Freitag, 29. Oktober 2010
Partys sind auch nicht mehr das was sie einmal waren
Partys sind auch nicht mehr das was sie einmal waren.
Heutzutage gibt es, so scheint es mir, keine normalen Partys mehr.
Heute sind Mottopartys der absolute Trend, warum auch immer.
Gestern habe ich eine Einladung zu einer dieser Mottopartys erhalten, um genauer zu sein, zu einer Halloweenparty am jetzigen Wochenende.
Ich werde aber aus zwei Gründen nicht zur Party gehen.
Der erste und wichtigste ist der, das diese Woche meine liebe Freundin Heidi Kopp verstorben ist und ich am morgigen Samstag an einem Trauergottesdienst für sie, in der Evangelischen Deutschen Kirche von Lissabon, teilnehmen werde; und der zweite Grund ist der, das ich Mottopartys einfach nicht mag!
Es gab mal eine Zeit, und das ist noch nicht einmal lange her, da waren Partys ganz zwanglose, lustige Veranstaltungen, zu denen man einfach hinging, ohne sich – wie etwa bei Hochzeiten, Abschlussbällen oder Ähnlichem – Gedanken zu machen, ob man over-, oder underdressed war.
Heute muss man, wenn man auf eine Party gehen will, auf Gedeih und Verderb kreativ sein, um ja möglichst detailgetreu irgend ein Jahrzehnt, eine Branche oder welches Thema auch immer, zu entsprechen.
Da reicht es also nicht, dass man die alltägliche Kleiderordnung auf Arbeit beachten muss.
Nein, man muss sich auch noch freiwillig in seiner Freizeit einem Kleidercodex unterwerfen.
Für mich unbegreiflich und einfach nur schrecklich…
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Mit den eigenen Augen gesehen
Als ich heute mit der Metro (dt.: U-Bahn) vom Cais do Sodré bis nach Praça de Espanha gefahren bin, saß mir der Führer der Kommunistischen Partei im portugiesischen Parlament, Jerónimo Sousa, schräg gegenüber.
Jerónimo Sousa „predigt“, jedes mal wenn ich ihn im Fernseher sehe, über die Gleichheit, über das Gute im sozialistischen Menschen, über das Teilen, über die Brüderlichkeit, und alles dem, was er und seine politischen Freunde für richtig halten.
Dagegen ist nichts einzuwenden, denn jeder hat das recht in Portugal seine politische Meinung zu äußern.
Auch wenn er Kommunist ist, und ich genau weiß, das wenn ich in seinem Land leben würde, und unter seinem politischen Regime, ich bestimmt nicht diese Freiheit hätte.
Aber, das eine scheint das zu sein, was Jerónimo Sousa immer „predigt“, das andere scheint wirklich das zu sein, was er tagtäglich „lebt“.
Heute wurde ich Zeuge eines Vorfalls, der es verdient hier erwähnt zu werden.
In der Metrostation „Avenida“ stieg ein Bettler ein (einer der vier oder fünf, die regelmäßig in der blauen U-Bahnlinie betteln) und fing an die Sitzreihen abzuklappern, und die Menschen nach einer Münze zu fragen.
Als er sich Jerónimo Sousa und mir näherte, sah ich mit meinen eigenen Augen, wie der Kommunistenführer die Augen schloss und so tat als ob er schlafen würde.
Ein Almosen bittend, ging der Bettler schließlich an uns vorbei.
Ich habe ihm aus Prinzip nichts gegeben, denn ich weigere mich jemanden eine Münze zu geben, der es sich leisten kann jeden Monat eine Monatskarte zu kaufen (oder dachten sie die Bettler in Lissabon fahren schwarz?) und der bessere Turnschuhe anhat, als ich!
Als der Bettler an uns vorbeigelaufen war, wachte Jerónimo Sousa von seinem „freiwilligen Sekundenschlaf“ auf und fuhr den Rest der Strecke, mit offenen Augen weiter.
Und da wurde mir eines klar:
da können diese Kommunisten noch so viel Gleichheit und gerechtes Teilen „predigen“ wie sie wollen.
Angesichts der Realität in der wir alle Leben, ist es anscheinend manchmal besser die Augen vor der Krise und der Misere zu schließen, als dem Elend offen zu begegnen!
Fahrscheinkontrolle
Nach einem anstrengenden Tag im Büro, wenn ich dann mit Öffentlichen Verkehrsmittel nach hause fahre, gibt es drei Dinge die ich persönlich nicht abhaben kann, wenn ich diese benutze:
- plärrende Kinder, die ihre Eltern insoweit erzogen haben, das diese keine Kontrolle mehr über sie haben
- Typen, die obwohl sie Kopfhörer haben, die Musik so laut aufdrehen, das man diese noch acht Sitzreihen weiter als gemeine Körperverletzung wahrnehmen kann
- und Fahrscheinkontrolleure.
Ich mag Fahrscheinkontrolleure (port.: revisores) nicht so besonders, nicht etwa weil ich sonst immer Schwarz fahre, und deshalb Angst habe erwischt zu werden; ich bin sogar stolzer Besitzer einer Monatskarte!
Nein, der Grund warum ich Fahrscheinkontrolleure nicht mag ist einfach der, dass sie garantiert dann auftauchen, wenn man seine Monatskarte irgendwo in seiner Tasche „vergraben“ hat, und diese nicht sofort findet.
Sofort geben einem diese Herren und Damen von den Stadtwerken das Gefühl, man langweile sie regelrecht mit faulen Ausreden oder habe einen Hang zur Kriminalität.
Wirklich, Fahrscheinkontrolleure geben mir, alleine mit dem Satz „Guten Tag, die Fahrscheine bitte!“, ein schlechtes Gewissen und jagen meinen Puls in die Höhe – obwohl ich genau weiß das ich eine Monatskarte habe.
Warum fast alle Fahrgäste kollektiv so reagieren, würde ich gerne mal wissen!
Sollte ein Psychologe diesen Blog lesen, so kann er versuchen es mir gerne zu erklären.
Dienstag, 26. Oktober 2010
In memoriam: Heidi Kopp
Der Herr selbst geht vor Dir her.
Er steht Dir zur Seite und verlässt Dich nicht,
immer hält er zu Dir.
(5. Mose 31, 8)
Zum Gedenken an Heidi Kopp (geb. 06. Mai 1940), eine liebe Freundin und gute Vertraute, die gestern, am 25. Oktober 2010, plötzlich und unerwartet, von uns gegangen ist.
A memória de Heidi Kopp
O Senhor, pois, é aquele que vai diante de ti.
Ele será contigo, não te deixará,
nem te desamparará.
(5. Moisés 31, 8)
A memória de Heidi Kopp (nas. 06. Maio 1940), uma querida amiga e grande confidente, que ontem, 25. Ourubro 2010, deixou um enorme vazio nos nossos corações.
Funchal – ein Amphitheater mitten im Atlantik
Als ich letzte Woche von der Terrasse meines Hotels auf die Stadt Funchal hinaufblickte, war ich von der Schönheit dieser Stadt wieder einmal ergriffen.
Wieder einmal hatte Funchal mich in seinen Bann gezogen!
Wer noch nie auf Madeira war, und wer noch nie auf Funchal blicken konnte, wie die vielen Häuser amphitheatralisch den Gebirgszug hinaufsteigen, der kann nicht nachvollziehen von was ich gerade hier schreibe.
Funchal, vom portugiesischen Wort „funcho“ (dt.: Fenchel) abgeleitet, ist die Hauptstadt der Inselgruppe Madeira.
Malerisch liegt die Stadt, inmitten einer üppigen subtropischen Vegetation, an der Südküste der Hauptinsel.
Aber so malerisch die Stadt auch ist, man muss schon viel Kraft aufbringen, wenn man sie zu Fuß erobern will, denn die Straßen sind sehr, wirklich sehr, steil!
Nichtsdestotrotz ist Funchal eine kleine Großstadt mit viel Charme, mit vielen alten Bauwerken, interessanten Museen, schönen Plätzen und breiten Ribeiras.
Ich habe meine Zeit in Funchal und die Spaziergänge die ich durch die Gassen der Altstadt gemacht habe, sehr genossen.
Leider wird das Stadtbild heute zunehmend von Betongebäuden und Hotelbauten geprägt - und nicht alle sehen so ehrwürdig aus wie das traditionsreiche Reid´s unten am Meer.
Aber eines ist auf Madeira, so finde ich immer wieder, erstaunlich:
alle Hotels, wie auch die meisten Privathäuser, sind von wunderschönen Gärten und Parks umgeben, in denen es grünt und blüht, wohin man schaut.
Madeira wird die „Blumeninsel“ genannt.
In Funchal wird einem klar warum…
Von Nonnen und Piraten
Bei meinem letzten Aufenthalt auf Madeira, vor einer Woche, hatte ich die Gelegenheit, die Insel wieder neu zu entdecken.
Ich habe einige Ausflüge gemacht, an Orte die ich noch nicht kannte.
Eines dieser Orte ist Curral das Freiras, ein Ort der nur knapp 20 km von Funchal entfernt ist, aber immerhin 1600 Höhenmeter Unterschied zur Hauptstadt, die am Meer liegt, hat!
In nordwestlicher Richtung, an Câmara de Lobos vorbei, verließ ich Funchal über eine kurvenreiche Straße die durch eine blumen- und waldreiche Berglandschaft aufwärts führte.
Nach gut 6 km kam ich am 355 m hohen Pico dos Barcelos an.
Von der in Blumen gebetteten und mit einem großen Steinkreuz ausgestatteten Aussichtsterrasse bot sich mir ein prächtiger Blick über die ganze Südküste von Madeira.
Von Pico de Barcelos ging es in Windungen und Kehrungen weiter bis zum 1026 m hohen Eira do Serrado (dt.: „Serrado-Sattel“) am Nordostrand des Pico Serrado (dt.: „Abgesägter Gipfel“) der 1115 m über den Meeresspiegel ragt.
Da schönes Wetter war, was zu dieser Jahreszeit wirklich nicht alltäglich sein soll, so sagte man mir, hatte ich einen traumhaften Ausblick über die höchsten Gipfel der Insel.
Den Pico Ruivo (dt.: „Roter Gipfel“), mit 1861 m der höchste Berg Madeiras, den 1810 m hohen Pico do Areeiro (dt.: „Sandgipfel“), im Osten den 1607 m hohen Pico Grande (dt.: „Großer Gipfel“) und im Westen den 1692 m hohen Pico do Jorge (dt.: „Georgsgipfel“).
Vom Eira do Serrado, also vom „Sattel“ aus, hat man einen grandiosen Blick, runter auf den Kraterkessel und die Ortschaft Curral das Freiras.
Curral das Freiras wird in vielen Reiseführern, auch in dem, den ich benutzte als ich den Ausflug machte, fälschlicherweise als „Nonnental“ bezeichnet. Die genaue Übersetztung von Curral das Freiras ist aber „Nonnenpferch“, vergleichbar mit einem Schweinepferch oder einem Rinderpferch.
Die religiös, sensibleren Leser meines Blogs mögen diesen, meinen Vergleich bitte entschuldigen, aber so ist nun einmal die genaue Übersetzung des Wortes „curral“ (laut dem neuen Langenscheidts Taschenwörterbuch ist ein „curral“ ein „Pferch“ oder „Stall“).
Aber wie kam dieser Ort zu seinem eigenartigen Namen?
Nun, dieses Tal ist eines der wenigen Orte auf Madeira, auf dem man Vieh in freier Natur weiden lassen kann, d.h. während wo anders auf der Insel das Vieh konsequent im Stall gehalten werden muss, ist es hier in diesem Tal möglich, das Vieh draußen weiden zu lassen. Da das Tal von hohen Bergen umgeben ist, bildet es einen natürlichen Pferch, aus dem das Vieh nie entfliehen kann. Da die Nonnen, wie schon erwähnt, als erste dieses Tal bevölkerten, blieb, bis heute, im Volksmund der Name „Nonnenpferch“.
Curral das Freiras ist nur über eine einzige Straße, die zum größten Teil untertunnelt ist und erst 1959 fertig gestellt wurde, erreichbar.
Bis 1959 war Curral das Freiras das abgeschiedenste Dorf Europas, und nur über zwei steile Wanderpfade erreichbar.
Gegründet wurde das Dorf, schon Mitte des 15. Jahrhundert, von Nonnen aus dem Santa-Clara-Kloster (port.: Convento de Santa Clára) in Funchal.
Die waren nämlich in Funchal regelmäßig Opfer von Piratenangriffen, und zu ihrem eigenen Schutz, beschlossen sie in die Abgeschiedenheit der Bergwelt zu ziehen. Hier blieben sie auch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Als sie wieder nach Funchal umzogen landeten kurze Zeit später napoleonische Truppen auf der Insel.
Nun die Truppen Napoleons waren zwar offiziell keine Piraten, aber sie plünderten, verfolgten und vergewaltigten genauso die Einwohner Madeiras, auch die Nonnen, und machten die Insel genauso unsicher, wie Jahrzehnte zuvor die Piraten.
Also zogen die Nonnen wieder in ihr abgeschiedenes Tal und retteten sich wieder einmal vor den Übergriffen der vermeintlich stärkeren.
Um diese kleine Nonnenansiedlung bildete sich dann mit den Jahren der Ort.
Heute leben etwa 1600 Menschen in Curral das Freiras, die hauptsächlich von der Landwirtschaft leben.
Hauptanbauprodukt ist die Esskastanie.
Kastanienbäume gibt es in diesem Tal sehr viele und die Früchte sind eines der wenigen Einnahmequellen des Ortes.
Sie werden kulinarisch in jeglicher Form verwendet, sei es für Suppen, Kuchen, Soßen oder zum herstellen von Schnäpsen und Likören.
An jedem 01. November findet in Curral das Freiras das Kastanienfest (port.: Festa da castanha) statt.
Ein guter Grund, sicherlich nicht der einzige, um diesen wunderschönen Ort zu besuchen!
Fado da Madeira
In einem fado von Ary dos Santos, den Carlos do Carmo wunderbar besingt, heißt es an einer Stelle über die Fischer der Insel Madeira:
„Sou pescador
do mar fundo da Madeira
Sei prender o teu amor
no anzol da vida inteira.
Este meu fado
está tão cercado de mar
Que é sempre um lugar fechado
até um barco chegar.“
Übersetzt lauten diese zwei Strophen, die im Originaltext die Einsamkeit und die harte Arbeit der Fischer der Insel beschreiben und dessen Originalität ich im Deutschen nur schwer wiedergeben kann, in etwa wie folgt:
„Ich bin Fischer
und fische in der tiefen See Madeiras
Ich weiß wie ich an einem Haken
Deine Liebe für ein Leben lang angeln kann.
Dieser mein Fado
ist so umzingelt vom Meer
Er ist auf immer ein einsamer Ort
bis ein Boot mich abholt.“
Den mutigen Fischern von Madeira gewidmet, deren Arbeit höchsten Respekt von uns abverlangt!
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Nossa Senhora dos Pescadores auf Madeira
Als 1420, ein Jahr nach der Entdeckung der Insel Madeira, der Seefahrer und Entdecker João Gonçalves Zarco sich an dem Ort niederließ, an dem sich heute die Stadt Câmara de Lobos befindet, ließ er dort, in der Nähe des Hafens, als eines der ersten Bauwerke eine kleine Kapelle errichten, die er Capela de Nossa Senhora dos Pescadores (dt.: Kapelle Unserer Jungfrau der Fischer), nannte.
Diese Kapelle wurde 1719, bei einem Brand, fast vollständig zerstört.
Doch noch nicht einmal vier Jahre später, 1723, wurde die Kapelle, mit Hilfe der Fischer, vollständig erneut aufgebaut, diesmal im Barockstil.
Nur der Glockenturm blieb aus der Gründerzeit übrig.
Beachtenswert sind, außer dem barocken Altar, die wunderschönen Gemälde, die den Heiligen Lorenz (dt.: São Lourenço) darstellen.
Wer der Maler dieser Gemälde ist, ist bis heute unbekannt.
Bekannt ist allerdings, das seit jeher in dieser alten Kirche, sich die Fischer des Ortes treffen um zu beten, bevor sie mit ihren Booten in See stechen, um auf dem Meer den berühmten Peixe-espada preto (dt.: Schwarzer Degenfisch / lat.: Aphanopus carbo) zu angeln.
Die Höhlen der Mönchsrobben
Verlässt man Funchal in westlicher Richtung und fährt zunächst etwas abseits vom Meer auf der prächtige Ausblicke bietenden Estrada Monumental, vorbei am Lido, an dem ich so viele schöne Erinnerungen, noch von meinem ersten Besuch auf Madeira habe, dann kommt man, nach noch nicht einmal 3 km, in das kleine, malerisch gelegene Fischerstädtchen Câmara de Lobos.
Câmara de Lobos (dt.: Mönchsrobbenhöhle) ist das madeirensische Fischerstädtchen schlechthin, sehr pittoresk.
Benannt wurde der Ort nach den Mönchsrobben (port.: Lobos maritimos / lat.: Monachus monachus) die sich zur Zeit der Entdeckung der Insel durch João Gonçalves Zarco hier zu tausenden rumtummelten, und in den nahen Höhlen der Felsenküste Schutz suchten.
Der Ort, einer der ältesten Siedlungen der Insel, erlangte aus dreierlei Gründen Berühmtheit.
Zum einen ist Câmara de Lobos vor allem wegen seiner Fischer bekannt.
Hier wird, zum größten Teil, der berühmte Peixe-espada preto (dt.: „Schwarzer Degenfisch / lat.: Aphanopus carbo) gefischt.
Dieser Fisch kommt nur in den Gewässern Madeiras und in den Meeren vor Japan vor. Er wird aus einer Tiefe von bis zu 1500 m gefischt und ist sehr schmackhaft.
Außerdem fischen die Fischer dieses kleinen Ortes unter anderem noch den Kabeljau, den sie dann im Hafen zum trocknen aufhängen.
Des Weiteren ist Câmara de Lobos für seinen ausgezeichneten Madeirawein bekannt. Der Wein, der auf den Terrassen der Umgebung wächst, vor allem um den Ortsteil Estreito de Câmara de Lobos, zählt zu den besten Sorten der Insel.
Und zu guter Letzt ist Câmara de Lobos dafür bekannt, das der ehemalige britische Premierminister Sir Winston Churchill, hier mehrmals zum Urlaub verweilte, und der Ort als Lieblingsmotiv für den Hobbymaler als Inspiration herhalten musste.
Unweit des Ortes liegt Cabo Girão, mit 580 m die höchste Steilklippe Europas, und die zweithöchste der Welt.
Hier am Cabo Girão sind auch die Höhlen, in denen sich ehemals die Mönchsrobben aufhielten. Von ihnen gibt es heute leider nur noch sehr, sehr wenige.
Eine einzige Familienpopulation, ca. 30 Tiere, hat sich bis in unsere Zeit hinübergerettet. Sie lebt heute, weit von Câmara de Lobos entfert, auf den Ilhas Desertas, die heute ein Naturschutzgebiet sind.
Freitag, 22. Oktober 2010
Die Blumenwelt der Blumeninsel
18 Wissenschaftler und Botaniker der verschiedensten renommierten portugiesischen Universitäten, haben im Auftrag der Portugiesischen Gesellschaft für Pflanzensoziologie (port.: Associação Lusitana de Fitossociologia – ALFA) nach drei Jahren intensiver Forschung die Pflanzenwelt Portugals neu katalogisiert.
Demnach gibt es in ganz Portugal 3.995 verschiedene Blumen- und Pflanzenarten!
Von diesen kommen insgesamt 3.314 Arten auf dem Festland vor, auf Madeira 1.233 Arten und auf den Azoren immerhin 1.006 verschiedene Arten!
Die Wissenschaftler stellten dabei fest, das die Autonome Region Madeira (port.: Região Autónoma da Madeira) die Region Portugals ist, die die meisten endemischen Pflanzen und Blumen (port.: plantas e flores endémicas) vorzuweisen hat, nämlich stolze 157 Arten, darunter die einzigartige Gebirgs-Orchidee (port.: Orquídia da Serra / lat.: Dactylorhiza foliosa).
Auf dem Festland gibt es 150 verschiedene endemische Arten und auf den Azoren immerhin 78 verschiedene Arten.
Von den 1.233 Pflanzen- und Blumenarten auf Madeira sind 435 tropischen Ursprungs, 412 auf dem Gebiet Kontinentalportugals und Sage und Schreibe 710 Arten auf den Azoren.
Nirgendwo wachsen in Gesamtportugal auf einem Hektar Land mehr verschiedene Pflanzen- und Blumenarten als auf Madeira.
Nicht umsonst wird Madeira deshalb auch die Blumeninsel genannt.
Begegnungstagung 2010
In diesem Jahr fand die Tagung der vier Deutschen Evangelischen Kirchengemeinden in Portugal, vom 15. - 17. Oktober 2010, auf der Blumeninsel Madeira statt.
Alle Gemeindemitglieder und Freunde der Gemeinden aus Lissabon, Porto, der Algarve und aus Madeira waren herzlich eingeladen an dieser Begegnungstagung teilzunehmen.
Und viele, Sage und Schreibe über 50 Personen, nahmen an diesem Treffen teil, welches unter der theologischen und seelsorgerlichen Leitung von Herrn Bischof Dr. Martin Hein aus Kassel, Kurhessen-Waldeck, stand.
Seit nun mehr 1993 treffen sich die vier deutsch-evangelischen Gemeinden Portugals alljährlich, um die Verbindung zwischen den einzelnen Gemeinden und ihren Mitgliedern zu einander zu stärken, und auch um neue Anregungen für das Gemeindeleben aus der alten Heimat Deutschland zu erhalten.
Das Thema der diesjährigen Begegnungstagung lautete: „Worauf kann ich mich verlassen?“, und hatte die Tragfähigkeit des christlichen Glaubens, angesichts der Erfahrung von Krisen, als Basis.
Entstanden ist dieses Thema aus der bestehenden Spannung zwischen Spiritualität und Alltag in diesem krisen- und katastrophenreichen Jahr 2010.
Die Tagung begann am Freitagmittag, mit einer Begrüßung und einer Andacht von Frau Pastorin Ilse E. Berardo.
Nach einer kurzen Vorstellung, bei der die einzelnen Tagungsmitglieder Gelegenheit hatten sich besser kennen zulernen, wurde danach bei Familie Berardo zu Abend gegessen, und nach diesem, der erste Tagungstag abgeschlossen.
Am Samstag begann der Morgen mit einer kurzen Andacht.
In Gesprächskreisen und nach einem sehr interessanten Referat von Bischof Dr. Hein wurde dann das Motto des Treffens „Worauf kann ich mich verlassen?“ in Angriff genommen. Hierbei kamen interessante und sehr informative Gespräche zustande, die den ganzen Nachmittag dauerten.
Der Abend endete mit einem gemeinsamen Abendessen in einem typisch madeirensischen Restaurant.
Am Sonntagmorgen wurde aus den Tagungsmitgliedern eine Reisegruppe, denn mit einem Reisebus ging es aus Funchal hinaus, nach Câmara de Lobos, bis hinauf nach Curral das Freiras, mitten ins Gebirge.
Dort, in Curral das Freiras, nahmen wir einen kleinen Imbiss zu uns und reisten dann wieder, auf für uns Festlandbewohner recht abenteuerlichen Straßen, zurück nach Funchal.
Mit einem Festgottesdienst in der Schottischen Kirche von Funchal (die Deutsche Evangelische Kirche Madeiras hat kein eigenes Kirchengebäude), welches Bischof Dr. Hein zusammen mit Frau Pastorin Berardo hielt, ging das diesjährige Begegnungstreffen der vier Deutschen Evangelischen Kirchengemeinden in Portugal zu Ende.
Es war eine erfahrungsreiche, interessante und sehr gastfreundliche Tagung, die wunderbar von Frau Pastorin Ilse E. Berardo und ihrer ganzen Gemeinde organisiert worden ist.
Die Begegnungstagung 2010 auf Madeira ist nun Geschichte.
Auf Wiedersehen 2011 in Porto!
Madeira - Blume im Atlantik
Etwa 1000 km südwestlich von der portugiesischen Festlandsküste, liegt vor der afrikanischen Küste, mitten im Atlantik, die Blumeninsel Madeira.
Die Inselgruppe, die aus der Hauptinsel Ilha da Madeira (dt.: Insel des Holzes) und der kleineren Nebeninsel Porto Santo (dt.: Heiliger Hafen), sowie aus den drei fast unbewohnten Eilanden Ilhéu Chão (dt.: Flache Felseninsel), Deserta Grande (dt.: Große Unbewohnte), Ilhéu do Bugio (dt.: Affenfelseninsel) und die etwas südlicher gelegenen fünf unbewohnten Inseln Ilhas Selvangens (dt.: Wilde Inseln) besteht, ist sehr bergig und verdankt ihre Entstehung vulkanischer Tätigkeit.
Hauptstadt Madeiras ist Funchal (vomm port. Wort „funcho“ abgeleitet, was auf Deutsch „Fenchel“ bedeutet), im Süden der Insel gelegen.
Madeira verdankt sein mildes, an manchen Orten fast tropisches Klima, der südlichen Lage im freien Meer. Die Temperaturen pendeln konstant zwischen 16°C im Winter und 26°C im Sommer.
Die Vegetation auf Madeira, der „Blume im Atlantik“ (port.: „Flor do Atlantico“) ist sehr reich.
Neben Kiefern und europäischen Laubbäumen gedeihen hier zahllose immergrüne Bäume und Sträucher subtropischer und tropischer Herkunft, darunter Palmen, Araukarien, Hickory, Korkreichen, Feigenbäume, Palmenlilien, Yuccas, Mispeln, Mimosten, Eukalyptus, Bambus, Baumfarne und Agaven, sowie Drachenbäumen, Lorbeerbäumen und endemische Laurusbäumen (port.: „árvores laurisilva“).
Die Blumenwelt besteht meistens aus Kamelien, Rhododendren, Azaleen, Pelargonien, Begonien, Bignonien, Bougainvilleen, Glyzinien, Primadonnas, Strelizien und hunderten Orchideenarten.
Entdeckt wurde die Insel im Jahre 1419 vom Seefahrer João Gonçalves Zarco. Sie war bei ihrer Entdeckung unbewohnt und vollkommen mit dichtem Wald bedeckt, weshalb man ihr auch den Namen „Ilha da Madeira“ (dt.: „Insel des Holzes“) gab.
Nach der Kolonialisierung erlangte Madeira, durch den Anbau von Zuckerrohr, später auch durch den Weinanbau, Wohlstand und Ansehen.
Von diesen Industriezweigen ist heute wenig geblieben.
Haupteinnahmezweig Madeiras, ist heute ohne Zweifel der Tourismus.
Die ersten wohlhabenden Engländer kamen Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Insel.
Auch heute stellen die Engländer einen Großteil der Besucher.
Daneben ist die Insel vor allem bei Skandinaviern und Deutschen beliebt.
Aber auch bei uns Portugiesen ist die Insel ein beliebtes Reiseziel, vor allem bei frisch verheirateten Paaren, die hier meistens ihre Flitterwochen verbringen.
Obwohl nicht frisch verheiratet und dementsprechend auch nicht in den Fliutterwochen, habe ich die letzte Woche einige Tage auf Madeira verbracht.
Es war nicht mein erster Besuch auf der Insel, aber ich habe die Insel für mich wieder neu entdeckt.
Man muss keine weite Reise machen, um den idealen Ferienort zu finden.
Er ist, mit Madeira, gerade mal 90 Flugminuten vom portugiesischen Festland und vier Flugstunden von Deutschland entfernt.
Ich will einen König
Ich kann das Thema „100 Jahre Portugiesische Republik“ (port.: „100 anos da República Portuguêsa“) ehrlich gesagt nicht mehr hören.
Nichtsdestotrotz will ich mich heute, hier in diesem post, wieder mit diesem leidigen Thema beschäftigen.
Denn wir leben zwar im 21. Jahrhundert, und offiziell leben wir hier am Rande Europas auch in einer Demokratie, aber die Realität sieht meistens leider anders aus.
Der beste Beweis dafür ist der Fall der sich letzte Woche in einer Schule in Cascais ereignete, und jetzt per Zufall herauskam.
Sebastião Menezes, ein Abiturient der 12. Klasse, der „Escola Secundária de São João do Estoril“, wurde regelrecht vor seinen Klassenkammeraden vorgeführt und gedemütigt.
Und warum?
Nun, er weigerte sich während einer organisierten Schulaufführung anlässlich der 100-Jahr-Feiern, wie von der Klassenlehrerin gefordert, in einem roten oder einem grünen T-Shirt, den heutigen portugiesischen Nationalfarben, in der Schule zu erscheinen.
Stattdessen erschien er mit einem königsblauen T-Shirt, mit der Aufschrift „EU QUERO UM REI“ (dt.: „Ich will einen König“).
Die Lehrerin, die ihre Autorität untergraben sah, und die diese Tat ihres Schülers auch keinesfalls mit ihrem roten Parteibuch vereinbaren konnte, forderte den achtzehnjährigen auf, sein T-Shirt augenblicklich auszuziehen, oder sich eine Jacke überzuziehen.
Da der Schüler sich weigerte, wurde er in die hinterste Ecke der Aula verbannt und ihm wurde verboten an der Veranstaltung teilzunehmen. Außerdem wurden ihm schulische Konsequenzen angedroht
Ich bin leider mit dem heutigen Schulsystem nicht so vertraut, und ich weiß auch nicht was Lehrer heutzutage Schülern beibringen müssen oder sollen.
