Mittwoch, 28. September 2011

Die Chronik über den jungen Ritter Rui Garcia Lopes


In meinem Beitrag „Die zwölf von England“, vom 20. August 2011, erzähle ich die Geschichte von zwölf Ritter, die sich im Mittelalter von Portugal auf den Weg nach England machen, um dort die Ehre von zwölf englischen Ladies zu verteidigen.

In dem Beitrag erwähne ich, welchen hohen Stellenwert vor allem portugiesische Ritter (port.: cavaleiro) in dieser Zeit hatten, und nicht nur hier in Portugal, sondern in ganz Europa, vor allem in England und Frankreich.

Heute habe ich, per Zufall, in der Ausgabe der Enzyklopädie der Portugiesischen Geschichte (port.: „História de Portugal“), die im Verlag „Portucalense Editora“ 1934 erschienen ist, einen interessanten Chronikbericht über einen jungen Mann gelesen, der von König Afonso Henriques I seinerzeit in der Stadt Chaves zum Ritter geschlagen wurde.

Die Chronik, die aus dem Jahre 1143 stammt, ist sehr kurz und beinhaltet hauptsächlich die Eidesformel die der König und der angehende Ritter damals wohl benutzt haben.
Sie handelt von einem gewissen Rui Garcia Lopes, der später den König noch einige Jahre als Ritter diente, bis er bei der Eroberung von Santarém und bei der Eroberung von Lissabon, beide im Jahre 1147, von den königlichen Chronisten nicht mehr erwähnt wird.
Höchstwahrscheinlich ist er in diesem besagtem Jahr bei einer dieser Eroberungen, oder kurz davor, ums Leben gekommen.

In der Chronik, die uns eine knappe aber sehr genaue Beschreibung der Worte gibt, die bei der Erhebung des besagten jungen Adligen Rui Garcia Lopes zum Ritter verwendet wurden, wird beschrieben, dass er damals „vor Gott und dem König“ feierlich erklärte

„… Frauen und Schwache zu beschützen, für Gerechtigkeit zu sorgen und die Heilige Kirche gegen Andersgläubige zu verteidigen …“

Weiterhin wird der Moment, da er zum Ritter geschlagen wird, wie folgt dargestellt:

„… so kniete der junge Rui Garcia Lopes feierlich vor den König und der Ritterschaft nieder und Dom Afonso Henriques verkündete mit schallender Stimme: Gott Allmächtiger, der Du uns gegen die Ungläubigen beschützt und der Du uns befohlen hast, auf Erden das Schwert zu brauchen, um die Boshaftigkeit zu bestrafen, und der Du, um das Recht zu schützen, die christliche Ritterschaft eingesetzt hast, mache das dieser Dein Knecht dieses sein Schwert niemals brauche, einen Unschuldigen zu treffen, doch immer Dein Recht und Deine Ordnung zu verteidigen…“

Diese Beschreibung der Aufnahme eines jungen Adeligen in den Ritterstand durch den König drückt mit wenigen Worten das aus, welchen Stellenwert im Mittelalter die Ritter und das Rittertum hatten und welchem Ehrencodex sie folgten.

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