Brände haben seit
jeher die Geschichte der Städte mitgeschrieben, sei es durch die immer wieder
vernichtenden Feuersbrünste die oftmals immense materielle Schäden verursachten
oder durch die manchmal zahlreichen Menschenopfer die die Brände forderten.
Die Stadt Lissabon
ist da keine Ausnahme!
Oftmals in der
Stadtgeschichte Lissabons mussten ihre Einwohner hilflos mit ansehen wie Teile
der Hauptstadt Opfer wütender Flammen wurden und zusehen wie wichtige Gebäude
ihrer Stadt durchs Feuer bis auf ihre Grundmauern zerstört wurden, so z.B. im
Jahre 1996 als das Rathaus (port.: Câmara Municipal) brannte – davor hatte ein
Feuer bereits 1863 das Gebäude völlig zerstört – oder im August 1988 als der
halbe Stadtteil Chiado ein Opfer der Flammen wurde.
Im August 1959 versank
die Barockkirche São Domingos (port.: Igreja de São Domingos) am Rossio in Schutt und Asche und wenige Jahre
darauf, im Dezember 1964, brannte ein Flamenmeer das Nationaltheater D.
Maria II (port.: Teatro Nacional D. Maria II), ebenfalls am Rossio liegend, nieder.
Als am 01. November 1755 nach einem verheerenden Erdbeben
die Stadt völlig zerstört wurde, brannte sie tagelang lichterloh und auch 1363,
als das Lissabonner Judenviertel (port.: Jadiaria) durch Brandstiftung ein Raub
der Flammen wurde, brannte dieser Teil
der Stadt mehrere Tage.
Ein Großbrand, der
den Bürgern Lissabons bis heute im Gedächtnis geblieben ist, auch wenn er schon
vor über Hundert Jahre gewütet hat, ist ein Brand der unter dem Namen „Incêndio
da Rua da Madalena“ (dt.: Brand der Rua da Madalena) bekannt ist und der sich damals
in der Straße gleichen Namens, in der Lissabonner Unterstadt Baixa, ereignet
hat.
In den Morgenstunden
des 10. April 1907, also auf den Tag genau vor 108 Jahren, breitete sich in
einem vierstöckigen Wohn- und Lagerhaus in der Rua da Madalena / Ecke Escadinhas
de Santa Justa ein Brand aus, bei dem 14 Menschen starben.
Zehn der Opfer kamen
in den Flammen um, die vier anderen wiederum starben, weil sie sich in den
oberen Stockwerken befanden und sie auf die Straße sprangen. Ihnen war durch
die lodernden Flammen der Fluchtweg auf die Straße versperrt gewesen.
37 Personen konnten
sich aber, zum Teil schwer verletzt, retten.
Für den Brand wurden
damals zwei spanische Bürger – Leandro Gonzalez und Antonio Fernandez – verantwortlich
gemacht, zwei Männer die im Untergeschoß des Gebäudes ein kleines Stofflager
betrieben.
Nach dem Brand kam
heraus, dass die zwei Spanier nur drei Monate vor dem Brand eine hohe Versicherung
für ihr Lager im Erdgeschoß des Gebäudes und die darin befindliche Ware
abgeschlossen hatten. Außerdem fand man später in einem anderen Lager der
beiden Spanier mehrere Kanister des Brandbeschleunigers Ethanol.
Nachdem Gonzalez und
Fernandez der Brandstiftung überführt waren und sie die Tat gestanden, wurden
die zwei festgenommen und zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt.
Antonio Fernandez
starb nach drei Jahren Zuchthaus im Jahre 1910.
Leandro Gonzalez
reichte nach acht Jahren Haft – in der Zwischenzeit war aus dem
monarchistischen Portugal eine Republik geworden – einen Gnadengesuch bei dem
ersten verfassungsmäßig gewählten Staatspräsidenten Manuel de Arriaga ein.
Arriaga, der von Haus aus Jurist und als ehemaliger Generalstaatsanwalt für seine Kompromisslosigkeit in Rechtsdingen bekannt war, gab dem Gnadengesuch nicht statt und ließ den Häftling daraufhin wissen:
Arriaga, der von Haus aus Jurist und als ehemaliger Generalstaatsanwalt für seine Kompromisslosigkeit in Rechtsdingen bekannt war, gab dem Gnadengesuch nicht statt und ließ den Häftling daraufhin wissen:
„Politische Systeme
mögen kommen und gehen, das Rechtsbewusstsein eines Menschen aber sollte unumstößlich
sein.
Ich kann einem Mörder
keine Gnade vor Recht gewähren!...“.
Erst zehn Jahren
später, 1917, gab der neue Präsident Bernardino Machado, auf Druck Spaniens,
endlich dem Gnadengesuch von Leandro Gonzales statt, verwaiste ihn aber, sobald
er das Zuchthaus verlassen hatte, des Landes.
Heute steht an der
Stelle, an der vor über Hundert Jahren eine der größten Brandkatastrophen des
modernen Lissabon stattgefunden hat, ein Wohn- und Geschäftshaus das nach
Originalplänen des ursprünglichen Gebäudes errichtet wurde.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen