Der heutige Mittwoch
ist hier in Portugal ein Feiertag.
Man feiert hier den
Portugal-Tag (port.: Dia de Portugal, de Camões e das
Comunidades Portuguesas), einen Nationalfeiertag der hierzulande immer am 10.
Juni gefeiert wird und der überall auf der Welt von Portugiesen als Feiertag
begangen wird. Außerdem gedenkt man an diesem Tag dem im Jahre 1580
verstorbenen Nationaldichter Luis de Camões.
Jedes
Jahr wird eine Stadt vom Staatspräsidenten auserkoren, die die offiziellen
Feierlichkeiten ausrichten darf.
Letztes
Jahr gebührte es z.B. der Stadt Guarda die zentrale Feier zum Feiertag des 10.
Juni abzuhalten.
Dieses
Jahr hat Präsident Anibal Cavaco Silva die nordportugiesische Kleinstadt Lamego,
die im Weinanbaugebiet des Douro liegt, für die traditionellen Feierlichkeiten
auserwählt.
Das reizvoll am
Abhang des Monte Penude, ca. 100 km östlich von Porto, inmitten von Weinbergen
und Feldern gelegene und heute an die 13.000 Einwohner zählende Bischofstädtchen
Lamego ist wohl einstmals von den iberischen Stämmen der Keltiberern gegründet und
später von Römern besiedelt worden.
Nach den Römern
besiedelten die Westgoten Lamego, christianisierten den Ort und machten ihn
bereits im Jahre 570 zum Bischofsitz.
Als sich die
arabischen Mauren ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. daran machten die Iberische
Halbinsel zu besetzen, nahem sie in der Folgezeit ihrer Eroberungen auch Lamego
in Besitz.
Erst unter dem
leon-kastilischen König Ferdinand I (esp.: Fernando I de León), der Lamego im
November 1057 im Rahmen der Reconquista eroberte, kam der Ort wieder unter
christliche Herrschaft, wurde erneut Bischofsitz und in der Folgezeit ein
wichtiger Handels- und Umschlagplatz für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse
seiner fruchtbaren Umgebung.
Im Jahre 1143 versammelten
sich in der Stadt Lamego erstmals die portugiesischen Landstände (port.:
cortes) in der Kirche Santa Maria de Almacave, um den Grafen von Portucale feierlich
und hochoffiziell als D. Afonso Henriques zum König des neuen Staates zu
proklamieren.
Hier in Lamego beschlossen
sowohl König Afonso Henriques als auch seine Gefolgsleute das neu gegründete
Königreich nach dem Namen der Grafschaft Portucale (port.: Condado
Portucalense) zu titulieren, und nannten es fortan „Portugal“.
Lamego wurde zu einer
der bedeutendsten Städte im portugiesischen Mittelalter.
Im Jahre 1290 erhielt
Lamego die Marktrechte und wurde zu einem der wichtigsten Handelsplätze des
Königreiches. Kaufleute aus der ganzen Iberischen Halbinsel, selbst die aus den
entlegenen arabischen Königreichen Granada und Cordoba, machten zu dieser Zeit
in der Stadt ihre Geschäfte.
Bis ins 15. Jahrh.
hinein profitierte Lamego von seiner guten Lage und den vielen Handelsrouten
die hier zusammentrafen. Erst die aufkommenden portugiesischen
Entdeckungsreisen sorgten dafür das Lamego handelspolitisch an Bedeutung verlor,
da mit den Entdeckungen andere Handelswege erschlossen wurden.
Nichtsdestotrotz
blieb Lamego über die Jahrhunderte hinweg ein kleines und schlichtes Städtchen,
mit viel Esprit und Charme; einem Charme den es vor allem seinen zahlreichen schönen
Bürgerhäusern (port.: casas brasonadas) aus dem 16. bis 18. Jahrh und den
vielen geschichtsträchtigen Bauwerken zu verdanken hat.
Im Zentrum der Stadt
erhebt sich auch heute noch die im Jahre 1129 von König Afonso Henriques gegründete
imposante Kathedrale, die Sé.
