Dienstag, 3. Mai 2011
Plötzlich und unerwartet
„Plötzlich und unerwartet…“, so heißt es oft in Todesanzeigen oder wenn einem von einem Augenblick auf den anderen etwas zustößt was man nicht erwartet hat oder etwas Unerklärliches mit einem passiert.
Mir erging es am letzten 12. April so:
Plötzlich und unerwartet änderte sich von einem Moment auf den anderen mein Alltag, mein Leben…
Wie an jeden Morgen, war ich auch an diesem Dienstagmorgen früh aufgestanden und mit dem Bus zur Arbeit gefahren.
Als ich die Fähre in Cacilhas, in Richtung Lissabon nahm, ging es mir noch gut.
Als wir aber im Cais do Sodré ankamen und ich aufstehen wollte um in Richtung Ausgang zu gehen, da ging plötzlich gar nichts mehr.
Ich hatte, wie aus heiterem Himmel, keine Gewalt mehr über meine Arme und Beine.
Mit großer Anstrengung schaffte ich es dennoch torkelnd aus der Fähre und aus dem Fährhafen zu kommen.
Ich weiß nicht woher ich die Kraft nahm, aber ich kam bis zur Haltestelle an der die Busse und Bahnen in Richtung meines Arbeitsplatzes abfahren.
Irgendetwas tief in mir sagte mir, dass ich diese Kraft haben musste um bis an meinen Arbeitsplatz zu kommen.
Am Cais do Sodré zusammenzubrechen, dort wo die ganzen Alkoholiker und Obdachlosen ihr klägliches Dasein fristen, das wollte ich nicht.
Gott vergebe mir, aber ich wollte nicht dort aufgegriffen werden, wo ich genau wusste, die meisten die an mir vorbei gehen würden, würden denken ich sei einer der vielen Schnapsleichen die dort üblicherweise ihren Rausch ausschlafen.
Eine Straßenbahn kam und ich stieg ein.
Ich setzte mich nicht auf einen Platz hin, da ich Angst hatte nicht wieder aufzustehen.
Vom Cais do Sodré bis zur Avenida Infante Santo, wo mein Büro liegt, sind es mit der Straßenbahn höchstens fünf Minuten, aber mir kam die Fahrt viel, viel länger vor.
An der Avenida Infante Santo angekommen, kämpfte ich mich zu meinem Büro durch.
Die Ängste und die Hilflosigkeit die ich auf diesem Weg verspürte waren unermesslich.
Aber innerlich war ich froh - wenn man meinen Zustand so nennen darf - dass ich im Büro angekommen war, das ich mich völlig „hinfallen“ ließ. Ich war so erleichtert „angekommen“ zu sein, das ich jede Energie verlor. Ich konnte regelrecht spüren wie all die Kraft die ich bis dahin gehabt hatte, von mir wich. Trotz aller Kraftlosigkeit fühlte ich mich an einem sicheren Ort.
Trotz aller Schmerzen fühlte ich mich sicher!
Ab diesem Moment waren meine Kollegen da, um mich zu unterstützen.
Mit all ihrer Kraft und Fürsorge standen sie mir bei.
Unseren Pförtner Nélson und meinen Kollegen David, Miguel und Malene habe ich es zu verdanken das ich nicht zusammengebrochen und in Ohnmacht gefallen bin, bis der Krankenwagen gekommen ist, der mich ins Krankenhaus São José (port.: Hospital de São José) gebracht hat.
Im Krankenhaus São José wurden mir extrem hohe Blutdruckwerte diagnostiziert und ich wurde mit dem Verdacht auf einen Schlaganfall (port.: Acidente Vascular Celebral = AVC) behandelt und erstversorgt.
Abends wurde ich nach Almada, ins Krankenhaus Garcia de Orta (port.: Hospital Garcia de Orta) verlegt und in diesem Krankenhaus blieb ich dann über zwei lange Wochen, bis zum 28. April.
Ich musste in dieser Zeit etliche Untersuchungen an Nieren, Lungen, dem Herzen und noch vieles mehr über mich ergehen lassen.
Aber das Bestreben, sowohl der Ärzte als auch der Schwestern, herauszufinden was meinen konstant hohen Bluthochdruck verursacht war beispiellos.
Leider ist man bis dato zu keinem richtigen Ergebnis gekommen, aber die Ärzte geben die Suche nicht auf.
Ich habe in der Zwischenzeit das Krankenhaus verlassen, werde aber von den Fachärzten im Krankenhaus Garcia de Orta weiterhin begleitet.
Ich möchte nun die Gelegenheit wahrnehmen, und all denen danken die mich während dieser so schwierigen Zeit unterstützt haben.
- Ich danke in erster Linie Nélson, David, Miguel und Malene für ihre Erste Hilfe, die wortwörtlich und zweifelsohne eine „erste Hilfe“ war.
- Dann danke ich den zwei Engeln im Krankenwagen. Sowohl sie als auch er waren hervorragend bei ihrer Erstversorgung auf dem Weg ins Krankenhaus São José.
- Mein großer Dank gilt auch dem Personal in der Notaufnahme des Krankenhaus São José in Lissabon.
- Ganz besonderer Dank gilt dem ganzen ärztlichen und pflegerischen Team des Krankenhaus Garcia de Orta in Almada, die mir mit viel Fachwissen, Aufmerksamkeit, Fürsorge und Hingabe die ganzen Tage beigestanden haben und die versucht haben mir meinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.
- Ein besonderer Dank gilt all denen die mich während meines Krankenhausaufenthaltes besucht haben, hier vor allem Stefan und Anke Stalling für die Gespräche die mir viel Kraft gaben, und einen besonderen Dank an die, dir mir telefonisch beigestanden haben. Vor allem die täglichen Anrufe meiner Schwester Carla, meines Schwagers Egbert und der Kinder waren für mich etwas ganz besonderes. Die Stimmen von Nélson und Lorena am Telefon zu hören waren die reinste Medizin für mich. Aber auch die Telefongespräche von Susana Morais und die anderer Arbeitskollegen, sowie die unzähligen Anrufe aus Deutschland haben mich riesig gefreut.
- Und zu guter letzt möchte ich meinen Eltern Luisa und António für ihre Liebe und Kraft danken. Ohne diese beiden besonderen Menschen in meinem Leben hätte ich diese schwierige Zeit nicht so schadlos überstanden. Die Liebe und Zuneigung die ich für meine Eltern empfinde sind grenzenlos! Mama und Papa, ich liebe Euch!
Euch allen die ihr mir beigestanden habt und weiterhin beisteht, meinen tief empfundenen Dank!
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