Kaum
etwas anderes ist einem Portugiesen so heilig, wie sein Espresso-Kaffee zu
jeder Mahlzeit oder nach jeder Mahlzeit. Ohne seinen Cafézinho beginnt der
Portugiese nicht seinen Tag, und ohne ihn, geht er auch nicht ins Bett.
Normalerweise
trinken Portugiesen drei bis vier Espressos (es wird Espresso geschrieben und
nicht Expresso!) am Tag. Aber es gibt auch welche die es auf acht oder zehn am
Tag bringen, was sicherlich nicht gerade sehr gesund ist.
Genauso
wie die Italiener, haben auch die Portugiesen eine ausgeprägte Kaffeekultur
(und Kaffeekultur liebe deutsche Freunde, besteht nicht darin, Kaffee aus einem
Pappbecher zu trinken, oder ihn mit Milch, Karamel, Schokolade oder
aufgeschäumter Milch zu verunstalten!) und an jeder Straßenecke können sie
dieser Kultur frönen, denn Kaffeehäuser gibt es in Portugal wie Sand am Meer.
Wenn
sie als Tourist nach Portugal kommen, und ein „Café“ bestellen, bekommen sie
automatisch immer einen Espresso serviert. So etwas wie den deutschen
Kannenkaffee aus der Kaffeemaschine kennt man hierzulande als „abatanado“.
Der
Lissabonner aber, bestellt selten einen „Café“ sondern er bestellt meistens
eine „Bica“. Heißt zwar anders, ist aber das Selbe gemeint. Der Lissabonner
sagt also zu seinem Espresso-Kaffee einfach nur Bica.
Wie
kommt aber nun der Lissabonner dazu, den Café Bica zu nennen. Viele meinen, der
Name hat seinen Ursprung im Lissabonner Stadtteil Bica. Aber dem ist nicht so.
Das
erste Kaffeehaus der Hauptstadt stand, und steht noch heute, im Stadtteil
Chiado. Es ist das heute noch existierende Kaffeehaus „A Brasileira“. Hier
wurden im 18. Jahrhundert die ersten Espressos der Stadt angeboten. Diese waren
aber, für den portugiesischen Geschmack, der von Natur aus immer gerne süß isst
und trinkt, äußerst bitter. Also erfand der Besitzer des Kaffeehauses den
Slogan „Beba Isto Com Açúcar“, was so viel heißt wie: „Trinken sie es mit
Zucker“. Und das machten die Lissabonner dann auch fleißig. Sie fingen an ihren
Café mit Zucker zu trinken, und so blieb es bis heute.
Aus
dem Slogan „Beba Isto Com Açúcar“ blieben die Initialen übrig, also BICA.
Ich
selber bin leidenschaftlicher Bica-Trinker, und habe meinen Espresso früher
immer mit Zucker getrunken. Bis ich einmal vor Jahren in Brasilien, in einem
Kaffeehaus in der Stadt Santos, an einem Tisch. einem alten Mann gegenüber saß.
Er sah, wie ich meinen Café mit zwei Löffeln Zucker versüßte, und meinte zu
mir: „Beber café com açúcar, é xarópe“, was frei übersetzt soviel heißt wie:
„Kaffee mit Zucker ist nichts weiter als Sirup“. Er meinte dann noch, ich könne
niemals den wahren Kaffeegeschmack erschmecken, wenn ich ihn immer versüßen
würde. Ich habe mir diese Begegnung und den Ratschlag damals wirklich zu Herzen
genommen, und langsam angefangen den Zucker im Café zu reduzieren. Bis zu dem
Tag, an dem ich meinen Café wirklich ohne Zucker oder Süßstoff trinken und
genießen konnte.
Heute
kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, meinen Café mit Zucker zu trinken! Denn
machen wir uns nichts vor:
„Kaffee
mit Zucker ist nichts weiter als Sirup“.
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