Donnerstag, 30. Oktober 2014

Azulejos – handbemalte Kostbarkeiten






Laut der amerikanischen Tageszeitung „New York Times“ sind die portugiesischen Azulejos eines der zwölf Kostbarkeiten Europas (lesen sie hierzu meinen vorherigen Blogeintrag 
„12 Schätze Europas“, vom 26. Oktober 2014).
Zweifellos sind die Azulejos, diese bunten Kacheln, eines der bedeutendsten Symbole der portugiesischen Hauptstadt und des ganzen Landes.
Heute wurde ich gefragt wie die Azulejos denn nach Portugal kamen, wie alt die Kachelkunst hier zulande ist und welchen Stellenwert sie hatte und noch heute hat?!?  

Nun, ursprünglich waren es die Mauren, die die bemalten Kacheln aus Arabien auf die Iberische Halbinsel brachten. Sie dekorierten mit ihnen die Alhambra in Granada und den Alcázar in Sevilla. Von Spanien wurden die mit geometrischen Dekormustern und orientalischen Ornamenten bemalten Kacheln dann nach Portugal importiert.
Der Name Azulejo stammt nicht, wie viele glauben, vom portugiesischen Wort „azul“ (dt.: blau), sondern basiert auf dem arabischen Wort für „kleiner polierter Stein“ (arab.: al-zulij), denn der Ursprung des Azulejos liegt in der Mosaikkunst Arabiens.

Als König João I um 1400 seinen königlichen Palast in Sintra auf den Fundamenten des alten Maurenpalastes errichtete, gab er bei arabischen Kunsthandwerkern Azulejos in Auftrag.
König Manuel I ließ etwa hundert Jahre später, um 1500, Kacheln im Mudéjarstil herstellen und damit die Innenhöfe des Palastes von Sintra verkleiden.
Mudéjares waren Araber, die im Verlauf der Reconquista unter der Herrschaft der christlichen Königreiche in Portugal und Spanien lebten, die aber weiterhin ihren muslimischen Glauben ausüben konnten.
Die Azulejos im Mudéjarstil wurden damals mit dem Zeichen der Weltkugel dekoriert, dem königliches Symbol für Seefahrt und Entdeckungen zur Zeit Manuels I.
Da im Islam die Darstellung von Menschen verboten war und ist, zeichneten die Mudejár-Künstler abstrakte oder florale Muster auf die Kacheln und füllten die Flächen zwischen den geritzten Vertiefungen mit glasierter Farbe.
Diese Kacheln können heute bei einem Besuch des Nationalpalastes von Sintra (port.: Palácio Nacional de Sintra) bewundert werden.

Nach der Vertreibung der Mauren aus Portugal und später aus Spanien, fertigte man Kacheln in der aus Italien stammenden Majolika-Technik (ital.: Maiolica / port.: Maiólica) an: Flachkacheln auf die direkt mit dem Pinsel Figuren, Pflanzen und Landschaften aufgetragen wurden.
Anfang des 16. Jahrhunderts, als der Handel mit Flandern zu florieren begann, hatte sich der Einfluss flämischer Kachelkunst verstärkt.

Aber bereits Mitte des 16. Jahrhunderts machte sich ein individueller portugiesischer Stil vom ausländischen Einfluss frei.
Kachelbilder entstanden, die ganze Wände bedeckten. Ihre Szenen in Blau und Gelb auf weißem Grund erinnern an orientalische Teppiche.
Die Kombination aus kühlen Kacheln und „Talha dourada“, dem vergoldeten Holzschnitzwerk als typischem Dekorationselement, wurde im 17. Jahrhundert zum typischen Gestaltungsmerkmal für die Innenräume der Kirchen Portugals.
Die Farbpalette wurde um Grün, Rosa, Rot, Violett und Braun erweitert, und die Entwürfe reichten von naturalistischen bis zu phantastischen Bildern.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden flämische Kacheln immer beliebter; binnen kurzer Zeit setzten sich die feingezeichneten blau-weißen Kacheln in Portugal durch.
Die ersten Importe damals waren „azulejos de motivo solto“ (dt.: Kacheln mit lockerem Motiv), d.h. jede Kachel war mit einer einzelnen Figur bemalt.
Die portugiesische Vorliebe für das Monumentale führte dazu, dass damals ganze Räume mit großen Kachelwandbildern, wahren Fliesengobelins, verkleidet wurden.

