Montag, 19. Dezember 2011
Der Vertrag von Windsor
Monarchien und Republiken, Diktaturen und Demokratien, sie alle kommen und gehen.
Und genauso wie all diese politischen Systeme nicht für die Ewigkeit sind, so sind erst recht die Abmachungen, Verträge, Vereinbarungen, Pakte und Deklarationen die die Nationen unter sich vereinbaren, abschließen und ratifizieren oft nichts weiter als unterschriebene, wertlose Papiere, an die sich oftmals leider keiner hält.
Doch es gibt einen Vertrag, an dem sich schon seit über 625 Jahren zwei Nationen eisern halten.
Dieser Vertrag ist der „Vertrag von Windsor“ (port.: „Tratado de Windsor“), der zwischen den zwei Königreichen Portugal und England im Jahre 1386 abgeschlossen wurde.
Der Keim dieses bilateralen Vertrages wurde bereits im Jahre 1373 gelegt, als Portugal und England damals einen Allianzvertrag abschlossen, der vereinfacht besagte, das sich beide Länder verpflichteten niemals Krieg gegeneinander zu führen und das der eine dem anderen im Kriegsfall mit einer dritten Nation beistehen würde.
Zwischen 1383 und 1385 stürzte Portugal in eine tiefe dynastische Krise und der 1373 geschlossene Allianzvertrag kann zum ersten Mal zum tragen.
Bei der Schlacht von Aljubarrota (port.: Batalha de Aljubarrota) standen sich am 15. August 1385 die Truppen Portugals, unter João I de Avis, und die Truppen Kastiliens, unter Juan I, auf einem Feld nördlich von Lissabon feindlich gegenüber.
Die Portugiesen gewannen die Schlacht von Aljubarrota, auch weil sie mit der unverzichtbaren Hilfe Englands bei diesem Konflikt rechnen konnten.
Erst im Jahre 1411 wird Kastilien Portugal als unabhängige Nation im Vertrag von Ayton-Segovia anerkennen.
Als Konsequenz der Schlacht von Aljubarrota und der erfolgreichen gemeinsamen Kriegsführung vereinbaren beide Nationen die Erneuerung der anglo-lusitanischen Allianz.
Am 09. Mai 1386 versichern sich beide Länder auf Schloss Windsor vertraglich ihre „ewigliche unzerbrüchliche Treue und Freundschaft“.
Als letzte Bekräftigung dieses Vertrages, heiratet João I am 02. Februar 1387 die englische Prinzessin Philippa of Lencaster (port.: Filipa de Lencastre).
Philippa war die Tochter von John of Gaunt, dem Duke of Lencaster und Enkelin von Henry III, König von England.
Sie war die Schwester des zukünftigen englisches Königs Henry IV.
Der „Vertrag von Windsor“ ist seit 625 Jahren gültig und kam in vielen Phasen der Geschichte beider Länder zum tragen, so z.B. als England verschiedene anglo-französische Kriege führen musste, als Portugal in mehreren Kriegen mit Spanien verwickelt war, als sowohl Portugal als auch England von napoleonischen Truppen bedroht und besetzt wurden oder als beide Länder im I. und II. Weltkrieg mehr oder weniger involviert waren.
Einige Male wurde der Vertrag aber auch aus politischen Gründen von beiden Seiten auf Eis gelegt.
So wurde z.B. zwischen 1580 und 1640, als Portugal von Spanien in Personalunion regiert wurde, der Vertrag von England ausgesetzt, und diese vertragslose Zeit animierte die Engländer zu mehreren Kriegshandlungen gegen portugiesische Überseegebiete.
1640, nach der erfolgreichen Unabhängigkeitsrevolte von König João VI gegen Spanien, wurde der Vertrag von den Portugiesen wieder eingesetzt.
Der Vertrag von Windsor ist heute das älteste noch existierende diplomatische Bündnis auf der Welt!
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Auch wenn dieser Beitrag schon etwas älter ist, komme ich nicht umhin auf folgendes hinzuweisen. Auch wenn es fast immer falsch dargestellt wird, Portugal wurde zwar vom Spanischen König D. Filipe II regiert, aber als D. Filipe I. Mit anderen Worten, Portugal wurde von Spanien damals nicht annektiert und blieb daher formell ein unabhängiges land. Vergleichbar wie zu D. Pedro IV Zeit, der ja auch D. Pedro IV, König von Portugal und zu D. Pedro I, König von Brasilien in Personalunion wurde. Das ist keine Korrektur an ihren sehr guten Beitrag über den "Tratado de Windsor", sondern eher eine zusätzliche Information.
AntwortenLöschenBoa continuação, Carlos