Dienstag, 19. Januar 2010
Entweder man mag sie nicht oder man mag sie überhaupt nicht
Am Samstag, als ich mit meiner Arbeitskollegin Bea zur BTL (port.: Bolsa de Turismo de Lisboa / dt.: Lissabonner Tourismusbörse) gefahren bin, haben wir im Bus mehrere Themen angeschnitten.
Bea und ich können nämlich wunderbar über die unterschiedlichsten Themen reden.
Unter anderem fragte mich Bea wie ich, bzw. wir Portugiesen zu unseren spanischen Nachbarn stehen.
Also versuchte ich Bea schonend beizubringen, das die portugiesische Welt (ja, es gibt sie tatsächlich, die portugiesische Welt!) sich, ganz vereinfacht gesagt, in eine Gruppe aufteilt die die Spanier nicht mag und in eine Gruppe die sie überhaupt nicht mag.
Man muss aber fairer Weise sagen das die erste Gruppe leicht im Vorteil ist.
Heutzutage haben wir uns hier in Portugal an unseren iberischen Nachbarn einigermaßen gewöhnt, vielleicht weil uns das „gemeinsame Europa“ das aufzwingt.
Das war aber nicht immer so!
Es gab eine Zeit, besonders die zwischen 1580 und 1640, da herrschte Spanien über Portugal, mit all seiner Macht, Strenge, Gewalt und Brutalität.
Diese Jahre eines „gemeinsamen Königreiches von Spanien und Portugal“ waren wohl die schwärzesten in der Geschichte Portugals.
Das haben wir den Spaniern nicht vergessen!
Für Spanien waren wir hier in Portugal nichts weiter als eine ihrer Kolonien, so wie Peru, Bolivien oder Mexiko.
Sie wollten, mit aller Macht, dass wir intellektuell und gesellschaftlich zu Musterspaniern werden. Wir wurden gezwungen spanisch zu sprechen, spanisch zu schreiben und sogar spanisch zu denken!
Aber da hatten die Spanier wenig Erfolg.
Denn wir Portugiesen waren schon immer ein Volk das nach dem Motto lebt: „Die Gedanken sind frei!“
Heute hat sich das Verhältnis zwischen uns Portugiesen und unseren Nachbarn sehr verändert.
Natürlich gibt es heute nicht mehr diese Hispanofobie wie noch vor ein paar Jahrzehnten.
Aber wir sind noch meilenweit von einer Hispanoeuphorie entfernt.
Wie weit unsere zwei Nationen eigentlich auseinander sind, obwohl wir so nahe bei einander leben, zeigt sich z.B. daran, das man an fast jedem Lissabonner Kiosk die „Financial Times“ kaufen kann, während man nach dem spanischen „El Mundo“ lange suchen muss.
Auch werden im portugiesischen Fernsehen jeden Tag amerikanische, englische und sogar deutsche Filme gezeigt, während spanischen TV-Beiträge vielleicht nur zwei oder drei Mal im Monagt laufen.
Die Welt kommt für uns, genauso wie z.B. in Deutschland, auf Englisch daher, und nicht auf Spanisch!
Nur eines bringen wir hier in Portugal nicht fertig:
Wir schaffen es nicht, Obama in der Beliebtheitsskala vor den spanischen König Juan Carlos zu platzieren.
Juan Carlos ist hier in Portugal so beliebt, das er sogar vielen portugiesischen Politikern den Rang abläuft.
Die Welt, sowohl die portugiesische als auch die spanische (denn ja, genauso wie es eine portugiesische Welt gibt, so gibt es auch eine spanische!), hat sich in den letzten Jahren verändert.
Auch wenn viele es hier auf der Iberischen Halbinsel nicht wahr haben wollen:
Wir sind auf dem Weg, zwar langsam aber sicher, uns näher zu kommen!
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