Im 16. und 17. Jahrh.
wurde der wuchtige Bau der Kathedrale stark verändert, so dass von dem
ursprünglichen gotischen Gebäude alleine der massige, rechteckige Turm erhalten
blieb. Im 18. Jahrhundert wurde das Innere der Sé im Renaissancestil umgebaut.
Die Kathedrale ist heute die Hauptkirche der Diözese von Lamego.
Schräg gegenüber der
Kathedrale, am Largo de Camões, wurde im ehemaligen
Bischöflichen Palais (port.: Paço Episcopal) aus dem 18. Jahrhundert das
bemerkenswerte Stadtmuseum (port.: Museu da Cidade) untergebracht. Gezeigt
werden hier u.a. flämische Gobelins aus dem 16. Jahrh., die von jeher zur
Ausstattung des Bischöflichen Palais gehörten, portugiesische Malerei aus dem
16. bis 18. Jahrh., Plastiken des 13. bis 17. Jahrh. sowie sakrale Kunst und
Volkskunst.
Südlich
der Kathedrale, an der nach Guarda führenden Hauptstraße liegt die kleine
Capela do Desterro. Die um 1840 erbaute Kapelle besitzt ein Renaissanceportal
und ist im Inneren reichlich mit vergoldeten Holzschnitzereien, der so genanten
„talha dourada“ und Azulejos sowie einer schön bemalten Kassettendecke
ausgestattet.
Auf einer
Anhöhe über der Stadt erhebt sich die ursprünglich maurische Burg (port.:
castelo) aus dem 11. Jahrh. Von ihr sind heute lediglich der Bergfried und einige
Mauerreste erhalten geblieben.
Unterhalb
der Burgruine steht die romanische Kirche Igreja de Santa Maria de Almacave, die einige beachtenswerte Plastiken
vorweisen kann. In dieser Kirche wurde einstmals Afonso Henriques zum ersten
König Portugals proklamiert.
Hauptsehenswürdigkeit
von Lamego ist aber zweifelsohne die im Rokokostil gehaltene Wallfahrtskirche
Nossa Senhora dos Remédios.
Von der
Stadt führt eine prächtige 686-stufige Treppenanlage mit 14 Stationskapellen
aufwärts zur weithin sichtbaren Wallfahrtskapelle auf den Monte de Santo
Estevão. Der Bau wurde im 18. Jahrh. recht prunkvoll mit einer doppeltürmigen
Hauptfassade errichtet.
Alljährlich
suchen hier in den ersten Tagen des Monats September Tausende von Gläubigen
Trost und Heilung von ihren Gebrechen.
Auf der
Terrasse, unterhalb der Kirche, sind die Statuen von Königen und biblischen Gestalten
versammelt. Die Mitte schmücken ein mit Reliefen versehener Obelisk und eine
über 700 Jahre alte, mit Efeu überwucherte, Kastanie.
Mehr als Skulpturenschmuck
und Kastanie überzeugt jedoch der überragende Blick – er reicht von hier weit
über Lamego und seine fruchtbare Umgebung.
Aber
Lamego ist nicht nur wegen seinen zahlreichen historischen und kirchlichen
Bauwerke berühmt.
Nein, auch
die Gastronomie der Stadt und der Region in der sie liegt ist in ganz Portugal
berühmt.
Besonders
erwähnungswert sind hier das Zicklein und der Hase, die im Ofen gebraten
werden, der berühmte Käse Queijo da Serra und natürlich die „bôlas“,
schmackhafte Brote die z.B. mit Schinken, Salami, Hähnchenfleisch, Thunfisch,
Bacalhau und noch vielem anderem gebacken werden.
Auch
wegen seiner vielen guten Weine aus der Douro-Region und dem prickelnden
Schaumwein „Raposeira“ ist Lamego hier in Portugal sprichwörtlich in aller
Munde.
Lamego,
mit seiner malerischen Lage in geringer Entfernung zum Douro und seinen vielen
Weinbergen, gehört ohne Zweifel zu den schönsten Städten Nordportugals.
Klein,
überschaubar, historisch, traditionsreich, kulinarisch wertvoll und zu jeder
Jahreszeit einen Besuch wert – das ist Lamego!
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