen Pause, zum ersten Mal in Madrid wieder auf. Hier in Madrid blieb sie bis 1796, wo sie vor allem am Teatro de los Caños del Peral, dem späteren königlichen Theater, zahlreiche Erfolge feierte.
Da ihr Augenlicht immer schwächer wurde, kehrte sie 1796 wieder nach Lissabon zurück, wo sie fortan mit ihrem Mann etwas zurückgezogen lebte.
1799 reiste Luisa Todi noch einmal nach Italien, wo sie in Neapel Ihren letzten öffentlichen Auftritt hatte.
1801 kehrte Luisa Todi aus Italien nach Portugal zurück, und ließ sich mit ihrem Mann Francesco in der Stadt Porto nieder.
Zwei Jahre später, am 28. April 1803, verstarb ihr geliebter Gatte Francesco.

Als die französischen Truppen von Napoleon Bonaparte im Jahre 1806 Portugal überfielen, hätte Luisa Todi mit der portugiesischen königlichen Familie nach Brasilien fliehen oder sie hätte nach England reisen können.
Aber sie zog es vor in Portugal zu bleiben, sicherlich auch deshalb, weil sie sich der Ernsthaftigkeit der Situation nicht bewusst war.

Am 29. März 1809 überfielen die französischen Truppen, in ihrer zweiten Invasion in Portugal, auf brutalste Weise die Stadt Porto.
Luisa Todi versuchte, wie viele andere Bürger auch, an diesem Tag die Stadt fluchtartig zu verlassen.
Als sie zu tausenden versuchten den Fluss Douro über die Ponte das Barcas zu überqueren, eine aus einfachen Barkassen bestehende Brücke, brach die Brücke unter dem Gewicht der vielen Flüchtlinge zusammen und riss über 4.000 Menschen in den Tod.

Luisa Todi kam zwar mit ihrem Leben davon, doch der größte Teil ihres Reichtums, den sie in Form von wertvollem Schmuck, Edelsteinen und Perlen bei sich trug, fiel bei der Flucht in den Fluss Douro und sie selber wurde von den Franzosen gefangen genommen.
Als General Nicolas Soult, der Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Portugal, von ihrer Festnahme erfuhr, und er sich von ihrer Identität überzeugt hatte, veranlasste er ihre Freilassung und stellte sie unter seinen persönlichen Schutz.

Nach ihrer Freilassung zog Luisa Todi wieder nach Lissabon.
Hier lebte sie bis an ihr Lebensende in der Travessa da Estrela, eine Straße die heute ihren Namen trägt, unter sehr einfachen Verhältnissen. Ihr Augenlicht wurde immer schwächer und in den letzten Jahren ihres Lebens erblindete sie völlig.

Luisa Rosa de Aguiar Todi war zu Lebzeiten eine der besten und beliebtesten Operndivas der Welt. Sie konnte perfekte Opernarien auf italienisch, französisch, deutsch und englisch singen und wurde von vielen Opernliebhabern jeden Standes geliebt, ja regelrecht vergöttert.
Der böhmische Komponist und Musikpädagoge Anton Reicha nannte sie in seinem Buch „Traitéde melodie“ einfach nur die „Sängerin aller Jahrhunderte“.
Umso trauriger ist es da, das sie am 01. Oktober 1833, völlig blind und verarmt, in einem kleinen Zimmer in der Travessa da Estrela im Stadtteil Encarnação einsam verstarb.

Tröstlich ist es da, das heute der wichtigste Nachwuchspreis des klassischen Gesangs in Portugal, der Concurso Nacional de Canto Luisa Todi (dt.: Nationaler Gesangswettbewerb Luisa Todi), ihren Namen trägt.

Montag, 12. November 2012

Portugiesisch ist nicht gleich portugiesisch



Während ich diese Zeilen hier schreibe, ist Bundeskanzlerin Angela Merkel wohl wieder in Berlin angekommen.
Für sage und schreibe sieben Stunden war sie heute hier in Portugal, und hat ihren ersten offiziellen Staatsbesuch absolviert.

Was genau sie hier gemacht hat und welchen Zweck ihr Aufenthalt hier hatte, ist mir und den meisten Portugiesen ein Rätsel.
Zuerst traf die deutsche Bundeskanzlerin mit Portugals Staatspräsidenten Anibal Cavaco Silva zusammen, dann aß sie mit Premierminister Pedro Passos Coelho und Außenminister Paulo Portas zu Mittag und dann traf sie mit deutschen und portugiesischen Wirtschaftsbossen zusammen.

Während ihres ganzen siebenstündigen Aufenthaltes zeigte sich Angela Merkel offenbar interessiert, war stets aufmerksam, würdigte die strikte Sparpolitik der hiesigen Regierung und zeigte Verständnis für die aktuelle schwere Lage der portugiesischen Bevölkerung.
Durch eine Dolmetscherin des Auswärtigen Amtes, die mit ihr aus Berlin angereist war, ließ sie all dies verlautbaren.

Interesse, Aufmerksamkeit, Würdigung und Verständnis, das sind Attribute die ich der deutschen Bundeskanzlerin an solch einem wichtigen Tag gerne abnehmen würde, wenn…
ja, wenn nicht da eine Kleinigkeit wäre, die ich und viele meiner Landsleute als inakzeptabel ansehen.

Die Dolmetscherin die Angela Merkel aus Berlin mitbrachte, und die für sie übersetzte, sprach nämlich nicht etwa portugiesisch, sondern brasilianisches portugiesisch!
Und portugiesisch ist nicht gleich portugiesisch, genauso wenig wie deutsch nicht gleich deutsch ist!

Viele meiner deutschen Freunde werden jetzt sagen, dass das ja wohl keine große Sache ist.
Aber, nur wer hier in Portugal lebt und wer die Geschichte der portugiesischen Sprache kennt, weiß welche Missachtung die Bundeskanzlerin heute an den Tag gelegt hat.
Man kann zu Angela Merkel politisch und menschlich stehen wie man will aber manchmal sind es eben die kleinen Dinge, die nicht nur in der Diplomatie, zwischen taktvoll und taktlos unterscheiden!

Sonntag, 11. November 2012

Einladung zum Ökumenischen Advents-Basar 2012



Am 1. Adventssonntag dieses Jahres, dem 02. Dezember 2012, findet ab 12:00 Uhr in der Schule der Salesianer ( port.: Colégio dos Salesianos) in Lissabon, am Campo de Ourique, wieder der Ökumenische Advents-Basar der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde und der Deutschen Katholischen Kirche statt.

Neben traditionellem handgefertigten Weihnachtsschmuck und selbst gemachten Weihnachtskränzen, einem Flohmarkt auf dem man Bücher und Nostalgisches erwerben kann, wird es hier auch die Möglichkeit geben deutsche Lebensmittel, wie Christstollen, Lebkuchen und leckeren Glühwein zu erwerben und traditionell hausgemachte deutsche Küche zu genießen.
Außerdem wird es wieder eine Tombola geben, auf der man, mit etwas Glück, über 100 attraktive Preise gewinnen kann.

Neu auf dem diesjährigen Advents-Basar werden eine schicke Sektbar sein und eine Kinderecke, wo die Kleinsten der Kleinen spielen, basteln und sich schminken werden können.

Der ökumenische Advents-Basar der beiden deutschen Kirchen zu Weihnachten in Lissabon hat eine lange Tradition.
Er ist seit vielen Jahrzehnten ein beliebter und immer noch größter Treffpunkt der deutschsprachigen Gemeinschaft in und um Lissabon herum.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der ökumenische Advents-Basar mit den Buslinien 7, 9, 701 und 773 des Lissabonner Verkehrsbetriebes Carris leicht und bequem zu erreichen.

Freitag, 9. November 2012

Persona non grata



Wenn es nach dem portugiesischem Wetteramt (port.: Instituto de Meteorologia) geht, wird der kommende Montag, der 12. November 2012, ein sonniger und wolkenloser Tag in Lissabon sein.
Dennoch wird der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die an diesem Tag Portugal anlässlich ihres ersten offiziellen Staatsbesuches in Portugal besuchen wird, sicherlich ein eisiger sozialer Wind entgegenwehen.

Man kann nicht behaupten, die Mehrheit der portugiesischen Bevölkerung wird die Bundeskanzlerin mit offenen Armen begrüßen.
Im Gegenteil, für die meisten Menschen hier in Portugal ist Merkel in den letzten Monaten zu einer wahren „persona non grata“, also zu einer unerwünschten Person, geworden.

Wie unbeliebt Angela Merkel hierzulande wirklich ist, kann man an vielen Hauswänden und Mauern Portugals sehen, die mit riesigen Graffitigemälden „geschmückt“ sind.
Alleine hier in Lissabon gibt es über zehn solcher überdimensionalen Satiregemälde, die über die ganze Hauptstadt verteilt sind.
Zweifelsohne nicht besonders künstlerisch wertvoll, aber dennoch doch sehr originell, ist ein Graffiti am Lissabonner Containerhafen, in der Avenida Infante Dom Henrique, das unseren Premierminister Passos Coelho zeigt, wie er Angela Merkel den Allerwertesten küsst.
Ich selbst halte eigentlich nichts von diesen Wandbemalungen oder gar von einer Verteufelung der deutschen Bundeskanzlerin.
Aber ich muss zugeben, dass einige Graffitis mich doch sehr wohl amüsieren.

Das allerjüngste Kunstwerk ist noch nicht einmal drei Wochen alt, und ist im Stadtteil Amoreiras zu bewundern.
Dort ist an einer Mauer zu sehen, wie eine Angela Merkel mit den Marionetten Pedro Passos Coelho und Paulo Portas, seines Zeichen Außenminister dieses Landes, in einem Kasperletheater spielt.

Merkel, die für das harte Spardiktat der Geldgebertroika verantwortlich gemacht wird, ist wahrlich nicht beliebt hier in Portugal!
Und dennoch bin ich mir absolut sicher, das sie hier in Portugal, niemals so einen hasserfüllten Empfang zu erwarten hat, wie sie ihn noch vor ein paar Wochen in Griechenland hatte.

Aber vielleicht überrascht Bundeskanzlerin Angela Merkel uns ja alle!
Sie reist an diesem Tag mit einer über hundertköpfigen Wirtschaftsdelegation an, und wird mit dieser an einem deutsch-portugiesischen Wirtschaftsforum in Lissabon teilnehmen.
Manche hoffen so, dass an diesem Montag vielleicht der eine oder andere wichtige Wirtschaftsvertrag unterschrieben werden könnte.
Nur so wäre der Besuch der Bundeskanzlerin hier in Portugal vielleicht doch noch ein Erfolg.
Dieser Erfolg wäre voll und ganz im Interesse Portugals und Europas, und somit auch zweifellos im Interesse Deutschlands!

Samstag, 3. November 2012

Ist die Monarchie überholt? – noch lange nicht!



Wer am heutigen Samstagmorgen in der portugiesischen Kleinstadt Marinha Grande, im Distrikt Leiria, über den Rathausplatz ging, der sah dort am Rathaus (Câmara Municipal), nicht wie üblich, die republikanische grün-rote Fahne Portugals wehen, sondern heute hing dort die blau-weiße Fahne der portugiesischen Monarchisten.

Wie die Fahne dort hingekommen ist und wer sie ans Rathaus angebracht hat, ist bis dato unbekannt.
Dies ist aber nun Gegenstand einer polizeilichen Ermittlung die eingeleitet wurde, nachdem Paulo Jorge Campos Vicente, der 2. Bürgermeister von Marinha Grande, im Namen der Stadt Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt hat.
Fakt ist aber, das nach Lissabon, Braga, Cascais, Viana do Castelo, Porto und anderen Städten des Landes, nun auch einer oder mehrere Bürger von Marinha Grande ihre Unzufriedenheit und ihren Unmut gegenüber dem aktuellen politischen System sprichwörtlich Flagge zeigen.

Das hissen der blau-weißen Fahne sei zwar ein sinnloses zur Schau stellen eines Symbols das schon längst überholt sei, so der Sozialist Paulo Vicente, nichtsdestotrotz sei dies aber ein Überfall auf ein öffentliches städtisches Gebäude und somit auf das öffentliche Leben gewesen.

Ich persönlich finde, das solche Vorfälle, wie sie heute wieder in Marinha Grande vorgefallen sind, doch sehr deutlich zeigen, das die Monarchie und ihre Symbole eben noch lange nicht überholt sind!
Die monarchistische Bewegung wird in Portugal zwar von so manchem sozialistischen und kommunistischen Politiker gerne totgeschwiegen, aber sie ist noch lange nicht tot!
Noch lange nicht!...

Viva a Monarquia!

Mittwoch, 31. Oktober 2012

01. November 1755 – O grässliches Schauspiel! Welch Entsetzen!



Als am frühen Morgen des 01. November 1755, dem Allerheiligentag (port.: Dia de todos os Santos), ein verheerendes Erdbeben (port.: terremoto) die Stadt Lissabon in Trümmern legte, war man danach nicht nur in Portugal tief betroffen und schockiert, sondern auch in ganz Europa.
Mehrere zehntausend Menschen, die genaue Zahl ist bis heute unbekannt, starben an diesem Tag durch das große Beben, der darauf folgenden Tsunami, den vielen Nachbeben und den riesigen Flächenbränden.

Viele Naturwissenschaftler, Philosophen, Schriftsteller und Dichter, wie Goethe, Voltaire, Leibniz, Rousseau und Kant, setzten sich damals mit dieser unbeschreiblichen Katastrophe auseinander, die an diesem Tag über Lissabon und Portugal hereingebrochen war.
Aber auch viele Unbekannte brachten damals die Ereignisse dieses Tages zu Papier.

Einer dieser unbekannten Schreiber verfasste im November 1755 ein anonymes Gedicht, das am 06. Dezember 1755 in der Leipziger Zeitung (port.: Jornal de Lípsia) publiziert wurde.
Der damals sehr einflussreiche preußische Schriftsteller und Dramaturg Johann Christoph Gottsched meinte später zu diesem deutschen Text, er stamme wohl von „keiner ungeschickten Feder“.
Einige meinen deshalb heute, dass es wohl Gottsched selber war, der diesen Mehrzeiler einst schrieb.
Wie dem auch sei, dieses Gedicht ist, wie ich meine, ein schriftliches Zeugnis der Geschehnisse dieses denkwürdigen Tages.

