Samstag, 1. März 2014

São Cristóvão, der Schutzpatron der Reisenden


Wer jemals hier in Lissabon mit dem Flugzeug zu Besuch war, dem ist auf dem Weg zum Internationalen Flughafen bestimmt schon einmal an dem Kreisel der Rotunda do Aeroporto, einem Verkehrsknotenpunkt an dem einige wichtige Arterien der Hauptstadt auf dem Weg zum Flughafen zusammentreffen, eine weiße Marmorstatue aufgefallen.

Diese Statue stellt São Cristóvão (dt.: Sankt Christophorus), den Schutzheiligen aller Reisenden, Autofahrern, Seeleute und Piloten, dar.
Denkmäler und Statuen für Heilige gibt es in Lissabon zur Genüge. Aber dieses hier, an der Rotunda do Aeroporto, der ehemaligen Praça do Relógio, ist meiner Meinung nach, zweifellos eines der schönsten der Stadt.

Der Platz hat im Laufe der Jahre seinen Namen geändert und auch sein Aussehen hat sich stark gewandelt, aber dar Heilige Christophorus ist an diesem Platz über die Jahre hinweg eine Konstante geblieben.
Seit meiner Kindheit steht er da.
Er war immer das letzte was ich von Lissabon sah, bevor ich mit meinen Eltern nach Deutschland flog.
Und heute ist es nicht anders: wenn ich von Lissabon abfliege, dann ist dieses Denkmal immer das letzte was ich bewusst wahrnehme bevor ich in den Flieger steige.
Auch viele meiner Freunde nehmen diese weiße Statue, bevor sie von Lissabon abfliegen, als letzten Urlaubseindruck mit.

Das Denkmal ist ein Werk des Lissabonner Bildhauers Leopoldo Neves de Almeida, dessen berühmtestes Werk wohl das Entdeckerdenkmal (port.: Padrão dos Descobrimentos) in Belém ist.
Der Bildhauer fertigte die Statue, die aus weißem Marmor aus der Gegend von Estremoz im Alentejo ist, aus einem einzigen Block.
Vier lange Jahre brauchte er um sein Kustwerk zu vollenden.
Die Statue hat eine Höhe von 320 cm, wiegt stolze sechs Tonnen und steht auf einen 130 cm hohen Sockel.

Der Heilige Christophorus soll einstmals unter dem Namen Opherus (gr.: Träger) im 3. oder 4. Jahrh. n. Chr. gelebt haben. Es heißt, er sei ein Hüne gewesen, und er soll den Beruf eines Fährmanns ausgeübt haben.
Zu den Pflichten eines Fährmanns gehörte es zur damaligen Zeit auch, Kinder und alte Menschen auf den Schultern von einer Seite des Ufers auf die andere Seite zu bringen.
Der Legende nach, soll Opherus eines Tages ein Kleinkind auf seinen Schultern über einen Fluss getragen haben.
Zuerst war das Kind sehr leicht, doch je länger Opherus durch den Fluss watete, desto schwerer erschien ihm das Kind. Als er kaum noch das Gewicht des Kindes aushalten konnte, meinte er zu diesem, es wäre ihm so, als ob er die Last der ganzen Welt zu tragen hätte.
Daraufhin gab sich der Knabe als Jesus Christus zu erkennen, der der Überlieferung nach, als Heiland ja die Last der ganzen Welt zu tragen hat.
Ab da wurde Opherus nun „Christopherus“ (derjenige, der Christus trägt) genannt.
Der Heilige Christopherus wird seitdem immer mit einem Stab in der Hand und dem Jesuskind auf den Schultern dargestellt.

So auch der Christopherus von Leopoldo Neves de Almeida.
Nach vierjähriger Arbeit vollendete der Bildhauer sein Kunstwerk Anfang 1969.
Im selben Jahr, am 25.Juli, seinem offiziellen Gedenktag, wurde der Heilige Christopherus von General António Vitorino da França Borges, dem damaligen Oberbürgermeister der Stadt Lissabon, feierlich eingeweiht.

São Cristóvão ist seit jeher einer der populärsten Heiligen in Portugal.
Seit dem Mittelalter ziert sein Bild gut sichtbar viele Kirchen, Kapellen, Handelsstraßen, Pilgerwege und Wasserstraßen des Landes.
An großen, damals schwer überwindbaren Flüssen, wie z.B. dem Tejo, dem Guadiana, dem Minho oder dem Mondego, stellte man früher die Christopherusbildnisse so auf, das die vorbeifahrenden Schiffe immer den Heiligen vom Wasser aus erblicken konnten. Noch heute kann man an den Ufern dieser Flüsse vereinzelt solche alten Christophorusfiguren sehen.

Die katholische Kirche mag sich von diesem historisch nicht einwandfrei nachweisbaren Heiligen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil distanziert haben; mag ihn sogar aus ihrem liturgischen Festkalender verbannt haben.
Fakt ist aber das São Cristóvão in der Bevölkerung weiterhin sehr präsent ist.
So gibt es hier in Portugal kaum einen Taxifahrer oder Autofahrer, der nicht ein Christophorusbild an seinem Armaturenbrett angebracht hat.
Und auch die vielen Blumen die oftmals am Fuße des Denkmals an der Rotunda do Aeroporto von anonymen Verehrern niedergelegt werden zeugen von der Beliebtheit dieses Alltagsheiligen bei der Bevölkerung.

1 Kommentar:

  1. Die Statue habe ich auch schon gesehen. Vielen lieben Dank für deine tollen Ausführungen

    Liebste Grüße zu dir :-)

    AntwortenLöschen