Dienstag, 2. Februar 2010
Wenn die Polizei bewacht werden muss
Wer sich, so wie ich, für die deutsche Alltagspolitik interessiert, der kann sich nur darüber amüsieren, wie sich im Augenblick manche in Deutschland über die schwarz-gelbe Bundesregierung ärgern.
Wer nämlich mit der portugiesischen Innenpolitik vertraut ist, der wird jedem Deutschen sagen können, wie gut er es mit Angela Merkel und ihrem liberalen Partner Westerwelle getroffen hat.
Hier in Portugal muss nämlich unser Prämierminister José Socrates versuchen mit einer Minderheitsregierung zu regieren, die leider nicht Grundlos beschuldigt wird, korrupt und verschwenderisch zu sein.
So hat z.B. das Innenministerium hier in Lissabon, Anfang des Jahres, die Anweisungen herausgegeben, das ab sofort in ländlichen Gebieten Portugals, aus Sicherheitsgründen (!!!) die Wachen der Polizei (port.: Policia de Segurança Pública = PSP) und der Republikanischen Nationalgarden (port.: Guarda Nacional Repúblicana = GNR) von privaten Sicherheitsunternehmen bewacht werden sollen!
So ist der Stützpunkt der Guarda Nacional Repúblicana in der Kleinstadt Armação de Pêra, an der Algarve, nun das erste Objekt welches von einer privaten Sicherheitsfirma, nämlich der „Prosegur“, bewacht wird.
Das heißt also, dass ab sofort die portugiesischen Steuerzahler nicht nur für die Polizei aufkommen müssen, wie bisher, sondern ab jetzt müssen sie auch für die privaten Sicherheitskräfte, wie Prosegur, Securita, usw., tief in die Tasche greifen!
Was sich, wie ich selber zugeben muss, am Anfang des Jahres wie ein schlechter Witz anhörte, ist tatsächlich Realität geworden.
Wie muss ich mir denn so die Bewachung einer Polizeistation durch eine private Sicherheitsfirma vorstellen?
Ich meine, wie geht das überhaupt?
Ruft da etwa, nach einem Überfall auf die Polizeiwache, der Securitymensch bei der Polizei an, und sagt:
„Hallo, ist dort die Polizei?
Ich wollte nur melden dass gerade „unsere“ Polizeiwache, die wir vom Sicherheitsdienst bewachen, überfallen wird“.
Und was antwortet ihm wohl der Polizist darauf, der das Gespräch entgegengenommen hat?
Etwa so viel wie:
„Vielen Dank für die Info lieber Kollege. Ich werde das sofort an meinen Chef, der sein Büro neben dem ihrigem hat, weiterleiten“.
Wie grotesk ist das denn?!?
Wohlgemerkt, das Innenministerium stellt die Sicherheitsfirmen nicht ein um die Polizisten zu bewachen, denn die könnten ja, so der Innenminister Rui Pereira, sehr wohl auf sich selber aufpassen.
Nein, die Wachmänner sind dazu bestimmt das Eigentum der Polizei und der GNR zu bewachen, wie etwa z.B. die Polizeiautos, die Grundstücke, die Ausrüstungen, usw.
Wenn dem aber so ist, und wenn das Innenministerium wirklich weiterhin auf diese Anordnung besteht, dann frage ich mich, als Bürger dieses Landes, nun folgendes:
Wer passt, ab jetzt, auf mich und mein Eigentum auf?
Und, wen muss ich das nächste Mal anrufen, wenn ich überfallen werde?
Und, wer ist denn nun eigentlich für meine Sicherheit zuständig?
Und, und, und…
Also liebe Deutschen, wenn ihr Euch das nächste Mal wieder über die Deutsche Bundesregierung aufregt, vergesst nicht, das es andernorts viel, viel chaotischer zugeht, und das leider nicht nur in Deutschland sinnlos Steuergelder ausgegeben werden!
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