Samstag, 5. April 2014

Bolo lêvedo – leckeres Brot aus den Azoren




Vor einiger Zeit erhielt ich eine E-Mail von meinem sehr guten Freund Andreas, der mich auf einen Artikel in der US-amerikanischen Onlinezeitung Huffington Post aufmerksam machte, in dem von portugiesischen „bolos lêvedos“ die Rede war.
Da Andreas, der mit seiner kleinen Familie hier in Lissabon lebt, noch nie hier in Portugal von diesen „portuguese muffins“, so die Huffington Post, gehört und diese auch noch nie probiert hatte, fragte er mich, ob ich wüsste, wo er sich denn solche mal besorgen könne.

Auf Anhieb habe ich Andreas darauf keine Antwort geben können, denn bei „bolos lêvedos“ handelt es sich um eine regionale Brotspezialität aus den Azoren, und wie bei allen regionalen Spezialitäten, so ist auch an dieser hier in der Großstadt nicht leicht ranzukommen.
Ich sagte ihm aber, ich müsste sicherlich noch irgendwo ein altes Familienrezept dieses Backwerkes rum liegen haben, und würde ihm dieses gerne zukommen lassen.
Dies tat ich dann auch und Andreas hat sich daraufhin ans backen gemacht. Von ihm sind auch die hier abgebildeten Fotos.

Aber, so werden viele sich nun fragen:
was ist eigentlich ein „bolo lêvedo“?

Nun, fangen wir mit dem Namen an:
„bolo lêvedo“ heißt ins Deutsche übersetzt soviel wie „fermenierter Kuchen“. Aber der Name täuscht, denn es handelt sich bei diesem Backwerk nicht um eine Kuchenart, sondern um eine süße Brotsorte.
Seinen Ursprung hat der „bolo lêvedo“ auf der Azoreninsel São Miguel, wo er im Tal von Furnas (port.: Vale das Furnas), in Steinöfen, die von warmen vulkanischen Quellen erhitzt werden, gebacken wird.

Wann genau dieses scheibenförmige süßliche Brot zum ersten Mal gebacken wurde, lässt sich heute nicht mehr feststellen, aber es ist bekannt, das kurze Zeit nach der Kolonialisierung der Insel, Mitte des 15. Jahrhunderts, dank des Vulkanismus im Tal von Furnas sehr gerne alles gebacken und gekocht wurde.
Über Jahrhunderte hinweg war diese Brotsorte nur den Inselbewohnern bekannt.
Doch heute, dank der vielen Menschen die die Azoren jedes Jahr besuchen und der vielen Azoreaner die in der Neuen Welt leben, sind die „bolos lêvedos“ auch über die Grenzen der Insel São Miguel hinaus bekannt geworden und sogar die renommierte Huffington Post schreibt heutzutage Artikel über diese leckere gastronomische Spezialität.

Für alle, die es Andreas gleichtun wollen, und sich gerne an diesem süßen, weichen Brot versuchen wollen, hier nun ein altes Familienrezept:

Bolo lêvedo (dt.: Fermentiertes Kuchen / Gegärter Kuchen)

Zutaten:

1 kg Mehl (vorzugsweise Weizenmehl)
250g Zucker
250g Butter
4 Eier
20g frische Bäckerhefe (port.: fermento de padeiro)
1 Teelöffel Salz
1 dl – 2 dl warme Milch
etwas geriebene Zitronen- oder Orangenschale

Zubereitung:

1. die Hefe und den Salz in etwas Milch auflösen
2. das Mehl mit dem Zucker, der Butter und den Eiern gut verrühren
3. dann, ganz nach Geschmack, etwas geriebene Zitronen- oder Orangenschale hinzufügen
4. jetzt die warme Milch hinzufügen und den ganzen Teig rühren und kneten
5. dann den Teig zum aufgehen an einem warmen Ort ca. 2 Stunden zum gären stehen lassen
6. danach den Teig ausrollen und in kleine Portionen teilen
7. die portionierten Stücke noch einmal gut eine Stunde stehen lassen
8. diese einzelnen Portionen in einer Pfanne, bei kleiner Gasflamme goldbraun backen (es ist sehr wichtig, dass die Flamme nicht sehr hoch ist, denn sonst wird der „bolo lêvedo“ außen zwar knusprig, ist dann innen aber roh!)


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