Donnerstag, 4. Juni 2009

Namen sind nicht immer nur Schall und Rauch


Die meisten portugiesischen Nachnamen kommen, wie die meisten deutschen Nachnamen auch, sehr häufig vor.
Während man in Deutschland oft Müller, Meier, Schmitt, Schneider oder Schuster heißt, heißen die meisten Portugiesen mit Nachnamen Silva (Wald), Costa (Küste), dos Santos (der Heiligen), Pereira (Birnbaum), Oliveira (Olivenbaum), Coelho (Hase), Bandeira (Fahne) oder Madeira (Holz). Der derzeitige portugiesische Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva heißt z.B., wörtlich übersetzt, Hannibal Splitter Wald.
Leider ist es mit den Vornamen, genauso wie mit den Nachnamen, in Portugal nicht sehr gut bestellt. Die Volksphantasie bringt meistens nur die üblichen Vornamen wie Pedro, Paulo, Jorge, João und Maria, Luisa, Fatima und Ana hervor.

Das liegt einerseits daran das die Portugiesen, im Gegensatz zu den Deutschen, nicht sehr experimentierfreudig sind, und somit Namen wie Kevin, Lucy, Germain oder Chantal erst gar nicht in betracht gezogen werden.
Und andererseits lässt das portugiesische Namensrecht, strenger noch als das deutsche, kaum Spielraum, was neue Vornamen angeht, zu.
So dürfen portugiesische Jungs ohne weiteres den Vornamen Diogo tragen, aber niemals die spanische Version Diego. Dies gilt überhaupt für alle spanischen Namen!
Portugiesische Mädchen dürfen sehr wohl America, Argentina oder Africa heißen, und portugiesische Jungs Valfando, Gonzaga oder Jesus, (alles uralte portugiesische Namen), auch wenn sie für deutsche Ohren eher exotisch klingen.
Im Generellen kann man aber ohne weiteres sagen, das das portugiesische und das deutsche Namensrecht recht gut miteinander harmonisieren.

Ein Land in dem es so etwas wie kein Namensrecht gibt und wo man auch nicht gerade von einer großen Harmonie mit dem portugiesischen Namensrecht sprechen kann, ist Brasilien. Dies zeigt sich vor allem, wenn Kinder von portugiesisch-brasilianischen Eltern auf portugiesischen Standesämtern registriert werden sollen.
In Brasilien dürfen Kinder nämlich jeden Namen tragen, wirklich jeden! In Portugal wie gesagt, nicht!
Nach den brasilianischen Gesetzen können Eltern ihren Kindern jeden beliebigen Namen geben; ein Einspruch der Behörde ist nicht möglich. So kommt es, dass in diesem großen Land Südamerikas viele Menschen mit den kuriosesten Vornamen herumlaufen, wie Wagner, Washington, Homer, Mozart, César, Napoleon, Lincoln, Aspirina, Pombinha, Primavera und Letsgo (vom englischen Let´s go) amtlich und ein Leben lang, denn Namensänderungen werden von den Gerichten so gut wie nie gestattet.
Ich selber kenne in Brasilien zwei kuriose Fälle. Bei beiden handelt es sich um die Kinder eines befreundeten Ehepaares, deutschen Ursprungs, aus der Stadt Blumenau im Staate Santa Catarina. Die nannten nämlich ihre Tochter nach deren Geburt, kurz und bündig, Medchen. Wohlgemerkt, sie wurden Eltern eines Mädchens, also nannten sie ihren Spross Medchen (mit einem „e“ geschrieben, weil das „ä“ im brasilianischen Alphabet nicht vorkommt). Und ihren Sohnemann nannten sie origineller weise, nein, nicht Junge, sondern Bismarck. Und so kommt es, dass ich ab und zu Post von Medchen und Bismarck bekomme.
Soviel ich weiß, haben nun in mehreren brasilianischen Großstädten die Standesämter jetzt Beratungsstellen eingerichtet, die Eltern davon abhalten sollen, ihren Kindern allzu verrückte Vornamen zu geben. Sie weisen vor allem auf die Schwierigkeiten hin, die solche Namensträger später in Schule und Berufsleben haben. Die Behörden können es aber nicht verhindern, wenn Eltern auf der Eintragung eines ausgefallenen namens bestehen. So erhielt ein Junge den Vornamen Luzifer und ein Ehepaar in der nordbrasilianischen Stadt Salvador da Bahia nannte seine Tochter wahr und wahrhaftig Madeinusa. Und warum???Die Eltern hatten ein Radiogerät Made in USA, und müssen sehr zufrieden mit dem selbigen gewesen sein. Denn dies war wohl Grund genug, ihr eigenes Fleisch und Blut wirklich Made-in-usa zu nennen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen