Donnerstag, 8. Dezember 2011

„O Fado“


In meinem gestrigen Eintrag „Fado-Museum in Lissabon“, berichte ich von alldem, was man in diesem wunderbaren und einzigartigen Museum in der Lissabonner Alfama zu sehen bekommt.

Erst heute habe ich gemerkt, dass ich eines der wichtigsten und bedeutendsten Elemente des Museums ungewollt unterschlagen habe.
Ich habe nämlich vergessen das Gemälde, das den Namen „O Fado“ (dt.: „Der Fado“) trägt, zu erwähnen.

„O Fado“ ist ein 150 cm x 183 cm großes Ölgemälde, das der portugiesische Maler José Malhoa im Jahre 1910 malte.

Der Künstler hat damals zwei fast identische Versionen dieses Gemäldes gemalt.
Das eine malte er schon im Jahre 1909 und befindet sich heute im Privatbesitz der Familie des Unternehmers Vasco Pereira Coutinho.
Das andere ist, wie schon erwähnt, im Jahre 1910 gemalt worden und befindet sich heute als dauerhafte Leihgabe des Lissabonner Stadtmuseums im Fado-Museum.

Beide Ölgemälde wurden bisher nur einmal zusammen ausgestellt, nämlich im Jahre 2010, bei der Ausstellung „Der Fado“, die in der Nationalen Galerie der Schönen Künste stattfand.

Das Gemälde stellt den stadtbekannten Raufbold und Außenseiter Amâncio und seine Freundin, die Dirne, Adelaide dar.
Sowohl Amâncio als auch Adelaide haben tatsächlich existiert und lebten im Lissabonner Stadtteil Mouraria.

Amâncio, der den Spitznamen „Pintor“ (dt.: „Maler“) trug, wird im Gemälde dargestellt, wie er seiner Freundin, die wiederum „Facada“ (dt.: „Messerstich“) genannt wurde, einen Fado vorspielt und singt.
Warum Amâncio „Maler“ genannt wurde ist nicht überliefert.
Warum aber Adelaide „Messerstich“ gerufen wurde, hatte wohl mit der großen Narbe zu tun, die sie damals im Gesicht trug.

Da Amâncio sich wegen seiner ständigen Gewalttätigkeiten oft im Gefängnis befand, musste José Malhoa, während er das Bild malte, mehrere Male ein gutes Wort bei der Stadtpolizei einlegen, damit Amâncio freikam, und er das Bild fertig malen konnte.

Die Zeit die der Raufbold aber hinter Gitter verbrachte, nutzte Malhoa dann um Adelaide ohne Druck zu malen.
Einmal, als Amâncio wieder einmal in Haft war, nahm sich José Malhoa die Freiheit Adelaide mit einer entblößten Brust darzustellen.
Erst ein Wutausbruch von Amâncio, der wieder freigekommen war, zwang den Künstler diese Brust auf dem Gemälde wieder zu bedecken.

Wie viele andere Maler, so wurde auch José Malhoa anfangs heftig für seine Kunst, und vor allem für dieses Bild, kritisiert.
Obwohl sein Bild eine realistische Szene der damaligen Zeit zeigte, wurde es von den nationalen Kritikern regelrecht verrissen.
Anerkennung und Ruhm fanden Maler und Bild erst im Ausland.

Das Bild wurde das erste Mal im Jahre 1910, kurz nach seiner Fertigstellung, in Buenos Aires, bei der Internationalen Kunstausstellung anlässlich der Hundertjahrfeiern der argentinischen Republik, unter dem Namen „Bajo el Encanto“, ausgestellt.

Zwei Jahre später, im Januar 1912, wurde das Gemälde dann zum ersten Mal, bei einer Ausstellung in Porto, dem portugiesischen Publikum vorgestellt.

Danach wurde es in Paris, unter dem Namen „Sous le Charme“ und in der englischen Stadt Liverpool mit dem Titel „The Native Song“, ausgestellt.

1915, bei der Panamá-Pacific International Exposition, die anlässlich der Eröffnung des Panamakanals in San Francisco stattfand, gewann das Gemälde seinen ersten Preis.

Im Jahre 1917 wurde dann das Gemälde zum ersten Mal in Lissabon ausgestellt.
Anlass war die 14. Ausstellung der Nationalen Gesellschaft der Schönen Künste (port.: 14ª Exposição da Sociedade Nacional de Belas Artes) die in diesem Jahr in der portugiesischen Hauptstadt stattfand.

Bei dieser Ausstellung wurde dann „O Fado“ an die Stadt Lissabon verkauft.
Im Rathaus (port.: Câmara Municipal de Lisboa) hing das Gemälde dann auch einige Jahre, bis es dann schließlich in den Besitz des Stadtmuseums (port.: Museu da Cidade) kam.
Vom Stadtmuseum kam es dann 1998, als Leihgabe, in das Fado-Museum (port.: Museu do Fado), wo es heute noch hängt und von allen bewundert werden kann.

1 Kommentar:

  1. Ein wunderschönes Bild und ein feiner Beitrag. Erinnert mich ein bisschen an einige Fado-Videos meiner Lieblings-Fadista Raquel Tavares http://www.youtube.com/watch?v=bb1oTyYhzLQ . Danke für den Bericht und auch für den von gestern ... :-)) Tano vom http://www.portugalforum.org/

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