Die große Nachfrage nach Kacheln förderte die Konkurrenz und die Herausbildung eines Stils von hoher Qualität und Sensibilität.
Der aus dem Alentejo stammende António de Oliveira Bernardes, der der „Michelangelo der portugiesischen Kachelmalerei“ genannt wurde, gründete an der Wende zum 18. Jahrhundert eine Schule, die sich auf Lissabonner Szenen spezialisierte. Die Azulejos aus seiner Werkstatt waren später für die Rekonstruktion einer Ansicht Lissabons vor dem Erdbeben 1755 von unschätzbarem Wert.
Eines dieser Kachelwandbilder, das größte und sicherlich eines der Schönsten, aus der Werkstatt von António de Oliveira Bernardes, ist knappe 23 m lang und trägt den Namen „Grande panorama de Lisboa“ (dt.: Großes Panorama von Lissabon). Man kann dieses imposante Kachelgemälde heute im nationalen Kachelmuseum (port.: Museu Nacional do Azulejo), der im ehemaligen Kloster Madre de Deus in Lissabon untergebracht ist, bewundern.

Der Wiederaufbau nach dem großen Erdbeben 1755 steigerte den Bedarf an Kacheln, sowohl für die Dekoration von Kirchen und Palästen als auch für Profanbauten, wie Krankenhäuser, Bäckereien, Gasthäuser, Tabakläden, etc.
Die Azulejos waren nicht nur attraktiv, sondern auch pflegeleicht und – ganz im Gegensatz zur Wandfarbe – bedurften nach der Anbringung keiner weiteren Instandhaltung mehr.
Unausweichlich führte die erhöhte Produktion zu einer Verminderung der Qualität.
Der Marques de Pombal ließ im Lissabonner Stadtteil Rato die königliche Kachelmanufaktur (port.: Real Fábrica de Louça do Rato) erbauen, um der immer stärker werdenden Nachfrage gerecht zu werden. In der Real Fábrica de Louça do Rato wurden z.B. die Kacheln für den Palácio Nacional de Queluz hergestellt (lesen sie hierzu bitte auch meine Blogeinträge „Der königliche Palast von Queluz, vom 27.03.2014 und „Die Wasserfontainen im Schlosspark von Queluz, vom 27.11.2010).

Um 1750 war der Import flämischer Ware fast zum Stillstand gekommen, und man fand zu mehrfarbigen Kacheln zurück.
Entsprechend dem Zeitgeschmack tauchten Ende des 19. Jahrhunderts Kränze, Vögel, Bäume, Segelschiffe, Blumen und oftmals Heilige oder ganze biblische Geschichten als dominierende Motive auf.
Wichtig sei zu erwähnen, dass die Azulejos damals, trotz Massenproduktion in den Fabriken, weiterhin handbemalt wurden.
Doch ab 1860 begann die Herstellung im Siebdruckverfahren und die großen Produktionszahlen konnten die hohen Preise mindern und den gestiegenen Bedarf decken, denn nun wurden auch die Fassaden ganzer Gebäude mit Kacheln verkleidet.

Bei der zeitgenössischen Kachelkunst lassen sich zwei Strömungen ausmachen: einerseits die Replika alter Entwürfe und andererseits die Ausführung individueller moderner Werke.
Viele namhafte portugiesische Künstler haben Kachel-Editionen produziert und produzieren sie noch, unter ihnen die Maler Rolando Sá Nogueira und Julio Pomar, die Grafikerin Maria Helena Vieiera da Silva und das Künstlerehepaar Francisco Keil do Amaral und Maria Keil.
Viele der Werke moderner Künstler können heute z.B. in den einzelnen Lissabonner Metrostationen oder auf dem ehemaligen Expo-Gelände bewundert werden.

Heute bieten viele Antiquitätenhändler alte Kacheln an, und auch auf dem berühmten Lissabonner Flohmarkt Feira da Ladra werden alte Azulejos für gutes Geld zum Verkauf angeboten.
Bei diesen angebotenen Azulejos handelt es sich aber oftmals um von den Hauswänden alter Gebäude entwendeter Kacheln.
Es ist eine Tragödie das heutzutage soviel Geschichte und Identität Portugals auf Flohmärkten verramscht wird.
Aber da letztendlich die Nachfrage das Angebot bestimmt und Azulejos in den letzten Jahren vor allen Dingen bei ausländischen Touristen sehr gefragt sind, wird sich an diesem Ausverkauf portugiesischer Geschichte und Identität in nächster Zeit leider kaum etwas ändern.
Jeder muss selber wissen, in wie weit er zur Zerstörung historischen Erbes beisteuern will!

Sonntag, 26. Oktober 2014

12 Schätze Europas


Vergangene Woche publizierte die einflussreiche amerikanischen Tageszeitung „New York Times“ einen interessanten Artikel in ihrer Wochenendausgabe mit dem Titel „12 Treasures of Europe“ (dt.: „12 Schätze Europas“).

In diesem Artikel stellt die „New York Times“ zwölf europäische Städte vor und ihre jeweiligen typischen Symbole oder wichtigsten Charakteristika.
Die portugiesische Hauptstadt Lissabon ist mit ihren wunderschönen Kacheln (port.: azulejos / engl.: tiles) vertreten, aber auch Berlin mit seiner außergewöhnlichen Straßenkunst oder das belgische Brüssel mit seiner leckeren Schokolade.

„Gibt es ein blaueres Land als Portugal?“
(engl.: „Is there a bluer country than Portugal?“),
fragt Seth Sherwood in seinem Artikel, indem er von den portugiesischen blau-weißen Azulejos, vom blauen Himmel und vom Atlantik schwärmt.
Weiter schreibt der US-Amerikaner:
 „In ganz Portugal sind die typisch blauen Kacheln in und an Kirchen, Klöstern, Burgen, Schlössern, Universitätshallen, Parks, Bahnhöfen, Hotellobbys und Hausfassaden verbreitet“.
(engl.: „And all across Portugal, the typically blue designs of azulejos – ceramic tiles – are spread across churches, monasteries, castles, palaces, university halls, parks, train stations, hotel lobbies and apartment facades“.)

Und da hat Sherwood Recht!
Azulejos sind ohne Zweifel eines der  Markenzeichen dieser Nation.
Diese Kunst an den Wänden, die in ihren oftmals imposanten Bildern viel über die Geschichte dieses Land erzählen, ist überall gegenwärtig, vor allem hier in Lissabon.

Deshalb ist es für mich als Lissabonner mehr als verständlich, das die renommierte amerikanische Tagezeitung die Azulejos zu den „12 Schätzen Europas“ zählt!
Die anderen Schätze Europas sind, laut der „New York Times“:


- die Straßenkunst in Berlin
- die Schokolade in Brüssel
- die Paprika in Budapest
- das Design in Kopenhagen
- die Seide in Florenz
- die Duftstoffe von Istanbul
- die Hüte in London
- die Gitarren in Madrid
- die Regenschirme in Paris
- das Spielzeug in Prag
- die Kaffeeservice in Sarajevo

Wer den Originalartikel nachlesen will, hier der dazugehörige Link:


Samstag, 25. Oktober 2014

Goldene Hochzeit – Bodas de Ouro


Auszug aus einem Brief an meine Eltern António und Luisa, anlässlich Ihrer Goldenen Hochzeit am heutigen 25. Oktober 2014:


Liebe Mama, lieber Papa,

nun seid ihr schon seit 50 Jahren ein vorbildliches Ehepaar und feiert heute Eure Goldene Hochzeit.
Obwohl Ihr nicht immer einer Meinung wart, Höhen und Tiefen erlebt habt und Krankheiten überstehen musstet, seid Ihr stets zusammen geblieben und habt gelernt, den anderen so zu akzeptieren, wie er ist.

