Dienstag, 10. Mai 2011

Wenceslau de Moraes


Ich bin gerade mit dem lesen des Buches „O Bon Odori em Tokoshima“ (dt.: „Das Totenfest von Tokushima“), einem Werk von Wenceslau de Moraes, welches ich vor gut einer Woche angefangen habe zu lesen, fertig geworden.

Ehrlich gesagt, waren mir bis dato die Werke von Wenceslau de Moraes völlig unbekannt.
Als ich das einer Freundin gestand, musste die mir beichten, dass ihr alleine ein gewisser Wenceslau de Moraes schon überhaupt kein Begriff war, geschweige denn seine Werke!

Nun, so arg ist es um meinen Wissensstand über Wenceslau de Moraes nicht bestellt, aber ich muss gestehen, das ich erst durch das lesen eines seiner Bücher, mehr über den Mann erfahren habe, der so viel Liebe und Sympathie für den asiatischen Kontinent hegte, hier vor allen Dingen für Japan, und der zu den wichtigsten portugiesischen Schriftsteller des anfangenden 20. Jahrhunderts zählt.

Wenceslau de Moraes wird am 30. Mai 1854, als Wenceslaus José de Sousa Moraes, Sohn von Maria Amélia Figueiredo Moraes und Wenceslaus de Moraes, in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon geboren.

Er machte 1875, an der Lissabonner Marineschule (port.: Escola Naval de Lisboa), im Alter von nur 21 Jahren, seinen Offiziersabschluss, und dient daraufhin als Marineoffizier auf verschiedenen Kriegsschiffen der portugiesischen Kriegsmarine, die ihn nach Moçambique, Timor, Japan und schließlich 1885 auch nach Macau bringen.

Hier in Macau lässt er sich 1891, als ihn die portugiesische Kolonialverwaltung den Posten eines Hafenhauptmannes anbietet, auch nieder.
1893 wird er sogar Lehrer an der renommierten São José Oberschule (port.: Colégio de São José) in Macau.

Wenig später ehelicht er die Chinesin Wong Yog Chan und gemeinsam haben sie zwei Söhne.

Er freundet sich in Macau mit dem Schriftsteller Camilo Pessanha an, der ihn dazu animiert, seine schriftstellerische Kariere zu beginnen.
„Traços do Extremo Oriente - Sião, China e Japão“ wird 1895 sein erstes literarisches Werk.
Bis 1897 bereist er mehrere male Japan; ein Land dessen Menschen und Kultur es ihm angetan haben.
1897 erscheint auch sein Hauptwerk „Dai Nippon“ (dt.: „Das große Japan“), zu dessen Lesern auch der japanische Kaiser Meiji zählt, wie dieser ihm auch persönlich gesteht, als er ihn und den portugiesische Gouverneur von Macau 1898 empfängt.
1899 ernennt ihn der portugiesische König D. Carlos zum Konsul des Königreiches Portugal im japanischen Kobe und Osaka.

Der Umzug als Diplomat nach Japan fällt ihm nicht schwer, da er schon seit Jahren von seiner chinesischen Frau Wong Yog Chan und den gemeinsamen Söhnen getrennt lebt.

In Kobe kaum angekommen, beschließt er die japanische Geisha O-Yone Fukemoto, die er auf einer seiner Reisen durch das Land des Lächelns Jahre zuvor kennen gelernt hat, zu ehelichen.
Im Gegensatz zu seiner chinesischen Frau, mit der er eine Ehe voller Anspannungen führt, kommt er mit seiner japanischen Gattin wunderbar zu recht.

1904 erscheinen seine „Cartas do Japão“ (dt.: „Briefe aus Japan“), im Jahr darauf das Buch „O culto do chá“ (dt.: „Die Teekultur“) und 1907 das Werk „A vida japonesa“ (dt.: „Der japanische Alltag“).

Seine Ehefrau O-Yone Fukemoto verstirbt plötzlich am 20. August 1912 an einem Herzinfarkt.
Der Tod seiner zweiten Frau nimmt ihn so sehr mit, das er ein knappes Jahr nach ihrem Tod, am 10. Juni 1913 vom Konsulposten in Kobe und Osaka zurücktritt.

Er zieht nach Tokoshima, einer damaligen Kleinstadt in der gleichnamigen Präfektur, auf die Insel Shikoku, wo seine geliebte Ehefrau, die Geisha O-Yone Fukemoto, ursprünglich herkam, und wo auf ihrem Wunsch hin, ihre Asche, nach ihrem Tod, verstreut werden sollte.

1916 erscheint sein Buch „O Bon Odori em Tokoshima“ (dt.: „Das Totenfest von Tokushima“), das erste Werk das er nach dem Tod seiner geliebten Frau schreibt.
In den drauffolgenden Jahren erscheinen, unter anderem, noch die Werke „Ko-Haru“, „Relance da história do Japão“, „Os serões no Japão“ und „Relance da alma japonesa“.

Die Stadt Tokoshima und ihre Umgebung werden zur großen Inspiration der schriftstellerischen Werke von Wenceslau de Moraes, die sowohl in der portugiesischen als auch japanischen Literatur ihres gleichen suchen.
Hier in Tokoshima verstirbt Wenceslau de Moraes, unter bis heute völlig ungeklärten Umständen, plötzlich und unerwartet, am 01. Juli des Jahres 1929.

Das einzige was von ihm geblieben ist, sind seine detailgetreuen und für die damalige Zeit einzigartigen Beobachtungen und Erklärungen der asiatischen Kultur.
Ich freue mich auf das Lesen des nächsten Werkes von Wenceslau de Moraes.

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