Dienstag, 30. März 2010
Kunst in Bewegung
Die Lissabonner Verkehrsbetriebe CARRIS haben im Rahmen der Förderung junger zeitgenössischer Künstler eine Kunstaktion mit dem Namen „Arte em Movimento“ (dt.: Kunst in Bewegung / Bewegende Kunst) ins Leben gerufen.
Diese Kunstaktion, die vom 06. Januar bis zum 30. Juni 2010 dauern wird, ermöglicht es jungen portugiesischen Künstlern die vier originellen Lissabonner Aufzüge künstlerisch individuell umzugestalten.
Es handelt sich hierbei um die jungen Künstler Susana Mendes Silva,
Vasco Araújo, Susana Anágua und Alexandre Farto.
Der 1987 in Lissabon geborene Alexandre Farto ist für die Gestaltung des Aufzuges von Bica (port.: Ascensor da Bica) verantwortlich.
Er hat aus den zwei, normalerweise, gelben Waggons, die die Rua da Bica de Duarte Belo rauf und runter fahren, und die die Straßen Largo do Calhariz und Rua de São Paulo miteinander verbinden, zwei spiegelnde Fahrkabinen gezaubert.
Alexandre Farto hat die Waggons nämlich mit Spiegelkacheln verkleidet, und sein Projekt „Espectro“ genannt. Das Wort „Espectro“ steht im portugiesischen für „Spektrum“ oder „Spiegel“, aber auch für „Gespenst“. Der Künstler möchte mit seinem Kunstobjekt erreichen, das sich die Menschen und die Stadt in dem Aufzug spiegeln, d.h. mit anderen Worten der Künstler will dass man sich jederzeit in dem Aufzug wieder findet, und das man sich mit der Stadt identifiziert, auch wenn man „gespenstisch“ verzerrt rüberkommt in diesen Spiegelkacheln.
Es ist das erste Mal, das der von dem französischstämmigen Portugiesischen Ingenieur Raoul Mesnier du Ponsard im Jahre 1892 eingeweihte Aufzug, eine solche radikale Veränderung durchmacht und es ist auch das erste Mal das er als Kunstobjekt bestaunt wird.
Obwohl ich mir sicher bin, das jeder Tourist der die Hauptstadt besucht, in den Lissabonner Aufzügen automatisch Kunstobjekte sieht!
Einen Makel hat diese Kunstaktion aber dennoch:
Obwohl das Kunstobjekt „Arte em Movimento“ (dt.: Kunst in Bewegung) heißt, steht der Aufzug von Bica nun schon seit mehreren Wochen still.
Mir sagte ein Mitarbeiter der CARRIS, das die Hydraulik des einen Waggons defekt sei, und das man daher auf ein wichtiges Ersatzteil aus England wartet.
Nun, ich weiß nicht wieso man im Zeitalter von FedEx und DHL Wochenlang auf ein Ersatzteil aus England warten muss.
Aber alleine die Tatsache das der Aufzug nun so lange stehen muss, verhöhnt auf gewisse Art und Weise den Namen des ganzen Projektes: „Kunst in Bewegung“.
Sollte sich das ganze Ding nicht bewegen?
Carbonara – Mobarchie für die Massen
Eine 6 x 4 Meter große blau-weiße monarchistische Flagge wurde letzten Freitag, den 26. März, an der höchsten Stelle des Parque Eduardo VII, mitten in Lissabon, im Morgengrauen, auf den Fahnenmast hochgezogen, an dem normalerweise die grün-rote Nationalflagge Portugals hängt.
Zu der Tat bekannte sich eine Gruppe, die sich „Carbonara – Movimento Monárquico para as Massas“ (dt.: Carbonara – Monarchistische Bewegung für die Massen) nennt, und die angibt, diese Tat begangen zu haben, um den Geburtstag des portugiesischen Thronfolgers, den 14jährigen Infanten Dom Afonso de Santa Maria de Herédia e Bragança, zu feiern.
Die Flagge wurde auf Halbmast gesetzt um, so eine anonyme Quelle, auf die „aktuelle katastrophale Lage der portugiesisch-republikanischen Nation“ hinzuweisen.