Damit habt Ihr „in guten wie in schlechten Tagen“ so gelebt, wie es der eigentliche Sinn der Ehe ist.
Ich danke Euch für Eure stetige Fürsorge, Liebe und Treue und hoffe, dass Wir noch viele gemeinsame, schöne und gesunde Jahre miteinander erleben werden.

Das und noch vieles mehr wünsche ich Euch von ganzem Herzen.
Danke, dass Ihr immer für mich da seid und in jeder Hinsicht unterstützt

Ich liebe Euch!


Querida mãe, querido pai,
 
Faz hoje 50 anos que vocês casaram e fesetejamos assim neste dia as vossas Bodas de Ouro.
Apesar de nem sempre estarem de acordo um com o outro, de terem suportado doenças e de passarem ao longo dos anos inúmeros bons e maus momentos juntos, foram sempre unidos, e aprenderam a aceitarem-se um ao outro.

Partilharam os „bons e maus momentos“, assim como é o verdadeiro significado de um matrimónio.
Agradeço-vos todo o vosso amor, carinho e fidelidade e espero poder passar ainda muitos anos felizes e cheios de alegria e saúde junto de vós.

É o que desejo do fundo do meu coração.
Obrigado por estarem sempre presentes na minha vida e de me oferecerem todo o vosso apoio

Amo-vos!

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Die Ausstellung der Portugiesischen Welt 1940






Nach langer Zeit mache ich mich hier in meinem Blog heute wieder bemerkbar.
Leider war es mir, krankheitsbedingt, nicht möglich in den letzten Wochen im Planet Portugal sehr aktiv zu sein.
Aber ich befinde mich auf dem Weg der Besserung, und möchte nun durchstarten!
Ich Danke allen, die in den letzten Wochen nach meinem Wohlbefinden gefragt haben, die sich um mich gesorgt und die mir so viel Kraft und Unterstützung haben zuteil kommen lassen.
Vielen Dank!
Muito obrigado!

Aber nun zum Blog:

In meinem Blogeintrag vom 31. August 2014, „Political correctness ist in einer Demokratie nicht immer zwingend korrekt!“, erwähne ich in dem Text auch die „Ausstellung der Portugiesischen Welt“ (port.: „Exposição do Mundo Português“), die im Jahre 1940 hier in Lissabon stattfand.
In den letzten Wochen wurde ich mehrmals auf diese Ausstellung angesprochen, was es mit ihr auf sich hatte, wo sie genau stattfand, warum sie ausgerechnet im Jahre 1940 präsentiert wurde und wie ihr Verlauf war.

Nun, die „Exposição do Mundo Português“ (dt.: „Ausstellung der Portugiesischen Welt“) fand im Jahre 1940 im Rahmen zweier wichtiger nationalhistorischer Jahrhundertfeiern statt:
zum einen feierte Portugal im Jahre 1940 seinen 800. Unabhängigkeitstag im Jahre 1140 (port.: „Independência de Portugal“) und zum anderen feierte man 1940 den 300. Jahrestag der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Portugals von der spanische Fremdherrschaft im Jahre 1640 (port.: „Restauração da Independência de Portugal“).

Die Idee diese zwei wichtigen nationalen Jahrhundertfeiern mit einer Ausstellung zu krönen hatten ab 1929 einige Minister des Diktators António de Oliveira Salazar.
Nach den internationalen Weltausstellungen 1937 in Paris und 1939 in New York und in San Francisco, an denen Portugal sehr erfolgreich teilgenommen hatte, beschlossen der portugiesische Diktator und sein Kabinett 1939 die schon lange geplante „Ausstellung der Portugiesischen Welt“ im folgendem Jubiläumsjahr 1940 auszurichten.

Geführt von dem Journalisten und Diplomaten Augusto de Castro, der damals von Diktator Salazar zum Generalkommissar des zukünftigen Projektes ernannt wurde, machte sich noch während der Weltausstellung in San Francisco in Portugal eine Kommission, bestehend aus Architekten, Ingenieuren, Malern, Bildhauern und Regisseuren, ans Werk die Ausstellung „Exposição do Mundo Português“, die vom 23. Juni bis zum 02. Dezember 1940 stattfinden sollte, zu planen.
Diese Ausstellung sollte, ganz im Sinne der damaligen Diktatur, der Welt ein multikulturelles, vielrassiges, gläubiges und geschichtsträchtiges Portugal zeigen, so wie es leider nur teilweise der Realität entsprach.