Das Gedicht lautet wie folgt:

Das prächtige Lissabon hieß lange schön und groß;
Doch eine halbe Viertelstunde
Verwüstet solches bis zum Grunde
Aus seiner Kluft reißt sich der Gott der Winde los.
Gebäude, welche noch so feste,
Die schönsten Klöster und Palläste
Erschüttert bloß ein Hauch, und schmeißt dieselben um.
Vulcan stimmt da mit ihm zusammen,
Und es verzehren seine Flammen
Was Aeolus geschont. Man sieht es, und wird stumm.
Man siehts, und alle Glieder zittern:
Und wie bey schweren Ungewittern
Der bange Vogel scheu in Feldern sich verkriecht;
So flüchten König und Vasallen,
Da die Palläste stürzend fallen,
Erstaunt aufs freye Feld, den Vögeln gleich verscheucht.
O grässliches Schauspiel! Welch Entsetzen!
Wer denkt hier an ein Ergötzen?
Wer lebt nicht und denkt, daß ihn auch treffen kann,
Was dort in Portugal geschehen?
Ein solches Elend anzusehen
Greift auch die härtesten und kältesten Seelen an.

(Anonym, November 1755)

Nur einige Teile der Altstadt Alfama und der damalige Vorort Belém überstanden das Beben.
Will man wissen, wie die Stadt Lissabon vor dem 01. November 1755 ausgesehen hat, dann muss man sich ins Lissabonner Museu da Cidade (dt.: Stadtmuseum) im Stadtteil Campo Grande begeben.
Dort sind einpaar wunderschöne Drucke aus dem 18. Jahrhundert ausgestellt, die auf eindrucksvolle Weise die Stadt so zeigen, wie wir sie leider niemals wieder sehen werden.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Der „Cotton Club“, mehr als ein Waschsalon im Herzens Lissabons



Ich weiß nicht wie oft ich schon von Menschen, die sich nur für eine begrenzte Zeit hier in Lissabon aufhielten, gefragt worden bin, ob es in der Stadt einen Waschsalon (port.: lavanderia) gäbe.
Leute die für drei oder sechs Monate hier nach Portugal ziehen, weil sie z.B. nur einen befristeten Arbeitsaufenthalt bei einem deutschen Konzern haben oder an einer der Lissabonner Universitäten einen Studentenaustausch praktizieren, sehen es verständlicherweise nicht ein warum sie sich für diese paar Monate eine Waschmaschine und eventuell auch einen Wäschetrockner anschaffen sollen.
Diesen Menschen bleibt oftmals, wenn sie ihre Wäsche nicht gerade privat bei Freunden, Bekannten oder Arbeitskollegen waschen wollen und können, nur der Gang zu einer der vielen Wäschereien und Textilreinigungen der Stadt übrig.
Einen Waschsalon aber, wo sie selbständig durch Münzeinwurf, ihre Wäsche waschen und trocknen konnten, gab es bisher in ganz Lissabon nicht.

Das hat sich aber jetzt geändert!

Diesen Monat hat nämlich unweit der Avenida Almirante Reis, im Stadtteil Anjos, der erste Waschsalon der Stadt eröffnet.
Er liegt in der Rua Andrade n° 15, heißt „Lavanderia Cotton Club“ und ist an sieben Tagen in der Woche, von 08.00 Uhr bis 21.00 Uhr durchgehend geöffnet.
Geleitet wird der „Cotton Club“ von dem sehr sympathischen Carlos Soares.

Waschsalons haben ja den Ruf regelrechte Kennlern- oder Kontaktbörsen für Singles zu sein; jedenfalls ist es das was uns viele amerikanische Spiel- und Fernsehfilme übermitteln.
Da Carlos Soares in seinem Waschsalon auch ein kleines, gemütliches Café eröffnet hat, spekuliert er darauf, das der „Cotton Club“ in Zukunft ein einmaliger Treffpunkt für wäschewaschende Romantiker in der portugiesischen Hauptstadt sein wird.
In einem Stadtteil wie Anjos, in dem vorwiegend ausländische Studenten leben und es viele Wohngemeinschaften gibt, scheint ihm der Erfolg sicher zu sein.
Zu gönnen wäre es ihm, denn ein jeder, der in der heutigen unsicheren und wirtschaftlich schwierigen Zeit die Neueröffnung eines eigenen Geschäftes riskiert, verdient absoluten Respekt und Unterstützung!

Und da auch ich gerne solche mutigen Geschäftsideen begrüße und unterstütze, war ich gestern Morgen im „Cotton Club“, nicht um Wäsche zu waschen, denn das habe ich Gott sei Dank nicht nötig, aber ich war im Café und habe dort, in einer sehr angenehmen Atmosphäre, gefrühstückt.

Als ich den „Cotton Club“ dann gut eine halbe Stunde später wieder gestärkt verließ, bin ich mit zwei wichtigen Erkenntnissen nach Hause gegangen:
Erstens, man kann auch in einem Waschsalon sehr gut frühstücken und seine Tageszeitung lesen und zweitens, ich kann ab jetzt jedem, der mich nach einem Waschsalon in Lissabon fragt, ruhigen Gewissens das „Lavanderia Cotton Club“ empfehlen!

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Lissabon, Stadt des Lichtes



In meinem vorhergehenden Blogeintrag „Lisboa, Mittelpunkt Europas während des Zweiten Weltkrieges“, vom 20. Oktober, erwähne ich das Buch „Lisboa, A Guerra nas Sombras da Cidade da Luz“ (dt.: „Lissabon, der Krieg im Schatten der Stadt des Lichtes“), des schottischen Schriftstellers Dr. Neill Lochery.
Heute wurde ich auf besagtes Buch, bzw. seinen Titel, angesprochen.

„Lissabon, der Krieg im Schatten der Stadt des Lichtes“ – dieser Titel sei doch wohl zu hoch gegriffen, meinte mein Freund Ricardo Capelotti, wo doch jeder wisse, das eigentlich Paris die wahre „Stadt des Lichtes“ sei.

Nun, wer schon einmal Paris besucht hat, zumal zur Weihnachtszeit, der weiß, wie hell Paris wirklich erleuchtet ist, wenn nämlich alle Gebäude, Avenuen und Monumente nachts im hellen Lichterglanz erstrahlen.
Aber das ist, wohlgemerkt, heute so.
Es war leider auch schon einmal anders!

In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 war Paris, wie alle anderen Städte des Krieges in Europa in diesen Jahren auch, dazu verdammt sein Stadtbild aus Angst vor möglichen Luftangriffen der Deutschen Luftwaffe, nachts zu verdunkeln.
In Lissabon aber, wurde nichts verdunkelt!
Keiner musste damals, im neutralen Portugal, Angst vor nächtlichen Luftangriffen und Übergriffe aus Nazideutschland haben!

Als in diesen Jahren des Krieges die vielen religiös, kulturell und politisch Verfolgten nach Lissabon kamen, fanden sie eine Stadt vor, die tagsüber von der Sonne hell durchflutet war und nachts von tausenden Lampen erstrahlt wurde.
Während ganz Europa damals im Dunkeln lag, gab sich Lissabon dem Luxus des Lichtes und der Hoffnung hin!

Wohl auch deshalb spricht Neill Lochery in seinem Buch von der „Stadt des Lichtes“!