Sie wehte im Parque Eduardo VII, unweit des Marques de Pombal, bis um ca.12 Uhr.
Erst dann konnte die Lissabonner Feuerwehr einen Leiterwagen erübrigen, um mit seiner Hilfe die blau-weiße Flagge vom Mast herunterzunehmen.
Wie der Lissabonner Polizeichef André Gomes der Nachrichtenagentur LUSA mitteilte, wird gegen die „Carbonaras“ Strafanzeige erhoben werden, und der Fall dann dem Innenministerium (port.: Ministério Público) übergeben.
Es obliegt dann dem Innenministerium juristisch gegen diese Carbonara-Gruppe vorzugehen.
Da die Portugiesische Staatsflagge über Nacht nicht am Fahnenmast hing, kann man nicht von einem Diebstahl von dieser Reden, wie damals im letzten August, als Monarchisten die republikanische Nationalflagge gegen die blau-weiße Flagge der Monarchie im Lissabonner Rathaus tauschten (lesen sie hierzu auch meinen post „31 da Armada - Die Monarchie in Portugal lebt” vom 13. August 2099).
Auch von Sachbeschädigung kann nicht die Rede sein, da ja kein Schaden am Fahnenmast entstanden ist.
Aber das republikanische Portugal wird schon Gründe und Wege finden, nach jungen Männern zu suchen, die sich einen Spaß daraus machen, blau-weiße Flaggen zu hissen.
Natürlich machen sich königliche Fahnen im Jahre der 100-Jahresfeiern der Republik nicht gerade gut. Also wird mit aller Kraft gegen solche politischen Aktionen vorgegangen.
Ohne Zweifel ändern sich mit der Zeit die politischen Systeme, genauso wie die Fahnen.
Aber anscheinend ist es eine Tatsache dass es hier in Portugal genug Menschen gibt, die sich die Wiedereinführung der Monarchie vorstellen können, ja sich diese sogar wünschen.
Und solch eine Tatsache zu ignorieren ist nicht nur zutiefst undemokratisch, sondern auch politisch sehr unklug!
Dom Duarte Pio, der Thronprätendent Portugals wurde am Parque Eduardo VII gesichtet, als er den Feuerwehrmännern zusah, wie sie sich Mühe gaben, die Flagge vom Mast runterzuholen.
Er war zu keinem Interview bereit.
Aber sein breites Grinsen sprach Bände.
Samstag, 27. März 2010
Von trotzigen Abgeordneten
Was sich da am letzten Freitag im Portugiesischen Parlament (port.: Assembleia da República / dt.: Republikanische Nationalversammlung) abgespielt hat, hat die Beziehung des Parlamentspräsidenten Jaime Gama und einigen Abgeordneten seiner eigenen Partei PS (port.: Partido Socialista / dt.: Sozialistische Partei) nachhaltig verändert.
An diesem Freitag hatten nämlich einige Abgeordnete der Regierungspartei PS, allen voran der Abgeordnete José Lello, der eigentlich ein großer Freund des Parlamentspräsidenten ist, dagegen protestiert, das Reporter von den Zuschauertribünen des Parlaments die Computerbildschirme der einzelnen Abgeordneten abfotografieren könnten.
José Lello und die anderen protestierenden Abgeordneten verlangten vom Parlamentspräsidenten ein sofortiges Fotografierverbot für die Reporter, so wie es ihn bereits für die normalen Besucher des Hohen Hauses gibt.
Doch der Parlamentspräsident antwortete auf die Proteste hin augenblicklich, und zwar klar und deutlich, in dem er den aufmüpfigen Parlamentariern mitteilte das das Parlament ein „Öffentliches Gebäude“ sei, in dem die Meinungsfreiheit aber auch die Informationsfreiheit existierten.
Und noch eines dürften die Parlamentarier nicht vergessen, das nämlich die Computer nicht Eigentum der einzelnen Abgeordneten seien, sondern Eigentum des Staates.
José Lello, der sicherlich eine andere Antwort von seinem Parteifreund erwartet hatte, war mit den Äußerungen Jaime Gamas überhaupt nicht einverstanden, und vor lauter Wut und Trotz knallte er den Deckel seines Computers mit voller Wucht zu.
Die anderen Abgeordneten, die sich José Lello angeschlossen hatten, taten es ihm nach, und so waren im Hohen Hause mindesten 14 Computer zu hören, die lautstark zugeknallt wurden.
Somit, so hatten viele jetzt gedacht, wäre das Thema wohl vom Tisch.
Aber weit gefehlt.
Wer nämlich den ehemaligen Außenminister und jetzigen Parlamentspräsidenten Jaime Gama kennt, weiß genau dass dieser weder käuflich noch bestechlich ist und dass er Respektlosigkeit nicht ausstehen kann.
Und auch eine mehrjährige Freundschaft mit dem Abgeordneten José Lello hindert ihn nicht daran, jetzt aus diesem Zwischenfall, der sich letzte Woche ereignet hat, Konsequenzen zu ziehen.
Und die Konsequenz die er gezogen hat ist die, das diese Woche, auf seine ausdrückliche Anweisung hin, Parlamentsfunktionäre jeden einzelnen Computer des Parlaments auf Schäden hin untersucht haben. Diese Untersuchung sollte zu Tage bringen, ob bei den „Trotzattacken“ der Parlamentarier die einzelnen Computer zu Schaden gekommen waren oder nicht.
Und die Anweisungen des Parlamentspräsidenten für diese Untersuchung waren sehr deutlich:
Sollten die Computer Schäden aufweisen, so wird den einzelnen Abgeordneten hinterher die entsprechende Rechnung präsentiert, die er dann privat zu begleichen hat.
Ob nun José Lello und die anderen Abgeordneten eine Rechnung erhalten haben oder nicht, ist bis dato nicht bekannt.
Bekannt ist aber, dass Jaime Gama und sein „Freund“ José Lello seit dem letzten Freitag nicht mehr in der Parlamentskantine, wie üblich, zusammen gesehen wurden.
Montag, 22. März 2010
Offener Brief an Hillary Clinton
Liebe Hillary,
wie ich in den täglichen Nachrichten sehen, hören und lesen kann, hast du in letzter Zeit viel zu tun, bist immer im Dienste deiner großen Nation unterwegs.
So kommst du gerade aus dem Nahen Osten zurück, wo du mal wieder zwischen den Israelis und den Palästinensern vermitteln wolltest, was aber ganz schön in die Hose gegangen ist.
Dann sollst du bei dir daheim, den Familien der amerikanischen Soldaten erklären, warum immer mehr von ihren Jungs in Holzkisten aus dem Irak und aus Afghanistan nach hause kommen, was dir auch immer schwerer fällt.
Zwischendurch musst du noch die Beleidigungen von Chavez aus Venezuela und Castro aus Kuba ertragen und dich auch noch mit den atomaren Gelüsten des Irans und Nord-Koreas herumschlagen.
Dann musst du auf deinen Auslandsreisen der ganzen Welt immer wieder erklären, warum ihr Amis nicht endlich Guantanamo schließt, obwohl das eines der wichtigsten Wahlversprechen deines Präsidenten, dessen Amt du ja so gerne ausgeübt hättest, war.
Außerdem hast du innenpolitisch mit der geplanten Gesundheitsreform deines Präsidenten und der immer knapper werdenden Mehrheit im Senat zu kämpfen.
Und da sind natürlich auch noch die Eskapaden von Bill, deinem Ehemann, die dich als Ehefrau sicherlich verletzen, aber die dich als Vollblutpolitikerin dazu bringen, immer wieder alles brav zu dementieren!
Wie gesagt Hillary, du hast viel um die Ohren in letzter Zeit.
Nichtsdestotrotz hast du dir die letzte Woche Zeit genommen einen Bericht deines Außenministeriums publik zu machen, der die Menschenrechte in den anderen Ländern der Welt anprangert, Länder die mit deiner Nation verbündet sind und die du als Außenministerin und Freundin ständig bereist.
In diesem „Bericht zur aktuellen Lage der Menschenrechte außerhalb der USA“ deines Außenministeriums, dem State Department in Washington, wird auch mein Land Portugal erwähnt.
Ich wollte es erst nicht glauben, aber Länder wie Portugal, die Niederlande und Deutschland werden tatsächlich in diesem Bericht in einem Atemzug genannt mit Zimbabwe, Südafrika oder Libyen.
Der Portugiesischen Republik wird unter anderem vorgeworfen dass die hiesige Polizei oft unangebrachte Gewalt bei Festnahmen und Verkehrskontrollen an den Tag legt und dass vor allem in den hiesigen Gefängnissen die Gewalt an der Tagesordnung sei.
Außerdem wird Portugal vorgeworfen eine Drehscheibe des Europäischen Frauen- und Kinderhandels zu sein.
Nun Hillary, das mag ja ansatzweise richtig sein, aber vielleicht sollte ich dich daraufhin aufmerksam machen, das es auch in deinem Land fast täglich rassistische und gewalttätige Übergriffe bei Verkehrskontrollen gibt, bei denen immer die schwarzen US-Bürger das Nachsehen haben.
Auch finden in den Gefängnissen der USA, die eigentlich eher Hochsicherheitstrakte gleichen, fast wöchentlich Revolten statt, die dann fast immer mit Mord und Totschlag enden.
Ehrlich Hillary!
Wusstest du eigentlich das, statistisch gesehen, jeder zehnte Bürger deines Landes im Knast sitzt während es hier in Portugal nur jeder 200ste ist? Mach dir mal darüber Gedanken!
Ach ja, und noch etwas Hillary: wir haben hier im brutalen, blutrünstigen Portugal schon vor über 150 Jahren die Todesstrafe abgeschafft, und somit konnten wir verhindern, dass wir unschuldige Menschen auf den elektrischen Stuhl brachten oder ihnen die Todesspritze setzten, so wie es bei euch leider heute immer wieder noch vorkommt.
Denn Hillary, wenn erst einmal einer hingerichtet ist, dann lässt sich das nur schwer, sehr schwer, wieder gutmachen!
Auch den Vorwurf des Menschenhandels kann ich nur schwer nachvollziehen, wenn ich mir überlege, dass es in Deinem Land der unbegrenzten Möglichkeiten gang und gäbe ist, illegale Erntearbeiter aus Mexiko und Guatemala in den Plantagen und Fabriken zu Hungerlöhnen zu beschäftigen und wo es sogar vorkommt das sich Kongressabgeordnete und Senatoren illegale Hausangestellte aus Costa Rica und Honduras leisten.
Deshalb liebe Hillary, solltest du immer zuerst den Dreck vor deiner eigenen Haustür kehren, bevor du dich mit dem Mist der anderen beschäftigst.
Und um diesen offenen Brief an dich schließlich zu beenden Hillary, möchte ich dir noch ein Sprichwort mit auf den Weg geben, von dem ich leider nicht weiß ob er auch bei euch in den Staaten bekannt ist, der da lautet:
„Wer im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen“ (port: „Quem tem telhados de vidro, não devia de andar à pedrada“).
In diesem Sinne Hillary, viel Erfolg im Nahen Osten, den wünsche ich dir wirklich von ganzem Herzen, und einen lieben Gruß an Bill!
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Was ist der Fado?
Schon mehrmals habe ich hier in diesem Blog von dem Fado berichtet, das letzte Mal in einem post vom 02. März 2010, in dem ich den Text des Fados „Bairro Alto“ des Sängers Carlos do Carmo übersetzte.
Nun fragte mich ein Arbeitskollege dieser Tage, was denn der Fado eigentlich sei.
Nun, diese Frage zu beantworten ist nicht so einfach. Natürlich könnte ich sagen es handelt sich bei dem Fado um eine melancholische Liedform, die die „Saudade“, also die Sehnsucht verherrlicht.
Aber das wäre zu einfach und gleichzeitig sehr ungenau.
Denn der Fado entsteht nicht am Klavier oder an der Gitarre, wie andere Musik.
Nein, der Fado entsteht in der Seele – das ist die Magie dieser urigsten aller portugiesischen Musikrichtungen!
