Im streng
katholischen Portugal nehmen kirchliche Feste, wie Ostern, natürlich einen
besonderen Platz ein.
Von Palmsonntag
(port.: domingo de Ramos), der an den triumphalen Einzug von Jesus Christus
seinerzeit in Jerusalem erinnert, bis zum Ostersonntag (port.: domingo de
Páscoa), dem Tag an dem die Christen der Auferstehung Jesu gedenken, feiert man
hierzulande die Heilige Woche (port.: Semana Santa), in Deutschland Karwoche
genannt.
An Palmsonntag ziehen
traditionell katholische Christen hier in Portugal seit dem frühen Mittelalter
in ihre Kirche mit Palm- und Olivenzweige ein, um sie dort vom Pfarrer oder
Bischof segnen zu lassen. Nach der Segnung nehmen die Gläubigen die Zweige mit
nach Hause und stellen diese, als Segenszeichen, in ihren vier Wänden auf.
In Deutschland
werden, soweit ich mich noch erinnern kann, die Palm- und Olivenzweige von
Buchsbaum und Weidenkätzchen ersetzt.
Dem Palmsonntag
folgen dann der heilige Montag (port.: Segunda-feira Santa), der heilige
Dienstag (port.: Terça-feira Santa) und der
heilige Mittwoch (port.: Quarte-feira Santa).
Diese drei Wochentage
der Karwoche, die auch als die „Stillen Ostertage“ bekannt sind, werden vor
allem in der katholischen Kirche für die Besinnung und Einstimmung auf Ostern
genutzt.
Der Gründonnerstag (port.: Quinta-feira Santa), ist der Tag der an das
letzte Abendmahl von Jesus mit seinen zwölf Aposteln am Vorabend seiner Kreuzigung
erinnert.
Hierzulande wird
deshalb mancherorts dieser religiöse Tag auch „Abendmahldonnerstag“ (port.:
Quinta-feira da Ceia) genannt.
In manchen Regionen
Portugals war es früher üblich am Gründonnerstag sieben Kirchen aufzusuchen.
Dieser Brauch hat im heutigen
modernen Portugal aber kaum noch eine Bedeutung.
Das liegt einerseits an
der Tatsache dass man nicht mehr so religiös wie früher ist und anderseits haben
die meisten Menschen heute kaum noch Zeit eine Kirche aufzusuchen, geschweige
denn sieben…
Tsja, auch in der
Kirche hat sich der Spruch von Benjamin Franklin – „Time is money“ – durchgesetzt.
Dem Gründonnerstag
folgt der Karfreitag (port.: Sexta-feira Santa), der an das Leid, die
Kreuzigung, den Tod und die Grablegung Christies erinnert, und der hierzulande
ein strenger Abstinenztag ist.
So isst man
hierzulande normalerweise an diesem Tag traditionell kein Fleisch, sondern nur
Fisch oder Meeresfrüchte.
An Karfreitag wird
üblicherweise hier in Portugal auch nicht gefeiert, getanzt, ins Kino oder ins
Theater gegangen, obwohl es so etwas wie einen gesetzlichen „Veranstaltungsverbot“
für diesen Tag nicht gibt. Dafür wird an diesem Tag geshoppt was das Zeug hält…
Der Karsamstag
(port.: Sábado de Páscoa) ist hier in Portugal unter mehreren Namen bekannt.
So bezeichnet man ihn
in manchen Regionen als „Samstag des Halleluja“ (port.: „Sábado de Aleluia“),
in anderen Gegenden heißt er „Schwarzer Samstag“ (port.: „Sábado Negro“) und in
anderen Gebieten wiederum einfach nur „Heiliger Samstag“ (port.: „Sábado
Santo“).
In der nordportugiesischen
Stadt Montalegre begeht man an diesem Tag eine ganz besondere Ostertradition,
die unter dem Namen „Queima de Judas“ (dt.: Verbrennung des Judas) über die
Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Riesige Strohpuppen werden überall in der Stadt angezündet, und
so symbolisch der Verräter Judas verbrannt.
In
Idenha-a-Nova, im Distrikt Castelo Branco, ist es Brauch in der Nacht von
Ostersamstag auf Ostersonntag mit viel Lärm und Musik durch die Straßen und
Gassen der Stadt zu ziehen, während zur gleichen Zeit die Pfarrer in den Kirchen
ihre Gottesdienste abhalten.
Etwas
weiter südlich im Alentejo, ziehen am Karsamstag viele Hirten mit ihren Herden
in das Städtchen Castelo de Vide ein, um sich dort mit ihren Tieren segnen zu
lassen.
Der letzte Tag der
Kar- oder Osterwoche ist der Ostersonntag (port.: Páscoa), der im Christentum
der Festtag der Auferstehung von Jesus (port.: Ressurreição de Jesus) und das Ende der achtwöchigen Fastenzeit ist.
Jeder Portugiese
versucht an diesem Tag die Familie zusammenzubringen und in der Gemeinschaft zu
feiern.
Das Essen spielt an
diesem Tag eine große Rolle. Ein reich gedeckter Tisch, auf dem das traditionelle
Osterlamm oder das Osterzicklein nicht fehlen dürfen, ist nach acht Wochen
fasten und Enthaltsamkeit immer ein Festmahl.
Die zahlreichen Osterprozessionen
(port.: procissões), die während der Osterwoche im
ganzen Land stattfinden und bei denen zumeist Figuren des leidenden, Kreuz tragenden
und auferstandenen Jesus Christus auf tragbaren Holzkonstruktionen durch die
einzelnen Ortschaften getragen werden, erreichen am Ostersonntag ihren
Höhepunkt.
Den Ostermontag als
Feiertag, so wie man ihn in Deutschland kennt, gibt es hier in Portugal nicht.
Nur Regional, wie
z.B. in Portel bei Évora, im Alentejo, wird der Montag nach Ostern gefeiert.
In unserer modernen
Zeit hat sich Ostern auch hier in Portugal leider zu einem „kleinen
Weihnachten“ entwickelt, bei dem der Kommerz langsam aber sicher die wahre
Bedeutung der Auferstehung verdrängt hat.
Nichtsdestotrotz ist
dieses Kirchenfest in vielen Regionen dieses Landes auch heute noch ein traditionsreiches
und brauchvolles Familienfest.