Donnerstag, 4. Juni 2009

„Kaffee mit Zucker ist nichts weiter als Sirup“


Kaum etwas anderes ist einem Portugiesen so heilig, wie sein Espresso-Kaffee zu jeder Mahlzeit oder nach jeder Mahlzeit. Ohne seinen Cafézinho beginnt der Portugiese nicht seinen Tag, und ohne ihn, geht er auch nicht ins Bett.
Normalerweise trinken Portugiesen drei bis vier Espressos (es wird Espresso geschrieben und nicht Expresso!) am Tag. Aber es gibt auch welche die es auf acht oder zehn am Tag bringen, was sicherlich nicht gerade sehr gesund ist.

Genauso wie die Italiener, haben auch die Portugiesen eine ausgeprägte Kaffeekultur (und Kaffeekultur liebe deutsche Freunde, besteht nicht darin, Kaffee aus einem Pappbecher zu trinken, oder ihn mit Milch, Karamel, Schokolade oder aufgeschäumter Milch zu verunstalten!) und an jeder Straßenecke können sie dieser Kultur frönen, denn Kaffeehäuser gibt es in Portugal wie Sand am Meer.

Wenn sie als Tourist nach Portugal kommen, und ein „Café“ bestellen, bekommen sie automatisch immer einen Espresso serviert. So etwas wie den deutschen Kannenkaffee aus der Kaffeemaschine kennt man hierzulande als „abatanado“.

Der Lissabonner aber, bestellt selten einen „Café“ sondern er bestellt meistens eine „Bica“. Heißt zwar anders, ist aber das Selbe gemeint. Der Lissabonner sagt also zu seinem Espresso-Kaffee einfach nur Bica.
Wie kommt aber nun der Lissabonner dazu, den Café Bica zu nennen. Viele meinen, der Name hat seinen Ursprung im Lissabonner Stadtteil Bica. Aber dem ist nicht so.

Das erste Kaffeehaus der Hauptstadt stand, und steht noch heute, im Stadtteil Chiado. Es ist das heute noch existierende Kaffeehaus „A Brasileira“. Hier wurden im 18. Jahrhundert die ersten Espressos der Stadt angeboten. Diese waren aber, für den portugiesischen Geschmack, der von Natur aus immer gerne süß isst und trinkt, äußerst bitter. Also erfand der Besitzer des Kaffeehauses den Slogan „Beba Isto Com Açúcar“, was so viel heißt wie: „Trinken sie es mit Zucker“. Und das machten die Lissabonner dann auch fleißig. Sie fingen an ihren Café mit Zucker zu trinken, und so blieb es bis heute.
Aus dem Slogan „Beba Isto Com Açúcar“ blieben die Initialen übrig, also BICA.

Ich selber bin leidenschaftlicher Bica-Trinker, und habe meinen Espresso früher immer mit Zucker getrunken. Bis ich einmal vor Jahren in Brasilien, in einem Kaffeehaus in der Stadt Santos, an einem Tisch. einem alten Mann gegenüber saß. Er sah, wie ich meinen Café mit zwei Löffeln Zucker versüßte, und meinte zu mir: „Beber café com açúcar, é xarópe“, was frei übersetzt soviel heißt wie: „Kaffee mit Zucker ist nichts weiter als Sirup“. Er meinte dann noch, ich könne niemals den wahren Kaffeegeschmack erschmecken, wenn ich ihn immer versüßen würde. Ich habe mir diese Begegnung und den Ratschlag damals wirklich zu Herzen genommen, und langsam angefangen den Zucker im Café zu reduzieren. Bis zu dem Tag, an dem ich meinen Café wirklich ohne Zucker oder Süßstoff trinken und genießen konnte.

Heute kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, meinen Café mit Zucker zu trinken! Denn machen wir uns nichts vor:
„Kaffee mit Zucker ist nichts weiter als Sirup“.

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