Heute, auf den Tag
genau vor 100 Jahren, am 03. August 1914, trafen sich nachmittags die zwei
portugiesischen Freunde José de Freitas Bragança und
Adolfo Medeiros in einem Kaffeehaus im Pariser Stadtviertel Quartier Latin um
einen Kaffee zu trinken und um die damalige aktuelle politische Lage zu
diskutieren.
Wenige Tage zuvor, am
28. Juli 1914, hatte Österreich-Ungarn dem Serbischen Königreich den Krieg
erklärt und nun hatte das Deutsche Kaiserreich der Französischen Republik am
03. August 1914 ebenfalls den Krieg erklärt (bitte lesen sie hierzu auch meinen
Blogeintrag „100 Jahre Erster Weltkrieg“, vom 28.Juli 2014).
Der 03. August 1914
war ein strahlender, sonniger Sommertag, aber die Nachrichten die an diesem Tag
durch die französische Hauptstadt kursierten sagten eher einen gewaltigen Sturm
voraus – einen Kriegssturm!
In ganz Paris, so wie
wohl im ganzen Land, war die Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich das
Gesprächsthema Nr. 1.
Und auch am
Kaffeetisch von Freitas Bragança und Adolfo Medeiros
gab es an diesem Tag kein anderes Thema als den Krieg.
An diesem
Nachmittag beschlossen die zwei Portugiesen, beide eingefleischte Republikaner,
freiwillig der französischen Armee beizutreten um für die Französische Republik
und ihre Werte zu kämpfen.
José de Freitas
Bragança, von Haus aus Journalist, hatte sich schon drei
Wochen zuvor, im Juli 1914, bei der französischen Armee beworben, aber von
dieser eine Absage erhalten, mit der Begründung es wäre noch zu früh um an
einen Krieg zu denken.
Freitas Bragança hat sich dann nicht, wie geplant, noch einmal bei der
französischen Armee vorgestellt, sondern er war, bis Portugal 1916 selbst ins
europäische Kriegsgeschehen eingriff, als Zeitungsredakteur verschiedener portugiesischer Zeitungen und Zeitschriften der damaligen Zeit sehr engagiert tätig.
Adolfo Medeiros
allerdings, der aus dem Ort Ribeira Grande auf der Azoreninsel São Miguel stammte, machte sein Vorhaben wahr, und Anfang
August wurde er bei den französischen Streitkräften vorstellig. Er hatte in der
Schweiz Ingenieurswesen studiert und dort den Führerschein während seines
Studiums gemacht. Dieser Führerschein öffnete ihm die Tür zum französischen
Heer, denn er wurde sofort als Militärfahrer rekrutiert.
Mitte
August, Adolfo Medeiros
wartete auf den Einberufungsbefehl der französischen Armee, erhielt er per Post
eine Einladung eines befreundeten Fabrikanten, um dessen Zuckerfabrik im Norden
Frankreichs zu verwalten. In dem Brief erklärte ihm der Fabrikant, dass die gesamte
männliche Belegschaft der Zuckerfabrik zum Kriegsdienst einberufen worden war
und das die Produktion des Werkes nun durch Frauen und Kinder mehr schlecht als
recht aufrecht gehalten wurde.
José de Freitas
Bragança, der Freund von Adolfo Medeiros, der noch
wenige Tage zuvor mit ihm in den Krieg ziehen wollte, schlug Medeiros vor, dem
französischen Kriegsministerium den Brief des Fabrikanten vorzulegen, um so vom
Kriegsdienst befreit zu werden. Medeiros, so meinte Freitas Bragança, könne mit seinem Einsatz in der Zuckerfabrik der Französischen
Republik eher von Nutzen sein als mit dem Dienst an der Waffe.
Adolfo
Medeiros ließ sich den Vorschlag seines Freundes wohl noch durch den Kopf gehen,
aber bereits am 26. August erhielt er vom Pariser Kriegsministerium den
Einberufungsbefehl an die Marne, wo er gleich vom 05. bis zum 12. September
1914 an der Ersten Marne-Schlacht (port.: Primeira Batalha do Marne) gegen die
Deutschen teilnahm.
Im April
1916 fiel Adolfo Medeiros auf einem Schlachtfeld in Verdun.
In der
Schlacht von Verdun (port.: Batalha de Verdun), die sich vom 21. Februar bis
zum 20. Dezember 1916 hinzog, starben damals ca. 500.000 Soldaten beider
Kriegsparteien einen brutalen und sinnlosen Tod.
So wie
die zwei Freunde José de
Freitas Bragança und Adolfo Medeiros verpflichteten
sich damals viele junge Portugiesen entweder bei der französischen oder
belgischen Armee auf der einen Seite, bei den deutschen Streitkräften auf der
anderen Seite oder sie taten Dienst beim Internationalen Roten Kreuz.
Adolfo
Medeiros war nachweislich der erste Portugiese, der als Soldat am Ersten
Weltkrieg (port.: Primeira Guerra Mundial) teilnahm!
Ab August
1914 befand sich Portugal somit irgendwie im Ersten Weltkrieg, obwohl
das Land erst 1916 aktiv in das europäische Kriegsgeschehen eingreifen sollte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen