Freitag, 19. Juni 2009
„Oh, der trägt Brille. Ist bestimmt ein Portugiese!...“
Anfang dieses Monats musste ich mir leider eine neue Brille und neue Kontaktlinsen beim Augenoptiker machen lassen.
Diese Woche holte ich mir beides dann beim Optiker ab, und nun kann ich wieder „ungetrübt“ in die Welt schauen.
Aber vom Optiker brachte ich nicht nur die Brille und die Kontaktlinsen mit nach hause, sondern auch mehrere Prospekte (insgesamt 9 Stück, ich habe sie gerade gezählt!), die mir unaufgefordert von der netten Verkäuferin in die Tüte mitgegeben wurden. Es geht doch nichts, über Kundenbetreuung!
Heute wollte ich nun die ganzen Prospekte wegwerfen, und entdeckte, zu meiner Überraschung, in der ganzen Papierflut ein „Schätzchen“, das die Bezeichnung „Informationsprospekt“ wirklich verdient und mich sogar dazu bringt dieses post hier zu schreiben!
In diesem Prospekt eines Brillenherstellers, kann ich lesen, das es mal hier in Portugal eine Zeit gab, in der es unheimlich schick war, eine Brille zu tragen.
Im Gegensatz zu heute, wo man es eher vermeidet eine Brille zu tragen, setzten sich wohlhabende Mitmenschen hier in Portugal im 18. und 19. Jahrhundert eine Brille oder einen Monokel auf, und spazierten damit, voller Stolz, herum.
Das tragen einer dicken Hornbrille, den so genannten „Oculos de mocho“ (Eulenbrillen), so wie wir sie heute von Harry Potter kennen, war bei vielen Adeligen, Künstlern und Wissenschaftlern der letzte Schrei.
Aus dieser Zeit stammt wohl auch die Meinung, dass Brillenträger wohl alle Intellektuell und besonders Klug wären. Eine Meinung die sich kurioserweise bis heute gehalten hat, auch wenn die meisten dann heute doch lieber Kontaktlinsen tragen.
Natürlich trugen überall in Europa die Menschen Brillen, wenn sie es sich leisten konnten. Aber laut dem Infoprospekt des Brillenherstellers, trugen die Menschen hier in Portugal ihre Brillen, nicht nur wenn sie sich diese auch leisten konnten, sondern sie trugen sie auch mit einer gewissen Halsstarrigkeit.
Das ging soweit, so heißt es im Prospekt, das selbst die die eigentlich keine Brille brauchten, weil sie keine Sehschwäche hatten (wie z.B. König João VI), sich einfach aus Eitelkeit nur das Brillengestell oder den Monokel ohne Glas, auf die Nase setzten.
Das führte dazu, dass man sich im Ausland erbarmungslos über die Portugiesen lustig machte. Es entstanden sogar geflügelte Worte und Witze über die Brillen tragenden Portugiesen.
Das ging soweit, das man im entfernten London, wenn man jemanden mit einer besonders großen Brille auf der Nase sah, mit echt sarkastischem, britischem Humor meinte:
„Oh, der trägt Brille. Ist bestimmt ein Portugiese!...“
Jetzt im Nachhinein frage ich mich, warum ich dieses post hier eigentlich schreibe.
Denn als Brillenträger (und ich rede hier von einem wirklich dicken, fetten Teil das ich als stark Kurzsichtiger mit mir rumtragen muss) muss ich zugeben, dass es Dinge in Prospekten zu lesen gibt, die man gar nicht wissen will…
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