Sonntag, 15. Januar 2012

Brites, die Bäckerin von Aljubarrota


Brites de Almeida wurde um das Jahr 1350 herum, in der Stadt Faro, an der Algarve, geboren, wo ihr Vater eine kleine Weinwirtschaft (port.: taberna) besaß.

Das ganze Leben dieser Frau, die tatsächlich einmal gelebt hat, basiert auf einer Legende, die heute noch, nach vielen, vielen Jahrhunderten, hier in Portugal gerne erzählt wird.

Der Legende nach war Brites de Almeida nicht gerade mit Schönheit gesegnet. Sie soll dickleibig gewesen sein, krauses Haar und eine Hakennase gehabt haben und außerdem sollen je sechs Finger ihre beiden Hände geziert haben.
Der Geschichte nach, muss Brites wohl ein recht schwieriges Kind gewesen sein, wohl das, was man heute hier in Portugal eine „Mariarapaz“ (dt.: ein Mannsweib) nennt.
Man sagt ihr nach, dass sie ihren Eltern das Leben nicht gerade einfach machte, denn ihre Lieblingsbeschäftigungen waren das Raufen und das Saufen, was für eine junge Frau von damals, und auch heute, nicht gerade eine erbauliche Lebensart war und ist.
Als sie 20 Jahre alt ist stirbt zuerst ihr Vater, und dann ein paar Monate später, auch ihre Mutter.

Nach dem Tod ihrer Eltern lernt sie einen jungen Soldaten kennen, der sie wohl mehr liebte, als sie ihn.
Eines Tages macht er ihr, wohl im betrunkenen Zustand, einen Heiratsantrag und bedrängt sie übermütig. Brites schlägt ihn daraufhin kurz und klein und rammt ihm ein Messer in die Brust.
Ihrer schweren Tat bewusst, verlässt sie sofort Faro auf dem erstbesten Schiff, das zum Auslaufen bereit ist.
Das Schiff ist auf dem Weg ins spanische Kastilien, wird aber nur zwei Tage nach dem Auslaufen in Faro von algerischen Piraten geentert und sie und alle anderen Passagiere werden als Sklaven nach Algier verkauft.
In Algier gelingt ihr die Flucht und sie nimmt wieder ein Schiff, diesmal eines in Richtung Heimat.
In Ericeira, nördlich von Lissabon, geht sie an Land. Da sie immer noch wegen Totschlags gesucht wird, schneidet sie sich die Haare kurz, verkleidet sich als Mann und verdient ihren Lebensunterhalt erst einmal als Eselstreiberin.
Irgendwann ist sie aber das ständige Flüchten leid, lernt einen Bäcker aus Aljubarrota kennen und heiratet diesen.

Als sich am 14. August 1385, auf einem Feld unweit ihrer Bäckerei, die Truppen Kastiliens und die Truppen Portugals, letztere befehligt von König João I und seinem großen Feldherren Nuno Álvares Pereira, sich in der Schlacht von Aljubarrota gegenüber stehen, hält es Brites nicht mehr zuhause aus.

In der Nähe des Feldes, auf dem die Schlacht tobt, hilft sie dem portugiesischen Heer, das in der Unterzahl ist und daher jede Hilfe gebrauchen kann, Gräben auszugraben und mit Fallen für die kastilischen Reiter zu drapieren, so genannten „Krähenfüße“, um die Pferde und die Füße der kastilischen Soldaten zu verletzen.
Die Portugiesen gewinnen, wie wir heute wissen, die Schlacht von Aljubarrota und die Kastilier werden in die Flucht geschlagen.

Als Brites an diesem Tag erschöpft in ihre Bäckerei zurückkehrt, sieht sie dass das Schloss ihrer Backstubentür aufgebrochen ist. Ihr wird klar, dass sich kastilische Feinde auf der Flucht in ihrer Bäckerei versteckt haben. Nach kurzem suchen, findet sie sieben kauernde kastilische Soldaten in ihrem Backofen.
Sofort nimmt sie ihren Brotschieber und machte kurzen Prozess.
Sie erschlägt die sieben Soldaten einen nach dem anderen – sozusagen „Sieben auf einen Streich“!

Bei dieser, von der Phantasie beflügelten Geschichte, handelt es sich fraglos um eine Legende, die als Beiwerk zu dem Wunder der Schlacht von Aljubarrota, in der eine kleine portugiesische Armee eine Übermacht Kastiliens besiegte, alsbald nach der Schlacht überall erzählt wurde.

Aber obwohl nur eine Legende, so hat es Brites de Almeida dennoch zu einer portugiesischen Heldin gebracht, die später in vielen Geschichten und Volksliedern verherrlicht wurde, die heute noch erzählt und gesungen werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen