Vor einiger Zeit habe
ich von Matthias, einem Leser meines Blogs, eine E-Mail erhalten indem er mich
nach einem „typisch traditionelles Osternbrot“ fragt, von dem ihm sein Nachbar,
der anscheinend öfters hier in Portugal Urlaub macht, wohl berichtet hat.
Nun, dieses
Osterbrot, nach dem Matthias fragt und von dem ihm sein Nachbar erzählt hat,
trägt hier in Portugal den Namen „Folar“ (port.: folar).
Der Folar ist ein Hefeteigbrot,
der hierzulande traditionell in der Osterzeit gebacken wird und der
kulturhistorisch den gleichen Stellenwert hat, wie wohl in Deutschland der
Osterhase oder die Ostereier.
Der Basisteig dieses
süßen, weichen und fluffigen Brotes besteht immer aus Weizenvollkornmehl, Hefe,
Wasser, Eier und Schmalz, sowie aus Zucker (für die süße Variante) oder Salz
(für die salzige Variation).
Da jede Provinz hier
in Portugal ihr eigenes Folarrezept hat, unterscheidet er sich von Region zu
Region durch die jeweiligen Zusatzzutaten die dem Teig beigemengt werden.
In Olhão, an der Algarve, fügt man z.B. dem Grundteig des Folar
Honig und eine Menge Zimt (port.: canela) hinzu.
Im
Alentejo gibt man dem Teig fast immer Anis
(port.: anis) oder Fenchel (port.: erva doce) hinzu,
um ihn geschmacklich zu verfeinern.
Vielerorts
bereichert man den Folar z.B. auch mit Mandeln (port.: amendoas), Schokolade
(port.: chocolate), Rosinen (port.: passas), Trockenobst (port.: frutas secas),
Kürbismarmelade (port.: gila) und noch vieles mehr.
Im
nordportugiesischen Trás-os-Montes, in der Umgebung von Chaves und Valpaços,
fügt man dem salzigen Folarteig traditionell entweder Schweine-, Geflügel-,
Lamm- oder Kalbfleisch, sowie Salami, Speck oder Wurst hinzu.
Aber, ob
nun in der süßen oder salzigen Variation und egal wie er sich auch
geschmacklich unterscheiden mag, eines sollte ein echter Folar stets haben: er
sollte immer mit einem oder zwei hart gekochten Eiern verziert sein!
Nur dann
ist er ein echter Folar!
Traditionell
schenken am Ostersonntag der Patenonkel (port.: padrinho) und die Patentante
(port.: madrinha) ihrem Patenkind (port.: afilhado) immer einen Folar.
Dies tun
sie jedes Jahr, bis das Patenkind heiratet.
Dies ist
seit Generationen so!
Da meine
Patentante nie sehr viel von Traditionen gehalten hat und mein Patenonkel
leider schon verstorben ist, muss ich mir in den letzten Jahren meinen Folar
selber kaufen…
Wo der
Folar zum ersten Mal gebacken wurde, woher sein Name kommt und wie er hierzulande
zum traditionellen Osterbrot wurde, ist ein Geheimnis der Geschichte.
Der
Legende nach soll einmal vor langer, langer Zeit, in einem abgelegenen Dorf die
Tochter eines Schneiders mit Namen Mariana gelebt haben. Marianas größter Wunsch
es war, zu heiraten.
Also
betete Mariana zur Heiligen Katharina (port.: Santa Catarina), der
Schutzpatronin der Näherinnen und Schneider, und bat diese um einen Ehemann.
Wie es
das Schicksal so will, verliebten sich eines Tages zur gleichen Zeit zwei junge
Männer in das junge Mädchen – ein armer Schafhirte und ein reicher Edelmann –
und sowohl der eine als auch der andere machten ihr den Hof.
Da sich Mariana
weder für den Hirten noch für den Edelmann entscheiden konnte, betete sie erneut
zur Heiligen Katharina, diese möge ihr bitte bei der schweren Entscheidung
helfen.
Da sie
sich aber mit der Entscheidung Zeit ließ, klopfte eines Tages der junge Hirte
an ihre Tür und forderte Mariana auf, sich für ihn oder den Edelmann zu
entscheiden. Als Frist für sein Ultimatum nannte der Hirte ihr den Sonntag vor
Ostern, den Palmsonntag.
Am
nächsten Tag klopfte auch der Edelmann an die Tür der jungen Schneidertochter
und auch er stellte ihr eine Entscheidungsfrist für den nahenden Palmsonntag.
Als der
Palmsonntag gekommen war und Mariana sich immer noch nicht für einen der zwei
Freier entscheiden hatte, machten sich sowohl der Hirte als auch der Edelmann
auf dem Weg zum Hause des Schneiders.
Vor dem
Haus trafen sie sich.
Voller
Wut und Eifersucht aufeinander zog der Hirte seinen Dolch und der Edelmann sein
Schwert und beide waren sie bereit für die Gunst der jungen Schneidertochter
bis zum Tode zu kämpfen.
Als das
Mädchen vor die Tür trat und die beiden Männer um sie kämpfen sah, schrie sie
auf und rief – ohne zwei Mal zu überlegen – den Namen des Hirten und umarmte
diesen.
Als der
Edelmann nun sah, dass sich Mariana für den Hirten entschieden hatte, steckte
er sein Schwert in die Scheide, drehte sich um und räumte das Feld. Doch bevor
er ging, drohte er dem jungen Paar am Tag der Hochzeit zurückzukommen und sich
dann zu rächen.
Einen Tag
vor Ostersonntag, ihrem Hochzeitstag, ging Mariana in die Kirche und betete
noch einmal zur Heiligen Katharina.
Sie bat
ihre Schutzpatronin um eine glückliche und friedliche Hochzeit mit dem Hirten, die
am nächsten Tag stattfinden sollte. Bevor sie die Kirche verließ, legte sie einen
Strauß Blumen für die Heilige Katharina am Altar nieder.
Wieder
zuhause angekommen entdeckte Mariana auf ihrem Tisch ein rundes Brot stehen,
den ein Ei zierte und welches von Blumen umgeben war – die gleichen Blumen, die sie zuvor in der Kirche für dieHeilige
Katharina niedergelegt hatte.
Da wusste
Mariana, dass ihre Schutzpatronin sie erhört hatte und das ihr eine glückliche
Ehe mit ihrem Hirten bevorstand.
Seitdem
gilt der Folar traditionell an Ostern als ein Symbol von Freundschaft, Frieden,
Glück und Versöhnung.
Zu erwähnen
sei noch das der Folar im Mittelalter unter dem altportugiesischen Namen
„folore“ in der Literatur oftmals Erwähnung findet.
Höchstwahrscheinlich
leitet sich „folore“ wiederum vom lateinischen Wort „flora“ ab, was soviel wie
Blumenblüte (port.: flor) bedeutet, und was wiederum erklären würde, warum in
der Legende von Blumen die Rede ist, die um das Osterbrot gelegt werden.
Guten Morgen Ângelo
AntwortenLöschenSchön, wieder von Dir zu lesen!!! Geht es Dir wieder besser/gut?
Osterbrot? Haben wir hier in Aachen um diese Zeit auch in den Auslagen der Backstuben und ist der Schrecken aller Zahnärzte ... :-). Nennt sich Poschweck bei uns.
https://www.google.de/webhp?hl=de#newwindow=1&hl=de&q=poschweck
Frohe Ostern, guten Appetit und viel Gesundheit wünscht
Der Tano
Osterbrot oder Zopf mit Ostereiern ist bei uns (Ostösterreich) auch üblich und wurde genauso von den Taufpaten verschenkt... wie sich die Bräuche gleichen.
AntwortenLöscheninteressanter Beitrag!!
lg und frohe Ostern