Es ist nicht möglich als Tourist nach Portugal zu kommen, und erst recht nicht hier nach Lissabon, ohne dem Fado zu begegnen.
Eigentlich ist diese Musik immer präsent: sie ertönt aus Autoradios, aus den Fadolokalen der Hauptstadt und aus jedem Plattenladen der Baixa.
Aber am häufigsten, so finde ich, ist der Fado direkt in jedem meiner Landsleute anzutreffen. In jedem von uns steckt nämlich diese Melancholie, kombiniert mit der ungestillten Sehnsucht nach Liebe, Glück, Größe und auch Leiden.
Denn Leiden ist hier in Portugal eine Kunst an sich.
Und nichts kann besser diese Leidensfähigkeit erzählen, als eben ein Fado.
Zum Fado kann man auch nicht tanzen!
Im Gegenteil, man setzt sich hin und hört ihn sich an. Schließlich tanzt man zur Musik von Bach oder Mozart ja auch nicht. Nein, man geht in die Oper und genießt ihre Musik. Und die Oper eines Portugiesen ist nun einmal ein Fadolokal oder eine Fadokneipe.
Wer den Fado erwähnt denkt zuerst an Amália Rodrigues, die Göttin des Fado, die über 60 Jahre lang diese Musik geprägt hat. Als Amália 1999 verstarb, ging die Angst um, mit ihr würde auch der Fado sterben.
Aber die Nachfolger Amalia Rodrigues haben uns gelehrt, dass der Fado wohl niemals sterben wird.
Cristina Branco, Mísia, Camané, Mariza und noch viele mehr, alle interpretieren sie den Fado auf ihre Art und Weise, aber alle singen sie den Fado!
Cristina Branco gilt z.B. als sanfte Sängerin.
Mísia setzt für ihren modern angehauchten Fado ungewöhnliche Instrumente ein, wie etwa Trompeten oder Pianos.
Mariza singt den Fado mit ganzen Orchestern, und nicht etwa traditionellerweise mit einer oder zwei Guitarren.
Und der junge Camané singt den Fado schon fast wie eine Opernarie.
Diese, manchmal sehr unterschiedlichen Interpretationen des Fados, sind möglich, weil es keine Schulen für Fado gibt. Der Fado wird nämlich auf den Straßen, in den Gassen oder in den Tavernen gelernt. Und da gibt es nicht etwa einen Gesangslehrer der einem zeigt wie er gesungen wird, sondern die Kunst den Fado zu singen besteht zu 90% aus „Naturtalent“.
Viele sind gegen den modernen Fado und keiner weiss heute so genau welchen Weg er in Zukunft nehmen wird.
Aber eines haben die neuen Fadosänger erreicht: sie haben alte Klischees aufgebrochen. Und sie begeistern damit die junge Generation Portugals, denen der Nationalgesang bislang meistens als zu antiquiert galt.
Wir, die wir Amalia Rodrigues und die anderen alten Fadogrößen nur noch von Schallplatten her kennen, wir leben in einem neuen Portugal, in einem neuen Jahrtausend, und so ist es normal, das der Fado neue Wege geht.
Nichtsdestotrotz, heute wie damals, entsteht der Fado in der Seele. Er entsteht durch Leiden und durch die Liebe. Das ist sein Zauber.
Der Fado basiert auf den Narben, die wir Portugiesen in der Seele haben. Und wenn er heute gesungen wird, dann werden diese Narben aufgerissen. Natürlich tut das weh, aber auch gut zugleich.
Und wenn es ein Fadokünstler schafft, seien es die alten oder die jungen von heute, das Publikum zum weinen zu bringen, dann weil wir alle Portugiesen sind, die etwas fühlen.
Und um schlussendlich die Frage meines Arbeitskollegen zu beantworten, was denn der Fado nun eigentlich sei, antwortete ich ihm mit folgendem Satz:
„Der Fado ist nichts weiter als ein vertontes, portugiesisches Lebensgefühl!“
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Osterbasar 2010
Am gestrigen Sonntag fand im Lissabonner Stadtteil Campo de Ourique, unweit des Friedhofs Prazeres (port.: Cemitério dos Prazeres) der alljährliche Ökumenische Osterbasar der deutschen katholischen und evangelischen Kirchengemeinden statt.
