Mittwoch, 21. Dezember 2011
Ich würde mich schämen!
Ich hatte mir fest vorgenommen, jetzt zu Weihnachten, keinen politischen und ärgerlichen Beitrag hier in meinem Blog zu veröffentlichen.
Schließlich haben wir ja die Vorweihnachtszeit, also die Zeit des Friedens, der Harmonie und der Besinnung.
Doch heute, beim Aufschlagen der Tageszeitung „Publico“, wurde mir klar, dass ich dieses Vorhaben nicht würde einhalten können!
Gestern hat Premierminister Pedro Passos Coelho arbeitslose Lehrer, von denen es hier in Portugal leider mehr als genug gibt, dazu ermuntert, doch ihr berufliches Glück in portugiesischsprachigen Ländern, wie Brasilien und Angola, wo es einen regelrechten Lehrermangel gibt, zu versuchen.
Nun, wenn Pedro Passos Coelho meint, so den momentanen landesweiten Lehrerüberschuss in den Griff zu bekommen, habe ich nichts dagegen einzuwenden – schließlich ist ja jeder seines Glückes Schmied…
Wogegen ich allerdings etwas einzuwenden habe, sind die Äußerungen des Europaabgeordneten Paulo Rangel, einem Parteifreund von Pedro Passos Coehlo, der heute doch tatsächlich meinte, demnächst sollten hier in Portugal nationale Auswanderungsagenturen gegründet werden, die ausreisewillige und arbeitslose Jugendliche unterstützen sollen, außerhalb Portugals Arbeit zu finden.
Mit anderen Worten:
Wer jung und arbeitslos ist, der soll ruhig das Land verlassen und sehen, wie er auf Kosten anderer zu Recht kommt.
Und der portugiesische Staat unterstützt ihn dabei mit so genannten Auswanderungsagenturen tatkräftig!
Sollte und kann ein Politiker, mit ruhigem Gewissen, seinen Bürgern so etwas vorschlagen?
Sollte ein Politiker nicht versuchen die Jugend im Land zu behalten, anstatt sie dazu aufzumuntern auszuwandern?
Sollte ein Politiker nicht dafür sorgen, genug Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu schaffen, damit Jugendliche es erst gar nicht nötig haben zu emigrieren?
Sollte ein Politiker nicht in erster Linie an sein Volk und dessen Glück und Zufriedenheit denken?
Sollte ein Politiker nicht die Emigration als letzten, wirklich allerletzten, Ausweg sehen?
Und sollte ein Politiker Jugendlichen nicht Perspektiven und gute Zukunftsaussichten schenken, anstatt ihn außer Landes zu locken?
Wenn ich den gestrigen Vorschlag von Premierminister Pedro Passos Coelho unverschämt fand, so muss ich ehrlich sagen, das ich den heutigen Vorschlag von Paulo Rangel skandalös finde.
Ich würde mich schämen, oder wie der Portugiese so schön sagt „Tingia a minha cara de merda…“, mit solchen Äußerungen, wie sie Pedro Passos Coelho und Paulo Rangel in den letzten zwei Tagen geäußert haben, zu versuchen meine Unfähigkeit in der Arbeits- und Sozialpolitik zu rechtfertigen.
Ich würde mich wirklich schämen!
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