Donnerstag, 13. August 2009
Von Feiglingen, Heulsusen und einer Massenprügelei
Wer mich kennt, weiß dass ich ein Liebhaber der portugiesischen „tourada“ (Stierkampf) bin.
Solche Liebhaber der „tauromaquia“ (Sztierkampfkunst) , wie ich einer bin, nennt man hier in Portugal „aficionado“ (Liebhaber des Stierkampfes).
So wie andere gerne an den Wochenenden Fußballligaspiele im Fernsehen sehen, so schaue ich mir gerne die wöchentlichen Übertragungen aus den einzelnen „Praça de touros“ (Stierkampfarenen) des Landes an.
Gestern wurde aus der Stierkampfarena in Alcochete der Stierkampf übertragen, der alljährlich zu den Feierlichkeiten der "Festas do Barrete Verde e das Salinas", des Stadtfestes, stattfindet.
Es war ein schöner Stierkampfabend, und auch die „pegas“ (bei einer pega packt eine Gruppe junger Männer, „forcados“ genannt, sprichwörtlich den Stier bei den Hörnern) waren sehr schön anzusehen.
Wer jemals einen portugiesischen Stierkampf gesehen hat, und somit auch eine pega, wird diesen imposanten „Kampf“ zwischen Mensch und Tier niemals vergessen (bitte lesen sie hierzu auch mein post „Donnerstag nachts im Campo Pequeno“ vom 01.07.2009).
Aber wie beim Fußball, so unterscheidet sich auch beim Stierkampf, jede einzelne Begegnung.
Keine gleicht der anderen an Emotionen, Verlauf, Ergebnis und Spannung.
Und der Stierkampfabend in Alcochete ist natürlich keine Ausnahme gewesen.
Denn während die „toureiros“ (Stierkämpfer) im sportlichen Kampf mit den „touros“ (Stieren) ihre Kunstfertigkeit zeigten, spielten sich auf einigen Sitzplätzen weniger kunstfertige Kämpfe ab.
Die ganze Fernsehnation konnte mit ansehen, wie sich 80 bis 100 Zuschauer mit den „forcados“ und ihren Anhängern prügelten.
Erst im laufe des Fernsehabends wurde berichtet wie es zu dieser Massenprügelei gekommen war.
Nun, nachdem die forcados von Alcochete zwei der sechs pegas regelrecht in den Sand gesetzt hatten, fingen einige Zuschauer von auswärts an, die forcados mit Schimpfwörtern zu titulieren, unter anderem mit dem weniger schönen Wort „maricas“.
„Maricas“ ist das portugiesische Wort für Feigling oder Heulsuse, kann aber auch für Schwul stehen.
Und wer nun in der Stierkampfarena von Alcochete, den forcados von Alcochete zuruft, sie wären „maricas“, der muss wirklich sehr mutig sein oder doch etwas lebensmüde, und er muss natürlich dann auch damit rechnen, windelweich geprügelt und geschlagen zu werden, was dann ja auch einigen Zuschauern passiert ist.
Zuerst dachte ich, als ich die Keilerei sah, ich hätte aus Versehen zum Sonderparteitag der Sozialisten rübergeschaltet.
Aber dann sah ich doch wieder einmal bestätigt, dass der eigentliche Stierkampf nicht immer im Rund stattfindet.
Als am Schluss des Stierkampfes, wie immer die Nationalhymne gespielt wurde, lagen sich alle, wie es sich gehört, wieder in den Armen.
So viel Patriotismus muss dann doch schon sein!
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