Aber Demokratie und freie Meinungsäußerung scheinen garantiert nicht auf den heutigen Lehrplänen zu stehen!
Ich will einen König, und Du?
Mittwoch, 13. Oktober 2010
Endlich mal positive Nachrichten aus der Politik
In meinem post „Portugals Wahlkampf um einen Sitz im UN-Sicherheitsrat“ vom 28. September 2010, berichte ich wie sich Portugal um einen nicht-ständigen Sitz (port.: lugar de membro não-permanente) im Sicherheitsrat der UN-Vollversammlung bemüht hat.
Diese Bemühungen haben gestern gefruchtet.
Bei einer geheimen Abstimmung der Mitglieder der UN-Vollversammlung (port.: Assembleia das Nações Unidas) in New York erreichte Portugal die notwendige Mehrheit um für die kommenden zwei Jahre einen nicht-ständigen Sitz im Sicherheitsrat (port.: Conselho de Segurança) der Vereinten Nationen zu bekommen.
Leider waren für diesen Erfolg drei Wahlgänge nötig.
Mitbewerber Deutschland dagegen erreichte schon im ersten Wahlgang die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit um einen Sitz zu bekommen.
Kanada, das sich neben Portugal und Deutschland, als drittes westliche Land um einen Sitz beworben hatte, ging leider lehr aus.
Einen nicht-ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat erhielten außerdem die Länder Indien, Südafrika und Kolumbien.
Staatspräsident Cavaco Silva hat die Wahl Portugals in den UN-Sicherheitsrat als eine Ehre für Portugal bezeichnet.
Außenminister Luis Amado nannte die Wahl Portugals ein „Zeichen des Vertrauens in die portugiesische Nation und sein internationales Engagement.“
Portugal hat nach der erfolgreichen Wahl angekündigt die Arbeit im Sicherheitsrat eng mit seinem Mitbewerber Deutschland und mit den anderen europäischen Nationen abzustimmen.
Es wäre schön, wenn Portugal mal auch innenpolitisch die eine oder andere positive Nachricht zu verkünden hätte…
Dienstag, 12. Oktober 2010
Die Allroundbotschafterin
Das portugiesische Außenministerium (port.: Ministério dos Negócios Estrangeiros) im Palácio das Necessidades hat heute in einer Pressekonferenz verlautbaren lassen, dass aufgrund der schweren finanziellen Lage, in der sich die Nation im Augenblick befindet, einige Botschaften und Konsulate Portugals weltweit sich im kommenden Jahr auf starke Einsparungen einstellen werden müssen, manche von ihnen sogar auf Schließungen.
Wer sich in der portugiesischen Politik ein wenig auskennt, weiß dass die Auslandsvertretungen Portugals schon immer finanziell klein gehalten wurden.
Was ihnen aber im nächsten Jahr bevorsteht, wird so ziemlich das Härteste sein, was finanziell in den letzten Jahrzehnten auf sie zugekommen ist.
Um diesem gravierenden Problem entgegenzutreten hat das Außenministerium hier in Lissabon der Weltöffentlichkeit heute auf der Pressekonferenz auch einen neuen diplomatischen Beruf vorgestellt.
Dieser Beruf, oder besser gesagt diese Berufung, soll den Titel eines „Embaixador todo-o-terreno“ (dt.: „Allroundbotschafter“) oder „Embaixadora todo-o-terreno“ (dt.: „Allroundbotschafterin“) haben.
Natürlich habe ich mich, und sicherlich auch viele andere, sogleich gefragt was die Aufgabe eines „Allroundbotschafters“ sein könnte.
Der Sprecher des Außenministeriums hatte sofort eine Antwort parat, und gab als Beispiel der ersten „Allroundbotschafterin“ Dona Luisa Bastos de Almeida an, die bis dato Botschafterin unseres Landes in der Türkei (port.: Turquia) ist.
Dona Luisa Bastos de Almeida wird von einer Botschafterin Portugals in Ankara (port.: Ancara) zur Allroundbotschafterin „berufen“.
Als solche wird sie nicht nur, wie bis jetzt, erfolgreich Portugal im Ausland repräsentieren, sondern sie wird auch ihr eigener Chauffeur sein, ihre eigene Putzfrau, ihre eigene Köchin, und nebenbei wird sie auch noch als Konsularbeamtin Pässe und Visa abstempeln müssen!
Frau Botschafterin Luisa Bastos de Almeida wird all diese Tätigkeiten, ohne auch nur einen einzigen Euro mehr zu verdienen, erledigen.
Laut Außenministeriums hatte sie auch keine andere Wahl.
Denn hätte sie sich geweigert diese ihr übertragenen Mehrarbeiten zu erledigen, hätte man sie ihres Amtes entheben müssen, und die Botschaft in Ankara noch dieses Jahr schließen müssen.
In der portugiesischen Botschaft in Ankara waren einmal 18 Personen angestellt. In der Zwischenzeit wurde das Personal auf drei Personen reduziert.
Laut des Außenministeriums steht es aber der Botschafterin frei, Personal einzustellen. Das Außenministerium legt aber Wert darauf, dem portugiesischen Steuerzahler mitzuteilen, dass die Botschafterin dieses Personal dann aus ihrer eigenen Tasche bezahlen muss!
Einsparungen, zumal wenn sie auch den Staatsapparat betreffen, und nicht nur den normalen Steuerzahler, sind zwar begrüßungswert, aber in solch einem Fall, vielleicht etwas übertrieben.
Ich meine, was soll denn der türkische Staatspräsident bei seinem nächsten Neujahrsempfang in Ankara denken?
Das er „Ihre Exzellenz die Toilettenfrau“ als Vertreterin Portugals empfängt?
Samstag, 9. Oktober 2010
Jean Nicot
“Rauchen schadet ihrer Gesundheit!” – so lautet einer der wohl bekanntesten Antiraucherslogans unserer Zeit.