Er war mal wieder ein voller Erfolg.
Bei herrlichem Wetter und großer Gastfreundschaft der katholischen Schule der Salesianer (port.:Escola dos Salesarianos) kamen am 21. März, dem kalendarischen Frühlingsanfang, viele Menschen zusammen, die ein reichhaltiges Angebot an Osterdekoration, handbemalten Ostereiern, Kunsthandwerk, Kleider, Lebensmittel Bücher und viele Spezialitäten aus Deutschland erwartete.
Traditionell deutsches Essen, wie z.B. Kartoffelsalat, Bratwurst, Frikadellen und Sauerkraut, sowie Kaffee und Kuchen sorgten für das leibliche Wohlbefinden.
Auch eine Tombola gab es, bei der man von der Mikrowelle, über Hotelwochenendaufenthalten bis hin zu Flügen nach Deutschland, so ziemlich alles gewinnen konnte.
Natürlich habe ich fünf Euro investiert, und mir ein Los gekauft, und natürlich habe ich mal wieder nichts gewonnen.
Wenn man so wie ich, schon beim kauf des Loses nicht an die geringste Gewinnchance glaubt, dann sollte man sich eigentlich dieses Geld lieber sparen und direkt an die Kirche spenden.
Dann würde ich mich vielleicht auch weniger ärgern!...
Ich werde es wohl nie lernen!
Samstag, 20. März 2010
Eine Lektion von Moral und Solidarität
Als im Jahre 1999 das ehemalige Portugiesische Überseegebiet Ost-Timor (port.: Timor-Leste / tetum: Timor-Lorosae) von Indonesien unabhängig wurde, weigerte sich der damalige Präsident der Portugiesischen Autonomen Region der Insel Madeira, Alberto João Jardim, kategorisch, sich an einer finanziellen Hilfe für das arme Timor zu beteiligen.
Madeira war damals somit die einzige Region Portugals, die sich weigerte an einem Wiederaufbau, des durch Indonesien schwer zerstörten Timor, mitzuwirken.
Noch schlimmer, Alberto João Jardim, verkündigte klar und deutlich dass er keine Timorensen auf seiner Insel haben wollte.
Selbst den Studenten, die aus dem anderen Ende der Welt kamen, um hier in Portugal zu studieren, und die von der Portugiesischen Regierung unter anderem an die Universitäten von Madeira geschickt wurden, machte die Regionalregierung der Insel Madeira das Leben nicht gerade einfach.
Als nun vor genau vier Wochen ein Orkan Teile der Insel Madeira, vor allem den Süden mit der Hauptstadt Funchal, verwüstete und 51 Menschen das Leben kostete und mehrere hundert Obdachlos machte, da kamen Hilfsangebote aus aller Welt.
Die Hilfe kam nicht nur aus der EU und aus den USA, Kanada, Venezuela und Südafrika, wo es traditionell große Bevölkerungsgruppen gibt, deren Vorfahren aus Madeira stammen.
Nein, die Hilfe kam auch aus dem entfernten Ost-Timor!
Spontan beschloss drei Tage nach der Naturkatastrophe auf Madeira die Regierung des Inselstaates Timor-Leste den Opfern des großen Orkans, 750.000 US-Dollar zukommen zu lassen, das sind in etwa 556.000 Euro!
Die Schäden auf Madeira betragen schätzungsweise 1,2 Milliarden Euro, und somit sind die 556.000 Euro aus Timor nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Aber es ist die Solidarität die zählt!
Für so ein kleines Land wie Ost-Timor, das augenblicklich in tiefster Armut lebt, sind 750.000 US-Dollar ein Riesenbetrag.
Und daher zollt es höchsten Respekt und Bewunderung, dass gestern der Botschafter von Ost-Timor höchstpersönlich auf Madeira João Cunha e Silva. dem Vizepräsidenten Madeiras, einen Scheck über 750.000 US-Dollar überreichte.
Alberto João Jardim nahm den Scheck nicht persönlich an, da er angeblich andere wichtige Termine wahrnehmen musste.
