Samstag, 17. Dezember 2011

Die für mich 20 wichtigsten historische Daten und Ereignisse der portugiesischen Geschichte


Ich habe hier in meinem Blog schon mehrmals versucht meinen Lesern die verschiedensten historischen Daten und Ereignisse der portugiesischen Nation zu erklären und näher zu bringen.

Von meiner deutschen Freundin Sabine wurde ich jetzt gefragt, welches denn für mich persönlich das wichtigste Datum und Ereignis der portugiesischen Geschichte sei.

Da ich diese Frage nicht so einfach mit einem oder zwei Sätzen beantworten kann und will und ich mich auch nicht für ein einziges geschichtliches Datum und Ereignis entscheiden kann, habe ich hier einmal die für mich 20 markantesten Daten und Ereignisse der Geschichte Portugals zusammengestellt.
Ich habe mit Absicht nur 20 geschichtliche Ereignisse ausgesucht, da ich sonst den Rahmen dieses Eintrages sprengen würde.

Die für mich 20 wichtigsten historische Daten und Ereignisse der portugiesischen Geschichte sind:

• 1128 – Die Schlacht von São Mamede (port.: Batalha de São Mamede). Diese Schlacht fand am 24. Juni 1128 statt, und in ihr standen sich die Truppen von Portugals zukünftigen König Afonso Henriques und die Truppen seiner Mutter Teresa, die die Unterstützung der galizischen Adeligen hatte und die eigentliche Herrscherin über die Grafschaft Portucale (port.: Condado Portucalense) war, gegenüber. Afonso Henriques ging als Sieger dieser Schlacht hervor und am 06. April 1129 erklärte er sich selber zum Herrscher über die Grafschaft Portucale.

• 1143 – Am 05. Oktober 1143 wird der Vertrag von Zamora (port.: Tratado de Zamora) unterschrieben. In ihm wird die Unabhängigkeit Portugals, zwischen dem Grafen Afonso Henriques und seinem Cousin König Alfonso VII von Leon und Kastilien, besiegelt. Von diesem Tag an, durfte sich Afonso Henriques nun offiziell König von Portugal nennen.

• 1385 – Am 14. August des Jahres 1385 ereignete sich die Schlacht von Aljubarrota (port.: Batalha de Aljubarrota), in der sich die Könige João I von Portugal und Juan I von Kastilien gegenüber standen. Juan I von Kastilien hatte zuvor versucht Portugal mit seinen Truppen zu erobern. König João I von Portugal konnte diese Schlacht, vor allem dank seines mutigen Feldherren Nuno Álvares Pereira, letztendlich für sich gewinnen und so damals die Unabhängigkeit Portugals garantieren.

• 1415 – Die Eroberung der nordmarokkanischen Stadt Ceuta, die damals als der wichtigste Handelsplatz Afrikas galt und die der bedeutendste Karawanenknotenpunkt seiner Zeit war, ereignete sich am 22. August 1415. Die Eroberung Ceutas (port.: Conquista de Ceuta) gilt schlechthin als Beginn der weltweiten portugiesischen Eroberungs- und Expansionspolitik.

• 1434 – In diesem Jahr umsegelte der Seefahrer Gil Eanes, im Auftrag von Prinz Heinrich dem Seefahrer (port.: Infante D. Henrique o Navegador) das Kap Bojador (port.: Cabo Bojador) in Westafrika. Dieses Kap war, auf Grund der ständigen dichten Nebelbänke, der starken Winde und der unberechenbaren Strömungen die dort oftmals herrschen, zuvor niemals von Europäern umsegelt worden. Mit der Umseglung des Kap Bojador nahmen die Portugiesen die erste große Hürde zur Realisierung eines Seeweges nach Indien in Angriff.

• 1488 – 54 Jahre nach der Umsegelung des Kap Bojador durch Gil Eanes, umrundete der Seefahrer Bartolomeu Dias, nach einem schweren Sturm, im Jahre 1488 das Kap der Guten Hoffnung (port.: Cabo da Boa Esperança) in Südafrika. Mit dieser Umrundung war eine Verbindung des Atlantischen mit dem Indischen Ozeans bewiesen und somit eine weitere Hürde der portugiesischen Expansionspolitik genommen. Man war nun „guter Hoffnung“ alsbald den Seeweg nach Indien zu entdecken.

