Samstag, 28. Januar 2012

Coimbra






Die traditionsreiche portugiesische Universitätsstadt Coimbra, ist Hauptstadt des gleichnamigen Verwaltungsdistrikts, Sitz eines Bischofs und die Geburtsstadt meines Vaters Antonio.
Coimbra liegt zwischen Lisboa und Porto, in der Hügellandschaft der Beira Litoral am rechten Ufer des Rio Mondego, der hier den kreidigen Bergzug der Serra de Lorvão umfließt.
Die Stadt selber hat in etwa 100.000 Einwohner, von denen ca. 30.000 Studenten sind. Mit Vororten bringt es die Stadt auf etwa 150.000 Einwohner.

Der Besuch der Stadt Coimbra ist wegen ihrer beachtlichen Baudenkmäler, die zu einem Großteil aus der Regierungszeit König Manuels I entstammen, wie auch wegen der Fülle anderer Kunstschätze sehr empfehlenswert.

Die Anfänge der Stadt reichen, wie Funde belegen, bis in die vorchristliche keltische Zeit zurück.
Die Römer gründeten hier eine Stadt, die sie „Aeminium“ nannten.
Ihr heutiger Name geht allerdings auf den römischen Ort „Conimbriga“ zurück, der im Jahre 468 von den Sueben zerstört wurde, und dessen Ruinen heute unmittelbar in der Nähe der Stadt Coimbra liegen.

Nach den Römern und Sueben kamen die Mauren in die Stadt.
Die arabischen Mauren eroberten im Jahre 711 den Ort und nannten ihn Kulumriyya. Sie blieben bis zum Jahre 1064 hier.
In diesem Jahr wurde die Stadt dann von Fernando dem Großen von Kastilien und Leon für „die Christenheit“, wie es damals hieß, erobert.
Im 12. Jahrhundert, von 1139 bis 1256, wurde Coimbra dann zur Hauptstadt des neu gegründeten portugiesischen Königreiches ernannt.

Nach Verlegung der Hauptstadt nach Lissabon erhielt die Stadt als Entschädigung im Jahre 1308 eine Universität, die bis 1911 die einzige in Portugal war (bitte lesen sie hierzu auch meinen Eintrag „Die Universität von Coimbra“, vom 18. Januar 2012).
Diese Universität hat das Kultur- und Geistesleben von Coimbra ganz entscheidend geprägt, und prägt dieses heute noch.
Wer es als Jurist, in der Wirtschaft oder Politik zu etwas besonderem bringen will, hat mit einem Abschluss an der traditionsreichsten Hochschule des Landes die besten Chancen.

Außer seiner alten und ehrwürdigen Universität und den dazugehörenden Botanischen Garten hat Coimbra noch zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Ich habe hier einmal die für mich schönsten aufgeführt:

• Convento de Santa Cruz (dt.: Heiligkreuzkloster) – Beim Convento de Santa Cruz handelt es sich um einen ehemaligen Augustinerkloster, der an der Ostseite der Praça 8 de Maio, dem Mittelpunkt des städtischen Lebens in Coimbra, liegt. Er wurde im Jahre 1131 gegründet und über die Jahrhunderte hinweg erweitert und verändert. Eine der grundlegendsten Veränderungen fand im 15. und 16. Jahrhundert unter König Manuel I und seinen gefeierten Baumeistern Boytaca und Nicolas de Chanterène statt. Von ihnen stammen z.B. die kostbar ausgestattete Kanzel und die Sakristei der einschiffigen Klosterkirche. Besonders sehenswert ist der Chor der Kirche. Er beherbergt die spätgotischen Grabmäler der ersten beiden portugiesischen Könige, Afonso Henriques und Sancho I. Sie wurden einstmals von König Manuel I in Auftrag gegeben, und dann von Nicolas de Chanterène erschaffen. Im Nordflügel des Klosterkomplexes ist heute das Rathaus von Coimbra (port.: Camara Municipal) untergebracht.

• Sé Velha (dt.: Alte Kathedrale) – Die Sé Velha in der Altstadt von Coimbra, ist ein festungsartiger romanischer Bau, der im 12. Jahrhundert im Auftrag von König Afonso Henriques erbaut wurde. Wie alle Wehrkirchen hat auch diese ein schmuckloses, zinnengekröntes Äußeres. Aber das dreischiffige Innere der Kathedrale, mit den prächtigen Seitenkapellen, ist umso sehenswerter. Vor allem der spätgotische Hochaltar sowie der Renaissancetaufstein sind beachtenswert.

• Sé Nova (dt.: Neue Kathedrale) – Die Neue Kathedrale ist ein ursprünglich für die Jesuiten erbauter Bau. Mit der Errichtung der Kirche begann man im 16. Jahrhundert. Die Bauarbeiten zogen sich aber weit bis ins 17. Jahrhundert hinein. Seit der Verbannung der Jesuiten aus Portugal im Jahre 1772 fungiert dieses Kirchenhaus als die Neue Kathedrale der Stadt.

• Museu Nacional de Machado de Castro (dt.: Nationalmuseum Machado de Castro) – Dieses in der Kirche São João und dem dazugehörenden ehemaligen Bischofspalast untergebrachte Museum ist nach dem in Coimbra geborenen Bildhauer Joaquim Machado de Castro benannt. Zu den Exponaten dieses Museums gehören u. a. römische Ausgrabungsfunde, mittelalterliche Sarkophage, romanische und gotische Skulpturen, Stein- und Holzbildwerke, Goldschmiedearbeiten, Möbel, Gobelins, sakrale Kunst und Gemälde des 16. – 18. Jahrhunderts, darunter auch einige bedeutende Werke flämischer Maler.

• Convento de Santa Clara-a-Velha (dt.: Altes Klarissinnenkloster) – Auf dem linken Ufer des Flusses Mondego liegen die, teilweise im Schwemmland versunkenen, Ruinen des Klosters Santa Clara, das im Jahre 1286 gegründet wurde und dann allmählich durch Überschwemmungen des Flusses zerstört wurde. In diesem Kloster verbrachte Königin Isabel, die Gemahlin von König Dinis, die später von der katholischen Kirche als „Rainha Santa Isabel“ (dt.: „Heilige Königin Isabel“) heilig gesprochen wurde, ihre letzten Jahre als Franziskanerin und hier wurde sie auch begraben. Später, nach der Zerstörung des Klosters Santa Clara-a-Velha wurde die Heilige Königin Isabel im nahe gelegenen und neu gegründeten Kloster Santa Clara-a-Nova umgebettet. Santa Isabel ist heute die Stadtpatronin von Coimbra.

• Convento de Santa Clara-a-Nova (dt.: Neues Klarissinnenkloster) – Durch die ständigen Überschwemmungen wurde das Alte Klarissinnenkloster (port.: Convento de Santa Clara-a-Velha) im 17. Jahrhundert aufgegeben und nur wenige hundert Meter weiter, auf dem Monte da Esperança (dt.: Hügel der Hoffnung), wurde dann ab dem Jahr 1649 mit dem Bau des neuen Klarissinnenklosters Convento de Santa Clara-a-Nova begonnen. Die im Stile der Renaissance erbaute Klosterkirche ist voll und ganz der heiligen Isabel, der Schutzpatronin von Coimbra und Gemahlin König Dinis, gewidmet. Die Kirche und die Räumlichkeiten in denen heute ein kleines Militärmuseum untergebracht ist, können besichtigt werden. Die anderen Gebäudeteile sind allerdings nicht zugänglich, da sie heute als Kaserne dienen.

• Quinta das Lagrimas (dt.: Landgut der Tränen) – Unweit der Klöster Santa Clara-a-Velha und Santa Clara-a-Nova liegt das Landgut Quinta das Lagrimas. Auf diesem Landgut, das heute ein exzellentes Hotel beherbergt, soll Ines de Castro, die Geliebte und spätere heimliche Gemahlin von König Pedro I im Jahre 1355 ermordet worden sein. An die tragische Liebesgeschichte von Pedro und Ines, die selbst den englischen Nationaldichter William Shakespeare zu seinem Werk „Romeo und Julia“ inspiriert haben soll, erinnert heute im Park der Quinta das Lagrimas die Fonte dos Amores (dt.: Quelle der Liebenden).

• Portugal dos Pequenitos (dt.: Portugal der Kleinen) – In diesem im Jahre 1940 angelegten Park für Kinder sind die bedeutendsten Baudenkmäler Portugals im Miniaturformat nachgebaut, ebenso wie die typischen Wohnhäuser und Gebäude der ehemaligen Überseegebiete in Afrika, Brasilien, China und Indien. Die Miniaturbauten sind von schönen Grünanlagen umgeben, so dass der Besuch des Parks nicht nur für Kinder ein Ereignis ist.


Außerhalb von Coimbra liegt eine weitere Sehenswürdigkeit, die ich jedem Besucher der Stadt nur wärmstens empfehlen kann.
Etwa 15 km südlich von Coimbra, an der alten römischen Verbindungsstraße von Lissabon (röm.: Olisipo) nach Braga (röm.: Bracara Augusta), erstreckt sich das ausgedehnte Ruinenfeld von „Conimbriga“.
Dieser zerstörten Ruinenstadt verdankt Coimbra seinen heutigen Namen.
Conimbriga wurde einstmals im 2. Jahrhundert v. Chr. von den Römern gegründet und etwa 600 Jahre später, im Jahre 468 n. Chr. von den Sueben zerstört.
Die zahlreichen Haus- und Thermenruinen sowie die Brunnenanlagen demonstrieren, nicht zuletzt wegen ihrer teilweise gut erhaltenen Mosaiken, den Geschmack und Reichtum der damaligen Bürger dieser Kleinstadt.
Die Ausgrabungsarbeiten dauern noch immer an, doch schon heute ist klar, das Conimbriga der größte Ruinenkomplex aus römischer Zeit in Portugal ist.

Coimbra hat im laufe der Jahrhunderte viele berühmte Persönlichkeiten hervorgebracht, die in dieser Stadt geboren und gestorben sind oder hier einfach nur gewirkt haben.
Die wichtigsten Söhne und Töchter Coimbras sind:

• Afonso I Henriques / erster König von Portugal – Er machte Coimbra zur Hauptstadt des Reiches und hier verstarb er am 06. Dezember 1185
• Afonso II / dritter König von Portugal – Er wurde in Coimbra im Jahre 1185 geboren und verstarb hier im Jahre 1223
• Afonso III / fünfter König von Portugal – Geboren am 05. Mai 1210 in Coimbra
• Afonso IV / siebter König von Portugal – Er wurde am 08. Februar 1291 in Coimbra geboren
• Álvaro Cunhal / Politiker und kommunistischer Führer – Geboren am 10. November 1913 in Coimbra
• Carlos Paredes / Gitarrist – Dieser Virtuose der Portugiesischen Gitarre wurde am 16. Februar 1925 in Coimbra geboren
• Dinis I / König von Portugal – Er ist der Begründer der altehrwürdigen Universität von Coimbra
• Filipe Albuquerque / Rennfahrer – Geboren in Coimbra am 13. Juni 1985
• Isabel / Königin und Heilige – Die Gemahlin von König Dinis I und heutige Stadtpatronin von Coimbra wurde von der katholischen Kirche im Jahre 1625 heilig gesprochen. Nach dem Tod ihres Mannes hat sie im Klarissinnenkloster Convento de Santa Clara-a-Velha die letzten zehn Jahre ihres Lebens verbracht
• Ines de Castro / Gemahlin des späteren Königs Pedro I – Sie wurde auf Geheiß von König Afonso IV, dem Vater ihres Ehemannes Pedro, im Jahre 1355 in der Quinta das Lagrimas ermordet
• Joana Ramos / Judoka – 1982 in Coimbra geboren
• Joaquim Machado de Castro / Bildhauer – Er wurde am 19. Juni 1731 in Coimbra geboren. Sein berühmtestes Werk ist das Reiterstandbild von König José I auf der Praça do Comércio in Lissabon. Nach ihm ist das wichtigste Museum der Stadt Coimbra benannt
• José Antonio Carlos de Seixas / Cembalist und Komponist – 1704 in Coimbra geboren
• Schwester Lucia / Nonne – Schwester Lucia (port.: Irmã Lucia) starb am 13. Februar 2005 als Karmeliterin im Kloster Santa Teresa in Coimbra. Sie, ihre Cousine Jacinta und ihr Cousin Francisco waren die „Drei Hirtenkinder von Fatima“ (port.: „Três pastorinhos de Fatima“), denen im Jahre 1917 die Jungfrau Maria erschienen sein soll
• Miguel Veloso / Fußballer – Am 11. Mai 1986 in Coimbra geboren
• Pedro Nunes / Mathematiker – Er verstarb im Jahre 1578 in Coimbra
• Pedro Passos Coelho / Politiker – Der aktuelle Premierminister Portugals wurde am 24. Juli 1964 in Coimbra geboren
• Sancho I / zweiter König von Portugal – Er wurde im Jahre 1154 in Coimbra Geboren und verstarb hier im Jahre 1211
• Sérgio Conceição / Fußballer – Am 14. November 1974 in Coimbra geboren

Coimbra hat 21 Partnerstädte.
Eine von ihnen ist die deutsche Stadt Halle an der Saale, in Sachsen-Anhalt.
Andere Partnerstädte sind z.B. Salvador, Curitiba und Santos in Brasilien, Aix-en-Provence und Poitiers in Frankreich oder Santiago de Compostela und Salamanca in Spanien.

Eine Sehenswürdigkeit, bzw. einen meiner Lieblingspunkte in Coimbra, habe ich mir zum Schluss dieses Blogeintrages aufgehoben.
Sollte es sie einmal nach Coimbra verschlagen, so besuchen sie unbedingt den Penedo da Saudade (port.: Felsen der Sehnsucht), der nordöstlich des Botanischen Gartens liegt.
Von diesem traditionellen Studententreffpunkt hat man eine der schönsten Aussichten über Coimbra.
Sie werden diesen prächtigen Ort lieben!

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