Aber wer Alberto João Jardim kennt, weiß dass er den Scheck eher aus Scham und falschem Stolz nicht persönlich angenommen hat.
Denn seien wir mal ehrlich:
dieser kleine, geifernde alte Mann hätte niemals daran gedacht das ihn einmal eine politische Äußerung, die er 1999 aus seinem Plappermaul hat entweichen lassen, ihn elf Jahre später so bloßstellen würde.
Das ihm heute ein armer Inselstaat im fernen Asien eine Lektion in Solidarität, Moral und Humanität geben muss, das ist selbst für einen Alberto João Jardim zu viel.
Dienstag, 2. März 2010
Bairro Alto aos seus Amigos tão dedicado
Bairro Alto
Bairro Alto aos seus AMIGOS tão dedicado
Quis um dia dar nas vistas
E saíu com os trovadores mais o fado
Pr’a fazer suas conquistas
Tangem as liras singelas,
Lisboa abriu as janelas, Acordou em sobressalto
Gritaram bairros à toa
Silêncio velha Lisboa, Vai cantar o Bairro Alto
Trovas antigas, saudade louca
Andam cantigas a bailar de boca em boca,
Tristes bizarras, em comunhão
Andam guitarras a gemer de mão em mão
Por isso é que mereceu fama de boémio
Por seu condão fatalista
Atiraram-lhe com a lama como prémio
Por ser nobre e ser fadista
Hoje saudoso e velhinho,
Recordando com carinho seus amores suas paixões
Pr’a cumprir a sina sua
Ainda veio pr’o meio da rua, cantar as suas canções
Trovas antigas, saudade louca...
Dies ist der Text des berühmten Fados "Bairro Alto", welches von den Komponisten Carlos Simões Neves und Nuno Aguiar geschrieben wurde und von Carlos do Carmo noch heute gesungen wird.
Hier nun meine Übersetzung des Fados „Bairro Alto“, das über diesen Lissabonner Stadtteil handelt (wobei sich die Textstrophen, ins deutsche übersetzt, logischerweise leider nicht reimen):
Bairro Alto, seinen Freunden total ergeben
Wollte einmal aus sich herausgehen
Und so brachten die Troubadoure den Fado zum Besten
Um ihre Eroberungen zu machen
Es erklingen die einzelnen Leiern
Und überrascht wachen alle auf, ganz Lissabon öffnet seine Fenster
Und jeder am Fenster ruft laut und bestimmt
Lissabonner seit still, denn der Bairro Alto wird jetzt singen
Alte Weisen, unheimliche Sehnsucht
Liedertexte die von Mund zu Mund tanzen,
Bizarre Traurigkeiten, und gemeinschaftlich
erklingen Gitarren, die von Hand zu Hand gereicht werden
Er (der Stadtteil) hat den Ruf gutbürgerlich zu sein,
Ja fast schon fatalistisch
Als Preis bekommt er den Schlamm der Straße ab
Weil er in seinem innersten edel ist und ein Fadista
Heute traurig und alt
Erinnert er sich liebevoll an seine früheren Geliebten, seine Affären
Und das Schicksal will es
Das inmitten seiner Gassen, die alten Lieder erklingen.
Alte Weisen, unheimliche Sehnsucht...
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Lisbona Bar
Am letzten Freitag ging ich mit meinen Arbeitskollegen und Freunden Inês alias Agnes Luno, Marco alias Borga y Borga, Miguel alias Orlando, Lili alias Conchita, Yves alias El Ministro, David alias El Mensagero und ich alias Angel Pablo in den Bairro Alto, wo wir zu Abend aßen und die Nacht mit einer Ginjinha in der „Lisbona Bar“ beendeten.
Die „Lisbona Bar“, mitten im Bairro Alto gelegen, in der Rua da Atalaia, ist eine kleine Bar, die sich durch ihre originellen schwarz-weißen Wandkacheln auszeichnet.
Jede einzelne von ihnen ist ein Original, denn jede einzelne wurde von einem Gast, im nüchternen oder im betrunkenen Zustand, liebevoll bemalt oder beschrieben.
