Donnerstag, 3. Dezember 2009
Man muss der Zeit genügend Zeit geben
Ein alter portugiesischer Spruch lautet: „É preciso dár tempo ao tempo“, was übersetzt so viel heißt wie: „Man muss der Zeit genügend Zeit geben“.
Diesen Spruch bekommt man hier in Portugal dann zu hören, wenn man ungeduldig ist, oder frühzeitig zu einem Ergebnis gekommen ist ohne das Ende abzuwarten.
Da ich, von Natur aus, eher ein ungeduldiger Typ bin, wurde ich schon mehrmals im Leben mit diesem Ausspruch konfrontiert.
Seinen Ursprung hat dieser Spruch in einer alten Sage aus der Provinz Trás-os-Montes (dt.: „Hinter-den-Bergen“), die im hohen Norden Portugals liegt.
Diese alte Sage lautet wie folgt:
Vor langer, langer Zeit lebte ein alter Bauer in Trás-os-Montes.
Der Bauer war sehr arm, aber auch sehr weise. Mit seinem jungen Sohn lebte er auf einem alten Hof und bearbeitete mit diesem den harten, kargen Boden.
Eines Tages sagt der Sohn zum Vater:
„Vater, was für ein Unglück, unser Pferd ist weggelaufen!“
„Warum sprichst Du von Unglück?“ antwortete ihm der Vater daraufhin „Wir werden sehen was uns die Zukunft bringen wird.“
Nach einigen Tagen steht das Pferd mit einer schönen, fremden Stute auf dem Hof.
„Vater, was für ein Glück!“ sagt der Sohn zum Vater „Unser Pferd ist mit einem anderen zurückgekehrt!“
„Warum sprichst Du von Glück?“ antwortete ihm der Vater „Wir werden sehen was uns die Zukunft bringen wird.“
Wieder ein paar Tage später wollte der Sohn das neue Pferd einreiten. Doch dieser, nicht an das Sattelzeug gewohnt, bäumte sich auf und warf seinen jungen Reiter ab.
Bei diesem Abwurf brach sich der Sohn ein Bein.
„Vater, was für ein Unglück, ich habe mir ein Bein gebrochen!“
„Warum sprichst Du von Unglück?“ antwortete ihm der Vater wohlmeinend „Wir werden sehen was uns die Zukunft bringen wird.“
Der Sohn konnte mit dieser Antwort des Vaters nichts anfangen und wurde böse.
Tage später kamen die Boten des Königs ins Dorf. Sie gingen auf jeden Hof und nahmen alle jungen, gesunden Männer mit, denn der König brauchte Soldaten für den bevorstehenden Krieg mit dem nahen Spanien.
Als die Boten des Königs den Hof des alten Bauern betraten und dessen Sohn mit gebrochenem Bein im Bett sahen, da ließen sie ihn liegen und gingen weiter zum nächsten Hof.
Da verstand der Sohn die Worte des alten Vaters, und er begriff auch das Glück und Unglück nicht immer weit voneinander entfernt sind.
Unser Leben ist oftmals so komplex und paradox, das Glück schnell in Unglück umschlagen kann, und umgekehrt.
Man muss der Zeit genügend Zeit geben!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Sehr schön! Zeit ist in den romanischen Sprachen eng mit Wetter verknüpft und verweist damit auf seinen Ursprung.
AntwortenLöschenMan muss das Wetter Wetter sein lassen, hieß es vielleicht früher.
ola, angelo. eu estava procurando a traducao em alemao de "dar tempo ao tempo", achei que os suicos ja tivessem esse proverbio prontinho... morei 10 anos la, mas so 2 na parte germanica. enfim - obrigada pelo post, me fez "reler" o alemao, lingua que abandonei ha tempos...
AntwortenLöschenabraco de brasilia.
denise