Anbei eine Aufnahmen aus der hier in diesem Blog schon erwähnten Fotoausstellung „Lisboa, Centro da Europa na Segunda Guerra Mundial” (dt.: „Lissabon, Mittelpunkt Europas während des Zweiten Weltkrieges“), die auf eindrucksvolle Art zeigt, wie hell erleuchtet der Rossio in den Kriegsjahren 1939 bis 1945 war.
Schaut man sich die Fotografien der 1940er Jahre an, und vergleicht sie mit der traurigen Realität von heute, dann muss man neidvoll zugeben, dass das Lissabon von damals besser beleuchtet war, als das Lissabon unserer Tage...

Samstag, 20. Oktober 2012

Lissabon, Mittelpunkt Europas während des Zweiten Weltkrieges



Basierend auf dem Buch „Lisboa, A Guerra nas Sombras da Cidade da Luz“ (dt.: „Lissabon, der Krieg im Schatten der Stadt des Lichtes“), des schottischen Schriftstellers Dr. Neill Lochery, ist an diesem Mittwoch, dem 17. Oktober, die Fotoausstellung „Lisboa, Centro da Europa na Segunda Guerra Mundial” (dt.: „Lissabon, Mittelpunkt Europas während des Zweiten Weltkrieges“ / „Lisbon, bottleneck of Europe in the Second World War“) in der Galerie des Lissabonner Rathauses (port.: Câmara Municipal) eröffnet worden.

Diese Ausstellung, die ich gestern besucht habe und die von der Stadt Lissabon organisiert wird, präsentiert seltene, zum Teil bis heute unveröffentlichte Bilddokumente, aus dem Lissabon der Jahre 1939 bis 1945.
Gezeigt werden auch geheime Polizeiakten, diplomatische Post und Visa und persönliche Briefe aus dieser Zeit.

Alle Fotografien und Dokumente der Ausstellung wurden aus mehreren privaten und öffentlichen Archiven in Portugal, Deutschland, Großbritannien, Spanien und den USA zusammengetragen.
Sie erzählen die Geschichte der abertausend verzweifelten Juden und politischen Flüchtlingen die damals aus Nazideutschland fliehen mussten und dann im neutralen Portugal Zuflucht fanden.
Sie zeigen, auf beeindruckende Art und Weise, welche bedeutsame Rolle die portugiesische Hauptstadt damals für diese Flüchtlinge hatte.

Lissabon hat in den schrecklichen Jahren des Zweiten Weltkrieges eine (lebens)wichtige Rolle als Ort der Zuflucht und der sicheren Weiterreise in ein Land außerhalb Europas gespielt.
Unter der Flut der Tausenden, zumeist deutschen Flüchtlinge, hatte sich die Stadt damals total verändert.
Meine eigene Großmutter erzählte mir oftmals, dass man in diesen Jahren auf den Straßen Lissabons viele Sprachen Europas hörte, aber kaum noch ein Wort Portugiesisch.
Die meisten, die hier in Lissabon gestrandet waren, waren einerseits von ihrer Verfolgung durch die Nazis traumatisiert und zugleich von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft ohne Angst beseelt.
In Lissabon fanden sie dann eine Oase des Friedens vor, und Menschen mit einer enormen Toleranz, die zwar damals mit eigenen drängenden Problemen kämpften, sich aber der Not der deutschen Flüchtlinge nicht verschlossen hatten.

Die Ausstellung kann bis zum 09. November 2012, dem 74. Jahrestag der Reichskristallnacht (port.: Noite de cristais) von 1938, von Montags bis Freitags von 11:00 Uhr – 19:00 Uhr besucht werden.
Der Eintritt ist frei!

Ein Besuch der Ausstellung „Lisboa, Centro da Europa na Segunda Guerra Mundial“ im Rathaus von Lissabon, kann ich jedem, zumal jedem Deutschen, nur sehr empfehlen!

Samstag, 13. Oktober 2012

Monsanto







Die nordportugiesische Landschaft Beira Baixa, mit ihrer Hauptstadt Castelo Branco, erstreckt sich über eine überwiegend unfruchtbare Ebene zwischen den südlichen Ausläufern der Serra da Estrela und dem Fluss Tejo.
In einem Tal, unweit der Kleinstadt Idanha-a-Nova, erhebt sich eine 758 m hohe Anhöhe, die den Namen Cabeço de Monsanto trägt.

Auf dieser Anhöhe, die schon die Römer Mons Sanctus (dt.: Heiliger Berg / port.: Monte Santo) nannten, liegt die noch nicht einmal 1.000 Einwohner zählende kleine historische Gemeinde Monsanto.
Wie ein Schwalbennest, das an einem Hauserdach klebt, so „klebt“ auch Monsanto eindrucksvoll am Cabeço de Monsanto, eingebettet zwischen riesigen Granitblöcken.

Archäologische Funde, wie Überreste von Wohnhäusern und Thermen, zeugen davon, dass schon die alten Römer den Fuß des Cabeço de Monsanto bevölkerten, bevor dann die Westgoten und die arabischen Mauren die Anhöhe besiedelten.
Als der portugiesische König Afonso Henriques im Jahre 1143 die Mauren besiegte und diese des Landes verwies, machte er viele Ortschaften und Siedlungen in der Beira Baixa dem religiösen Templerorden zur Schenkung.
Eines dieser Orte war Monsanto, das Afonso Henriques 1165 dem Kreuzritter Gualdim Pais, der an der Seite des Königs erfolgreich gegen die Mauren gekämpft hatte, schenkte.

Gualdim Pais, der am Zweiten Kreuzzug im Heiligen Land teilgenommen hatte und zum Großmeister des Templerordens avanciert war, war es dann auch, der im Jahre der Schenkung mit dem Bau der Burg von Monsanto anfing.
Im Jahre 1174 gewährte König Afonso Henriques in einem Brief (port.: carta de foral) der Burg Monsanto und ihren Bewohnern Sonderrechte.
Diese Sonderrechte erhielt Monsanto damals aufgrund seiner Grenznähe zum verfeindeten Königreich Leon, mit dem Portugal in dieser Zeit ständig kriegerische Auseinandersetzungen hatte.

Im Jahre 1190 und 1217 wurden diese Sonderrechte durch die Nachfolger von König Afonso Henriques, Sancho I und Afonso II, bestätigt.
1308 erteilte König Dinis I Monsanto die Marktrechte und König Manuel I machte im Jahre 1510 den Marktflecken Monsanto zur „vila“, also zur Kleinstadt.

Monsanto und seine Bürger konnten die Jahrhunderte hindurch nur Dank der wehrhaften Burg sicher überleben.
Mehrere Male wurde die Burg von spanischen und französischen Truppen belagert und bedroht, aber nie besiegt.
Da ist es schon fast ironisch, das es ausgerechnet die Portugiesen selber waren, die die Burg eines Tages in Schutt und Asche legten.
In einer Weihnachtsnacht des späten 19. Jahrhunderts explodierte, durch Leichtsinn der diensthabenden Wache, das Munitionsdepot der Burg, indem eine sehr große Menge Schießpulver gelagert wurde.
Die Explosion war so gewaltig, das ein riesiger Granitfelsen an dem die Burg angebaut war, in tausend Stücke gesprengt wurde und eine irreparable Lücke im Mauerwerk zurückließ.
Von der Burg von Monsanto (port.: Castelo de Monsanto), sind heute, bis auf einpaar Mauerreste, nur noch die Torre de Menagem, die Torre do Pião und die Kirche Igreja de Santa Maria do Castelo übrig geblieben.
Gott sei Dank leben wir heute in friedlicheren Zeiten und so war die Zerstörung der Burg von Monsanto nicht das Ende des Dorfes, sondern eher seine Wiedergeburt.