Auch wir wollten uns mit einer Kachel verewigen.
Aber da wir und der Besitzer der Kneipe, keinen Edding hatten, musste die Ausführung dieser Kunstfertigkeit ausbleiben.
Das holen wir aber bestimmt bei unserem nächsten Besuch in der „Lisbona Bar“ nach!
Wer sich in den Gassen des Bairro Alto nicht auskennt, hier die GPS-Daten der Bar: N 38° 42.852, W 9° 8.748
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Faca e Garfo
Wer kennt das nicht?
Man will mit seinen Freunden essen gehen, und jeder hat eine andere Idee, wo man denn hingehen kann um zu Speisen.
Als ich am letzten Freitag mit ein paar Kollegen essen gegangen bin, hatten wir eben dieses Problem.
Wenn man hier überhaupt von einem Problem reden kann, denn verhungert wären wir an diesem Abend garantiert nicht.
Ich selbst wäre gerne traditionell „Pão com Chouriço und Caldo Verde“ essen gegangen, aber Lili, Inês, Marco, Miguel, Yves und David waren alles andere als begeistert von meiner Idee.
Also gingen wir, nach langem hin und her, in die Rua da Condessa, unweit des Carmoklosters (port.: Convento do Carmo), in ein kleines Restaurant das traditionelle portugiesische Küche anbietet, und das den Namen „Faca & Garfo“ (dt.: „Messer & Gabel“) trägt.
Es war Yves Freundin Helena, die uns auf dieses Restaurant brachte.
Wir können uns nur bei Helena bedanken, denn wir haben sehr gut gegessen und man kann nicht sagen es wäre sehr teuer gewesen. Im Gegenteil, das Preis-Leistungs-Verhältnis im „Faca & Garfo“ ist indiskutabel!
Auch getrunken haben wir sehr gut, wobei man die hausgemachte Sangria, sowohl die Rote als auch die Weiße, nur loben kann.
Allerdings muss man sagen dass der Rotwein „Pirquita“, Jahrgang 2006, nicht zu empfehlen ist.
Aber vielleicht waren unsere Geschmacksnerven nur durch das vorher getrunkene Bier in der Kneipe „O Estadio“, etwas irritiert.
Die Atmosphäre war klasse, das Personal sehr nett und der Abend durchweg gelungen.
Man kann das Restaurant „Faca & Garfo“ nur weiter empfehlen, obwohl ich felsenfest der Meinung bin, das wir bei „Pão com Chouriço und Caldo Verde“ auch nicht schlecht davon gekommen wären...
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Eine Nacht im Bairro Alto
Am letzten Freitag, nach mehrmaligem Planen und Absagen, sind ein paar Kollegen und ich, nach der Arbeit, zum Essen ausgegangen.
Spontan planten Yves alias El Ministro, David alias El Mensagero, Inês alias Agnes Luno, Marco alias Borga y Borga, Miguel alias Orlando, Lili alias Conchita und ich alias Angel Pablo in den Bairro Alto zu gehen, wo wir als erstes in der Kneipe „O Estadio“ landeten, unweit der Kirche São Roque, um uns dort mit ein paar Bierchen und Musik aus der Juke-box den Appetit etwas anzuregen.
Ebenso im Bairro Alto, in der „Lisbona Bar“, beendeten wir dann, später in der Nacht, den Abend mit einer Ginjinha.
Zwischendurch gingen wir in die Rua da Condessa, unweit des Carmoklosters (port.: Convento do Carmo), um dort gemütlich im Restaurant „Faca & Garfo“ (dt.: Messer & Gabel), zu Abend zu essen.
Das Restaurant, das traditionelle portugiesische Küche (port.: cozinha tradicional portuguesa) anbietet, wurde uns von Yves Freundin, Helena, empfohlen, die leider an diesem Abend fehlte.
Wir haben den Abend sehr genossen, uns amüsiert, sehr gut gegessen, gut getrunken und wir haben viel gelacht.
Kurz gesagt: wir hatten eine Menge Spaß!
Und wir haben uns fest vorgenommen den Abend zu wiederholen.
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