• 1494 – Am 07. Juni 1498 unterzeichneten der portugiesische König João II und die Katholischen Könige Isabella von Kastilien und Fernando von Aragon in der spanischen Kleinstadt Tordesillas (port.: Tordesilhas) einen Vertrag, der die damalige Welt in eine portugiesische und eine spanische Interessenssphäre aufteilte. Im Vertrag von Tordesillas (port.: Contrato de Tordesilhas) setzten beide Parteien fest, das die in Zukunft zu entdeckenden Länder und Territorien in der Neuen Welt (port.: Novo Mundo) zwischen ihnen „gerecht aufzuteilen“ seien. Dieser Vertrag war nötig geworden, da sowohl Portugal als auch Spanien danach strebten den Seeweg nach Indien zu entdecken, um so im Vorhinein Meinungsverschiedenheiten und sogar Kriege zwischen den zwei Nationen verhindern zu können.

• 1498 – Am 08. Juni 1497 stachen von Lissabon aus drei Karavellen im Auftrag des portugiesischen Königs Manuel I in See. Das Oberkommando über diese drei Karavellen hatte der Kapitän zu See, Vasco da Gama. Nach 346 Tagen kam seine Flotte, am 20. Mai 1498, im indischen Calecute an. Somit war Vasco da Gama, und nicht Kolumbus (port.: Colombo / span.: Colon), der erste Europäer der den Seeweg nach Indien entdeckte.

• 1500 – Anfang März des Jahres 1500 verlässt eine 1.300 Mann starke Armada unter Kapitän Pedro Álvares Cabral Lissabon. Cabral ist auf dem Weg nach Indien, als seine Schiffe in einen heftigen Sturm geraten und von der ursprünglich vorgesehenen Route abkommen. Am 22. April 1500 sichtet er Land und nennt dieses, im Glauben eine Insel entdeckt zu haben, Ilha de Vera Cruz (dt.: Insel von Vera Cruz). Ohne es zu wollen, entdeckt Pedro Álvares Cabral an diesem Tag Brasilien (port.: Descoberta do Brasil).

• 1536 – Auf Wunsch von König João III führt die Römisch-Katholische Kirche am 23. Mai 1536 in Portugal die Inquisition (port.: Inquisição) ein. Mit der Einführung der Inquisition bricht eine der dunkelsten Kapitel der Geschichte über Portugal herein.

• 1578 – Am 24. Juni 1578 begann die Schlacht von Alcacer-Quibir (port.: Batalha de Alcácer-Quibir), im heutigen Marokko, zwischen den portugiesischen Truppen unter dem Kommando König Sebastião I und den maurischen Truppen unter dem Befehl Sultans Abu Marwan Abd al-Malik. Die Schlacht von Alcacer-Quibir sollte sich bis in den Monat August hinziehen und mit einer vernichtenden Niederlage Portugals, dem Tod von König Sebastião am 04. August 1578 und dem daraus resultierenden Verlust der portugiesischen Souveränität an Spanien, zwei Jahre später, enden.

• 1640 – Nach dem Verlust der portugiesischen Souveränität im Jahre 1580 geriet das Land für die kommenden 60 Jahre unter spanischer Herrschaft. Am 01. Dezember 1640 konnte, durch eine erfolgreiche Konspiration portugiesischer Adliger gegen das spanische Königshaus, die Unabhängigkeit Portugals wiedererlangt (port.: Restauração da Independência) werden, und der damalige Herzog von Bragança wurde als João IV König von Portugal.

• 1755 – Am 01. November 1755 erschütterte ein verheerendes Erdbeben die Stadt Lissabon. Dem Erdbeben von Lissabon (port.: Terramoto de Lisboa), der bis heute zu den stärksten und verlustreichsten der Weltgeschichte gehört, folgten mehrere vernichtende Tsunamis und Großbrände, die zehntausenden Menschen das Leben kosteten. Als Folge dieser unbeschreiblichen Tragödie wurde die Stadt Lissabon vom damaligen Prämierminister Marques de Pombal noch schöner und noch prachtvoller wiederaufgebaut.

• 1807 – Am 29. November 1807 floh die portugiesische Königsfamilie vor den Truppen Napoleon Bonapartes, die unter dem General Junot bereits am 18. Oktober in Portugal einmarschiert waren, nach Brasilien. Die Hauptstadt des Königreiches wurde von Lissabon nach Rio de Janeiro verlegt, und João VI und seine Familie sollten bis 1820 in Brasilien bleiben. Die Flucht der portugiesischen Königsfamilie nach Südamerika war die Geburtsstunde des modernen Brasiliens.

• 1820 – Die französischen Soldaten brachten viel Elend und Leid über Portugal, als sie das Land im Jahre 1807 besetzten. Doch die Truppen Napoleon Bonapartes brachten auch das revolutionäre Gedankengut mit nach Portugal, das besonders in der schlecht bezahlten und gedemütigten portugiesischen Armee auf fruchtbaren Boden fiel. Am 24. August 1820 beginnt in der Stadt Porto eine liberale Revolution (port.: Revolução Liberal) die 1821 ihren Höhepunkt erreicht, als König João VI einen Eid auf die erste konstitutionelle Verfassung des Landes ablegt und damit die absolute Monarchie in Portugal abschafft.

• 1908 – Am 01. Februar 1908 kommen König Carlos I und sein Sohn und Thronfolger Luis Filipe auf dem Terreiro do Paço in Lissabon bei einem feigen republikanischen Attentat ums Leben. Der zweitälteste Sohn von König Carlos I wird als Manuel II letzter König von Portugal.

• 1910 – Nur zwei Jahre nach dem Attentat auf König Carlos I und seinen Sohn Luis Filipe wird am 05. Oktober 1910 die Monarchie in Portugal abgeschafft und die Republik ausgerufen. König Manuel II geht nach England ins Exil.

• 1926 – Am 28. Mai 1926 kommt General Gomes da Costa durch einen Putsch an die Macht und setzt daraufhin eine Militärdiktatur (port.: Ditadura Militar) ein. Diese Diktatur wird von 1930 bis 1974 den „Estado Novo“ (dt.: „Neuen Staat“) hervorbringen. Lediglich zwei Männer, nämlich António de Oliveira Salazar von 1930 bis 1969 und Marcelo Caetano von 1969 bis 1974, werden in diesen Jahren der faschistischen Diktatur über Portugal herrschen.

• 1974 – Mit einer praktisch unblutigen Revolution setzt am 25. April 1974 eine Gruppe junger Offiziere, bekannt als „Movimento das Forças Armadas“ = MFA (dt.: Bewegung der Streitkräfte) der Diktatur, die 48 lange Jahre gedauert hatte, ein Ende. Als Nelkenrevolution (port.: Revolução dos Cravos) ging diese gewaltlose Erhebung gegen den Faschismus in die Geschichtsbücher ein.

• 1985 – Mit der Unterzeichnung der Beitrittserklärung Portugals am 12. Juni 1985, im altehrwürdigen Hieronymuskloster (port.: Convento dos Jerónimos) von Belém, wurde Portugal ab dem 01. Januar 1986 Vollmitglied der Europäischen Union (port.: União Europeia). Auch wenn viele Portugiesen es heute nicht so recht wahr haben wollen, so ist der 12. Juni 1985 doch ohne Zweifel der wichtigste Meilenstein in der jüngsten Geschichte Portugals.


Sicherlich hat der Eine oder Andere eine andere Priorität, was die geschichtlichen Ereignisse unserer Nation angeht.
Aber im Großen und Ganzen sind die wichtigsten Ereignisse der portugiesischen Geschichte, wie z.B. der Unabhängigkeitstag, die Schlacht von Aljubarrota, das große Erdbeben von Lissabon, das Ende der Monarchie, die Salazardiktatur oder die Nelkenrevolution, für die meisten Portugiesen gleich wichtig.

Die von mir hier oben aufgeführten Daten und Ereignisse der portugiesischen Geschichte sind, wohlgemerkt, meine rein persönlichen Highlights!
Aber anstatt hier nur ein Datum oder nur ein geschichtliches Ereignis zu nennen, habe ich, wie oben gesehen, 20 von ihnen hier aufgeführt.

So gesehen, habe ich die Frage meiner Freundin Sabine, welches denn für mich persönlich das wichtigste Datum und Ereignis der portugiesischen Geschichte sei, hier sicherlich mehr als zufrieden stellend beantwortet.

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