Samstag, 25. Februar 2012
In memoriam: Infantin Maria Adelaide de Bragança van Uden
Maria Adelaide de Bragança van Uden, Infantin von Portugal, ist am gestrigen 24. Februar 2012, 25 Tage nach ihrem hundertsten Geburtstag, im Kreise ihrer Familie verstorben.
Sie war Zeit ihres Lebens eine engagierte, sehr sozial eingestellte und beispielhafte Person.
Geboren wurde Infantin Maria Adelaide, die mit vollem Namen Maria Adelaide Amélia Micaela Rafaela de Bragança van Uden hieß, am 31. Januar 1912, im Exil, im südfranzösischen Saint-Jean-de-Luz.
Sie war die Tochter des portugiesischen Herzogs Miguel de Bragança und der deutschen Prinzessin Maria Theresia von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und eine Enkelin des im Exil lebenden Königs Miguel I von Portugal, dem ersten Gemahl von Königin Maria II.
Noch als Kind zieht sie mit ihren Eltern von Frankreich nach Österreich, wo die Familie sich zuerst in Salzburg niederlässt.
Infantin Maria Adelaide macht nach ihrer Schulzeit auf dem Gymnasium Sacre Coeur von Riedenburg eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitet später im Wiener Stadtkrankenhaus.
Als der II. Weltkrieg ausbricht bleibt sie mit ihrer Familie in Wien und unterstützt den österreichischen Widerstand gegen Adolf Hitler.
Als die Alliierten Wien mit Bomben übersäen leistet Infantin Maria Adelaide tatkräftig humanitäre Hilfe.
Nach dem Krieg sagen mehrere dutzend Zeugen aus, sie sei immer nach den verheerenden Bombenangriffen auf die Stadt stets als eine der ersten an Ort und Stelle gewesen, um die schwer Verwundeten und Traumatisierten medizinisch und moralisch zu unterstützen.
Im Jahre 1943 lernt sie den jungen niederländischen Arzt Nicolaas Johannes van Uden, der im selben Krankenhaus wie sie tätig ist, kennen und lieben.
Mitte 1944 wird Infantin Maria Adelaide als Widerstandskämpferin gegen Nazideutschland entlarvt, von der deutschen Gestapo festgenommen und nach einem kurzen Prozess vom Hitlerregime zum Tode durch Erschießen verurteilt.
Nur eine diplomatische Interventionen des portugiesischen Diktators António de Oliveira Salazar, der vor Hitler origineller Weise darauf pocht das die Infantin portugiesisches „Staatseigentum“ ist, rettet ihr das Leben.
Da Infantin Maria Adelaide und ihre gesamte Familie im Exil lebten, hatten sie laut der portugiesischen Verfassung kein anrecht auf eine Einreise nach Portugal.
Als „Staatseigentum“ eines neutralen Landes, was Portugal ja während des II. Weltkrieges ja war, hatte sie aber gewisse Rechte.
Und so war es Salazar zwar nicht möglich die Infantin nach Portugal zu holen, sie aber sehr wohl in ein Drittland reisen zu lassen.
So wurde Infantin Maria Adelaide aus der Todeszelle in die Schweiz abgeschoben, wo sie bei ihrem Bruder Duarte Nuno, dem Herzog von Bragança, unterkam.
Nach dem Krieg ging Maria Adelaide wieder nach Österreich zurück.
Am 13. Oktober 1945 heiratet sie in Wien Nicolaas Johannes van Uden, der sie während ihrer ganzen Haftzeit unterstützt hat.
In Wien, werden ihre ersten drei Söhne geboren:
im Jahre 1946 Adriano Sergio Antonio Maria, 1947 Nuno Miguel und 1949 Francisco Xavier Damião.
1949 erlaubt Salazar, nach einer Änderung der portugiesischen Verfassung, die Rückkehr der Braganças nach Portugal.
Hier in Portugal werden dem Paar dann ihre drei anderen Kinder geboren:
im Jahre 1951 die Tochter Filipa Teodora Maria, 1954 der Sohn Miguel Inacio und 1956 eine weitere Tochter, Maria Teresa.
Infantin Maria Adelaide und ihre kleine Familie lassen sich zuerst in der Quinta do Carmo, in Almada, nieder.
Später ziehen sie ins 15 km weiter entfernte Caparica.
Genauso wie in Österreich, so engagiert sich Infantin Maria Adelaide auch hier in Portugal stark im sozialen Bereich.
Vor allem in den Orten Trafaria und Monte da Caparica, zwei sozialen Brennpunkten der Stadt Almada, werden dank ihres Engagements viele Hilfsprojekte ins Leben gerufen und von ihr dann auch tatkräftig unterstützt.
Infantin Maria Adelaide hat nie viel Aufsehen um ihr soziale Arbeit gemacht und sich stets dezent im Hintergrund gehalten.
Das entsprach zweifelsohne auch völlig ihrem Naturel.
Ich bin ihr das erste Mal 1994, rein zufällig, in Costa de Caparica begegnet. Danach habe ich sie, über die Jahre hinweg, noch einige Male als eine ganz einfache und sympathische Frau, ohne Starallüren und mit viel Charme kennen lernen dürfen.
Am 31. Januar 2012, an ihrem hundertsten Geburtstag wurde sie von Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva mit dem portugiesischen Verdienstorden „Medalha da Ordem do Mérito“ ausgezeichnet.
Die Beerdigung wird in den nächsten Tagen, auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin, im engsten Kreis der Familie erfolgen.
Am kommenden Donnerstag, dem 01. März 2012 findet im Hieronymuskloster (port.: Mosteiro dos Jerónimos) zu Lissabon ein feierlicher Gedenkgottesdienst zu ihren Ehren statt.
Infantin Maria Adelaide de Bragança van Uden war für mich, und nicht nur für mich, eine Kämpferin der gerechten Sache und eine Heldin.
Eine von der Sorte, wie es sie leider heutzutage nur noch sehr wenige gibt!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen