Dienstag, 30. August 2011

Ponte 25 de Abril


In meinem Beitrag „Mautgebühren“, welches ich am 11. Juli 2011 gepostet habe, schreibe ich über die Mautgebühren der imposanten „Ponte 25 de Abril“ (dt.: Brücke des 25. April), die majestätisch die beiden Ufer des Tejo, und somit Lissabon und Almada, miteinander verbindet.

Als die United States Steel Export Company, aus New York, zusammen mit 16 anderen Firmen am 06. August 1966, nach vierjähriger Bauzeit und somit ein halbes Jahr vor dem geplanten Bauende, die große Brücke über den Tejo fertig gestellt hatte, war sie die längste Hängebrücke (port.: Ponte Suspensa) Europas.
Noch heute ist sie, nach der Tsing-Ma-Brücke in China, die zweitlängste Hängebrücke der Welt, die Straßen- und Eisenbahnverkehr miteinander kombiniert.

Mit dem Bau der Brücke erfüllten sich die Lissabonner einen Jahrhundertalten Traum. Die Warterei auf die Auto- und Personenfähren, die bei Nebel, starkem Wind und schwerem Seegang oft den Dienst einstellten, hatte ein Ende.
Auch war man nicht mehr auf die 30 km weiter im Norden liegende Brücke Ponte Marchal Carmona in Vila Franca de Xira angewiesen, um in den Süden des Landes zu gelangen.

Zuerst taufte man die Brücke auf den Namen „Ponte Salazar“, nach dem Mann, der sie bauen ließ, nämlich den Diktator António de Oliveira Salazar.
Diesen Namen verlor sie aber am 25. April 1974, als die Diktatur durch die Nelkenrevolution beendet wurde. Einige Zeit lang nannte man sie nur noch die „Ponte sobre o Tejo“ (dt.: Brücke über den Tejo). Ich selber nenne sie heute noch so.
Aber die neuen revolutionären Machthaber hatten alsbald die Anonymität des technischen Wunderwerkes leid, und gaben ihr den weniger originellen Namen „Ponte 25 de Abril“ (dt.: Brücke des 25. April).

Sie ist aus purem Stahlbeton, überspannt freitragend eine Distanz von 1013 Metern, ihre gesamte Länge beträgt stolze 2278 Meter.
Zwei 190 Meter hohe Pylone, deren Fundamente 82 Meter unter dem Meeresspiegel verankert sind, tragen die Fahrbahnen, die den Tejo in einer Höhe von 70 Metern überqueren. Insgesamt waren 3.022 Arbeiter an ihrem Bau beteiligt. Vier Arbeiter starben während der vierjährigen Bauzeit.
Die Baukosten betrugen damals 2,2 Milliarden Escudos, was umgerechnet auf heute, an die 160 Millionen Euro wären.

Die Brücke ist formschön, überhaupt nicht monströs und durch ihre rötliche Pastellfarbe wirkt sie für den Betrachter fast schwerelos, so als ob sie über Lissabon schweben würde.
Unter den Fahrbahnen liegt ein Eisenbahndeck mit zwei Schienensträngen, die zwar schon beim Bau der Brücke berücksichtigt, aber erst im August 1999 fertig gestellt wurden.

Die Ortschaften am Südufer des Tejo, wie Almada, Seixal, Montijo und Setúbal, die bis dahin ein regelrechtes Dornröschenschlaf durchlebten, begannen nach dem Bau der Brücke, am 05. November 1962, sprunghaft an zu wachsen.
Noch heute sind ein großer Prozentsatz der rund 23 Millionen Fahrzeuge die jährlich die Brücke überqueren, Pendler aus dem Süden, die in Lissabon ihrer Arbeit nachgehen.
Zu Spitzenzeiten überqueren ca. 7.500 Fahrzeuge pro Stunde die Tejobrücke, pro Tag sind das an die 180.000 Fahrzeuge. Außerdem verbinden ca. 160 Zugverbindungen jeden Tag die zwei Ufer des Tejo.

Wenn man von Almada mit dem Auto in Richtung Hauptstadt fährt, hat man eine wunderschöne Aussicht.
Lissabon liegt einem fast zu Füßen, wie ein aufgeblättertes Buch, riesengroß und glänzend weiß.
Im Osten kann man die Alfama sehen, mit der Burg Castelo de São Jorge.
Etwas weiter westlich erkennt man die Baixa und in Fahrtrichtung erkennt man die Amoreirastürme.
Im Westen liegt Belém, ausschwingend bis zur Torre de Belém und dem Denkmal der Entdeckungen.

Der Ausblick den man von der Brücke hat, soweit man nicht nur Augen für den Verkehr hat, lässt einen alle Beschädigungen und hausgemachten Infernos die es jeden Tag in Lissabon und Almada gibt, vergessen.
Von den Fahrbahnen der „Ponte 25 de Abril“ hat man einen der schönsten Fernblicke, die ich kenne.

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