In den letzten Jahrzehnten ist Monsanto und seine Burgruine nämlich dadurch bekannt und landesweit berühmt geworden, weil Monsanto in einem Wettbewerb als das „portugiesischste Dorf Portugals“ (port.: A aldeia mais portuguesa de Portugal) als Sieger hervorging.
Dieser Wettbewerb fand im Jahre 1938 statt, also noch zu Zeiten des Diktators António de Oliveira Salazar.
Aber den Ruf, das „portugiesischste Dorf Portugals“ zu sein, hat Monsanto heute noch!

Monsanto liegt nicht nur schön, Monsanto ist auch wirklich ungewöhnlich schön!
Die moosbewachsenen Häuser aus Granit und Schiefer liegen eingebettet zwischen den riesigen Granitblöcken des Cabeço de Monsanto und werden durch enge und steile Gassen miteinander verbunden.
Die Bewohner des kleinen Ortes scheinen ihr Dorf wirklich zu lieben, denn alles ist sauber, ordentlich, gehegt und gepflegt, was hier in Portugal, zumindest auf dem Festland, leider nicht immer so selbstverständlich ist.

So klein der Ort auch ist, er hat außer seiner Burg geschichtsarchitektonisch noch einiges zu bieten.
So liegt außerhalb der Burgmauern die kleine Kapelle São Miguel, aus dem 12. Jahrhundert, von der behauptet wird, sie stehe an der Stelle, an dem einstmals ein Tempel für den römischen Kriegsgott Mars stand.
Weitere schöne Kirchen von Monsanto sind die Kirche Igreja São Salvador, die Hauptkirche des Dorfes, und die Kirche Igreja da Misericórdia.
Unweit der Igreja da Misericórdia steht der Pelourinho und die Torre do Lucano, die auch unter dem Namen Torre do Relógio (dt.: Uhrturm) bekannt ist, und aus dem 14. Jahrhundert stammt.
Gekrönt wird die Torre do Lucano durch einen silberfarbenen Hahn. Dieser Hahn ist die Siegestrophäe für den Wettbewerb, der Monsanto 1938 als das portugiesischste Dorf Portugals auszeichnete.

Ob Monsanto auch weiterhin das „portugiesischste Dorf Portugals“ ist oder nicht, das liegt wohl im Auge des Betrachters.
Fakt ist aber, das Monsanto zweifelsohne eines der ursprünglichsten und zauberhaftesten Ortschaften Portugals ist.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Eselsohren: „Kann denn Fado fade sein?“



„Kann denn Fado fade sein?“ – dies ist der Titel des erst diesen Sommer im Heyne Verlag erschienenen neuen Buches der Journalistin und Buchautorin Christina Zacker, welches ich in den letzten Tagen mit viel Freude gelesen habe.

Christina Zacker hat ein Buch über mein Heimatland Portugal geschrieben!
Über die Menschen die es Bewohnen, seien es Portugiesen oder zugewanderte Deutsche, über die Institutionen und Behörden gegen die wir hier alle oftmals ankämpfen müssen, über das leckere Essen das uns hier aufgetischt wird und über die Mentalität, um nicht zu sagen Macken, der Portugiesen.

Auf 303 Seiten beschreibt die deutsche Autorin mit viel Charme und Witz wie sie nach Portugal gekommen ist, und was sie die ersten Wochen, Monate und Jahre hier erlebt und überlebt hat.
Sie erzählt, auf liebenswürdige Art und Weise und teilweise auch mit viel Feingefühl, über die Marotten und liebenswürdigen Eigenheiten, die Schwächen aber auch die Stärken der manchmal sehr eigenwilligen Portugiesen und sie beschreibt, wie sie gelernt hat, die kleinen Tücken des portugiesischen Alltags schmunzeln zu ertragen und zu meistern.

Herausgekommen ist ein locker geschriebenes, sehr ironisches und lebensfrohes Buch, das ich jedem nur empfehlen kann, der dieses kleine Land, am Rande Europas, und die Menschen die es bevölkern, einmal kennen lernen will.
Für Deutsche die vorhaben für einige Zeit oder gar für etwas länger nach Portugal zu ziehen, empfehle ich dieses Buch sogar als Pflichtlektüre, so authentisch ist es meiner Meinung nach geschrieben!

Christina Zacker, die einigen auch unter ihrem Pseudonym „Franziska von Au“ bekannt ist, hat zweifelsohne mit „Kann denn Fado fade sein?“ ein sehr schönes und lebensfrohes Buch geschrieben.
Aber in erster Linie ist es ihr gelungen, mit ihrem neuen Werk eine wundervolle Liebeserklärung an mein Land Portugal und seine Menschen zu schreiben!

Erschienen ist das Buch „Kann denn Fado fade sein?“ von Christina Zacker im Heyne Verlag im Juli 2012.



Portugiesische Version / versão portuguêsa:


„Kann denn Fado fade sein?“, – o que em português significa algo como „O fado alguma vez consegue ser insosso?“ – é o nome do novo livro da escritora alemã Christina Zacker, que li nos últimos dias com muito prazer.

Christina Zacker escreveu um livro sobre o meu Portugal!
Sobre as pessoas que aqui vivem, sejam elas portugueses ou imigrantes alemães, sobre as instituições ou os serviços públicos ou municipais, sobre a maravilhosa comida que aqui existe e também sobre a mentalidade, para não dizer as particularidades ou tiques, dos portugueses.

A autora alemã descreve, num total de 303 páginas, com charme e muita graça, como veio parar a Portugal e como viveu e conseguiu sobreviver aqui as primeiras semanas, meses e anos.
É com grande gentileza e com sensibilidade que ela escreve sobre os caprichos e as particularidades, mas também sobre os defeitos e as potências dos portugueses, e também explica como aprendeu a lidar, sempre com um sorriso nos lábios, com as traições do dia-a-dia português.

O resultado é um livro muito bem escrito, irónico e fácil de ler, que aconselho a todos aqueles, que queiram um dia conhecer este país, à beira mar plantado, e o povo que nele vive.
Aos alemães que tencionem viver um dia destes aqui em Portugal, até recomendo este livro como leitura obrigatória, pois, no meu ponto de vista, é bastante autêntico!

Christina Zacker, que alguns talvez também conhecem pelo seu pseudónimo „Franziska von Au“, escreveu com „Kann denn Fado fade sein?“, sem duvida alguma um magnifico e maravilhoso livro.
Mas em primeiro lugar a sua nova obra é uma magnifica declaração de amor a Portugal e ao seu povo!

O livro „Kann denn Fado fade sein?“ de Christina Zacker foi editado na editora alemã Heyne Verlag em Julho de 2012.

Freitag, 5. Oktober 2012

Kapitulation...?!?




Mein Blogeintrag „Glückwunsch zum 869. Geburtstag“ von heute Morgen fanden einige meiner Freunde und Bekannte nicht fair, denn sie meinten ich würde dem Ansehen der Republik, und somit dem Ansehen Portugals, schaden.

Nun, ich weiß zwar nicht, in wie weit ich dem Ansehen der Portugiesischen Republik schade, in dem ich nur an das Gründungsdatum Portugals vor 869 Jahre erinnere?!?
Fakt ist aber, das die höchsten Staatsorgane es sind, die dem Ansehen der Republik schaden und deren Symbole gnadenlos verunglimpfen!

Wie das möglich ist?
Nun, erst heute Morgen hat Staatspräsident Anibal Cavaco Silva, höchstpersönlich, bei einem feierlichen Festakt, auf dem Balkon des Lissabonner Rathauses die portugiesische Nationalflagge verkehrt herum gehisst.
Das ist so, als ob man in Deutschland plötzlich anstatt der schwarz-rot-goldenen Deutschlandfahne eine golden-rot-schwarze Flagge am Fahnenmast hängen hat!

Das ist nicht so tragisch werden da einige sagen.
Sicherlich…
Aber im Militärjargon bedeutet das auf den Kopf hissen einer Flagge, nichts anderes, als die totale und kompromisslose Kapitulation!

Und dies hat Präsident Cavaco Silva heute der Nation vermittelt – eine Kapitulationserklärung...

...das wir trotz aller Anstrengungen, aller Mühen und Sorgen vielleicht doch bald vor der Europäischen Union, dem Internationalen Währungsfond und der Europäischen Zentralbank einfach kapitulieren müssen!

Glückwunsch zum 869. Geburtstag!



Heute feiert man hier in Portugal die Ausrufung der Republik vor 102 Jahren, am 05. Oktober 1910 – wenn es überhaupt in unserer heutigen Zeit etwas zu feiern gibt.

Ich aber, und viele meiner nichtrepublikanischen Landsleute, wir gedenken heute eines ganz besonderen Datums:
Mit der Unterzeichnung des Vertrages von Zamorra, am 05. Oktober 1143, wurde Portugal eine unabhängige und selbstbewusste Nation.

Glückwunsch Portugal zum 869. Geburtstag!

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Castelo Branco



In Mittelportugal, nordöstlich von Lissabon und nahe der spanischen Grenze, liegt die alte Hauptstadt der historischen Provinz Beira Baixa, Castelo Branco.
In Castelo Branco leben etwa 40.000 Menschen, die laut einer Studie der portugiesischen Verbraucherschutzorganisation DECO, und im Vergleich zu anderen Städten der Region, ein überdurchschnittlich hohes Maß an Lebensqualität genießen.

Aber die Lebensqualität wird auch schon vor 2000 Jahren nicht schlecht gewesen sein, denn zahlreiche Funde belegen, das schon die alten Römer sich anscheinend in diesem Teil der Beira Baixa sehr wohl gefühlt haben müssen – auch wenn heute leider nichts mehr an diese Zeit im Stadtbild erinnert.

Im Jahre 1182 wird Castelo Branco zum ersten Mal erwähnt.
In einem Dokument aus diesem Jahr vermacht der Edelmann Fernandes Sanches dem religiösen Tempelritterorden (port.: templários) eines seiner Güter, die Vila Franca da Cardosa, die einstmals im heutigen Stadtgebiet von Castelo Branco lag.
Im Jahre 1213 ersuchen die Tempelritter in einem Schreiben an Papst Innozenz III um die Erlaubnis, eine Burg für ihren Orden an dieser Stelle bauen zu dürfen.
In einer Urkunde an die Tempelritter, aus dem Jahre 1215, gewährt der Papst daraufhin diesen Bau, der urkundlich zum ersten Mal „Castelobranco“ genannt wird.

So wird zwischen den Jahren 1214 und 1230 eine weiße Burg (port.: Castelo Branco) errichtet, die damals noch weit davon entfernt war, einmal die Stadt zu werden, die sie heute ist.
Leider sind heute nur noch geringe Fragmentteile aus dieser Zeit vorhanden.
Innerhalb der ehemaligen Burgmauern existieren damals, bis ins 16. Jahrhundert hinein, nur die Burg, die Kirche Igreja de Santa Maria do Castelo und einpaar Behausungen für die einfachen Bewohner der Burg.

Im Jahre 1510 erteilt König Manuel I in einem Brief (port.: carta de foral) der grenznahen Burg Sonderrechte und ihren Bewohnern gewisse Bürgerrechte.
König João III sichert 1535, in einem erneuten Brief, weiterhin den Bewohnern der Burg diese besonderen Bürgerrechte.
Basierend auf diese königlichen Sonderrechte wächst die Burg zusehends.
Anfang des 17. Jahrhunderts findet das Leben nicht mehr nur innerhalb der Burgmauern statt, sondern auch außerhalb dieser.
So kommt es, das im Jahre 1642, nach der erneuten Unabhängigkeit Portugals von Spanien, die aus den fugen geratene Burg durch König João IV, zur Kleinstadt Vila de Castelo Branco erhoben wird.
Erst 1771 werden Castelo Branco, durch König José I, die vollen Stadtrechte verliehen.

Durch die grenznahe Lage zu Spanien kam Castelo Branco in der Geschichte stets eine bedeutende militärstrategische Rolle zu.
Trotz des wehrhaften Ausbaus der Stadtmauer hatte die Stadt im Laufe der Geschichte so wiederholt unter fremden Angriffen und Überfällen zu leiden, zuletzt im Jahre 1807, als napoleonische Truppen unter General Jean-Andoche Junot, erhebliche Schäden in der Stadt anrichteten.

So kommt es, das Castelo Branco, weil es immer eine umkämpfte Stadt war und ihre Bürger eher mehr Sinn zur Verteidigung als zur Schönheit hatten, heute leider kein außergewöhnlich ansprechendes Ortsbild vorweisen kann.

Hauptanziehungspunkt der Stadt ist der Jardim Episcopal, der ehemalige bischöfliche Garten.
Er ist einer der schönsten barocken Parks in ganz Portugal.
Die in Terrassen angelegten Gärten entstanden zu beginn des 18. Jahrhunderts, als Castelo Branco von Papst Klemens XIV zum Bischofssitz ernannt wurde.
Der Park ist ein wahrer Panoptikum barocker Überschwänglichkeit und Verspieltheit: Sorgsam gestutzte Bäume und Sträucher, sowie kunstvoll geformte Beete sind belebt von Teichen und Wasserspielen.
Beeindruckend ist die Überfülle barocker Gartenplastiken, wie unzählige Erzengel, Evangelisten, Apostel, Könige, Tiergestalten und allegorischen Figuren.

Die nördliche Parkbegrenzung bildet der alte Bischofspalast (port.. Antigo Paço Episcopal).
Der ursprünglich gotische, und im Jahre 1726 barock umgestaltete Bau beherbergt heute ein Museum, das prähistorische und römische Funde aus der Umgebung von Castelo Branco zeigt, sowie Gemälde portugiesischer Meister, Gobelins, Münzen, Möbel und Waffen.
Vor dem Bischofspalast steht der schöne Pelourinho (dt.: Pranger), der von den Einheimischen „Cruzeiro de São João“ genannt wird, mit seinem gedrehtem Schaft.

Weitere sehenswerte Gebäude der Stadt sind der alte Stadtpalast Solar dos Viscondes de Oleiros, in dem heute das Rathaus untergebracht ist, die aus dem Jahre 1519 stammende Kirche Igreja da Misericórdia, mit ihrem imposanten manuelinischen Portal und das Museum Cargaleiro, das eine große und bedeutende Sammlung des Malers und Keramikkünstlers Manuel Cargaleiro beherbergt.

In der Umgebung von Castelo Branco befinden sich zahlreiche lohnenswerte Ausflugsziele. Etwa 60 km nordöstlich liegt z.B. das malerisch gelegene historische Dorf Monsanto, das den Ruf hat „das portugiesischste Dorf“ Portugals zu sein (bitte lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „Gemeindeausflug 2012 der DEKL in die Beira Baixa“, vom 30. September 2012).

Rund 30 km südwestlich von Castelo Branco befindet sich, in einem Naturschutzgebiet, das imposante Felsentor Portas de Ródão.
Portas de Ródão ist der Name einer natürlichen Wasserschlucht, die der Tejo über Jahrmillionen in den Felsen ausgewaschen hat.

Nördlich von Castelo Branco, am Nordabhang des Gardunha-Gebirges, befindet sich das Städtchen Fundão, das in ganz Portugal vor allem wegen seinem intensiven Kirschenanbau, zweifelsohne die besten und leckersten Kirschen des Landes, bekannt ist.

Wer einmal das ursprüngliche Portugal kennen lernen möchte, dem seien ein Ausflug nach Castelo Branco und seine Umgebung nur wärmstens zu empfehlen.
Castelo Branco ist leicht mit dem Auto zu erreichen, da es infrastrukturmäßig sehr gut an Autobahn und Schnellstraßen angeschlossen ist.
Aber noch empfehlenswerter ist eine Anreise nach Castelo Branco mit der Eisenbahn.
Alleine die wunderschöne Zugfahrt von Lissabon aus, immer am Ufer des Tejo entlang, ist wahrlich eine Reise wert!

Sonntag, 30. September 2012

Gemeindeausflug 2012 der DEKL in die Beira Baixa



Am gestrigen Samstag, dem 29. September, realisierte die Deutsche Evangelische Kirchengemeinde zu Lissabon ihren alljährlichen Gemeindeausflug.
Dieses Jahr führte uns unsere gemeinsame Reise in die schöne und historische Region Beira Baixa, die nordöstlich von Lissabon liegt.

Früh ging es los!
Um Punkt 08:16 Uhr fuhr der Zug Intercidades, in Richtung Covilhã, vom Lissabonner Bahnhof Santa Apolonia, ab.
Bei strahlendem Sonnenschein führte uns unsere Zugreise über Vila Franca de Xira, Santarém, Entroncamento und Abrantes durch den Ribatejo, immer am majestätischen Tejo entlang, bis nach Vila Velha de Ródão, wo wir den Zug verließen.

In Vila Velha de Ródão machten wir dann eine Bootsfahrt auf dem Tejo, zu den berühmten Portas de Ródão.
Hier, rund 30 km südwestlich der Distrikthauptstadt Castelo Branco, hat der Tejo das imposante 45 m breite Felsentor von Ródão (port.: Portas de Ródão) über Jahrmillionen geologisch ins Gestein gewaschen.
Die Portas de Ródão gelten als Naturdenkmal (port.: Monumento Natural das Portas de Ródão) und liegen in einem Naturschutzgebiet.
Dieses Naturschutzgebiet ist die Heimat vieler seltener Vögel.
Hier brütet und lebt z.B. die größte Population Iberischer Gänsegeier (lat.: Gypus fulvus / port.: grifo) auf portugiesischem Boden.
Aber auch die seltenen Schwarzstörche (lat.: Ciconia nigra / port.: cegonha-preta) und Rotmilane (lat.: Milvus milvus / port.: milhafre-real) brüten und leben hier.

Von Vila Velha de Ródão ging es dann mit einem Reisebus weiter nach Castelo Branco, wo wir im Restaurant „Quinta da Dança“ einkehrten.
Dort haben wir zwar nicht das Tanzbein geschwungen, aber sehr wohl vorzüglich gegessen und getrunken.

Gestärkt durch ein ausgedehntes und sehr schmackhaftes Mittagessen, der unser zeitliches Reiseprogramm total durcheinander brachte, brachen wir zum nahen Museu Cargaleiro auf.
Dieses Museum, das sich alleine dem Werk und den Werken des Malers und Keramikkünstlers Manuel Cargaleiro widmet und zahlreiche seiner Werke beherbergt, liegt inmitten der historischen Altstadt von Castelo Branco und gilt als eines der wichtigsten kulturellen Institutionen der Stadt.

Nach dem Besuch im Museu Cargaleiro fuhren wir dann mit dem Reisebus weiter nördlich, in Richtung der Stadt Idanha-a-Nova, nahe der spanischen Grenze.
Unser letztes Reiseziel, und zweifelsohne eines der schönsten unseres Ausfluges, war das historische Dorf Monsanto, das hier in Portugal den Ruf hat „das portugiesischste Dorf Portugals“ zu sein (port.: „A aldeia mais portuguesa de Portugal“).

Monsanto ist schon von weitem aus zu sehen.
Wie ein Schwalbennest klebt der kleine malerische Ort um den Gipfel eines felsigen Hügels, inmitten der Landschaft.
Beherrscht wird Monsanto, das noch nicht einmal 1000 Einwohner zählt, von den Resten einer alten Burganlage.
Mit seinen engen und steilen Gassen, die von zum Teil in den Granitstein gehauenen Häusern gesäumt werden, gehört Monsanto zu den typischsten und besuchenswertesten Ortschaften der Beira Beixa.
Monsanto ist so malerisch, das es 1938, bei einem nationalen Wettbewerb, zum „Portugiesischsten Dorf Portugals“ auserkoren wurde.
Dieser Titel haftet Monsanto, nicht zu unrecht, bis heute noch nach.
Monsanto ist allemal einen Besuch wert!

Gegen 18:00 Uhr verließen Monsanto und fuhren mit dem Bus nach Castelo Branco zurück, wo wir pünktlich um 19:25 Uhr den Intercidades nach Lissabon bestiegen.

Nach drei Stunden Fahrt kamen wir hier im Bahnhof Santa Apolonia, wo unser Gemeindeausflug am frühen Morgen begonnen hatte, erschöpft aber sehr glücklich und zufrieden an.
Hannelore Correia, die für die Planung und Verwirklichung dieser interessanten und erlebnisreichen Gemeindereise verantwortlich ist, hat unsere aller Lob verdient.
Wir freuen uns schon alle auf die nächste Reise die sie organisieren wird.

Danke Hannelore!

Freitag, 28. September 2012

The beauty of simplicity


Der portugiesische Werbefilm „The beauty of simplicity“ (port.: „ A beleza da simplicidade“ / dt.: „Die Schönheit des Einfachen“) hat diese Woche erneut auf zwei internationalen Touristikfilmfestivals wichtige Preise abgeräumt.

Unter dem Titel „The beauty of simplicity“ hat das portugiesische Touristikamt (port.. Turismo de Portugal) schon mehrere beeindruckende Kurzfilme herausgebracht, die für Portugal als Urlaubsland erfolgreich warben.

Auf dem dieswöchigen Internationalen Filmfestival für Tourismus und Ökologie „SILAFEST 2012“, in Serbien, gewann der Kurzfilm den Preis als bester Touristikwerbefilm der Welt!
Und im französischen Cannes gewann „The beauty of simplicity“ zur gleichen Zeit den bedeutenden Medien- und Fernsehpreis beim dortigen Filmfestival.

Der Film zeigt auf beeindruckende Weise die landschaftliche Schönheit und das kulturelle Reichtum Portugals und seiner Menschen.
Für die Musik, die den Film untermalt, ist der in Los Angeles lebende portugiesische Komponist Nuno Maló verantwortlich, der in Hollywood vor allem für seine Werbe- und Filmmusik bekannt ist.

Leider, so scheint es, hat dieser Film noch nicht jeden erreicht.
Vor allem viele portugiesische Politiker täten gut daran, sich diesen Streifen einmal anzuschauen.
Vielleicht würden sie dann begreifen, in was für einem wunderbaren Land wir leben!

Ich kann jedem nur empfehlen sich einmal „Portugal – The beauty of simplicity“ anzuschauen.
Es lohnt sich!

Hier der Link zum Film:

http://youtu.be/wk1BXpWDwfs


Mittwoch, 26. September 2012

Sport ist Mord!

Wer mich kennt, weiß dass ich kein Freund des Laufsports bin.
Überhaupt stehe ich mit jeder Fortbewegungsart, die über das Gehen hinausgeht, auf totalem Kriegsfuß.

Gehen – ja!
Rennen…, Sprinten…, Laufen… – Nein Danke!

Ich bin eher der gemütliche Typ.
Lieber stehe ich früh morgens eine halbe Stunde früher auf, als das ich gehetzt ins Büro renne.

Umso mehr wundert es mich daher manchmal, wenn ich sonntags nach Lissabon reinfahre, wie lauffreudig diese Stadt doch ist.
Fast an jedem Sonntag findet hier ein Stadtlauf statt.
Und nicht nur einpaar Menisken nehmen an diesen Läufen statt, sondern oftmals mehrere Tausend Männer, Frauen und Kinder.

Manchmal habe ich das Gefühl das António Costa, seines Amtes Bürgermeister dieser Stadt, diese ganzen Stadt- und Marathonläufe nur deswegen organisiert, damit ich, der ich einer seiner größten Kritiker bin, ein schlechtes Gewissen bekomme, weil ich diesbezüglich nichts für meine Gesundheit und Figur tue.
Aber da António Costa mich noch nicht einmal persönlich kennt, gehe ich davon aus, dass ich mir dies alles vielleicht doch nur einbilde…

Damit wir uns recht verstehen:
Ich habe nichts gegen Sportler.
Im Gegenteil, ich bewundere die Ausdauer und den Willen den viele von ihnen an den Tag bringen, und erst recht Läufer.
Aber ich selber halte mich an das alte deutsche Motto:
Sport ist Mord!

Nichtsdestotrotz, und weil mein laufbegeisterter deutscher Freund Martin mich darum gebeten hat, hier die Daten der nächsten Läufe die sich hier in Lissabon und Umgebung in den nächsten zwei Wochenenden stattfinden werden:


Name des Laufes: RTP Meia Maratona Vodafone Rock’ n’ Roll (Halb-Marathon)
Datum: Sonntag, 30. September
Start: Ponte Vasco da Gama (auf der südlichen Seite!)
Ziel: Pavilhão Atlantico, auf dem EXPO-Gelände
Länge der Strecke: 21 km
Teilnahmegebühr: 19 Euro

Name des Laufes: Mini Maratona de Portugal EDP (Mini-Marathon)
Datum: Sonntag, 30. September
Start: Ponte Vaco da Gama (auf der Lissabonner Seite!)
Ziel: Pavilhão Atlantico, auf dem EXPO-Gelände
Länge der Strecke: 6 km
Teilnahmegebühr: 17 Euro

Name des Laufes: Corrida do Aéroporto da Portela (Flughafenlauf)
Datum: Sonntag, 07. Oktober
Start: Frachtterminal des Lissabonner Flughafens
Ziel: Frachtterminal des Lissabonner Flughafens
Länge der Strecke: 9 km
Teilnahmegebühr: 10 Euro

Name des Laufes: Corrida da Água (Wasserlauf)
Datum: Sonntag, 07. Oktober
Start: Parque do Calhau (im nordöstlichen Teil des Stadtwaldes Monsanto)
Ziel: Parque do Calhau
Länge der Strecke: 10 km
Teilnahmegebühr: 10 Euro


Sobald ich mehr Infos über weitere Marathon- bzw. Stadtläufe habe, werde ich diese hier in meinem Blog veröffentlichen!

Samstag, 22. September 2012

Wenn ein Amerikaner einen Lissabonner Reiseführer schreibt



Überall in Portugal – sowohl hier in der Hauptstadt Lissabon als auch auf dem übrigen Festland, auf Madeira und den Azoren – sind praktisch alle Kirchen, Kapellen und Klostergebäude, aber auch viele Paläste, Herrensitze sowie unzählige Häuser- und Wandfassaden mit Azulejos verziert.

Diese bunten und dekorativen Keramiktafeln sind hier so präsent, dass sie uns Portugiesen im alltäglichen Leben kaum noch auffallen – eben weil sie so alltäglich sind!

Erst wenn wir durch die Straßen und Plätze gehen und dann sehen, wie Touristen, die unsere Land besuchen, die vielen bunten Azulejobilder bewundern und fotografieren, wird uns Portugiesen oftmals klar, welche besondere Kleinode sich in unserem Land hier und da verbergen.

Während es für Lissabon z.B. Reiseführer für die prächtigsten Kirchen, die wichtigsten öffentlichen Gebäude, die imposantesten Bauwerke oder exotischsten Parks gibt, gab es bis dato noch keinen Führer über die schönsten Azulejos der Stadt und wo man sie anfinden kann.
Dem hat jetzt Robert Wright Abhilfe geleistet.

Dieser Amerikaner, der augenblicklich in Argentinien lebt und ein großer Freund Lissabons ist, hat auf seiner Internetseite www.endlessmile.com einen Reiseführer über die Azulejos in der Stadt Lissabon herausgebracht.

In diesem Reiseführer erfahren wir, welche Schätze sich im Lissabonner Justizpalast (port.: Palácio da Justiça), einem grauen Betonklotz der Moderne, in der Rua Marquês da Fronteira, verbergen oder welche wahren „Gemälde“ aus Azulejos an den Außenwänden des Pavilhão Carlos Lopes, im Parque Eduardo VII, bewundert werden können.

Dieser Reiseführer beschreibt, unter anderem, ausführlich viele Lissabonner U-Bahn-Stationen, einige einzelne Geschäfte und viele außergewöhnliche bunte Außenfassaden.

Robert Wright, der seit 1998 regelmäßig Portugal besucht, hat zweifelsohne mit seinem Internet-Reiseführer eine sehr kompetente und informative Arbeit abgeliefert.
Ich bin mir absolut sicher, nicht nur Touristen werden Dank Wright ab jetzt die Gelegenheit bekommen Lissabons Azulejokunst noch besser kennen zu lernen, sondern auch wir Portugiesen werden sicherlich in Zukunft aufmerksamer durch die Hauptstadt gehen.

Der Reiseführer von Robert Wright ist auf seiner Internetseite www.endlessmile.com als PDF-Datei abrufbar.