Im Lissabonner Stadtteil Belém, das in der Geschichte der Seefahrt wohl das symbolträchtigste der Hauptstadt war und ist, entstand eine Ausstellungsfläche von ca. 560.000 m², das urban völlig neu gestaltet wurde.
Insgesamt 17 namhafte Architekten, 43 bekannete Maler und 24 renommierte Bildhauer wurden mit der Organisation und der Entstehung der Ausstellung beauftragt.

Das Zentrum der Ausstellung bildete ein riesiger Platz mit dem Namen Praça do Imperio (dt.: Platz des Imperiums), wobei hier natürlich das portugiesische Imperium gemeint war, das sich einstmals von Südamerika über Afrika und Asien ausgebreitet hatte!
Dieser Platz entstand zwischen dem Hieronymuskloster im Norden, dem Ufer des Tejo im Süden und zwei riesigen Pavillons, die eigens für die Ausstellung damals gebaut wurden.
Zum einen war das der Ausstellungspavillon „Pavilhão da Honra e de Lisboa“ (dt.: Pavillon der Ehre und Lissabons) des Architekten Luis Cristino da Silva und zum anderen der „Pavilhão dos Portugueses no Mundo“ (dt.: Pavillon der Portugiesen in der Welt) des Architekten Cottinelli Telmo, der auch für den Bau des Denkmals der Entdeckungen verantwortlich war.

Außer diesen zwei monumentalen Ausstellungspavillons konnte man damals auf dem Gelände noch die folgenden, sehr nationalorientierten, Ausstellungsgebäude besuchen:

- „Pavilhão da Formação e Conquista“ (dt.: Pavillon der Einheitsbildung und Eroberungen)
In diesem Pavillon wurden die zahlreichen globalen Eroberungen Portugals und die Einheit des gesamten Imperiums mit Portugal dem Publikum nahe gebracht

- „Pavilhão da Independência“ (dt.: Pavillon der Unabhängigkeit)
Hier wurde der Unabhängigkeit Portugals vom Königreich Kastilien gedacht

- „Pavilhão dos Descobrimentos“ (dt.: Pavillon der Entdeckungen)
In diesem Ausstellungsgebäude wurden alle portugiesischen Entdeckungsfahrten gezeigt und thematisiert

- „Pavilhão da Fundação“ (dt.: Pavillon der Staatsgründung)
In diesem Pavillon konnten die Besucher mehr über die Staatsgründung Portugals und den Werdegang der Nation in den ersten Jahren ihres Bestehens erfahren

- „Pavilhão do Brasil“ (dt.: Brasilienpavillon)
Der Brasilienpavillon war der einzige ausländische Pavillon auf dem Ausstellungsgelände, denn Brasilien war das einzige Land, das damals von Portugal zur Teilnahme an der Ausstellung eingeladen wurde

- „Pavilhão da Colonização“ (dt.: Pavillon der Kolonien)
In diesem Pavillon wurden die einzelnen portugiesischen Kolonien dargestellt und die Kolonialpolitik des damaligen Regimes dem Publikum, natürlich in den schillerndsten Farben, nahe gebracht

- „Pavilhão de Artes Populares“ (dt.: Volkskundepavillon)
Dieser Ausstellungspavillon offenbarte dem Besucher die reichhaltige, kreative und traditionelle Kunst der einzelnen portugiesischen Regionen und den Überseekolonien. Dieser Pavillon gehörte zu den am meisten besuchten der Ausstellung

Außer den Ausstellungspavillons gab es auf dem Gelände ein Vergnügungspark für Kinder, nachgebaute portugiesische Dörfer (port.: „Aldeias Portuguesas“) der verschiedenen Landesprovinzen in Portugal und in Portugiesisch-Übersee, einen so genannten Dichtergarten (port.: „Jardim dos Poetas“) sowie zahlreiche Attraktionen. 

Eine der damaligen Attraktionen der „Ausstellung der Portugiesischen Welt“ war das Denkmal der Eroberungen (port.: Padrão dos Descobrimentos) des portugiesischen Architekten José Ângelo Cottinelli Telmo, das damals wie heute am Ufer des Tejo stand. Allerdings wurde das ursprüngliche Denkmal der Entdeckungen aus ziemlich vergänglichen Materialien errichtet, so dass es noch vor dem Ende der Ausstellung im Dezember 1940 sehr angegriffen und brüchig war.
Da das Denkmal aber eines der meistbesuchten Objekte der Ausstellung war, erbaute man ihn 20 Jahre später – anlässlich des 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer (port.: Henrique o Navegador) – aus Stein und Beton wieder auf, dort wo er heute noch in Belém steht und zu besuchen ist.

Eine weitere Attraktion der Ausstellung war ein Nachbau eines Schiffes, der an die großen portugiesischen Segelschiffe während der portugiesischen Entdeckungsfahrten erinnern sollte.
Dieser Schiffsnachbau, eine Idee des Regisseurs José Leitão de Barros, sollte eine portugiesische Nau (port.: Nau portuguesa) darstellen, war aber in Wahrheit eine dickbäuchige Galeone.
Um ein Haar wäre dieser Segler mit Namen „Nau Portugal“ nicht auf der Ausstellung in Lissabon zu sehen gewesen, denn das Segelschiff wäre beinahe auf der Überfahrt nach Lissabon untergegangen!
In einer Werft in der Hafenstadt Aveiro in aller Eile zusammengebaut, stach der Segler erst Mitte Juli 1940 in See – die Ausstellung lief bereits seit drei Wochen – und gleich nach der Abfahrt in Aveiro bekam das Schiff Schlagseite und drohte zu sinken.
Nur mit größter Mühe konnte ein Untergang der „Nau“ verhindert werden, die dann letztendlich, schwer angeschlagen und mit Hilfe englischer Matrosen, in Lissabon ankam.
Salazar soll damals getobt haben, denn das Einlaufen der „Nau Portugal“ war am Eröffnungstag der Ausstellung als ein Triumph der portugiesischen Seefahrt geplant gewesen, und war dann letztendlich doch für den Diktator nur eine Blamage.

António de Oliveira Salazar und der damaligen Staatspräsidenten António Oscar de Fragoso Carmona eröffneten die Ausstellung „Exposição do Mundo Português“ feierlich am 23. Juni 1940, in Anwesenheit vieler nationaler Honoratioren und Gäste.
Obwohl die Welt sich damals mitten im Zweiten Weltkrieg befand, waren auch viele ausländische Diplomaten und Ehrengäste, unter ihnen die Botschafter Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und Italiens, am Eröffnungstag anwesend.
Die Ausstellung war bis zum 02. Dezember 1940 geöffnet und hatte insgesamt 3 Millionen Besucher!

Bis zur Weltausstellung Expo 1998 in Lissabon war die „Exposição do Mundo Português“ (dt.: „Ausstellung der Portugiesischen Welt“) die größte jemals in Portugal realisierte Ausstellung!


Sonntag, 5. Oktober 2014

Happy Birthday Portugal


Mit der Unterzeichnung des Vertrages von Zamora, am 05. Oktober 1143, erkennt König Alfons VII von León und Kastilien (port.: Afonso VII de Leão e Castela / esp.: Alfonso VII de León y de Castilla), das Königreich Portugal als unabhängigen Staat an!
König Afonso VII erkennt in diesem Vertrag den Portugiesen Afonso Henriques als souveränen und legitimen König Portugals an!

Damit ist der 05. Oktober 1143 der offizielle Geburtstag des Staates Portugal – ein Tag der in Portugal leider in keinster Weise gedacht wird.
Portugal gehört somit wohl zu den ganz wenigen Nationen weltweit, die ihre Staatsgründung nicht feiern und auch dieser nicht mehr gedenken!

Ich aber gehöre zu denen, die diesen Tag nicht in Vergessenheit geraten lassen wollen…


Happy Birthday Portugal, zum 871. Geburtstag!