Donnerstag, 2. Juli 2009
Geburtsort unbekannt!
Mit dem Festprogramm „900 Jahre – 900 Stunden“ hat die Stadt Guimarães diese Woche mit den Feierlichkeiten zum 900. Geburtstag von Afonso Henriques, dem ersten König von Portugal begonnen.
Afonso Henriques wurde voraussichtlich am 15. August 1109, als Sohn Alfons I, des Grafen von Burgund (Afonso de Borgonha) und dessen Ehefrau, Dona Teresa de Castella, geboren.
Er erhielt bei seiner Geburt den Titel eines Grafen von Portucale.
Da sein Vater starb, als er erst 3 Jahre alt war, wurde er recht früh zum Ritter geschlagen.
Die Beziehung zwischen ihm und seiner Mutter war seit frühester Zeit sehr gespannt, zumal seine Mutter später versuchte ihm, zugunsten ihres neuen Liebhabers, den Grafentitel von Portucale streitig zu machen.
Dies führte dazu, das Afonso Henriques 1128 gegen seine eigene Mutter revoltierte und in der Schlacht von São Mamede ihre Truppen bezwang, und sie, zusammen mit ihrem Liebhaber der Grafschaft verwies.
Der erste Akt zur Gründung der portugiesischen Nation war vollzogen.
Afonso Henriques hatte in den folgenden Jahren noch etliche Auseinandersetzungen mit seiner Mutter und seinem Onkel, dem König von Kastilien, zu überstehen.
Gleichzeitig führte er auch gegen die arabischen Mauren einen Eroberungskrieg im Namen Gottes und des Glaubens, was ihm große Sympathien bei den Kirchenfürsten einbrachte.
1139 gelang es ihm bei der Schlacht von Ourique, die Mauren aus dem Alentejo zu vertreiben. Nach der Schlacht von Ourique erklärte Afonso Henriques seine Grafschaft zu einem Königreich und er selber, ernannte sich zum König von Portugal.
Der zweite Akt zur Gründung der portugiesischen Nation war vollzogen.
Am 05. Oktober 1143 erkannten dann im Vertrag von Zamorra, die Könige von Kastillien widerwillig die portugiesische Unabhängigkeit an.
Somit war der dritte Akt zur Gründung Portugals vollzogen.
Im Jahre 1179 wurde dann die Unabhängigkeit Portugals auch von Papst Alexander III, in der Bulle Manifestis probatum anerkannt.
Mit dieser Bulle, die als die erste Unabhängigkeitserklärung Portugals gilt, war Portugal nun endgültig ein unabhängiger und freier Staat.
Der vierte und letzte Akt zur Gründung Portugals war vollzogen!
Bei seinem Regierungsantritt Bestand die portugiesische Nation allerdings nur aus dem heutigen Großraum Porto und der Provinz Minho.
Erst mit den Jahren, und nach vielen Reconquistakriegen gegen die Mauren, konnte Afonso Henriques, der den Beinamen „der Eroberer“ erhielt, seinen Regentschaftsbereich bis nach Lissabon, das er 1143 eroberte, und sogar noch weiter südlich erstrecken.
An einem kalten Dezembermorgen des Jahres 1185 verstarb Afonso Henriques, nach langen 46 Regierungsjahren, als König von Portugal, in der von ihm eroberten Stadt Coimbra.
Dort, in der Kirche von Santa Cruz wurde er nach seinem Tod beigesetzt.
Diese ganzen Heldentaten und Heldendaten von Afonso Henriques sind schriftlich überliefert und an ihnen besteht nicht der geringste geschichtlicher Zweifel.
Was man aber bis heute nicht sicher sagen kann und woran sehr wohl in letzter Zeit geschichtlich gezweifelt wird, ist in welcher Stadt Afonso Henriques das Licht der Welt erblickt hat.
Es gibt keine schriftlichen Dokumente, die 100%ig belegen können, in welcher Stadt genau der erste König von Portugal geboren wurde. Man orientiert sich nach uralten mündlichen Überlieferungen.
Über Jahrhunderte hinweg galt die Stadt Guimarães nicht nur als die Wiege der Nation („Berço da Nação“), sondern auch als Geburtsort von Afonso Henriques.
Doch seit einigen Jahren, nachdem man in einem Kloster der nordportugiesischen Stadt Viseu dubiose Urkunden entdeckt hat, die darauf hinzuweisen scheinen, das Afonso Henriques eventuell in Viseu geboren wurde, hängt bei den Historikern der Haussegen schief.
Denn die einen Historiker beharren weiterhin darauf das Afonso Henriques in Guimarães geboren worden ist.
Und die anderen Historiker wiederum, unter der Leitung des renommierten Historikers João Silva de Sousa, behaupten nun, Viseu sei die Geburtstätte des ersten portugiesischen Königs, und nicht Guimarães.
Ich habe da so meine eigene Meinung:
Wenn man über jahrhunderte lang in den Schulen beigebracht bekommen hat, das Guimarães der Geburtsort von Afonso Henriques ist, dann sollte man es vielleicht, um des Friedens willen, auch dabei belassen.
Denn ohne hieb- und stichfeste Beweise wird die ganze Sache, außer einem großen Streit, sowieso nichts bringen; und das ausgerechnet zu so einem wichtigen Jubiläum.
Um aber gleich Nägel mit Köpfen zu machen, hat dieser Woche die Stadtverwaltung von Guimarães, den goldenen Schlüssel der Stadt an ihren größten Sohn verliehen.
Da der aber nun schon seit über 800 Jahre tot ist, hat man stellvertretend für ihn, den goldenen Schlüssel an den heutigen höchsten Mann im Staate, Präsidenten Anibal Cavaco Silva weitergegeben.
So werden historische Fakten geschaffen!
Nicht das da einer aus der Stadt Viseu noch auf die Idee kommt, Afonso Henriques die Ehrenbürgerwürde zu verleihen…
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