Mittwoch, 30. November 2011

Die zweite Belagerung von Lissabon


In meinem post-Eintrag „Die Erste Belagerung und Eroberung von Lissabon“, vom 15. Oktober 2011, berichte ich, wie es der Titel deutlich macht, von der ersten Belagerung der Stadt Lissabon im Jahre 1147 durch die Portugiesen.

Wann immer die Bezeichnung „Erstes“ vor einem Geschehnis oder Ereignis steht, gibt es für gewöhnlich dann auch immer mindestens ein „Zweites“, wenn nicht gar ein „Drittes“, „Viertes“ usw. das folgt.
Im Falle der portugiesischen Hauptstadt gab es nach der ersten leider noch eine zweite Okkupation der Stadt, die dann auch als die „Zweite Belagerung von Lissabon“ (port.: „Segundo Cerco de Lisboa“) in die Geschichte einging.

Genau 237 Jahren nach der ersten Belagerung und Eroberung Lissabons durch die Truppen Afonso Henriques, bei der sie den moslemischen Mauren die Stadt entrissen haben, versuchten diesmal im Jahre 1384 die Truppen König Juan I von Kastilien, den Portugiesen die Herrschaft über die Stadt und das Land zu nehmen, in dem sie sie knapp fünf Monate lang belagerten.

Die Kastilier wollten damals die portugiesische Hauptstadt einnehmen, weil durch den Tod König Fernandos I im Jahre 1383, Portugal in eine schwere dynastische Krise gestürzt war.

König Fernando I war am 22. Oktober 1383 ohne direkten Thronfolger gestorben.
Seine einzige legitime Tochter Beatriz war, durch ihre Hochzeit mit Juan I, Königin von Kastilien geworden und lebte, als ihr Vater starb, schon außerhalb Portugals.

Ihr Ehemann Juan I erklärte seine Frau als legitime Herrscherin von Portugal um wohl selber später den portugiesischen Thron zu besteigen.
Zwar garantierte er dem portugiesischem Adel gegenüber, dies sei niemals seine Absicht, dennoch fügte er noch während der Krise, seinem kastilischen Wappen die Wappen von Portugal und der Algarve hinzu und ließ sogar Münzen mit dem Wappen beider Länder herausbringen.

Portugal wollte aber keinesfalls unter der Herrschaft Kastiliens stehen, und rebellierte daraufhin offen mit einem Volksaufstand gegen Juan I und seine Truppen.
Diese dynastische Krise sollte sich noch bis in den Dezember 1385 hinziehen, bis sich nämlich João de Avis, ein illegitimer Sohn von König Pedro I, dem Vater von König Fernando I, mit dem Namen João I feierlich krönen ließ.

Am 08. April 1384 fingen die Kastilier an, Lissabon einzukreisen und zu belagern.
Die 38 Tore der Lissabonner Stadtmauer wurden ab diesem Tag von den Portugiesen hermetisch abgeriegelt und die 77 Wachtürme wurden alle mit kriegbereiten Truppen besetzt.
Die Kastilier versuchten vom 08. April bis Anfang August fast täglich die Stadtmauer zu überwinden, doch diese erwies sich als ziemlich wehrhaft.

Der größte Feind der Lissabonner wurde mit der Zeit der Belagerung nicht Kastilien, sondern der Hunger, der sich langsam innerhalb der Stadtmauern breit machte
Eine aus Porto kommende portugiesische Armada, bestehend aus sieben Kriegsschiffen, konnte am 18. August für kurze Zeit die Umzingelung Lissabons durchbrechen und so die Stadt mit ein paar wenigen Lebensmitteln versorgen.
Doch die Kastilier konnten die Belagerung Lissabons wieder aufnehmen und sogar drei portugiesische Kriegsschiffe kapern.

Ab dem 22. August wurden die Eroberungsangriffe der Kastilier schlagartig weniger.
Der Grund war der Schwarze Tod (port.: peste negra), der sich unter den kastilischen Soldaten heftig ausgebreitete.
Durch die Epidemie und durch eine heldenhafte Intervention des Feldherren Nuno Álvares Pereira, der mit frischen Truppen aus dem Alentejo kam, konnte eine weitere Belagerung der Hauptstadt Anfang September verhindert werden.
Am 03. September 1384 konnte die zweite Belagerung Lissabons aufgehoben werden.

Die kastilischen Belagerungstruppen, oder das was von ihnen übrig geblieben war, flohen gen Norden.
Auf ihrem Weg in Richtung Kastilien plünderten und brandschatzten die feindlichen Soldaten, wohl aus Frust die Eroberung Lissabons nicht gemeistert zu haben, noch etliche Dörfer und Kleinstädte die auf ihrem Weg lagen.

Knapp ein Jahr nach der fehlgeschlagenen Belagerung und Eroberung Lissabons standen sich die Trupppen João I von Portugal und Juan I von Kastilien am 14. August 1385, auf einem Feld in der Nähe des kleinen Ortes Aljubarrota, gegenüber.
Die Portugiesen konnten damals, mit der Hilfe Englands, die Schlacht von Aljubarrota (port.: Batalha de Aljubarrota) für sich gewinnen.
Die Verluste auf kastilischer Seite waren so groß, das Kastilien es sich die nächsten Jahre nicht leisten konnte erneut Portugal zu überfallen.

Somit hatten die Portugiesen an diesem 15. August 1385 nicht nur eine Schlacht gewonnen, sondern einen ganzen Krieg.
Juan I zog sich für lange Zeit nach Kastilien zurück und João I konnte als „Regent und Verteidiger des Königreiches“ ( port.: „Regedor e Defensor do Reino“) fortan über Portugal regieren.

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