Dienstag, 8. November 2011
Absurde verkehrspolitische Pläne
Endlich zuhause!
Heute war es nicht einfach nach hause zu kommen.
Seit heute morgen streiken die Öffentlichen Verkehrsmittel (port.: transportes públicos) landesweit.
Die Arbeiter der Transportunternehmen streiken, weil sie Angst um ihre Arbeitsplätze, und somit um ihre Zukunft, haben.
Vergangene Woche hat nämlich Prämierminister Pedro Passos Coelho angekündigt in ganz Portugal die Öffentlichen Verkehrsmittel zu reformieren.
Alleine hier in Lissabon sollen knapp 50 Bus- und Straßenbahnlinien des Verkehrsbetriebs „Carris“ gestrichen oder deren Streckenverlauf radikal gekürzt werden.
Außerdem stellt die Regierung die Fährverbindungen der Fährgesellschaft „Transtejo“ in Frage und die Betriebsdauer der Lissabonner Metro soll ebenfalls drastisch verkürzt werden.
Laut dem Verkehrsministerium sollen hier in Lissabon zukünftig 15 Bus- und Straßenbahnlinien der Verkehrsgesellschaft „Carris“ ihren Betrieb völlig einstellen und 33 andere städtische Buslinien ihren Streckenverlauf und ihre Fahrplanzeiten drastisch verkürzen.
Zwei Linien der „Transtejo“, der Gesellschaft die bisher die Fährverbindungen zwischen der Hauptstadt und den Städten am Südufer des Tejo sicherstellt hat, sollen nur noch zu Stoßzeiten (port.: horas de ponta) funktionieren. Die anderen Fährverbindungen sollen in ihrer Betriebszeit drastisch verkürzt werden.
So sollen demnach die Fährverbindung zwischen Belém und Porto Brandão / Trafaria und zwischen Cais do Sodré und Seixal nur noch lediglich morgens und abends funktionieren.
Die anderen Fährverbindungen, sollen nur noch bis maximal 22 Uhr aufrechterhalten werden.
Die Lissabonner Metro soll nicht, wie bisher, bis um 01 Uhr morgens ihren Dienst tun, sondern soll schon um 23 Uhr die Beförderung der Passagiere beenden.
Außerdem sollen die Linien, die die Lissabonner Vorstädte Amadora und Odivelas bedienen, dann schon zum Teil um 21:30 Uhr den Fahrbetrieb einstellen.
Es ist mir sehr wohl klar, dass in der wirtschaftlichen Lage in der wir uns gerade befinden, der Staat auch bei den Transportunternehmen einsparen muss.
Aber zwischen einer Einsparung und einer völlig blinden Rationalisierungswut wie sie jetzt die Regierung plant, ist ein meilenweiter Unterschied.
Wer Portugal kennt, weiß dass es hier viele Supermärkte, Shopping Centers, Restaurants, Cafés, Krankenhäuser, usw. gibt.
Tausende Menschen arbeiten dort bis spät in die Nacht als Verkäufer, Köchin, Kellner, Krankenschwester oder Wachmann und tragen somit zur Wirtschaft dieses Landes bei.
Doch diese arbeitenden Menschen müssen nach getaner Arbeit auch einmal nach hause.
Wenn sie also z.B. um Mitternacht oder um 1 Uhr morgens von ihrem Arbeitsplatz nach hause gehen wollen, müssen sie die Möglichkeit haben um diese Uhrzeit ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen zu dürfen.
Diese Möglichkeit wird ihnen genommen, wenn sich die Regierung mit ihren Sparmaßnahmen durchsetzt.
Von einem Minister oder Abgeordneter, der einen Chauffeur hat und der jederzeit auf den Fahrdienst des Parlaments zurückgreifen kann, sollte man wahrlich ein bisschen mehr Sensibilität und Realitätssinn erwarten.
Schließlich baden wir heute nur das aus, was die Politik und die gierige Finanzwelt seinerzeit fabrizieret haben.
Die verkehrspolitischen Maßnahmen, die die Regierung plant sind ein soziales Attentat auf all die schwer arbeitenden Bürgerinnen und Bürger, die tagtäglich ihren Beitrag zum Wohle dieses Landes leisten.
Ich würde mir manchmal wünschen Pedro Passos Coelho und seine Minister müssten ab und zu mit den Öffentlichen Verkehrsmittel zur Arbeit und nach Hause fahren.
Dann würden sie vielleicht ihre absurden und unverschämten Vorhaben noch einmal überdenken!
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