Montag, 20. Dezember 2010

Weihnachtserinnerungen


Lezten Freitag, auf dem Weg ins Büro, bin ich in einen Bus eingestiegen, der voller Grundschüler war.
Es war ihr letzter Schultag, und dementsprechend waren sie euphorisch, nicht nur weil sie jetzt Schulferien haben, sondern weil Adventszeit ist, und Weihnachten vor der Tür steht.

Die Adventszeit sollte eigentliche eine Zeit der Ruhe, der Dankbarkeit und Besinnlichkeit sein. Doch leider ist davon in unserem heutigen Alltag leider nur sehr wenig zu merken.
Die Wochen vor Weihnachten arten immer mehr in Stress, Hektik und Streit aus und manchmal sogar dem Verlust der weihnachtlichen Vorfreude.

Früher, als ich noch ein Kind war und in Deutschland lebte, da war das noch anders – zumindest aus meiner kindlichen Sicht.
Ich mag Weihnachten und die Adventszeit und denke in dieser oft an früher zurück, als ich noch unbeschwert und unbekümmert diese Wochen am Jahresende genießen konnte.
Zurückblickend auf meine frühen Lebensjahre und in meine Grundschulzeit, habe ich im Alter von 6 bis 10 meine schönsten Erinnerungen an Weihnachten und die Adventszeit.

Damals, wenn es morgens kalt und dunkel war und schon der erste Schnee lag, hat es mir einen riesigen Spaß gemacht durch diesen zur Schule zu stapfen und mir dabei die eine oder andere Schneeballschlacht mit meinen Schulfreunden zu liefern.
In der Klasse selber wurde ein wenig mit Selbstgebasteltem weihnachtlich dekoriert.
Auf den Marmorfensterbänken lagen Tannenzweige mit Schleifen und Strohsternen und an den Fenstern klebten selbstgemalte Bilder mit weihnachtlichen Motiven.

Jeden Morgen in der 1. Stunde wurden die Kerzen des Adventskranzes, der immer auf dem Lehrerpult stand, angezündet und das Deckenlicht ausgeschaltet. Frau Koppe, unsere Klassenlehrerin las uns dann eine kurze Weihnachts- oder Adventsgeschichte vor. Auch die Klänge weihnachtlicher Lieder wurden mit Blockflöten durch den Raum getragen. Es war ein an der Wilhelm-Busch-Schule übliches Ritual in der Adventszeit, welches jeden Morgen in den ersten 15 Minuten der ersten Stunde zelebriert wurde.

Auch bei uns zu Hause herrschte in der Zeit vor Weihnachten eine angenehme Stimmung, denn auch die elterliche Wohnung war bereits entsprechend dekoriert, in den ersten Jahren mit einer wunderschönen Krippe, so wie hier in Portugal üblich.
Der „deutsche“ Weihnachtsbaum zog erst mit den Jahren bei uns ein.
Selbstgebackene Plätzchen und Kekse kannte ich als Kind auch nicht, aber dafür, dank meiner Mutter, die ganze Facette der portugiesischen Weihnachtsbäckerei.

Da keiner in unserer Familie damals ein begnadeter Sänger war, kannten wir Weihnachtslieder nur aus dem Kassettenrekorder.
Noch heute habe ich eine alte Kassette aus dieser Zeit, auf der Kinderchöre Weihnachtslieder wie „Alle Jahre wieder“, „Stille Nacht, Heilige Nacht“, „O Tannenbaum“ und „Lasst uns froh und munter sein“ singen. Nur habe ich leider keinen Kassettenrekorder mehr, um mir diese abzuhören und in alten Erinnerungen zu schwelgen!
Natürlich gibt es heutzutage CD´s auf denen all diese Lieder drauf sind.
Aber es ist nicht dasselbe!

Da bei uns „auf dem Dorf“ in Wixhausen die Einkaufsmöglichkeiten so gut wie nicht vorhanden waren und es das Internet damals noch nicht gab, war es für mich immer ein Erlebnis, wenn die ganze Familie in der Vorweihnachtszeit in die „große Stadt“ fuhr, um die Weihnachtseinkäufe zu erledigen.
Der Weg führte uns immer nach Darmstadt zum Luisencenter und seinem Karstadt – ein Paradies für jemanden, der die meisten dort angebotenen Dinge nur aus Katalogen und Prospekte kannte.
Natürlich besuchten wir bei dieser Gelegenheit auch den Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz, genau gegenüber dem Darmstädter Schloss, und als Kind bestaunte ich all die schönen Weihnachtsdekorationen dort und auf den Straßen.

Ein Rätsel ist mir allerdings bis heute, wie meine Eltern es schafften, Geschenke für mich und meine Schwester zu kaufen, ohne dass wir etwas davon mitbekamen und uns die Geschenke vom „Christkind“ (wohlgemerkt vom Christkind, nicht vom Weihnachtsmann!) immer wieder aufs Neue überraschten.

Advent und Weihnachten waren in meinen Kindertagen einfach schön und unbeschwert.
Hektik, Sorgen, Stress und Streit sowie Geld waren mir fremd bzw. wurden von unseren Eltern liebevoll von uns fern gehalten.
Irgendwie vermisse ich diese Zeit und möchte am liebsten noch einmal 7 oder 8 Jahre alt sein damit ich das noch einmal erleben kann.

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