Seit dem heutigen Donnerstag kann man im Lissabonner Ajuda-Palast (port.: Palácio Real da Ajuda), dem letzten ständigen Wohnsitz der portugiesischen Königsfamilie, wieder die Privatkapelle der ehemaligen Königin Maria Pia besichtigen.
Seitdem sich die
Türen dieser Kapelle kurz nach der republikanischen Revolution im Jahre 1910
schlossen, hat kaum ein Besucher das Privileg gehabt diesen Raum, der über ein
ganzes Jahrhundert hinweg nur als Lagerraum genutzt wurde, zu betreten.
Die Kapelle wurde im
Jahre 1897 auf Anordnung von Königin Maria Pia, der Witwe von König Luis I, von
dem bedeutenden Innenarchitekten Miguel Ventura Terra errichtet.
Sie war der letzte
große architektonische Bau, den die portugiesische Königsfamilie privat in
Auftrag gab.
Da es keine Fotografien
der ursprünglichen Kapelle gibt, wurde sie nach knapp 104 Jahren Schließung,
dank eines alten Inventarbuches des Palastes, wieder innenarchitektonisch so dekoriert,
wie sie höchstwahrscheinlich einstmals von der Monarchin ausgestattet wurde.
Maria Pia, eine
geborene italienische Prinzessin aus dem Hause Savoyen (port.: Maria Pia de
Saboia), war nicht nur für ihren exklusiven und teuren Geschmack was Kleider und
Schmuck anging berüchtigt, sondern war auch für ihre kreative und kunstorientierte
Ader bekannt.
Und so ließ sie die
Decke und den Boden ihrer ziegelroten Privatkapelle in Eichenholz verkleiden
und diese dann mit besonders schönen religiösen Kunstobjekten und wertvollen Bildern
ausstatten.
Alle Heiligenbilder
die sich in diesem Raum befinden, wie das der Heiligen Rita von Cascia (port.:
Santa Rita de Cássia), des Heiligen Franz Xaver (port.: São Francisco Xavier), der Heiligen Jungfrau von
Paris (port.: Santa Virgem de Paris) und des Heiligen Carlo Borromeo (port.: São Carlos Borromeu), stammen aus dem 17. und 18.
Jahrhundert und sind von der Königin einstmals aus ihrer Heimat Italien nach
Portugal mitgebracht worden.
Das Altarbild ist ein
besonders schönes Werk des portugiesischen Malers José Maria Veloso Salgado,
das der Künstler 1897 malte.
Es trägt den Namen
„Virgem e o menino“ (dt.: „Jungfrau mit Kind“).
Das wertvollste Bild der
Kapelle ist aber ein Ölgemälde des spanischen Malers griechischer Abstammung El
Greco aus dem 17. Jahrhundert, das den Namen „Santa face de Cristo“ (dt.:
„Heiliges Gesicht des Christus“) trägt. Dieses Gemälde, das das einzige von El
Greco in ganz Portugal ist, gehörte einmal zur persönlichen Bildersammlung von
König Luis I.
Königin Maria Pia
soll ihre Privatkapelle sehr geliebt und geschätzt haben.
Und es ist
überliefert das sie, nach dem Attentat auf ihren Sohn König Carlos I und ihren
Enkelsohn Infante Luis Filipe, am 01. Februar 1908, tagelang schweigend und
kniend in ihr betend verbracht haben soll.
Die Kapelle kann seit
dem heutigen Tag, donnerstags bis dienstags von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, im
Rahmen eines Besuches des Königpalastes von Ajuda, besichtigt werden.
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