Sonntag, 2. Oktober 2011

Zehntausende Portugiesen demonstrieren gegen den harten Sparkurs der Regierung


Bei strahlendem Sonnenschein gingen am gestrigen Samstag in Lissabon, Porto und neun weiteren Städten des Landes, zum ersten Mal seit dem Amtsantritt der neuen Regierung von Pedro Passos Coelho im Juni, zehntausende Portugiesen auf die Straße.
Sie demonstrierten gegen den harten Sparkurs der Regierung, die zunehmende Verelendung des Landes, die allgegenwärtigen Ungerechtigkeiten, die schlechten Zukunftsaussichten und die hohen Arbeitslosenzahlen.

Premierminister Passos Coelho hatte der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfond, nach deren bewilligten Notkrediten von 78 Milliarden Euro, versprochen mit drastischen Steuererhöhungen und strikten Kürzungen die hohen Haushaltslöcher zu stopfen – komme was da wolle!

Dieses Versprechen löst er nun ein, indem er versucht die Schuldenkrise mit horrenden Steuererhöhungen, mit der Kürzung der Sozialausgaben, mit Privatisierungen und dem Einfrieren von Beamtengehältern in den Griff zu bekommen.

Nach Angaben der linken Gewerkschaft CGTP (Confederação Geral dos Trabalhadores Portugueses) kamen gestern in Lissabon rund 130.000, in Porto an die 50.000 und in neun weiteren Städten des Landes 17.000 Demonstranten zusammen.
Somit gingen gestern knapp 200.000 Menschen auf die Straße um ihren Unmut kundzutun.
Selbst die Gewerkschaft hatte nicht mit so vielen Teilnehmern gerechnet.

Jeder hier in Portugal ist sich darüber im Klaren das die Zeiten vorbei sind, in denen wir aus den Vollen schöpfen konnten.
Vorbei sind die Zeiten, in denen hier ein Einkaufscenter (port.: Centro Comercial) nach dem anderen gebaut wurde.
Vorbei sind die Zeiten in denen hier riesige Fußballstadien errichtet wurden, die heute zum größten Teil keiner mehr braucht.
Und vorbei sind die Zeiten in denen hier das ganze Land mit Autobahnen überzogen wurden, die heute fast alle leer sind.

Vieles hier in Portugal ist leider zu groß geraten und die dramatischen Folgen dieser Maßlosigkeit mussten leider irgendwann offen zu tage treten.
Den meisten Portugiesen ist schon klar, dass die Sparmaßnahmen sein müssen, wollen wir hier nicht bald griechische Verhältnisse haben.
Aber viele Bürger finden den Sparkurs trotzdem unhuman, unsozial, auf Dauer nicht realisierbar und viel schlimmer, er ist uns diktiert worden!

Zwar nehmen viele zurzeit die Maßnahmen der Regierung noch zähneknirschend in Kauf, da sie um ihre berufliche und soziale Zukunft fürchten.
Aber sollte Pedro Passos Coelho seinen Bürgern nicht bald positive Ergebnisse vorweisen können, dann steht es um den sozialen Frieden, hier am Rande Europas, nicht zum Besten!

Für die nächste Zeit hat die Gewerkschaft CGTP weitere landesweite Streiks angekündigt.
Uns steht ein heißer Herbst bevor!

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