Das Rauchen, der Tabak, das Nikotin, dies sind alles Dinge auf die heute keiner mehr so recht stolz ist.
Im Gegenteil, wir leben heute in einer Zeit in der es verpönt ist Raucher zu sein.
Das war aber nicht immer so.
Vor etwas mehr als 500 Jahren, wir schreiben das Jahr 1533, bringt der Seefahrer Martim Afonso de Sousa einige Tabakpflanzen (port.: tabaco / lat.: Nicotiana) aus dem vor kurzem entdeckten Brasilien mit nach Europa, die sofort Dank der klimatischen Bedingungen Portugals, in den Gärten des königlichen Hofes von João III und in den Gartenanlagen der portugiesischen Fürsten prächtig gedeihen.
Die Spanier hatten durch Christoph Kolumbus (port.: Cristóvão Colombo) schon Jahre zuvor mit dem Tabak Bekanntschaft gemacht, benutzten die Pflanze aber zuerst lediglich als Zierpflanze in ihren Gärten.
Die Portugiesen, unter besagtem Martim Afonso de Sousa, hatten aber von den heilenden Eigenschaften, die die südamerikanischen Ureinwohner dem Tabak zuschrieben, gehört und brachten dieses nach Europa um es besser zu erforschen.
Es ist überliefert, dass bereits im Jahr 1543 ein Universitätsprofessor aus Coimbra den Tabak wegen seiner Heilkraft empfahl. Eine bereits im Jahre 1545 erschienene Schrift beschreibt eine Vielzahl von Krankheiten, die mit Hilfe des Tabaks geheilt werden könnten.
Im Jahre 1559 wird der 29jähriger französischer Diplomat und Gesandter Jean Nicot an den Hof des jungen portugiesischen Königs Sebastião abberufen, um hier die französische Krone als Botschafter zu repräsentieren.
Der französische Botschafter, der gleichzeitig ein Freizeitbotaniker war und dessen Namen zu seiner Zeit völlig unbekannt war und den heute jeder kennt, freundete sich mit dem berühmten Botaniker Damião de Góis an, und durch ihn lernte er viele Pflanzen kennen, darunter auch die Tabakpflanze.
Ihre Heilkraft interessierte ihn.
Monsieur Nicot führte in Lissabon einige Versuche durch, sogar einige Selbstversuche, und diese überzeugten ihn von der Heilkraft des Tabaks.
1561 schickte Jean Nicot einige Tabaksamen an den französischen Hof.
Schnell verbreitete sich der Tabak in den höheren Kreisen Frankreichs.
Um 1566 benutzte Königin Katharina von Medici Tabak, wie von Nicot geraten, als Schnupfpulver gegen die Kopfschmerzen ihres Sohnes Karl IX. Das Ergebnis war, das der französische König Karl IX seine andauernden Migräneanfälle loswurde.
Die Kunde von der heilenden Wirkung des Tabaks verbreitete sich in den hohen französischen Kreisen, und die Tabakpflanze wurde fortan „Catharinaire“ oder „Herba Prioris“ genannt.
Bereits 1570 benannte der Botaniker Charles Etienne die Pflanze Nicotiana.
Der schwedische Botaniker Carl von Linné nannte sie in seinem 1737 erschienenen Buch Genera plantarum schließlich dann auch Nicotiana tabacum.
Nachdem hier in Portugal der Wirkstoff des Tabaks seit dem Ende des 16. Jahrhunderts bereits nicotina (dt.: Nikotin), nach Jean Nicot, genannt wurde, wurde es erst 1828 offiziell unter diesem Namen weltweit bekannt.
Heute noch, wird in Portugal Tabak angebaut, und zwar auf der Azoreninsel São Miguel.
Wie wir sehen, haben sich im Laufe der Jahrhunderte der Konsum und die Einstellung zum Tabak stark verändert.
Was früher als Wundermittel galt, ist heute als gesundheitsschädigend verschrien und verpönt.
„Rauchen schadet ihrer Gesundheit“ – was hätte wohl Jean Nicot von diesem Slogan gehalten?
Donnerstag, 7. Oktober 2010
Nachtrag zu „Hundert Jahre Was???“
Am 04. Oktober stellte ich hier in meinem Blog, unter dem post „Hundert Jahre Was???“, die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Geburtstag der portugiesischen Republik in Frage.
Wer mich kennt, und wer dieses Blog aufmerksam liest, weiß das ich Demokrat bin, durch und durch, und hier im Blog ab und zu einzig und alleine meine freie politische Meinung zum Ausdruck bringe, ohne das ich Mitglied einer Partei wäre oder auch nur annährend einen Vorteil daraus ziehen würde.
Auf meinen post „Hundert Jahre Was???“ habe ich einige Mails erhalten.
Die meisten waren positiv, das eine oder andere aber leider auch etwas aggressiv.
So schrieb mir jemand aus Hamburg, ich sei sicherlich adelig, und würde deshalb so den monarchischen Gedanken verteidigen. Zwei Leser aus der Algarve schrieben mich anonym an, und meinten ich wäre sicherlich ein Faschist.
Nun, um es vorweg zu nehmen, ich bin weder adelig noch faschistisch.
Meine Familie ist seit Generationen bürgerlich, um nicht zu sagen arm. Es gibt keinerlei monarchistische Traditionen in meiner Familie.
Im Gegenteil, als ich vor Jahren meiner Familie sagte ich würde an eine moderne, freie und demokratische Monarchie glauben, so war das damals ein ganz besonderes und schwieriges Outing.
Meine Tante Albertina, die stark in der Sozialistischen Partei (port.: Partido Socialista / PS) engagiert ist, hat sogar monatelang nicht mit mir gesprochen.
Denn genauso wie die zwei Leser die mir aus der Algarve schrieben, so herrschte auch in meiner Familie und in meinem Freundeskreis die unerschütterliche Meinung, das ein Monarchist automatisch faschistisch angehaucht sein muss.
Da mich aber meine Familie und meine Freunde sehr gut kennen, wissen sie dass das mit dem Faschisten nicht stimmen kann.
Im Gegenteil, ich bin eher das, was man wohl als sozial-liberal bezeichnen würde.
Warum Monarchisten erst ausgelacht und dann politisch immer an den rechten Rand abgeschoben werden, wird mir immer ein Rätsel bleiben.
Ich habe gemerkt dass ich ein königstreuer bin, als ich so um die 16 Jahre alt war. Damals, in Deutschland groß geworden und im Geiste des Kalten Krieges aufgewachsen, war ich schon immer sehr politisch interessiert.
In meinen Augen, war die Monarchie immer ein Symbol der Freiheit, nicht nur hier in Portugal, sondern in vielen anderen Ländern.
Die vier großen westeuropäischen Diktaturen, wie die deutsche unter Hitler, die italienische unter Mussolini, die spanische unter Franco und die portugiesische unter Salazar wären niemals möglich gewesen, hätte man nicht vorher die Monarchien in diesen Ländern abgeschafft.
Viele Monarchisten meinen, und ich bin einer von ihnen, Portugal wäre nie so „groß“ gewesen, als zu Zeiten der Monarchie.
Im Vergleich dazu, finde ich, dass diese Nation noch nie so „klein“ war wie heute!
Außerdem kann und will ich nicht glauben, das ein politisches System welches sich über 800 Jahre lang bewährt hat, schlechter sein soll als ein politisches System das sich 100 Jahre mehr schlecht als recht über Wasser gehalten hat, und dessen Hälfte der Zeit sogar eine Diktatur war.
Ich akzeptiere und respektiere jede politische Einstellung von Jedermann, solange sie demokratisch ist.
Also möchte ich, dass auch meine politischen Sympathien respektiert werden.
Vor einiger Zeit hat mich eine Freundin gefragt, ob ich die Hoffnung habe, dass jemals wieder ein König über Portugal herrschen wird.
Nun ich habe weder mit Ja noch mit Nein geantwortet, sondern mit folgendem spontanem Satz:
„Als Monarchist in Portugal, lebst du in ständiger Hoffnung!“.
Hoffentlich behalte ich Recht!
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Montag, 4. Oktober 2010
Hundert Jahre Was???
Heute vor genau hundert Jahren fand hier in Lissabon ein Denkwürdiges Bankett statt.
Dieses Bankett wurde zu ehren des gewählten brasilianischen Staatspräsidenten Marechal Henrique da Fonseca, der gerade zu einem Staatsbesuch in Portugal weilte, im königlichen Palast von Ajuda gegeben.
Während des Abendessens, drangen mehrere portugiesische Militärs in den Bankettssaal ein und berichteten den Anwesenden, dass sich im Zentrum der Stadt, am Marques de Pombal, bewaffnete Aufrührer zusammengetan hätten, und diese nun auf dem Weg zum Palast seien.
Sofort verließen die anwesenden Politiker, Adelige und selbst der junge König Manuel II den Raum, und begaben sich alle auf die Flucht vor dem Mob, der marodierend durch die Straßen ging und skandierte: „Abaixo o rei, viva a República“ (dt.: Nieder mit dem König, es lebe die Republik).
Am nächsten Tag, dem 05. Oktober1910, wurde in Lissabon die Republik von einer kleinen militärischen und bürgerlichen Elite vom Balkon des Rathauses ausgerufen, gegen den Willen der Mehrheit der Portugiesen.
Man schätzt heute, dass damals lediglich 7% der Bevölkerung dem republikanischen Gedanken zugetan war!
König Manuel musste mit seiner Mutter Amélia, seiner Großmutter Maria Pia und seinem Onkel D. Afonso (aus nur diesen vier Mitgliedern bestand die ganze portugiesische Familie), von Ericeira aus ins britische Exil gehen.
Heute, 100 Jahre nach dieser Vertreibung, feiert man hier in Portugal, die Republik.
Aber ich frage mich allen Ernstens, was diese Republikaner eigentlich feiern wollen?
Den feigen Mordanschlag (port.: regicídio) an König Carlos I und dem Thronfolger Luis Filipe, der der republikanischen Revolution zwei Jahre zuvor voran ging?
Oder feiern sie die Erste Republik, die das Land ins Chos stürzte und innerhalb von 15 Jahren 44 verschiedene Regierungen unter acht Präsidenten vorbrachte, eine inkompetenter als die andere?
Feiern sie etwa die Diktatur Salazars, die der Ersten Republik folgte und die das Land zum Stillstand zwang?
Oder Feiern sie gar die Tatsache, das wir heute vor einem Staatsbankrott stehen und das wir extreme Schwierigkeiten in der Arbeits-, Gesundheits-, Justiz-, Schul- und Wohnungspolitik haben?
Ich weiß nicht wie viele meiner Landsleute die Idee der Wiedereinführung der Monarchie befürworten würden.
In nächster Zeit werde ich dies wohl auch nicht erfahren, denn die aktuellen demokratisch gewählten Regierungen weigern sich beharrlich ein Volksentscheid durchzuführen.
Aber eines weiß ich mit Sicherheit: Die Anhänger der Monarchie werden immer mehr. Sei es im Internet oder auf der Straße, die Idee eines Königs in Portugal ist nicht mehr so abwegig wie noch vor einigen Jahren.
Ein Präsident der Republik kann, auch wenn er das Gegenteil behauptet, niemals der Präsident aller Portugiesen sein!
Dafür hat er eine oder mehrere Parteien hinter sich, die ihn an den Platz gebracht haben, an dem er ist.
Ein König dagegen ist von Natur aus überparteilich und als solcher ist er nicht nur ein natürlicher Repräsentant Portugals und aller Portugiesen, sondern auch ein Garant der Nationalen Einheit und der Stabilität des Landes.
Daher möchte ich gerne der Republik, zu ihrem 100jährigen Geburtstag folgendes in ihr Gästebuch eintragen:
Es lebe der König!
Es lebe die Monarchie!
Es lebe Portugal!
Viva El-Rei!
Viva a Monarquia!
Viva Portugal!
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